20.11.2013 Aufrufe

Quelle: Jens Peter P aul : Bilanz einer gescheiterten Kommunikation

Quelle: Jens Peter P aul : Bilanz einer gescheiterten Kommunikation

Quelle: Jens Peter P aul : Bilanz einer gescheiterten Kommunikation

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Quelle</strong>: <strong>Jens</strong> <strong>Peter</strong> P a u l : <strong>Bilanz</strong> <strong>einer</strong> <strong>gescheiterten</strong> <strong>Kommunikation</strong> (Dissertation)<br />

38<br />

BILANZ EINER GESCHEITERTEN KOMMUNIKATION<br />

_________________________________________________________________________________________________________________<br />

und als solches abhängig von der Entwicklung vieler Wechselkurse, bezeichnete die<br />

Vertiefung der europäischen Integration in seinem Vortrag als „Ergebnis eines<br />

Wechselspiels von Politik und Wirtschaft“, in dem die entscheidenden Impulse wie<br />

Etablierung von EWG, EWS, Binnenmarkt und EWU regelmäßig von der Politik<br />

ausgegangen seien. Die hierfür maßgeblichen Politiker wie Schuman, Adenauer,<br />

Schmidt, Balladur, Genscher und Kohl seien ihrer Zeit weit voraus gewesen „und<br />

auch den Unternehmenslenkern“. Heraeus‘ Beleg:<br />

Welcher Unternehmensführer mit Ausnahme einiger pro-europäischer Aktivisten<br />

nahm schon 1988 oder noch sogar 1993 die Perspektive <strong>einer</strong> termingerechten<br />

Verwirklichung der EWU ernst? 100<br />

Die Politik habe mit der Währungsintegration die Unternehmen unter Zugzwang<br />

gesetzt und nicht umgekehrt, so Heraeus‘ Fazit. Dieses wiederum sei aber nur<br />

„sinnvoll und erfolgreich“ gewesen, „weil sich nach dem 2. Weltkrieg in Europa ein<br />

außerordentlich intensiver Waren- und Dienstleistungshandel entwickelt hat“. Motor<br />

der Integration sei aber, so der – unter seinesgleichen bestens vernetzte – Unternehmer,<br />

zu jeder Zeit eine kleine Gruppe von Staatsmännern gewesen:<br />

Die Schaffung <strong>einer</strong> Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion ist, bei allen<br />

wirtschaftlichen Argumenten, selbstverständlich ein zutiefst politisches<br />

Vorhaben.<br />

Ralf Dahrendorf traute dieser Darstellung in s<strong>einer</strong> Skepsis gegenüber der EWU,<br />

der er schon elf Jahre vor den Bild-Schlagzeilen über die „Pleite-Griechen“ mit<br />

Blick auf Einheit und Einigkeit Europas zerstörerisches Potential zuschrieb, allerdings<br />

nicht, wie aus seinem Beitrag zu dieser Veranstaltung 1999 hervorging, aber<br />

das Gegenteil konnte er ebenfalls nicht beweisen. Noch weniger wollte er – wie<br />

Esser – einstimmen in unreflektierte, unkritische Abgesänge auf den Nationalstaat,<br />

denn dieser und nur dieser könne Bürgerrechte und Bürgerfreiheiten garantieren:<br />

Nationalstaaten haben die Kompetenz, das Nötige zu tun; es kommt nur darauf<br />

an, daß ihre Führer auch kompetent sind und ihre Chancen ergreifen. 101<br />

100 Alle Heraeus-Äußerungen wurden seinem Vortrag „Politik im Schlepptau europäisierter<br />

Unternehmen“ entnommen, gehalten auf dem erwähnten Symposium der Landeszentralbank<br />

in Hessen und des Center für Financial Studies vom 22. Februar 1999 in Frankfurt am<br />

Main. Zitate nach der Symposiums-Dokumentation, herausgegeben von den Veranstaltern<br />

im Mai 1999, S. 45. Der Referent distanzierte sich eingangs von dem Umstand, daß<br />

ihm sein Thema „ohne Frage- und ohne Ausrufungszeichen“ vorgegeben worden sei.<br />

Auf Devisengeschäfte spezialisierte US-Hedgefonds waren der Idee <strong>einer</strong> EWU nie<br />

freundlich gesonnen, sondern erlebten sie als Beeinträchtigung ihres Geschäftsmodells,<br />

wie FX-Concepts-Eigner John Taylor elf Jahre nach ihrer Durchsetzung erklärte: „Die Einführung<br />

des Euro hat unserer Branche ziemlich zugesetzt – es gab schlicht weniger verfügbare<br />

Währungspaare.“ Insofern habe Europa Hedgefonds gegenüber „noch einiges<br />

gutzumachen“ – und zwar bevorzugt, so Taylor, durch eine – angeblich überfällige – Re-<br />

Nationalisierung der Währungen (Die D-Mark würde den Dollar alt aussehen lassen – Interview<br />

mit John Taylor in Financial Times Deutschland vom 16. Juli 2010).<br />

101 Lord Ralf Dahrendorf: Nationale Politik – Erosion oder Wiederkehr? Vortrag auf einem<br />

Symposium der Landeszentralbank in Hessen und des Center für Financial Studies vom<br />

22. Februar 1999 in Frankfurt am Main; a. a. O., S. 14.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!