Der schmale Weg - Dr. Lothar Gassmann
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sich in verschiedenen Religionen, und<br />
man nennt dies „insider movement“,<br />
also: „Insider-Bewegung“. Eine Gruppe<br />
von Menschen will Jesus nachfolgen,<br />
lebt aber bewusst (mitunter auch zum<br />
Schutz vor Verfolgung) im sozio-kulturellen<br />
Umfeld seines Landes und „behält<br />
(von dort) einige Elemente der (alten)<br />
religiösen Lebensweise“ weiterhin bei<br />
[29]. Man beachte sorgfältig, wie die<br />
Kapstädter Verpflichtung versucht, darauf<br />
zu reagieren; teilweise ist es der<br />
Versuch einer Gratwanderung:<br />
„Dies ist ein komplexes Phänomen und es<br />
gibt darüber viel Uneinigkeit, wie man darauf<br />
reagieren sollte. Einige empfehlen derartige<br />
Bewegungen. Andere warnen vor der<br />
Gefahr des Synkretismus. Synkretismus ist jedoch<br />
eine Gefahr, die wir überall unter den<br />
Christen finden, (auch) wenn wir unseren<br />
Glauben in unseren eigenen Kulturen ausdrücken.<br />
Wenn wir Gott auf unerwartete<br />
und unfamiliäre Weise am Wirken sehen,<br />
dann sollten wir zwei Tendenzen vermeiden:<br />
entweder (i) dies hastig zu klassifizieren<br />
und es als neue Missionsstrategie zu fördern,<br />
oder (ii) dies hastig zu verurteilen, ohne sensibel<br />
auf den Kontext zu achten.“ [30]<br />
Wenn an anderer Stelle so deutlich aufgerufen<br />
wird, die Bibel ins Zentrum zu<br />
stellen, ihr in Lehre und Praxis den<br />
höchsten Platz zu geben [31], dann<br />
stellt sich hier die Frage: Was kann es<br />
bedeuten, und was kann es niemals bedeuten,<br />
„Gott auf unerwartete und unfamiliäre<br />
Weise am Wirken“ zu sehen? Ist<br />
die „Insider-Bewegung“ nicht eine Art<br />
religiöser Weltanschauung voll täglicher<br />
Kompromisse, die zwar ‚christlich angehaucht’<br />
ist, die aber in keiner Weise auf<br />
dem Boden Heiliger Schrift steht? In Bezug<br />
auf den deutlichen Bruch mit der<br />
alten Lebensweise schrieb Paulus etwas,<br />
das meines Erachtens auch hier zutrifft:<br />
„Ihr aber habt Christus nicht so kennengelernt!“<br />
(Eph. 4,20) Die „Insider-Bewegung“<br />
hat in der Tat ein synkretistisches<br />
Lebens- und Missionskonzept.<br />
Israel nicht mehr Gottes auserwähltes<br />
Volk? Ein Kapstadt-Märchen<br />
Anfangs Januar 2011 verbreitete die<br />
„Internationale Christliche Botschaft Jerusalem“<br />
(ICEJ) in ihrem Nachrichtendienst<br />
unter der Überschrift „Die Irrtümer<br />
von Rom und Lausanne III“ einen<br />
Artikel von Malcolm Hedding [32].<br />
Hedding (er ist der Geschäftsführende<br />
Direktor der ICEJ) vergleicht dabei das<br />
Ergebnis einer römisch-katholischen<br />
Synode im Nahen Osten mit dem Kongress<br />
für Weltevangelisation. Er ist schockiert<br />
und schreibt:<br />
„... Merkwürdigerweise stimmte diese Zusammenkunft<br />
führender Evangelikaler vollständig<br />
mit den in Rom versammelten Bischöfen<br />
überein, in ihrer Konferenzerklärung<br />
heißt es: ‚…keine einzige ethnische Gruppe<br />
kann noch länger von sich behaupten ‚Gottes<br />
auserwähltes Volk‘ zu sein…Wir sind der festen<br />
Überzeugung, dass dem besonderen und privilegierten<br />
Platz, der heute dem jüdischen Volk oder<br />
dem modernen Staat Israel von bestimmten Formen<br />
des Dispensationalismus oder des Christlichen<br />
Zionismus eingeräumt wird, widersprochen<br />
werden sollte, da sie die essentielle Einheit des<br />
Volkes Gottes in Christus leugnen.’ Diese Evangelikalen<br />
sehen daher auch keinerlei biblische<br />
Bedeutung in der Wiederherstellung Israels.<br />
...“<br />
<strong>Der</strong> <strong>schmale</strong> <strong>Weg</strong> Nr. 2 / 2011 27