Hoisdorf Jubiläums-Festschrift 75 Jahre 1922-1997 - Hahn's home ...
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<strong>75</strong> JAHRE SCHULLANDHEIM HOlSDORF<br />
<strong>Hoisdorf</strong> während der Luftangriffe auf Hamburg 1943<br />
von Olto Sahrhage<br />
Der Schriftsteller Ralf Hochhuth<br />
versuchte 1Il der Tragödie<br />
SOLDATEN den Überlegungen<br />
W. Clll/rehills nachzugehen, die<br />
ihn bewogen l<br />
den 11 Feuerstur11l<br />
Gomorrha in Hamburg zu entfachen.<br />
Der' Schriftsteller Hans Erich<br />
Nossack beschrieb die Bombardierll11g<br />
Hamburgs ün<br />
UNTERGANG (suhrkamp texte<br />
9). Er befand sich in jenen Juli<br />
Nächten in einer Hütte in der<br />
Nähe von Horst bei Maschen.<br />
Am 17. Juli 1943 fuhren Otto<br />
Sahrhage und seine Frau zur Beaufsichtigung<br />
einer Feriengruppe<br />
hinaus nach Hoisdorj Über die<br />
Luftangriffe auf Hmnburg berichtete<br />
er (gekürzt und gestrafft wie·<br />
dergegeben):<br />
Im Heim herrschte tiefe Ruhe,<br />
und alles lag im<br />
ersten festen Schlaf,<br />
Ich hatte mich in<br />
meinem Buch festgelesen,<br />
hörte aber<br />
bald das schwach<br />
von Hamburg her·<br />
übertönende<br />
Warnsignal, ehe<br />
laut und deutlich<br />
die Sirenen von<br />
Ahrensburg und<br />
Großhansdorf<br />
folgten. Gleich darauf<br />
setzte das Ab·<br />
wehrfeuer der Flak<br />
ein, Inzwischen<br />
waren alle Mädchen<br />
aufgestanden<br />
und hatten sich auE<br />
der Diele versammelt, die wir ja<br />
als splittersicheren Schutzraum<br />
benutzen konnten. Der Blick in<br />
Richtung Hamburg ließ uns<br />
erschauerl1. Schon konnten wir<br />
in langer Front die Brände sehen.<br />
Ununtt~rbrochen hörten<br />
wir das Motorengebrumm der<br />
Flugzeuge und die Detonation<br />
der Bomben. Nach etwa 90<br />
Minuten trat Ruhe ein, und wir<br />
kOlU1ten das Bett wieder aufsuchen.<br />
Am anderen Morgen es<br />
war Sonntag wollte es uns<br />
scheinen, als ob die Sonne das<br />
Aufstehen vergessen hätte. Von<br />
Hamburg her zogen die dicken<br />
Rauchschwaden der Brände<br />
und ließen uns den blauen<br />
Himmel des Sommertages nur<br />
ahnen. Die Sonne stand wie im<br />
Winter als blutrote Scheibe<br />
hinter braungelbem Gewölk.<br />
Den Tag verbrachten wir alle in<br />
großer Ungewißheit Ausflügler<br />
wie sonst des Soru1tags kamen<br />
nicht durch das Dorf. Die Telefonverbindung<br />
nach Hamburg<br />
war unterbrochen. Am Nachmittag<br />
endlich hatten sich die<br />
Schwaden verzogen. Da setzte<br />
in Hamburg der Tagangriff ein,<br />
und der Abwehrkampf zog sich<br />
über unser Dorf hinweg nach<br />
Osten zu. \Nir sahen die Feindflugzeuge<br />
in riesiger Höhe,<br />
sahen die Jäger und beobachteten<br />
mehrere Abschüsse. Am<br />
Spätnachmittag fuhr ich dann<br />
r:l'slschrifl<br />
nach Schmalenbeck hinüber,<br />
um zu versuchen, eine Telefonverbindung<br />
mit Hamburg zu<br />
bekommen. Aber auch von dort<br />
war das nicht möglich. Am<br />
Bahnhof in Großhansdorf begegneten<br />
mir die ersten Flüchtlinge<br />
aus der Stadt. Ihnen standen<br />
die Schrecken der Nacht<br />
noch in den Gesichtern. Als ich<br />
im Heim wieder anlangte, waren<br />
auch dort inzwischen zahlreiche<br />
ausgebombte Hamburger<br />
eingetroffen Durch Zusammenrücken<br />
und Umlegungen<br />
schaffte ich freie Betten.<br />
Immer mehr Hamburger trafen<br />
ein, darunter verschiedene<br />
ehemalige und jetzige Schüler<br />
mit ihren Angehörigen, die teils<br />
im Schullandheim, teils in der<br />
gegenüberliegenden Jugendherberge<br />
untergebracht \-verden<br />
konnten. In der Nacht vom 27.<br />
Zum 28. Juli holten die Bomber<br />
zum nächsten Schlag aus. Bei<br />
diesem Angriff flogen die von<br />
Osten kommenden Flugzeuge<br />
über <strong>Hoisdorf</strong> hinweg und<br />
erfüllten die Luft mit dröhnendem<br />
Motorengeräusch. V\'ieder<br />
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