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Umgang mit Kinderarmut am Beispiel von <strong>Göttingen</strong><br />

Die ökonomische Situation ist im modernen Wohlfahrtsstaat durch Kinder immer<br />

erschwert, weil das Einkommen für den Lebensunterhalt weiterer Personen (des/der<br />

Kinde/s/r) ausreichen muss. Lohnzahlungen orientieren sich durch das freie<br />

Vertragsrecht nicht an der Lebenssituation. Kinderlosigkeit wird ökonomisch prämiert,<br />

denn staatliche Transferzahlungen können die Aufwendungen der Eltern nicht<br />

ausgleichen (vgl. Olk/ Mierendorff 1998: 244). Kinder sind ein ökonomischer<br />

Kostenfaktor, dessen Risiko die Eltern als Privatpersonen tragen müssen. Gleichzeitig<br />

erleben sie erschwerte Bedingungen am Arbeitsmarkt, weil Eltern weniger mobil und<br />

flexibel sind (vgl. Beisenherz 2002: 65, 74; Butterwegge/Klundt/Belke-Zeng 2008: 115).<br />

Der Zerfall des „Normalfamilienverhältnisses“ leistet einen Beitrag zur der Ausbreitung<br />

des Alleinerzieher/innen-Modells. Die Aushöhlung dieses Familienmodells entsteht aus:<br />

der (ökonomischen, gesellschaftlichen, beruflichen und sexuellen) Emanzipation der<br />

Frau (vgl. Butterwegge/Klundt/Belke-Zeng 2008: 74), zunehmender gesellschaftlicher<br />

Individualisierung und Veränderung der Lebensverhältnisse und Anpassungsstrategien<br />

der Betroffenen (vgl. Chassé 2007: 25), sowie durch „[…] ständige steigende Mobilitätsund<br />

Flexibilitätserwartung der globalisierten Wirtschaft“ […]“ (Butterwegge/Klundt/Belke-<br />

Zeng 2008: 65).<br />

Beisenherz argumentiert, dass es sich bei Kinderarmut faktisch primär um Mütterarmut<br />

handelt (vgl. Beisenherz 2002: 53 ff., 74). Die meisten Alleinerziehenden sind - mit<br />

großem Abstand - Frauen. Die ökonomisch schlechtere Situation von Müttern resultiert<br />

erstens aus einer benachteiligten Stellung von Frauen am Arbeitsmarkt, besonders von<br />

Frauen im gebärfähigen Alter. Zweites sind die meisten Beschäftigten im<br />

Niedriglohnsektor und in Teilzeitarbeit Frauen und sie sind durchschnittlich schlechter<br />

bezahlt als Männer (vgl. Butterwegge/Klundt/Belke-Zeng 2008: 115 ff.; Kampshoff 2005:<br />

228). Durch die ökonomisch schwierigere Situation betrifft die Verarmung durch<br />

Niedriglöhne Alleinerziehende und auch Familien mit vielen Kindern wesentlich stärker<br />

als Personen ohne Kinder (vgl. Stadt <strong>Göttingen</strong> 2008: 6-7).<br />

Auch der Faktor, dass viele Menschen gar nicht am Arbeitsmarkt gebraucht werden (vgl.<br />

Beisenherz 2002: 63; Hagen/Flatow 2007: 15), weil ihre Arbeitskraft nicht benötigt wird,<br />

trägt zur Verarmung bei und trifft selbstverständlich auch die Nachkommen der<br />

Betroffenen. Familien und Alleinerziehende sind, auf Grund der ökonomischen Last<br />

Kinder zu haben, auch einem Überschuldungsrisiko stärker ausgesetzt. Auch wenn sie<br />

nicht die einzige Risikogruppe sind, bleibt festzuhalten, dass 2008 bei 36% der<br />

überschuldeten Haushalte in Deutschland Kinder betroffen waren (vgl. 3. AR-Bericht<br />

2008: 52)<br />

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