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Umgang mit Kinderarmut am Beispiel von <strong>Göttingen</strong><br />

„Resilienzförderung basiert auf einem Menschenbild, das – mehr oder weniger – allen<br />

Menschen die Fähigkeit zuspricht, mit tausend Widrigkeiten des Lebens – mit tiefen<br />

Verletzungen, traumatischen Erlebnissen, Schicksalsschlägen, Ungerechtigkeiten,<br />

Gemeinheiten – zurecht zu kommen“ (Zander 2010: 144). Diese Anforderungen erinnern<br />

stark an das, was von Erwerbslosen und Armen insgesamt gefordert wird. Sie sollen<br />

flexibel auf externe Anforderungen reagieren, anpassungsfähig und widerstandsfähig auf<br />

Belastungen und Lebensrisiken reagieren (vgl. Lessenich 2008: 74; 118) und sich von<br />

den „tausend Widrigkeiten“ nicht entmutigen lassen. Gegen Armut selbst können Kinder<br />

nicht resilient gemacht werden schreibt Zander – allerdings gegen die physiologischen,<br />

sozialen und psychologischen Folgen (vgl. Zander 2010: 143).<br />

Die Resilienzfähigkeit zielt folglich darauf Folgewirkungen zu verhindern, was für<br />

Menschen (nicht nur für Kinder) eine entscheidende Hilfe zur Bewältigung von schweren<br />

Schicksalsschlägen sein kann. Sie kann also Kindern helfen, deren Lage unabänderlich<br />

ist. Wieso nicht die Armut als Ursache der Beeinträchtigungen selbst bekämpft werden<br />

soll, bleibt allerdings offen. Außerdem bleibt undiskutiert, ob Armut als quasi natürlich<br />

akzeptiert werden soll. Die Bekämpfung von Armut wird jedenfalls von der<br />

Resilienzforschung nicht als Aufgabe gesehen.<br />

„In prekärer Lebenslage, bei erhöhtem Problemdruck besteht ein entsprechend erhöhter<br />

Bedarf an Handlungskompetenzen in den Haushalten […]“ (Kettschau 2005: 242.) Mit<br />

Bezug auf das Armutsprophylaxe-Programm des Bundesfamilienministerium verweist sie<br />

auf die Notwendigkeit der „Stärkung von Haushalts- und Familienkompetenzen“ für<br />

prekarisierte Familien (Kettschau 2005: 241) Kettschau stellt als Armutsprävention<br />

Schulungen für eine richtige Haushaltführung – also ein „Haushaltsmanagement“ - vor<br />

(vgl. Kettschau 2005: 337). Dabei soll es darum gehen, Ernährungserziehung und<br />

rationale Arbeitsplanung zu fördern, weil dies Kompetenzen seien, die armen Haushalten<br />

vermittelt werden müssen. Haushaltsführung kann auch unter<br />

Nutzenmaximierungsaspekten betrachtet werden, wobei es darum gehen muss mit<br />

knappen Ressourcen auszukommen. Diese Vorschläge verlangen vor allem eine<br />

Anpassung der betroffenen Haushalte, Bedarfsgemeinschaften und Familien, ohne<br />

jedoch die Ursachen für die Verarmung zu beleuchten. Eher wird den Haushalten die<br />

Verantwortung für ihre ökonomischen Zustände selbst überlassen und suggeriert, dass<br />

eine richtige Haushaltführung ein notwendiger Beitrag wäre, nicht in eine<br />

Überschuldungssituation zu geraten (vgl. Kettschau 2005: 338), wobei eine Beratung zur<br />

ökonomischen, ressourcensparenden Haushaltgestaltung eine mögliche Hilfestellung<br />

wäre. Ziel scheint es bei diesen Ansätzen zu sein, ökonomische Leistungsrechnungen in<br />

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