Neuer Glanz - Realgymnasium

Und die Apotheker mischen
Warum wir nicht nur Schachteln schieben
Sehe ich die alten Maturafotos, spüre
ich wieder dieses wacklige Gefühl der
Unsicherheit. Alles stand offen. Ein
Studium, klar, aber welches? Ein Viertel
unserer Maturaklasse tendierte zu
Architektur, ich auch. Meine pragmatischen
Eltern winkten ab. Wie wollt ihr
alle Arbeit finden? Langsam nahm die
naturwissenschaftliche Richtung Kontur
an. Medizin? Studiert jeder. Pharmazie?
Warum nicht?! Das gefiel dann
meinen Lehrern nicht. Sie prophezeiten
mir ein langweiliges Berufsleben als
Schachtelschieber.
Nun, Schachtelschieben gehört tatsächlich
zum Beruf des Apothekers.
Genauso wie ein gerüttelt Maß an
Kaufmännischem. Vordergründig
stehen aber andere Aspekte. Eine
Apotheke ist die Anlaufstelle für alle
Gesundheitsfragen. Hier kann man
sich rund um die Uhr medizinischen
Rat holen. Diese Beratungstätigkeit
ist für mich das Interessanteste am
Beruf, die unveränderte Konstante in
unseren stürmischen Zeiten, in denen
der Apothekenalltag gehörig durcheinander
gewirbelt wird. Der Kontakt
mit den Menschen, das unmittelbare
Feedback lassen auch nach vielen Jahren
Berufstätigkeit keine Langeweile
aufkommen. Die Anliegen, mit denen
wir konfrontiert werden, sind vielfältig:
vom Schnupfen bis zur Reisekrankheit,
vom Durchfall des Kanarienvogels zum
Milchschorf des Kleinkindes. Selbstverständlich
stellen wir auch Arzneimittel
her. Die Vielfalt der erhältlichen
Medikamente reicht im Einzelfall nicht
aus und so werden individuell abgestimmte
Galenika auf Rezept gemixt.
Misce fiat schreibt der Arzt und wir
Apotheker mischen.
Sigrid Haller