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HBB-Nr. 93.pdf - Der Bote

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Hörselberg-<strong>Bote</strong> <strong>Nr</strong>. 93 / 2013<br />

Zur Lutherdekade bis 2017 (Teil 9):<br />

<strong>Der</strong> Lutherzyklus der Wartburg.<br />

Bild 6 – Luthers Thesenanschlag<br />

Die Szenerie des Thesenanschlags reduzierte der<br />

Maler Ferdinand Pauwels auf einen kleinen Ausschnitt:<br />

Luther im Mönchsgewand ohne Kapuze,<br />

aber mit Doktorhut, weist mit dem Hammer in<br />

der Hand auf den Aushang mit den Thesen, wobei<br />

ihm drei Männer – offenbar Universitätsangehörige<br />

– zusehen. <strong>Der</strong> Minimalismus des Gemäldes<br />

kontrastiert mit der zentralen Bedeutung in der<br />

Bildreihe und vor allem mit dem Symbolgehalt<br />

Dass Luther am 31. Oktober, dem heutigen Reformationstag,<br />

ein Papier mit dem Wortlaut der<br />

Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg<br />

genagelt haben soll, galt im 19. Jahrhundert<br />

als unstrittig und wurde in künstlerischen Abbildungen<br />

immer wieder so dargestellt. Dabei hatte<br />

Luther selbst einen derartigen Türanschlag nie erwähnt.<br />

Erst sein Mitstreiter Philipp Melanchthon<br />

setzte die Legende Monate nach dessen Tod in die<br />

Welt. Zum fraglichen Zeitpunkt konnte er jedoch<br />

gar nicht zugegen gewesen sein, da er gegen Ende<br />

August 1518 in Wittenberg eintraf.<br />

Luther wandte sich mit den Thesen über den<br />

Ablassmissbrauch zunächst als Hauptadressaten<br />

nicht an die Angehörigen der eigenen Universität,<br />

sondern an die hohe Geistlichkeit wie den Erzbischof<br />

Albrecht von Magdeburg und den Bischof<br />

Hieronymus Schulz von Brandenburg. Auf einem<br />

ohne sein Wissen in Leipzig gedruckten Plakat<br />

notierte er später in Latein: „Im Jahre 1517 am<br />

Abb.1: Luthers Thesenanschlag, Ölgemälde von<br />

Ferdinand Pauwels, 1872<br />

und der Auswirkung der Tat. Bekanntlich lösten<br />

die Thesen Martin Luthers gegen den Ablassmissbrauch<br />

vom Herbst 1517 die Reformation aus.<br />

Abb.2: Mönch, Federzeichnung von Ferdinand Pauwels,<br />

Studie zum Thesenanschlag, um 1870<br />

letzten [Tag] des Oktobers, am Vortag Aller Heiligen,<br />

wurden die Ablässe erstmals bekämpft“, womit<br />

die Absendung der Thesen zusammenhängt<br />

und der Reformationstag abgesichert ist.<br />

Die Bildfassung von Tür und Kirchenfassade entspricht<br />

einer frei gewählten Typisierung und nicht<br />

einer geschichtlich abgesicherten Rekonstruktion.<br />

<strong>Der</strong> Originalzustand, wie er aus dem von Cranach<br />

1509 gestalteten Titelblatt des Wittenberger Heiltums<br />

überliefert ist, wies stattliche Strebepfeiler<br />

auf, die im Bild fehlen. Auch Ansichten aus den<br />

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