HBB-Nr. 93.pdf - Der Bote
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Hörselberg-<strong>Bote</strong> <strong>Nr</strong>. 93 / 2013<br />
sich der Maler zunächst an dem von Gustav König<br />
um 1850 geschaffenen Vorbild orientierte. In<br />
der zweiten Studie verweist Luther mit dem Hammer<br />
in der linken Hand auf die angeschlagenen<br />
Thesen und steht vor einer Gruppe von vier bis<br />
fünf Personen. Im fertigen Gemälde verwandte<br />
Pauwels eine ähnliche, etwas weniger pathetische<br />
Pose Luthers und reduzierte die Zuschauer auf<br />
drei Personen.<br />
Erstaunlicherweise hatte bereits 1730 in einer<br />
Buchradierung von Elias Baeck, gen. Heldenmuth,<br />
dieselbe Bewegung – nur verweist hier Luther<br />
ohne Hammer auf den Anschlag – mit drei<br />
Personen vor der Tür ins Bild gesetzt. Von seinen<br />
15 Bildmotiven fanden sich immerhin zehn auf<br />
der Wartburg wieder. Dem Datum geschuldet erschien<br />
Luthers Thesenanschlag dann auf einigen<br />
im Gespräch mit einem zweiten Mönch auf das<br />
Anschlagen des Thesenpapier verweist, was ein<br />
Jüngling gerade besorgt. Eine größere Menschenmenge<br />
begleitet jeweils das Geschehen. In der<br />
Folgezeit bildeten einige Verlage diese Komposition<br />
in Bildbögen und Buchillustrationen nach<br />
und variierten sie. Selbst eine Lithographie aus<br />
dem Jahre 1843 nach einem unbekannten Zeichner<br />
mit Luther und dem auf einer Leiter stehenden<br />
Anschläger als einzigen Personen erweist sich als<br />
Ableger von Löwenstern, denn Portal und Türbeschläge<br />
sind dieselben wie dort.<br />
Selbst der bekannte Bildhauer Johann Gottfried<br />
Schadow hatte schon 1808 einen Thesenanschlag<br />
in derselben Konfiguration mit dem auf die Tür<br />
zeigenden Luther gezeichnet, an der sich gerade<br />
ein junger Mann zu schaffen macht. Vereinzelte<br />
Abb.5: Studie zu Luthers Thesenanschlag, Federzeichnung<br />
von Ferdinand Pauwels, um 1870<br />
Abb.6: „Luther am 31. October 1517“, Lithographie<br />
nach einem unbekannten Zeichner, 1843<br />
vielbildrigen Gedächtnis- oder Erinnerungstafeln<br />
zum Jubiläum von 1817. Dabei schlägt Luther<br />
einzig bei Georg Paul Buchner und eventuell in<br />
einer Tafel bei Friedrich Campe eigenhändig mit<br />
dem Hammer an. Bei Johann Erdmann Hummel<br />
lässt er anschlagen und verweist abseits stehend<br />
auf Aktion und Plakat.<br />
In den folgenden Jahrzehnten dominierte zumindest<br />
in der Druckgrafik eine Bildkomposition,<br />
die um 1827 Wilhelm Baron von Löwenstern in<br />
mehreren Ausführungen schuf und in der Luther<br />
Bildabweichungen wie mit den Thesen neben der<br />
Tür von etwa 1830 zeigen nicht den selbst mit<br />
dem Hammer tätigen Luther; dies geschieht erst<br />
wieder bei Gustav König um 1850, der damit das<br />
Wartburggemälde von Pauwels ungewollt vorbereitete.<br />
Die Malerei war hingegen einen anderen Weg<br />
gegangen. Anfang der 1840er Jahre lieferte Wilhelm<br />
von Kaulbach eine aquarellierte Zeichnung,<br />
in der Luther ohne Hammer und ohne Gehilfen<br />
auf das angeschlagene Plakat deutet. In einem Öl-<br />
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