Download - KAB Mittlerer Niederrhein
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19<br />
Die Außenmauern der<br />
historischen Schweinehalle<br />
konnten größtenteils<br />
erhalten werden<br />
Der Schlachthof der Fleischerinnung und der Viehhof der<br />
Stadt Bielefeld waren beinahe 100 Jahre in Betrieb, vom<br />
Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1990er Jahre. Auf den<br />
beiden direkt nebeneinander liegenden Industriebrachen entstand<br />
nun unter dem Motto „Wohnen und Arbeiten mitten in<br />
der Stadt“ das „Denkwerk Bielefeld“. Das Projekt reagiert auf<br />
den steigenden Bedarf an Wohnformen mit Versorgungssicherheit<br />
für alte und pflegebedürftige Menschen.<br />
Das Areal bietet die Vorteile der citynahen Lage, der<br />
Nähe zum Ravensberger Park als innerstädtischer Grünfläche<br />
sowie der Ravensberger Spinnerei als Kulturzentrum<br />
und der fußläufigen Erreichbarkeit vieler Dienstleistungen.<br />
Das Schlachthofgelände wurde zu einem vielseitigen Wohnquartier<br />
mit Gastronomie, Lebensmittelmarkt, gewerblichen<br />
und sozialen Einrichtungen entwickelt. In einer Symbiose<br />
aus erhaltenswerter Bausubstanz aus dem frühen 20. Jahrhundert<br />
und moderner Architektur entstand so ein architektonisch<br />
spannendes Wohn- und Dienstleistungszentrum inmitten<br />
der Stadt. Ziel der Projektentwicklung war die nachhaltige<br />
Verbesserung des innerstädtischen Wohnens durch<br />
experimentelle Wohnformen und die Stärkung der wirtschaftlichen<br />
Positionierung durch neu anzusiedelnde Dienstleistungsbetriebe.<br />
Bei der Mobilisierung der Brachfläche stand<br />
neben der Neuentwicklung von Projekten auch der Erhalt<br />
der stadtbildprägenden Backsteingebäude im Vordergrund.<br />
Ein Wasserturm mit Kesselhaus und zwei Kühlhäuser, eine<br />
ehemalige Produktionshalle, die sogenannte „Schweinehalle“,<br />
und der unter Denkmalschutz stehende Kontorkomplex<br />
mit der historischen Schlachthofgaststätte von 1896 wurden<br />
einer neuen Nutzung zugeführt.<br />
Im ersten Bauabschnitt in den Jahren 2001 bis 2002 wurden<br />
der Kontorkomplex mit der historischen Schlachthof-Gaststätte<br />
und der ehemalige Rinderstall modernisiert. In der historischen<br />
Gaststätte befindet sich heute ein Restaurant. Der<br />
ehemalige Rinderstall beherbergt eine Physiotherapiepraxis<br />
für Kinder und das ehemalige Kontorgebäude wird von einer<br />
„Medienfabrik“ genutzt. Neu entstanden ist ein SB-Frischemarkt.<br />
Zudem entstand auf dem Areal das neue Hauptzollamt<br />
der Stadt Bielefeld. In einem weiteren Bauabschnitt startete<br />
im Jahr 2003 das generationsübergreifende experimentelle<br />
Wohnprojekt. Hier konnten bis Ende 2006 insgesamt<br />
72 barrierefreie Wohnungen fertiggestellt werden. Die meisten<br />
Wohnungen befinden sich in einem Neubau. Doch konnten<br />
auch die historische Gebäudesubstanz des ehemaligen<br />
Wasserturms mit dem Maschinenhaus sowie die ehemaligen<br />
Kühlhäuser des Schlachthofes in das Wohnprojekt integriert<br />
werden. Hier entstanden sechs frei finanzierte und neun öffentlich<br />
geförderte Wohnungen. Die neun öffentlich geförderten<br />
Wohnungen haben eine Gesamtfläche von 549 m 2 . Sie<br />
wurden mit einem Baudarlehen der WFA in Höhe von insgesamt<br />
515.200 Euro gefördert. Die Kaltmiete beträgt 4,15<br />
Euro/m 2 .<br />
Von Ende 2006 bis Mitte 2007 wurde in einem weiteren<br />
Projektentwicklungsschritt die sogenannte „Schweinehalle“<br />
modernisiert. Die Arbeiterwohlfahrt betreibt hier seit Fertigstellung<br />
des historischen Gebäudes auf einer Nutzfläche von<br />
ca. 1.000 m 2 eine integrative Kindertagesstätte mit sechs<br />
Gruppen für Kinder mit und ohne Behinderungen. Ferner wurden<br />
in der Halle vier dringend benötigte 60 m 2 große Wohnungen<br />
für Rollstuhlfahrer errichtet. Die vier frei finanzierten<br />
Wohnungen sind durch einen 40 m 2 großen lichtdurchfluteten<br />
Aufenthaltsraum miteinander verbunden. Beim Umbau der<br />
Halle konnten die alten Gusssäulen sowie die Außenmauern<br />
aus Backstein größtenteils erhalten werden. Insgesamt sind<br />
durch Neubau und Umbau bis zum Sommer 2007 somit 76<br />
barrierefreie Wohnungen fertiggestellt worden, davon 19<br />
Wohneinheiten – sowie eine Gewerbeeinheit (aktuell IT-Firma)<br />
– im Bestand. Alle Wohnungen verfügen über Balkon<br />
oder Terrasse, Abstellraum und Pkw-Stellplatz. Durch die Anordnung<br />
der Häuser des Wohnprojektes und die Gemeinschaftsräume<br />
werden Treffpunkte geschaffen und soziale<br />
Kontakte erleichtert.<br />
Unterstützt wurde das Vorhaben insbesondere durch das<br />
Land Nordrhein-Westfalen und durch die Stadt Bielefeld: Für<br />
Brachflächenaufbereitung, Modernisierung und Instandsetzung<br />
der historischen Gebäude sowie für das generationsübergreifende<br />
Wohnbauvorhaben sind umfangreiche Fördermittel<br />
zur Verfügung gestellt worden. Schon jetzt ist sichtbar,<br />
dass sich durch die Aktivierung dieser innerstädtischen<br />
Brachfläche auch das teilweise brachliegende Umfeld des<br />
Projektes positiv entwickelt hat. Ein neues innerstädtisches<br />
Quartier mit einem hohen Integrationswert ist entstanden. So<br />
lässt das Deutsche Rote Kreuz zur Zeit in direkter Nachbarschaft<br />
zum Wohnprojekt Denkwerk weitere 22 barrierefreie<br />
Wohneinheiten errichten, die voraussichtlich im Juni 2008 fertiggestellt<br />
werden.