Praktikumsbericht Tianjin - BayCHINA
Praktikumsbericht Tianjin - BayCHINA
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Die Miete für die Wohnung lag bei 3000 Yuan pro Monat incl. Nebenkosten und<br />
Breitbandinternet. Dies ist im Vergleich zu den sonst üblichen Mietpreisen stark<br />
überteuert, normal sind ca. 1700 Yuan. Die Kollegen haben den hohen Preis bei<br />
der Anmietung in Kauf genommen, weil sich nur sehr schwer ein Vermieter<br />
finden ließ, der bereit war die Immobiliensteuer für das halbe Jahr zu zahlen.<br />
Normalerweise wird bei Privatvermietungen in China die Steuer einfach<br />
weggelassen, für die Registrierung bei der Ausländerbehörde und für die<br />
Kostenabrechnung der Firma waren die entsprechenden Belege aber erforderlich.<br />
Vor meiner Ankunft hatte ich ursprünglich um ein Zimmer in einer WG gebeten,<br />
in der Annahme ich könnte auf diese Weise mein Chinesisch verbessern und<br />
schnell Leute kennen lernen. Nach einiger Zeit vor Ort habe ich mittlerweile aber<br />
festgestellt, dass es WG’s wie in Deutschland in China eigentlich nicht gibt.<br />
Studenten wohnen zu 95% in den Wohnheimen der Unis. Wenn es WG’s gibt,<br />
dann wohnen drei bis vier Leute in einer ein Zimmer Wohnung, bzw.<br />
wohlhabende Studenten mieten sich allein eine Wohnung. Nachdem ich also<br />
meine Wohnung bezogen hatte, waren noch einige Dinge zu besorgen<br />
(Bettdecke, Geschirr, Fahrrad), dann war ich startklar und das Praktikum konnte<br />
beginnen.<br />
Praktikumsstelle:<br />
Die Fabrik in der ich mein Praktikum absolvierte ist ein Joint Venture mit<br />
deutscher Mehrheitsbeteiligung. Hauptprodukte sind Elektromotoren für die<br />
Industrie, für Hochgeschwindigkeitszüge und Generatoren für Windkraftwerke<br />
sowie jeweils die entsprechenden Steuerungsgeräte. Die Firma hat 1700<br />
Mitarbeiter und ca. 30.000m² Produktionsfläche, ist damit eine der größeren<br />
Fabriken in <strong>Tianjin</strong>. Mein Abteilung war für Prozessmanagement, insbesondere<br />
für die Einführung von „Lean“ verantwortlich. Lean bezeichnet eine<br />
Produktionsphilosophie, die ursprünglich vom japanischen Autobauer Toyota<br />
entwickelt wurde. In konventionellen Fabriken werden gewöhnlich große Mengen<br />
eines Produktes auf Vorrat gebaut, bevor die Maschinen umgerüstet und das<br />
nächste Produkt hergestellt wird. Der Lean Ansatz versucht, die Produktion<br />
flexibler zu machen indem die Fertigungsschritte sich untereinander selbst<br />
steuern und immer nur genau soviel produzieren, wie gerade gebraucht wird. Um<br />
diese flexiblere Fertigungsorganisation zu erreichen sind viele kleine Schritte<br />
nötig, in enger Kooperation mit den Arbeitern in der Fertigung. Meine zehn<br />
Kollegen waren dafür zuständig, diese kleinen Schritte im Rahmen<br />
entsprechender Projekte umzusetzen. Ich war von anfang an voll in die Arbeit<br />
der Abteilung eingebunden, die beinhaltete Meetings, regelmäßige<br />
Fabrikrundgänge, die Teilnahme an Schulungen, aber auch die Gestaltung der<br />
abteilungseigenen „Lean“ Zeitschrift. Alle meine Kollegen waren Chinesen,<br />
entsprechend fand auch die Kommunikation und ein Großteil meiner Arbeit auf<br />
Chinesisch statt. Am Anfang war es mühsam, den entsprechenden Wortschatz<br />
an technischem Chinesisch aufzubauen, aber letzendlich ist es genau dieser<br />
technische Wortschatz, den man eben in keinem Sprachkurs an der Uni lernen<br />
kann (zumindest noch nicht). Sehr bald übernahm ich auch mein eigenes Projekt,