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Krisenintervention aus systemischer Sicht Handeln ... - AvenirSocial

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Sara: Ja, ich hab’s eben erst aufgeladen.<br />

Therapeut: Wenn ein Wunder geschähe, wer wäre gerade jetzt an deiner Seite?<br />

Sara: Mein Vater … der kann doch uns nicht einfach so …<br />

Therapeut: Hast du ihn angerufen?<br />

Sara: Nein, weil er glaubt mir nicht, dass Mami betrunken ist, er glaubt, das sei nur Theater, und<br />

dann regt er sich auf…<br />

Therapeut: Wäre es eine Hilfe, wenn ich ihm anrufe?<br />

Sara: Ja.<br />

Therapeut: Was müsste ich ihm sagen, damit er gleich auflegen würde?<br />

Sara: Er müsse jetzt sofort zu Mami schauen.<br />

Therapeut: Kannst du mit deiner Mutter noch sprechen, oder ist sie zeitweise bewusstlos?<br />

Sara: Sie hat schon eine Flasche Wodka getrunken, und sie trinkt immer weiter. Ich glaube, ich<br />

mache mir Sorgen wegen ihr.<br />

Therapeut: O.K., Sara, du bist jetzt für mich die wichtigste Verbindungsperson zur Mutter. Weder dir<br />

noch ihr darf irgendwas geschehen. Deshalb werde ich jetzt den Notfallarzt anvisieren, damit deine<br />

Mutter rasch in Sicherheit, ins Spital kommt. Auch werde ich deinen Vater kontaktieren, allerdings<br />

muss er dann selbst entscheiden, wie er mit der Situation umgehen will. Geh’ jetzt zurück in die<br />

Wohnung und warte auf meinen Rückruf in genau 15 Minuten!<br />

Fünf Minuten später war der Notfallarzt organisiert und mittels SMS teilte ich dem Vater mit, so<br />

rasch wie möglich mit mir Kontakt aufzunehmen, was kaum eine Minute später geschah. Ich<br />

orientierte ihn über die Vorkommnisse und den Sachverhalt, dass die Sanitätspolizei samt Notarzt<br />

unterwegs zur Mutter sei, und nachdem er sich erst über die ‚ewigen’ Manipulationen seiner<br />

Noch−Ehefrau beschwert hatte, wurde er zuletzt eher kleinlaut.<br />

Vater: Vielen Dank Herr Doktor, dass Sie sich für uns eingesetzt haben. Ich hole jetzt Sara ab, sie<br />

kann vorerst bei mir bleiben, und ich werde auch ihren Klassenlehrer benachrichtigen.<br />

Therapeut: O.K., danke Herr L., ich informiere Sara, dass sie von ihrem Vater abgeholt wird.<br />

Bereits am folgenden Tag fand in den Abendstunden eine Krisensitzung statt, an der die<br />

<strong>aus</strong>genüchterte Mutter, der Vater und Sara teilnahmen. Dabei blieben mir folgende Fragen in<br />

Erinnerung.<br />

An die Mutter: Gesetzt den Fall, Sie werden einen neu festgelegten Scheidungstermin<br />

wahrnehmen, was denken Sie, was könnten sich dar<strong>aus</strong> für positive Entwicklungen ergeben, die<br />

sich vorerst nur erahnen lassen?<br />

An den Vater: Falls Sie nun der Mutter Ihrer gemeinsamen Tochter genügend Zeit geben, um die<br />

Scheidungskrise zu bewältigen und sich auf die neuen Gegebenheiten hin zu orientieren, was<br />

denken Sie, was kann das für positive Auswirkungen auf Sara haben?<br />

An Sara: Was würde Dir helfen, um das Vertrauen zu finden, dass keine Scheidung der Welt Dir<br />

Deine Eltern wegnimmt?<br />

In einem andern Fall meinte auf diese Frage ein bereits 23−jähriger ETH−Student: „Wenn ich<br />

einmal pro Monat zusammen mit meinen Eltern eine Glace essen gehen könnte.“<br />

Aspekte einer Krisenbegleitung<br />

Vor dem Hintergrund verschiedener Handlungsmodelle für die <strong>Krisenintervention</strong> (Schnyder, 1993,<br />

Egidi u. Boxmücher, 1996, Sonneck, 2000, Kunz et al., 2007), können folgende wichtige Aspekte<br />

hervorgehoben werden:<br />

1. Kontakt herstellen und die Beziehung stärken: Ein Kontakt zur Person in Krise muss nicht nur<br />

hergestellt, sondern insbesondere aufrechterhalten und gestärkt werden (Metapher: In einer Kurve<br />

den Kontakt zum Steuerrad zu verlieren, ist verhängnisvoll). Hierzu ist höchste Konzentration auf<br />

die hilfesuchende Person und deren Bedürfnisse gefordert. Ein Kontakt kann auch an technischen<br />

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