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Albvereinsblatt_2008-4.pdf

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Wolfgang Herter<br />

Wolfgang Herter<br />

Das Drüsige Springkraut verursacht an Flussufern Probleme, weil<br />

es im Winter ganz abstirbt und nicht einmal mehr Wurzeln das<br />

Ufer sichern (linke Seite, oben). Kriechwurzeln des Sachalin-<br />

Knöterichs treiben an vielen Stellen neu aus (oben). Zweig des<br />

Sachalin-Knöterichs mit männlichen Blütenständen (rechts oben).<br />

ansehen, wie beispielsweise Gänseblümchen, Spitzwegerich,<br />

Weiße Taubnessel, Steinklee und Klatschmohn. Zu den<br />

Neueinwanderern unter den Tierarten gehören Spanische<br />

Wegschnecke (1969 aus SW-Europa), Kartoffelkäfer, Reblaus,<br />

Waschbär und Bisam. Nicht nur auf dem Land, sondern<br />

auch in den Gewässern wanderten neue Arten ein, oft<br />

als blinde Passagiere an nicht ausreichend gereinigten Booten<br />

aus anderen Regionen. So wurden im Bodensee vor<br />

Jah ren bereits Dreikantmuschel und Kaulbarsch entdeckt,<br />

von 2002 bis heute allerdings vier weitere Arten wie z. B.<br />

der Höckerflohkrebs. Zu den Alteinwanderern unter den<br />

Tieren gehören Arten wie das Heimchen, die Hausmaus,<br />

der Girlitz und der Fasan.<br />

Gefährdung oder Bereicherung?<br />

Hinsichtlich der Bewertung neu eingewanderter Arten sind<br />

pauschale Urteile fehl am Platz, hier gilt es zu differenzieren.<br />

Oft handelt es sich z. B. um unproblematische Arten,<br />

die sich unauffällig in die heimischen Lebensgemeinschaf -<br />

ten einfügen und die wir vielfach regelrecht als Bereichung<br />

ansehen. Einige dieser Arten wie z. B. Adonisröschen und<br />

Wildtulpe wurden sogar in die Roten Listen der gefährdeten<br />

und zu schützenden Arten aufgenommen, womit eine<br />

An er kennung dieser Arten als Bereicherung dokumentiert<br />

ist. Andererseits gibt es in Deutschland etwa 30 eingewanderte<br />

Pflanzenarten, die als problematisch gelten, sei<br />

es wegen gesundheitlicher Gefahren für Menschen, wegen<br />

ökonomischer Probleme der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft<br />

oder wegen ihrer Naturschutzproblematik. Auch<br />

ist es durchaus angebracht, die Veränderungen in der Natur<br />

genauestens zu beobachten, um gegebenenfalls kritischen<br />

Entwicklungen rechtzeitig begegnen zu können.<br />

Muss man das Drüsige<br />

Springkraut bekämpfen?<br />

Ein Vorgehen aus prinzipiellen, ideologischen Gründen heraus<br />

sollte bei Überlegungen zur Durchführung von Maßnahmen<br />

gegen neu eingewanderte Arten nicht im Vordergrund<br />

stehen. Auch ist eine vollständige Ausrottung des<br />

Drü sigen Springkrauts praktisch gar nicht mehr möglich.<br />

Wichtig ist eine genaue Analyse, wo tatsächlich solche Pro -<br />

ble me festzustellen sind, dass ein Eingreifen erforderlich<br />

wird. Häufig bewirkt auch ein Massenvorkommen des<br />

Spring krauts nur eine Veränderung im Verhältnis der Vor -<br />

kom men der Arten untereinander, andere Arten werden<br />

meist nicht dauerhaft verdrängt und können –wenn auch<br />

in geringerer Stückzahl –überleben. Allerdings können wasserwirtschaftliche<br />

Probleme an Fließgewässern auftreten,<br />

da Springkraut im Winter vollständig abstirbt, einschließlich<br />

seiner Wurzeln, und somit die ufersichernde Wirkung<br />

der Vegetation ausfällt. Sind im Einzelfall trotzdem Maßnahmen<br />

erforderlich, sind sie nicht anders anzugehen als<br />

andere Arten- und Biotopschutz-Maßnahmen auch. Diese<br />

sind immer auf bestimmte Ziele ausgerichtet wie z. B. die<br />

Zurückdrängung einer Schle henverbuschung dort, wo sie<br />

durch Ausbreitung in Ma gerrasen hinein das Überleben<br />

seltener Arten gefährdet. Hier wie dort müssen die Maß-<br />

Wolfgang Herter<br />

Die Samen der Beifußblättrigen Ambrosie werden über<br />

Vogelfutter eingeschleppt.<br />

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