BOLD THE MAGAZINE No.10
ÄSTHETIK VERSCHMELZUNG DES SCHÖNEN | FIGURATIV: PAUL SMITH | IM GESPRÄCH MIT BENNO FÜRMANN | FASHION FOR MEN & WOMAN | WALLIS: KÄMPFENDE KÜHE | MALEDIVEN: IN TOUCH WITH MANTA RAYS
ÄSTHETIK
VERSCHMELZUNG DES SCHÖNEN | FIGURATIV: PAUL SMITH | IM GESPRÄCH MIT BENNO FÜRMANN | FASHION FOR MEN & WOMAN | WALLIS: KÄMPFENDE KÜHE | MALEDIVEN: IN TOUCH WITH MANTA RAYS
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42 | <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
Anfang zwanzig hatte ich viele weibliche<br />
Teeniefans, deren männliche Begleiter zum<br />
Beispiel immer schön abwertend reagiert<br />
haben, frei nach dem Motto: Wer ist denn<br />
dieser Typ überhaupt? Muss man den<br />
kennen? Ich selber habe dann nicht immer<br />
Lust darauf hinzuweisen, dass ich eigentlich<br />
total nett und unkompliziert bin.<br />
Kennen Sie auch die gegenteilige Angst,<br />
irgendwann nicht mehr auf der Straße<br />
erkannt zu werden?<br />
Das denke ich vor allem, wenn es mich<br />
nervt, im Restaurant angestarrt zu werden.<br />
Wenn einer fragt, ob er ein Foto mit mir<br />
machen kann, und ich habe gerade eine<br />
katastrophale Nacht hinter mir. Dann<br />
schreibe ich lieber ein Autogramm. Ich<br />
habe kein Recht zu meckern, sonst müsste<br />
ich einen anderen Job ergreifen. Diesen<br />
Gedanken, den du ansprichst, kenne ich<br />
nur, um mir wieder mal klarzumachen, was<br />
ich eigentlich an der Aufmerksamkeit der<br />
Anderen habe.<br />
Wenn man sich die lange Reihe Ihrer<br />
Rollen ansieht, fällt schon auf, dass Sie<br />
meistens den Heldentypus darstellen.<br />
Gleichzeitig sind es Figuren, die stark<br />
vom Schicksal beeinflusst sind. Auch Ihr<br />
eigenes Leben ist geprägt von diversen<br />
Schicksalsschlägen. Gibt es Augenblicke,<br />
in denen Sie merken, dass Ihr<br />
Leben selbst zu einem Film mutiert?<br />
Wie ein Film? Ich habe es mir teilweise schon<br />
extremer abgeholt als andere. Meine Eltern<br />
sind früh verstorben. Als Jugendlicher hatte<br />
ich einige saftige Drogenerfahrungen. Der<br />
Autounfall, den ich 2011 verursacht habe,<br />
war auch kein Blechschaden, es gab einen<br />
Schwerverletzten. Ich glaube schon, dass<br />
ich eine Portion bin. War das eine Antwort<br />
auf Ihre Frage?<br />
Vielleicht muss ich die Frage auch<br />
anders formulieren: Existiert eine Art<br />
schicksalhafter Verknüpfung zwischen<br />
Ihrem Leben und Ihren Rollen?<br />
Ich stehe darauf, Rollen zu mir zu holen.<br />
Ich bin kein Schauspieler, der dann am<br />
besten ist, wenn er die zu spielende Person<br />
möglichst weit weg von sich selbst hält.<br />
Der die Rolle von seinem Leben abkoppelt.<br />
Ich mag es, wenn die Rolle mit dem korrespondiert,<br />
was mich selbst im Leben umund<br />
antreibt. Vielleicht trifft es das am<br />
ehesten.<br />
In „Wolfsburg“ haben Sie einen Mann<br />
gespielt, der mit seinem Auto den tödlichen<br />
Unfall eines Jungen verursacht.<br />
Jahre später waren Sie selbst in einen<br />
schweren Autounfall verwickelt ...<br />
Da sehe ich keinen Zusammenhang. Ich<br />
habe auch schon Mörder gespielt und sitze<br />
jetzt nicht im Knast. Schicksal, Zufall, wie<br />
auch immer. Bei „Wolfsburg“ kann man<br />
diese Analogie schon herstellen, aber bei<br />
anderen Filmen wird einem das nicht so<br />
ohne Weiteres gelingen.<br />
Als Sie vom Erlebnis auf dem Berg<br />
erzählten, hatte ich schon den Eindruck,<br />
dass Sie sich stark mit Glaubensfragen<br />
auseinandersetzen ...<br />
Total. Aber es ist schwierig, darüber zu sprechen.<br />
Es stellt für mich einen Bereich dar, der<br />
sich den Worten entzieht. Ich bin atheistisch<br />
erzogen worden, bin aber im Laufe der Jahre<br />
an einen Punkt gelangt, wo ich in mir eine<br />
andere Kraft empfunden habe, die mich mit<br />
der Welt verbindet. Ich glaube daran, dass<br />
Gott etwas ist, was uns alle miteinander<br />
verbindet. Jeder hat dafür ein anderes Wort<br />
gefunden: Energie, Kraft, Gott.<br />
Die Reisen helfen mir dabei, einen Zustand<br />
zu zelebrieren, in dem ich auch meine Dankbarkeit,<br />
diese Art von Glück leben kann.<br />
Früher brauchte ich dazu Einsamkeit, heute<br />
reise ich lieber mit einem guten Freund, um