ZT | Dezember 2013
Ausgabe 21 - 12/13
Ausgabe 21 - 12/13
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DANKe<br />
editorial<br />
Liebe Geschäftspartner, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freunde,<br />
ein sehr spannendes Jahr geht zu Ende und wir schauen - zumindest - neugierig auf das, was<br />
kommt.<br />
Viele wichtige Begleiter, nicht nur meiner Lebenswelt, haben eine Lücke gerissen - Nelson Mandela<br />
ins Weltgeschehen, Dieter Hildebrandt ins Kabarett, Chris Howland ins Showbizz, Doris<br />
Lessing in den Literaturbetrieb. Sie alle werden fehlen; Paul Kuhn, der Mann am Klavier, der<br />
Vater der Gummibärchen Hans Riegel, der von mir verehrte Schauspieler Otto Sander, die kritische<br />
Stimme von Marcel Reich-Ranicki, die nachdenklichen Texte von Georg Moustaki und<br />
nicht zuletzt im Privaten Onkel Hans und Onkel Willi. Sie alle haben sich über die Regenbogenbrücke<br />
davongemacht und eine Lücke hinterlassen, die erst gefüllt werden muss. So sie gefüllt<br />
werden kann.<br />
Das Jahresende ist die Zeit zum Nachdenken über das Vergangene, aber auch zum Visionieren<br />
zukünftiger Ziele.<br />
Was erwartet uns mit der „Groko“; werden endlich neue Werte ausgefaltet? Was passiert in Kiew,<br />
in Syrien, im Iran und nicht zu vergessen in den USA, im politischen und wirtschaftlichen Weltgeschehen<br />
- und in der kleinen, privaten Welt?<br />
Im spannenden, emotionalen Rückblick auf die Geschichte der TAM Trainer-Akademie München,<br />
meiner beruflichen Lebenswelt der letzten 30 Jahre, hatte ich ebenso viele Möglichkeiten<br />
der bipolaren Reflektion wie im Blick auf die bevorstehende, spannende Großveranstaltung<br />
zum Jubiläum „40 Jahre TAM“. Hier gelingt es einen Spannungsbogen der aktuellen Diskussionen<br />
von der Neurowissenschaft bis zur Erwachsenenbildung, Personalentwicklung, Lebenskunst<br />
und Launologie zu schlagen.<br />
Lasst uns neue Wege finden, neue Gedankenfelder eröffnen und mit Stolz die alten Wegmarkierungen<br />
einsortieren. Lasst uns feiern, solange es möglich ist! Jeder für sich und in Gesellschaft.<br />
In diesem Heft haben wir - etwas ausführlicher als sonst - die Referentinnen und Referenten zu<br />
Wort kommen lassen. Wir lehnen uns mit unserer Veranstaltung im Mai sehr weit aus dem Fenster<br />
und lassen eine Phalanx der aktuell herausragenden Experten aufmarschieren, die vermutlich<br />
in dieser Kombination einzigartig ist. Und es kommen noch weitere Überraschungen hinzu!<br />
Ein Grund zur Freude auf 2014. Damit auch wirtschaftlich nicht in der Topliga spielende Kollegen<br />
und Kolleginnen gemeinsam mit uns den Geburtstag feiern können, haben wir einen<br />
Frühanmelderabatt definiert, der knapp an der Kostengrenze liegt.<br />
Es wird ein Fest des Wiedersehens und des Austausches. Wir freuen uns sehr auf alle Wegbegleiter<br />
der Vergangenheit und der Zukunft!<br />
Hasta la vista im Mai,<br />
Ihr<br />
Helmut Fuchs<br />
GEMEINSAM SCHAFFEN WIR GROSSES<br />
ZUKUNFT-TRAINING<br />
<strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 3
Ausgabe 21 12/13<br />
Inhalt<br />
06 Quo vadis TAM?<br />
40 Jahre TAM-Trainer-Akademie München<br />
TAM Trainer-Akademie-München<br />
14 Lachen erlaubt - Ganz im Ernst<br />
Felix Gaudo<br />
20 Wie man lehrt, ohne zu belehren<br />
Prof. Dr. Rolf Arnold<br />
28 Energy-Push<br />
Raus aus dem Kopf, rein in den Flow!<br />
Uwe Kloss<br />
34 Lass los!<br />
Und du bist Meister deiner Zeit<br />
Prof. Dr. Lothar Seiwert<br />
42 Marketing ist eine<br />
Bestätigungsmaschinerie<br />
Prof. Dr. Christian Belz<br />
48 Die Schlüsselfragen<br />
zur Einzigartigkeit<br />
Otto Belz<br />
56 Quellen des Glücks<br />
Wilhelm Schmid<br />
62 Was weiß Amazon,<br />
was Elkes Mann nicht weiß?<br />
Eine Glosse<br />
Prof. Dr. Elisabeth Heinemann<br />
72 Mit Diplomatie zum Ziel<br />
Stéphane Etrillard<br />
80 Was für ein Stress!<br />
Werner Tiki Küstenmacher<br />
88 Persönlichkeit & Charakter<br />
Prof. Dr. Dr. Jürgen Hennig<br />
94 Wir brauchen ein neues<br />
Führungs-Design<br />
Sabine Asgodom<br />
Fotocredits<br />
Die verwendeten Fotos stammen von<br />
fotolia.de, pixeden.de oder aus dem<br />
privaten Archiv unserer Autoren.<br />
In Zusammenarbeit mit<br />
TAM-Edition Verlag<br />
Trainer-Akademie München<br />
p5 media<br />
Kontakt<br />
Web<br />
Redaktion<br />
Anzeigen<br />
www.zukunfttrainining.de<br />
redaktion@zukunfttraining.de<br />
anzeigen@zukunfttraining.de<br />
Coverfoto<br />
Zukunft-Trainining - TAM-Lernkongress<br />
4 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 5
QUO<br />
VADIS<br />
?<br />
40 JAHRE TAM TRAINER-AKADEMIE MÜNCHEN<br />
6 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 7
„<br />
QUO<br />
VADIS<br />
Nordamerika erliegt er 48-jährig einem Herzinfarkt.<br />
Eine schwierige Phase folgt. Günter B.<br />
J. Brinker führt mit wechselnden Teammitgliedern<br />
die Geschäfte der TAM: Michael Cramer,<br />
Anton Grässle, Dr. Horst Kaltenbach und Dr.<br />
Schmidbauer. Auseinandersetzungen bezüglich<br />
der Erb- und Rechtsnachfolge lähmen das<br />
Unternehmen über lange Zeit. Probleme gibt es<br />
auch im Umfeld: 1982 trifft die Weltwirtschaftskrise<br />
Deutschland. Es ist die Zeit, in der die AEG<br />
Konkurs anmeldet, die Zinsen auf 13% ansteigen<br />
und die Regierung Helmut Schmidt stürzt.<br />
MIT DER SWISSAIR-<br />
TOCHTER „INTERNATIONAL<br />
CATERING SERVICES“ WIRD<br />
DAS TRANSFER-TRAINING<br />
ENTWICKELT<br />
Clemens Mangos<br />
Neubeginn<br />
?<br />
40 JAHRE TAM TRAINER-AKADEMIE MÜNCHEN<br />
Ein Rückblick in die Geschichte der Trainer-Akademie München mag aufschlußreich, für Beteiligte<br />
sogar bewegend sein. Wir möchten unsere Geschichte dennoch in eine andere Richtung, nämlich<br />
nach vorne lesen: als Vorlauf einer spannenden Gegenwart und Zukunft.<br />
Expansionsschub<br />
Die Jahre von 1974 bis 1980 sind durch starke<br />
Expansion gekennzeichnet. Roland Berger<br />
scheidet aus. In firmeninternen und überbetrieblichen<br />
Veranstaltungen qualifizieren sich<br />
jährlich etwa 120 Teilnehmer/innen als Trainer/<br />
innen. Neben Methoden- und Organisationskompetenz<br />
setzt Mangos eine weitere Qualifikation:<br />
„...das Wissen um den Menschen selbst<br />
und die gleichzeitige Fähigkeit, ihm in seiner<br />
Rolle als Mensch im besten Sinne des Wortes<br />
behilflich zu sein.“ (Mangos 1979) Die Akademie<br />
baut ihren Vorsprung gegenüber herkömmlichen<br />
Trainingsinstituten aus.<br />
1. Krisenzeit<br />
Am 13. August 1980 stirbt Clemens Mangos in<br />
Calgary, Kanada. Auf einer Arbeitsreise durch<br />
Winfried U. Graichen<br />
1984 wird die TAM vom Psychologen Winfried<br />
U. Graichen übernommen. 1986 kommt der<br />
Psychotherapeut und Wirtschaftspädagoge<br />
Helmut Fuchs dazu. Zunächst werden neue<br />
Schwerpunkte gesetzt:<br />
„<br />
TAM GOES<br />
INTERNATIONAL<br />
Gründerjahre<br />
1974 wird die Trainer-Akademie<br />
München, Clemens<br />
Mangos&Roland Berger OHG,<br />
ins Leben gerufen. Die Firmen-<br />
Gründer stellen die Akademie auf ein solides<br />
Fundament. Zunächst wird fast eine Million DM<br />
in Forschung, Entwicklung und Validierung erfolgreicher<br />
Trainingsprogramme gesteckt. Diese<br />
Investition zahlt sich aus. Erstmals wird im<br />
deutschsprachigen Raum Europas eine abgeschlossene<br />
Grundausbildung für Verkaufstrainer<br />
angeboten. TAM-Absolventen können nach<br />
erfolgreicher Ausbildung schon Mitte der 70er<br />
Jahre mit einem Start-Jahresgehalt von 50.000<br />
bis 70.000 DM rechnen.<br />
Früh honoriert der Berufsverband der Verkaufstrainer,<br />
BDVT (Bund deutscher Verkaufsförderer<br />
und Verkaufstrainer) die sorgfältige<br />
Arbeit der Akademie. Als erstem wirtschaftlich<br />
unabhängigem Unternehmen wird der TAM die<br />
Anerkennung als vorbildliche Ausbildungsstätte<br />
für Verkaufstrainer ausgesprochen. „Kenntnisse<br />
und Erfahrungen auf dem Gebiet der<br />
Erwachsenenbildung aus allen einschlägigen<br />
europäischen Ländern, aus den USA, Japan<br />
und der UDSSR werden bei der TAM zu einem<br />
deutschsprachigen vorbildlichen Lehrprogramm<br />
vereinigt,“ schreibt der BDVT 1975 in<br />
seiner Verbandszeitschrift.<br />
Günter B. J. Brinker<br />
Die in 10 Jahren immer feiner auf Bedürfnisse<br />
von Weiterbildnern eingestellte TAM Trainer-<br />
Ausbildung wird um entscheidende Impulse<br />
bereichert. Neue Lern- und Lehrmethoden führen<br />
zu noch stärkerem Praxisbezug (siehe mvg-<br />
Buch „Moderne Lernmethoden“ von H. Fuchs<br />
und W. U. Graichen). Mit einem für den eigenen<br />
Bedarf komplett erstellten, mehrfach geprüften<br />
neunstufigen Trainingskonzept verlassen die<br />
Teilnehmenden die Ausbildung. Gemeinsam<br />
haben sie vorher eine zweitägige Veranstaltung<br />
für eine Zielgruppe am Ausbildungsort organisiert,<br />
durchgeführt und nachbereitet.<br />
8 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 9
Mit der Swissair-Tochter „International Catering<br />
Services“ wird das PMS- (später Transfer-) Training<br />
entwickelt. Verschiedene Teams setzten<br />
unter der Leitung ihrer Vorgesetzten damit<br />
Schritt für Schritt gemeinsam getroffene Vereinbarungen<br />
erfolgreich in die betriebliche<br />
Praxis um. Firmen wie American Express, Bosch,<br />
Hapag Lloyd, Jacobs Suchard, Lind&Sprüngli,<br />
Mövenpick, IKEA, Lufthansa u.v.a. erkennen<br />
schnell den Nutzen dieser Führungs- und<br />
Kommunikationsmethode für die „lernende<br />
Organisation“: Strategische Ziele, Corporate<br />
Identity und Führungsleitbilder werden mit<br />
regelmäßigen Transfer-Trainings am Arbeitsplatz<br />
wirkungsvoll mit Leben gefüllt. Mit den<br />
15-Minuten-Treffs wird Unternehmen darüber<br />
hinaus ein verfeinertes Feedback-System zur<br />
Verfügung gestellt. Verbesserungsvorschläge<br />
einzelner Teams sind über einfache Auswertungsmechanismen<br />
für alle im Unternehmen<br />
verfügbar. Die Wirksamkeit dieser von der TAM<br />
schon sehr früh visionär entwickelten Grundgedanken<br />
wurden später durch Lernstatt,<br />
Quality-Circle, Smart-Change und schließlich<br />
Action-Learning und Virtual Action Learning-<br />
Programme bestätigt.<br />
den Niederlanden und den USA, in Portugal,<br />
Indien, Australien und der Schweiz stärken die<br />
internationale Vernetzung der TAM. Um den<br />
deutschsprachigen Markt aus zentraler Lage<br />
gezielt bedienen zu können, wird 1993 die<br />
TAM Trainer und Berater-Akademie St.Gallen<br />
(Schweiz) - später EATD AG European Academy<br />
for Training an Development - ins Leben<br />
gerufen. Im Tagungszentrum Landegg, direkt<br />
am Bodensee gelegen, werden ab 1994 überbetriebliche<br />
Trainer- und Berater-Ausbildungen<br />
durchgeführt.<br />
Krisenzeit<br />
1995 scheidet Winfried U. Graichen überraschend<br />
aus und widmet sich neuen Aktionsfeldern<br />
in Fernost. Als zur gleichen Zeit auch der<br />
PAIDIA-Verlag trotz inhaltlich überzeugender<br />
Autoren wie Dudley Lynch, Ned Herrman und<br />
Ervin Laszlo das bundesweite Verlagsterben<br />
nicht überlebt, wird der Wind stärker. Helmut<br />
Fuchs, als einsamer Kapitän, versucht die TAM<br />
und den Verlag auf hoher See zu halten, den hohen<br />
Zeit- und Arbeitsaufwand zu kontrollieren<br />
und einen neuen Kurs einzuleiten.<br />
Neue Wege, neue Methoden, neue Perspektiven.<br />
Hier setzt die TAM Maßstäbe, bildet mehr<br />
als 200 Trainerinnen und Trainer mit der Zusatzqualifikation<br />
„Erlebnisorientierte/r Trainer/<br />
in“ aus und kann - auch durch die qualifizierte<br />
Mitarbeit des Outdoorspezialisten Artur Zoll -<br />
mit Fug und Recht als Wegbereiterin der High-<br />
Ropes-Entwicklung in Deutschland bezeichnet<br />
werden.<br />
Artur Zoll<br />
Das neue Lernen<br />
Trainingskonzept. Es werden 5 eigene High-Ropes-Parcours<br />
in Wirsberg, Bad-Gögging, Fulda,<br />
Lüneburg und Bitburg gebaut und mit lokalen<br />
Kolleginnen und Kollegen betrieben. Zahlreiche<br />
Veröffentlichungen in Fachzeitschriften,<br />
Personalhandbüchern und bei Personal- und<br />
Trainingskongressen positionieren die TAM in<br />
einem neuen Lernverständnis, dessen Wirksamkeit<br />
ab 2005 von der Neurowissenschaft<br />
und der Erwachsenenpädagogik bestätigt wird.<br />
Lernen folgt neuen Regeln und Erkenntnissen.<br />
Der Wandel von der Erzeugungsdidaktik zur<br />
Ermöglichungsdidaktik erzeugt neue Wellen.<br />
Speziell in den mittlerweile 4 Mal im Jahr stattfindenden<br />
Trainer-Lehrgängen profitieren die<br />
Teilnehmenden von dieser Ausrichtung und<br />
diesem frühen Wissen.<br />
Quo vadis TAM?<br />
Mit der parallel zu den laufenden Trainer-Lehrgängen<br />
stattfindenden Weiterentwicklung wird<br />
2007 die Launologie als Protowissenschaft aus<br />
der Taufe gehoben und mit großem Publikumserfolg<br />
(Zahlreiche Talkshows, Launeus-Award,<br />
TV- und Radiosendungen, Fachartikel, Bücher,<br />
DVDs u.a.m.) positioniert. Mit der Gründung<br />
des WIFAL-Instituts (wissenschaftliches Institut<br />
für angewandte Launologie) in Berlin und<br />
der Lizenzierung der Gute-LAUNE-Akademie<br />
in Leipzig und Berlin wird der eingeschlagene<br />
Weg, Lernen mit Begeisterung, Gelassenheit<br />
und guter Laune zu verbinden, konsequent<br />
fortgesetzt. Auch das sehr erfolgreiche Psychologische<br />
Kabarett von Helmut Fuchs und die<br />
neuen Bücher und Trainingsprogramme trugen<br />
dazu bei, sowie das mittlerweile von der Fachwelt<br />
sehr geschätzte Magazin Zukunft-Training,<br />
das von Frederic M. Fuchs ebenso visionär im<br />
Markt verortet wurde.<br />
<strong>2013</strong> wurde Helmut Fuchs für sein Psychologisches<br />
Kabarett, mit dem er zehntausende von<br />
Zuhöreren begeisterte, mit der Auszeichnung<br />
„Vortragsredner des Jahres“ geehrt.<br />
Mit der Entwicklung der Charakterstärkenanalyse<br />
CHARA24, gemeinsam mit Prof. Dr.<br />
Dr. Jürgen Hennig von der JLU Gießen, hat die<br />
TAM den Paradigemenwechsel zur positiven<br />
Psychologie wirkungsvoll begleitet und bietet<br />
seit 2011 Charakterstärkentraining und Charamaster-Ausbildungen<br />
an. Die bundesweite<br />
Etablierung dieser Ausfächerung beginnt 2014<br />
mit dem Charakarma Institut von Hajo Depper<br />
in München und wird weitere Lizenznehmer<br />
finden.<br />
2014 findet nun das 40-jährige Jubiläum statt.<br />
Bei dieser Gelegenheit werden nicht nur international<br />
anerkannte Referentinnen und Referenten<br />
auftreten, es wird auch der neue TAM-<br />
Master-Lehrgang „Vom Managementtrainer<br />
zum Lernarchitekten“ eingeführt und eine neue<br />
bundesweite Netzwerkstruktur für Trainer und<br />
Coaches gemeinsam mit dem Gründungsberater<br />
Jan Wieland aus Leipzig vorgestellt. Dies<br />
bildet einen weiteren Schritt, die TAM Trainer-<br />
Akademie München als Edelschmiede für Managementtrainer<br />
und -berater mit bewährter<br />
und neuer Stärke zu verankern.<br />
Vielleicht sind Sie mit dabei - sprechen Sie mit<br />
uns!<br />
***<br />
TAM Trainer-Akademie München<br />
Synergie durch Zusammenarbeit<br />
Der Sitz der TAM wird 1987 nach Fulda verlegt.<br />
Synergie-Effekte durch gezielte Zusammenarbeit<br />
der beiden Geschäftsführer Fuchs und<br />
Graichen mit anderen Spezialisten führen zur<br />
Gründung des PAIDIA-Verlages. Beteiligungen<br />
an der TAM- Marketing- und Vertriebs GmbH<br />
mit Peter Dau, der Herrmann Institut Deutschland<br />
GmbH mit Roland Spinola und der Millennium<br />
GmbH mit Bernd Schwentick erschließen<br />
als strategische Allianz neue Marktsegmente.<br />
TAM goes international<br />
Dieses Motto gilt zunehmend ab 1990: Beiträge<br />
während der jährlichen Konferenz der American<br />
Society for Training and Development (ASTD)<br />
in den USA oder des International Service and<br />
Quality Forums (ISQF) in Frankreich verbreiten<br />
zentrale Gedanken der TAM und bilden oft eine<br />
der wenigen Stimmen deutscher Personalentwickler<br />
im Ausland. Aufträge in Großbritannien,<br />
Nach heftigem Sturm mit Mastbruch und<br />
„Mann über Bord“ gelingt dies letztlich mit großem<br />
Erfolg. Mit überwältigendem Engagement<br />
durch den Lotsen und Kapitän Helmut Fuchs,<br />
der zudem hauptamtlich als mittlerweile alleinerziehender<br />
Vater von 4 Kindern vielbeschäftigt<br />
ist, startet eine neue Regatta.<br />
Die „neue TAM“ beginnt sich ab 1998 wieder<br />
als „Edelschmiede“ der Weiterbildungsszene zu<br />
positionieren und entwickelt ein Ausbildungsprogramm<br />
für Managementtrainer im Kontext<br />
der Zeit mit neuen tools und Referenten. Im<br />
Jahr 1998 wird die TAM für ein spezielles Weiterbildungsprogramm<br />
mit der Deutschen Bahn<br />
mit dem Deutschen Trainingspreis in Gold ausgezeichnet,<br />
im Jahr 2000 für die bahnbrechende<br />
Entwicklung des erlebnisorientierten Lernens<br />
für Führungskräfte und Unternehmen mit<br />
dem Kunden Janssen-Cilag mit dem Certificate<br />
of Excellence des BDVT.<br />
Mit der Jahrtausendwende startet eine völlig<br />
neu ausgerichtete TAM Trainer-Akademie München.<br />
Durch den Abwurf von Ballast nimmt sie,<br />
stark verschlankt, wieder Fahrt auf. Die mittlerweile<br />
durch Helmt Fuchs eher psycholgisch und<br />
wissenschaftlich ausgerichteten Aktivitäten der<br />
TAM werden durch enge Zusammenarbeit mit<br />
verschiedenen Universitäten und Hochschulen<br />
(JLU Gießen, TU München u.a.) verstärkt.<br />
Studien zum Outdoortraining, zur Volitionsund<br />
Handlungsforschung und schließlich zur<br />
Motivationsforschung belegen die visionäre<br />
Stoßrichtung des Vordenkers Helmut Fuchs.<br />
Die nun von Artur Zoll als Geschäftsführer betreute<br />
TAM Trainer-Akademie München holt Dr.<br />
Andreas Huber an Bord, das Motivationstool<br />
Reiss-Profil nach Europa, entwickelt mit der<br />
Motivstrukturanalyse MSA ein völlig eigenständiges<br />
Analysetool für die Motivanalyse, mit IN-<br />
TRINSIC eine Personalauswahlanalyse und mit<br />
dem Rubicon-Prinzip ein handlungsorientiertes<br />
Die TAM Trainer-Akademie München unter der Leitung des Cheftrainers Dr. Helmut Fuchs zählt zu den renommiertesten deutschen Ausbildungsstätten<br />
für Managementtrainer und -coaches. Mit 40 Jahren Erfahrung und zahlreichen Auszeichungen für vorbildliche Aus- und Weiterbildung und<br />
mehr als 1500 ausgebildeten Trainer, über 200 High-Ropes Trainern und der Entwicklung strategischer Weiterbildungsprogrammen ist die TAM in der<br />
deutschen Weiterbildungsszene hervorragend positioniert.<br />
TAM Trainer-Akademie München<br />
www.trainer-akademie.de<br />
10 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 11
DER MENSCH IST<br />
LERNFÄHIG<br />
aBer unBeLeHrBar.<br />
Profl Dr. Lothar Seiwert<br />
Prof. Dr. Elisabeth Heinemann<br />
Felix Gaudo<br />
Der TAM Lernkongress 2014<br />
Der Kongress für Trainer, Speaker, Coaches, Unternehmer & Leader<br />
02. BIS 04. MAI 2014 | BERLIN<br />
Prof. Dr. Wilhelm Schmid<br />
Sabine Asgodom<br />
Uwe Kloss<br />
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Prof. Dr. Christian Belz<br />
Otto Belz<br />
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Helmut Fuchs<br />
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12 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 13
L A CHEN<br />
ERLAUBT<br />
– GANZ IM ERNST –<br />
VON FELIX GAUDO
L A CHEN<br />
ERLAUBT<br />
– GANZ IM ERNST –<br />
VON FELIX GAUDO<br />
Auch wenn der Alltag oft alles andere als lustig sein kann; es lohnt sich, das Leben immer<br />
wieder aus der positiven und humorvollen Perspektive zu sehen. Wie ein Kabarettist und Klinikclown<br />
Kindern glückliche Momente schenkt und Menschen ermuntert, auch im Ernst das Lachen nicht zu<br />
verlieren.<br />
Vorsichtig öffnen mein Kollege und<br />
ich die Tür und schauen zum Bett am<br />
Fenster. Es ist ein Bett auf Rädern, ein<br />
Krankenhausbett. Dort liegt Paulina,<br />
sie ist 7 Jahre alt und heute geht es<br />
ihr besonders schlecht. Aber heute betrete ich den<br />
Raum auch als Dr. Mops, mein Kollege nennt sich<br />
Dr. Yeah. Mit dem Teddybär neben Paulina beginnen<br />
wir die erste Kontaktaufnahme, zwischen uns<br />
Clowns und dem Stofftier entwickelt sich ein kleines<br />
Zauberspiel. Offensichtlich stellen wir uns zu ungeschickt<br />
an, sodass Paulina die Situation schließlich<br />
selbst in die Hand nimmt und uns hilft. Sie zaubert<br />
sich zu ihrer eigenen Überraschung eine rote Nase<br />
in die Hand und ein Lächeln ins Gesicht, das wenige<br />
Minuten vorher noch von Schmerzen gezeichnet<br />
war. Diese Aufgabe, fröhliches Lachen und Gekicher<br />
in einen Raum zu bringen, in dem es sonst meist<br />
Ernst zugeht, beschreibt das Prinzip: „Lachen erlaubt<br />
- ganz im Ernst“.<br />
Wenn ich einmal in der Woche als Clown morgens<br />
zu den Kindern ins Krankenhaus komme, ist das<br />
natürlich eine vollkommen andere Situation als<br />
sonst auf der Bühne. Nicht die Leute kommen zu<br />
mir, um mein Programm zu sehen, sondern ich<br />
komme zu den Menschen. Da kann ich meinen Plan<br />
zu Hause lassen, denn jetzt heißt es, genau auf die<br />
Situation zu schauen, mich darauf einzustellen und<br />
individuell etwas Positives und Fröhliches daraus zu<br />
machen.<br />
Ganz ähnlich wie beim Besuch im Krankenzimmer,<br />
bei dem man situativ auf die jeweilige Gegebenheit<br />
eingehen muss, ist es auch immer wieder in unserer<br />
Berufswelt. Wie wir mit täglichem Stress umgehen,<br />
wie wir Situationen einschätzen, hängt viel weniger<br />
von äußeren Umständen ab, als wir oft annehmen.<br />
Immer ist auch die emotionale Bewertung der Lage<br />
entscheidend für den Umgang mit negativen Einflüssen,<br />
und diese entsteht durch unseren persönlichen<br />
Blickwinkel.<br />
Ob wir uns durch Stress und Rückschläge entmutigen<br />
lassen, oder es schnell wieder schaffen, ausgeglichen<br />
zu sein, hängt in erster Linie von uns selbst<br />
ab.<br />
DIESE AUFGABE, FRÖHLICHES<br />
LACHEN UND GEKICHER IN EINEN<br />
RAUM ZU BRINGEN, IN DEM ES<br />
SONST MEIST ERNST ZUGEHT, BE-<br />
SCHREIBT DAS PRINZIP: „LACHEN<br />
ERLAUBT - GANZ IM ERNST“.<br />
16 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 17
Als Moderator und gelernter Schauspieler<br />
probiere ich in meinen Vorträgen mit den Teilnehmenden<br />
auch häufig Übungen aus dem<br />
Bereich des Improvisationstheaters aus. Das<br />
führt zu unmittelbar erlebbaren Erfahrungen<br />
und macht das Reden über den Humor immer<br />
wieder aufs Neue zu einem amüsanten Erlebnis.<br />
In den 20 Jahren, die ich auf der Bühne stehe,<br />
habe ich schon Unterschiedlichstes erlebt,<br />
auch unangenehme und peinliche Situationen:<br />
Plötzlich ist für 10 Minuten mitten in der<br />
Großveranstaltung der Strom weg. Mit meinem<br />
damaligen Bühnenpartner musste ich dann im<br />
Dunkeln improvisieren, ohne Mikrofon und nur<br />
mit dem Kerzenlicht auf den Tischen des Publikums.<br />
Wir wussten nicht, wie lange es dauern<br />
würde, bis der Strom wieder da ist, wie lange<br />
uns noch irgendetwas einfallen würde. Als<br />
dann endlich das Licht wieder anging, dachten<br />
die Gäste, das wäre alles so geplant gewesen,<br />
alles nur eine Inszenierung. Noch Jahre später<br />
denken wir gerne daran zurück, wie stolz wir<br />
damals darauf waren, die Lage mit Humor gemeistert<br />
zu haben.<br />
Die Situation wurde letztlich zu einem schönen<br />
Erlebnis, weil wir uns damals nicht geärgert,<br />
sondern die Gegebenheit, die wir nicht ändern<br />
konnten, als Chance genutzt haben.<br />
Natürlich gingen einige Missgeschicke nicht<br />
immer so glücklich aus. Dann war es oft tröstlich,<br />
wenn wir es schafften, über uns selbst<br />
zu lachen. Mit unserem Comedy-Ensemble<br />
„Think-Theatre“ waren wir viele Jahre auf verschiedensten<br />
Bühnen unterwegs. Wir hatten<br />
viele tolle Erlebnisse, bis wir eines Tages in die<br />
Stadthalle nach Freital bei Dresden eingeladen<br />
wurden. Gebucht waren wir in einer Abo-Reihe,<br />
in der sonst nur Schlager- und Volksmusik geboten<br />
wurde. Die Erwartungen des Publikums<br />
krachten dementsprechend enorm mit unserer<br />
Vorstellung aufeinander. Die Leute wollten hübsche<br />
Sängerinnen, bekamen dann aber 5 quatschende<br />
Typen. Das unvermeidliche Ergebnis<br />
ließ nicht lange auf sich warten: Das Publikum<br />
stand während der Vorstellung tatsächlich reihenweise<br />
auf und verließ laut schimpfend den<br />
Saal. Irgendwann schauten wir uns auf der Bühne<br />
gegenseitig an - und mussten einfach über<br />
die absurde Situation lachen. Das war herrlich<br />
befreiend. Und es war wohl das einzige Mittel,<br />
um dieses Desaster erträglich zu machen.<br />
Als meine jüngste Tochter zwei Jahre alt war,<br />
musste sie für eine Weile ins Krankenhaus. Sie<br />
bekam täglich Spritzen und Infusionen. Wie<br />
sollte ich einer Zweijährigen verständlich machen,<br />
wie wichtig es für ihre Gesundheit ist,<br />
dass täglich Leute in Weiß kommen und ihr<br />
weh tun?<br />
Bei so einem jungen Menschen bleibt in dieser<br />
Situation vermutlich vordergründig der<br />
Eindruck, dass er an einem fremden und sehr<br />
feindlichen Ort ist, an dem ihm Schmerzen angetan<br />
werden, und Mama und Papa lassen das<br />
auch noch zu. Meine Tochter zog sich damals<br />
immer mehr in sich zurück, wurde regelrecht<br />
apathisch und böse auf ihre Umwelt. Keine gute<br />
Voraussetzung, um wieder gesund zu werden.<br />
Eines Morgens kamen zwei Clowns auf ihre Station.<br />
Mit Musik, Seifenblasen und vielen bunten<br />
Farben schafften sie es, dass sie das erste Mal<br />
seit Tagen wieder neugierig wurde, dass sie sich<br />
dafür interessierte, was da um sie herum los war.<br />
Das erste Mal kam sie wieder aus ihrem kleinen<br />
traurigen Schneckenhaus und konnte wieder<br />
Kind sein und nicht nur Patientin. Für mich war<br />
diese Erfahrung der Auslöser, um selbst nebenberuflich<br />
als Klinikclown anzufangen.<br />
Durch die Arbeit bei den Clown-Doktoren aus<br />
Wiesbaden erlebe ich immer wieder, wie wohltuend<br />
es sein kann, den Dingen mit Humor zu<br />
begegnen. Auch und gerade für Kinder und<br />
Eltern mit wirklich harten Schicksalen. Gerade<br />
dort ist es immer wieder berührend zu sehen,<br />
wie willkommen eine heitere Ablenkung sein<br />
kann. Weltweit gehören Clowns inzwischen<br />
zum festen Bestandteil vieler Kinderkliniken,<br />
denn es ist wissenschaftlich erwiesen, dass das<br />
Lachen durch die damit verbundene Ausschüttung<br />
von Endorphinen das Wohlbefinden steigert,<br />
das Immunsystem stärkt und damit auch<br />
gezielt in der Schmerztherapie einsetzbar ist.<br />
In meinen Vorträgen spreche ich über die<br />
Grundlagen und Humortechniken, mit denen<br />
uns im Alltag mehr Gelassenheit und geistige<br />
Beweglichkeit gelingen kann.<br />
Selbstverständlich sollte in unserer Berufswelt<br />
Humor nicht mit Kalauern und Schenkelklopfern<br />
verwechselt werden. Es geht nicht darum,<br />
dass wir uns ständig kaputt lachen, um uns vom<br />
Ernst des Lebens abzulenken. Im Gegenteil<br />
sollten wir uns viel mehr eine gelassene Grundhaltung<br />
aneignen, die uns dabei unterstützen<br />
kann, mit schwierigen Situationen und Gesprächen<br />
besser umzugehen. Der Kabarettist und<br />
Schauspieler Werner Finck sagte einmal: „Wo<br />
der Spaß aufhört, fängt der Humor an.“ Damit<br />
zeigt sich der Humor auch als ein wichtiges, elementares<br />
Werkzeug in verschiedenen Formen<br />
der Unternehmenskommunikation.<br />
Humorvolle Menschen sind erwiesenermaßen<br />
kreativer, flexibler, leistungsfähiger und auch<br />
gesünder. Das Lachen ist nicht zuletzt das<br />
beste Mittel, um Menschen einander näher zu<br />
bringen. Denn Humor in seiner besten Form ist<br />
für mich das versöhnliche Augenzwinkern im<br />
Umgang mit den Unzulänglichkeiten unseres<br />
Lebens.<br />
***<br />
Felix Gaudo<br />
Autorenprofil<br />
Felix Gaudo, ist Speaker, Moderator, Trainer, Kabarettist und Klinikclown.<br />
Er verbindet auf unverwechselbare Weise seine Erfahrungen als Business-Moderator und Coach mit schauspielerischem Wissen und komödiantischem<br />
Bühnentalent. Über 2500 Live-Auftritte und 25 Jahre Bühnenerfahrung auf Tagungen und Events machen seine Vorträge zu einem mitreißenden<br />
Erlebnis.<br />
Felix gaudo<br />
www.felixgaudo.de<br />
18 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 19
WIE MAN<br />
LEHRT,<br />
OHNE ZU BELEHREN<br />
VON PROF. DR. ROLF ARNOLD<br />
20 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 21
WIE MAN<br />
LEHRT,<br />
OHNE ZU BELEHREN<br />
Wie sehen Sie die Rolle der Lehrenden?<br />
Lehrende sind Begleitpersonen. Ihre Aufgabe ist es, die Lernumgebung<br />
möglichst anregend und vielfältig zu gestalten. Die Lernenden und ihre<br />
jeweiligen Lernprozesse stehen im Mittelpunkt. Wir müssen aufhören, zu<br />
lehren. Vielmehr müssen wir darauf achten, dass die Lernenden Probleme<br />
selbst lösen und sich neue Sichtweisen, neues Wissen und neue Handlungsformen<br />
selbständig aneignen können. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang<br />
die Wende hin zu einer „Fehlertoleranz“, die es erlaubt, Fehler<br />
zu machen und aus Fehlern zu lernen, denn nur durch Fehler kann sich die<br />
neue Fähigkeit wirksam verankern. Man muss sich als Mensch, der etwas<br />
Neues lernt, egal ob als Kind oder Erwachsener, trauen, etwas auszuprobieren.<br />
Was bedeutet „Selbstlernkompetenz“ und wie entwickelt man diese?<br />
VON PROF. DR. ROLF ARNOLD<br />
Schon Maria Montessori, eine Vorreiterin in der Pädagogik, formulierte vor<br />
Jahrzehnten: „Hilf mir, es selbst zu tun“. Entscheidend ist, dass ein Mensch<br />
von sich selbst erwartet und daran glaubt, etwas bewirken und selbstständig<br />
handeln zu können. Diese Selbstwirksamkeit ist die Substanz der Lernfähigkeit.<br />
Lernende sollen daher selbst nach Lösungen suchen dürfen und<br />
auch die Zeit und den Raum dafür haben. Wichtig ist ein positives Feedback,<br />
also die Lernenden nicht ermahnen, sondern sie ernst nehmen, Fehler zulassen<br />
und ihnen Wertschätzung entgegenbringen.<br />
Was ist denn die ideale Art zu lernen?<br />
LERNEN<br />
Was versteht die aktuelle Lernforschung<br />
unter dem Begriff des Lernens?<br />
Was passiert dabei im Kopf?<br />
Wir haben allen Grund, Lernen neu zu denken.<br />
Früher stellte man sich den Lernprozess recht<br />
einfach vor: Ein Hirn schickt ein Fax an ein anderes<br />
Hirn. Wenn der Lernerfolg nicht eintritt,<br />
dann muss die Faxübertragung, also die Vermittlung,<br />
verbessert werden. Heute weiß die<br />
Hirnforschung, dass schon das Wort „vermit-<br />
Was meint die Wissenschaft mit<br />
„Lerntypen“?<br />
Ich denke, dass solche Typologien mehr schaden<br />
als nützen. Menschen nehmen Dinge über<br />
unterschiedliche Kanäle auf, die wiederum mit<br />
verschiedenen Erfahrungen besetzt sind. Wenn<br />
man zum Beispiel sagt, jemand sei ein „visueller“<br />
oder ein „auditiver“ Typ, dann legt man<br />
diesen Menschen fest. Das ist eine Brille, durch<br />
die er oder sie betrachtet wird oder sich selbst<br />
betrachtet. Viel interessanter wäre es, auch die<br />
anderen Kanäle zum Schwingen zu bringen!<br />
Kompetenzen, von Bildung ist eine Leistung, die<br />
Lernende selbst erzeugen müssen. Das heißt:<br />
Wir müssen uns von der Illusion verabschieden,<br />
dass Menschen dann am besten lernen, wenn<br />
sie einen Lehrer haben. Damit unterschätzen<br />
wir die Potenziale des Menschen. Wir müssen<br />
die Selbstlernfähigkeiten der Menschen ernst<br />
nehmen und stärken.<br />
Welchen Einfluss haben Eltern und Lehrende<br />
für eine positive Lerneinstellung?<br />
Wir wissen, dass Erfahrungen in der frühesten<br />
Es ist erwiesen, dass man 80% des Erlernten in seinem Leben außerhalb<br />
der Schule durch Erfahrungen lernt. Schüler lernen viel beim Spielen, Erwachsene<br />
in der Arbeit, in ihren Bezeihungen oder in Vereinen. Je erfahrungsreicher<br />
und lebendiger der Lernstoff, desto nachhaltiger funktioniert<br />
das Lernen. Dieses Wissen sollten sich Bildungsinstitutionen zunutze machen.<br />
Vom herkömmlichen „Vermittlungs-Lernprozess“ sind die Lernenden<br />
überfordert, denn es kann sich niemand stundenlang konzentrieren. Wir<br />
wissen zum Beispiel, dass das Gehirn von Kindern im Schulalter gerne von<br />
8-13 Uhr auf „Sleep-Modus“ schaltet. Teilweise gibt es schon gute Ansätze<br />
mit Praxisprojekten, Fallstudien, lebendigen Gruppendiskussionen – solche<br />
Methoden überraschen, irritieren kurzfristig und leiten zum Selbstlernen an.<br />
teln“ in die Irre führt. Denn ob und wie jemand<br />
lernt, hängt davon ab, welche Erfahrungen,<br />
welche inneren Bilder bereits vorhanden sind.<br />
Menschen bauen sich ihre Weltsicht aus den<br />
Mustern, die sie bereits kennen. Lernen bedeutet<br />
also nicht, etwas zu speichern, sondern etwas<br />
neu zu konstruieren. Wenn das so ist, dann<br />
muss man das Lernen ganz anders organisieren,<br />
als Unterricht zu halten oder ein Seminar<br />
zu geben.<br />
Muss man Lernen auch lernen oder kann das<br />
jede/r von Natur aus?<br />
Man kann nicht nicht lernen. Sämtliche Lebensäußerungen<br />
des Menschen basieren auf<br />
Lernprozessen. Der Mensch hat nur deshalb<br />
überlebt, weil er lernfähig war, weil er sich an<br />
unterschiedliche Umgebungen anpassen kann.<br />
Bildung ist ein Prozess, der nicht künstlich hergestellt<br />
werden kann. Die Entwicklung von<br />
Kindheit eine Rolle spielen. Kinder brauchen<br />
die Erfahrung, dass sie selbst etwas bewirken<br />
können, dass sie sich etwas zutrauen und Mut<br />
zum Risiko entwickeln können. Oft reifen Kinder<br />
auch in der Schule in dieser Hinsicht nach,<br />
wenn sie entsprechende Bezugspersonen wie<br />
Lehrkräfte oder Trainerinnen und Trainer haben.<br />
Übrigens tun dies auch gute Führungskräfte<br />
in Unternehmen: Sie stärken die Potenziale<br />
der Belegschaft.<br />
Was sagen Sie zum Satz „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“?<br />
Gibt es Unterschiede beim Lernen von Erwachsenen und Kindern?<br />
Der Unterschied ist, dass Erwachsene schon festgelegter sind, sie haben<br />
schon eine Lernbiografie und mehr Erfahrungen als Kinder. Manche denken<br />
aus ihrer Vergangenheit „Lernen ist nichts für mich“. Prinzipiell funktioniert<br />
Lernen aber für Erwachsene und Kinder gleich. Entscheidend ist die Lernmotivation,<br />
die dahinter steckt. Am besten lernen Erwachsene anhand von<br />
Fällen aus ihrem eigenen beruflichen oder privaten Leben.<br />
22 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong>
Wie verändert sich das Lernen in der<br />
Zukunft? Was ist Ihre Prognose?<br />
Ich halte es für wenig sinnvoll, Lernende aufgrund<br />
unserer bisherigen Erfahrungen auf das<br />
Kommende vorbereiten zu wollen. Viel wichtiger<br />
ist es, Lernenden Aufgeschlossenheit nahe<br />
zu bringen, sie anzuleiten, mit Vielfalt umzugehen.<br />
Künftig wird das Lernen selbst im Vordergrund<br />
stehen. Die Lehrenden sind Begleiter und<br />
Berater. Sie leiten an, Fragen zu stellen, Probleme<br />
selbst zu lösen und Ressourcen zu stärken.<br />
Bildung muss auch nicht unbedingt in Häusern<br />
stattfinden. Über Youtube etwa können schon<br />
heute Studierende Vorlesungen der Besten eines<br />
Faches aus der ganzen Welt abrufen.<br />
WEITERBILDUNG<br />
Was ist der Unterschied zwischen Wissen<br />
und Können?<br />
Früher war Wissen das, was man in Bibliotheken<br />
fand. Heute entsteht relevantes Wissen längst<br />
nicht mehr nur an der Universität, sondern im<br />
Forschungskontext mit Wirtschaft und Unternehmen.<br />
Wissen heißt heute, Zusammenhänge<br />
zu erkennen. Wissen schafft aber noch keine<br />
Kompetenz. Wir müssen da viel nüchterner<br />
werden. Man kann nämlich durchaus viel wissen<br />
und nichts können. Kompetenz heißt zum<br />
Beispiel Fehler erkennen, zuhören können, Lösungen<br />
finden.<br />
Welche Rahmenbedingungen braucht es,<br />
damit das Lernen nachhaltig und lebendig<br />
ist?<br />
Lernen ist dann nachhaltig, wenn es praxisnah,<br />
anschaulich und lebendig ist. Wir müssen<br />
erkennen: Nur wer eine persönliche Erfahrung<br />
macht, kann sich nachhaltig etwas einprägen.<br />
Gelerntes Wissen alleine zählt nicht mehr. Heute<br />
ist es wichtig, Inhalte so anzubieten, dass die<br />
Lernenden Problemlösungskompetenz erlangen,<br />
vernetztes Denken üben, wissen, wo sie<br />
nachschlagen können, und das Wissen bestmöglich<br />
in die eigene Praxis umsetzen können.<br />
Was sind die größten Barrieren für<br />
Menschen, wenn sie nachhaltig lernen<br />
wollen?<br />
Die größte Barriere ist die gelernte Hilflosigkeit.<br />
In Lernstätten fühlt man sich oft kontrolliert,<br />
hat Angst vor Prüfungen. Viele Lehrende unterrichten<br />
noch so, wie sie selbst unterrichtet<br />
wurden: „Vorlesen statt Selbstlesen“, „Lehren<br />
statt Lernen“ und „Zuhören statt Selbstkonstruktion“.<br />
Aber es gibt sie, die Treibhäuser der<br />
Zukunft! Bildungseinrichtungen, wo Lehrende<br />
motivierende Begleitpersonen sind, wo eine<br />
anregende Umgebung herrscht, wo moderne<br />
Methoden eingesetzt werden, die zum Selbstlernen<br />
anleiten.<br />
Welche Rolle haben Trainerinnen und Trainer?<br />
Moderne Trainerinnen und Trainer beobachten<br />
achtsam, regen an und gebe Feedback.<br />
Sie bieten Inhalte möglichst lebendig an und<br />
verwenden Methoden und Tools, die auf die<br />
verschiedenen Lernvorlieben und die Vielfalt<br />
an Vorerfahrungen der Lernenden eingehen.<br />
Sie verstehen sich als Lernbegleitpersonen, die<br />
die Motivation der Lernenden und ihre Selbstlernkompetenzen<br />
fördern und sie dabei unterstützen,<br />
die Verantwortung für den Lernerfolg<br />
selbst zu übernehmen.<br />
WIFI LERNMODELL<br />
Sie unterstützen das WIFI bei der Implementierung<br />
eines neuen Lernmodells. Was sind<br />
aus Ihrer Sicht dabei die wichtigsten Parameter?<br />
Entscheidend ist, die Rolle der Trainerinnen und<br />
Trainer als Lernbegleitpersonen in den Blick zu<br />
rücken. Und zwar von innen heraus, denn das<br />
WIFI hat gute, erfahrene Lehrkräfte, die vielfach<br />
schon jetzt moderne Methoden anwenden, die<br />
die Selbstlernkompetenz stärken. Gemeinsam<br />
erfinden sich die Trainerinnen und Trainer neu.<br />
Ganz wichtig ist auch, auf die Lernenden zuzugehen<br />
und ihnen als WIFI sinnvolle Beratungsleistungen<br />
rund um das Lernen anzubieten.<br />
Was wird durch die Einführung des Lernmodells<br />
am WIFI denn dann so anders sein als<br />
in anderen Einrichtungen der Erwachsenenbildung?<br />
In der Organisation wird es viele Nadelstiche<br />
brauchen, viele Zusammenkünfte. Denn selbstverständlich<br />
muss auch das WIFI selbst eine<br />
lernende Organisation sein, die das Lernmodell<br />
widerspiegelt. Entscheidend ist auch, dass die<br />
Erfahrungen der Trainerinnen und Trainer einfließen.<br />
Wirksame, nachhaltige Lernprozesse<br />
sind der Trend der Zeit – die Teilnehmenden<br />
kommen mit entsprechenden Erwartungen<br />
und merken, dass das WIFI diesen Trend mit<br />
hervorragenden Trainerinnen und Trainern, in<br />
der Konzeption von Curricula und Seminaren<br />
am professionellsten umsetzt.<br />
Sind die aktivierenden Methoden des neuen<br />
Lernmodells für alle Lernenden geeignet?<br />
Kann es sein, dass vielleicht ältere Kursteilnehmerinnen<br />
und -teilnehmer, die den Frontalunterricht<br />
gewohnt sind, damit Schwierigkeiten<br />
haben?<br />
Vielleicht wirken neue Methoden anfangs<br />
irritierend, doch Menschen lieben es, zu kooperieren.<br />
Kompetenzwirksames Lernen tut<br />
außerdem allen gut. Es ist eine Frage, wie man<br />
aufeinander zugeht. Wer erfährt, dass er oder<br />
sie selbst lernen kann und Talente hat, wird persönlich<br />
gestärkt. Talente sind ja nicht angeboren,<br />
sondern entwickeln sich durch Erfahrung.<br />
Welchen Vorteil werden die WIFI-Kunden<br />
vom neuen Lernmodell haben? Und wie wird<br />
sich das messen lassen?<br />
Den Erfolg des neuen Lernmodells werden am<br />
schnellsten die Unternehmen feststellen. Denn<br />
wer beim WIFI war, ist gestärkt, traut sich mehr<br />
zu und agiert innovativer. Viele Impulse für die<br />
Erwachsenenbildung kommen ja aus Betrieben,<br />
die sagen: So, wie die Menschen heute aus<br />
der Schule kommen, können wir sie nicht brauchen.<br />
Führungskräfte wollen immer weniger<br />
„herrschen“, sondern sie wünschen sich, dass<br />
sich die Menschen selbst bewegen.<br />
LERNEN UND GESELLSCHAFT<br />
Was können leitende Personen in Unternehmen<br />
oder Personalvermittlungen von<br />
diesem Ansatz lernen? Wie können sie nachhaltiges<br />
Lernen in den Betrieben verankern?<br />
Beobachten Sie, wie avantgardistische Unternehmen<br />
das machen! Sie offerieren den Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern Möglichkeiten<br />
zum Lernen und Ausprobieren. Routinen werden<br />
aufgeweicht, damit Neues entstehen kann.<br />
Mein Tipp an Unternehmen ist: Gewähren Sie<br />
Freiräume, honorieren Sie Ideen, fördern Sie<br />
kritische Gedanken und bringen Sie den Menschen<br />
Wertschätzung entgegen!<br />
Gibt es volkswirtschaftliche Zahlen, was falsches<br />
Lernen der Gesellschaft kostet?<br />
Es geht nicht um die Geldmenge an sich. Vielmehr<br />
sollten wir uns angesichts hoher Bildungskosten<br />
fragen, ob es sich lohnt, so viel<br />
Geld auszugeben für das, was herauskommt.<br />
Wenn wir auf die Stärkung der Kompetenzen<br />
setzen, auf moderne Didaktik, dann rechnen<br />
sich Bildungsaufwendungen.<br />
Was fasziniert Sie persönlich am Lernen?<br />
Mich faszinieren die unglaublich revolutionären<br />
Potenziale, die in Lernenden schlummern,<br />
und die zur Entfaltung gelangen können, wenn<br />
wir es nicht verhindern. Zum Beispiel ist es<br />
möglich, in nur drei Monaten eine neue Fremdsprache<br />
verhandlungssicher zu beherrschen!<br />
Faszinierend finde ich auch, dass wir lernen,<br />
wenn wir es gar nicht merken. Leben bedeutet<br />
Lernen.<br />
***<br />
Prof. Arnold, vielen Dank<br />
für das Interview.<br />
Autorenprofil<br />
Prof. Dr. Rolf Arnold, Jahrgang 1952, ist Professor für Pädagogik an der Universität Kaiserslautern.<br />
Nach einem Studium der Pädagogik, insbesondere der Erwachsenenbildung und der Berufspädagogik, war er zunächst drei Jahre als wissenschaftlicher<br />
Assistent im Hochschulbereich tätig. Im Jahre 1983 promovierte er an der Universität Heidelberg, 1987 habilitierte ihn der Fachbereich Erziehungs- und<br />
Sozialwissenschaften der Fern-Universität Hagen, und im Jahre 1990 erfolgte der Ruf an die Universität Kaiserslautern. Rolf Arnold ist wissenschaftlicher<br />
Direktor des Distance Independent Studies Center (DISC) der TU Kaiserslautern sowie Sprecher des Virtuellen Campus Rheinland-Pfalz (VCRP).<br />
Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Gebieten der Erwachsenenbildung, schulischen Berufsbildung, betrieblichen Aus- und Weiterbildung,<br />
Lehr-Lernsystementwicklung (z.B. Fernstudien), der Interkulturellen Berufspädagogik sowie dem Emotionalen Lernen.<br />
Prof. Dr. Rolf Arnold<br />
www.sowi.uni-kl.de<br />
24 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 25
Z u k u n f t - T r a i n i n g<br />
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26 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 27
RAUS AUS DEM KOPF,<br />
REIN IN DEN FLOW!<br />
VON UWE KLOSS<br />
28 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 29
RAUS AUS DEM KOPF,<br />
REIN IN DEN FLOW!<br />
VON UWE KLOSS<br />
Halbwach in der hintersten Seminarreihe, acht Stunden vor dem Computer oder den halben Tag<br />
im Auto: Viele Menschen bewegen sich zu wenig. Und wenn, dann nur zur Arbeit und wieder aufs<br />
heimische Sofa. Das Körper- und Bewegungstraining ENERGY DANCE® schafft Abhilfe, da es von<br />
Anfang an Spaß macht und einen leichten Einstieg für alle bietet.<br />
zen Körper hindurch bis zum Becken und in den Oberschenkel hinein spürbar.<br />
Über den Atem tauche ich ein in die vielseitigen Bewegungen meines Körpers,<br />
beobachte den Tanz der Gelenke, das Spiel der muskulären Kräfte,<br />
die sich je nach Charakter von Musik und Bewegung immer wieder<br />
verändern. Ja, mein Körper ist beweglich – und glücklicherweise ist er<br />
es nicht nur bei ruhigen Dehnübungen, sondern ich darf ihn in seiner<br />
Bewegungsvielfalt, die schier unerschöpflich ist, tänzerisch immer<br />
wieder neu erleben.“<br />
Was hier von einer Teilnehmerin beschrieben und im Folgenden noch<br />
näher skizziert wird, ist Folge eines Trainings, das wie kein zweites das<br />
Fasziennetzwerk unseres Körpers umfassend anspricht.<br />
Faszien sind netzartige Gewebe, die sämtliche Muskeln, Sehnen, Knochen,<br />
neuronale Strukturen und alle Organe umhüllen und den ganzen<br />
Körper in dreidimensionaler Weise durchdringen. Je nach Aufgabe<br />
und Funktion sind sie elastisch, straff, oder beides zugleich, auch<br />
Dichte und Stärke sind variabel. Sie sind enorm vielseitig ausgeprägt<br />
und können sich bei Belastungen den erforderlichen Gegebenheiten<br />
anpassen. Das fasziale Gewebe braucht innere und äußere Bewegungsreize,<br />
um sich ernähren zu können und um eine optimale<br />
Elastizität und Gleitfähigkeit zu erhalten. Neueste wissenschaftliche<br />
Untersuchungen haben ergeben, dass der Einfluss des Fasziennetzwerkes<br />
auf die Gesundheit einen weit größeren<br />
Einfluss hat, als bislang angenommen, da es über<br />
den Austausch von Energie, Materie und Information<br />
das innere Gleichgewicht aufrechterhält.<br />
Als größtes Sinnesorgan ist das Fasziennetzwerk<br />
Grundlage für Körpersinn und<br />
Selbstwahrnehmung, hat großen Einfluss<br />
auf die Geschmeidigkeit und Genauigkeit<br />
in der Bewegung, unterstützt hochkomplexe<br />
Immunabwehrprozesse und hat eine große<br />
Bedeutung für die Leistungsfähigkeit der Muskulatur.<br />
Dieses System verbindet im Körper alles<br />
mit allem.<br />
Tanzend das Fasziennetzwerk trainieren<br />
Vital in der Bewegung – flexibel im Denken<br />
Beweglichkeit ist ein Thema unserer Zeit. Wir<br />
alle sollen möglichst flexibel im Denken und<br />
Handeln sein. Im Gegensatz dazu steht allerdings,<br />
dass unsere Körper seit Jahren immer<br />
unbeweglicher werden. Sitzende Tätigkeiten,<br />
mangelnde Bewegung schon im Kindesalter<br />
und Übergewicht schränken unsere Beweglichkeit<br />
ein. Wir rasten und rosten und setzen damit<br />
langfristig nicht nur unsere Mobilität, unsere<br />
körperliche Balance und unser Wohlbefinden,<br />
sondern auch unsere geistige Flexibilität aufs<br />
Spiel. Das ENERGY DANCE® - Trainingskonzept<br />
zeigt einen Ausweg aus diesem Teufelskreis,<br />
durch fließende Bewegungen zu dynamischen<br />
Rhythmen, ganz ohne Choreographie, dafür<br />
aber mit umso mehr Freude!<br />
„ENERGY DANCE® hat mich und meinen Körper<br />
verändert. Ich trainiere jetzt seit einigen Jahren<br />
und bin deutlich beweglicher geworden.<br />
Damit meine ich nicht nur dehnfähiger beim<br />
Stretching, sondern insgesamt raumgreifender<br />
und damit präsenter. ENERGY DANCE® ist für<br />
mich immer wieder eine intensive Erfahrung.<br />
Bei ausladenden Bewegungen öffnet sich mein<br />
Brustkorb während meine Schulterpartie dem<br />
Zug des Armes nach hinten folgt. Ich liebe dieses<br />
Gefühl von fließender Weitung, Aufrichtung<br />
und Öffnung! Die Dehnung ist diagonal über<br />
meine seitlichen Bauchmuskeln durch den gan-<br />
ENERGY DANCE® ist ein rhythmisch-dynamisches Training<br />
in fließenden Bewegungsfolgen. Zu mitreißender Musik<br />
wird der Körper und sein Fasziensystem umfassend trainiert.<br />
So wird auf tänzerisch-leichte Weise Beweglichkeit, Koordination<br />
und Kraft vermehrt und eine Aktivierung des Herz-Kreislauf-Systems<br />
bewirkt.<br />
Der Weg ist das Ziel – diese alte östliche Weisheit ist bei ENERGY<br />
DANCE® wörtlich zu verstehen, denn der Bewegungsfluss entfaltet<br />
sich in kleinen Veränderungen der jeweiligen Bewegung<br />
– Schritt für Schritt. Bei jeder Modifikation, sei sie noch so<br />
30 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 31
klein, werden Muskulatur und Faszien auf eine<br />
etwas andere Weise angesprochen. Das Zusammenspiel<br />
von Muskeln und Faszien des gesamten<br />
Körpers wird so trainiert und koordinative<br />
Fähigkeiten werden mit Leichtigkeit ganz<br />
nebenbei entwickelt. Die Bewegungsformen<br />
sind natürlich, das heißt vom Bau des Körpers<br />
abgeleitet. So mobilisieren sie die Kugelgelenke<br />
körpergerecht rotierend in alle Richtungen,<br />
oder sie schwingen durch den ganzen Körper<br />
hindurch, wobei dieser zunehmend an Durchlässigkeit<br />
und Wendigkeit gewinnt.<br />
Ablauf einer Trainingseinheit<br />
Zu Beginn der Stunde lenkt die Trainerin oder<br />
der Trainer die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden<br />
auf den Kontakt der Füße zum Boden.<br />
Es wird gespürt, wie die Fußsohlen abrollen, die<br />
„Abdrücke“, die sie auf dem Untergrund hinterlassen,<br />
werden wahrgenommen. So massieren<br />
alle die kräftige Fußfaszie, die die Sohle bildet.<br />
Zeit, um im Raum, am Platz und im Körper anzukommen.<br />
Alle Körperteile werden wohltuend<br />
durchgearbeitet, erwärmt und gelockert,<br />
mit Aufmerksamkeit und Energie versorgt. Als<br />
besonders genussvoll wird das sanftes dynamische<br />
Dehnen bei langsam fließenden Bewegungen<br />
empfunden. Es tut gut, sich in die<br />
Höhe, in die Seite und nach hinten zu entfalten<br />
und den vom vielen Sitzen in sich zusammengesunkenen<br />
Körper zu seiner vollen Größe aufzurichten.<br />
Man kann im übertragenen Sinne<br />
alles Einschränkende hinter sich lassen. So ist<br />
der Körper gut vorbereitet, wenn schnellere<br />
Rhythmen im Hauptteil der Stunde die Dynamik<br />
steigern. Seien es leichte Hüpfer, rasche Latino-Moves<br />
oder feurig-explosive Sprünge wie<br />
beim „Happy Jump“ – Jeder ist „da“, präsent und<br />
geschmeidig, im Einklang von Körper und Sein.<br />
Erde, Wasser, Luft und Feuer – Beweglich mit<br />
den vier Elementen<br />
Um den Bewegungen eine spezifische Qualität<br />
zu verleihen, bedient sich ENERGY DANCE® der<br />
vier Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer. Diese<br />
vier Erfahrungsqualitäten der westlichen Mythologie<br />
spiegeln sich in der Bewegung wider<br />
und haben jeweils eine Entsprechung auf der<br />
psychischen Ebene.<br />
Das Element Erde steht für alles Materielle, also<br />
unseren Körper mit seinen Knochen, Muskeln,<br />
Bändern, Sehen, Gelenkknorpeln – sprich für<br />
das „Baumaterial“. Auf der mentalen Ebene für<br />
Sicherheit, Halt, Vertrauen und Kraft.<br />
Wasser, aus dem unser Körper zu etwa 70% besteht,<br />
steht für die Gefühlswelt, das Sinnliche,<br />
für die Verbindung mit anderen Menschen, Liebe<br />
und Sexualität.<br />
Luft repräsentiert den Raum – zwischen den Organen,<br />
den Zellen und ihren Atomen. Wir erfahren<br />
das Luftelement in unserem Atem (Atman<br />
(sanskrit) = Geist), dem Lebenshauch, der die<br />
Materie beseelt, und als das Mentale, die kreative<br />
Welt der Ideen, das Spielerische, Spontane,<br />
die Leichtigkeit des Seins.<br />
Das Feuerelement gibt uns Antrieb und Tatkraft,<br />
nach außen zu gehen, sprühende Begeisterung<br />
und Power.<br />
Jede dieser Qualitäten findet beim ENERGY<br />
DANCE® in der Bewegung ihren Ausdruck, sodass<br />
wir sie erfahren und über dieses Erleben<br />
in Einklang gebracht werden. Je differenzierter<br />
man in der Lage ist, mit der Verschiedenartigkeit<br />
der vier Elemente zu „spielen“, desto mehr<br />
Beweglichkeit und Bewegunsqualität wird<br />
möglich. Ganz nebenbei wird dadurch das Fasziensystem<br />
optimal unterstützt und trainiert.<br />
Und nicht nur das: Auch auf das Innenleben<br />
und die Lebendigkeit und Kreativität im Alltag<br />
hat diese Bewegungsart positive Auswirkungen.<br />
So wohltuend ein umfassendes Training bestimmter<br />
Qualität, Intensität und Quantität<br />
für uns Menschen und unser Fasziennetzwerk<br />
ist, so nachteilig ist es auch, wenn man darauf<br />
verzichtet und das Grundbedürfnis des Körpers<br />
nach Bewegung missachtet. Denn: Ein Mangel<br />
an vielfältiger und umfassender Bewegung<br />
führt dazu, dass die Faszien miteinander ‚verkleben’<br />
und ihre Elastizität einbüßen. Dies kann so<br />
weit gehen, dass Schmerzen und Bewegungseinschränkungen<br />
die Folge sind. Führt dann<br />
die Bewegungseinschränkung aufgrund der<br />
Schmerzen dazu, sich noch weniger zu bewegen,<br />
entsteht ein Teufelskreis.<br />
Natürlich unterliegt auch das Faziennetzwerk<br />
einem natürlichen Alterungsprozess, der mit einem<br />
Verlust an Beweglichkeit einhergeht. Aber<br />
man kann diesen Prozess durch ein entsprechendes<br />
Training verlangsamen und hinauszögern,<br />
da sich die Faszien bis ins hohe Alter immer<br />
wieder auf neue Belastungsreize einstellen<br />
und sich anpassen. Es ist also nie zu spät, mit<br />
dem Training zu beginnen.<br />
Beweglichkeit für alle Generationen<br />
Was kann ENERGY DANCE® leisten, um Beweglichkeit<br />
herzustellen und zu erhalten? Einige<br />
unserer Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die<br />
diese Sportart teilweise seit mehr als zwanzig<br />
Jahren ausüben, zählen mittlerweile zu der Altersgruppe<br />
60+. Sie sind von ihrem Bewegungsvermögen<br />
her für viele Jüngere ein deutliches<br />
Vorbild an Fitness, Vitalität und Lebensfreude.<br />
Tänzerisch flink, wendig und ausdrucksstark<br />
stehen sie den „jungen Hüpfern“ auch konditionell<br />
in nichts nach.<br />
Es gibt etliche Beispiele von Teilnehmenden,<br />
die u.a. durch regelmäßigen Besuch ihre gesundheitlichen<br />
Probleme in den Griff bekommen<br />
haben. Eine von ihnen litt z.B. an den Folgen<br />
einer Borreliose und konnte den Kontakt<br />
ihrer Füße zum Boden nicht mehr spüren. Auf<br />
einem Bein zu balancieren war ihr wegen ihres<br />
stark gestörten Gleichgewichtssinns nicht mehr<br />
möglich. Dank alternativer Heilmethoden und<br />
ENERGY DANCE® habe sie nicht nur ihre körperliche<br />
Gesundheit wieder erlangt, sondern sei<br />
so fit wie nie zuvor. Mittlerweile ist sie Trainerin<br />
und leitet mehrere Kurse pro Woche.<br />
Sicher ist es gut, frühzeitig mit gesundheitsfördernder<br />
Bewegung zu beginnen, um dem<br />
„Einrosten“ im Alter vorzubeugen. Gruppen<br />
wie die „Powerladies“ aus Berlin, deren Tänzerinnen<br />
teils erst im Seniorenalter sportlich aktiv<br />
wurden, sind allerdings der blühende Beweis,<br />
dass Beweglichkeit auch im gehobenen Alter<br />
(wieder-) zu erlangen ist. Die ältesten Teilnehmerinnen<br />
dieser Seniorengruppe sind heute<br />
über 80 Jahre alt und mittlerweile „fit wie ein<br />
Turnschuh“. Seniorensport? Von wegen! Zu intensiver<br />
Musik dauert der schweißtreibende<br />
Unterricht bei der Trainerin 90 Minuten, ebenso<br />
lang wie in den Gruppen für Jüngere. Klar, die<br />
Damen bleiben mehr „auf dem Boden“ als in anderen<br />
Kursen. Anstatt zu hüpfen wird gewippt,<br />
um die Gelenke zu schonen.<br />
Ansonsten gilt das ENERGY DANCE® - Prinzip:<br />
Für jede so viel, wie sie braucht. Ausmaß und<br />
Intensität werden von den Teilnehmerinnen<br />
selbst bestimmt. So können auch Neueinsteigerinnen<br />
mitmachen und von Anfang an Spaß<br />
haben.<br />
***<br />
Uwe Kloss<br />
Autorenprofil<br />
Uwe Kloss, Jahrgang 1950, hat ein Staatsexamen in Sportwissenschaft und Politologie und absolvierte zahlreiche Weiterbildungen, u.a. in den Bereichen<br />
Gymnastik, Tanz und Bewegung, Stretching, Funktionsgymnastik, Yoga, Tanztherapie, Energiearbeit und Entspannung. Er ist Dozent für verschiedene<br />
Sport- und Bildungsorganisationen im Bereich Gymnastik, Fitness und Tanz sowie Entwickler und Begründer der ENERGY DANCE® Methode. Seit<br />
1995 leitet er die ENERGY DANCE®- Academy für die Trainer-Ausbildung mit Zertifikats-Abschluss. Uwe Kloss ist zudem Vorstandsmitglied im ENERGY<br />
DANCE Sportverband e.V., Veranstalter von Winterurlaubsreisen der Konzeption ‚Ganzheitliches Skilaufen mit Inner Skiing’ für den Allegra Skiclub Berlin.<br />
uwe Kloss<br />
www.energydance.de<br />
32 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 33
LASS LOS!<br />
UND DU BIST MEISTER DEINER ZEIT<br />
VON PROF. DR. LOTHAR SEIWERT<br />
34 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 35
LASS LOS!<br />
UND DU BIST MEISTER DEINER ZEIT<br />
Wissen Sie oft nicht, was Sie<br />
zuerst tun sollen? Läuft Ihnen<br />
immer wieder die Zeit<br />
davon? Bekommen Sie<br />
Ihre Aktivitäten kaum<br />
mehr unter einen Hut? Sind Sie hin- und hergerissen<br />
zwischen beruflicher Belastung, den Bedürfnissen<br />
der Familie und Ihren eigenen Wünschen?<br />
Fühlen Sie sich gefangen in einem<br />
Korsett aus Terminen und Pflichten? Wenn Sie<br />
dem Beschleunigungstrend entkommen und<br />
zu einem bewussten und eigenständigen Umgang<br />
mit Ihrer Zeit gelangen möchten, dann<br />
begeben Sie sich mit mir auf eine Reise in die<br />
Welt des Konfuzius. Als Reiseleiter mit von der<br />
Partie ist ein chinesischer Glücksdrache, der das<br />
elementare Wissen, das vielen Menschen heute<br />
fehlt, in einer charmanten Parabel zum Leben<br />
erweckt. Weil ich im chinesischen Zeichen des<br />
Drachen geboren bin, habe ich eine besondere<br />
Vorliebe für Drachen. Sie sind im Gegensatz zu<br />
ihren europäischen Verwandten keine furchteinflößenden<br />
Ungeheuer, sondern sie symbolisieren<br />
Glück, Weisheit, Güte, Stärke, Frieden<br />
und göttlichen Schutz. Der Drache trägt die<br />
Hoffnungen der Menschen in den Himmel.<br />
Lektion 1: Fokussieren<br />
Konfuzius sagt:<br />
Am Baum der guten Vorsätze gibt es viele Blüten,<br />
aber wenig Früchte.<br />
Eine Langzeitstudie der Universität Harvard<br />
zeigt, dass Studienabgänger, die klare und<br />
schriftlich formulierte Ziele haben, später dreimal<br />
soviel wie ihre ehemaligen Kommilitonen<br />
verdienen, die sich im Leben einfach treiben<br />
ließen. Viele Menschen lassen jedoch alles auf<br />
sich zukommen, statt sich Ziele zu setzen. Der<br />
Stress, der dabei entsteht, ist hausgemacht.<br />
Wer sich nicht auf das fokussiert, was ihm wichtig<br />
ist, lebt in einem Ungleichgewicht zwischen<br />
dem, was er will, und dem, was er tut. Drei Etappen<br />
führen ans Ziel:<br />
1. Eine Bestandsaufnahme machen: Was<br />
zählt im Leben?<br />
2. Einen genauen Plan erarbeiten: Wie viele<br />
Schritte führen ans Ziel?<br />
3. Prioritäten setzen und nein sagen: Was ist<br />
wichtig? Was ist unwichtig?<br />
Lektion 2: Reduzieren<br />
2. Das Jetzt-Prinzip: Langweilige oder komplexe<br />
Aufgaben und Entscheidungen vor<br />
sich herschieben erzeugt unnötige Arbeitsberge.<br />
Wer alles, was sich innerhalb<br />
von fünf Minuten erledigen lässt, sofort<br />
tut, behält den Überblick und den Kopf<br />
frei für Wichtiges.<br />
3. Das „Lass andere für dich arbeiten“-Prinzip:<br />
Delegieren heißt das Zauberwort<br />
für einen reduzierten und vereinfachten<br />
Lebensalltag. Routineaufgaben, Erledigungen,<br />
organisatorische und ungeliebte<br />
Tätigkeiten frühzeitig abgeben!<br />
Lektion 3: Entschleunigen<br />
Konfuzius sagt:<br />
Es ist nicht von Bedeutung, wie langsam du<br />
gehst, so lange du nicht stehen bleibst.<br />
Die Tempogesellschaft schätzt Geschwindigkeit.<br />
Menschen, die unaufhörlich in Bewegung<br />
sind, erwecken den Eindruck, beschäftigt und<br />
damit wichtig zu sein.<br />
Wer der Hektik des Alltags entkommen und den<br />
Stress abschalten will, kann in drei Schritten<br />
entschleunigen:<br />
VON PROF. DR. LOTHAR SEIWERT<br />
Konfuzius sagt:<br />
Das Leben ist einfach, aber wir bestehen darauf,<br />
es kompliziert zu machen.<br />
Konfuzius sagt:<br />
Ein wahrhaft großer Mensch verliert nie die<br />
Einfachheit eines Kindes.<br />
1. Mit speziellen Achtsamkeitsübungen und<br />
einfachen Meditationspausen zur Ruhe<br />
kommen.<br />
Zunehmende Hektik im Alltag kann dazu führen, subjektiv immer schneller zu arbeiten und zugleich<br />
das Gefühl zu haben, zu wenig zu schaffen. Die Lehre des Konfuzius hilft auch heute dabei,<br />
sich von fremdbestimmtem Zeit- und Leistungsdruck zu befreien und die eigene Geschwindigkeit<br />
zu finden.<br />
Was der berühmte chinesische Gelehrte bereits<br />
vor 2.500 Jahren wusste, ist in unserer hektischen<br />
Gegenwart aktueller denn je. Die Zeiten<br />
mögen sich zwar verändert haben, doch die<br />
Zeit an sich bleibt immer gleich. Ein Tag hat 24<br />
Stunden und ist damit noch genauso lang wie<br />
zur Zeit des Konfuzius. Das Wissen des großen<br />
Philosophen half den Menschen seiner Zeit dabei,<br />
ihre Probleme zu bewältigen, und auch uns<br />
Menschen des 21. Jahrhunderts kann er noch<br />
dabei unterstützen. Die konfuzianische Weisheit<br />
ist scharfsinnig, kraftvoll, schlicht und zeitlos,<br />
ihre Lehre dreht sich um die Harmonie – das<br />
höchste Ziel, das ein Mensch nach Konfuzius erreichen<br />
kann. Zu Lebensbalance und -qualität<br />
findet, wer die folgenden fünf Lektionen lernt<br />
und beherzigt:<br />
Je komplexer und stressiger sich das Leben gestaltet,<br />
desto mehr wächst die Sehnsucht nach<br />
einfachen Formen und Strukturen. Zu viel Auswahl<br />
blockiert die Entscheidungskraft. Daher<br />
lautet die Devise: Weniger ist mehr. Sie gilt für<br />
den Arbeitsplatz genauso wie für die Beziehungen<br />
und die eigenen vier Wände. Drei Prinzipien,<br />
mit denen man sich von Unwesentlichem<br />
trennen und mehr Raum für wirklich Wichtiges<br />
schaffen kann:<br />
1. Das Bedürfnis-Prinzip: Was brauche ich<br />
wirklich zum Leben? Bei den meisten<br />
Menschen sind das ganz einfache Dinge<br />
wie der Duft einer Frühlingswiese oder<br />
das Lächeln ihrer Lieben. Kinder brauchen<br />
am allerwenigsten um glücklich zu sein.<br />
Sie widmen sich voller Leidenschaft dem,<br />
was sie gerade tun.<br />
2. Auf Zeitlupe schalten und mit Entschleunigungs-Strategien<br />
den Tempomat nach<br />
dem individuellen Wohlfühlgeschwindigkeit<br />
einstellen.<br />
3. Mit zielgerichtetem Nichtstun in eine<br />
gelassene Gangart umschalten. Das hat<br />
nichts mit Faulheit oder Arbeitsverweigerung<br />
zu tun, Mußestunden erhalten die<br />
Gesundheit, fördern die Kreativität und<br />
schaffen Raum für neue Erlebnisse.<br />
Lektion 4: Balancieren<br />
Konfuzius sagt:<br />
Die Lebensspanne ist dieselbe, ob man sie<br />
lachend oder weinend verbringt.<br />
Ein Leben in Balance erreicht man nicht, indem<br />
man das Berufsleben besser mit dem Privatleben<br />
koordiniert. Es geht nicht darum, mehr zu<br />
36 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 37
haben oder zu sein. Es geht um Lebensqualität.<br />
unter Stress. Der Grad der Selbstbestimmung<br />
Fazit: Mehr Zeit – aber nicht für Arbeit<br />
Sie und lässt sich auf drei Arten erreichen und<br />
sieht doch für jeden Menschen anders aus:<br />
1. Nach dem Fahrplan der inneren Uhr leben:<br />
Chronobiologen unterscheiden zwischen<br />
dem Morgentyp, der nach dem aufstehen<br />
fit ist, und dem Abendtyp, der nur<br />
schwer in die Gänge kommt.<br />
2. Gute Beziehungen: Ein erfülltes Privatleben<br />
ist der beste Schutz gegen Stress.<br />
3. Werte schaffen Eigen-Sinn. Sie bilden in<br />
unsicheren und schnelllebigen Zeiten ein<br />
stabiles Fundament, das Sicherheit gibt.<br />
Lektion 5: Selbstbestimmen<br />
Konfuzius sagt:<br />
Das Entscheidende am Wissen ist, dass man es<br />
beherzigt.<br />
Wer es sich in der eigenen Komfortzone bequem<br />
macht und die wichtigen Entscheidungen im<br />
entscheidet darüber, ob man das Leben aus<br />
freien Stücken genießen oder sich von Anderen<br />
unter Druck setzen lässt. Ein Mensch, der<br />
den Maßstab seines Handelns an den Urteilen<br />
Anderer ausrichtet, ist den Anforderungen von<br />
außen hilflos ausgeliefert. Selbstbestimmung<br />
steigert man in drei Stufen:<br />
1. Das Anti-Perfektionismus-Programm: Hinter<br />
perfektionistischem Denken stecken<br />
häufig negative Glaubenssätze und die<br />
Angst, zu versagen.<br />
2. Pro-Aktivität: Selbstbestimmte Menschen<br />
überlegen rechtzeitig, was sie wollen und<br />
welche Wirkung sie damit erzielen.<br />
3. Veränderungskompetenz: Ein Lernprozess,<br />
in dem man sich nach und nach<br />
Flexibilität und Know-how aneignet. Das<br />
Unmögliche ist erst schwer, das Schwere<br />
wird irgendwann leicht und das Leichte<br />
Konfuzius sagt:<br />
Nur wer mit dem Strom schwimmt, wird das Meer<br />
erreichen.<br />
Fokussieren, reduzieren, entschleunigen, balancieren<br />
und selbst bestimmen – das sind die<br />
besten Voraussetzungen für ein ent-stresstes<br />
Leben. Aber: Was tun mit der freien Zeit? Was<br />
nützt die Meisterschaft über die Zeit, wenn man<br />
dabei die Freude und das Glück aus den Augen<br />
verliert? Wer sich keine Zeit fürs Glück nimmt,<br />
läuft ihm immer hinterher – und wird es nie erreichen.<br />
Wer hingegen den Stress loslässt, hat<br />
beide Hände frei, um sein Glück beim Schopf<br />
zu packen. Der wahre Meister lädt sich nicht<br />
noch mehr Arbeit auf, sondern nutzt seine Zeit<br />
sinnvoll – auf der Suche nach dem persönlichen<br />
Lebenssinn. Wollen Sie wirklich schneller sein<br />
als das Glück? Wenn Sie lieber entschleunigen<br />
möchten, dann genießen Sie jeden Augenblick:<br />
Denn die glücklichste Zeit im Leben ist immer<br />
jetzt!<br />
***<br />
Die 10 Drachen-Gebote für wahre Meister der Zeit<br />
1. Formuliere deine Träume, Wünsche und Visionen als Ziele und folge ihnen.<br />
Sie bestimmen den Sinn und die Richtung deines Denkens und Handelns.<br />
2. Weniger ist mehr. Nimm dir nicht zu viel vor und verplane nicht deine gesamte Zeit. So bleibst du flexibel<br />
und bist weniger gestresst.<br />
3. Sorge für eine ausgewogene Zeit und Lebensbalance. Eine qualitative Zeitbalance zwischen allen Lebensbereichen<br />
ist wichtiger als eine quantitative.<br />
4. Konzentriere dich immer auf das Wesentliche. Du allein weißt, was das ist.<br />
5. Entfliehe der Dringlichkeitsfalle. Wenn du dringende Dinge erledigst, reagierst du nur. Tust du dagegen die<br />
wichtigen Dinge, dann agierst du.<br />
6. Plane regelmäßig und konsequent Zeit für dich selbst ein. Gönne dir diese Zeit für Muße, Nichtstun, zum<br />
Nachdenken und Pläneschmieden.<br />
7. Geh mit deiner Lebenszeit stets selbstbestimmt und souverän um. Lass dir keinen Zeit und Termindruck<br />
machen. Du bestimmst darüber, wie langsam oder wie schnell du gehen musst, um dein Ziel zu erreichen.<br />
8. Hör auf deine innere Weisheit und lerne, deinem Zeitgefühl, deiner Intuition und Inspiration zu vertrauen.<br />
9. Sei dankbar für die Erfolge und für alles, was dir Freude bereitet und dich glücklich macht.<br />
10. Verleugne niemals deine wahre Natur: Nur wenn du lebst, was du bist, kannst du erreichen, was du willst.<br />
Leben anderen überlässt, steht zwangsläufig<br />
am Ende schön.<br />
Lothar Seiwert<br />
MEHR INFORMATIONEN ZUM THEMA:<br />
Autorenprofil<br />
Prof. Dr. Lothar Seiwert, CSP, gilt als Europas einflussreichster Denker und Redner zu Fragen<br />
der Zeitautonomie. Mit mehr als 10 Awards ist er der am häufigsten ausgezeichnete Keynote-<br />
Speaker und Bestseller-Autor („Simplify your Life“, „Simplify your Time“, „Die Bären-Strategie“,<br />
„Ausgetickt“). Über 4 Mio. verkaufte Bücher und fast eine halbe Mio. Besucher seiner Seminare<br />
und Vorträge haben ihn zum „Zeitmanagement-Guru“ (Manager Magazin) und Top-Ten-Vortragsredner<br />
gemacht. Lothar Seiwert war Präsident der German Speakers Association (GSA).<br />
2010 wurde er in den USA mit dem höchsten und härtesten Qualitätssiegel für Vortragsredner,<br />
dem CSP = Certified Speaking Professional, ausgezeichnet.<br />
Lothar Seiwert<br />
LASS LOS UND DU BIST MEISTER DEINER ZEIT<br />
Mit Konfuzius entschleunigen und Lebensqualität gewinnen<br />
128 Seiten<br />
12,99 Eur[D]<br />
ISBN-13: 978-3833833908<br />
September <strong>2013</strong><br />
http://www.lothar-seiwert.de/top-10-publikationen/lass-los-und-du-bist-meister-deiner-zeit/<br />
Prof. Dr. Lothar seiwert<br />
www.lothar-seiwert.de<br />
38 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 39
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Dr. Susanne Steiner, Lehrstuhl für Psychologie, TU München<br />
Forschungsgebiet : Motivation, Volition & Selbstregulation
MARKETING<br />
IST EINE BESTÄTIGUNGSMASCHINERIE<br />
VON PROF. DR. CHRISTIAN BELZ<br />
Fachleute neigen dazu, sich gegenseitig zu bestätigen. Das ist menschlich. Bestätigung wirkt auch produktiv, sie beruht<br />
auf der Übereinstimmung von Beteiligten, sie selektioniert Phänomene aus der komplexen Wirklichkeit und verstärkt<br />
die Anstrengungen in einer Richtung. Kontraproduktiv wirkt Bestätigung erst dann, wenn sie sich auf vermeintliche<br />
Gesetzmäßigkeiten richtet, wenn sie verzerrt und verhindert, die Realität offen zu betrachten. Die These: Verbreitete<br />
Marketingerkenntnisse verbauen wirksame Lösungen, weil in den Augen der Spezialisten nicht sein kann, was nicht sein<br />
darf. Die gleichförmige Aus- und Weiterbildung der Marketingabsolventen an Universitäten und Fachhochschulen hat<br />
dazu wesentlich beigetragen.<br />
42 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 43
„<br />
Marketing ist pulverisiert<br />
„<br />
Es ist schwieriger geworden, so einzigartig und begehrenswert zu sein, dass sich<br />
Kunden auch bewegen. Gute Gedanken und Gefühle, Absichten oder angegebene<br />
Präferenzen in den Marktforschungen führen längst nicht zum Kauf; auch wenn<br />
ein Bild vom Menschen, der handelt, wie er denkt, positiv ist.<br />
Marketing ist inzwischen alles andere als eine homogene Disziplin. Das<br />
Sortiment von Ansätzen wuchert und reicht von Bio-Marketing, Jugendmarketing,<br />
Solution Provider, Value Pricing und Marketing über Customer<br />
Relationship Management und Social Media bis hin zu Eventmarketing.<br />
Wir unterscheiden inzwischen rund 150 relevante Ansätze. Während wir<br />
früher veritable Marketingverantwortliche antrafen, diskutieren inzwischen<br />
die Spezialisten unter sich. So bilden beispielsweise die Anhänger<br />
von Marken, Sponsoring, Events, CRM, Direct Marketing oder E-Marketing<br />
und Social Media jeweils eigene Gemeinschaften. Sie treffen sich zu Fachtagungen<br />
und feiern ihre Disziplin. Seltsamerweise gelingt es jedem Bereich,<br />
jeweils mit Charts zu belegen, dass die Bedeutung ihres Bereiches<br />
wächst und sie weisen auch den direkten Zusammenhang zum Erfolg von<br />
Unternehmen nach. Besucher mehrerer Tagungen sind irritiert, irgendwie<br />
gewinnen sie das Gefühl, sich jeweils in einem anderen Film zu bewegen.<br />
Alles wird offenbar wichtiger und mündet in einen Kampf der Disziplinen<br />
und Spezialisten. Auch innerhalb von Unternehmen brauchen besondere<br />
Marketingabteilungen inzwischen viel Kraft, um sich intern zu behaupten<br />
und laufend zu belegen, wie wichtig sie sind.<br />
Das Phänomen betrifft die Spezialisten in der Praxis und der Forschung<br />
und ist auch geprägt durch die handfesten Interessen der Dienstleister im<br />
Marketing. Während aber Marketingforscher besonders in ihren Lehrbüchern<br />
leicht ganz unterschiedliche Perspektiven addieren, müssen Unternehmen<br />
entscheiden, wofür sie ihren Marketing-Euro ausgeben.<br />
Fragliche Wirkung von Positionen und Images<br />
Verbreitet ist beispielsweise die Sichtweise zur Kraft von Marken, Emotionen,<br />
Bildern, Ästhetik und Positionierungen. Die Grundannahme: Positive<br />
sowie einzigartige Gedanken und Gefühle des Kunden zu Unternehmen<br />
oder Leistungen mobilisieren auch das Unterbewusste des Kunden und<br />
führen schließlich zum Kauf, dem automatischen Griff zum richtigen Produkt<br />
im Regal, zum Bestell-Button im Internet oder zur Wahl des Lieferanten.<br />
Kurz: Die Gedanken, Gefühle und Identifikationen führen zu Kaufhandlungen.<br />
Das mag vor allem für soziale Produkte teilweise stimmen, etwa für Luxus-Angebote<br />
oder sehr modische Produkte. Auch hier werden jedoch<br />
die Kundenhandlungen und der Kundenprozess wichtiger, seit sich selbst<br />
Anbieter von Tiernahrung glamourös inszenieren oder Billiganbieter globale<br />
Celebrities einsetzen.<br />
Es wird schwieriger, so einzigartig und begehrenswert zu sein, dass sich<br />
die Kunden auch bewegen. Gute Gedanken und Gefühle, Absichten oder<br />
angegebene Präferenzen in den Marktforschungen führen längst nicht<br />
zum Kauf; auch wenn das Bild vom Menschen, der handelt wie er denkt,<br />
positiv ist.<br />
Jede Kundenhandlung prägt zudem die Markenstärke und –dynamik<br />
weit mehr als die Gedanken des Kunden. So beruhen starke Marken wie<br />
Google und Amazon auf den Klicks im Internet, nicht auf Werbekampagnen.<br />
Das iPhone stützt sich auf das konkrete Erlebnis der Kundschaft,<br />
Autorenprofil<br />
Prof. Dr. Christian Belz ist Ordinarius für Marketing an der Universität St.<br />
Gallen und leitet dort das Institut für Marketing. Er ist einer der führenden<br />
Marketingwissenschaftler im deutschsprachigen Raum und steht für<br />
eine exzellente Verbindung von Wissenschaft und Praxis. Christian Belz<br />
ist Mitbegründer und Mitherausgeber der «Marketing Review St. Gallen»<br />
und Autor zahlreicher Fachbücher und Fachartikel.<br />
Prof. Dr. Christian belz<br />
www.unisg.ch<br />
wenn sie die Geräte in der Hand hält und bedient, kaum<br />
auf der Schattenwerbung von Apple. Damit wird die Beziehung<br />
von Ursache und Wirkung umgekehrt. Kundenhandlungen<br />
machen die Marke stark, nicht die Markenkampagnen<br />
bewirken Kundenhandlungen. Gleichwohl es hierbei<br />
natürlich auch ein Wechselspiel gibt.<br />
Kundenprozesse als Bezug<br />
Im Gerangel der Märkte mit Informationsflut, zahllosen Angeboten<br />
und vielen parallelen Kaufprozessen der Kunden<br />
funktioniert die Inszenierung meistens nicht. Die Kundin<br />
oder der Kunde durchläuft oft 20 bis 50 Zwischenschritte<br />
bis zum Kauf und es ist eine Illusion zu glauben, dass ein<br />
nettes Bild mit fröhlichen Senioren dazu führt, dass die<br />
Betrachter sich bewegen und beispielsweise ihre Altersvorsorge<br />
grundsätzlich neu regeln. Die Prozesse werden<br />
heute immer länger und sie werden auch häufig unterbrochen.<br />
Kaufprozesse fliessen und sind durch zahlreiche<br />
situative Gegebenheiten geprägt.<br />
Hier setzt ein Marketing an, das reale Kundenprozesse<br />
erfasst und wichtige Zwischenschritte von Abbruch oder<br />
Weiterführung identifiziert. Ein Marketing, dass die Muster<br />
der Kundenhandlungen aus dem analytischen Customer<br />
Relationship Management ableitet. Ein Marketing,<br />
welches den Kunden handeln lässt und schrittweise zum<br />
Kauf führt. Ein Marketing, welches sich nahe am Kunden<br />
bewegt, beim Kunden präsent ist und nicht abhebt. Naheliegend<br />
sind Instrumente wie persönlicher Verkauf, Direct<br />
Marketing, Telefonmarketing, Social Media und Internet.<br />
Nicht die Instrumente sind aber entscheidend, denn auch<br />
Medienkampagnen lassen sich auf Kundenhandlungen<br />
orientieren. Demgegenüber amüsiert ein Youtube-Filmchen<br />
oft die Masse, bewegt sich aber nur in der Gedankenwelt<br />
des Kunden und unterhält, entspricht also dem<br />
klassischen Markenverständnis.<br />
Führungskräfte brauchen die Lizenz zum Zweifel<br />
Das klassische Markenverständnis verbaut viele Wege<br />
zum wirksamen Marketing. Das Gegenteil von dem,<br />
was sich Marketingexperten gegenseitig bestätigen,<br />
kann hingegen oft richtig sein. Führungskräfte müssen<br />
ihren eigenen Weg finden, mit Augenmaß und gesundem<br />
Menschenverstand vorzugehen. Dazu brauchen<br />
sie die Lizenz zum Zweifel. Führungskräfte und<br />
Forscher, die offenbar wissen, wie es läuft, sind mir suspekt.<br />
***<br />
Christian Belz<br />
Marketing gegen den Strom<br />
Misstrauen Sie Trends und Experten –<br />
Finden Sie Ihren eigenen Weg!<br />
Christian Belz<br />
Trends und Expertenmeinungen hinterfragen.<br />
Auf diese Weise spürt Christian Belz 33 Marketing-Irrtümer<br />
auf – Aktionsfeld um Aktionsfeld.<br />
Sein Fazit: Wer Trends gegenüber kritisch<br />
bleibt und eigene Wege geht, hat bessere Karten.<br />
Das gelingt mit «zumutbarem» Marketing<br />
statt unbegrenzter Kundenorientierung, mit<br />
mehr Sein als Schein, mit dem Fokus auf der<br />
Umsetzung statt auf Konzepten. Ein frisches<br />
Buch, das für die 2. Auflage vollständig überarbeitet<br />
und erweitert wurde. Mit vielen wissenschaftlichen<br />
Studien und Praxisbeispielen.<br />
* Neue Impulse für Marketingprofis.<br />
* Alle relevanten Aktionsfelder auf dem<br />
Prüfstand.<br />
* Leitfaden für ein authentisches, unverwechselbares<br />
und wirksames Marketing.<br />
* In vierfarbigem Layout mit vielen Abbildungen.<br />
Stuttgart: Schäffer-Poeschel 2012<br />
2., überarbeitete und aktualisierte Auflage<br />
XVII, 174 Seiten, gebunden, 4-farbig<br />
CHF 54.–/EUR 39.95<br />
ISBN 978-3-7910-3199-6<br />
www.thexis.ch<br />
44 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 45
Das Veranstaltungsformat für HR-Verantwortliche,<br />
Marketing-Leiter, Kongressveranstalter und<br />
Referenten- oder Eventagenturen, die auf der Suche<br />
nach passenden Rednern sind!<br />
Verschaffen Sie sich live<br />
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Stil und Vortragsinhalte<br />
von 16 Rednern der GSA!<br />
BUSINESS<br />
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27. März 2014 in Frankfurt<br />
Dr. Jens Wegmann<br />
Kommunikationschancen<br />
2014<br />
Susanne Wendel<br />
work-life-fun-balance!<br />
Daniel Enz<br />
Die Generation<br />
KundenBRATER 3.0<br />
Martin Müller<br />
Online finden – Offline binden:<br />
Soziale Netzwerke<br />
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Josua Kohberg<br />
GLÜCKREICH ® –<br />
lebe glücklich und<br />
erfolgreich!<br />
Nils Bäumer<br />
Kreativität ist Science<br />
Fiction – Gehirnlust statt<br />
Ideenfrust<br />
Jan Thorsten Eßwein<br />
Selbstmanagement durch<br />
Achtsamkeit – Auf das<br />
Wesentliche fokussieren<br />
Stefan Dudas<br />
Bewusstsein 3.0 für Selbstdenker –<br />
Was wir von DSDS & RTL2-<br />
Reportagen lernen können<br />
Dr. Carl Naughton<br />
NEUGIER – ein Impuls,<br />
der die Welt antreibt<br />
Christoph Burkhardt<br />
Die Evolution von Ideen –<br />
warum gute Ideen nicht<br />
automatisch überleben<br />
Markus Jotzo<br />
Loslassen für Führungskräfte<br />
– Mitarbeiter<br />
in die Verantwortung<br />
Mira Christine Mühlenhof<br />
Und warum sind Sie heute<br />
morgen aufgestanden?<br />
Was uns wirklich antreibt<br />
Stefan Hagen<br />
Hagen rüttelt wach –<br />
Chancen verschlafen<br />
gilt nicht!<br />
Stefan Dederichs<br />
Brennt die Flamme in Dir?<br />
Ein Erfolgsschlüssel<br />
der Spitzenverkäufer!<br />
Cordula Nussbaum<br />
Geht doch!<br />
Tun Sie doch, was Sie<br />
wirklich wollen! Jetzt!<br />
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46 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 47
DIE<br />
SCHLÜSSELFRAGEN<br />
ZUR EINZIGARTIGKEIT<br />
VON OTTO BELZ<br />
48 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 49
DIE<br />
SCHLÜSSELFRAGEN<br />
ZUR EINZIGARTIGKEIT<br />
VON OTTO BELZ<br />
Was würde fehlen auf der Welt, wenn es mein Unternehmen nicht gäbe? So lautet eine der Schlüsselfragen,<br />
die sich Unternehmen in gesättigten Märkten stellen müssen. Wer dazu eine kurze, klare<br />
Antwort hat, weiß, auf welche Aufgaben er sich konzentrieren kann, worin die Einzi gartigkeit seiner<br />
Leistungen besteht, wer zu seinen Kunden gehören soll und wer nicht. Wem es nun noch<br />
gelingt, die Preise entsprechend seinen Leistungen zu gestalten und durch eine wirkungsvolle<br />
Kommunikation Kunden zu gewinnen, die zu ihm passen, wird nicht nur erfolgreich, sondern<br />
auf dem besten Wege sein, ein einzigartiges Unternehmen zu führen. Und dabei gutes Geld zu<br />
verdienen.<br />
1.<br />
Die Ausgangslage: Warum<br />
müssen wir einzigartig sein?<br />
Auf unseren Märkten ist das Angebot<br />
höher als die Nachfrage.<br />
Deshalb gilt: Wer als Anbieter tut, was auch die<br />
Anderen tun, wird überflüssig. Wenn alle gleich<br />
sind, kauft der Kunde dort, wo er die niedrigsten<br />
Preise bekommt. Das ist das Gesetz, durch<br />
das Unternehmen ihre Rentabilität verlieren<br />
und an dem sie schließlich zerbrechen können.<br />
Es genügt nicht mehr, das angestammte Geschäft<br />
immer besser, schlanker und effektiver<br />
abzuwickeln. Die Nachfrage ist gering, der Konkurrenzdruck<br />
groß, die Kunden haben die bewährten<br />
Geschäftsbeziehungen früherer Jahre<br />
vergessen, von grundlegender Treue ist nicht<br />
mehr auszugehen.<br />
Erfolgreich ist zunehmend nur, wem es gelingt,<br />
sich von seinen Konkurrenten abzusetzen und<br />
sich ein Alleinstellungsmerkmal zu erarbeiten.<br />
Niemand aber bereitet uns darauf vor, anders<br />
als die Anderen zu sein. In Kursen und Seminaren<br />
lernt man, wie es gemacht wird; Berater<br />
erklären, welche die Spielregeln einer Branche<br />
sind. Wer eine besonders gute Lösung entwickelt<br />
hat, wird sofort kopiert. Wer lange genug<br />
im Geschäft ist, weiß, wie es geht, und weil die<br />
Anderen auch schon eine Weile dabei sind, ist<br />
man sich einig. Die Erfahrungen Einzelner verdichten<br />
sich so zu kollektiven Irrtümern, die<br />
man schließlich für Wahrheiten hält.<br />
Die wichtigste Fähigkeit, die ein Unternehmen<br />
in Zukunft haben muss, ist es, einen eigenen<br />
Weg zu finden, sich zu differenzieren. Die<br />
Möglichkeiten dazu sind so vielfältig wie die<br />
Unternehmen selbst. Ein paar Schlüsselfragen<br />
können jedoch helfen, die richtigen Antworten<br />
zu finden.<br />
2. Die Aufgabe: Wofür will ich zuständig<br />
sein?<br />
Der Kunde kauft heute situativ. Wenn ihm eine<br />
Sache wichtig ist, möchte er höchste Kennerschaft<br />
beweisen, will beste Qualität und ist<br />
bereit, dafür Spitzenpreise zu zahlen. Ist eine<br />
Sache für ihn weniger wichtig, spart er, kauft<br />
Produkte und Leistungen, die für ihn zum tiefstmöglichen<br />
Preis den Grundnutzen - und nur<br />
diesen - erfüllen. Der gleiche Konsument leistet<br />
sich möglicherweise Ferien auf den Malediven,<br />
kauft sich ein teures Rennrad, einen Kaschmir-<br />
Pullover oder eine Stereoanlage für 15.000<br />
Euro. Gleichzeitig wohnt er in einer bescheidenen<br />
Wohnung, verzichtet auf ein größeres Auto,<br />
spart vielleicht sogar an der Qualität des Essens.<br />
Die Konsequenzen: Die Marktsegmentierung<br />
nach Zielgruppen wird immer schwieriger. Wer<br />
sich situativ verhält, ist nur schwer mit statistischen<br />
Grössen einzufangen. Gleichzeitig sind<br />
die Märkte in ihrer Spitze breiter geworden,<br />
denn viel mehr Personen nehmen daran teil<br />
und finanzieren sich ihre Spitzenprodukte dort<br />
durch Einsparungen in anderen Lebensbereichen.<br />
Die wichtigste Konsequenz aus diesem<br />
situativen Verhalten aber ist: An der Spitze zu<br />
stehen bedeutet, zu wissen, für welche Bedürfnissituation<br />
man zuständig ist - und für welche<br />
nicht. Für das Bedürfnis, sich schnell und einfach<br />
einzurichten, steht vielleicht IKEA genauso<br />
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an der Spitze wie Wellis oder Interlübke in einer<br />
anderen Welt. Swatch ist nicht mit IWC zu vergleichen,<br />
aber für das Bedürfnis „momentaner<br />
Spaß“ am Handgelenk steht Swatch genau so<br />
an der Spitze, wie IWC dies in einem anderen<br />
Bereich tut.<br />
Einzigartigkeit beginnt damit, dass man weiß,<br />
für welche Aufgabe oder Bedürfnissituation<br />
ein Unternehmen zuständig ist. Einzigartigkeit<br />
ist verbunden mit der Fähigkeit, eine ganz bestimmte<br />
Aufgabe oder Problemstellung besser<br />
zu lösen, als dies sonst jemand tut. Herausragend<br />
wichtig dabei ist es, diese Aufgabe auch<br />
formulieren zu können. Der Beschlägehersteller<br />
Blum hat schon lange aufgehört, sich als Produzent<br />
von Rollschubführungen und Beschlägen<br />
zu betrachten: Er erfüllt die Aufgaben, die nötig<br />
sind, um das Innenleben einer Küche gestalten<br />
zu können. Steeltec verkauft nicht einfach<br />
Spezialstähle, sondern hilft seinen Kunden dabei,<br />
die Möglichkeiten des Werkstoffes für eine<br />
wirtschaftliche Teileproduktion zu nutzen. Und<br />
das Hotel Therme in Vals ist nicht einfach ein<br />
schönes Hotel in einem ebenso schönen Tal,<br />
sondern es hat sich der Aufgabe verschrieben,<br />
den Gästen ein guter Partner zu sein, wenn sie<br />
sich für einige Tage eine Auszeit gönnen. All<br />
dies sind Positionierungen, die eine klare Aufgabenstellung<br />
beschreiben. Eine Aufgabenstellung,<br />
die deutlich macht, welche Kunden<br />
zum Unternehmen passen und welche nicht<br />
und aus der sich im Sinne einer Ausrichtung sofort<br />
Rückschlüsse auf benötigte Produkte und<br />
Dienstleistungen ziehen lassen.<br />
3. Die Leistung: Warum lösen wir die<br />
gewählte Aufgabe besser?<br />
In den wenigsten Fällen beschränkt sich die<br />
Leistung eines Unternehmens auf das bloße<br />
Produkt. Mit diesem ist meist ein ganzes Leistungspaket<br />
verbunden, das sich allerdings im<br />
Preis des einzelnen Produkts niederschlägt. Ein<br />
breites Sortiment, kompetente Beratung und<br />
schnelle Verfügbarkeit gehen ebenso in den<br />
Produktpreis ein wie die Schulung des Kunden,<br />
die Attraktivität eines Geschäfts oder geforderte<br />
Finanzierungserleichterungen. Dadurch wird<br />
der Produktpreis höher als der des Konkurrenten,<br />
der ausschließlich seine Produkte, ohne<br />
weitere Dienstleistungen, verkauft.<br />
Wenn es jedoch nicht mehr gelingt, die Vorteile<br />
einer Zusammenarbeit an jedem einzelnen<br />
Produkt zu belegen, genügt es auch nicht, die<br />
dazugehörenden Dienstleistungen aufzuzählen.<br />
Es gilt, den Kunden davon zu überzeugen,<br />
dass es besser ist, nicht ein einzelnes Produkt<br />
zu evaluieren, sondern einen Partner zu wählen,<br />
mit dem sich Geld verdienen lässt. Denn<br />
dazu sind Dienstleistungen da: Sie sparen Lagerkosten,<br />
helfen verkaufen, ermöglichen es,<br />
den eigenen Produktionsprozess schlanker und<br />
wirtschaftlicher zu gestalten. Sie stärken die<br />
Wettbewerbskraft des Kunden, erst damit sind<br />
sie ihr Geld wert.<br />
4. Der Wert: Lässt sich mit unseren Preisen<br />
Geld verdienen?<br />
Immer häufiger neigen auch Unternehmen mit<br />
hervorragenden Leistungen dazu, bei der Preisfestsetzung<br />
auf die Konkurrenz zu schauen. Sie<br />
vergleichen nur noch Preise, nicht mehr Qualitäten.<br />
Zunehmend lassen sich Marketingleute<br />
von Verkäufern anstecken und konzentrieren<br />
ihre Anstrengungen darauf, den Kunden offen<br />
oder versteckt mit Preisnachlässen zu ködern.<br />
Dabei geht es nicht nur um Rabatte, Tiefstpreise<br />
und Rückvergütungen - wer eine Hose, eine<br />
Pumpe oder eine neue Bohrmaschine kauft,<br />
bekommt dazu noch eine Uhr, ein Mittagessen<br />
oder ein Los für eine Südsee-Reise geschenkt.<br />
So wird der Kundschaft zu verstehen gegeben:<br />
Wenn die Leistung nichts wert ist, so kauf wenigstens<br />
auch das Zusatzprodukt.<br />
Ein Preis ist ein Preis und keine Verhandlungsbasis.<br />
Wenn es dem Marketing nicht gelingt,<br />
Qualitäts- und Leistungsunterschiede sichtbar<br />
zu machen und die Verkäufer in ihren Verhandlungen<br />
für höhere Preise zu stärken, stimmt etwas<br />
nicht.<br />
5. Die Kommunikation: Wie prägen wir das<br />
Bild, das unsere Kunden von uns haben?<br />
Der Konkurrenzkampf spielt sich im Kopf des<br />
Kunden ab. Seine Sicht der Dinge wird als wichtiges<br />
Element des Marketings neu entdeckt,<br />
und so schwer dies manchmal zu verstehen<br />
ist, die gleichen Leistungen können sehr unterschiedlich<br />
wahrgenommen werden. Natürlich<br />
prägt neben den Leistungen auch die Art<br />
und Weise, wie sie erbracht werden, unser Bild<br />
beim Kunden. Wenn es gut geht, enthält die<br />
Werbung ein Leistungsversprechen, das eingehalten<br />
werden kann, und der Verkäufer stiftet<br />
Vertrauen, anstatt es zu verspielen. Immer<br />
wichtiger werden die Kontaktpunkte, durch<br />
die der Kunde mit dem Unternehmen in Berührung<br />
kommt: die Rechnung, die ihm geschickt<br />
wird, das Angebot, das genauso aussieht wie<br />
das der Konkurrenz, aber im Preis höher liegt,<br />
die Mails und die Briefe, die dem Kunden deutlicher<br />
als jeder Prospekt zeigen, ob man auf<br />
seine Anliegen eingeht und wie wertvoll er für<br />
den Absender ist. „Zwischen den Zeilen“ wird<br />
in Gebrauchsanweisungen, im Briefverkehr<br />
und auf der Homepage vieles erzählt, was der<br />
Kunde wissen will. Und der Kunde interpretiert<br />
unweigerlich diese Botschaften und zieht seine<br />
Schlüsse daraus. Die meisten Unternehmen<br />
haben die Bedeutung dieser Botschaftsüberbringer<br />
erkannt, analysieren sie und beurteilen,<br />
ob sie dem Kunden wirklich das erzählen, was<br />
gewünscht ist.<br />
Gute Leistungen sind heute meist nicht nur<br />
etwas teurer als die, die in rauen Mengen den<br />
Markt überschwemmen. Außergewöhnlich Gutes<br />
ist deutlich teurer, manchmal nur für den<br />
zwei- oder dreifach höheren Preis zu haben. Mit<br />
Recht stellt sich dabei die Frage, was der Kunde<br />
über diesen Mehrwert teurer Leistungen weiß,<br />
ob er den Nutzen erkennt, der damit verbunden<br />
ist. Wenn nicht, wer erzählt es ihm, wenn<br />
nicht das Unternehmen, das diese guten Leistungen<br />
verkaufen möchte? Es ist oft erstaunlich,<br />
wie wenig professionell Unternehmen mit<br />
herausragenden Leistungen ihre Kommunikation<br />
betreiben. Oder, noch schlimmer, sie diese<br />
ganz ihrer Agentur überlassen.<br />
6. Die Nachhaltigkeit: Wie durchdacht und<br />
stimmig sind unsere Konzepte?<br />
Nur Marketingmaßnahmen, die sich im Zeitablauf<br />
gegenseitig verstärken, sind erfolgreich.<br />
Maßnahmen der Gegenwart sollten die der<br />
Vergangenheit nutzen und ein Fundament für<br />
die Maßnahmen der Zukunft sein. Das ist nachhaltiges<br />
Marketing: Sorgfältig und durchdacht,<br />
kontinuierlich in seiner Wirkung und haushälterisch<br />
klug im Umgang mit den eingesetzten<br />
Mitteln.<br />
Die Realität jedoch sieht häufig anders aus.<br />
Hier beginnt das Leben mit jeder Budgetperiode<br />
neu. Bedenkenlos werden Kampagnen<br />
gewechselt, Marken umgetauft, Produkte vom<br />
Markt genommen oder neu eingeführt. Ein Verkäuferwettbewerb<br />
folgt dem anderen, die Kunden<br />
werden mit einem Wust von halbfertigen<br />
Dienstleistungen zugedeckt und mit zahllosen<br />
Events geködert. Es heißt, der Schnellere fresse<br />
den Langsameren und es sei alleweil besser,<br />
sofort etwas halbwegs Richtiges zu tun, als Zeit<br />
mit der<br />
„<br />
Suche nach der besten Lösung zu verschwenden.<br />
Hauptsache, es läuft etwas.<br />
Wer Marketing so betreibt, bleibt wirkungslos.<br />
Er wird über kurz oder lang wegrationalisiert,<br />
weil er Jeden verärgert, dem Produkte oder<br />
Kunden wichtig sind. Langsam setzt sich die<br />
Erkenntnis durch: Wer schnell sein und flexibel<br />
handeln will, kann dies nur auf der Grundlage<br />
durchdachter Konzepte tun.<br />
7. Die Innovation: Wie können wir unsere<br />
Aufgaben immer wieder besser lösen?<br />
Spitzenpositionen müssen immer wieder neu<br />
besetzt werden. Dem Besten kleben die Konkurrenten<br />
an den Fersen, sie kopieren seine<br />
Innovationen und Produkte. Zur Führung einer<br />
Spitzenposition gehört deshalb die Fähigkeit,<br />
in einer ganz bestimmten Entwicklungsrichtung<br />
immer wieder wegweisende Leistungen<br />
auf den Markt zu bringen und durchzusetzen.<br />
Wichtig ist dabei, dass jede neue Leistung die<br />
Glaubwürdigkeit des Unternehmens sichtbar<br />
macht und in den Augen der Kunden und der<br />
eigenen Belegschaft die Stärken der eigenen<br />
Leistung zum Ausdruck bringt.<br />
8. Das Anspruchsniveau: Gelingt es uns,<br />
auch die Ansprüche der Kenner und<br />
Liebhaber zu befriedigen?<br />
Sich nach oben abzuheben heißt, sich konsequent<br />
auf hohe Ansprüche, Denkweisen und<br />
WER SCHNELL SEIN UND FLEXIBEL HANDELN<br />
WILL, KANN DIES NUR AUF DER GRUNDLAGE<br />
DURCHDACHTER KONZEPTE TUN.<br />
Charakteristiken von Kennern und Liebhabern<br />
auszurichten. Nur der Kenner macht sich die<br />
Mühe, durch immerwährendes Vergleichen<br />
und intensive Auseinandersetzung das eigene<br />
Beurteilungsvermögen zu verfeinern. Nur er<br />
erkennt schließlich den kleinen, aber wichtigen<br />
(und unheimlich teuren) Unterschied, durch<br />
den sich das Bessere vom Guten abhebt.<br />
Es ist schwer, für Kenner zu arbeiten: Sie sind<br />
kritisch, empfindlich, kompromisslos in ihren<br />
Forderungen und unerbittlich, wenn ihre Erwartungen<br />
enttäuscht werden. Die Zusammenarbeit<br />
mit ihnen aber trägt gleichzeitig<br />
die Möglichkeiten des Fortschrittes in sich, die<br />
Chancen zu lernen, eben besser zu werden und<br />
weiterhin an der Spitze zu stehen, gleich, ob es<br />
sich dabei um Lastwagen, Köstlichkeiten der<br />
Nouvelle Confiserie, oder Konzertflügel handelt.<br />
9. Die Marktforschung: Brauchen wir sie<br />
wirklich?<br />
„Gib dem Kunden, was er will - und zwar sofort“<br />
fordern Marketingleute. Sie fragen jeden, was<br />
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ihm sonst noch helfen könnte, zersplittern ihre<br />
Kräfte, entwickeln eine Flut von Produktvarianten<br />
und Dienstleistungen, die am Schluss doch<br />
niemand kauft.<br />
Die meisten Kunden wissen nicht so genau, was<br />
sie brauchen. Nach bestem Wissen teilen sie<br />
zwar mit, was sie sich vorstellen – aber das ist<br />
selten die Leistung, die auch ihre Probleme löst.<br />
Hier lohnt es sich, strikt zu trennen zwischen<br />
dem Problem des Kunden und dem Angebot,<br />
das es löst. Die Probleme und Schwierigkeiten<br />
der Kunden kann man erfragen, sehen, herausfinden<br />
- für die Lösung ist der Leistungserbringer<br />
zuständig. Er hat die Kompetenz und<br />
das Know-how und nur er kann entscheiden,<br />
welche Leistungen er anbieten und wovon er<br />
besser die Finger lassen sollte. Denn gemessen<br />
werden seine Leistungen nur an ihrer Fähigkeit,<br />
die Probleme des Kunden zu lösen, ganz unabhängig<br />
davon, welche Leistungen von welchen<br />
Kunden vorgeschlagen worden sind.<br />
Viel wichtiger als Marktforschung sind erfahrungsgemäß<br />
regelmäßige Gespräche der<br />
Führungskräfte mit Kunden, vorzugsweise mit<br />
denen, die zu den Kennern gehören. Zwar las-<br />
können - dafür aber übermittelt der Kunde im<br />
Gespräch die Wichtigkeit eines Problems. Es<br />
werden Problemerlebnisse geschaffen und<br />
Suchspannungen aufgebaut, die letztendlich<br />
die Grundlage jeder Verbesserung darstellen.<br />
Jetzt erst sollte man über Marktforschung reden.<br />
10. Die Mitarbeiter: Gelingt es, sie für eine<br />
gemeinsame Aufgabe zu gewinnen?<br />
Nichts prägt das Bild eines Unternehmens stärker<br />
als seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />
So, wie Führungskräfte mit ihren Mitarbeitern<br />
zusammenarbeiten, gehen diese mit den Kunden<br />
um.<br />
Wenn Mitarbeiter nach Regeln und Anweisungen<br />
geführt werden, werden sie diese Regeln<br />
befolgen - und kaum je einen Kunden individuell<br />
behandeln. Wenn klare Verantwortlichkeiten<br />
und Pflichten wichtig sind, werden Mitarbeiter<br />
diese erfüllen - und arbeiten, weil sie zuständig<br />
sind und nicht, um ein Problem zu lösen. Wenn<br />
wir Verkäufer mit ausgefeilten Bonus- und Provisionsplänen<br />
motivieren, werden diese auch<br />
ihre Beratung danach ausrichten und nicht<br />
nach dem Kunden.<br />
überzeugt sind, können diese Überzeugung<br />
auch nicht auf den Kunden übertragen. Wie soll<br />
der Kellner einen teuren Wein empfehlen, wenn<br />
er nur Bier trinkt; wie soll ein Versicherungsvertreter<br />
auch nur einen Termin bekommen, wenn<br />
er schon vorher das Gefühl hat, seine Kunden<br />
nur zu stören und wie soll der Maschinenverkäufer,<br />
dessen Maschine ein Drittel teurer ist als<br />
die der Konkurrenz, aber in seinen Augen auch<br />
nicht viel mehr kann, bei Preisverhandlungen<br />
hart bleiben?<br />
Zusammenfassung: Marketing wandelt sich<br />
Das Marketing, wie es in den letzten Jahren in<br />
vielen Unternehmen betrieben wurde, stirbt.<br />
Die Zeit der Checklisten, der sicheren Rezepte<br />
und Regeln, der richtigen Antworten und ausgefeilten<br />
Methoden geht zu Ende. Glücklicherweise,<br />
denn damit rutscht das Marketing aus<br />
der Hand der Experten in die Verantwortung<br />
derer, die zu verstehen suchen, die neugierig<br />
sind, mehr fragen als wissen und verzaubert<br />
sind von der Aufgabe, die sie erfüllen. Und die<br />
bereit sind, einen eigenen Weg zu gehen.<br />
Wo bist Du?<br />
sen sich daraus keine Erkenntnisse gewinnen,<br />
die mit genauen Prozentzahlen belegt werden<br />
Es liegt auf der Hand: Mitarbeiter, die nicht restlos<br />
von den Leistungen ihres Unternehmens<br />
***<br />
Otto Belz<br />
Autorenprofil<br />
Otto Belz, Unternehmer aus Leidenschaft, steht für Marketing und Unternehmensführung mit<br />
gesundem Menschenverstand. Der Schweizer führt die Geschäfte der internationalen Beratungsfirma<br />
perSens AG seit 30 Jahren. Zu seinen Kunden zählen namhafte Konzerne und mittelständische<br />
Unternehmen. Otto Belz hat sich der Aufgabe verschrieben, die Einzigartigkeit seiner Kunden zu<br />
entwickeln und sichtbar zu machen – eine der wesentlichen Voraussetzungen, um sich in gesättigten<br />
Märkten erfolgreich durchzusetzen. Er ist anerkannter Experte für Unternehmensführung<br />
und Marketing, Aufsichtsratsmitglied und Mitinhaber einer ganzen Reihe von mittelständischen<br />
Unternehmen. Gleichzeitig ist er Herausgeber der Schweizer Fachzeitschrift „index – Management<br />
mit gesundem Menschenverstand“. In Seminaren und Vorträgen begeistert er die mit seinem<br />
Engagement, seiner Klarheit und seinen praxisnahen Inhalten.<br />
Otto belz<br />
www.persens.com<br />
www.eiskimo-watch.de<br />
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QUELLEN<br />
DES GLÜCKS<br />
VON WILHELM SCHMID<br />
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QUELLEN<br />
DES GLÜCKS<br />
VON WILHELM SCHMID<br />
Die Frage, was Glück eigentlich genau ist, wird uns Menschen wohl ewig beschäftigen. Was ein<br />
glücklicher Moment ist, kann hingegen Jede/r beantworten. So sollten wir vielleicht weniger über<br />
das Glück grübeln und uns mehr den kleinen Glücksbringern hingeben, die uns täglich umgeben.<br />
Wie bei so vielem stellt sich auch hier heraus: Nur das rechte Maß macht wirklich glücklich.<br />
Viele Menschen beschäftigt die Frage:<br />
Was ist Glück? Und vor allem: Wo ist<br />
es zu bekommen? Nicht das gesamte<br />
Leben kann aus Glück bestehen,<br />
aber das Glück, das Menschen fürs<br />
Leben brauchen, ist überall zu finden: Unsere Kultur<br />
steckt voller Angebote, die Momente des Glücks<br />
versprechen, denn auch frühere Generationen haben<br />
daran gearbeitet und Möglichkeiten zum Erleben<br />
von Glück geschaffen. Damit ist nicht gleich die<br />
Hochkultur gemeint, sondern erst einmal die Alltagskultur.<br />
An den folgenden Beispielen kann man<br />
im Kleinen für sich die Frage beantworten: Was bedeutet<br />
Glück für mich? Wo kann ich es finden? Was<br />
kann ich dafür tun?<br />
Es ist die Liebe zum Essen, die Menschen glücklich<br />
macht und dem Leben viel Sinn geben kann. Eine<br />
liebevolle zubereitete Mahlzeit ist Ausdruck der<br />
Liebe zu sich selbst und zu Anderen. Zudem<br />
regt sie zu einem bewussten<br />
und besonnenen Umgang mit<br />
Ernährungsfragen an. Seit in<br />
westlichen Industrienationen<br />
beliebig viele Nahrungsmittel<br />
zur Verfügung stehen, ist hier<br />
die Versuchung groß geworden,<br />
ebenso beliebig zu konsumieren,<br />
ohne Rücksicht auf die<br />
Konsequenzen für sich und Andere.<br />
Das Glück des genussvollen<br />
Essens erfordert hier, achtsam und<br />
maßvoll zu sein, ohne auf jede<br />
Bratwurst zu verzichten.<br />
Glücklich macht, was<br />
schmeckt. Aber jeden<br />
Tag Bratwurst<br />
macht auf Dauer<br />
unglücklich.<br />
Auch bei der Liebe<br />
zum Wein<br />
kommt es darauf<br />
an, ein eigenes Maß zwischen<br />
den Ex tremen des Zuviel<br />
und Zuwenig zu finden.<br />
Seit jeher wird die anregende<br />
Wirkung des Weines geschätzt,<br />
aber auch gefürchtet,<br />
denn „Der erste Becher ist für<br />
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den Durst, der zweite für die Fröhlichkeit, der<br />
dritte für den Genuss und der vierte für die Tollheit.“,<br />
wie schon der antike Schriftsteller, Redner<br />
und Philosoph Lucius Apuleius (um 125-180 n.<br />
Chr.) wusste. Weinliebhaberinnen und -liebhaber<br />
verfeinern ihr Hobby noch durch die Kenntnis<br />
der Rebsorten, Anbaugebiete, Lagen und<br />
Böden; sie kennen die Sonnentage eines Jahrgangs<br />
und die Menge der geernteten Trauben;<br />
ihren Wein beziehen sie am liebsten von den<br />
Weinbauern, die sie persönlich kennen.<br />
Ohne guten Kaffee könnte ich persönlich nicht<br />
leben. Die Liebe zum Kaffee ist, wie jede andere,<br />
außer auf die naturgegebene Fähigkeit zur<br />
Ekstase auch auf die zur Askese angewiesen:<br />
Wer das Getränk liebt, kommt nicht umhin,<br />
gelegentlich Verzicht zu üben, um sich den<br />
Genuss zu erhalten und den Körper nicht zu<br />
übersäuern. Den Kaffee schlückchenweise zu<br />
trinken und geruhsame Pausen zu machen, ist<br />
bekömmlicher, als ihn achtlos in sich hineinzuschütten.<br />
Von selbst entfaltet sich dann die flirrende<br />
Wirkung in allen Adern, die stundenlang<br />
vorhält; der Gaumen kostet den charakteristischen<br />
Geschmack den ganzen Tag lang nach.<br />
Genüsse des Essens und Trinkens, Anreize für<br />
alle Sinne und Sinn-Ebenen sind ein Grund für<br />
die Liebe zum Fest. Bereits die antiken Dionysien<br />
setzten Körper und Geist mit Musik, Tanz<br />
und Theater in Bewegung und erzeugten mit<br />
sinnlichen Mitteln ekstatische, transzendente<br />
Zustände, die die Menschen mitreißen und<br />
über sich hinaustreiben können. Moderne Dionysien<br />
werden in Klubs, auf Tanzflächen und<br />
in Darkrooms rund um den Planeten gefeiert.<br />
Von ebensolcher Bedeutung sind private Feste,<br />
Geburtstage, Erfolge oder Jahrestage. Auch Feiertage<br />
wie Thanksgiving, Weihnachten, Passah<br />
oder das Fastenbrechen am Ende des Ramadan,<br />
deren Anlässe in Tradition und Konvention fußen,<br />
deren Ausgestaltung aber Privatsache ist,<br />
gehören dazu.<br />
Eine weitere Möglichkeit des Glücks ist die<br />
Liebe zum Sport. Viele geben mit dieser Liebe<br />
ihrem Leben Sinn, meist in Form von Leidenschaft<br />
für eine bestimmte Sportart wie<br />
Schwimmen, Laufen oder Skifahren. Nicht unbedingt<br />
muss der Sport aktiv betrieben werden<br />
– ihn zu lieben kann auch heißen, ihn passiv zu<br />
pflegen und mit denen mitzufiebern, die ihn<br />
intensiv betreiben, sich mit ihren ausgefeilten<br />
Techniken und Kunstgriffen, Problemen und<br />
möglichen Lösungen zu befassen, um sich an<br />
den Feinheiten der praktischen Ausübung zu<br />
erfreuen.<br />
Auch neue Technologien können zum persönlichen<br />
Glück beitragen. Besonders auffällig ist<br />
etwa die Liebe zum Smartphone, das als Minicomputer<br />
zum ständigen Lebensbegleiter des<br />
Menschen geworden ist. Bereits der Siegeszug<br />
des gewöhnlichen Mobiltelefons wäre undenkbar<br />
gewesen ohne seinen elementaren Beitrag<br />
zur Lebensbewältigung und Lebensgestaltung.<br />
Folglich stellen sich Entzugserscheinungen ein,<br />
wenn auch nur eine Stunde ohne das Handy<br />
zugebracht werden muss, das die Nabelschnur<br />
zur ganzen Welt darstellt, da es jederzeit die<br />
existenziell wichtigen Verbindungen zu Anderen<br />
sicherstellt. Jede Neuerung erweitert noch<br />
dazu die Möglichkeiten des Herumspielens,<br />
sodass keine Langeweile mehr im Leben aufkommt.<br />
Glücklich machen kann sogar die Liebe zur<br />
Arbeit: Zur Liebe zu ihr verführen kann die Erfahrung,<br />
dass mit ihr jederzeit eine Geliebte, ein<br />
Geliebter zur Verfügung steht, hinreichend fügsam,<br />
um den Liebenden nicht zu entmutigen,<br />
hinreichend widerständig, um die Spannung<br />
der Beziehung zu bewahren. Die Liebe wird als<br />
erfüllend erlebt, wenn die Arbeit befriedigend<br />
ausfällt, und sie befriedigt am meisten, wenn<br />
sie gut und sehr gut getan werden kann, mit<br />
einer Exzellenz, die nicht identisch ist mit Perfektion.<br />
Freilich bedarf auch diese Liebe nicht<br />
nur der Anstrengung, sondern auch der Muße,<br />
die ein Atemholen erlaubt. Arbeit macht Sinn,<br />
wenn mit ihr etwas zusammengefügt, aufgebaut,<br />
gestaltet und umgestaltet werden kann.<br />
Und das ist letzten Endes wohl auch der Zweck<br />
aller Kunst und Kultur, die aus Arbeit hervorgeht:<br />
Den Menschen in Sinn einzuspinnen und<br />
ihn so in der Welt zu beheimaten.<br />
Alle Kunst und Kultur setzt freilich schreibende,<br />
rechnende, fragende, forschende, kommunizierende,<br />
fabrizierende, malende, spielende<br />
Menschen voraus. Sich in die entsprechenden<br />
Künste und Wissenschaften einzuüben und<br />
sie weiterzugeben, ist auf eine Liebe zur Bildung<br />
und Weiterbildung angewiesen – nicht<br />
nur bei denen, die lernen, sondern mehr noch<br />
bei denen, die lehren, denn deren Liebe kann<br />
ansteckend sein. Ziel ist die Befähigung zur Besinnung,<br />
um sich und Andere, das eigene Leben<br />
und das Leben mit Anderen besser verstehen<br />
und gestalten zu können, wo immer es möglich<br />
ist. Kunst und Kultur ist jedes menschliche<br />
Werk, das zur Sicherung, Gestaltung und Sinngebung<br />
der menschlichen Existenz beiträgt.<br />
Alle Kunst und Kultur kann glücklich machen.<br />
***<br />
Wilhelm Schmid<br />
Autorenprofil<br />
Wilhelm Schmid, geb. 1953, lebt in Berlin und lehrt Philosophie als außerplanmäßiger Professor an der Universität Erfurt. Twitter: @lebenskunstphil.<br />
Jüngere Bücher:<br />
• Dem Leben Sinn geben, Suhrkamp Verlag <strong>2013</strong>.<br />
• Glück, Insel Verlag 2007.<br />
• Unglücklich sein – Eine Ermutigung, Insel Verlag 2012.<br />
• Liebe – Warum sie so schwierig ist und wie sie am besten gelingt, Insel Verlag 2011.<br />
• Mit sich selbst befreundet sein, Suhrkamp Taschenbuch 2007.<br />
Wilhelm schmid<br />
www.lebenskunstphilosophie.de<br />
60 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 61
WaS WEISS<br />
,<br />
WaS ElKES Mann nICht WEISS?<br />
EINE GLOSSE<br />
VON PROF. DR. ELISABETH HEINEMANN
ich hätte wissen müssen, dass ich sie gefühlte fünf Sekunden<br />
später zutiefst bereuen würde.<br />
„Und? Was hat dir Michi zum Geburtstag geschenkt?“<br />
„Konzertkarten.“ Das kommt ungefähr so begeistert<br />
aus Elkes Mund wie die Ankündigung, nächste Woche<br />
zwecks Wurzelbehandlung zum Zahnarzt zu müssen.<br />
„AMAZON WEISS WENIGSTENS,<br />
WOMIT ES MIR EINE FREUDE MACHEN<br />
KÖNNTE. AUF DER STARTSEITE<br />
ERSCHEINEN GANZ OFT SACHEN, DIE<br />
ICH RICHTIG GUT FINDE.”<br />
„Hey, das ist doch prima. Und für wen oder was?“ Ich<br />
erkenne sofort, dass meine Begeisterung in keinem Verhältnis<br />
zu der ihren steht.<br />
„Grunge Babes“, zischt sie mir giftig entgegen.<br />
WaS WEISS<br />
WaS ElKES Mann nICht WEISS?<br />
EINE GLOSSE<br />
VON PROF. DR. ELISABETH HEINEMANN<br />
,<br />
„Oh. Aber… ist das nicht Michis Lieblingsband?“ Treffer<br />
– versenkt. Einfühlungsvermögen gehört im Normalfall<br />
durchaus zu meinen Tugenden, aber in diesem Fall<br />
war der Mund einfach schneller als das Hirn.<br />
„Korrekt. Michi hört die rauf und runter. ICH find die<br />
einfach nur ätzend.“ Elke ist kurz vor der Explosion.<br />
„364 Tage lang habe ich in regelmäßigen Abständen<br />
mit dem Zaunpfahl gewunken. Ach, was sag‘ ich… mit<br />
ganzen Mauern. Wenn wir z.B. in einem Schaufenster<br />
was Schönes gesehen haben: Michi, schau‘ mal – das<br />
ist aber hübsch, oder? Michi, da sind noch freie Kettenglieder<br />
an meinem Bettelarmband. Michi, hast Du diesen<br />
super Lederrock gesehen? Der würde mir bestimmt<br />
total gut stehen, findest Du nicht auch?“ Elke äfft sich<br />
sehr überzeugend selbst nach und ich ahne, wie es Michi<br />
wohl dabei ergangen ist.<br />
„1000 Ideen habe ich im quasi auf dem Silbertablett<br />
präsentiert. Und? Was macht ER? Er schenkt mir Konzertkarten<br />
für seine, wohlgemerkt SEINE Lieblingsband,<br />
von der er ganz genau weiß, dass ich sie nicht ausstehen<br />
kann. Und dann hat er sich auch noch gewundert,<br />
warum ich den restlichen Abend kein Wort mehr mit<br />
ihm gesprochen habe…“<br />
Ich bestelle noch zwei Weinschorlen.<br />
Elke ist eine liebe Freundin. Und Michi<br />
ist Elkes Mann. Eigentlich sind<br />
die beiden ein echt gutes Team. O.k.,<br />
ich weiß schon: das klingt jetzt nicht<br />
wirklich romantisch, aber nach 16<br />
Jahren Ehe ist der Team-Aspekt wohl einfach<br />
vordergründiger, wie mir Michi letztes Silvester,<br />
nicht mehr ganz nüchtern und außerhalb von<br />
Elkes Mithörradius, glaubwürdig versicherte.<br />
Michi ist Mathematiker. Und als ob das nicht<br />
schon hart genug für eine romantisch veranlagte<br />
Frau wäre, ist er auch noch im Management<br />
gelandet, genauer gesagt im Controlling, dem<br />
natürlichen Feind jeglicher Romantik. Aber das<br />
wusste Elke und hat Michi trotzdem geheiratet.<br />
Selber schuld, sag ich da nur. Dennoch versucht<br />
sie seit dem Tag ihrer Hochzeit in Michi so etwas<br />
wie den George Clooney der Bruchrechnung zu<br />
wecken. Und erstaunlicherweise ist sie immer<br />
wieder völlig überrascht, wenn das gründlich<br />
in die Hosen geht. So wie an ihrem letzten Geburtstag.<br />
Da sitzen wir also ein paar Tage später<br />
bei Gino und zwei Weißweinschorlen zusammen,<br />
als ich ihr genau die Frage stelle, von der<br />
„Das war zugegebenermaßen nicht sonderlich geschickt<br />
von ihm, aber er hat es bestimmt nicht böse<br />
gemeint.“<br />
„Willst Du ihn jetzt etwa auch noch verteidigen?“<br />
„Nein, nein“, beeile ich mich zu versichern, unserer<br />
Freundschaft zuliebe und mit großem Verständnis für<br />
den Ernst der Lage. „Aber ich finde, dass Männer in Sa-<br />
64 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 65
chen Geschenke ein naturgegebenes Anrecht<br />
auf mildernde Umstände haben. Es sind einfach<br />
nur sehr wenige Exemplare der Spezies Mann<br />
in der Lage, die diesbezüglichen Signale ihrer<br />
Frauen zu verstehen; und dann auch noch umzusetzen.<br />
Und diejenigen, die sogar selbsttätig<br />
auf gute Ideen kommen… naja, was soll ich sagen:<br />
Klarer Sechser im Lotto.“<br />
Elke nickt. Sie tut mir wirklich leid, denn die Sache<br />
mit dem Geburtstagsgeschenk hat Michi<br />
ohne jeden Zweifel in den Sand gesetzt. Aber<br />
um ehrlich zu sein: mein Freund hört auch selten<br />
bis nie auf das, was ich so übers Jahr hinweg<br />
an Hinweisen platziere. Immerhin geht er<br />
neuerdings auf Nummer sicher und schenkt mir<br />
Gutscheine. Und damit die Romantik zumindest<br />
latent vorhanden ist, sind diese dann meist<br />
ganz entzückend verpackt. Er hat wirklich ein<br />
sehr gutes Händchen dafür, die richtigen Läden<br />
herauszusuchen. Die Gutscheine sind samt und<br />
sonders immer für Sachen, mit denen eine moderne<br />
und praktisch veranlagte Frau von heute<br />
etwas anfangen kann: Handtaschen, Schuhe<br />
und iGedöns.<br />
„Weißt Du, was richtig bitter ist?“ Elke setzt ihre<br />
Weinschorle ab. „Dass mich Amazon besser<br />
kennt als mein eigener Mann.“<br />
„Bitte? Wie kommst Du denn darauf?“<br />
„Amazon weiß wenigstens, womit es mir eine<br />
Freude machen könnte. Auf der Startseite erscheinen<br />
ganz oft Sachen, die ich richtig gut<br />
finde. Und auch gebrauchen könnte, wie z.B.<br />
einen neuen Stabmixer oder rote Pumps. Letztens<br />
hat mir Amazon im Newsletter genau die<br />
Anhänger für mein Bettelarmband vorgeschlagen,<br />
die echt klasse zu meinen restlichen passen<br />
würden. Und auch in punkto Leseempfehlungen<br />
trifft es ganz oft meinen Geschmack. Im<br />
Gegensatz zu Michi.“<br />
„Das ist auch wirklich kein Wunder, meine<br />
Liebe.“ entgegne ich. „Michi beschäftigt sich<br />
sicherlich nicht so intensiv mit dem Sammeln<br />
relevanter Hinweise, die ihm ein genaues Waskönnte-Elke-gefallen-Profil<br />
liefern, wie das<br />
Amazon macht.“<br />
„Aha. Und wie machen die das?“<br />
„Jedes Mal, wenn du dich auf Amazon.de anmeldest,<br />
dann merkt sich Amazon genau, was<br />
du auf der Seite so treibst. Wenn du dir Anhänger<br />
für dein Bettelarmband anschaust, merkt<br />
sich das eine im Hintergrund laufende Software<br />
und bietet dir im nächsten Newsletter eben genau<br />
diese oder ähnliche Anhänger an. Du hast<br />
ja schon mal Interesse gezeigt und brauchst<br />
vielleicht nur noch einen kleinen Kaufimpuls.<br />
Wenn du ein bestimmtes Buch anschaust oder<br />
sogar auf deinem virtuellen Wunschzettel abspeicherst,<br />
dann behält das Amazon quasi im<br />
Hinterkopf. Weil alle Bücher u.a. nach Autoren,<br />
Schlagworten, Themen, etc. kategorisiert sind,<br />
denkt sich daher der schlaue Online-Händler<br />
deines Vertrauens: ‚Mmh, wenn sie sich für Bücher<br />
von Herrn Müller interessiert, dann findet<br />
sie vielleicht auch Bücher zum gleichen Thema,<br />
aber dafür von Frau Maier lesenswert‘. Und<br />
wenn du das eine Buch von Frau Maier gekauft<br />
hast, dann magst du vielleicht auch ihr anderes<br />
lesen. Da steckt viel kreuz-und-quer-Rechnerei<br />
dahinter, aber im Grunde läuft alles auf das eine<br />
Ziel hinaus: dich zum Einkaufen zu verführen.<br />
Das nennt sich übrigens Personalisierung, wenn<br />
das dir gezeigte Angebot auf dein bisheriges<br />
Kaufverhalten ausgerichtet ist. Heißt aber auch,<br />
dass du, weil du einmal nach einem Dildo als<br />
Geschenk für eine Freundin gesucht hast, möglicherweise<br />
wochenlang mit Empfehlungen in<br />
Sachen pimp-your-sex-life genervt wirst.“<br />
„Aha.“ Elke denkt offenkundig nach. „Und was<br />
ist mit diesen Quasi-Empfehlungen anderer<br />
Kunden?“<br />
„Du meinst dieses ‚Frauen, die mit Michi in die<br />
Kiste gestiegen sind, interessierten sich auch<br />
für Achim, Klaus und Steffen‘?<br />
Elke prustet den letzten Schluck Weinschorle<br />
Nr. 2 über den Tisch. „Ja, genau das meine ich.“<br />
„Das ist so ähnlich. Du rufst irgendein Produkt<br />
auf. Amazon schaut in seinen gesammelten<br />
Daten nach, wer dieses Produkt schon einmal<br />
gekauft hat und welche anderen Bücher, CDs<br />
oder weiß der Kuckuck was, diese Käufer dann<br />
noch angeklickt oder sogar gekauft haben.<br />
Jetzt vermutet Amazon, dass ihr denselben Geschmack<br />
haben könntet, gleicht vielleicht noch<br />
euer Alter ab – dein Geburtsdatum hast du ja<br />
beim Anmelden brav angegeben – und macht,<br />
basierend auf diesen zueinander in Beziehung<br />
gesetzten Informationen Vorschläge. Könnte ja<br />
was für dich dabei sein.“ Ich bestelle noch zwei<br />
Weinschorlen.<br />
„Du meine Güte. Und der ganze Aufwand nur,<br />
um Zeugs zu finden, das mir gefallen könnte?“,<br />
fragt Elke, sichtlich nachdenklich.<br />
„Genau. Allerdings weniger, um dir eine Freude<br />
zu machen, sondern vornehmlich um Umsatz<br />
zu generieren.“<br />
„Das ist mir doch total wurscht – sollen sie doch<br />
Geld verdienen. Schließlich denken sie ja auch<br />
total viel darüber nach, was mir gefallen könnte.“<br />
Manchmal beneide ich Elke um ihre schlichte<br />
Logik. Sie schaut mich grinsend an. „Könntest<br />
du diesen Vortrag bei Gelegenheit bitte<br />
nochmal Michi halten? Vielleicht endet dann<br />
mein nächster Geburtstag nicht damit, dass ich<br />
ihn samt Kopfkissen und Kuscheldecke auf die<br />
Wohnzimmercouch verbanne.“<br />
***<br />
Elisabeth Heinemann<br />
Autorenprofil<br />
Prof. Dr. Elisabeth Heinemann beleuchtet in ihren Keynotes und Kabarettprogrammen das Leben & Arbeiten in unserer digitalen Welt und wie wir<br />
die damit verbundene Komplexität des täglichen Seins wirkungsvoll meistern. „Frau Professor“ weiß dabei genau, wovon sie redet, denn als ehemalige<br />
Beraterin und Führungskraft kennt sie die Herausforderungen, denen wir uns privat wie beruflich tagtäglich stellen müssen, als Informatikprofessorin ist<br />
sie in der „Welt der Tekkies“ zu Hause und als bekennende Rampensau liebt sie es, beidem mit Humor und Charme auf der Bühne ein Gesicht zu geben.<br />
Eine Frau mit vielen Facetten: „leicht komplex“, aber niemals kompliziert.<br />
Prof. Dr. elisabeth Heinemann<br />
www.frauprofessor.de<br />
66 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 67
LAUNEUS<br />
AWARD<br />
PREISTRÄGERIN 2014<br />
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Prof. Dr. Elisabeth Heinemann<br />
Der LAUNEUS-AWARD wird an Personen verliehen, die in ihrem Wirken außergewöhnliche Beiträge<br />
68<br />
für eine heitere und gelungene Lebensführung geleistet haben.<br />
<strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 69
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70 1 <strong>ZT</strong> <strong>ZT</strong> | | <strong>Dezember</strong> März <strong>2013</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> März <strong>2013</strong> | | <strong>ZT</strong> <strong>ZT</strong> 2 71
MIT<br />
DIPLOMATIE<br />
ZIEL<br />
ZUM VON STÉPHANE ETRILLARD
MIT<br />
DIPLOMATIE<br />
ZIEL<br />
ZUM Diplomatie darf nicht missverstanden<br />
werden als ein softer<br />
und defensiver Kommunikationsstil,<br />
bei dem um des lieben<br />
Friedens willen einfach ein paar<br />
Zugeständnisse gemacht werden. Diplomaten<br />
verfolgen im Gegenteil eine sehr klare Linie und<br />
setzen eindeutige Grenzen. Sie wissen genau,<br />
wo ihr Verhandlungsspielraum endet, welches<br />
Verhalten sie nicht mehr tolerieren, was ihnen<br />
wichtig ist und wie weit sie dem. Anderen entgegenkommen<br />
können oder wollen. Das heißt:<br />
Ein guter Diplomat kennt seine persönlichen<br />
Werte und Grenzen und weiß, wie er richtig reagiert,<br />
wenn diese Grenzen erreicht sind. Dabei<br />
geht es sowohl um inhaltliche als auch um persönliche<br />
und emotionale Grenzlinien. Das Wissen<br />
um die eigenen Grenzen ist allerdings nur<br />
dann von Bedeutung, wenn man diese auch<br />
einhält und gegenüber Anderen durchsetzt.<br />
Die Kunst besteht nun darin, konsequent zu<br />
agieren, ohne dabei die Beziehung zum Gegenüber<br />
zu gefährden. Das ist insbesondere dann<br />
schwierig, wenn der Andere zu unfairen Mitteln<br />
greift.<br />
VON STÉPHANE ETRILLARD<br />
Mit Diplomatie verbinden wir üblicherweise Verständnis, Toleranz, Fingerspitzengefühl und Nachsicht<br />
und denken dabei an einen sanften Weg der Verständigung. Doch bei allem Einfühlungsvermögen<br />
wissen Diplomaten ganz genau, an welchem Punkt Schluss ist mit Verständnis und<br />
Nachsicht. – Und sie handeln entsprechend.<br />
Unfaires Verhalten ist in einer guten<br />
Beziehung tabu<br />
Der (un)faire Umgang miteinander stellt für<br />
viele Menschen eine Grenze dar, die in Beziehungen,<br />
Gesprächen und Auseinandersetzungen<br />
nicht überschritten werden darf. Manipulationsversuche,<br />
Angriffe unter der Gürtellinie,<br />
Hinterhältigkeit, emotionale Erpressung, respektloser<br />
Umgang, Kampfrhetorik, Rücksichtslosigkeit<br />
und ähnliche Verhaltensweisen sind<br />
deshalb in einer guten Beziehung tabu. Zumindest<br />
lautet so der Anspruch. Tatsächlich treten<br />
all diese Dinge immer wieder auf – weil einer<br />
der Beteiligten sich nicht anders zu helfen weiß,<br />
Stärke demonstrieren will oder glaubt, dadurch<br />
einen Vorteil zu erlangen, oder auch, weil er die<br />
Gefahr für die Beziehung nicht erkennt.<br />
Gefährlich sind unfaire Strategien und Verhaltensweisen<br />
vor allem, weil sie sich nicht auf<br />
der sachlichen Ebene abspielen, sondern direkt<br />
die Beziehungsebene angreifen. Es wird sehr<br />
persönlich, wenn es unfair wird. Und für die<br />
„<br />
DIPLOMATIE IST KEIN SOFTER, DEFENSIVER<br />
KOMMUNIKATIONSSTIL.<br />
DIPLOMATEN VERFOLGEN EINE GANZ KLARE<br />
LINIE UND ZIEHEN EBENSO KLARE GRENZEN.<br />
74 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 75
meisten Menschen ist es schwierig, mit einem<br />
solchen persönlichen Angriff souverän umzugehen.<br />
Sie reagieren häufig verärgert, verletzt<br />
und verunsichert darauf, denn sie fühlen sich<br />
als Person infrage gestellt. Da fällt es schwer, die<br />
eigenen Emotionen unter Kontrolle zu halten<br />
und nicht gleich zum Gegenangriff auszuholen.<br />
Wer diplomatisch geschickt vorgehen will,<br />
braucht daher Strategien, die eine Eskalation<br />
verhindern und gleichzeitig den Anderen in<br />
seine Schranken weisen, ohne die Beziehungsebene<br />
weiter zu belasten.<br />
Konsequent agieren, klare Grenzen ziehen<br />
Gelassenheit ist ein erstes Stichwort für die<br />
Fälle, in denen ein Gegenüber tatsächlich versucht,<br />
mit unfairen Mitteln seine (Gesprächs-)<br />
Ziele zu erreichen. Gelassenheit bedeutet jedoch<br />
nicht, alles stoisch hinzunehmen. Es geht<br />
vielmehr darum, Ruhe zu bewahren, Konsequenz<br />
zu zeigen und Grenzen zu setzen. Das<br />
beginnt bereits damit, dass man über verbale<br />
Angriffe, Respektlosigkeiten oder gar Manipulationsversuche<br />
nicht einfach hinwegsieht,<br />
sondern diese entlarvt, sobald man sie erkannt<br />
hat. So zeigen Sie Ihrem Gegenüber deutlich,<br />
dass er eine entscheidende Grenze überschritten<br />
hat. Wenn Sie jedoch zögern und Ihren Gesprächspartner<br />
erst einmal gewähren lassen,<br />
bis es Ihnen irgendwann dann doch zu bunt<br />
wird, provozieren Sie unter Umständen, dass er<br />
es immer wieder versucht. Machen Sie hingegen<br />
von Anfang an klar, wo Ihre Grenzen liegen<br />
und dass Sie eine Verletzung dieser Grenzen<br />
nicht akzeptieren, wird er seine Manipulationsversuche<br />
wahrscheinlich einstellen. In vielen<br />
Fällen reicht das sofortige Entlarven schon aus,<br />
um die Taktik des Gegenübers wirkungslos zu<br />
machen und ihn gleichzeitig in die Schranken<br />
zu weisen. Denn die meisten unfairen Mittel<br />
funktionieren nur so lange, wie sie unentdeckt<br />
bleiben. Ein deutlicher Wink mit dem Zaunpfahl<br />
bewegt viele Gesprächspartner bereits, es nicht<br />
weiter zu versuchen. Machen Sie also klar: „Ich<br />
merke, was du vorhast. Lass es sein, es führt zu<br />
nichts.“<br />
In einem privaten Streit zwischen guten Freunden<br />
spricht auch nichts dagegen, diese Beobachtung<br />
ohne Umschweife auszusprechen und<br />
darum zu bitten, den Rest des Gesprächs fair<br />
zu bestreiten. Schwieriger ist es meist im beruflichen<br />
Umfeld. Professionelle Beziehungen,<br />
zumal wenn die Beteiligten verschiedenen Hierarchieebenen<br />
angehören, sind in der Regel<br />
fragiler und anfälliger für Störungen als gefestigte<br />
private Freundschaften. Trotzdem gibt<br />
es auch hier Möglichkeiten, unfaires Verhalten<br />
aufzudecken und diesem Einhalt zu gebieten,<br />
zum Beispiel:<br />
• Wer sich nicht auf Provokationen oder ein<br />
Spiel auf der persönlichen Ebene, sondern<br />
konsequent bei der Sache bleibt, zeigt<br />
deutlich, dass er den sachlichen und fairen<br />
Umgang miteinander bevorzugt.<br />
• Konsequent auf unfaire Mittel zu verzichten,<br />
markiert deutlich, wo die eigenen<br />
Grenzen liegen.<br />
• Bei verbalen Provokationen und Unverschämtheiten<br />
ist demonstrative Höflichkeit<br />
ein deutliches Signal.<br />
• Das Gleiche gilt für ein betont ruhiges<br />
Auftreten, wenn der andere gerade so<br />
richtig aufdreht.<br />
• Mit gezielten Fragen kann das Gegenüber<br />
zur sachlichen Auseinandersetzung und<br />
einer konstruktiven Gesprächsführung<br />
zurückgeführt werden. So wird deutlich,<br />
dass die Sache und die Suche nach einer<br />
Lösung im Zentrum stehen und stehen<br />
bleiben sollen.<br />
• Um die inakzeptablen Strategien des Gegenübers<br />
offen anzusprechen, eignet sich<br />
am besten ein Sprung auf die Metaebene.<br />
So lassen sich die Spielregeln für die<br />
Auseinandersetzung thematisieren und<br />
festlegen.<br />
Diese Maßnahmen haben den großen Vorteil,<br />
dass sie sich nicht negativ auf die Beziehung<br />
der Beteiligten auswirken und so auch für die<br />
Zukunft keine ungünstigen Folgen zu befürchten<br />
sind. Gehen Sie hingegen mit harten Bandagen<br />
gegen einen unfairen Gesprächspartner<br />
vor, stellt dies oft eine große Belastung für zukünftige<br />
Gespräche und für die zukünftige Zusammenarbeit.<br />
Die diplomatischen und diskreten Vorgehensweisen<br />
geben dem Gegenüber zudem die Gelegenheit<br />
zum Rückzug, ohne klein beigeben<br />
zu müssen oder (vor Dritten) das Gesicht zu<br />
verlieren. Das macht es ihm häufig leichter, sein<br />
eigenes Fehlverhalten ohne viel Aufhebens zu<br />
korrigieren.<br />
Überhaupt nicht zu empfehlen sind hingegen<br />
Belehrungen von oben herab wie „Bitte zügeln<br />
Sie Ihr Temperament!“ oder „Ich verbitte mir<br />
diesen Tonfall!“. Sie provozieren den Zurechtgewiesenen<br />
eher noch, als dass sie ihn zur Räson<br />
bringen. Sie wirken nur auf der persönlichen<br />
Ebene, sind anmaßend und greifen die Person<br />
an, was eine entsprechende Abwehrreaktion<br />
und in der Folge eine Eskalation provoziert.<br />
Das gilt im Übrigen auch für die etwas netter<br />
klingenden ironischen Varianten solcher Sätze<br />
(„Na, da ist heute aber einer mit dem falschen<br />
Fuß aufgestanden!“), die trotz der humorigen<br />
Formulierung sehr verletzend sein können.<br />
Bei aller Diplomatie und Gelassenheit wird es<br />
immer wieder auch Menschen geben, die sich<br />
von nichts und niemandem beeindrucken lassen<br />
und unbeirrt auf unfaire Methoden setzen.<br />
Dann hilft nur eines: die Situaion unterbrechen.<br />
Der Gesprächsabbruch – und erst recht der<br />
Beziehungsabbruch – sollte allerdings nur als<br />
allerletztes Mittel gewählt werden, wenn alle<br />
anderen Versuche einer konstruktiven und<br />
fairen Auseinandersetzung gescheitert sind.<br />
Dann allerdings ist Konsequenz gefragt. Eine<br />
bloße Androhung ist kontraproduktiv. Wer den<br />
Gesprächsabbruch ins Spiel bringt, weil es keinen<br />
anderen Ausweg mehr gibt, der muss das<br />
Gespräch dann auch konsequent und unverzüglich<br />
abbrechen. Auch wenn der Andere versucht,<br />
einen Abbruch durch Zugeständnisse,<br />
Einsichten oder Entschuldigungen zu verhindern.<br />
Ein kurzer erklärender Satz und das Angebot<br />
für einen neuen, späteren Gesprächsver-<br />
„<br />
WER GRENZEN SETZEN WILL,<br />
MUSS KONSEQUENT AGIEREN.<br />
such sind alles, was dann noch zu sagen bleibt:<br />
„Herr Meier, das führt heute zu nichts. Ich kann<br />
und will Ihre persönlichen Angriffe nicht weiter<br />
akzeptieren und werde das Gespräch daher<br />
jetzt abbrechen. Wenn Sie möchten, können<br />
wir uns nächste Woche noch einmal zusammensetzen<br />
und bis dahin unsere Positionen<br />
überdenken. Auf Wiedersehen.“<br />
Mit Bestimmtheit Nein sagen<br />
Doch nicht immer sind es so offensichtliche<br />
Dinge, die eine konsequente Grenzziehung<br />
erfordern. Manchmal ist es auch eine freundlich<br />
gestellte Bitte um einen Gefallen. Sei es<br />
die wiederholte Bitte einer Kollegin, für sie den<br />
Telefondienst zu übernehmen, damit sie etwas<br />
früher gehen kann, oder die zu häufige Bitte<br />
einer Freundin, als Babysitter einzuspringen –<br />
wer immer nur Ja sagt, bürdet sich mit der Zeit<br />
zu viele Aufgaben auf, fühlt sich früher oder<br />
später ausgenutzt und ärgert sich dann auch<br />
noch über sich selbst. Auf Dauer kann das nicht<br />
gutgehen.<br />
Eine häufige Folge ist dann, dass die übernommenen<br />
Aufgaben nur zähneknirschend und<br />
nicht mit vollem Einsatz erledigt werden. Weil<br />
die Aufgabe dann nicht zufriedenstellend erledigt<br />
wird, kommt es womöglich auch noch<br />
zu Konflikten zwischen Bittsteller und demjenigen,<br />
der die Bitte nicht ausschlagen konnte.<br />
Das belastet auf Dauer die Beziehung zwischen<br />
den Beteiligten.<br />
Nein sagen zu können, ist also unverzichtbar.<br />
Doch vielen Menschen fällt es sehr schwer, eine<br />
Bitte auszuschlagen. Sie befürchten, den Anderen<br />
mit ihrer Absage zu verletzen oder Sympathiepunkte<br />
zu verspielen. Auch möchten viele<br />
Menschen gern als großzügig und hilfsbereit<br />
wahrgenommen werden, was ein Nein nun<br />
nicht gerade befördert. Vor allem im Berufsleben<br />
besteht auch die Angst, arbeitsunwillig<br />
oder unkollegial zu wirken, wenn man das Anliegen<br />
eines Kollegen – oder gar des/der Vorgesetzten<br />
– ablehnt.<br />
Auch fürs Nein sagen sind also diplomatische<br />
Qualitäten gefragt. Ziel ist dabei, einerseits klar<br />
76 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 77
„MIT DIPLOMATISCHEM GESCHICK IST ES<br />
MÖGLICH, NEIN ZU SAGEN, OHNE DEN<br />
BITTSTELLER VOR DEN KOPF ZU STOSSEN.<br />
und unmissverständlich Nein sagen zu können<br />
und andererseits die Fragenden nicht vor den<br />
Kopf zu stoßen, sodass die Beziehung unbelastet<br />
bleibt. Einen großen Schritt in Richtung<br />
Ziel gehen Sie bereits, wenn Sie bestimmte Reaktionen<br />
vermeiden. Dazu zählen zum Bespiel<br />
fadenscheinige Ausreden, Ausflüchte und vage<br />
Antworten sowie das Herunterspielen des Problems.<br />
Auch wenn Sie ungebeten Lösungsvorschläge<br />
machen, wie das Ganze auch ohne Ihre<br />
Hilfe zu machen sei, kommt das in der Regel<br />
nicht so gut an. – Besser, diplomatischer sind<br />
folgende Möglichkeiten:<br />
• Sagen Sie nur das zu, was Sie auch tatsächlich<br />
halten können und wollen.<br />
• Zeigen Sie auch bei einer Absage Verständnis<br />
für das Anliegen.<br />
• Formulieren Sie Ihr Nein direkt und unmissverständlich.<br />
• Begründen Sie Ihr Nein plausibel und<br />
wahrheitsgemäß.<br />
• Wenn möglich, verbinden Sie Ihr Nein mit<br />
einer eingeschränkten Zusage. So können<br />
Sie eventuell eine Teilaufgabe übernehmen<br />
oder stehen für einen bestimmten<br />
Zeitraum zur Verfügung.<br />
• Knüpfen Sie Ihre Zusage bei Bedarf an<br />
eine Gegenleistung, um chronischen Bittstellern<br />
zu signalisieren, dass Sie sich nicht<br />
ausnutzen lassen.<br />
Das heißt natürlich nicht, dass Sie nun jedes<br />
Anliegen ausschlagen sollten, nur damit Sie als<br />
konsequente Person wahrgenommen werden.<br />
Entscheidend ist vielmehr, dass Sie bei aller<br />
Hilfsbereitschaft Ihre eigenen Bedürfnisse und<br />
Interessen nicht vernachlässigen und das dem<br />
Fragenden verdeutlichen, ohne sein Anliegen<br />
abzuwerten. Für Ihre Beziehung zum Fragenden<br />
ist es sogar vorteilhafter, ausgewählte Bitten<br />
oder Anfragen mit echtem Engagement<br />
zu erfüllen, anstatt auf viele oder wiederholte<br />
Anliegen nur halbherzig oder widerwillig einzugehen.<br />
Beziehungen stärken und erhalten<br />
Ein wesentliches Ziel der Diplomatie bleibt,<br />
gute Beziehungen zu erhalten, sie zu stärken<br />
und neue Beziehungen einzugehen. Das gelingt<br />
dann am besten, wenn wir uns selbst gut<br />
kennen. Kenne ich meine eigenen wunden<br />
Punkte und weiß ich, dass ich auf bestimmte<br />
Vorhaltungen schnell ein bisschen empfindlich<br />
reagiere, kann ich mich leichter von dem Automatismus<br />
lösen, in Nachrichten immer einen<br />
Vorwurf zu hören. Genauso sollte ich das Bild,<br />
das ich mir von meinem Gegenüber mache, hin<br />
und wieder hinterfragen, um auch hier eingeschliffene<br />
Reaktionsweisen aufzudecken, die<br />
mich an alternativen Interpretationen hindern.<br />
Dies ist eine solide Basis dafür, die eigenen Ziele<br />
auf dem diplomatischen Wege schneller und<br />
leichter zu erreichen.<br />
***<br />
Stéphane Etrillard<br />
Autorenprofil<br />
Stéphane Etrillard ist internationaler Keynote Speaker und zählt zu den meistgefragten und besthonorierten Top-Wirtschaftstrainern im deutschsprachigen<br />
Raum. Der mehrsprachige Vortragsredner gilt als führender europäischer Experte für „persönliche Souveränität“ sowie für die Bereiche Rhetorik,<br />
Körpersprache und Selbst-PR. In seiner Freizeit beschäftigt er sich leidenschaftlich mit Philosophie, Literatur und Klaviermusik. Sein einzigartiges Knowhow<br />
ist in den letzten 18 Jahren in der Beobachtung und Begleitung von mehreren Tausend Führungs- und Nachwuchskräften aus unterschiedlichsten<br />
Branchen entstanden. Zudem wurde er als Ausnahmepersönlichkeit unter die Top 100 Speakers aufgenommen.<br />
stéphane etrillard<br />
www.etrillard.com<br />
78 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 79
WAS FÜR EIN<br />
STRESS!<br />
VON WERNER TIKI KÜSTENMACHER<br />
80 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 81
WAS FÜR EIN<br />
STRESS!<br />
VON WERNER TIKI KÜSTENMACHER<br />
Wenn der Stress im Job oder im Privatleben überhand nimmt, kann er zur dauerhaften Belastung<br />
werden und sogar krank machen. Der Kern des Problems jedoch, das Gefühl, dem Druck hilflos ausgeliefert<br />
zu sein, lässt sich mit einigen, verblüffend simplen Tricks im Alltag deutlich vermindern.<br />
Stress, so liest man immer wieder, war früher eine<br />
gesunde und notwendige Reaktion. Gern wird<br />
diese Argumentation mit einem vereinfacht<br />
konstruierten Urmenschen illustriert, der noch<br />
gegen Säbelzahntiger und Mammuts kämpfen<br />
musste; da wurden, so heißt es, diese Stressmechanismen<br />
noch wirklich gebraucht. Heute dagegen hätten wir es nur<br />
noch mit vergleichsweise marginalen Gefahren zu tun. Das<br />
glaube ich nicht. Das limbische System, sozusagen unser<br />
Säugetiergehirn, entwickelt heute die gleichen berechtigten<br />
Emotionen wie in der frühen Steinzeit. Kinder haben Angst<br />
vorm Lehrer, Erwachsene sind wütend auf ihren Chef oder<br />
zornig über ihren Partner. Das alles führt zu wirklich empfundenem,<br />
echtem Stress, der ernst zu nehmen ist.<br />
Ungesund sind hierbei nicht unbedingt die Bedingungen,<br />
die den Stress provozieren. Gefährlich kann vielmehr unser<br />
Gefühl der Ausweglosigkeit werden, das in unübersichtlichen<br />
oder überfordernden Situationen aufkommt. Die<br />
Lösung liegt darin, eine höhere Toleranz gegenüber unangenehmen<br />
Menschen und Situationen zu entwickeln, die<br />
sogenannte Resilienz. Es gilt, sich die simple Frage zu stellen:<br />
„Lässt sich das, worüber ich mich gerade so aufrege, überhaupt<br />
ändern?“ Viele Menschen sind furchtbar wütend über<br />
ihre Vergangenheit: Wie ihre Eltern sie behandelt haben,<br />
was man in der Schule mit ihnen gemacht hat, dass sie die<br />
falsche Ausbildung gewählt haben. Da muss man cool und<br />
vernünftig sagen: „Schluss damit, das ist Schnee von gestern,<br />
da kann ich nichts dran machen, ich will nach vorne blicken.“<br />
Woran merke ich aber persönlich, wann mein gesundes Maß<br />
an Stress erreicht ist? Dafür besitzen wir ein wunderbares<br />
und sicheres Anzeigeinstrument: Unseren Körper. Körperliche<br />
Signale zeigen uns frühzeitig, wenn’s zu viel wird. Dann<br />
tut der Rücken weh, die Haut juckt, man wacht mitten in<br />
der Nacht auf und kann nicht mehr einschlafen. Im fortgeschrittenen<br />
Stadium plagen einen Sehstörungen, das Gehör<br />
fällt aus oder es pfeift im Ohr. Zunächst ist es wichtig, diese<br />
Warnsignale des Körpers überhaupt aktiv wahrzunehmen;<br />
viele Menschen ignorieren sie, bis es nicht mehr geht. Auch<br />
sollte man auf keinen Fall einfach die Symptome behandeln,<br />
sondern sich schonungslos fragen: Was will mein Körper mir<br />
damit sagen?<br />
Wie steht es mit dem berühmten positiven Stress, bereichert<br />
der tatsächlich unser Leben? Ich persönlich erlebe positiven<br />
Stress nicht direkt als Stress. Das ist eher das Gefühl „Wow,<br />
es läuft“, also der berühmte „Flow“, wenn alles leicht von der<br />
Hand geht und man mit der Arbeit „im Fluss“ ist. Im Alltag,<br />
82 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 83
finde ich, wird das Wort „Stress“ inflationär verwendet.<br />
Sobald jemand gut ausgelastet ist,<br />
wird schon gestöhnt „Mei, bin ich wieder im<br />
Stress!“ - ich plädiere für einen sparsameren<br />
Gebrauch dieses Begriffs.<br />
Wo positiver Stress aufhört und negativer<br />
Stress beginnt, sollte man persönlich an der<br />
so genannten Elastizität spüren. Nach einer<br />
im guten Sinne anstrengenden Arbeit ist man<br />
erschöpft, aber doch irgendwie zufrieden und<br />
erholt sich nach einem kühlen Bier, einer deftigen<br />
Brotzeit oder einem freien Tag wieder.<br />
Bleibt man danach aber<br />
dauerhaft kraftlos und<br />
schlecht gelaunt, ist das<br />
ein Anzeichen für den<br />
Körper und die Seele<br />
belastenden, krank<br />
machenden Stress. Dann sollte man dringend<br />
etwas an den Lebensumständen ändern.<br />
Der Mensch lernt bekanntlich primär aus Fehlern.<br />
Es stellt sich die Frage: Ist es überhaupt<br />
möglich, den eigenen Stress zu reduzieren,<br />
bevor wir in seinen Strudel geraten und krank<br />
werden? Meine Antwort ist hier klar: Ja. Im<br />
Buch „Du hast es in der Hand“ stelle ich<br />
kleine Rituale vor, die sich in den<br />
Alltag einbauen lassen und mit<br />
denen man frühzeitig schlimme<br />
Stressfolgen<br />
vermeiden kann.<br />
Etwa indem Sie<br />
sich trauen, aus<br />
einer<br />
belastenden Situation herauszugehen, die so<br />
genannte „kleine Flucht“. Wenn Sie sich subjektiv<br />
gestresst oder genervt fühlen, sich mit<br />
jemandem streiten oder blinde Wut in Ihnen<br />
aufsteigt: Gehen Sie aus dem Zimmer, am besten<br />
unter freien Himmel, gewinnen Sie im wörtlichen<br />
Sinn Abstand.<br />
Solche kleinen Verhaltensänderungen können<br />
tatsächlich helfen, die Situation<br />
in kurzer Zeit neu<br />
und mit klarem Kopf<br />
einzuschätzen. Es<br />
muss nicht immer<br />
ein langer Meditationskurs<br />
sein, der<br />
Abhilfe schafft. Ich<br />
empfehle besonders,<br />
in belastenden<br />
Situationen bewusst zu atmen. Am besten befestigen<br />
Sie an Ihrem Arbeitsplatz oder am Armaturenbrett<br />
Ihres Autos einen kleinen Zettel<br />
mit der Aufschrift „atmen!“, damit Sie daran denken.<br />
Atmen Sie ganz tief aus, bis nichts mehr in<br />
den Lungen ist. Dann warten Sie, bis der Impuls<br />
zum Einatmen kommt, und füllen Ihre Lungen<br />
kraftvoll mit Luft und Leben. Der Hintergrund:<br />
Während solcher bewusster Atemzüge leben<br />
Sie vollkommen im Jetzt. Sorgen (aus der Vergangenheit)<br />
und Ängste (über die Zukunft)<br />
sind in diesem Moment ausgeblendet, und das<br />
entspannt ungemein. Es ist wirklich so einfach,<br />
also unbedingt ausprobieren!<br />
Wir Menschen haben die fantastische Fähigkeit,<br />
uns selbst zu beobachten. Wir denken, dass wir<br />
denken. Wir fühlen, dass wir fühlen. Wir sind<br />
unseren Emotionen und unseren körperlichen<br />
Reaktionen nicht hilflos ausgeliefert, sondern<br />
können sie wahrnehmen und beeinflussen.<br />
Ein sehr effizienter Weg, das Gefühl der Selbstbestimmtheit<br />
zu aktivieren, funktioniert über<br />
unsere direkte, materielle Umgebung. Wenn<br />
Sie Ihren Schreibtisch oder Ihre Werkbank aufräumen,<br />
wenn Sie Stapel abbauen, Altes wegwerfen<br />
oder Schubladen entrümpeln, gewinnen<br />
Sie nicht nur Platz, es verändert sich auch<br />
etwas positiv in Ihrer Seele. Ich rate deshalb<br />
dazu, mitten in besonders stressigen Zeiten<br />
den Arbeitsplatz aufzuräumen. Die Kolleginnen<br />
und Kollegen werden Sie für verrückt halten,<br />
und auch Sie selbst werden anfangs sagen: „Hä,<br />
ausgerechnet jetzt?“ Der Effekt des Platz schaffens<br />
aber ist gerade dann am größten, wenn Sie<br />
eigentlich gar keine Zeit dafür haben. Es ist für<br />
mich immer wieder grandios zu erleben, wie<br />
viel besser es mir geht, wenn ich nicht mehr an<br />
einem überfüllten Arbeitsplatz hocke, sondern<br />
sich vor mir eine schöne, leere Fläche ausbreitet.<br />
Dann merke ich bewusster, was für Möglichkeiten<br />
und Ressourcen noch in mir stecken.<br />
Das sind nur einige Beispiel von vielen. Es sind<br />
verblüffend kleine Änderungen, mit denen sich<br />
Großes bewirken lässt. Das Leben ist zu kurz,<br />
um einen Großteil davon gestresst zu sein und<br />
sich über Dinge zu ärgern, die vielleicht sowieso<br />
nicht zu ändern sind. Probieren Sie selbst,<br />
wie hilfreich kleine, bewusste Übungen gegen<br />
den Stress sein können, und kommen Sie entspannt<br />
durch den Tag!<br />
***<br />
Werner Tiki Küstenmacher<br />
Autorenprofil<br />
Werner Tiki Küstenmacher, geboren 1953, ist evangelischer Pfarrer (seit 2006 im Ehrenamt) und Journalist. Seit seiner Kindheit ist er als Karikaturist<br />
tätig und hat bis heute über 100 Bücher veröffentlicht. Sein Weltbestseller „simplify your life - Einfacher und glücklicher leben“ erschien 2001. Inzwischen<br />
bietet die beliebte Website simplify.de ausführliche Informationen zum Thema Lebensvereinfachung. Tiki ist zudem regelmäßiger Mitarbeiter des<br />
Bayerischen Rundfunks („Evangelische Morgenfeier“, „Auf ein Wort“). Er gehört zu den 100 meistgebuchten Rednern in Deutschland und wurde 2009 in<br />
die „Hall of Fame“ der German Speakers Association aufgenommen. Werner Tiki Küstenmacher ist verheiratet, hat drei Kinder und wohnt in Gröbenzell<br />
bei München.<br />
Werner Tiki Küstenmacher<br />
www.simplify.de<br />
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86 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 87
Während der Begriff der Persönlichkeit<br />
erst eine relativ<br />
kurze Forschungstradition<br />
aufweist, reichen philosophische<br />
Betrachtungen<br />
zum Charakter bis in die Antike zurück.<br />
Nicht selten finden sich Überlegungen, dass<br />
die Persönlichkeit eine Art Überbegriff für die<br />
Komponenten Charakter und Temperament<br />
darstelle (Cloninger, Svrakic, & Przybeck, 1993).<br />
Während zum Teil angenommen wird, dass das<br />
Temperament eine hohe erbliche Komponente<br />
aufweise, könnte die Charakterausprägung<br />
eher unserer individuellen Lerngeschichte, unseren<br />
Lebensumständen, kurz unserer Sozialisation<br />
unterliegen. Wahrscheinlich ist aber<br />
auch diese Vorstellung zu sehr vereinfacht, da<br />
hinlänglich bekannt ist, dass jede Dichotomie<br />
von Erbe und Umwelt der Komplexität dessen,<br />
was uns formt, nie ganz gerecht werden kann.<br />
Übereinkunft besteht allerdings in der Vorstellung,<br />
dass Persönlichkeit eine über die Zeit<br />
relativ stabile Ausformung unseres Verhaltens,<br />
Denkens und Fühlens ist. Diese lässt zwar eine<br />
gewisse Variabilität zwischen verschiedenen<br />
Situationen zu, ist aber dennoch geeignet, das<br />
grundsätzliche Wesen unseres Verhaltens abzubilden<br />
und auch in gewissen Grenzen vorherzusagen.<br />
Persönlichkeit wird als ein Kontinuum<br />
zwischen gesund und krank aufgefasst und<br />
kann in jeweils extremen Ausprägungen durchaus<br />
auch Kriterien der Psychopathologie erfüllen,<br />
etwa bei Persönlichkeitsstörungen.<br />
Alle Schulen der Psychologie haben sich des<br />
Begriffs der Persönlichkeit angenommen. Aus<br />
psychoanalytischer Sicht (insbesondere nach<br />
Sigmund Freud) äußert sich Persönlichkeit im<br />
Umgang mit Konflikten, die maßgeblich dem<br />
Unbewussten entspringen und primär sexueller<br />
Natur sind. Lerntheoretiker, insbesondere<br />
Behavioristen, gehen davon aus, dass unsere<br />
Persönlichkeit maßgeblich durch individuelle<br />
Lernerfahrungen bestimmt sei, wobei diese<br />
sehr fundamental (z.B. Klassische Konditionierung)<br />
oder auch in komplexere soziale Gefüge<br />
(z.B. Beobachtungslernen) eingebunden sein<br />
können. Während die humanistische Psychologie<br />
auf der Annahme fußt, dass der Mensch<br />
ein grundsätzlich konstruktives Wesen sei, das<br />
letztlich nach Selbstbestimmung und Transzendenz<br />
strebt, gehen Vertreter der Biologischen<br />
Psychologie eher davon aus, dass distinkte<br />
neurobiologische Prozesse unser Verhalten<br />
(mit-)bestimmen. Wahrscheinlich erklären all<br />
diese Ansätze in unterschiedlichem Maße die<br />
Ursachen für Persönlichkeitsentwicklung und<br />
individuelle Unterschiede, sodass sie in gewisser<br />
Weise bis heute alle ihre Berechtigung behalten.<br />
Mit Blick auf die Messung und Systematik der<br />
verschiedenen Persönlichkeitsdimensionen<br />
erfreut sich der Ansatz der „Big Five“ besonderer<br />
Beliebtheit (McCrae & Costa, 1997), wobei<br />
hier von einem universellen, also weitgehend<br />
kulturunabhängigen Auftreten der folgenden<br />
Dimensionen ausgegangen wird:<br />
• Extraversion: Kontaktfreudigkeit, positive<br />
Emotionalität, Aktivität<br />
• Neurotizismus: Emotionale Labilität, Anpassungsschwierigkeiten,<br />
Ängstlichkeit<br />
• Offenheit für Erfahrungen: Kulturalität, Intellektualität,<br />
Erfahrungssuche<br />
• Gewissenhaftigkeit<br />
• Verträglichkeit: Freundlichkeit, geringe<br />
Aggressivität<br />
Beim Begriff des Charakters wird zwar auch davon<br />
ausgegangen, dass die hier aufgeführten<br />
einzelnen Merkmale kontinuierlich verteilt sind;<br />
direkte Implikationen für die Klinische Psychologie<br />
gibt es hingegen nicht. Generell gibt es<br />
weit weniger Forschung zum Themenbereich<br />
Charakter als zur Persönlichkeit. Erst in den letzten<br />
Jahren hat sich das Bild ein wenig geändert.<br />
Die Psychologie war aufgrund ihres enormen<br />
Anwendungsbezugs im Bereich der Klinischen<br />
Psychologie lange Zeit „defizitorientiert“. Betrachtet<br />
man entsprechende Auswertungen<br />
zu den am meisten publizierten Themen, überwiegen<br />
beispielsweise die Bereiche Depression,<br />
Angst und Zwang. Alle diese Erkrankungen<br />
sind gekennzeichnet durch negative Emotionen,<br />
Anpassungsstörungen und Leidensdruck.<br />
Zwischenzeitlich zeichnet sich aber ein Paradigmenwechsel<br />
in der Psychologie ab, der mehr<br />
und mehr die positiven Elemente unseres Verhaltens<br />
und Erlebens akzentuiert. Gemeint sind<br />
hiermit etwa das seelische Wohlbefinden, Optimismus,<br />
positive Emotionalität, um nur wenige<br />
Beispiele zu nennen.<br />
Der amerikanische Psychologe Martin Seligman<br />
ist zweifelsohne ein Wegbereiter dieser<br />
Entwicklung. Gerade an seiner Person ist die<br />
Überwindung der Defizitorientierung gut nachzuvollziehen,<br />
wenn man bedenkt, dass seine<br />
ursprünglichen Arbeiten zur erlernten Hilflosigkeit<br />
(die gerne als Modell für die Entstehung<br />
einer Depression herangezogen werden) zwischenzeitlich<br />
in die Positive Psychologie übergegangen<br />
sind (Seligman, 2003). Nach langer<br />
Zeit und auch ergänzend zur Philosophie, die<br />
sich seit jeher mit dem Thema Charakter befasst,<br />
zogen Dimensionen wie Charakter und<br />
Tugenden auch in die Persönlichkeitspsychologie<br />
ein. Mittels eines Inventars zur Messung<br />
von Charakterdimensionen und Tugenden<br />
(Values in Action Inventar) gelang Seligman<br />
ein entscheidender Impuls für zahlreiche Felder<br />
der Psychologie. Zwischenzeitlich ist dieses<br />
Inventar auch in deutscher Sprache als Selbstberichtsverfahren<br />
(Ruch et al., 2010) oder mit<br />
90 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 91
CHARA24© als bildgestützter Fragebogen verfügbar.<br />
Zentral ist die Messung von insgesamt 24<br />
Charakterdimensionen, die zusammengefasst<br />
sechs Tugenden ergeben:<br />
• Weisheit (Neugier/Interesse, Liebe zum<br />
Lernen, Urteilsvermögen, Kreativität,<br />
Weitsichtigkeit/Tiefsinn<br />
• Mut (Tapferkeit, Ausdauer, Authentizität,<br />
Tatendrang)<br />
• Liebe/Humanität (Fähigkeit zu lieben,<br />
Freundlichkeit/Großzügigkeit, Soziale Intelligenz)<br />
• Gerechtigkeit (Teamfähigkeit/Loyalität,<br />
Fairness/Gerechtigkeit, Führungsvermögen)<br />
• Mäßigung (Vergebungsbereitschaft, Bescheidenheit/Demut,<br />
Selbstregulation/<br />
Selbstkontrolle, Umsicht/Vorsicht)<br />
• Transzendenz (Sinn für das Schöne, Dankbarkeit,<br />
Hoffnung/Optimismus, Humor/<br />
Verspieltheit, Spiritualität/Glaube)<br />
Die Darstellung dieser Tugenden und Charakterstärken<br />
zeigt, dass es natürlich gewisse<br />
Gemeinsamkeiten mit den zuvor genannten<br />
Facetten der Persönlichkeit gibt. Während aber<br />
die jeweiligen und individuellen Persönlichkeitsausprägungen<br />
grundsätzlich wertneutral<br />
sind, zeigt sich bei den Charakterdimensionen<br />
und insbesondere bei den Tugenden eine<br />
Wertigkeit im Sinne eines humanistischen<br />
Menschenbildes. Aus diesem Grund taucht im<br />
Kontext der Charakterzüge auch der Begriff der<br />
Charakterstärken auf.<br />
Bei nüchterner Betrachtung zeigt sich, dass<br />
in der heutigen Gesellschaft der Begriff der<br />
Tugend auf viele antiquiert wirkt und Charakterstärken<br />
und Tugenden keinen allzu großen<br />
Stellenwert genießen. Werte und Ziele wie<br />
Leistung, Verdienst, Karriere sind gegenüber<br />
verschiedenen humanistischen Werten in den<br />
Vordergrund getreten. Es fällt auf, dass die Ausprägung<br />
von Charakterstärken ohne die ihnen<br />
zugrunde liegenden individuellen Werte kaum<br />
vorstellbar ist. Die Frage ist, welchen individuellen<br />
Nutzen die Ausprägung der zuvor genannten<br />
Charakterstärken in einer Gesellschaft mit<br />
überwiegend anderem Wertegerüst überhaupt<br />
hat.<br />
Zur Beantwortung dieser Frage kann eine Studie<br />
herangezogen werden, die einen klaren<br />
Zusammenhang zwischen der Ausprägung<br />
der genannten Charakterzüge und der allgemeinen<br />
Lebenszufriedenheit aufzeigt (Ruch et<br />
al., 2010). Hier wird deutlich, dass Menschen,<br />
die insbesondere ein hohes Ausmaß an Bindungsfähigkeit,<br />
Hoffnung, Enthusiasmus und<br />
Dankbarkeit aufweisen, mit ihrem Leben insgesamt<br />
glücklicher sind, als solche mit niedrigen<br />
Ausprägungen in diesen Kategorien. Bedenkt<br />
man den Zusammenhang zwischen Lebenszufriedenheit<br />
und psychischer Gesundheit, dann<br />
bekommt die Auseinandersetzung mit Charakter<br />
und Tugend eine klinische und letztlich<br />
volkswirtschaftliche Dimension. Die dramatisch<br />
zunehmenden Fälle von Arbeitsunfähigkeit<br />
aufgrund psychischer Erkrankungen (Angststörungen,<br />
Depression, Burnout, u.a.) zeigen eindrucksvoll,<br />
dass unsere gegenwärtigen Lebensbedingungen<br />
in Arbeit und wahrscheinlich<br />
auch Familie unsere Vulnerabilität gegenüber<br />
psychischen Erkrankungen erhöhen. Allein<br />
die Depression führt innerhalb eines Jahres zu<br />
der unglaublichen Zahl von mehr als 150.000<br />
Jahren Arbeitsausfall, was neben den persönlichen<br />
Schicksalen die Dimension der indirekten<br />
Krankheitskosten alleine durch diese Krankheit<br />
verdeutlicht.<br />
Wenn nun die Ausbildung der genannten Charakterstärken<br />
die psychische Gesundheit verbessert,<br />
stellt sich natürlich die Frage, wie diese<br />
günstigen Wesenszüge weiter ausgebildet werden<br />
könnten. Die Theorie von Robert Cloninger<br />
(1993) geht davon aus, dass Charakter primär<br />
er worben wird, Temperament hingegen maßgeblich<br />
einer erblichen Komponente unterliegt.<br />
Wie Charakterstärken entwickelt werden, bleibt<br />
weitgehend unbeantwortet. Die Philosophie<br />
der Antike gab hierzu bereits Antworten und<br />
interessante Anregungen. Aristoteles (384-322<br />
v. Chr.) beschreibt in seiner Nikomachischen<br />
Ethik, dass Charakterstärken erworben werden,<br />
konkretisiert dies aber durch den Hinweis, dass<br />
dafür die Handlung essentiell sei. Charakterausprägung<br />
also nicht im Sinne von Appellen,<br />
Moralvorgaben oder anderen Aspekten pädagogischen<br />
Handelns, sondern durch die Ausübung<br />
von bestimmten, zu den Charakterzügen<br />
passenden Tätigkeiten selbst. Die moderne<br />
Hirnforschung bestätigt, was Aristoteles bereits<br />
wusste; unser Gehirn verändert sich in der Tat<br />
durch unser Handeln funktionell (siehe auch<br />
Plastizitätsbegriff der Hirnforschung). Tätigkeiten,<br />
die in diesen Bereich fallen, können sehr<br />
vielfältig sein, soziales und gesellschaftliches<br />
Engagement (z.B. im Ehrenamt) stehen hierbei<br />
sicher an vorderer Stelle.<br />
Inzwischen hat sich diese Erkenntnis auch im<br />
arbeits- und organisationspsychologischen<br />
Bezug durchgesetzt. Verstärkt wird gefordert,<br />
bei der Mitarbeiterauswahl (Recruiting) und<br />
Personal entwicklung besonders die Charakterstärken<br />
zu berücksichtigen. Im Zuge des<br />
bevorstehenden demografischen Wandels, der<br />
neben der Verursachung zahlreicher anderer<br />
Probleme auch die Verfügbarkeit von qualifizierten<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
reduzieren wird (siehe auch „war for talents“),<br />
wird deutlich, dass sich die Akzentuierung von<br />
Merkmalen im gesamten Personalmanagementprozess<br />
erweitert. Die Mitarbeiterloyalisierung<br />
steht zunehmend im Vordergrund, um<br />
die Besten zu behalten und allgemein die Fluktuation<br />
der Mitarbeitenden reduzieren zu können.<br />
Es ist aber auch klar, dass Maßnahmen zur<br />
Mitarbeiterloyalisierung nur bei denjenigen auf<br />
fruchtbaren Boden fallen, die überhaupt „loyalisierbar“<br />
sind. Entsprechende Merkmale hierfür<br />
sind in der Aufstellung von Charakterstärken<br />
(s.o.) zu finden.<br />
Aus meiner persönlichen Sicht wird die Auseinandersetzung<br />
mit Charakter und Tugend eine<br />
weiterhin wachsende Bedeutung erfahren, die<br />
sich in der Wissenschaft, aber auch in vielen<br />
anderen Bereichen unserer Gesellschaft zeigen<br />
wird. Bei kritischer Betrachtung zahlreicher<br />
Phänomene in Politik, Wirtschaft, Familie und<br />
Bildung, könnte man zu der Ansicht kommen,<br />
dass es dafür auch Zeit wird.<br />
***<br />
Jürgen Hennig<br />
Autorenprofil<br />
Prof. Dr. Dr. Jürgen Hennig studierte Psychologie und Humanbiologie und ist seit 2002 Lehrstuhlinhaber für Differentielle Psychologie und Persönlichkeitsforschung<br />
an der Justus-Liebig-Universität in Gießen. Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt auf biologischen Grundlagen der Persönlichkeit sowie auf<br />
der Forschung zur Erbe-Umwelt-Interaktion. Prof. Hennig ist Autor von über 150 Fachartikeln in internationalen Journalen sowie mehreren Büchern und<br />
wurde mehrfach für Lehr- und Forschungsleistungen ausgezeichnet. Neben seiner universitären Arbeit geht er Tätigkeiten in der Unternehmens- und<br />
Personalberatung nach.<br />
Prof. Dr. Dr. Jürgen Hennig<br />
www.uni-giessen.de<br />
92 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 93
WIR BRAUCHEN EIN NEUES<br />
FÜHRUNGS-DESIGN<br />
VON SABINE ASGODOM<br />
94 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 95
ihr mit eurem Gender-Gerede.<br />
Guckt euch um, Frauen sind<br />
„Ach,<br />
doch schon längst gleichberechtigt.<br />
Sie sind in allen naturwissenschaftlichen<br />
Bereichen, ja sogar schon in Vorständen von<br />
IT- und Kommunikationsunternehmen. Was<br />
wollt ihr eigentlich noch!?“ Gerade im Zuge der<br />
Diskussion um die Frauenquote wurden solche<br />
Stimmen wieder lauter.<br />
WIR BRAUCHEN EIN NEUES<br />
FÜHRUNGS-DESIGN<br />
VON SABINE ASGODOM<br />
Aber stimmt das wirklich? Alles paletti? Die<br />
Jahrhundertaufgabe, mehr Frauen in Führungspositionen<br />
zu bringen, längst gelöst? Leider<br />
nein. Solange eine Frau noch auffällt, die in<br />
einen Vorstand oder Aufsichtsrat berufen wird,<br />
ist das Ziel noch nicht erreicht. Frauen (und<br />
Männer) werken an verschiedenen Stellen, um<br />
das weibliche Potenzial für Unternehmen und<br />
damit für wirtschaftlichen Erfolg zu nutzen.<br />
Allen voran die Wissenschaft, die junge Frauen<br />
ermutigt, sich alle Berufsfelder zu erschließen<br />
und gerade in den Naturwissenschaften ihren<br />
Beruf und ihre Berufung zu finden. Auch den<br />
Unternehmen wird durch Zahlen und Fakten<br />
langsam aber sicher klargemacht, dass sie profitieren,<br />
wenn sie die Talente von Frauen für sich<br />
nutzen.<br />
Noch immer berauben sich Unternehmen einer wachsenden Gruppe exzellent ausgebildeter<br />
Frauen, die als Führungskräfte geeignet wären. Das Festhalten an althergebrachten Arbeitsmodellen<br />
und Denkstrukturen ist hartnäckig, aber Mut zur Veränderung lohnt sich. Schon<br />
kleine Maßnahmen können große Wirkung erzielen und sich zukünftig doppelt und dreifach<br />
auszahlen.<br />
Hochachtung gilt allen Frauen, die sich in Organisationen,<br />
Ämtern und Unternehmen für<br />
Gleichberechtigung und Diversity einsetzen,<br />
oft gegen latenten Widerstand und offene<br />
Anfeindung, gegen Larmoyanz und Hinhaltetaktiken.<br />
Ziel sollte es sein, eine „Gender Blindness“<br />
zu bewirken, heißt, dass Leistung wertgeschätzt<br />
und gefördert wird, egal von welchem<br />
Geschlecht sie kommt. Damit würde der Tatsache<br />
entgegengewirkt, dass Frauen teils einfach<br />
„übersehen“ werden.<br />
Auch auf Unternehmensseite braucht es Bewegung,<br />
oder „Change“, wie es neudeutsch heißt.<br />
Denn wenn wir mehr Frauen in Führungspositionen<br />
haben wollen, dann müssen nicht nur sie<br />
selbst in Bewegung kommen, sondern auch die<br />
Gestaltung der Positionen muss flexibler werden.<br />
Die gegenwärtigen Arbeitsmodelle von<br />
Führungskräften sind nach den Anforderungen<br />
der Neunzigerjahre gestaltet: Höher, schneller,<br />
weiter. Sie sind zu hundert Prozent auf den<br />
„SOLANGE EINE FRAU<br />
NOCH AUFFÄLLT, DIE<br />
IN EINEN VORSTAND<br />
ODER AUFSICHTSRAT<br />
BERUFEN WIRD,<br />
IST DAS ZIEL NOCH<br />
NICHT ERREICHT.“<br />
96 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 97
Mann mit Familienbetreuung zugeschnitten,<br />
für jemanden, der bereit ist, 12 bis 14 Stunden<br />
zu arbeiten, und auch am Wochenende Gewehr<br />
bei Fuß steht. Keiner fragt deshalb:<br />
• Wer bügelt die Hemden/Blusen,<br />
• Wer packt den Koffer aus und ein,<br />
• Wer kümmert sich um die Kinder, wenn er<br />
auf Dienstreisen ist,<br />
• Wer besorgt das Geschenk für Tante<br />
Monika,<br />
• Wer organisiert den Umzug bei einem<br />
Jobwechsel,<br />
• Wer tröstet den Teenager bei Liebeskummer,<br />
• Wer bucht den Urlaub und<br />
• Wer bringt den Hund zum Tierarzt?<br />
Anspruchsvolle und oft knallharte Führungspositionen<br />
haben nicht nur eine sinkende Sogwirkung<br />
auf junge Männer, sondern auch eine<br />
zunehmend abschreckende Wirkung auf junge<br />
Frauen. Es gibt mittlerweile eine große Gruppe<br />
hervorragend ausgebildeter, talentierter und<br />
ambitionierter Frauen, die das Zeug zur Führungskraft<br />
haben. Doch diese teilt sich wiederum<br />
in drei Gruppen auf:<br />
• Die erste Gruppe opfert ihr persönliches<br />
Glück der Karriere und verzichtet auf Familie<br />
(40 Prozent aller weiblichen Führungskräfte<br />
haben keine Kinder).<br />
• Die zweite Gruppe organisiert sich mit<br />
Kinderfrau und Kita, Internat und Hausmann<br />
und lebt zwei Leben in einem. Immer<br />
am Rande des Burnouts.<br />
• Die dritte und größte Gruppe hat sich aus<br />
dem Hamsterrad verabschiedet. Nein, sie<br />
möchten nicht leben wie ihre Chefs (und<br />
wenigen Chefinnen).<br />
Umfragen in meinen Seminaren „Durchsetzungsstrategien<br />
für Frauen“ ergeben immer<br />
wieder Folgendes: 90 Prozent der Teilnehmerinnen<br />
sagen: „Ich möchte keine (weitergehende)<br />
Karriere machen“. Grund: Kinder, Leben, Eltern,<br />
Teilzeit, Yogakurse, und ganz vehement: Verachtung<br />
der „Politik“ in Unternehmen, blöde<br />
Machtspiele, hinterhältige Attacken, Hahnenkämpfe<br />
und Platzhirschgehabe. Keine Lust auf<br />
Männerspiele.<br />
Das Schlimme: Diese Frauen kann ich verstehen.<br />
Das noch viel Schlimmere: Unternehmen<br />
verlieren das Potenzial und die Energie dieser<br />
Frauen. Das ist unverzeihlich, dumm und<br />
gefährlich. Was wir brauchen, ist ein neues<br />
Führungs-Design. Wenn wir gut ausgebildete<br />
Frauen nicht in die bestehenden Führungspositionen<br />
hineinpferchen können, dann brauchen<br />
wir eben neue Modelle. Wir brauchen Chefsessel,<br />
die nicht einengen und die Luft zum Atmen<br />
nehmen, sondern Jobs, die Raum schaffen für<br />
Kreativität und Freude, anderes Denken und<br />
anderes Handeln. So wie uns Autos aus den<br />
Siebzigerjahren heute furchtbar spießig erscheinen,<br />
ist auch das Denken der letzten Jahrzehnte<br />
in Sachen Führungskräfte veraltet und<br />
behindernd. Neues Design heißt, neuen Wind<br />
in die Chefetagen bringen. Es heißt, sich von<br />
eingespielten Männer-Ritualen verabschieden.<br />
Na klar, das finden die meisten Männer (und<br />
die sich quälenden Frauen) blöd. Warum sollten<br />
Frauen eine Sonderrolle bekommen? – Weil es<br />
den Unternehmen nützt!<br />
Wir brauchen Ideentage, auf den Mitarbeiterinnen<br />
ihren Arbeitsplatz als Führungskraft<br />
designen können. Aus meiner Erfahrung wird<br />
dazugehören: Flexible Arbeitszeiten, schmalere<br />
Verantwortungsbereiche. Ergebnisorientiertes<br />
Führen statt der bisherigen „Wie-lange-sitzeich-mit-meinem-Hintern-in-der-Firma-Ideologie“,<br />
Home-Arbeitsplätze tageweise, eine neue<br />
Meetingkultur: gestrafft, konzentriert, und zu<br />
Zeiten, in denen nichts Wichtigeres anliegt, als<br />
der Theaterauftritt des Kindes um 16 Uhr. Wertschätzung<br />
des Frauenblicks auf Projekte: Was<br />
bringt es, wie können wir es effizienter gestalten?<br />
Eine neue Geschäftsreisen-Kultur mit Delegation,<br />
müssen Führungskräfte wirklich 40 von<br />
52 Wochen auf Dienstreise sein? Könnte man<br />
das klüger planen, besser verteilen?<br />
So viele Veränderungen – „Wie sollen wir das<br />
alles bezahlen?“ - höre ich die Entscheider in<br />
den Chefetagen schon stöhnen. Die Lösung ist<br />
ganz einfach: Frauen erwirtschaften mehr Profit<br />
und haben niedrigere Ansprüche an Gehälter.<br />
Nicht, dass ich Letzeres gut finde, aber es ist ein<br />
Zeichen an alle. Tausche Sinn und Lebensfreude<br />
gegen Status und Reichtum. Bekomme ein Führungsverhalten<br />
dazu, dass den Menschen wieder<br />
mehr in den Mittelpunkt rückt, (Das frühere<br />
Telekom-Vorstandsmitglied Thomas Sattelberger<br />
nennt das „Management 2.0“) das Miteinanderreden<br />
und vor allem das Zuhören verstärkt,<br />
das Geborgenheit schafft und deshalb gute<br />
Ergebnisse erzielt. Genau deswegen werden<br />
viele Männer aus der Generation 1.0 versuchen,<br />
diese Veränderungen zu verhindern.<br />
Apropos Männer: Auch sie werden von dem<br />
neuen Führungs-Design profitieren. Manche<br />
wissen es auch schon. Und Unternehmen müssen<br />
sich entscheiden, was sie wollen: Begabte<br />
und fleißige Frauen verlieren – oder von ihrer<br />
Arbeitsweise profitieren? Let’s design!<br />
***<br />
Sabine Asgodom<br />
Autorenprofil<br />
Sabine Asgodom, ist Managementtrainerin, Erfolgscoach, Journalistin und Bestsellerautorin. Sie ist eine der bekanntesten Vortrags-Rednerinnen im<br />
deutschsprachigen Raum und außerdem Mitglied des Beirats des WoMenPower-Kongresses auf der Hannover Messe. 2010 wurde sie für ihr berufliches<br />
und ehrenamtliches Engagement mit dem Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Seit 2009 ist sie als erster Keynote-Speaker<br />
in Europa außerhalb Großbritanniens vom internationalen Rednerverband GSF als „Certified Speaking Professional“ zertifiziert.<br />
sabine Asgodom<br />
www.asgodom.de<br />
98 <strong>ZT</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> <strong>Dezember</strong> <strong>2013</strong> | <strong>ZT</strong> 99
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