Reader - Internationales - Universität Stuttgart
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6 Hintergrundinformationen<br />
6.1 Kulturelle Unterschiede und ihr Einfluss auf das Studium<br />
Neben offensichtlichen Unterschieden in den Studienvoraussetzungen, wie mangelnden<br />
Deutschkenntnissen und anderen fachlichen Vorkenntnissen, spielen auch kulturelle<br />
Unterschiede eine sehr große Rolle im Lernverhalten und in der Wahrnehmung der<br />
Aufgaben der Universität.<br />
In der interkulturellen Forschung haben sich die Modelle der Kulturdimensionen von<br />
Edward T. Hall, Geert Hofstede und Fons Trompenaars als hilfreich erwiesen. Einige der<br />
Kulturdimensionen sollen hier knapp erläutert und in ihrer Relevanz zum Projekt<br />
dargestellt werden. Bei Kulturdimensionen handelt es sich um empirisch ermittelte<br />
Kategorien, die einen Vergleich von Ländern durch deren Anordnung auf einem<br />
Kontinuum ermöglichen. Die Distanz zu einer Vergleichskultur definiert die<br />
Anpassungsleistung, die notwendig ist, wenn jemand von der einen in die andere Kultur<br />
wechselt. Die am häufigsten verwendeten Kulturdimensionen:<br />
Gerd Hofstede:<br />
• Machtdistanz<br />
• Unsicherheitsvermeidung<br />
• Maskulinität vs. Femininität<br />
• Individualismus vs. Kollektivismus<br />
Edward T. Hall:<br />
• Kontextorientierung<br />
• Informationsgeschwindigkeit<br />
• Raum<br />
• Zeit<br />
Hofstede, Geert: Lokales Denken, globales Handeln: Interkulturelle Zusammenarbeit und<br />
globales Management, 3. Auflage, München 2006, Hall, Edward T.: Beyond Culture, New<br />
York 1976, Hall, Edward T.: The Hidden Dimension, New York 1969.<br />
Im Folgenden wird auf die Kulturdimensionen näher eingegangen, die im Zusammenhang<br />
mit der Situation ausländischer Studierender an der Universität <strong>Stuttgart</strong> relevant<br />
erscheinen.<br />
Natürlich unterscheiden sich auch die verschiedenen kulturellen Gruppen stark<br />
voneinander, sodass es auf den ersten Blick sehr problematisch erscheint, sich hier auf<br />
alle Studierenden zugleich zu beziehen. Es ist jedoch so, dass Deutschland auf dem<br />
Spektrum der besprochenen Dimensionen relativ weit an einem<br />
der Extreme liegt. Daher unterscheiden sich die relevanten Länder zwar unterschiedlich<br />
stark, aber in derselben Richtung von Deutschland. Was also einem Chinesen in Bezug<br />
auf Machtdistanz Probleme bereitet, ist in milderer Form auch für einen Osteuropäer<br />
schwierig. Dies gilt bei allen Dimensionen, die im Folgenden näher behandelt werden, für<br />
Studierende aus Ostasien, Ost- und Südosteuropa, dem Nahen Osten und Nordafrika. Es<br />
handelt sich dabei um die Regionen, aus denen die meisten ausländischen<br />
Vollstudierenden an der Universität <strong>Stuttgart</strong> kommen.<br />
6.2 Machtdistanz<br />
Die Dimension Machtdistanz beschreibt die Akzeptanz von Ungleichheit durch eine<br />
Gruppe oder Gesellschaft. In Ländern mit einer großen Machtdistanz gibt es große<br />
hierarchische Unterschiede, die meist nicht beeinflussbar sind, sondern auf Faktoren wie<br />
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