Darum: - Zahnärztekammer Niedersachsen
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FOTOS: DR. M. EBELING<br />
stand Einigkeit darüber, dass die Ausgestaltung<br />
des Versicherungssystems<br />
grundlegenden Einfluss auf das gesamte<br />
Gesundheitswesen ausüben<br />
muss. Dem entsprechend ergeben sich<br />
Fragen zur Qualität und Zielrichtung<br />
möglicher Reformen. Soll das duale<br />
Krankenversicherungssystem aus Gesetzlicher<br />
(GKV) und daneben Privater<br />
Krankenversicherung (PKV) weiterentwickelt<br />
oder zu einem Einheits-Krankenversicherungsmarkt<br />
umgestaltet<br />
werden? Welche Wettbewerbsfunktionen<br />
können zukünftig gesetzliche<br />
Krankenkassen einnehmen und welche<br />
Geschäftsbereiche sollten den privaten<br />
Krankenversicherern offenstehen?<br />
Mit welchen Empfehlungen positionieren<br />
sich die Heilberufe und<br />
die Anbieter medizinischer Leistungen<br />
im gesundheitspolitischen Reformprozess?<br />
Und welche Schlüsse ergeben<br />
sich daraus für die Parteien im<br />
Bundestagswahlkampf und für die Zeit<br />
danach?<br />
Die Einheitsversicherung<br />
Der Ansatz eines einheitlichen Krankenversicherungsmarktes<br />
verfolgt das Ziel,<br />
möglichst kurzfristig das PKV System<br />
aufzulösen und die Privaten Versicherer<br />
und das private Angebot medizinischer<br />
Leistungen in einen einheitlichen<br />
Versicherungs-, Versorgungs- und Vergütungsmarkt<br />
zu überführen. Hintergrund<br />
hierfür ist die Hypothese, dass<br />
dadurch Ungleichheiten in der medizinischen<br />
Versorgung abgebaut und<br />
durch erweiterte Einkommensumverteilungen<br />
neue Optionen der Finanzierung<br />
erschlossen werden können.<br />
Die reformierte Dualität<br />
Der Ansatz der »reformierten Dualität«<br />
zielt auf eine Beibehaltung der GKV/PKV-<br />
Systemgrenze bei gleichzeitiger Reform<br />
und Stabilisierung der Einzelsysteme<br />
von GKV und PKV ab. Hintergrund hierfür<br />
ist die Hypothese, dass das deutsche<br />
duale Krankenversicherungssystem<br />
– anders als oft in den Medien dargestellt<br />
– weltweit führend in Versorgungsniveau,<br />
Qualität und Zugang<br />
ist. Dennoch ist ein Reformstau zu beobachten,<br />
der u. a. in Bezug auf die<br />
Dr. Volker Leienbach (PKV)<br />
Moderator und Mit-Diskutant:<br />
Dipl.-Volkswirt Dr. Thomas Drabinski<br />
Generationengerechtigkeit aufzulösen<br />
ist.<br />
Ziel des Kongresses war es, die unterschiedlichen<br />
Positionen der Beteiligten<br />
zur Reform des Versicherungssystems<br />
zu beleuchten und Empfehlungen und<br />
Denkanstöße für die anstehenden Diskussionen<br />
nach der Bundestagswahl zu<br />
geben. Gesundheitsminister Bahr hatte<br />
mit seinem aktuellen Statement »die<br />
PKV soll für alle geöffnet werden« für<br />
zusätzlichen Diskussionsstoff gesorgt.<br />
Die Referenten der GKV und PKV präsentierten<br />
ihre Positionen sehr differenziert.<br />
Gemeinsam stellten sie fest,<br />
dass bereits jetzt eine gewisse Konvergenz<br />
zwischen den allerdings grundsätzlich<br />
völlig anders funktionierenden<br />
Versicherungssystemen festzustellen<br />
sei, die durchaus weiter ausbaubar sei,<br />
jedoch auch voraussehbar an ihre Grenzen<br />
stieße. Wettbewerb war allen wichtig,<br />
doch wurde dieser erkennbar unterschiedlich<br />
ausgelegt; zudem wurde<br />
deutlich, dass die Regeln für fairen<br />
Wettbewerb zu uneinheitlich ausfallen.<br />
Bei den Referenten der GKV war sowohl<br />
die Beitragsautonomie als auch<br />
die regionale Ausrichtung ein wichtiges<br />
Thema. Der Gesundheitsfonds wurde<br />
als leistungsfeindliches, bürokratisches<br />
Monster und Schritt in die völlig<br />
falsche Richtung bewertet. So habe sich<br />
trotz Erhöhung der Bundeszuschüsse<br />
die Situation ergeben, dass erhebliche<br />
Beiträge aus dem Süden der Republik<br />
in den Norden und Osten geschoben<br />
worden seien, sodass die zur Verfügung<br />
stehenden Mittel z. B. in Bayern<br />
geringer ausfielen, als vor der letzten<br />
Reform, während im Osten gar nicht<br />
genug Leistungen für die zur Verfügung<br />
stehenden Gelder abgerechnet<br />
werden könnten. Nicht neu der Wunsch<br />
aus den Reihen der GKV nach einer Öffnung<br />
sowohl für zusätzliche Versicherungsleistungen<br />
als auch Verträge mit<br />
Krankenhäusern und Ärzten. Bemerkenswert<br />
der Appell an die Unternehmerseite,<br />
in Deutschland zu investieren<br />
und damit Arbeitsplätze, nicht zuletzt<br />
zur Sicherung der Sozialsysteme<br />
zu schaffen.<br />
Für die PKV geht es bei Einführung einer<br />
Einheitsversicherung nachvollziehbar<br />
um existenzielle Fragen. Allein die<br />
Gefährdung von fast 70.000 Arbeitsplätzen<br />
in der Branche, die aufgrund eines<br />
völlig anderen Arbeitsprofils keineswegs<br />
ohne weiteres in die dann zusätzlich<br />
benötigten Arbeitsplätze der GKV<br />
wechseln könnten, habe für erhebliche<br />
Unruhe bei den Angestellten geführt.<br />
Zudem, auch die GKV würde bei Einrichtung<br />
einer Einheitskasse von derzeit 134<br />
Kassen auf nur eine einzige Einrichtung<br />
schrumpfen; das gefährde weitere Arbeitsplätze.<br />
In der Fragerunde wurden bei den<br />
Privaten Versicherungen die asymmetrische<br />
Provisionierung der Berater wie<br />
auch die nach wie vor in weiten Bereichen<br />
fehlende Portabilität der Altersrückstellungen<br />
kritisiert, so dass für<br />
viele Jahre der Wechsel der Versiche-<br />
468 · ZKN MITTEILUNGEN 9 | 2013