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Franz von Sickingens Fehde gegen Trier und ein Gutachten ...

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Die Existenz des Gulachtens, das hier zum ersten Mal veröffentlieht,<br />

<strong>und</strong> erläutert, wird, war bis auf die Jüngste Zeit den deutschen<br />

l.ecInshistorikern, wie es sch<strong>ein</strong>t., vollständig entgangen. Ich selbst<br />

verdanke ihre Kenntniss <strong>ein</strong>er gelegentlichen Bemerkung voll<br />

Horawit.z. Nachdem Rivier durch s<strong>ein</strong>e Monographie über Claudius<br />

Cantiuncul;i ‚ die Aufmerksamkeit wieder auf diesen, auch für die<br />

Bechlsgeschichte der Reichslande so interessanten Rechtsgelehrten<br />

hingelenkt kitte, theilte Horawitz aus s<strong>ein</strong>en reichen handschriftlichen<br />

Sammlungen noch <strong>ein</strong>e Reihe 'weiterer Briefe 2 Cantiunculas mit.<br />

Gleichzeitig machte er auf <strong>ein</strong>ige noch ungedruckte <strong>Gutachten</strong> desselben<br />

Metier Juristen aufmerksam, <strong>von</strong> denen <strong>ein</strong>es schon durch<br />

s<strong>ein</strong>en Gegenstand <strong>ein</strong> besonderes Interesse in Anspruch nehmen<br />

musste, das <strong>Gutachten</strong> über den Friedensbruch <strong>Franz</strong> <strong>von</strong> <strong>Sickingens</strong><br />

wegen s<strong>ein</strong>er <strong>Fehde</strong> <strong>gegen</strong> den Kurfürsten <strong>von</strong> <strong>Trier</strong>, voll schon<br />

Horawitz erklärte, (lass es wohl editt werden sollte.<br />

Seit Jahren mit Forschungen 0 her die Geschichte des röm. Bechts<br />

in den Reichslanden beschii fügt, nahm ich mir diese Mahnung zu<br />

Herzen, zumal ich nicht fand, dass <strong>ein</strong> Anderer Neigung zu der Puhlication<br />

verspürte . Diese erschien aber um so dringlicher, als das<br />

<strong>Gutachten</strong> selbst d<strong>ein</strong> Fleisse <strong>ein</strong>es tjlmann entgangen war <strong>und</strong> dieser<br />

letzte Biograph des tapfern Ritters mir weder die den <strong>Sickingens</strong>chen<br />

<strong>Fehde</strong>n zu Gr<strong>und</strong>e liegenden Beclitsverhujltnisse befriedigend darzulegen,<br />

1 Claude Chanson'iiette, juriseonsulte Messin et ses iettres iü6dites<br />

l3ruxefles 1879.<br />

2 Briefe des Claudius Cantitnicula <strong>und</strong> Ulrich Zasius voll<br />

Wien 1873.<br />

v. Stintzing macht in s<strong>ein</strong>er Erörterung über Cantiuncula (Geschichte<br />

der deutschen Rechtswissenschaft 1) 244 f.), in der er die voll übersehene<br />

Anstellung desselben als Refemens ext,raord. am Kammergericht<br />

beibringt jenes <strong>Gutachten</strong> gar nicht <strong>ein</strong> mal namhaft, obschon er die Puhlication<br />

<strong>von</strong> Horawitz anführt -<br />

Document<br />

II I I I l 1110011 IlllHhI<br />

nAnnnnrrfl4 A rr


— vi —<br />

noch der in ihnen zu Tage Iretenden Gesinnung uni Absicht volle<br />

Gerechtigkeit widerfahren zu lassen schien. Dass die Volksstinimc in<br />

Siekingen den Vollzieher der Gerechtigkeit sah, ist ja bekannt genug;<br />

dass aber <strong>ein</strong> Jurist <strong>von</strong> der Bildung <strong>und</strong> Stellung eitles Gantiuncula<br />

den Gr<strong>und</strong> zu jener <strong>Fehde</strong> in der Indigiiation Siekingens über Wortbruch<br />

<strong>und</strong> Justizverweigerung erblickte, «Dinge, die gerade Männer <strong>von</strong><br />

hohem Sinn unerlräglicll finden »‚ das musste doch zu <strong>ein</strong>er sorgfähigeren<br />

Prüfung auffordern. Freilich dient dem 1-JisIoiker doppelt<br />

zur Entschuldigung, was selbst dem hier <strong>ein</strong>setzenden Juristen zu<br />

Gute kommen muss, dass es nämlich noch au <strong>ein</strong>er Reihe der nütitigsten<br />

Vorarbeiten fehlt haben wir (loch, 11111 1101 das wichtigste<br />

hervorzuheben, nicht <strong>ein</strong>mal <strong>ein</strong>e befriedigende Darstellung der Geschichte<br />

des Reichskamincrgcrichts, am wenigsten für die Zeit vor<br />

1530, wö das Gericht end ich in der Reicltsstad t Speier s<strong>ein</strong>en ständigen<br />

Sitz fluid.<br />

Die Handschrift, welche unser Gut achten enthält,eliört zu dcii<br />

Schätzen der Wiener Hofhibliohliek <strong>und</strong> trägt die Nummer 8987.<br />

Das <strong>Gutachten</strong> selbst steht fol. 6 —48 a 1 Die fre<strong>und</strong>liche Ihinittlung<br />

der Kollegen <strong>Franz</strong> Hofmann <strong>und</strong> Horawitz verschaffte mir<br />

<strong>ein</strong>e sorgfältige Abschrift der äusserst fehlerhaften Handschrift. Diese<br />

ist hicht das Original des <strong>Gutachten</strong>s, sondern selbst nur <strong>ein</strong>e Abschrift<br />

nach d<strong>ein</strong> schwer lesbaren Manuseript Gantiuncuhas, angefertigt Von<br />

<strong>ein</strong>em Weihet, der gar ii icht wusste was er schrieb. Zwar hat<br />

<strong>ein</strong>e zweite Hand manches corrigirt, aber gleich[hlls ohne altes Veiständniss,<br />

ja bisweilen sch<strong>ein</strong>t die richtige Lesart erst. durch sie<br />

verdorben zu s<strong>ein</strong>. Unter dieser Ahschrift steht deutlich der Name<br />

des Verfassers : Ganl.inncuha 1uriscon. ‚ <strong>und</strong> zwar hat der Schreiber die<br />

Unterschrift, wie es sch<strong>ein</strong>t, <strong>ein</strong>igermassen der des Originals nachgebhdet.<br />

Die Herstellung des Wer mitgetheihten Textes war nicht leicht.<br />

<strong>ein</strong>e Menge VO]) Worten mussten nach d<strong>ein</strong> Zusamnienhange erralhei,<br />

weiden. Bei <strong>ein</strong>er Reihe besonders fraglicher Stellen hat Professor<br />

HofialIlIn sich in stets gleicher Liebenswürdigkeit der Mühe unterzogen,<br />

persönlich <strong>ein</strong>e sorgfältige Naclive gleichung anzustet ieii, um<br />

mir so mehrere erwünschte Aufschlüsse zu geben. Insbesondere verdanke<br />

ich ihm auch die obige nähere Charakterislik der Handschrift.<br />

liti Allgem<strong>ein</strong>en aber konnte diese Vergleichung nur die Genauigkeit<br />

der mir zu Gebote stehenden Copic bestätigen.<br />

Das Gutaöliten prüft Rechtsansprüche der Kinder <strong>Sickingens</strong>, <strong>und</strong><br />

zwar <strong>von</strong>zweierlei Art: <strong>ein</strong>mal Forderungen <strong>gegen</strong> den Kaiser aus<br />

‚ VgL das <strong>Gutachten</strong> p. 23.<br />

Den ganzen Inhalt der Handschrift s. Tabulac codicum scriptoruni<br />

hibi. PalaL Yindob. V, 317 sq. <strong>und</strong> dazu Ilorawitz a. a. 0. S. 7 f.


- -VII -<br />

Darlehen <strong>und</strong> ahideril Schuldveiliältnissen, <strong>und</strong> dann Eigenl humsansprüche<br />

auf mehrere väterliche Burgen, welche gewisse Fürsten in<br />

Besitz genommen hatten. Diese Ansprüche waren bedingt durch die<br />

Entscheidung der Vorfrage, ob die.11eiclisaelit, in die Sickingen gefallen<br />

war, recbtsgültig gewesen, <strong>und</strong> in'wie fern dieselbe die natürlichen<br />

II echte der Kindar Kinder beseitige. Gani i uncula war nur zur , gui achtl ichei i<br />

Aeusserung über diese Rechtsfragen veranlasst die dem Streit zu<br />

Gr<strong>und</strong>e liegenden Tlt;itsaehen waren im Allgem<strong>ein</strong>en notoriscḥ DCI<br />

Verfasser, der das selbst hervorhebt 7, skizzi rt sie denn auch nur<br />

ganz suni mariseli . Für unser Verständniss des <strong>Gutachten</strong>s abet ist<br />

<strong>ein</strong>e genauere Darlegung der Verhältnisse unerlässlich. Schon der<br />

Verfasser selbst gellt später, hei der recit tlicheu Beurtheilung der<br />

Sickingen vorgeworfenen Handlungen, auf die Verhältnisse näher <strong>ein</strong>.<br />

Ja die allerer'ste Frage, die er autwiril, ist die, 01) Sickingen durch<br />

Ansagen der <strong>Fehde</strong> überhaupt <strong>ein</strong> Verbrechen begangen, ob ei' nicht<br />

vielleiciLt gesetzliche <strong>und</strong> ehrenhafte Gründe für die Kriegserklärung<br />

gehabt habe als erkennbaren Gr<strong>und</strong> sch<strong>ein</strong>e sich all<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>e Justiz-<br />

Verweigerung <strong>von</strong> Seiten des Kurfürsten <strong>von</strong> <strong>Trier</strong> zu ergehen i. Eine<br />

andere Frage sei, 01) Sickingen die Absicht gehabt habe, den Kurfürsten<br />

zu tödien,' wofür nach dem <strong>Gutachten</strong> gar k<strong>ein</strong> Beweis vor-<br />

110 II, Besonders lebhaft liebt der Verfasser die bezüglich des <strong>Fehde</strong>wesens<br />

in ganz Deutschland bestehende Praxis hervor'.'.<br />

Wir vollends, die nicht Zeitgenossen <strong>Sickingens</strong> sind, müssen<br />

die der <strong>Fehde</strong> zu Gr<strong>und</strong>e liegenden <strong>und</strong> in dem <strong>Gutachten</strong> im Allgem<strong>ein</strong>en<br />

als bekannt vorausgesetzten Thatsachen erst sorgfältig feststellen,<br />

uni sie mit dem r{eehtsgelelirten würdigen <strong>und</strong> dessen Schlüsse<br />

controliren zu können.<br />

Das gewalttliätige Treiben der Ritterschaft noch im Anfang des<br />

16. Jahrh<strong>und</strong>erts ist oft genug geschildert worden, aller weit seltener<br />

wird der zu Gr<strong>und</strong>e liegende he rech igte 'I'Iiel) 1 lervo gehoben. Und doch<br />

befand sich der Adel in nahezu ebenso unleidlicher Lage wie die Bauern<br />

Am wenigsten Sympathie genoss die neue Art der Rechtspflege, insbesondere<br />

(las Kanintergericht, obgleich (las Cotlegiurn der Assessoren<br />

O p. 213 mihi de iure i]iterr ogato. Die Ausführung p. 6-26.<br />

7 p. 5 oben. ßo facinore mox invulgäto ilaqus notorio, ul inficiari<br />

i,eiiio potest. -<br />

Die specieS facti 1).3-5<br />

9 p. 6.<br />

10 23, vgl. '. 7, 8 sq., 16,<br />

ii r. 21, 22. -<br />

12 p . 25 S(j.


- vrrt -<br />

zur Hälfte «auf (las Geringst aus der Ritterschaft geboren» s<strong>ein</strong><br />

sollte. Die Verbindung des gelehrt er) <strong>und</strong> des ritterliclren Eleme]rts führte,<br />

da man sich nicht verstand, nur zu <strong>gegen</strong>seitigen Ansclruldigringen.<br />

Noch in den vierzi ger Jahren hatten die adeligen, Beisitzer, auch die<br />

Kammerriehter selbst, viel <strong>von</strong> dn Doctoren zu leiden, zumal wenn<br />

sie unk<strong>und</strong>ig wa ren- Unter diesen Umständen<br />

suchten die adeligen Beisitzer sich an den Sitzungen möglichst vorheizumacheu.<br />

Die gelehrten Beisitzer aber wurden, wenn auch als<br />

geschickt., so doch nicht, selten, wie es in <strong>ein</strong>em Visitationshci'iclrle<br />

schonend heisst., «sonst, in ihrem 'Wesen etwas mangelhaft bef<strong>und</strong>en».<br />

Noch schlimmer stand es mit d<strong>ein</strong>Hülfspersonal Bei der «Stumpfheit<br />

der Richter», so sagt Melanchilion, «dringen in die Gerichtsstätten<br />

die fadesbm Rahu listen als Sachwalter <strong>ein</strong>, die aus <strong>ein</strong>em Prozess den<br />

andern herleiten, ihre Klienten schinden,. . <strong>und</strong> die unwissenden Richter<br />

zum Spott machen ». Am schlimmsten stand es vielleicht mit den<br />

Notaren. Die Notariatsordnung Maximilians vom lairr '1512 sagt ganz<br />

ehrlich, dass « der offl'nen Notarien oder deren, die sich iii solch<br />

Amt zu üben schlauen, im heil. Reich viet erf<strong>und</strong>en werden, die<br />

(wie wir aus k<strong>und</strong>hicher' Erfahrung <strong>und</strong> merklicher Klag vernehmen)<br />

Stands, Wesens <strong>und</strong> Kunst hal ber gebrechlich, ihrer etliche in viel<br />

Weg unnütz,.., etliche Falschheif in ihren Notariat-Aemtern begangen,<br />

oder mit andern Misst.hater) hetleckt. Ode]' öffentlich berücirtiget, ihrer<br />

etliche säumig <strong>und</strong> ihrer etliche u]]geül)et <strong>und</strong> unverständig s<strong>ein</strong>, aus<br />

welcher ihrer Unwissenheit, Säumniss <strong>und</strong> Geihrtichkeit unzählbar'<br />

viel Leni ohnzweii'entlich verfül]rt, versüumt <strong>und</strong> beschwert werden,))<br />

- Zu diesen Mängeln kam die Unse]bshndigkeit des Gericinis hinzu.<br />

Ganz abgesehen da<strong>von</strong>, dass der Kaiser sich s<strong>ein</strong>es direcien Einflusses<br />

auf das Gericht nicht begab, es vielmehr wenn es ihm behiet,te, an<br />

s<strong>ein</strong>en Hof berief, - auch der Ei irtluss, der voll Fürsten auf<br />

das Geikirt ausgeübt ward, hob s<strong>ein</strong>e Unabhängigkeit auf. Nicht<br />

mit Unrcht behauptete die Iteichsritlerschaft, dass, wenn <strong>ein</strong> Fürst<br />

sehe, er werde unterliegen, er' den Prozess zu verinindern wisse.<br />

Am traurigsten war' es mit der Execution der Ui'tlieile bestellt.<br />

Ging das Reichsgericht überhaupt, <strong>ein</strong>mal <strong>gegen</strong> <strong>ein</strong>en Fürsten vor,<br />

so war an <strong>ein</strong>e Ausführun g des glücklich er'strittenen Ur'theils nichtS<br />

zu denken. Nur dem Edel]liann war in der Landfriedensordnung das<br />

Schwert genommen, k<strong>ein</strong>eswegs dem Fürsten. So' galt die Justiz nur<br />

als <strong>ein</strong> Palladium für' die Schwachen, als <strong>ein</strong> Palladium, das <strong>ein</strong>estheils<br />

fast verächtlich, anderseits dazu noch unwirksam erschien. Alte Beschwerung<br />

hil Reich ward auf die Gebrechlichkeit des Rechts- <strong>und</strong><br />

Landfriedens zurückgeführt. Die papierneri Ordnungen des Reichs<br />

konnten für <strong>ein</strong>en selbstl]ewussten Ritter, der s<strong>ein</strong>e Kraft <strong>und</strong> die<br />

der Reichsorgane kannte, k<strong>ein</strong>e massgehe]lde s<strong>ein</strong>.


- ix -<br />

«In Schwaben conso]idirl.en sich die Veihindungen der Reichsritlerschaft<br />

unter dem Schirme des B<strong>und</strong>es; auch in Franken hatte<br />

man ähnliche Bestrebungen; zuweilen versammelten sich die sechs<br />

Orte der schwäbischen Ritterschaft, z. B. 1511 <strong>und</strong> 1515; hauptsächlich<br />

un ihre Streitsachen den fürstlichen Horgerichten zu en.röcken.<br />

Am Rh<strong>ein</strong> blieb Alles tumultuarisch 13.» Auf der Reichsversammlung<br />

zu Mainz im Jahr 1517, auf •der besonders lebhaft geklagt ward ühei<br />

die Unzulänglichkeit der Einrichtungen, welche Frieden <strong>und</strong> Rechi,<br />

verbürgen sollten, ward auch <strong>ein</strong>e Reform des Ritterstandes ins Auge<br />

gefasst ; ja der Kaiser wollte den Rittern <strong>ein</strong> neues Recht setzen,<br />

dieweil sie sich des langen Verzugs im Recht. <strong>gegen</strong> Kurfürsten<br />

<strong>und</strong> andere Fürsten beklagten. Aber das neue Ritterrecht, das<br />

ihnen vorgelegt ward, betraf nur die Jleclilsliändel unter ihnen<br />

selbst, während doch, wie sie unter sich selbst «mit endlichen<br />

Austiägen <strong>und</strong> Rechten genugsam versehen» waren, es hierfür <strong>ein</strong>er<br />

besondern Rechtsordnung nicht bedurfte. Nur <strong>gegen</strong> Uehergriffc<br />

Mächtigerer verlangte die Ritterschaft Hfulfe <strong>von</strong> der lleichsgesetzgebung<br />

12 aher umsonst. Die Fürsten hatten sich in der Kammergerichtsoiihiuug<br />

<strong>von</strong> 1495 das Prinzip gesichert, dass sie zuerst vo r<br />

i 1 ren eigen e Rät Ii e n verklagt werden mussten; die an sich<br />

dann mögliche Appellalion an das Kammergericht war illusorisch,<br />

weil <strong>von</strong> den im Fürslenlhuni ansässigen Notaren <strong>und</strong> Sachwaltern<br />

k<strong>ein</strong>er <strong>gegen</strong> den Fürsten aufzutreten wagte. Maximilian selbst gestand<br />

otien, der Arme <strong>von</strong> Adel vermöge entweder gar k<strong>ein</strong> Recht zu erlangen,<br />

oder es sei «scharf <strong>und</strong> spitzig», dass es i hrn nichts fructite I<br />

Mit d<strong>ein</strong> Tode Mainiilians War alle Hoffnung auf <strong>ein</strong>e gemeldete<br />

Behandlung der Ritter geschw<strong>und</strong>en. Die dem neuen König Kai-] auferlegte<br />

'Wahlverschreihung sicherte die Privilegien 'der Kurfürsten <strong>und</strong><br />

daneben auch die anderer fürstlicher Reichsstände. Auf dem ersten<br />

Reichstag des jungen Kaisers begegnen wir nochmals dem Versuch, die<br />

aus<strong>ein</strong>andergehenden Anschauungen über die Rechtspflege zwischen<br />

fürstlichen <strong>und</strong> nichtfürsllichen Personen zu ver<strong>ein</strong>igen. Grafen <strong>und</strong><br />

etliche vorn Adel reichten <strong>ein</strong>e Supplication <strong>ein</strong>, die Bestimmung <strong>von</strong><br />

1495 durch <strong>ein</strong>e weniger beschwerliche zu ersetzen. Man gedachte an die<br />

Stelle des Verfahrens vor den fürstlichen Riithen <strong>ein</strong> Austragsver!ahren<br />

zu setzen, zu welchem die Beisitzer <strong>von</strong> den Parteien gestellt werden<br />

sollten. Ein Ausschuss sollte diese Frage berathen; aber die Sache<br />

13 flanke, Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation 10, 136.<br />

14 lilinann, <strong>Franz</strong> <strong>von</strong> Sickingen. Leipzig 1872, S. 236 ff. S<strong>ein</strong>e Auffassiiikg,<br />

als eh der Bitter - <strong>ein</strong>e Sache vertbeidigt hätte, welche das Licht<br />

scheute (5. 2391, ist mir uuversl iiiidlicli. Die Behauptung <strong>ein</strong>er gewissen<br />

corporativen Autonomie war doch wohl berechtigt.<br />

15 flanke 1, t34.


- x<br />

k;riu nicht aus der Siehe, im Gegenitreil verständigte man SiGI) iJtiIiiCi,<br />

weniger Ir'. -<br />

K<strong>ein</strong> Zweifel, (lass hier das <strong>ein</strong>dringende rühi. Recht die Gegensätze<br />

vollends unversöhnhar machte. Die Entstehung des Begriffs<br />

des « gem<strong>ein</strong>en Rechts » schuf <strong>ein</strong> neues, alle Glieder des Reichs<br />

zusammenfassendes rechtliches Band. Den Privilegien ward damit<br />

der Krieg erklärt aber nur die Privilegien der minder Starken wurden<br />

bewältigt, nicht die der Fürsten. in allen zweifelhaften <strong>und</strong> als<br />

zweifelhaft angesehenen Fidlen trat das gem<strong>ein</strong>e Recht UI die Stelle<br />

des Standesrechts. Audi d<strong>ein</strong> Adel ward das gem<strong>ein</strong>e Recht aufgenöthigt.<br />

Es war nicht nur die Lust. des Nivellirens, welche die<br />

Itomanisten hier vorgeherX hiess,: auch Missgunst <strong>gegen</strong> dcii bevorrechteten<br />

Stand kam hinzu. Machte dieser für s<strong>ein</strong> altes ]'echt das<br />

'Herkommen geltend, so spottete der Romanist über (las so «prescrihiert<br />

Recht.» Den Rittern erschien der Weg des Austrags als<br />

der <strong>ein</strong>zig ricltl ige.<br />

Diesem austräglichen Recht, das er aus eigener Praxis wohl<br />

kannte, war auch Sich i ngen aufs entschiedenste zugetitan \Vo dies<br />

Mittel, <strong>ein</strong>en Streit zu schlichten, versagte, da fehlte esuieist an <strong>ein</strong>er<br />

Hülfe, (Ja giitT er zu den Waffen, mehr für Andere als für sich selbst.<br />

Siekingen hat nicht nur in der Geschichte der Reformation,<br />

sondern auch in der der deutschen Rechtspflege <strong>ein</strong>e Stelle zu beanspruchen,<br />

allerdings in anderer Weise, wie s<strong>ein</strong> Standes- <strong>und</strong> Zeitgenosse<br />

Schwarzenherg. Beide, der rh<strong>ein</strong>ische <strong>und</strong> der fränkische<br />

Ritter, waren mit den Besten ihrer Zeitgenossen <strong>ein</strong>ig in der lieber-<br />

Zeugung voll Nolhwendigkeit <strong>ein</strong>er Justizrüforjn ; beide waren<br />

auch tliätig bei der Anhahnuug dieser Reform, unser Sickingen<br />

durch s<strong>ein</strong>e praktische Kritik der Urtheilssprüche der deutschen<br />

Gerichte, welche s<strong>ein</strong>em Schutz empfohlene Personen <strong>gegen</strong> die<br />

«Gerechtigkeit» verletzten.<br />

Auch <strong>Sickingens</strong> Biograph fhsst ‚ wie das nicht anders s<strong>ein</strong><br />

kann, die Tendenz der voll Ritter unternommenen :trel iden in's<br />

Auge; Er flndet, sie in (,[<strong>ein</strong> die Mittel zu gewinnen, um<br />

<strong>ein</strong>e s<strong>ein</strong>em Ehrgeiz zusagende Rolle spielen zu können, nicht,<br />

wenigstens in erster Linie mlii, in der gerechten Theilnahnie für<br />

die Vergewaltigten ja, er statuirt iii dieser Hinsicht <strong>ein</strong>en geraden<br />

Gegensatz zu Ulrich voll Bullen wenn es nach Hatten gegangen<br />

whre hätte s<strong>ein</strong> mächtiger Fre<strong>und</strong> wohl noch öfter, gleichsam iii!<br />

Dienst <strong>ein</strong>er höliern Gerechtigkeit, mit dem Schwert dr<strong>ein</strong>schlagen<br />

müssen. Aber diese Aumissung entspiichi. nicht ganz den Zeugnissen<br />

der Geschichte <strong>und</strong> wird <strong>Sickingens</strong> Charakter nicht gerecht.<br />

‚° Ulmaiin S. 240 t


xi -<br />

Wenn 1-lullen mit tierRechts vi .s sen s c haft s<strong>ein</strong>er Zeit auf<br />

subleclilem Fusse shrid, da<strong>gegen</strong> Sickingeif sich hier, soviel wir wissen,<br />

jedes ijrtheils enthielt., so war (las nur sachgemäss, da er ins<br />

Gegensatz zu ,*<strong>ein</strong>em Fre<strong>und</strong>e k<strong>ein</strong> Gelehrter war. Um so entschiedener<br />

stand er dafür im Kampf <strong>gegen</strong> die damalige Reclsis p fI eg e<br />

<strong>und</strong> die dem Volksgeist entfremdeten Richter; nicht als ob er etwa <strong>gegen</strong><br />

die Wohithaten <strong>ein</strong>er geordneten llechtspilege ungerecht gewesen<br />

wäre ‚ wie TJlinann seltsamer Weise <strong>von</strong> Hullen sagt ‚ sondern<br />

weil die sog. geordnete Rechtspflege selbst die organisirte Unordnung<br />

<strong>und</strong> Willkflr wai Anderseits aber 'vor Sickingen -nicht der phanlastrsehe<br />

Don Quixote, der bIos ans Begeisterung für s<strong>ein</strong> ideal der<br />

Gerechtigkeit dr<strong>ein</strong> geschlagen hätte ; vielmehr trat es' immer nur<br />

für Männer auf, die sonst k<strong>ein</strong> Recht zu finden vermochten <strong>und</strong><br />

durch ihn zu Recht zu kommen hofften.<br />

Was Sich i ngen xii <strong>Fehde</strong>n veranlasste, war in der '[hat in erster<br />

Linie « gerechte Theilnaisine für die Vergewaltigten>. TJlmann selbst<br />

(ionstZitirt gelegentlich, (lass es Ic ei ne ver<strong>ein</strong>zelte Thatsache in dem<br />

Leben <strong>Sickingens</strong> war, wenn er unschuldig Verfolgten s<strong>ein</strong>e uneigennätzige<br />

Tlteilnahine zuwandte (5. 121). Doch auch dieser Gesichtspunkt<br />

der blossen Theilnalime ist nicht der richtige vielmehr haben wiees<br />

hier mit der Uehüng <strong>ein</strong>er wirklichen Pflicht zu thun, die der<br />

Ritter sich auferlegt sah <strong>und</strong> der sich zu entziehen er für ehrlos<br />

erachtete. Die älteste <strong>Fehde</strong>, <strong>von</strong> der wir erfahren, ist im Interesse<br />

<strong>ein</strong>es s<strong>ein</strong>er Diener unternommen, der <strong>ein</strong>e Forderung <strong>von</strong> 33 Gulden<br />

<strong>gegen</strong> den Grafen R<strong>ein</strong>hard <strong>von</strong> Zweibrücken hatte, aber nicht zu<br />

s<strong>ein</strong>em Rechte kam 17 Die Metzer <strong>Fehde</strong> erfolgte zur Züchtigung der<br />

Stadt, weil sie <strong>ein</strong>en Meuchelmord an s<strong>ein</strong>em Velter Philipp<br />

Schluchterer angestiftet hajt8. Die <strong>Fehde</strong> <strong>gegen</strong> die Doini<br />

nikaner, welche zu Reuehlins Niichtheil, erlangleni Recht zum Trotz,<br />

den Prozess in die Länge zogen, erfolgte, weil Reuclilin s<strong>ein</strong>en Eltern<br />

oftmals gefällige Dienste - ei-zeigt <strong>und</strong> ihn selbst in s<strong>ein</strong>er Jugend zu<br />

sittlicher Tugend unterwiesen lsatt.e 19. - Die <strong>Fehde</strong> <strong>gegen</strong> die Stadt.<br />

Frankfurt unternahm er mit Rücksicht auf s<strong>ein</strong>en daselbst wohnenden<br />

Tochleijuann, vor dessen Haus man <strong>ein</strong>en Saustall errichtet hatte 2O<br />

in der <strong>Fehde</strong> <strong>gegen</strong> \Vorms endlich war es <strong>Sickingens</strong> direkte<br />

Ulinann S. '20. -<br />

18 Ulinaitn S. 94 f.<br />

19 Ulinann S. 9 <strong>und</strong> 160.<br />

20 IJI,naiiis 8. 125. Worin die .Komik> liegt., dass ciii Artikel des<br />

Friedensvertrags die sofortige Niederreissung . des Stalles vorschrieb, ist<br />

mir nicht fasslich. Wie U Ima.nn sonst selbst hervorhebt, ist hier nicht der<br />

Masstab der Poesie, sondern der der praktischen Interessen zu Gr<strong>und</strong>e zu<br />

legen. Vgl. für diesen Fall den Code civil Art. 674.


- XII -<br />

Vasallenpllie.h t, welche ihn für den Bischof <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e Beamten <strong>ein</strong>treten<br />

liess, wie wir des Nähern darlegen werden.<br />

Schon diese Beispiele genügen, umaiicji hei der Beurtheiliung der<br />

<strong>Fehde</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Trier</strong> vorsichti ger zu machen. Riet handelte es sich um die<br />

Züchligung <strong>ein</strong>es Fürsten, der zu nächst hei der Kaiserwahl <strong>ein</strong>e vom<br />

deutschen Standpunkte aus höchst verächtliche Rolle gespielt hatte, der<br />

ferner Luther verfolgte, den endlich Sickingen deriustizverweigerung beschuldigte.<br />

Wegen selbst erliiluencr Kränkungen hat Sickingön am \'e<br />

nigsten <strong>Fehde</strong> geführt; <strong>ein</strong> Fall wie bei s<strong>ein</strong>em Vater. der die Stadt Köln<br />

in Brand zu stecken beabsichtigte, weil ihm der Dolch, den er statutenwidrig<br />

mi Gürtel getragen, confisöirt worden, ist bei <strong>Franz</strong> unerhört<br />

K<strong>ein</strong> W<strong>und</strong>ei, dass hei d<strong>ein</strong> ]‚ald begründetem Ruf <strong>und</strong> den<br />

glücklichen Erfolgen des tapfern .Ritters sich auch Fremde um s<strong>ein</strong>en<br />

Beistand bewarben. Als z B. der Ei! urter Elans <strong>von</strong> Gotha angeblich<br />

ohne geiichtliches Verfahren aus der Stadt <strong>und</strong> <strong>ein</strong>em Umkreis <strong>von</strong><br />

drei Meilen verbannt worden war <strong>und</strong> auf s<strong>ein</strong>e Klage auch hei den<br />

sächsischen Herzögen k<strong>ein</strong>e Hilfe fand, da wandte er sich demüthig<br />

an SickJngen, der denn auch für ihn <strong>ein</strong>trat. Ein Anderer, der mit<br />

den Städten Danzig <strong>und</strong> Elhing in Prozess stand, richtete gleichfalls<br />

all <strong>ein</strong> dringendes Hilfsgesuch. Selbst <strong>ein</strong> Graf <strong>von</strong> ),ei-<br />

Hingen, der sich für vergewaltigt hielt., wandte sich an unsern Ritter.<br />

Dass Sicicingen, je mehr s<strong>ein</strong> Fürwoit an Bedeutung gewann,<br />

Um So weniger äng<br />

s tlich hei den ihn umdrängenden Klienten die<br />

Güte ihrer Forderungen geprüft habe, wie (1 mann sagt, finde ich<br />

nicht. In manchen Fallen, wo Sickingen ifir Andere auftrat, liess<br />

er sich wohl die Ansprüche (leiselhen cedieren; Gewiss war diese<br />

Abtretung der I{echlobjeeie in der flegel nur <strong>ein</strong>e sch<strong>ein</strong>bare; aber<br />

daraus folgt nichts <strong>gegen</strong> die ritterliche Art der Schulzgewälnung die<br />

Cessionwardie rechtlich erforderliche oder doch die zweck-<br />

In k s s i gsi.e Art, um <strong>ein</strong>e Vertretnngshefugniss xii e:ilangen. Dieselhe<br />

Bedeutung hat ohne Zweifel, wenn Sickingen den zit<br />

Sehü tzen den in s<strong>ein</strong>e Dienste nahm <strong>und</strong> dann für den Diener auftrat..<br />

So hielt er es Z. 13. in • der \ ormser <strong>Fehde</strong>.<br />

Wald nun s<strong>ein</strong>em Anspruehe nicht genügt, so ward der Rnl.li<br />

der Stadt, welcher der Schuldner angehörte, zur Erzwingung der<br />

schuldigen Leistung angehalten. So geschah es z.13., als <strong>ein</strong> Deposilar<br />

<strong>Sickingens</strong> aus Kreuznach <strong>ein</strong>ige hinterlegte Sachen heimlich all<br />

Frankfurter luden versetzt, hatte. Hier verlangte Sickingen vom Rath,<br />

(lass derselbe die Herausgabe der Güter an ihn vermitt.leZi. Eben so<br />

verfuhr er in der <strong>Trier</strong>er <strong>Fehde</strong> <strong>und</strong> sonst. Wenn auch die Stadt<br />

21<br />

Von -erbeuteten, Kaufmannsgütern darf man eigentlich nicht reden<br />

es handelt sieh vielmehr um <strong>ein</strong>e Art Pfändung ans <strong>ein</strong>er verm<strong>ein</strong>tlichen<br />

solidarischen Haft.


)iii -<br />

k<strong>ein</strong>e Hilfe schaffte, so wandte Sickingen sich an die Landesfürsten,<br />

so z. B. in der Sache des Erfurtr Bürgers; eben so in dci' Ti'ierer<br />

<strong>Fehde</strong>, die sieh schliesslich <strong>gegen</strong> den Kurfürsten wandte.<br />

Die <strong>Fehde</strong> war für Sickingen nur das äusserste Mittel, falls<br />

gütliche Vorsiellungen <strong>und</strong> Vergleic]isanerhietungen versagten. Auch<br />

das bestätigen <strong>ein</strong>e Reihe <strong>von</strong> Fällen. Einer mag hier genügen.<br />

Als der Erfurter Bürger in Siekingens Klientel aufgenommen war,<br />

ersuchte der Ritter den Fürsten, jenem zu Verhör <strong>und</strong> zu Billigkeit<br />

zu verhelfen, <strong>und</strong> die Verhandlung kam in der That in Gang. Noch<br />

mehrmals freilich sah S)ckingen sich veranlassl, s<strong>ein</strong> Fürwort <strong>ein</strong>zulegen.<br />

Der Schulz, den er Schwächern der Justiz <strong>gegen</strong>über zu Theil<br />

werden liess, war nicht all<strong>ein</strong> der der aggressiven <strong>Fehde</strong>, sondern auch<br />

der der blossen Defensive. So nahm er nach den Unruhen in Worms<br />

<strong>ein</strong>e Reihe <strong>von</strong> Flü(,htigen, die zu dem Bischof, s<strong>ein</strong>em Lehnsherrn,<br />

in naher Beziehung standen, auf s<strong>ein</strong>er festen Fbernburg auf; so<br />

bot er Luther im Laufe des •Winters 1520 wiederholt <strong>ein</strong>e Zuflucht<br />

auf derselben Burg an, <strong>und</strong> erklärte dem kaiserlichen Beichtvalr,<br />

wo Luther gute Sachen spräche, wolle er ihn vertheidigen <strong>gegen</strong><br />

alle Welt, <strong>und</strong> Rock, Kinder <strong>und</strong> Leben daran setzen; so nahm er<br />

den Caspar Aquila, den s<strong>ein</strong> Eifer für Luther in's Gefängniss<br />

gebracht hatte, nach s<strong>ein</strong>er Flucht aus der bischöflichen Haft mit.<br />

Weil) <strong>und</strong> Kind hei sich auf.<br />

S<strong>ein</strong>e ganze Vergangenheit wies Sickingen auf ruhige <strong>und</strong> sachgemässe<br />

Behandlung der RechIslindel. War er doch selbst Amtmann<br />

; für s<strong>ein</strong>e streitschlichtende amtliche Thähigkeit in Kreuznach<br />

halten wir noch die ]3e!ege in mehreren, durch ihn mit <strong>ein</strong>em Kollegen,<br />

Mejnl.iart <strong>von</strong> Koppenstei 3 ‚ vorgenommenen Tlmeid ringen aus den<br />

Jahren '1505 - l 510 22, die in grellem Conirast stehen zu der strafrechtlichen<br />

Tliätigkei t, die Bullen <strong>ein</strong>ige Jahre später im Dienste<br />

des Erzbischofs <strong>von</strong> Mainz in Erfurt <strong>und</strong> Halle übte 23<br />

Auch ausseramtlich ersch<strong>ein</strong>t Sickingen als Theidungsma]tu so<br />

gab z. B. Johann Herr <strong>von</strong> fleifferscheid an Wilhelm Graf <strong>von</strong> Renneberg<br />

<strong>und</strong> unserm Sic k i ngen die Voll macht, den Zwist zwischen ih in<br />

<strong>und</strong> dem Erzbischof <strong>von</strong> <strong>Trier</strong> gütlich beizulegen 24, Noch in <strong>ein</strong>er 1521<br />

Dienstag nach dem heil-drei-König Tag <strong>von</strong> Melchior <strong>von</strong> Rüdesheim<br />

ausgestellten Urk<strong>und</strong>e ist <strong>von</strong> der erfolgreichen gütlichen Unterhandlung<br />

des ehrenfesten, sondern, liehen Hnuptrnannes <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>es<br />

<strong>Franz</strong> <strong>von</strong> Sickingen die Rede 25<br />

22 Mönch. <strong>Franz</strong> <strong>von</strong> Sickingen, II, S. 10 ff,<br />

23 Strauss, Ulrich voll Ihitten S. 73 f.<br />

23 Mönch a. a, 0. 111. S. 4.<br />

23 Mönch Iii, 17.


XIV -<br />

• Auch wo er selbst Partei war, sehen wir Sickingen Theidunei<br />

vornehmen, So haben wir z. 13. noch <strong>ein</strong>en Vertrag zwischen<br />

Herrn Hans HofTwarL <strong>von</strong> Kirchh<strong>ein</strong>i, Bitter, <strong>und</strong> <strong>Franz</strong>iskus <strong>von</strong><br />

Sickingen, des Schlosses Hohenhurg halber, durch Herrn Steffan<br />

<strong>von</strong> Venningen, Ritter, <strong>und</strong> andere hetheidi ngt d. d. Jacohi 1522.<br />

Fassen wir das Resultat zusammen, so finden wir, dass Sickingen<br />

die <strong>Fehde</strong> nicht Bedfirfniss ist; dass, wo er sich zur <strong>Fehde</strong> entschliesst,<br />

sie in erkennbarer Weise nicht wegen <strong>ein</strong>es «Triebes nach<br />

Machlerweiterung», sondern vielmehr in dem Gefühl unternommen<br />

wird, dass <strong>ein</strong>e Itil.terpfliclrt zu erfüllen sei. In erkennbarer Weise<br />

sind es zunächst nicht eigennützige Interessen, welche er verficht,<br />

vielmehr ist es <strong>ein</strong> Dienst., den er Genossen, den er dem Schutzliern,<br />

den er Dienern <strong>und</strong> Klienten erweist. Dass er diesen Dienst nicht<br />

mit materieller Einbusse verrichtete, sondern sich, den Anwalt der<br />

Partei, schliesslich gleii:hfalls schadlos hielt, ist richtig, aber durchaus<br />

menschlich <strong>und</strong> natürlich.<br />

Prüfen wir diese Charakteristik an der ersten grösseren <strong>Fehde</strong>,<br />

die auch für die Beurtireilung der <strong>Trier</strong>er <strong>von</strong> Interesse ist.


1. Die Worniser <strong>Fehde</strong>.<br />

In Worms, der it Mutter. der Reichslage» <strong>und</strong> dem wenigstens<br />

zeitweiligen Sitz des Kammergerichts, traten all die Gegensätze,<br />

welche das Reich zerklüfteten, in engem Baum um so heftiger auf.<br />

Nachdem die Stadt seit dem 14. Jahrh<strong>und</strong>ert ihre Selbständigkeit<br />

nicht hatte behaupten können, war sie fast ganz d<strong>ein</strong> preisgegeben,<br />

der selbst nicht viel mclii war als <strong>ein</strong> Vasall des Pfalzgrafen.<br />

Seit 1483 hatte die Stadt sich denn 'auch in den Schutz des<br />

Pftilzgrafen begehen. Zwar erklärte Friedrich 111. sie im Jahre i/iSS<br />

für <strong>ein</strong>e Reichsstadt <strong>und</strong> cassirte alle Verträge, welche sie dem<br />

Reich zuwider mit, dem Bischof abgeschlossen hatte. Wirklich nahm die<br />

Stadt die Besetzung der Aemter mehrmals all<strong>ein</strong> vor, so dass der<br />

Klerus mit, Protest auszog. Aber schon 1501 kam der Bischof mit<br />

dem Pfalzgrafen wieder in die Stadt <strong>und</strong> vollzog die Besetzung nach'<br />

all<strong>ein</strong> Im folgenden Jahr brach der Streit <strong>von</strong><br />

Neuem aus.<br />

Als dann nach dem Tode des Bischofs, 1503, Reichard <strong>von</strong><br />

Bippui', der zur Partei des Pfalzgrafen gehörte, gewählt worden, fiel<br />

derselbe in dem pfalzhaiertschen Krieg gleichfalls in die kaiserliche<br />

Acht, <strong>und</strong> die Stadt erhielt alle Hoheitsrechte, welche der Bischof<br />

bisher besessen hatte. Demnach wurde die Verfassung der Stadt<br />

mannigfach geändert <strong>und</strong> (las Stadtgericht mit <strong>ein</strong>em gelehrten<br />

Juristen, Dr. .l3althasar MeTel, besetzt.; dieser ward auf Lebenszeit<br />

als Schultheiss angestellt. Vergehens suchte der Bischof wieder<br />

in den Besitz-der alten Rechte zu gelangen Erst 4509 kam <strong>ein</strong> Compromiss<br />

zu Stande, zufolgedessen man auf die Rnchtimg <strong>von</strong> 1386<br />

zurückging.


— XVL —<br />

Der Bischof selbst war mit dem Abkommen nicht zufrieden, ja<br />

nahm <strong>ein</strong>e schon <strong>von</strong> s<strong>ein</strong>em Vorgänger erhobene Besitzstörungsklage<br />

auf; a her der Kaiser inh hirte das Verfahren. Das dann ad perpemain<br />

rei memorin in heim Kammergericht erwirkte Zeugenverhör ward<br />

durch die Stadt verhindert So wandte der Bischof sieh endlich im<br />

Jahre 1510 an die Reiclisskinde, ihm zu s<strong>ein</strong>en, Rechte zu verhelfen.<br />

«Ich werde »‚ schloss er s<strong>ein</strong>e Darstellung der Vorgänge <strong>von</strong> 1494-<br />

1510, «ich weide in alle Wege unhitlig wider Recht <strong>von</strong> offenharlicher<br />

Gerechtigkeit verdrungen, umgetrieben, zu unleidigen Kosten<br />

<strong>und</strong> Verderben bracht., <strong>und</strong> mag k<strong>ein</strong> gebührlich Gerechtigkeit<br />

erlangen, das doch billig alle fürstliche Herzen erbarmen <strong>und</strong> zu<br />

Mitleiden bewegen sollte. »<br />

Wirklich bewogen die Fürsten den Kaiser zu <strong>ein</strong>em Mandat an<br />

das Kammergericht (29. April 1510),dem Bischof wegen <strong>ein</strong>i gei Punkte<br />

<strong>gegen</strong> die « Widerpartei » unverzüglich Recht ergehen zu lassen.<br />

All<strong>ein</strong> vier Tage darauf (3. Mai) erliess der Kaiser <strong>ein</strong> anderes<br />

Mandat, worin er den kais. ICammerprocurator für die Widerpartei<br />

erklärte <strong>und</strong> jedes Vorgehen <strong>gegen</strong> die Stadt nnters.agte. « Wir<br />

hauen »‚ so heisst es in diesem Mandat, (rin Kraft unser <strong>und</strong> des<br />

Reichs Acht <strong>und</strong> Oheraht, darin derselbe Bischof in dem vergangenen<br />

baierischen Krieg um s<strong>ein</strong> Ungehorsam <strong>und</strong> Verachtung<br />

gefallen ist, dieselben Wag, Zoll <strong>und</strong> ander Gerechtigkeit als contiscirt<br />

(]<strong>ein</strong> ... Bürgernieisl.er <strong>und</strong> Rath der Stadt. Worms<br />

gnädiglich zugestellt, ihnen auch ernstlich geboten, sich derliall, in<br />

k<strong>ein</strong>e Antwort noch Rechtfertigung zu begehen. Demnach empfehlen<br />

wir Euch ernstlich <strong>und</strong> wollen, dass Ihr auf des Bischofs zu Worms<br />

Klag in Rechten wider die genannten Bürgermeister <strong>und</strong> Rath zu<br />

Worms nicht proced.irt, urtheilt noch handelt <strong>und</strong> ibm all<strong>ein</strong> uni die<br />

berührten s<strong>ein</strong> Spruch <strong>und</strong> Forderung <strong>gegen</strong> unsern Fiskal als die<br />

Wideiparlei Recht ergeben lasst, wie sich gebührt.» Es sollte also<br />

nur untersucht werden, 01) der Kaiser das flecht gehabt habe,<br />

während deX Acht d<strong>ein</strong> jene Einkünfte zu nehmen. Auf dem<br />

Reichstag zu Köln (1512) kam die Sache wieder zur Sprache; dem<br />

Kammergericht ward abermals aufgegeben, dem Bischof « förderticl ist<br />

<strong>und</strong> unverzügliclist zu Recht zu. verhelfen <strong>und</strong> sich durch k<strong>ein</strong><br />

Mandat, Befehl oder sonst, ichts irren zu lassen. » Es blieb indess<br />

hei dem blossen Befehl, <strong>und</strong> das Kammergemicht, überzeugt, dass<br />

dem Kaiser nicht mit <strong>ein</strong>er schnellen Justiz gedient sei, hidss de<br />

Sache liegen '.<br />

<strong>Sickingens</strong> Stellung zu diesem Streit zwischen Stadt <strong>und</strong> Bischof<br />

war durch die Geschichte s<strong>ein</strong>es Geschlechts <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e eigene<br />

1<br />

Arnold, Verfassungsgeschichte der dentsohen l'ieistiitte Il, S. 4A5 ff.


- XVIL -<br />

Vergangenheit bestimmt. Die Burg Sicicingerr war kurpfälzisches<br />

Lehen. Wie der Vater unseres <strong>Franz</strong>, Schwicker, pfhlzischer Amtmann<br />

ih Ebernbirrg <strong>und</strong> Kreuznach gewesen, 50 war auch <strong>Franz</strong><br />

A ml.man n in 1< r'euzn ach <strong>und</strong> ]Jeciceln. Bald trat s<strong>ein</strong> 51 tester, nach<br />

dem Grossvater benannter Sohn gleichfalls in pfälzische Dienste.<br />

Auch zu dem bischöflichen Stift in Worms bestanden directe<br />

Beziehungen. War doch <strong>ein</strong> B<strong>ein</strong>hard <strong>von</strong> Sickingen 4445-1482<br />

selbst Bischof <strong>von</strong> Worms gewesen 2• Und als im Jahre 1482--1483<br />

die Stadt Worms mit d<strong>ein</strong> Nachfolger dieses Bischofs, Johann 111.,<br />

dem früheren kurpfälzischen Kanzler, über die Form der Huldigung<br />

im Streile lag', wählte der Bischof neben <strong>ein</strong>em Geistlichen Herrn<br />

Eitel <strong>von</strong> Sickingen als Schiedsrichter, während die Stadt den Altammeister<br />

Peter Schott <strong>von</strong> Strassburg <strong>und</strong> den Altbürgermeister<br />

Arnold Holzhausen <strong>von</strong> Fnwkfurt erkor 3. Unser Bitter aber war<br />

<strong>ein</strong> ].elrnsnann des Bischofs R<strong>ein</strong>hard, der so bitterlich über Vergewaltigung<br />

klagte.<br />

Da der Bischof selbst aus der Stadt ausgeschlossen war, so fungirte<br />

der Offizial als s<strong>ein</strong> Vertreter . Dieser aber hatte mit der Stadt<br />

über die Rechtspflege die heftigsten Kämpfe auszutechlen. Was<br />

besonders streitig war, können wir entnehmen aus der spätem<br />

Pfalzgrafenrachtirng <strong>von</strong> 1519, welche in 67 Artikeln die Raths- <strong>und</strong><br />

Gerichtsverfassung neu bestimmte. Hiernach geli6rten alle geistlichen<br />

Sachen, wie 'Lehnt- <strong>und</strong> Eliestreifigkeiten, vor die geistlichen<br />

Gerichte. Güter der Bürge', auf denen geistlicher Zins ruhte, hatten<br />

ihr Forum vor d<strong>ein</strong> tlichen Gericht. Unter <strong>ein</strong>ander durften die<br />

Geistlichen liegende Güter vor, geistlichem oder vor weLtlichem Gericht<br />

verkaufen <strong>und</strong> auflassen. Der Geistlichen ungeweihtes Gesinde war<br />

in persönlichen Ci vil klagen der geistlichen, in allen dinglichen <strong>und</strong><br />

p<strong>ein</strong>lichen Klagen der weltlichen Gerichtsbarkeit unterworfen. Die<br />

Juden endlich hatten in p<strong>ein</strong>lichen Sachen ihren Gerichtsstand vor<br />

dem Rath, in hü 'gerlichen vor dem Stadlgericht, aus Zinswucher vor<br />

d<strong>ein</strong> Gericht,.<br />

Mit Ausnahme <strong>von</strong> Injurien- <strong>und</strong> Erhzinssachen durfte in bürgerlichen<br />

Streitigkeiten nur appellirt werden, wenn das Streitohject<br />

den Wer'th <strong>von</strong> 50 Gulden erreichte. A ppellationssachen mussten,<br />

wenn der Appellant nichi die Verweisung an das Kammergericht<br />

forderte, vor das bischöfliche Gericht gebracht verden5.<br />

Auch das ICainmergericht griff in die Geschicke der Stadt<br />

wesentlich mit <strong>ein</strong>.<br />

2 Arnold a: a. 0. S. 450.<br />

3 Arnold 5. 460 f.<br />

4 Vgl. Arnold S. 458.<br />

5 Arnold S. 495' if.


- XVIII -<br />

Auf dem Reichstag zu Costnilz 1507 . <strong>ein</strong>igle man sich, das ganz<br />

in der Luft schwebende K.aminergericht nach den Wormser Reschlissen<br />

auf sechs Jahre herzustellen <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e Besetzung fester zu<br />

regeln. Zu J. egenshurg ward dann auf Gr<strong>und</strong>lage der kanonischrömischen<br />

Doctrin <strong>ein</strong>e neue Kammergericht.sordnung aufgerichtet.<br />

Der Reichsabschied zu Costnitz hatte in §. 24 bestimmt, dass das<br />

Kammergericht. das erste Jahr zu Begensbnig gehalten, das folgende<br />

Jahr aber ohne alte Verzögerung <strong>und</strong> Säumniss <strong>gegen</strong> Worms vorrücken<br />

<strong>und</strong> allda die bestimmte Übrige Zeit aushalten solle, « sofern<br />

der Bischof, Pfafllieit <strong>und</strong> die Stadt daselbst mit <strong>ein</strong>ander vertragen<br />

<strong>und</strong> ver<strong>ein</strong>igt werden». Aber die Ver<strong>ein</strong>igung kam noch immer nicht<br />

zu Stande.<br />

Der J1eichsabschied zu Köln, gegeben am 8. October 1512,<br />

bestimmte in 21, dass dür Inung <strong>und</strong> Spän halber, die zwischen<br />

d<strong>ein</strong> Bischof <strong>von</strong> \Voims <strong>und</strong> der Stadt bestehen, « wir jetzt etliche<br />

ICote missa]ien ‚ so unparteiisch s<strong>ein</strong>d ‚ verordnen, hiezwischen <strong>und</strong><br />

des nächsten iinsers Reichstags gütlich zu handeln, oh sie die Parleien<br />

vertragen möchten » Als dann 1513 der Beichslag <strong>und</strong> zugleich<br />

das Kammergericht zu Worms gehalten werden sollte, brach zu Anfang<br />

des Jahres in der Stadt <strong>ein</strong> wilder Aufstand aus, der ohne Zweifel<br />

vorbereitet war <strong>und</strong> voii hischölliclien Rechlsgelehrten geleitet ward.<br />

Dass der Bischof selbst dahinter steckte, kann uni so weniger <strong>ein</strong>em<br />

Zweiltl unterliegen, als ei aus s<strong>ein</strong>em Vorhaben schon in d<strong>ein</strong><br />

Schreiben Voll 1510 k<strong>ein</strong> Hehl gemacht hatte. «Wo abermals», so<br />

heisst es zum Schluss, «diese E. G. gnädig Fürbitt <strong>und</strong> Forderung<br />

hei kais. Majestät nit Statt <strong>und</strong> Vertrag erlangen, so geh ich E. G.<br />

in der Wahrheit zu erkennen, 1ass nur <strong>und</strong> m<strong>ein</strong>em Stift solches<br />

länger zu erleiden nit möglich, sondern Pflicht un d No Ui d u rft.<br />

mich zwingen werden, Recht nnd Gerechtigkeit an<br />

Orten <strong>und</strong> Enden zu suchen, da ich traue <strong>und</strong> hoffe,<br />

dieselbe zu bekommen.»<br />

Eine ganz geringfügige Veranlassung zu <strong>ein</strong>er Missl.immung hildde<br />

den Ausgang der systelnalisch betriebenen Agitation, bei der 1-laibgelelute,<br />

insbesondere <strong>ein</strong> Fürsprech dann aber audi Advokaten <strong>und</strong><br />

Räthe, desgleichen <strong>ein</strong> Notar des bischöflichen Hofs als die leitenden<br />

Personen hervortraten. Es waren namentlich Dr. Ludwig Sachs<br />

Johann Diefenbach, Licentiat. beider Jiechle <strong>und</strong> Magister l3althasar<br />

Sclulör, der Notari Ohne Zweifel durch diese Männer bestimmt, verlangte<br />

das Volk, dass man ler St adtA. dvokaten, Doctoren, Gerichtsschreiber<br />

<strong>und</strong> andere Gelehrte urlauben, dass ferner k<strong>ein</strong>e gelehrte<br />

Ratlisperson mehr im Bat Ii Seil) oder vor Rath oder Gericht im RedIll,<br />

etwas reden solle. Abgesehen war es 'yohl vor all<strong>ein</strong> auf den rechtsgelehrten<br />

Schultheiss <strong>und</strong> den Shdtschreiher Glantz.


XIX -<br />

Trotzdtn der 1


- n -<br />

Ueberzeugung, das Achtdekret sei hinter d<strong>ein</strong> des Kaisers<br />

<strong>und</strong> durch Deberrumpelung desselben erwirkt. Der Wormser Stadtschreiber<br />

G]antz hatte intime Beziehungen zu der kaiserlichen<br />

Kanzlei.<br />

Wohl in Voraussicht der kommenden Ereignisse hatte Sickingen<br />

sich <strong>von</strong> Schlör gewisse Forderungen desselben <strong>gegen</strong> Wormser<br />

Bürger übertragen lassen. Die Zeit der Uebertragung war' später<br />

streilig während die Stadt behauptete, die Cession sei erst nach<br />

der Achtserklät'ung erfolgt, behauptete Sickinen das Gegenfiieit.<br />

Diese letztere Angabe ist gewiss die richtige. In der Umgehung des<br />

Bischofs, in der man den Aufstand aufmerksam verfolgte, - <strong>und</strong><br />

'zu ihr gehörte Sickingen, - konnten die 'Folgen desselben nichl.<br />

übersehen werden. - insbesondere mussten die rechtsgelehrten Rät.he<br />

die Aechtung der Anstifter ins Auge fassert Bieth doch sprter, wo<br />

Sich i ngen s<strong>ein</strong>er Ar ischlag auf <strong>Trier</strong> plan te, derselbe Schi lör auch<br />

wegen der aus der Rechtordnung sich ergehenden pecuniären Folgen<br />

<strong>von</strong> derb Vorhaben ab.<br />

Sichingen forderte nun • im Interesse s<strong>ein</strong>es neuen Dieners, der<br />

sich s<strong>ein</strong>es ganzen Vermögens beraubt sah, <strong>ein</strong>ige der 'Wortloser<br />

Schuldner zur Zahlung auf. Der bau plsäehlichste derselben war Nicolaus<br />

Knobloch, der <strong>von</strong> Schlör früher <strong>ein</strong> Kapital <strong>von</strong> 150 Gulden<br />

erhalten hatte, wofür er <strong>ein</strong>e jährliche. Cülte <strong>von</strong> 7 Gulden entrichten<br />

musste. Knobloch stellte das , Darlehen nicht in Abrede,<br />

lehnte aber die Rückzahlung ab, ohne Zweifel wegen der Aechtung<br />

des Gläubigers ‚ in Folge deren die Forderungen an die Stadt<br />

übergegangen waren. So wandtb sich nun Sickingen zunächst, an<br />

Sctiultheiss <strong>und</strong> SchütTen 7, <strong>und</strong> als dieser Schritt k<strong>ein</strong>en Erfolg<br />

hatte, Allerheiligen 1.514 an Büi-gerrneisfer <strong>und</strong> Rath mit d<strong>ein</strong> gütlich<br />

}rfordern, Bitt <strong>und</strong> Begehr »‚ den Knoblocli, d<strong>ein</strong> Diener Schlör<br />

vor längerer Zeit «auf sonder Vertrauen <strong>und</strong> Glauben zu s<strong>ein</strong>em<br />

merklichen Nutzen anderthalb h<strong>und</strong>ert Gulden geliehen, Ztr weisen,<br />

zu vermögen <strong>und</strong> zu halten, diese untäughare Schuld, sonder längern<br />

A ufentbalt zu bezahlen, oder aber ihn in der Stadt länger nit zu<br />

dulden, damit, wie es wörtlich treisst,, «ich solch Bezahlung <strong>von</strong> uni<br />

bekommen mag <strong>und</strong> deshalb Weiterrrng vermieden bleibe, wie ich<br />

mich Solches der- Billigkeit nach zu Euch versehe».<br />

Das Gesuch setzte die Stadt um so mehr in Verlegenheit, als<br />

sie über die <strong>ein</strong>gezogenen Güter bereits verfügt halte, insbesondere<br />

auch zu Gunsten des Leonlra'd vor) Dürckheitn, Röm. Kais. Majestät<br />

Amtrrrann zu 1-lochfelden Dass die Sache <strong>ein</strong>igermassen das Licht<br />

7<br />

So geht aus dem folgenden Scirreiben an den Bürgermeister <strong>und</strong><br />

Rath hervor. Münelr 5. a. 0. III ‚3.


- XXI -<br />

scheute, zeigt die Drohung, welche Dürckheim später, als er wegen<br />

der ihm überwiesenen Güter ins Gedränge geriet.h, der Stadt <strong>gegen</strong>über<br />

aussprach « wo Ihr diesen Handel ii t' mich trecken wollten,<br />

würde ich verursacht, mich m<strong>ein</strong>er NothduilL halben auch zu entschuldigen<br />

<strong>und</strong> zu eröffnen, was Ihr deshalb mit mir gehandelt., dess<br />

ich doch viel lieber entbresten <strong>und</strong> Euer darin verschonen wollte »5.<br />

Sickingen <strong>gegen</strong>über suchte die Stadt dadurch <strong>ein</strong>zulenken,<br />

(lass sie ihn auf den Rechtsweg verwies, ja «damit gem<strong>ein</strong>e Stadt<br />

deshalbohne Forderung blieb <strong>und</strong> weder Sickingen noch .Qürckheim<br />

sieh nit zu beklagen hätten», war Knobloch bereit <strong>und</strong> Willens,<br />

«die sieben Gulden erschienen Gülten hinter kais: M. Kammergericht<br />

zu legen, jeden s<strong>ein</strong>er Gerechtigkeit s<strong>ein</strong>et.lialb -unverhindeit zu<br />

gewarten» 9.<br />

Da aber die Stadt Gewaltschritte fürchtete, so ersuchte sie das<br />

Reichskamrnergei'iclit uni Schutz <strong>und</strong> Hülfe, <strong>und</strong> dieses erliess in<br />

Erwägung, «dass es unbillig <strong>und</strong> des Reichs gem<strong>ein</strong>en Constitutionen,<br />

sowie dem Landfrieden ganz zuwider wäre, dass Jemand mit eigener'<br />

Gewalt, ohne Recht, thätliche Gewalt üben solle», <strong>ein</strong> ]nhibitorialmandat<br />

bei Pön der Acht, das d<strong>ein</strong> Einer auf Ebernhurg insinuirt<br />

wurde. Der Karmnerbote besch<strong>ein</strong>igte: «(las hat er gutwilliglich angenommen<br />

als sich geziemt.» Ohne sich an dieses Mandat zu kehren,<br />

Widerte Sickingen <strong>von</strong> der Stadt in <strong>ein</strong>em weilern Schreiben Genugthuung,<br />

widrigenfallsw ürde er gedrungen, s<strong>ein</strong>er Herren Fre<strong>und</strong>e<br />

<strong>und</strong> Gesellen Rath zu heben, wie er vo ll <strong>und</strong> den Bürgern<br />

Bezahlung bekommen möchte 10 Und abermals wandte sich die<br />

Stadt an das Kanimergeiicht, das am 27. Februar <strong>ein</strong> zweites Mandat.<br />

erliess, worin es d<strong>ein</strong> drei Rechtstage setzte <strong>und</strong> ihm aufgab,<br />

der Stadt Worms mit Gütern oder Bürgschaft Sicherheit zu gewähren,<br />

dass er sie nicht, d<strong>ein</strong> zuwider, angreifen <strong>und</strong> beschädigen<br />

werde".<br />

Nun ward <strong>ein</strong> Schiedsgericht in Vorschlag gebracht ‚ womit<br />

Sickingen sich principiell <strong>ein</strong>verstanden erklärte. Da aber über die<br />

Wahl der Schiedsrichter <strong>ein</strong>e Einigung nicht erzielt weiden konnte,<br />

so bestand Siekingen darauf, « die Stadt solle ihre i.liiiger zur<br />

Zahlung nöt.hen <strong>und</strong> zwingen. » Die Stadt .jedoch, deren Darstellung<br />

wir hier folgen, liess sich durch die Bitten der bedrän gten Bürger<br />

bestimmen, sie vielmehr zu schirmen «denn ohn das müssten sie<br />

- 8 Müneh II, 78.<br />

9 Manch fl, 16.<br />

10 Munch a. a. 0.<br />

11 Wigand: Wetzlar'sche Beiträge 1, 243. Nach den Akten des Reichskammergerichts.


- XXII -<br />

besorgen <strong>und</strong> stünde vor Augen, dass sie nach Gestalt der Sachen<br />

zu zweifacher Bezahlung gedrungen werden möchten, das siedoch<br />

mit Recht 'zu thun nil schuldig wären. » Zugleich gingen Bürger<br />

<strong>und</strong> Stadt heim Kammergerieht vor. Zunächst' stellte Knobloch<br />

die Difflmations-KIage an. Am 28. Febivar 1515 12 erliess das Kaminergericht<br />

an Sick i ngen die Au flhrderung, s<strong>ein</strong> Becljt <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e<br />

Forderung darzulliun oder All ewigen Stil Ischweigens 'zu<br />

gewürtigen. Sickingen hielt sich nicht für verpflichtet, dieser Aufforderung<br />

zu entsprechen, <strong>und</strong> so blieb die Sache liegen.<br />

Bürgermeister <strong>und</strong> Rath ([er Stadt da<strong>gegen</strong> erwirkten <strong>ein</strong><br />

Mandat, wodurch auf ihr clemüthiglich Ansuchen um weiter nnthdürftig<br />

Hilf <strong>und</strong> Mandate wider denselben Sickingen hei schweien Penen<br />

<strong>und</strong> des Reichs Acht ernstlich ge hoten ward, «sich aller gewaltsam<br />

ihlitlidhen Handlungen <strong>und</strong> Vornehmens <strong>gegen</strong> die Stadt <strong>und</strong> der<br />

Bürger Leib, Hab <strong>und</strong> Güter zu entlihlten, wich durch Andere in<br />

k<strong>ein</strong> Weise zu beschädigen, sondern, wo er, <strong>Franz</strong>iskus, Spruch<br />

oder Forderung zu d<strong>ein</strong> <strong>und</strong> Rath, den Bürgern oder<br />

gern<strong>ein</strong>er Stadt zu haben gediichte, dieselben, wie sich ordentlichs<br />

Rechten gebühre, vorzunehmen <strong>und</strong> redlich Ursach da<strong>gegen</strong> vorzubringen,<br />

warum das Bit; s<strong>ein</strong> sollt Ja.»<br />

Nun versuchte Sickingen durch an die Zünfte gerichtete Schreiben<br />

diese zu bestimmen, in s<strong>ein</strong>em Sinne auf den Rath <strong>ein</strong>zuwirken,<br />

Die Briefe aber fielen dem Rath in die Hände, <strong>und</strong> dieser sah sie<br />

als <strong>ein</strong>en Versuch an, Sed ition <strong>und</strong> Aufruhr zu machen 14• Abermals<br />

wandte sich Bürgermeister <strong>und</strong> Rath an das Kammergericht «Uni<br />

Hilf des Rechten » mit Gitation <strong>und</strong> iWandaten. Es ergiig denn auch<br />

<strong>ein</strong> schärferes Mandat, worin wegen des an die Zünfte gerichteten<br />

Schreibens kaiserlicher Ma jesilit <strong>und</strong> des Reichs Acht <strong>und</strong> sonst alle<br />

andere Pen der angezogenen Conslitut.ion <strong>und</strong> kaiserlichen Satzungen<br />

angedroht wurden <strong>und</strong> der Ritter vorgeladen ward, «auf nämlich<br />

Zeit <strong>und</strong> Tag zu ersch<strong>ein</strong>en», also auf den schon in d<strong>ein</strong> ersten<br />

Mandat. bestimmten Termin, den 25. März. Ausserdem ward<br />

Sickingeu bei <strong>ein</strong>er Strafe <strong>von</strong> 25 Mark löthigs Gold befohlen, innerhalb<br />

9 Tagen nach Verkündigung des Mandats hei dem Kammergericht<br />

«genugsam Gaution <strong>und</strong> Versicherung mit. Gütern oder Bürg<br />

scharten 'zu thun», dass er nichts <strong>gegen</strong> die Stadt oder deren Bürger unternehme<br />

<strong>und</strong> auch k<strong>ein</strong>en Andern anstifte oder unterstütze's. Am 5. März<br />

forderte Sickingcn s<strong>ein</strong>ersbits die regierenden Herren der Stadt noch-<br />

12 Wiga.nd 1, 243.<br />

) Mönch a. a. 0. II, 17.<br />

4 Die Darstellung <strong>Sickingens</strong> bei Münch U, 27 f., die der Stadt daselbst<br />

5. 17.<br />

Nach d<strong>ein</strong> Ausehreiben vo In . 24. April bei MüItc]1 II, S. 17 f.


- XXIII -<br />

mais auf, s<strong>ein</strong>en Diener ScItlör, riet' sich vor Ka i s er 1111 , 1 Ii ei cli s -<br />

st n d n zu Recht. erbiete, zu s<strong>ein</strong>em Vermögen gelangen zu lassen,<br />

widrigenfalls er demselben s<strong>ein</strong>e Firille nicht verweigern könne'6.<br />

Die Verschiedenheit der Anschauungen liegt zu Tage. Sickingen<br />

hatlezu d<strong>ein</strong> « i t zt in Worin s » sitzenden Kammergericht k<strong>ein</strong><br />

Vertrauen. Das verhehlte er denn auch dem Gericht selbst k<strong>ein</strong>eswegs,<br />

vielmehr erklärte er d<strong>ein</strong> Kammerrichter, (lass (las Gericht,<br />

so lange es in Worms s<strong>ein</strong>en Sitz habe, ihm nicht gefalle. Ja er<br />

soll geradezu begehrt haben, «solch K.aminergeriCht an <strong>ein</strong> ander<br />

Stadt, so der Ehrbarkeit geneigter, zu verrücken», <strong>ein</strong> Begehren,<br />

worin die Stadt ihrerseits die Absicht erblickte, den bösen Anschlag<br />

zu Aufruhr <strong>und</strong> Zwietracht um so besser zu erreichen. Wenn sich<br />

hin<strong>gegen</strong> Sickingen auf den Kaiser <strong>und</strong> die Reichsstände berief, so<br />

ward ihm dieser Weg, wie es sch<strong>ein</strong>t, vorzuglich durch die Dcmühuugen<br />

des Stadtschreibers verlegt. So sollte die Stadt denn auch<br />

büssen.<br />

Am 22 . März nahm Sickingen, unterstützt <strong>von</strong> den aus Worms<br />

Geflüchteten, auf <strong>ein</strong>em Wormser Schiff den Rh<strong>ein</strong> hinab beför<br />

-derte Waaren in Beschlug <strong>und</strong> die auf dem Schiff befindlichen<br />

Bürger gefangen, um sie auf die Ehernhuig abfuhren zu lassen.<br />

Während dieser Vorgang am Morgen stattfand, Übersandte Schlör den<br />

Nachmittag in eignern Namen <strong>ein</strong>en <strong>Fehde</strong>brief". Am 5. März,<br />

<strong>ein</strong>em Sonntag, erklärte dann auch Sickingen voll Eiiernhuig<br />

die <strong>Fehde</strong> durch <strong>ein</strong> Schreiben<br />

18, das am iblgenden Tage in Worms<br />

anlangte. Es war derselbe Tag, an dem Sickingen, Nvie er selbst in<br />

diesem <strong>Fehde</strong>hrief hervorhob ‚ vorn Kammergericht in die Acht.<br />

erklärt werden sollte.<br />

Schlör's <strong>Fehde</strong>brief machte geltend, dass Bürgermeister <strong>und</strong> Rath<br />

ihn hei kais. Majestät <strong>und</strong> Si. Majeslät. verordneten Gommissarien<br />

verschiener Zeit mit unhegiündl.eui, unwahr iaft.igem Vorbringen, als<br />

ob er Elk<strong>und</strong>igung der Ufröhrer, durch hemelte kais. Gommissarien<br />

hievor zu Worms beschehen, geflohen <strong>und</strong> derohalben sich der Stadt<br />

Worms geverlich entäussert hätte, wiewol solchs die Unwahrheit.,<br />

<strong>und</strong> xo Not, offentlich zu Tagen das Widerspiel mit treffenlieben zu<br />

beweisen, rücklich verklagt, <strong>und</strong> dann durch ihr <strong>und</strong> der Ihren<br />

ungestimes Anhalten <strong>ein</strong> verm<strong>ein</strong>te Acht ‚ s<strong>ein</strong> unverhött odem<br />

-crlangt, itirt, f<strong>ein</strong>er wider in Sch<strong>ein</strong> derselben ihn s<strong>ein</strong> e Hal.<br />

<strong>und</strong> Güter durch die ihren verschlissen lassen, die S<strong>ein</strong>en u<br />

16 lilmann S. 38 Anm. 2.<br />

17 Wigand 1, 246 f.<br />

IS Wigand 1, 245 f,, auch in d<strong>ein</strong> der Stadt Worms bei<br />

Münch 11, 20.


- xxiv -<br />

s<strong>ein</strong>er Hauswohnung getrieben, nachfolgend solch s<strong>ein</strong> ilah <strong>und</strong> Gut<br />

genommen, zerrissen, zerstreut <strong>und</strong> anderen zu. thun in ihier Stadl<br />

gestattet, auch sonst in andere VVege ihn merklich verletzt <strong>und</strong><br />

beschwert, dieselben Güter auf s<strong>ein</strong> überflüssig Rechtserbieten nit<br />

wiedergestellt, noch verm<strong>ein</strong>te Acht, der sie Usbiiuger <strong>und</strong> Ursächer<br />

seien, abgeschafft hätten, <strong>und</strong> solchs alles wider Recht, Erher- <strong>und</strong><br />

Billigkeit, auch des heil. Reichs ufgerichte Ordnung <strong>von</strong> il1nen <strong>und</strong><br />

den Ihren Cüi'genom wen <strong>und</strong> geschehen sei.<br />

<strong>Sickingens</strong> <strong>Fehde</strong>lwief aber erklärte: «Nachdem ich vielfältig<br />

schriftlich das sn'n verbrieft <strong>und</strong> beka nntlich Schuld an Euch, mir<br />

die verschaffen voll Bürgetn, als der Du' zur Billigkeit mächtig, -<br />

zu bezahlen erfordert hieb <strong>und</strong> mir aber ii her solichs <strong>und</strong> alles myl 1<br />

überflüssig erhar <strong>und</strong> recht Erbieten <strong>von</strong> Euch <strong>und</strong> den Euern das<br />

nit hat mögen widerfahren, sondern bis anher mntwi Iliglich verhalfen,<br />

darzu m<strong>ein</strong>en Boten, so ich deshalb mit. erbars Inhalts offen on helenden<br />

Briefen m<strong>ein</strong>er Nothdurft nach an alle Eure Zünft, geschickt,<br />

aber solche Schi if'ten ihm durch die Eueren gewalligiicli entnommen,<br />

Ihr auch unverursacht durch Eiter onhegrrrndt Anbringen hei kais.<br />

Majestät Kammergericlrt erlangt, nhch nächstkommenj Montags in<br />

j\ eht zu erkennen, dei-o <strong>und</strong> anderer Euerer vielfältigen unerbar-en<br />

Bündel halben will ich Euer, Bürgermeister <strong>und</strong> Ra ths, abgesagter<br />

F<strong>ein</strong>d s<strong>ein</strong>, dazu ganzer Gem<strong>ein</strong>de, alldieweil die Euch, solich ungerecht,<br />

unehrbar R.egierer, ihrer <strong>und</strong> der alten ehrbaren Stadt Worms<br />

zu Oehern dulden <strong>und</strong> leiden. »<br />

\\Tährendickingen s<strong>ein</strong> «eigen angeboren Insiegel» aufdr'ückte,<br />

bediente Schlör sich des Sickingeuschen Siegels, weil er eigens Jniegcls<br />

dieser Zeit Mangel hatte.<br />

An den voll gepfändeten Gütern war auch <strong>ein</strong> Strassburger<br />

betheiligt ‚ nnd da deshalb der Rath <strong>von</strong> Strassburg hei<br />

Sickingen Klage erhob, erfolgte am Ii. Mai nicht nur <strong>ein</strong>e höfliche<br />

Entschuldigung, sondern auch Leistung <strong>von</strong> Schadenersatz durch<br />

Zahlung <strong>von</strong> 25 Gulden 19<br />

Inzwischen war am 40. April vorn Kaiser die Acht <strong>gegen</strong><br />

Sickingen <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e Anhänger ausgesprochen worden. Derselben<br />

folgte am 24. April <strong>ein</strong> Ausschreiben der Stadt Worms all Kurfürsten<br />

<strong>und</strong> Füi-sten in diesem <strong>von</strong> echt mittelalterlichen flechlsgedanken<br />

beherrschtem Aussclireil,en wird I3althbsar Schlör, des<br />

Jiischöfl:ichen Hofs zu \Vornis geschworner Notarius, «der aus verdarntnt,er<br />

Vermischung geboren», als unter den Aufrührern «der<br />

vordersten Einer» bezeichnet , « na cli allerhand Erk<strong>und</strong>ung un er<br />

den Uebelthätern <strong>und</strong> der geschwinden, gefährlichen Sedition <strong>und</strong><br />

10 POE Nsche Korrespondenz der- 51 adt Strassburg, 4 5. 3.


- XXV -<br />

Faction dürch kaiserlicher Majestät Landvo g t <strong>und</strong> andern Kommissarien,<br />

<strong>und</strong> der dazu crimen Inese maiestatis, Verletzung kaiserlicher<br />

Majestät Hoheit, begangen <strong>und</strong> demnach der Verwaltung s<strong>ein</strong>er<br />

Habe <strong>und</strong> Güter verwirkt erf<strong>und</strong>en, öffentlich ausgerufen <strong>und</strong> angezeigt,<br />

auch flüchtig worden, <strong>und</strong> darum <strong>von</strong> kaiserlicher Majestät in<br />

des heiligen Reichs Acht <strong>und</strong> Aheracht erkannt <strong>und</strong> erklärt. »<br />

- Diesen Menschen nun, so hören wir, hat <strong>Franz</strong> <strong>von</strong> Sickingen<br />

«.ins eigenem vorgesetzten, unverursachten Unwillen», damit er<br />

<strong>ein</strong>en Sch<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>er Forderung oder Ansprach an uns, s<strong>ein</strong>en' fürgenomen<br />

arglistigen Anschlag der Anführe erlangen niöcht,» als s<strong>ein</strong>en<br />

Diener angenommen, <strong>und</strong> «kaiserlicher Majestät <strong>und</strong> der ausgangen<br />

Acht zuwider unterstanden zu veriheidingen. » Zu den Helfershelfern-<br />

<strong>Sickingens</strong> gehörten «viel derjenigen, die vormals der bösen Conspiration,<br />

Sedition, Empörung <strong>und</strong> Auflauf halben, durch sie in unser<br />

Shidt voll begangen Majestät. ‚ Befehl <strong>ein</strong>es i'heils gestraft,<br />

<strong>ein</strong>es, Theils der Stadt -Wurms verwiesen, <strong>ein</strong>es Tlteils m<strong>ein</strong>eidig <strong>und</strong><br />

ehrlos entlaufen <strong>und</strong> darum <strong>von</strong> lCaiserh Majestät in des Reichs Acht<br />

erkanntt <strong>und</strong> erklärt seien, die <strong>Franz</strong>iskus noch «in s<strong>ein</strong>em Haus<br />

zu Ebernburg enthält <strong>und</strong> fürschu bt. »<br />

Das Alles gerciche « zu merklicher Schmach, Verachtung <strong>und</strong><br />

Ueberführung Röm. Kais. Majestät <strong>und</strong> des heiligen Reichs ufgerichten<br />

Ordnungen, Landfrieden, guld in 1JulI, Reformation <strong>und</strong> des heiligen<br />

• Reichs Gericht <strong>und</strong> gem<strong>ein</strong> Recht, <strong>und</strong> auch zu sonderlicher Verachtung<br />

unser gnüdigsten Herren, der vier Kurfürsten, Freiheiten <strong>und</strong><br />

sonderlich unsers gnädigsten Herrn Pfaltzgrafen Ludwig Kurfürsten,<br />

duich dess Ftirstenthum, Landschaft <strong>und</strong> Gebiet er die Gefangenen<br />

hei hellem lichten Tag geführt, dess Lehnsmann, Diener <strong>und</strong> Pflichtverwandter<br />

er doch ist,. »<br />

Nun folgt die Schilderung der dem Ka.mmergericht zugefügten<br />

Schmach. Sickingen habe das Begehren gestellt; (las Kammcrgerlcht.<br />

an <strong>ein</strong>e andere Stadt zu verrücken « wo das nit hescliäh <strong>und</strong><br />

dann ihnen, des Kammergerichts Verwandten, darüber Etwas <strong>von</strong><br />

s<strong>ein</strong>en Helfern, der er nit aller mächtig <strong>und</strong> <strong>ein</strong>stheits auch nit kennet,<br />

Etwas widerführe, wöllt er sich dess entschuldigt <strong>und</strong> freigestellt<br />

haben 20». Sickingen selbst behauptete, er habe dem Kammergericht «nit<br />

ungeschickts » geschrieben <strong>und</strong> 'berief sich auf s<strong>ein</strong> eigenes Schreiben<br />

<strong>und</strong> auf die Antwort, welche er voll Majestiit KainmergerichI<br />

empfangen 21 Billig, so fflhrt das Ausschreiben fort., hätte Sickinfln<br />

vor Augen haben sollen «die schwere Straf der Recht <strong>von</strong> denen,<br />

so kaiserl. Majestät Hoheit verletzen <strong>und</strong> Aufruhr im Volk <strong>und</strong><br />

20 Münc]i a. a,. 0. II. 5, 20 f.<br />

21 Mtinc'h 11, S. 30.


-<br />

Städten zu machen unterstehen, » <strong>und</strong> sich deshalb mit nichten<br />

unterstanden haben, «solieli erscltrückenlicli, grausam, giftige Zwietracht,<br />

Sedition <strong>und</strong> Empörung zwischen uns <strong>und</strong> unser Gem<strong>ein</strong>de<br />

zu erwecken, verursachen <strong>und</strong> zu machen». Schon an <strong>ein</strong>er früheren<br />

Stelle ist neben der kaiserl. Maje stät <strong>und</strong> des Reichs Acht nut' alle<br />

«die andern P ö n der (in den Mandaten) a ii gezogenen G n -<br />

sti t u t i 011 <strong>und</strong> kaiserl. Satzungen hingewiesen. Gem<strong>ein</strong>t<br />

ist ohne Zweifel die herüchtigtc lexArendia, auf die in d<strong>ein</strong><br />

Achtsdkret deutlich hingewiesen ist <strong>und</strong> die wir auch • in unserm<br />

<strong>Gutachten</strong> <strong>ein</strong>gehend besprochen finden.<br />

«Darum», so schliesst das Ausschreiben, «ist. an Euer kurfürstliche<br />

<strong>und</strong> fürstliche Gnaden u. s. \v. unser unterthänig dienstlich fre<strong>und</strong>lich<br />

.Bitt, den vorgenannten <strong>Franz</strong>iskum mit s<strong>ein</strong>en Helfen) <strong>und</strong><br />

Helfershelfern als Verbrechern (<strong>gegen</strong>?) kaiserl. Majestät <strong>und</strong> des<br />

heiligen Reichs Landfrieden, auch gem<strong>ein</strong>er Rechten <strong>und</strong> der<br />

Ehrbarkeit V er s ehm ii Ii er, nindert in Euer kurfürstlichen <strong>und</strong><br />

fürstlichen 6 naden u. s. -w. Landschaften <strong>und</strong> Gebieten zu enthalten<br />

noch förzuschuben ‚ sonder, wo die bekommen werden möchten,<br />

die anzunehmen,' zu strafen <strong>und</strong> dermassen <strong>gegen</strong> ihnen zu fahren,<br />

damit Andern, dergleichen zu untersiehen, abschuwig gemacht <strong>und</strong><br />

man dergleichen fürder im heiligen Reich überhohen bleiben möge.»<br />

Am 4. Mai erging <strong>ein</strong> tirttieil des Kammergerichts in Sachen<br />

des Bürgermeisters <strong>und</strong> Raths der Stadt Worms <strong>ein</strong>er- <strong>und</strong> Siekingens<br />

anderseits. Die Stadt hatte nicht nur den <strong>von</strong> Sickingen bewiesenen<br />

Ungehorsam <strong>gegen</strong> die Mandate des Kammergerichts angeklagt,<br />

sondern ±ugleich angezeigt, dass Sickingen sowie Balthasar Schlör,<br />

den jener als <strong>ein</strong>en öffentlichen <strong>und</strong> verkündeten Aechler <strong>und</strong> Verfolger<br />

der Stadt hei sich gehalten <strong>und</strong> offenbar dazu angereizt habe, ihnen<br />

in offenen Briefen <strong>Fehde</strong> zugeschrieben <strong>und</strong> 'Wormser Bürger <strong>und</strong><br />

Bürgerinnen ‚ die in <strong>ein</strong>em pfalzgräflsch vergeleileten Schin auf<br />

d<strong>ein</strong> Rh<strong>ein</strong>strom gefahren, eigengewaltiglich überfallen, Einen erschcssen,<br />

etliche verw<strong>und</strong>et, beraubt <strong>und</strong> in grosser Anzahl gen<br />

Eberburg geführt, auch um das Ihrige gescliatzt, wie das nunmehr<br />

durch das ganze römische Reich deutscher Nation bekannt geworden<br />

sei. Hierdurch sei er als Brecher ,des Landfridens in des Reiches<br />

Acht <strong>und</strong> die angedrohte Geldstrafe verfallen. Der Kammerprocurator-<br />

Fiscal trat dem Anl.rage der Stadt hei <strong>und</strong> am 4. Mai erkannte das<br />

Kammergericht auf die Acht. Das Urtheil, das als <strong>ein</strong> sehr schleuniges<br />

gelten konnte, lautet 22<br />

« Nachdem <strong>von</strong> Sickingen wider kaiserlich<br />

Gebot, an ihn ausgangen, darin ihm hei kaiserl. Majestät <strong>und</strong> des<br />

22<br />

Wigand 1, 247 f. ohne Datum. Es ist, ohne Zweifel identisch mit<br />

dem <strong>von</strong> Ulmann S. 40 Anm. 4 angeführten Achtxlekret vom 4. Mai.


- -<br />

Reichs Acht, <strong>gegen</strong> den gemellen Büi'germeisler, BaIh <strong>und</strong> gem<strong>ein</strong>er<br />

Stadt \Vornis mit tliallich <strong>und</strong> gewaltiger Handlung nichts<br />

fürzunehmen, geboten worden, mit Schriften all Zünfte g<strong>ein</strong>elter<br />

Stadt, dadurch er dieselben <strong>ein</strong>em Rath abfällig oder ungehorsam<br />

zu machen unterstanden, freventlicli get.lian, cleshalben er<br />

nachmals mit kaiser]. Ladung all kaiserl. Kammergericht,<br />

um zu sehen <strong>und</strong> zu hören, sich darum in gemelte Acht gefallen zu<br />

s<strong>ein</strong> erklären, fürgelieischen, aber als ungehorsam ausblieben <strong>und</strong> nil<br />

erschienen, s<strong>und</strong>er danach gedachtem Bürgermeister, Rath <strong>und</strong> Gem<strong>ein</strong>de<br />

<strong>ein</strong> offen Vehdezugeschrieben, <strong>und</strong> davor mit gewaltigem<br />

Angriff, Beraubung, ]linwegsehleifung <strong>und</strong> Schatzung etwo viel ihrer<br />

Bürger <strong>und</strong> in ander thallich Wege <strong>gegen</strong> ihne gehandelt, wie dann<br />

solches Alles k<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> offenbar, so ist auf b<strong>ein</strong>et ungehorsam<br />

Ausbleiben, heschehnem Rufen <strong>und</strong> alle Handlung zu Recht erkannt,<br />

dass dci' gemiII.e <strong>Franz</strong>iscus <strong>von</strong> Sickingen uni s<strong>ein</strong> lieberlhhrung<br />

<strong>und</strong> freventlich gewaltige <strong>und</strong> that.Iiche Handlungen in kaiserl.<br />

Majestilt <strong>und</strong> des Reiches Acht gefallen, erklärt <strong>und</strong> erkennt werden<br />

soll, den wir auch hiemit dieser Urtbeit dar<strong>ein</strong> erklären, sprechen <strong>und</strong><br />

denuncii'en, auch darauf den gedachten Bürgermeister <strong>und</strong> Rath nothdürftig<br />

Executor. <strong>und</strong> Process in gewonlich Form erkennen.»<br />

«Nachdem Franciscus <strong>von</strong> Sickingen auf <strong>und</strong> um s<strong>ein</strong> Ungehorsarn<br />

<strong>und</strong> Verachtung <strong>ein</strong>es kaiserlichen ausgegangen Mandats s<strong>ein</strong>e muttiwillige<br />

Vebde, Bürgermeistern, Rath <strong>und</strong> Gem<strong>ein</strong> dieser Stadt Worms<br />

zugeschrieben, <strong>und</strong> ander s<strong>ein</strong> k<strong>und</strong>tich <strong>und</strong> offenbar gewaltig Angriff,<br />

Beschädigung <strong>und</strong> Handlung auf Erklagen <strong>und</strong> Erfolgen gemelter<br />

I3ürgernieister <strong>und</strong> Rath durch das kaiserl . Kainmergerir.ht in<br />

kaiseri. Majeslüt <strong>und</strong> des Reichs Acht mit Unheil <strong>und</strong> Recht erklärt<br />

<strong>und</strong> gesprochen ist, darum anstatt kaiserl ....ijesfät so denuneiren<br />

<strong>und</strong> verkünden wir denselben Franciseus voll in solch<br />

kaiserl. Majestät <strong>und</strong> des Beichs Acht, set ze:n ihn aus dem<br />

Frieden in den Unfrieden, <strong>und</strong> erlauben s<strong>ein</strong> Leib, Hab<br />

<strong>und</strong> Gut den gemelten <strong>von</strong> Worms <strong>und</strong> allermäniglichen.»<br />

Die Stadt machte wirklich Anstalten, dieses Unheil zu ihren<br />

Gunsten zur Ausführung zu bringen. Vor dem Licenliaten Hinzhover<br />

erschienen nämlich l3ürgermeister <strong>und</strong> etliche des Jlaths <strong>und</strong> nahmen,<br />

wie das darüber aufgenommene Protokolt23 besagt, «in Kraft des Uitheils<br />

<strong>und</strong> des Reichs Constitutionen an alles <strong>und</strong> jedes, was der <strong>von</strong><br />

Sickingen im heiligen Reich bett, es sei liegends oder fahrends,<br />

was das Namen hat, nichlsausgen,ornmen, in was Handen das sei<br />

<strong>und</strong> sonderlich, was hemeller Franciscus hat in Kraft <strong>ein</strong>iger Verschreibung<br />

<strong>und</strong> Pfand oder in ander Weg, auf der Pfalz <strong>und</strong> sunst.,<br />

23 Wigand 1, 249 f.


- xxviii -<br />

wo er das hat oder haben mag. Item, s<strong>ein</strong>e Hof, die er hat zu<br />

Heppenheim an der Bergstrass, iii der Stadt. Altze, au 1' d<strong>ein</strong><br />

in Kreutzennach ‚ zu Lamhstadt, zu Sobern, zu Mensheim. Rem<br />

nehmen die <strong>von</strong> Worms auch in alle <strong>und</strong> jede Verschreibung,<br />

Bürgschaften <strong>und</strong> Ohligationen, darzu der <strong>von</strong> Sickingen ihre Bürger,<br />

nächst gefangen, gedrungen hat, mit allen <strong>und</strong> jeden Rechten <strong>und</strong><br />

Nutzungen <strong>und</strong> derselben J3üj'scIiaft, Caution <strong>und</strong> Vergewissung,<br />

wie ihm die ohligirt seien. 11cm alle <strong>und</strong> jedliche Uörfr, Gem<strong>ein</strong>schaft<br />

oder Theilung. ]l<strong>ein</strong> alle s<strong>ein</strong>e Schlösser <strong>und</strong> Burg. Rem<br />

- Eber]urg, die Burg mit St<strong>ein</strong>en, Burgtall oder Tall <strong>und</strong> das alles<br />

<strong>und</strong> jedes mit ihren Zu- <strong>und</strong> Ingehörungen, <strong>und</strong> wollten die berührten<br />

<strong>von</strong> Worms ihr Gemüt in selben hien,it declarirt haben,<br />

mit Bitt darum, sie darin in Krafl jetzt ergahgener Urteil <strong>und</strong> aller<br />

• ander Constilutionen des Reichs immittiren, ihne Immission <strong>und</strong><br />

Anleitbref, auch sonst all ander notdürftig <strong>und</strong> gebihlich Mindat<br />

i h ne mitzuteilen, auch alle <strong>und</strong> jede Verpfändung, Alienation <strong>und</strong><br />

Zustellung, die ihr Widerllieil, Franciscus <strong>von</strong> Sickingen, vor <strong>und</strong><br />

in s<strong>ein</strong>er Acht gethan het, wem das geschehn wär, <strong>und</strong> in wess<br />

Hand das kommen wär, als fürgenoinmen in fiaudem zu reformiren,<br />

cassiren <strong>und</strong> annulliren, <strong>und</strong> ob es Not wär, <strong>gegen</strong> den in habcrn<br />

Ladung, um zu sehen <strong>und</strong> zu hören, dieselben aliehationes <strong>und</strong> renditiones<br />

zu cassiren, <strong>und</strong> sonst auch gebürlicli Mandat, um die <strong>ein</strong>zunehmen,<br />

in der besten Form erkennen <strong>und</strong> den dickgemelten <strong>von</strong><br />

lVorms gedeihen zu lassen.»<br />

Das Protokoll ward mit d<strong>ein</strong> versehen 1). 3 udex dellherabit.<br />

Oh noch etwas in der gefährlichen Sache geschehen, ist<br />

unbekannt die Akten enthalten k<strong>ein</strong>e weitere Vertügung.<br />

Bas am 24. April ergangene Ausschreiben der Stadt hatte die<br />

gewünschte Wirkung: am 45. Mai erging in der kaiser]. <strong>und</strong> des<br />

heil. Reichs Stadt Augsburg <strong>gegen</strong> Sickingen <strong>ein</strong> zweites kaiserliches<br />

Achtsmandat, <strong>und</strong> zwar in ungewöhnlich scharfer Form 24 Dasselbe<br />

ging ganz auf die Gedanken des \Vormser Ausschreibens <strong>ein</strong>, <strong>und</strong><br />

motivirte die verschärften Strafen mit dem Hinweis darauf, dass<br />

Siekingen « Uns in unser kaiserl. Hoheit angegriffen, indem dass<br />

er unserm kaiser]. Kammerrichter <strong>und</strong> Beisitzern <strong>ein</strong> vermessene<br />

diohliche Schrift, absageweise, dafür die wohl zu achten ist, Zugeschickt,<br />

darin unter anderm angezeigt, als ob sie unser kaiserl.<br />

Kammergerieht, das doch vormals durch Uns <strong>und</strong> des Reichs Kurfursien,<br />

Fürsten <strong>und</strong> Stünde aus sondern beweglichen Ursachen <strong>gegen</strong><br />

Woriis gelegt <strong>und</strong> geordnet ist., an andere Ende verrücken <strong>und</strong><br />

also ausserhalb unser <strong>und</strong> gedachter Stände Befehl oder Willen,<br />

24 Müneh II, 32-35.


- xxtx -<br />

s<strong>ein</strong>es Gefallens, damit handeln sollte». Gleichzeitig stellte das<br />

Achtsmandat fest, dass «die Parteien, Boten oder ander Personen,<br />

so ihrer Nothdurft Sachen <strong>und</strong> Geschäft halben, dasselh Kammergericht<br />

besuchen müssen, k<strong>ein</strong>en freien Zu- oder Abgang darzu haben<br />

oder gebrauchen mögen, sondern darunter beraubt, ihnen Brief, Geld<br />

<strong>und</strong> anderes genommen, wie dann kurz verschiener Zeit heschehen<br />

ist». Demnach war <strong>ein</strong>getroffen, was Siekingen vorhergesagt: dass<br />

dem Kammergericht in Worms « <strong>von</strong> s<strong>ein</strong> Helfern, der er nit aller<br />

mächtig <strong>und</strong> <strong>ein</strong>st heils auch nit kennet, etwas widerfülire<br />

Weil also Sickingen, so l,eist es weiter, «unser selbskaiserlich<br />

Person beleidigt <strong>und</strong> verletzt <strong>und</strong> dadurch die 1enc <strong>und</strong> Straf des<br />

Lasters, zu Lat<strong>ein</strong> crimen lese inajestatis genannt, versvirkt <strong>und</strong> nit<br />

all<strong>ein</strong> sich selber, sondern auch nach Sag weiland unser Vorfahren<br />

am Reich, Bömischer Kaiser <strong>und</strong> Könige löblicher Gedächtniss Cnnstitution<br />

<strong>und</strong> Ordnungen, s<strong>ein</strong>e Erben <strong>und</strong> derselben .Erbenserhen<br />

in absteigender Linien derselben Penen <strong>und</strong> Strafen theilhaftig<br />

gemacht hat)), werden er <strong>und</strong> diese Erben « linfür in ewig Zeit aller<br />

Und jeglicher Ehren, Adels u. s. w., dazu auch aller' <strong>und</strong> jeder Hab <strong>und</strong><br />

Güter.., so er, Franciscus, in s<strong>ein</strong>er Gewaltsam hat <strong>und</strong> besitzt Ode]<br />

künftiger Zeit durch Erbfall oder in ander Weise überkommen oder<br />

erlangen würde, oder.., so er vor dieser s<strong>ein</strong>er uugebürlichen Vehde<br />

<strong>und</strong> Handlung den Lehnherr'en ausgeschrieben gehabt oder verkauft<br />

oder sonst in anderer Gestalt zu s<strong>ein</strong>em Vortheil hingeben, veründert<br />

oder veräussert hätte, da<strong>von</strong> • oder daran nichts ausgenommen, die<br />

dann alle samentlich <strong>und</strong> sonderlicli Wir als unser <strong>und</strong> des heil.<br />

Reichs conllscirt <strong>und</strong> heimgeihlten Güter uns ewiglich zugeeignet, auch<br />

<strong>von</strong> unsern wegen zu unsern H<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Gewalt anzunehmen <strong>und</strong><br />

<strong>ein</strong>zuziehen 1 )efohlen »<br />

Wie Sickingen, so wurden auch s<strong>ein</strong>e Erbe]) <strong>von</strong> aller Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> Gem<strong>ein</strong>schaft des Adels aus gesondert, er selbst in die<br />

Schaar der unvernünftigen Thier <strong>und</strong> ehriosen Menschen gezült, <strong>und</strong><br />

sei ne Söhne, «01) er die viel oder wenig hätte», in Kraft obberübrter<br />

kaiserl . Constitution <strong>und</strong> Rechte aller väterlicher, mütterlicher, anherr-<br />

]iclier,‚ a»fraulicher <strong>und</strong> anderer zufallender Erbschaft, auch was<br />

ihnen aus Testamenten oder anderen letzten Willen odei sonst zustehen<br />

möchte, ganz entäussert <strong>und</strong> nuibhig gemacht, also dass sie<br />

in ewigeF Armut, <strong>und</strong> Dürftigkeit 'ersl rickt <strong>und</strong> behaft, ihr Leben<br />

beschwerlich <strong>und</strong> der Tod kurzweilig <strong>und</strong> ergötzlich s<strong>ein</strong> soll.<br />

So ward also das beröchtigtste Gesetz der byzantinischen Kaiserzeit,<br />

die Lex Qrnsquis der Kaiser Arcadins <strong>und</strong> IIonorius vom Jahr<br />

397 in zum Theil wörtliche,' Uebertragung auf unsern Ritter <strong>und</strong><br />

s<strong>ein</strong>e Familie angewandt.. Eine Mxsfertigung dieses Mandats wurde<br />

dem kaiserl, Statthalter, Regent <strong>und</strong> Rath in] obern Elsass zugesandt


- xxx -<br />

<strong>und</strong> befohlen, dasselbe allenthalben in der Laiidvngtei ansehlagn <strong>und</strong><br />

verkünden zu lassen. Die mit dci' Ausführung Säumigen waren in<br />

d<strong>ein</strong> .Ächtdekret selbst mit der kaised. <strong>und</strong> des Reichs schwerer<br />

TJngnad <strong>und</strong> Straf bedroht <strong>und</strong> dazu <strong>ein</strong>er Pen <strong>von</strong> tausend Mark<br />

löthiges Goldes, die <strong>ein</strong> Jeder, so oft er freventlich hiewider liräle,<br />

an die kaiser). Kam mer unahläss]ieh zu bezahlen verfallen s<strong>ein</strong> sollte.<br />

Von <strong>ein</strong>er Ausführung des Ac.lrldekiets, das übrigens Sickingen<br />

als nichtig a ngrifl', War trotzdem im Ernste k<strong>ein</strong>e Rede. Landvogt <strong>und</strong><br />

Rafil <strong>von</strong> IJuterelsass tisaten mir alles Mögliche, um aus Schlettstadt,<br />

Golmar <strong>und</strong> andern Orten den Worrnsern rasche Hülfe zuzuführen.<br />

Sickingen s<strong>ein</strong>erseits erliess am 19. Mai -<strong>ein</strong>en wahrhaftigen<br />

Bericht auf das ungegründt Ausschreiben derer voll gerichtet<br />

an • die Kurfürsten, Fürsten, Prälaten; Grafen, freien Herrn, Bitter,<br />

ilil.termiissigen, Amtleute, Bürgermeister, Sclrultheisse, Richter, Bäthe,<br />

Bürger <strong>und</strong> Gem<strong>ein</strong>den, s<strong>ein</strong>e gnädigsten, gnädigen Herren <strong>und</strong> gute<br />

Fre<strong>und</strong>e 25<br />

in diesem Bericht eonstal.irt unser Bitter, dass der Bischof<br />

zu Worms, s<strong>ein</strong> gnädiger Herr <strong>von</strong> wegen s<strong>ein</strong>er fürstlichen Gnaden<br />

<strong>und</strong> ihres Stifts auf l3egehr röm. kaiseri . Majestät in Ireffenlicheih Hath<br />

vieler s<strong>ein</strong>er Gnaden, Prälaten, Ritter, Knechte <strong>und</strong> Lehenmann, unter<br />

denen er damals auch <strong>ein</strong>er gewesen, beschlossen habe, <strong>ein</strong>e ]3otschaft<br />

zu ihrer kaiser). Majestät zu schicken; <strong>und</strong> da nun s<strong>ein</strong>e fürstliche<br />

Gnad in solchen Sachen vor Andern Meister Balthasar Schlör gebraucht<br />

habe, so sei dieser aligefertigt. Nachdem er auf St. Matthis Tag<br />

(24. Februar) zu WTorms angeritten, ‚abc er den Kaiser nach dem<br />

Sonntag Oculi zu Weiss im Land all Ens angetroffen, s<strong>ein</strong>e<br />

Werbung gethan <strong>und</strong> Abschied empfangen <strong>und</strong> sei dann Donnerstags<br />

vor dem Palmtag (29. März) zu s<strong>ein</strong>em gnädigen Herrn wieder kommen<br />

<strong>und</strong> habe Relation gethan.<br />

Da ihm, Schlür, nun bericht worden, dass ihm die Zeit s<strong>ein</strong>es<br />

Auss<strong>ein</strong>s alle s<strong>ein</strong>e Habe, so er zu Worms in s<strong>ein</strong>er Hauswohnirng<br />

gehabt, aufgezeichnet , verschossen <strong>und</strong> wo er zu<strong>gegen</strong> gewesst, vielleicht,<br />

als andere a uclr enl.Ieih 1 wäre, alles voll wegen, als ob<br />

er der \Vormsisihen Aufruhr mit Ursacher, thei Ihaft <strong>und</strong> derenhalb<br />

<strong>von</strong> der Handlung kaiserl. Majestät Landvogts zu Hagenau, so er in<br />

der Fasten anno 1514 zu Worms gehabt, flüchtig worden s<strong>ein</strong> soll,<br />

habe er in Ansehen dieser Handlung <strong>und</strong> des Widerwillens, so die<br />

<strong>von</strong> Worin> <strong>gegen</strong> ihn, s<strong>ein</strong>er getreuen, dem Stift geII]arren Dienst<br />

halber getragen, <strong>und</strong> weil er bet'u n den, (lass er in solchen Verdacht.<br />

durch die <strong>von</strong> Worms gesetzt, doch s<strong>ein</strong>ethalben unversclrult, kaiserl.<br />

Majestät alsbald ohn <strong>ein</strong>ig Verziehen schriftlich ersucht, s<strong>ein</strong>e Uri -<br />

schuld da r'zulliun, um Verhör gebeten. Darauf habe der Kaiser an<br />

25 Münelt 11, 22-411.


den Landvogt. in Unl.erelsass geschrieben ; was Inhalts,: sei gedachtem<br />

Ballbasar verborgen, <strong>und</strong> auch den Landvogt vielfalt.iglicli, schriftlich<br />

<strong>und</strong> mündlich, durch viele der Prälaten <strong>und</strong> Ritterschaft ersucht<br />

um Verhör <strong>und</strong> Verantwortung, welches doch alles Balthasai'n durch<br />

s<strong>ein</strong>e Missgünder urgehalten lind verschoben sei.<br />

Darüber habe min Balthasar sich <strong>gegen</strong> ihn, Sickingen, hochlich<br />

beklagt, <strong>und</strong> gebeten, ihm <strong>gegen</strong> <strong>und</strong> wider die <strong>von</strong> '\Vorms als den<br />

rechten reizenden Uracher zu Verhör <strong>und</strong> Verantwortung zu verhelfen<br />

mit dem Erbieten, aus allen s<strong>ein</strong>en Bündeln, bürgerlich oder<br />

p<strong>ein</strong>lich, vor röm. kaiserl. Majestät, ihrer Majestät Hofrath, Kammergericht,<br />

1


- XXXII -<br />

Nachdem alle Bemühungen, Schlör zu Recht zu verhelfen,<br />

umsonst. gewesen, habe dieser ihn schliesslich um <strong>ein</strong>en Reul.erdienst<br />

angesucht <strong>und</strong> gebeten, dass Sickingen ihm, als er <strong>ein</strong> F<strong>ein</strong>d worden,<br />

zu Willen sei. «Also hat uns Golf, der Gerechtigkeit zu Sleiiei', <strong>ein</strong><br />

glückliche!) Angriff verluhen uf dem Rh<strong>ein</strong> ». Mit Unwahrheit, aus<br />

Neid <strong>und</strong> I-lass, schrieben die <strong>von</strong> Worms ohn allen Gr<strong>und</strong>, «dass<br />

ich unverwahrt m<strong>ein</strong>er Ehren oder etwas anders, dann <strong>ein</strong>em frommen<br />

<strong>von</strong> dci' Ritlerschaft gebührt, gehandelt hab »<br />

(Auch dass ich dem Kamittergericlit etwas ohnschicklichs geschrieben<br />

haben soll, legen sie mir abermals als erdichtlich zu, wie<br />

sich das aus m<strong>ein</strong>en Schriften <strong>und</strong> mit A niwort voll Kammergericht<br />

k]äilich dart.hun mag.<br />

« Aus dem all<strong>ein</strong> ersch<strong>ein</strong>t öfl'enhat' <strong>und</strong> k]iirlich, (lass m<strong>ein</strong> Gemüt.<br />

nit zu <strong>ein</strong>iger Aufruhr oder Handhabung unehrharer Handlung, 1)0Gb<br />

röm. Kaiser, unsern a]lergnndigsten 1-Jerrn oder sonst Jetnands <strong>ein</strong>igs<br />

Stands des heil. Reichs zuwider Aufruhr <strong>und</strong> Empörung, Einführung<br />

<strong>ein</strong>igen Uehels zu erwecken, noch die Stadt Worms <strong>von</strong> Kais. Majesikit<br />

oder dem heil. Reich zu wenden sieht, wie das doch die voll<br />

in ihrem Ausschreiben <strong>und</strong> andere m<strong>ein</strong>e Missgonder nur zu Nachiheil<br />

<strong>ein</strong>zubilden unierstel eii, sondern all<strong>ein</strong>ig den armen verdrückten zu<br />

ü)uvver (?)».<br />

Sickingen begnügte sich jedoch nicht mit <strong>ein</strong>er Zurückweisung der<br />

<strong>gegen</strong> ihn <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>en .Klienten erhobenen Anschuldigungen, sondern<br />

ging selbst zum AngiIr <strong>gegen</strong> die Vertreter der Stadt über, ihre<br />

ganze Darlegung, so hob der Hitler gleich in Beginn s<strong>ein</strong>es J3erichts<br />

hervor, solle nur dazu dienen, « ihre lang vielfällig, onehrhare, gewnlliame,<br />

argthiitige Händel mit solchen ihren beblümten Schrifi.en<br />

zu heschonen » . An <strong>ein</strong>er spätern Stelle sagt er bestimmter, dass sie<br />

«weder Gottes, s<strong>ein</strong>er heiligen Kirchen noch Kloster, geistlicher <strong>und</strong><br />

vel ti icher, mit oneh ibarem durchdringend<strong>ein</strong> Vörneltnier <strong>und</strong> Verkl<strong>ein</strong>u<br />

ng göttlicher Dienst viel Zeit her .nif verschont haben, dazu<br />

vielen <strong>von</strong> der Ritterschaft, fast m<strong>ein</strong>en nächst gesippten<br />

Verwandten <strong>und</strong> besten Fre<strong>und</strong>en ihre Gerechtigkeiten, Freiheiten,<br />

Nutzungen, l-Jerkommen <strong>und</strong> Gehrüuche, auch gewaltiglicli,<br />

unersuchl, umerfordert Oder -erlangt <strong>ein</strong>ichs Rechtens, entsetzen,<br />

ihnen lieimschen <strong>und</strong> nehmen, welches selten .heslndigen Frieden<br />

lieden mag, wie wohl sie (loch des Friedens sich in ihrem Ausschreiben<br />

zu suchen <strong>und</strong> geneigt s<strong>ein</strong> berü hmen »<br />

So schwebe denn auch <strong>ein</strong>e j\ rizahl Prozesse «wie sie dann<br />

vielen Geistlichen <strong>und</strong> Weltlichen, in der sechst, acht, zehend, fünfzehend,<br />

zwanzigst, zwei Und zwanzigst <strong>und</strong> mehr ‚lahr mit Entsetzung<br />

<strong>und</strong> Verliallung des ihren durch sch<strong>ein</strong>lich he2wengiicli Proess<br />

noch ii Ilia Iten »


- xxxIJi -<br />

So nun dem also, so schliesst <strong>Sickingens</strong> wahrhaftiger Bericht,<br />

((<strong>und</strong> der mehreril cii Euer k urföi'stlichen, fürstlichen Gnaden, Gnaden,<br />

‚Würden <strong>und</strong> Gunst. der 'Wahrheit ungezweifelt wissen, steht m<strong>ein</strong>e<br />

unlerlhünig, hochdienstlich, fleissig <strong>und</strong> gütlich Bitt, denen <strong>von</strong><br />

\Vorins k<strong>ein</strong>en Glauben zu gehen, noch sich wider mich zu <strong>ein</strong>ig?n<br />

Ungnä4en, Widerwillen <strong>und</strong> Ungunst bewegen lassen, sondern<br />

m<strong>ein</strong>e Handlung <strong>und</strong> Benehmen <strong>gegen</strong> die <strong>von</strong> Worns<br />

für nothdringli cli, <strong>von</strong> ihnen geursacht gnädiglich <strong>und</strong><br />

günsilich erkennen <strong>und</strong> ermessen, mir desshalh gnädigste, gnä-<br />

(lige, günstige Herren, gut Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Gönner s<strong>ein</strong> <strong>und</strong> bleiben. Das<br />

will ich ufiterthänighich, dienstlich, fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong>, wie ich soll, ungespart<br />

Leibs <strong>und</strong> Vermögens, allzeit zu verdienen willig erf<strong>und</strong>en werden». -<br />

liii Sommer 1515 war die Stadt Worms lediglich auf sich selbst<br />

angewiesen. Während <strong>Sickingens</strong> zahlreiche ire<strong>und</strong>e die Sache in<br />

<strong>ein</strong>e gütliche Bahn zu lenken suchten, rieth der VTorniser Stadtschreiber<br />

eifrig ah, Sickingen zu gütlichem Verhör kommen zu<br />

lassen. Sickingen selbst, der dem Frankfurter Rath schon am<br />

8. Juni erklärt hatte, dass er in dieser Sache nichts anderes suche<br />

denn die «billich Ehrbarkeit)) <strong>und</strong> k<strong>ein</strong> Fre<strong>und</strong> der Empörung sei,<br />

schrieb den 25. November denselben Rath, dass <strong>ein</strong>er der Wormser<br />

Vertriebenen, Hans Hetlelherger, <strong>von</strong> den Richtern päpstlicher Heiligkeit<br />

in Rom <strong>ein</strong> Urfhdil ei'langt habe, welches anerkenne, dass ihm<br />

Unrecht <strong>und</strong> Gewalt geschehen sei; das müsse auch für die andern<br />

Vertriebenen gelten. Ulmann sieht darin <strong>ein</strong> recht hübsches Beispiel<br />

der Mittel, welche angewandt worden seien, uni Worms ins<br />

Unrecht zu setzen. War denn nicht der Papst für die Mehrheit des<br />

deutschen Volks die höchste Autorität,, namentlich wo es sich um<br />

<strong>ein</strong>e Abgrenzung derkirchlichen <strong>und</strong> staatlichen Gerechtsame handelte?<br />

Und war es <strong>ein</strong> verwerfliches Mittel, diese Autorität anzurufen <strong>und</strong><br />

nun gar für Sickingen, der als Anwalt der hischöll. Partei da' stand ?<br />

Nachdem im Frühling' des folgenden Jahres sowohl \'Vorms als<br />

die Woims unterstützenden Städte durch 'Wegnahme <strong>von</strong> Kauf-<br />

)ilannswaarell empfindlich gezüchtigt worden, behaupteten die <strong>von</strong><br />

Rechtsgelehrten herathenen Städte, dass die pfalzgräfliche Obrigkeit<br />

wegen Unterlassung der exactissima' diligentia den Rechten<br />

nach zum Ersatz verpflichtet sei, um so mehr, da schon tevissima<br />

culpa die Erstattungspflicht begründe <strong>und</strong> man obendr<strong>ein</strong> für das<br />

Geleit Geld nehme 0. Ungetähr um dieselbe Zeit sah sich der grösste<br />

deutsche Rechtsgclehrte dieser Zeit, Ulrich Zasius, veranlasst die Lehre<br />

<strong>von</strong> der culpa <strong>ein</strong>er Revision zu unterwerfen<br />

20 Ulniann S. 68 Anm. 4.<br />

27 Stintzing Zasins S. 137 if,


- XXXIV -<br />

Der Sommer des Jahres 1,516 brachte Worms <strong>ein</strong>ige Erleichteiung,<br />

da <strong>Sickingens</strong> Aufmerksamkeit durch den Krieg, welchen er<br />

in Gem<strong>ein</strong>schaft mit d<strong>ein</strong> Herrn <strong>von</strong> Gerolzeck <strong>gegen</strong> den Herzog<br />

<strong>von</strong> Lothringen führte, abgelenkt wurde. Am Ende des Jahres schien<br />

die Sache wieder <strong>ein</strong>e günstige Wendung zu nehmen. Fre<strong>und</strong>e<br />

<strong>Sickingens</strong> hatten darauf hingearheilet, den Zwist zwischen Wo,-ms<br />

<strong>und</strong> Schlör durch kaiserliche Kommissare entscheiden zu lassen.<br />

Sickingen selbst schrieb den 11. November an den kaiserlichen Rath<br />

Renner, der im Gegensatz zu Nicolaus Ziegler dem Adel günstig war, er<br />

wünsche nochmalige Untersuchung <strong>und</strong> Ernennung <strong>von</strong> Kommissarien<br />

er bestand also <strong>ein</strong>fach auf s<strong>ein</strong>er früheren Fordernncr. Aber s<strong>ein</strong>e<br />

Gegner erwirkten am 6. Dezember <strong>ein</strong> neues Mandat <strong>gegen</strong> ihn, in<br />

Folge dessen die Verhandlungen sich zerschlugen.<br />

Am 3. Februar 1517 theilte der Kaiser dem Rath der Stadt<br />

Stadt Strassburg mit, dass er die Ebernburg belagern wolle. Sickingeu<br />

s<strong>ein</strong>erseits erliess Dienstag nach Pauli Bekehrung <strong>ein</strong> Ausschreiben<br />

an alle Reichsslände, worin er die Gerechtigkeit s<strong>ein</strong>er Sache vertrat.<br />

Trotz aller Friedensliebe könne er s<strong>ein</strong>e <strong>Fehde</strong> nicht <strong>ein</strong>fach beilegen<br />

<strong>und</strong> Balthasar unresl.ituirl zu Recht stellen. S<strong>ein</strong>e Ilitlerehre erlaube<br />

nicht, denselben so auf die Fleischbank zu liefern.<br />

Inzwischen hatte der Kaiser am 23. April an Strassburg geschrieben,<br />

dass, da die auf den 12. März anbefohlene Hülfeleistung<br />

für Worms nicht zur Ausführung gekommen sei, der Rath nun s<strong>ein</strong><br />

Truppencontingent am 15. Juni in Worms haben odei' aber das<br />

Geld dafür erlegen solle. Voll aus war bereits <strong>ein</strong>e Insiruction<br />

ergangen, welche die Kurfürsten <strong>von</strong> Pfhlz, Mainz <strong>und</strong><br />

Brandenburg anwies, Sickingen das kais. Geleit zuzuschreiben <strong>und</strong><br />

denselben, s<strong>ein</strong>em mehrfachen Begehren gemäss, s<strong>ein</strong>er Handlung<br />

halber zu verhören. Am 26. Juni erschien Sickingen vor den Kurfürsten.<br />

Nachdem s<strong>ein</strong>. Verlangen nach Oeffentlichkeit der Verhandlung<br />

abgeschlagen worden, überreichte er in dem zwei Tage<br />

später stattfindenden Verhör <strong>ein</strong>e Denkschrift, in welcher ei die<br />

Wormser Streitigkeiten nach ihren Ursachen <strong>und</strong> Folgen darlegte<br />

<strong>und</strong> vor allem den Vorwurf zurückwies, als 01) s<strong>ein</strong> Thun zur<br />

Schmach <strong>und</strong> Verachtung des Kaisers gewesen. Auch habe er<br />

während der beiden ersten Jahre s<strong>ein</strong>er <strong>Fehde</strong> nur den Wormscrn<br />

Schaden zugefügt, erst, später auch denen, welche den Wormsern<br />

Hülfe geleistet, wofern sie k<strong>ein</strong> Geleit gehabt. «Dem rJi.utz <strong>und</strong><br />

Poch» der wider ihn angeltenden Städte <strong>gegen</strong>über habe er sich<br />

zur 'Wehr setzen müssen. Er wünsche wieder <strong>ein</strong>en gnädigen Kaiser<br />

zu erlangen, aber auch, dass Kaiser <strong>und</strong> Stände sich dieser Sache<br />

entschlügen ; dann hoffe er <strong>von</strong> den \Vormsern schon die i3illigkeit zu<br />

erlangen.


- XXXV -<br />

Man <strong>ein</strong>igte sieh, dass die Waffen ruhen sollten, während die<br />

Kurfürsten an den Kaiser Bericht erstatteten. Der Kaiser zeigte sich<br />

befriedigt. Schon den 7. Juli enthob er <strong>von</strong> Augsburg aus Sickingen<br />

nehsl. s<strong>ein</strong>en Helfern, Anhängern <strong>und</strong> Verwandten der Acht, Oberacht<br />

<strong>und</strong> aller anderen Pönen, die für ungültig <strong>und</strong> unwirksam<br />

erklärt wurden bei <strong>ein</strong>er Strafe <strong>von</strong> 50 Mark Goldes. Am folgenden<br />

Tage stellte er <strong>ein</strong>e Instruction zu weiterer Verhandlung aus. Zwischen<br />

Sickingen <strong>und</strong> Worms sei. <strong>ein</strong>stweiliger Bestand zu errichten, übrigens<br />

die Absolution sehr geheim zu halten. Der Strassburger<br />

Böcklin <strong>von</strong> J3öcklinsau berichtete den 17. August <strong>von</strong> Worms<br />

an den Rath s<strong>ein</strong>er Stadt, der Wornser Stadtschreiber befände<br />

sich am kaiserlichen Hofe. Was derselbe schreibe, weide ihm<br />

mitgetheilt. Die Wo'mser hätten i hin die Forderungen <strong>Sickingens</strong><br />

schriftlich übergehen, die er hiermit. Übersende. In <strong>ein</strong>em <strong>ein</strong>gelegten<br />

Zettel wird hinzugefügt «Nach d<strong>ein</strong> Schreiben dieser Missiven<br />

hat m<strong>ein</strong> Herr Karnnierrichler nach mir geschickt <strong>und</strong> mir<br />

gesagt., dass ciii Anstand sig zwischen röm. kais. Majestät <strong>und</strong><br />

Francis'cus». Nach <strong>ein</strong>em weitern Bericht vom 31. August hatte der<br />

Kainmerric]iler in der Nacht wieder nach iluxi geschickt <strong>und</strong> ihm<br />

gesagt., dass die Stände des Reichs auf 'den 24. August sich auf<br />

Rotenhin'g zu erheben würden.<br />

Worms war unterlegen, Sickingen Sieger. Im Frühjahr 1518<br />

langte <strong>ein</strong> Schreiben aus dem kais. Hoflager an, worin der Ritter<br />

aufgefordert ward, persönlich zu ersch<strong>ein</strong>en. Nach d<strong>ein</strong><br />

ritt er an den Hof. Der kaiserliche .Dath Zie g ler, den Sickingeu<br />

nicht ohne Gr<strong>und</strong> für das Haupt s<strong>ein</strong>er Gegner hielt, sandte ihm<br />

zum Willkomm ciii Fässchen W<strong>ein</strong>, <strong>und</strong> erbot sich mehr zu senden,<br />

falls der Trank m<strong>und</strong>e.<br />

Am andern Morgen fand die Audienz statt, der nur noch der<br />

geheime Rath <strong>von</strong> Renner bciwohnle. Sickingen trug s<strong>ein</strong>e Ent,-<br />

schuldigimg vor <strong>und</strong> der Kaiser erklärte Alles für <strong>ein</strong> blosses Missverständniss<br />

er wolle dem Ritter wieder <strong>ein</strong> gnädiger Kaiser s<strong>ein</strong>.<br />

Renner habe Befehl, über das Weitere zu verhandeln.<br />

Schlör, der die Wendung der Dinge in der Nähe s<strong>ein</strong>es<br />

Herrn beobachten konnte, hatte sich schon am 27. Juli 1517 an<br />

Dielrich Spät gewandt, um durch denselben zur Restitution <strong>und</strong><br />

zum Austrag zu gelahgen. Dieselben wolle er, wie auch s<strong>ein</strong> Junker<br />

thun werde, geheim halten. lin Januar 1518 wandten sieh dann die<br />

geächteten \Vormscr als des frommen Junkers <strong>von</strong> Sickingen Diener,.<br />

Anhänger <strong>und</strong> Verwandte an die Stadt. Worms mit d<strong>ein</strong> Begehr,<br />

«dass Ihr unaufzüglich hei kaiserl. Majestät darob syt, . wie<br />

Ihr uns zu Nachtheil die Acht wider Form <strong>und</strong> Rechten ausbracht<br />

habt, verschafft, dass wir der Sachen <strong>gegen</strong> Euch zu Verhör kommen


- XXXVI -<br />

<strong>und</strong> jedem, was billig, wiclerfahre». Sickingen vornämlich aber trat<br />

für s<strong>ein</strong>e .Klienten aufs entschiedenste <strong>ein</strong>. Den 11. August schrieb<br />

er, an Peter Scher, der auf dem Reichstag zu Augsburg den zahlreichen<br />

Wormser Gesandten ent<strong>gegen</strong> zu wirken suchte <strong>und</strong> ertheilte<br />

ihm die Weisung, die Hestitution der Vertriebenen vor dem rechtlieben<br />

Austrag zu erwirken.<br />

Am 93. September kam <strong>ein</strong> Friede zwischen Sickingen <strong>und</strong><br />

s<strong>ein</strong>en F<strong>ein</strong>den zu Stande, aber die Wormser Angelegenheit war<br />

damit noch k<strong>ein</strong>eswegs erledigt.<br />

Schlör konnte Sonntags nach Galli (10. Oktober) d<strong>ein</strong> kaiserl.<br />

Landvogt mittheilen, dass röm. kaiseri. Majestät ihn auf s<strong>ein</strong>e Ent-<br />

.schuldigung gliädiglicl1 voll Acht absolviert, <strong>und</strong> in s<strong>ein</strong>e Hab<br />

<strong>und</strong> Güter wieder restituirt habe. Bürgermeister <strong>und</strong> Rath der<br />

Stadt Worms erklärten freilich dem Landvogt noch den 25. Oktober,<br />

<strong>und</strong> wahrsch<strong>ein</strong>lich nicht mit Unrecht., dass sie <strong>von</strong> Schlörs Absolution<br />

<strong>und</strong> Restitution gar nichts wüssten, ihnen dieselbe auch nit ver-<br />

Idiot sei.<br />

Sonntag nach Elisabeth (19. November) schrieb Sickingenan den<br />

kaiserl, Rath Ziegler «Nachdem Ihr mir jüngst geschrieben <strong>und</strong><br />

begehrt haben, dass ich geireulichen Eleiss fürweiiden <strong>und</strong> fördern<br />

wolle, damit die Mittel, durch röm. kaiserl. Majestät verordnete<br />

Kommissarien zwischen dem hochwürdigen Fürsten, m<strong>ein</strong>en gnädigen<br />

Herrn, dem Bischof, s<strong>ein</strong>em Kapitel <strong>und</strong> der Stadt Worms in zwischen<br />

ihnen schwebenden Irrungen vorgeschlagen, durch gemelten m<strong>ein</strong>en<br />

gnädigen Herrn <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>er Gnaden Kapitel, angenommen würden,<br />

das hab ich mit getieucm Fleiss kaiserl. Majestät zu unerthänigem<br />

Gefallen <strong>und</strong> Euch zu fre<strong>und</strong>lichem Willen gethan, <strong>und</strong> wiewohl<br />

unter denselben Mitteln MIlch d<strong>ein</strong> Stift ahhrüchlich, altem Herkommen<br />

<strong>und</strong> Gerechtigkeiten ent<strong>gegen</strong>, so hat doch m<strong>ein</strong> gnädiger Herr<br />

der Sachen zu gut dero viel umgangen <strong>und</strong> tauen lassen». An<br />

demselben Tag schrieb auch der Bischof an Ziegler, um ihm<br />

fre<strong>und</strong>lichen Dank zu sagen für s<strong>ein</strong>en «treuen Fleiss in unserm<br />

<strong>und</strong> unsers Stifts Sachen hei kaiserl Majestät <strong>und</strong> sunst.»<br />

Mit dem Tode des Kaisers Maximilian ward die Sachlage für<br />

Worms noch ungünstiger; indem der Pfalzgraf als lleichsverwesser<br />

an des Kaisers Stelle trat, verlor die Stadt <strong>und</strong> gewann der Bischof<br />

<strong>ein</strong>en Scliutzhertn. Am 17. Juni 4519 ward die Pfalzgrafenrachtung<br />

vollzogen, welche die Raths- <strong>und</strong> Gerichtsverfassung in Worms neu<br />

ordnete <strong>und</strong> bestimmte, dass neben 12 Pat.riciern <strong>und</strong> 18 Handwerkern<br />

wieder 6 Ritter gewühlt werden sollten. Am 28. Juni 4520 ward endlich<br />

der neue König gewählt., nachdem die in Augsburg versammelten<br />

Räthe Maximilians die Unterhandlungen in Deutschland gepflogen. In<br />

Mainz hatten um dieselbe Zeit kaisert. Kommissare <strong>ein</strong> Abkommen


- NXXVI( -<br />

wegen Schlörs getroffen, nämlich dahin, (lass ihm für alle Forderung<br />

<strong>und</strong> Anspruch, so er s<strong>ein</strong>er Habe <strong>und</strong> Güter halber, die ihm in<br />

Worms vermöge der Acht genommen worden, zwölfh<strong>und</strong>ert Gulden<br />

aus Gnaden <strong>und</strong> un),Friedlebens willen gegeben <strong>und</strong> gezahlt werden<br />

sollten. Die Zahlung erfolgte durch dieselben Kommissare, denen<br />

Sehlör Quittung ertheilte.<br />

Als dann Karl V am 22. Oktober zur Krönung in Aachen <strong>ein</strong>zog,<br />

war auch Sickingen beschie(len. In Köln, wohin er den Kaiser begleitete,<br />

streckte der Ritter dem Herrn zweier Welten 20000 rh<strong>ein</strong>.<br />

Gulden ohne Zinsen <strong>und</strong> Unterpfand vor. Am 23. Oktober ward zu<br />

Brüssel s<strong>ein</strong>e Bestallung als königlicher Rath,Köminerling <strong>und</strong> Hauptmann<br />

ausgefe'rtgt. Schon nacl) s<strong>ein</strong>er Aussöhnung mit dem Kaiser<br />

Maximilian hatte er <strong>ein</strong>e Denkmünze schlagen lassen mit der Umschrift<br />

«all<strong>ein</strong> Gott die EIii, lieb den gem<strong>ein</strong>en Nutzen, beschirm<br />

die Gerechtigkeit » in s<strong>ein</strong>er neuen Eigenschaft liess er Münzen mit<br />

derselben Umscluift gen.<br />

Welchen Respekt. konnten Sickingen die Ordnungen des Reichs,<br />

die Mandate des Kammergerichts, die kaiser. Acht. <strong>ein</strong>flössen?<br />

Behaupteten die Kurfürsten, dass sie in Kraft ihrer Freiheiten<br />

dem Kanimergericlit nicht unterworfen seien, so handelte Sickingen,<br />

ohne <strong>von</strong> d<strong>ein</strong> Notiz zu nehmen, ganz wie er es für<br />

recht hielt,.


11. Die <strong>Fehde</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Trier</strong>.<br />

Zeigte uns die Wormser <strong>Fehde</strong> Sichingen als eifrigen Anwalt,<br />

<strong>ein</strong>es Bischofs, in denn dem er s<strong>ein</strong>en Lehnsherrn verehrte, den er in<br />

s<strong>ein</strong>en altherkömmlichen Gerechtsamen .he<strong>ein</strong>l.rächtigt sah, so finden<br />

wir ihn später als <strong>ein</strong>en ebenso heiligen Gegner <strong>ein</strong>es Bischofs, <strong>und</strong><br />

zwar des miichtigen kurfürsl.lichen Erzbischofs <strong>von</strong> <strong>Trier</strong>. Inzwischen<br />

ist mit, dem Ritter <strong>ein</strong>e grosse Wandlung vorgegangen : der gläubige<br />

Sohn der allen Kirche ward <strong>ein</strong> eifriger Anhänger der neuen, auf das<br />

Wort Gottes gegründeten Lehre. Huttun war es, der ihm die Verhältnisse<br />

des Beichs in anderm Lichte ersch<strong>ein</strong>en lies. Durch I-Jutten ward<br />

er auch veranlasst, für Reuchlin <strong>gegen</strong> die Dominikaner <strong>ein</strong>zutreten, <strong>und</strong><br />

so bildete diese <strong>Fehde</strong> (las Vorspiel zu der gewaltigen Unternehmung<br />

<strong>gegen</strong> <strong>Trier</strong>. Da der Konflikt Reuchlins mit (teil als<br />

<strong>ein</strong> typisches Beispiel der geistlichen Rechtspflege dieser labt betrachtet<br />

werden kann <strong>und</strong> Sichingen hier Gelegenheit hatte, «das<br />

antichristliche Gesetz der Pfaffen» z u studieren, so darf an die letzten<br />

\. Stadien des Prozesses erinnert weiden Ich folge dabei der vortreff-.<br />

liehen Darstellung <strong>von</strong> Strauss, d<strong>ein</strong> in Böcking <strong>ein</strong> genauer Kenner<br />

des Rechts zur Seite stand 1<br />

Nachdem die Kölner <strong>ein</strong>en kaiserlichen Befehl an alle Reichsangehörigen<br />

erwirkt hatten ‚ wonach der Augenspie gel fleuchlins,<br />

wo man ihn finde, cnnfiscirt weiden sollte, sah sich auch Reuch!iii<br />

jeder Rücksicht entb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> erklärte: «wer schreibt oder sagt,<br />

dass ich in m<strong>ein</strong>em Ratluschlag, die 3 iidehbücher betreffend, ans<br />

Befehl kaiserlicher Majestät gemacht ‚ habe gehandelt anders<br />

1 Strauss: Ul l ich <strong>von</strong> Hatten gsa'umeh1.c Schriften VII) S. 147 ff.


- XXXIX -<br />

denn <strong>ein</strong> christen'licher, . frommer, ehrbar Biedermann, cierselb<br />

lügt als <strong>ein</strong> unglaubhaftiger, leirhtFertiger, ehrloser Bösewicht ; des<br />

erheut ich mich zu Ehren <strong>und</strong> Recht fürzukomren. Jm Juni<br />

1513 fand er Gelegenheit, s<strong>ein</strong>e Vert.heidigung dem Kaiser zu überreichen<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong> Mandat auszuwirken, das beiden Theilen Schweigen<br />

auferlegte. Aber schon <strong>ein</strong>en Monat später hatten s<strong>ein</strong>e F<strong>ein</strong>de denselben<br />

Kaiser dahin gebracht, dass er <strong>ein</strong>en Befehl an die rh<strong>ein</strong>ischen<br />

Erzbischöfe wie auch an den Ketzermeister erliess, die Reuchlinsche<br />

Schutzschrift, wo sie sich fände, wegzunehmen <strong>und</strong> zu unterdrücken.<br />

Am 0. September 1513 forderte der Ketzermeister Hochstraten<br />

Reuchlin auf, am 15., also schon am sechsten Tage nach der Vorladung,<br />

in Mainz vor s<strong>ein</strong>em Richterstuhl zu ersch<strong>ein</strong>en. Auf den Protest<br />

des <strong>von</strong> Reuchlin geschickten Procurators wurde der Termin erstreckt,<br />

<strong>und</strong> so erschien den 9. Oktober Beiichuin in Begleitung <strong>ein</strong>es<br />

Poctor theologiae <strong>und</strong>. juris <strong>und</strong> <strong>ein</strong>es adeligen Obervogts, die Herzog<br />

Ulrich zu s<strong>ein</strong>em ‚l3eistande verordnet hatte. Als am 13. Oktober auf<br />

d<strong>ein</strong> Richtplatz, wo schon der Scheiterhaufen aufgerichtet war, das<br />

Urtheil verlesen werden sollte, welches den Augenspiegel zum Feuer<br />

verdammte, da kam <strong>ein</strong> Bote aus Aschaffenburg mit d<strong>ein</strong> erzbischöflichen<br />

Befehl, kraft, dessen das inqnisitionsgericht aufgehoben <strong>und</strong><br />

Reuchlins Appellation an den 'Papst genehmigt wurde.<br />

Der Papst übertrug die Sache dem Bischof <strong>von</strong>. Speier, der<br />

s<strong>ein</strong>erseits zwei s<strong>ein</strong>er Domherren mit der Entscheidung beauftragte,<br />

die Reuchlins Augenspiegel schützten, Hochstraten Stillschweigen<br />

<strong>und</strong> Kostenersatz <strong>von</strong> 111 rh<strong>ein</strong>ischen Gulden auferlegten<br />

<strong>und</strong> bei Strafe des Bannes geboten, sich binnen dreissig Tagen mit<br />

Ileuchlin zu vergleichen. Da nun Hochstraten s<strong>ein</strong>ßrscits an den Papst<br />

appellirte, 'fand sich auch Reuchlin veranlasst, die Akten nach Rom zu<br />

senden. Jetzt übertrug der Papst die Sache d<strong>ein</strong> Kardinal Gjimani <strong>und</strong><br />

dann <strong>ein</strong>er Commission <strong>von</strong> 18 Prälaten, vor der sich die Verhandlungen<br />

unter immer neuen Winkelzügen der Mönclisparlei Jahre<br />

lang hinzogen. Endlich am 2. Juni 1516 fand die öffeniliche Schlusssitzung<br />

statt., in welcher das Urtheil geflilIc werden sollte. Der Vorsitzende<br />

<strong>und</strong> die Beisitzer stimmten alte ftur den Augenspiegel, bis<br />

auf den magister sacri palatii, den Dominikaner Prierias. Der Papst,<br />

der den mächtigen Predigerorden fürchtete, erliess <strong>ein</strong> mandaturn de<br />

supersedendo, d. li. die Sache wurde nicht entschieden, sondern niedergeschlagen.<br />

Hutten war während s<strong>ein</strong>es zweiten Aufenthaltes in Italien dem<br />

Gange des Prozesses mit lebhafter Theilnahme gefolgt. Unter dem<br />

letzten Juli 1516 schrieb er aus Bologna an Nicolaus Gerbet, die<br />

Rettung sei iahe; Hochstraten habe mit den ungeheuern Summen,<br />

die er verschwendet, nichts ausgerichtet.. Einen Monat später gaben


- XI) -<br />

ihm s<strong>ein</strong>e Fre<strong>und</strong>e aus Rom immer noch gute Hoffnung; aber er<br />

fürchtete aufs Neue den Einfluss des Sophislengoldes, da er die<br />

Geldgier <strong>und</strong> Bestechlichkeit der römischen 1-löflinge kannte.<br />

4519 im August. war Hatten in Stuttgart. bei Reuchlin <strong>und</strong><br />

erschien dem guten Alten, der mehr moralischen als physischen Mutti<br />

hatte, in dem bevorstehenden Kriege als Helfer. Als das f<strong>ein</strong>dliche<br />

Heer sich der Stadt näherte, setzte Hatten es mit Siekingens Vermittlung<br />

hei den Anführern durch, dass im Fall <strong>ein</strong>er gewaltsamen Eroberung<br />

der Stadt Reuchlins Haus durch öffentlichen Ausruf im<br />

Heer sicher gestellt werde. Später ging Sickingen selhst mit HutI.eti<br />

zu Reuchlin, bezeugte ihm s<strong>ein</strong>e Ehrfurcht <strong>und</strong> versprach ihm in<br />

Bezug auf s<strong>ein</strong>en alten Streithandel alle Hülfe. Die aufgelaufenen<br />

Prozesskosten schlug Reuclilin schon 1515auf- mehr als 400 Goldgulden<br />

an.<br />

Arh Freitag nach St. Jakobstag erliess Sickingen <strong>ein</strong>e Erforderung<br />

<strong>und</strong> Verkündigung an Provinzial, Prioren <strong>und</strong> Convente des Prediger-<br />

Ordens deutscher Nation, <strong>und</strong> sonderlich an den Bruder Jakob Hochstrafen,<br />

<strong>von</strong> wegen des iioelige]ebrlen <strong>und</strong> weltberühmten Herrn Johann<br />

Reuchlin, beider Rechte Doctors. Da er, <strong>Franz</strong>, als Liebhaber <strong>von</strong><br />

Recht <strong>und</strong> Billigkeit, in Betracht ferner, dass Reuclilin s<strong>ein</strong>en Ettern<br />

oftmals gefällige Dienste erzeigt, auch, so viel au ihm gewesen, sich<br />

helleissigt habe, ihn, <strong>Franz</strong>, in s<strong>ein</strong>er Jugend zu sittlicher Tugend<br />

zu unterweisen, oh solchem ihrem Fürnehmen nicht unbillig Missfallen<br />

trage, so stehe an Bruder Hochstrat.en <strong>und</strong> dessen Ordensobere<br />

s<strong>ein</strong> Begehr, gemeldeten Doetor Reuchlin fortan ruhig zu<br />

lassen, auf den Gr<strong>und</strong> des speierschen Urtheils ihm Genugthuung zu<br />

geben <strong>und</strong> insbesondere die ihnen auferlegten Prozesskosten im Betrage<br />

<strong>von</strong> 111 Gulden an ihn zu entrichten, <strong>und</strong> zwar binnen Monatsfrist,<br />

nach Ueherantwortung dieses Briefes,<br />

Bald nachdem der in s<strong>ein</strong>en Mhteln ganz erschöpfte Beuchl:in<br />

<strong>von</strong> Pirkheimer <strong>ein</strong> Darlehen <strong>von</strong> 30 Goldgulden erhalten hatte,<br />

fing der <strong>Fehde</strong>hrief an zu wirken. Uni Weihnachten kam der Dominikanerprovincial<br />

zu dem Ritter nach Landstuhl <strong>und</strong> auf s<strong>ein</strong><br />

Bedeuten machl.en sich bald darauf zwei Abgesandte des Ordens zu<br />

ieuclilin auf den Weg. Dieser war klug genug, sie an Sickingen als<br />

s<strong>ein</strong>en Beschützer zurückzuweisen. Erst versuchten sie allerhand<br />

Winkelzüge <strong>und</strong> verlangten Fristen, aber Sickingen zeigte ihnen vollen<br />

Ernst. Um die Unterhandlung mit diesem zu erleichtern, veranassten<br />

sie nun J-Joct,straten, s<strong>ein</strong>e Aemter als Prior <strong>und</strong> Jnquisitoi<br />

nieder zu legen, <strong>und</strong> Ende Mai 1520 hatte Reuchlin die ihnen<br />

in Speier auferlegten Prozesskosten in gutem Gold in Händen.<br />

Iieberdies erliessen die Dominikaner <strong>ein</strong> Schreiben an den Papst,<br />

in welchem unter ehrenvoller Erwähnung l :teuchlins um gänztkhe


- -<br />

Hinlegung des Handels auf ewige Zeiten gebeten war. Aber als fichte<br />

MatTen hatten sie das mit dem stillen Vorbehalt getharf, es unmittelbar<br />

darauf als erzwungen zu widerrufen, in diesem Sinne<br />

schickten sie dem ersten Schreiben eilig andere nach. Am 23. Juni<br />

1520 erfolgte <strong>ein</strong> päpstliches Breve, das die speiersche Sentenz<br />

förmlich kassirte, Beuchlins Buch verdammte <strong>und</strong> den Verfasser in die.<br />

gesammten Prozesskosten verurtheiltö. .Fiochstrat.en, in s<strong>ein</strong>e nur zum<br />

Sch<strong>ein</strong> verlorenen Stellen alsbald wieder <strong>ein</strong>gesetzt, <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e wür<br />

Brüder schlugen das Breve in Köln mit Jubel an.<br />

Siekingen musste sich noch <strong>ein</strong>mal in den Handel legen. Er liess<br />

sich durch Holten <strong>ein</strong> Schreiben au den Kaiser aufsetzen, auch die<br />

Kurfürsten <strong>von</strong> Mainz <strong>und</strong>. Sachsen um ihre Verwendung in der Sache<br />

bitten. Reuchlin selbst hul er auf die Ebernburg <strong>ein</strong>. Aber der<br />

schwach gewordene Gelehrte hatte schau zu Anfang desselben Jahres<br />

<strong>ein</strong>en Lehrstuhl des Griechischen <strong>und</strong> Hebrfiiscben an der Universität<br />

Ingolstadt angenommen, um im Frühling 1521 s<strong>ein</strong> altes Hauswesen<br />

in Stuttgart wieder aufzusuchen <strong>und</strong> im folgenden Winter nach<br />

Tübingen überzusiedeln. Am 30. Juni 1522 starb der hochverdiente,<br />

vielgeärgerte alte Mann an der Gelbsucht. Wie es, mit der Beitreibung<br />

der Kosten des langjährigen Prozesses, die ihm schliesslich auferlegt<br />

worden, gehalten ward, erfahren wir, nicht. -<br />

Im Januar 152 0 warHutten hei Sickingen auf Landstuhl nnd suchte<br />

ihn ebenso für Luther, wie kurz vorher für Reuchlin zu stimmen.<br />

Sickingen hatte es damals besonders auf Ferdinand abgesehen. Ihm widmete<br />

Hatten die Schrift aus den Zeiten H<strong>ein</strong>richs IV, zu dessen Gunsten<br />

<strong>und</strong> wider Gregor VII. verfasst, die er das Jahr vorher irr der Bibliothek<br />

zu Fulda gef<strong>und</strong>en hatte. Sie Karl selbst zu widmen, da<strong>von</strong> hielt dci'<br />

Umstand ab, dass dieser noch in Spanien war; aber auch an ihn<br />

wandte sieh Hutten in der Zueignung Einen grössern Dienst könne<br />

beiden jungen Fürsten Niemand erweisen, als wer sie nicht länger<br />

Knechte s<strong>ein</strong> lasse. Knechte der römischen Bischöfe aber seien alle<br />

diejenigen deutschen Kaiser gewesen, welche sich •die Demüthigung<br />

hei der Krönung, die Eingriffe in die Regierung, die Plünderung<br />

Deutschlands, wie sie seit langem herkömmlich geworden, habegefallen<br />

lassen. Die beiden erlauchten Brüder sollten d<strong>ein</strong><br />

Bevoi'thiilungssystem, welches die Päpste in Deutschland in Anwendung<br />

bringen, <strong>ein</strong> Ende machen, ihr Regiment damit eröffnen,<br />

dass sie den Deutschen die Freiheit wiedergäben <strong>und</strong> jenen ihr Rauhen,<br />

Plündern <strong>und</strong> Trügen legen.»<br />

Im Lauf des Juni, als man in Born die Verdammungsbulle <strong>gegen</strong><br />

Luther zu Stande brachte, schrieb dieser seit) Buch an den christ-


- XLII -<br />

liehen Adel deutscher Nation. Anfangs August erschien die welthistorische<br />

Schrift, in weicher dargelegt ward, dass die Geistlichen das<br />

Wort Gottes <strong>und</strong> das Sakrament sollten handeln, - das sei ihr Werk<br />

<strong>und</strong> Amt, - <strong>und</strong> dass sie der Obrigkeit unterworfen s<strong>ein</strong> mflssten. Der<br />

Papst solle bestehen, natürlich nicht als Oberherr des Kaiserthums,<br />

noch als Inhaber aller geistlichen Gewalt. Zunächst in Deutschland<br />

solle man <strong>ein</strong>en Primas haben mit s<strong>ein</strong>em eigenen Gericht <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>en<br />

Kanzleien der Gnade <strong>und</strong> Gerechtigkeit., vor welchen die Appellationen<br />

<strong>von</strong> den deutschen Bischöfen zu bringen seien.<br />

Vom September an finden wir Hutten auf der Ebernburg. Ehen<br />

schickte Sickingen sich an, zur Begrüssung des aus Spanien angekommenen<br />

Königs Karl abzureisen, «Tag <strong>und</strong> Nacht», rief J-Iutteu<br />

d<strong>ein</strong> Rh<strong>ein</strong> hinaufziehenden Kaiser zu, «Tag <strong>und</strong> Nacht will ich<br />

Dir dienen ohne Lohn; manchen stolzen Helden will ich Dir aufwecken;<br />

Du sollst der Hauptmann s<strong>ein</strong>, Anfänger <strong>und</strong> Vollender;<br />

es fehlt all<strong>ein</strong> an D<strong>ein</strong>em Gebot..» -<br />

Am 28. Januar 4521 hatte Karl den Reichstag zu Worms<br />

eröffnel.. Auf Andriingen der Stände des Reichs war Luther unter<br />

Zusicherung freien Geleits berufen. Im April trat er die Reise all.<br />

Inzwischen war auf der Ehernhuig <strong>ein</strong> seltsamer Gast <strong>ein</strong>getroffen,<br />

der <strong>Franz</strong>iskaner Glapion, . des Kaisers Beichtiger, der Sickingen anlag,<br />

er. möge Luther veranlassen, unterwegs bei ihm <strong>ein</strong>zukehren. In der<br />

That sandte Sickingen s<strong>ein</strong>en Gas!. Martin Bucer mit etlichen Reitern<br />

nach Oppenheim, um d<strong>ein</strong> durchreisenden Luther die Einladung<br />

auszurichten. Aber dieser antwortete, wenn der kaiserliche Deichtiger<br />

etwas mit ihm zu thun habe, so könne das in Worms geschehen.<br />

Am 10. April schrieb der päpstliche Nuntius aus Worms:<br />

«Ehen erfuhr ich durch verschiedene Boten <strong>und</strong> den Lärm des<br />

laufenden Volkes, dass der grosse Häresinrch s<strong>ein</strong>en Einzug hielt.<br />

Ich schickte <strong>ein</strong>en m<strong>ein</strong>er Diener, der mir berichtete, dass er bis<br />

zum Tlaor der Stadt. <strong>von</strong> vielleicht h<strong>und</strong>ert Reitern, ich glaube<br />

<strong>Sickingens</strong>chen, begleitet wurde. » Derselbe Aleander m<strong>ein</strong>te, dass<br />

Sickingen jetzt all<strong>ein</strong> in Deutschland König sei. « Die Prälaten zittern<br />

<strong>und</strong> lassen sich verschlingen wie die Kaninchen. »<br />

Am 17. konnte der Nuntius die Jnstruct ion feststellen für die<br />

Leitung des Verhörs. Der Kaiser befahl ganz nach s<strong>ein</strong>em Wunsche.<br />

Aleander bestimmte die Fragen, welche der Offizial <strong>von</strong> <strong>Trier</strong> in<br />

des Kaisers Namen an Luther richten sollte. Der Offizial, der in<br />

demselben Hause mit Aleander wohnte, Vand an Wand, hatte Luther<br />

angekündigt, dass, wenn er jeden Widerruf ahlehne,- das Reich schon<br />

wissen werde, wie es mit <strong>ein</strong>em Ketzer zu verfahren habe. Am 1. Mai<br />

schrieb Hutten, das Vorgehen, als sei Luther •heruIn worden, um


- x 1111 -<br />

sich zu verantworten, sei <strong>ein</strong>e Lüge evesen man habe ihnt ja<br />

k<strong>ein</strong>e Verantwortung gestaltet. Und nun behaupteten <strong>ein</strong>ige Juristen,<br />

der Kaiser sei nicht verpflichtet, ihm das freie Geleit zu halten, ja<br />

er sei verpflichtet, es nicht zu halten. nie gottlosen Bischöfe möchten<br />

das Beispiel ihrer Vorgiinger auf dem Gonstanzer Concil nachahmen.<br />

Aber, so fügte er wohlgernuth hinzu, «wir haben <strong>Franz</strong> auf unserer<br />

Seite, nicht all<strong>ein</strong> günstig, sondern voll <strong>von</strong> Eifer. Er hat Luther, so<br />

zu sagen, ganz in sich gesogen. »<br />

Rom siegte. Am 25. Mai ward <strong>von</strong> Aleander <strong>ein</strong> kais. Edict<br />

erlangt, das Luther in der Form verdammte, wie es die Kurie immer<br />

gefordert hatte. Das ganz römische Edict, das «mit <strong>ein</strong>helligem<br />

Rath der Kurfürsten <strong>und</strong> Stände <strong>und</strong> zwar schon am 8. Mai erlassen<br />

zu s<strong>ein</strong> behauptete, war nicht den versammelten Stünden, sondern<br />

den zuflultig heim Kaiser anwesenden Kurfürsten <strong>und</strong> Fürsten nicht<br />

vorgelegt, sondern lediglich vorgelesen worden. Der Kaiser hatte<br />

d<strong>ein</strong> den grössten Dienst geleistet ; er hatte demselben, so viel<br />

an ihm war, das in s<strong>ein</strong>er Tiefe erregte deutsche Volk unterworfen 2<br />

Am 34. Mai hatte der Kaiser Wo pms verlassen. Am 2Juni<br />

erhielt er in Mainz die Nachricht, dass der Graf <strong>von</strong> Nassau <strong>ein</strong>en<br />

festen- Platz Roherts <strong>von</strong> der Mark genommen habe <strong>und</strong> der <strong>von</strong><br />

den <strong>Franz</strong>osen Anfangs mit so glänzenden Erfolgen geführte Krieg in<br />

Navaira sich hereil.s <strong>gegen</strong> sie gewendet habe. Mit Sickingen hatte<br />

er dann <strong>ein</strong>e mehrstündige Besprechung über Aufstellung <strong>ein</strong>es<br />

grossen Heers. -<br />

Der Ritter sass im Wildbad, als ihn am 4. Juli <strong>ein</strong>e kaiserliche<br />

Botschaft zu den Waffen rief; auf eigenen Kredit sollte er als .11cfehlshal,er<br />

<strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Heer sammeln. Sickingen, der das Anerbieten annahm,<br />

schickte behufs Klarstellung se iner rechtlichen Ansprüche <strong>ein</strong>en vertrauten<br />

Diener nach Brüssel, d<strong>ein</strong> der Kaiser hei s<strong>ein</strong>em fürstlichen<br />

\Vort die Ersiattung der aufgewandten Kosten zusicherte. Unter der<br />

für Sickingen ausgeterhigten Bestallung schrieb er eigenhändig<br />

«<strong>Franz</strong>iskus, t.hut darin Euer Bestes. Wir werden Euch gute Treue<br />

halten <strong>und</strong> es anerkennen. n<br />

Anfangs August fand im Lux<strong>ein</strong>burgischen die Ver<strong>ein</strong>igung der<br />

Truppentheile statt. Ende August musste sich Sedan ergehen.<br />

Sickingen, der an ttern Erfolg rührnlichen Antheil hatte, wollte den<br />

Krieg mit gesammter Macht auf französischem Boden ausfechten.<br />

Aber der Graf <strong>von</strong> Nassiu widersprach. Die Lage <strong>Sickingens</strong>, der aus<br />

der kaiserlichen Kasse k<strong>ein</strong>e Zahlungen erhielt, auch ohne genügende<br />

eigene Mittel war, erschien um so bedenklicher, als Seuchen <strong>und</strong><br />

Krankheiten ausbrachen <strong>und</strong> die Truppen den anbefohlenen Sturm<br />

2 Baumgarten Geschichte Karls V. Erster Band 5 4,54 ff. u. 493 ff.


- XLIV -<br />

auf Mcziäres verweigerten. Hatten sie doch nicht <strong>ein</strong>mal ihren<br />

vollständigen Sold erhalten. Du October war wieder der Sold für<br />

den September rückständig. Dazu wusste man Misstrauen zwischen<br />

die beiden kaiserlichen Feldherren zu säen. Am französischen Hofe<br />

ei-zahlte man sich hohnlachend, dass sie sögar die Schwerter auf<br />

<strong>ein</strong>ander gezückt hätten.<br />

Der Kaiser berief das Heer ab <strong>und</strong> beschied Sickingen zu sich<br />

mit dem Befehl, s<strong>ein</strong> Volk zu beurlauben. Aber die Entlassung hatte<br />

ihre Schwierigkeiten: Sickingen konnte nur <strong>ein</strong>en Theit ahnen,<br />

die Andern mussten sich mit <strong>ein</strong>em Zahlungsversprechen begnügen 3.<br />

In Brüssel angelangt, musste der Ritter sich lange Zeit, gedulden,<br />

während über ihn <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e unfähige, ja ven-ätherische Kriegsführung<br />

die boshaftesten ErvÄhlungen die B<strong>und</strong>e machten. Am -15.<br />

- - November schrieb er an den Rath <strong>von</strong> Strassbur g « Mir ist es fit<br />

<strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>e Beschwerde, dass ich Uch uf die onverdiente erzeugte<br />

Fre<strong>und</strong>schaft in Lihun der zehentusend Gulden, wie ich verschrieben,<br />

nil hab us Verhinderung ö<br />

onvorschener Zufäll Bezahlung<br />

thun mögen,. liege itz<strong>und</strong> allhie zu Brüssel, gnädige,-<br />

fürdeilicher Bezahlung <strong>von</strong> kais. Majestät wartend <strong>und</strong> hoffend, bitt<br />

deshalheu Verzügs der Bezahlung k<strong>ein</strong> Missd1ens zu dragen 4 ». Im<br />

kais. Kahinet ward berechnet, dass man <strong>Franz</strong> mehr als 100,000<br />

Gulden schuldig sei. Nach langem Harren musste Sickingen sich mit<br />

<strong>ein</strong>em Abschied begnügen, der ihm Zahlung s<strong>ein</strong>er geprüflei. Forderung<br />

im Betrag <strong>von</strong> 76,500 Goldgulden in verschiedenen Raten<br />

zusagte, dazu 150 Zentner Kupfer für Geschütze, die in' Dienst. des<br />

Kaisers verbraucht worden. Am 1. <strong>und</strong> 5. Dec<strong>ein</strong>ber wurden diese<br />

Abmachungen zu Papier gebracht. Am 17. entschuldi g te sieh<br />

Sickingen wieder bei dem Rath <strong>von</strong> Strassburg; dass er die geliehehen<br />

10,000 Gulden noch nicht zurückgezahlt habe, der Kaiser habe<br />

ihn noch nicht befriedigt. Ei' sei mit ihm jetzt. über Ansetzung <strong>von</strong><br />

neuen Zielen über<strong>ein</strong>gekommen. Doch glaube er, dass die Zahlung<br />

der ersten Rate, die auf puriflcatio (2. Februar) angesetzt sei, sich<br />

bis in die Fasten verziehen werde. -<br />

Werfen wir jetzt wieder <strong>ein</strong>en Blick auf das Reich.<br />

Auf dem Reichstag war das vollständig in Verfall erathene<br />

Kammergericht wieder erneuert worden. Da man hei 3000 alle<br />

unerledigte Prozesse zählte, so dachte man Anfangs daran, so viel<br />

Assessoren zu ernenne!), dass man sie in zwei Senate -abtheilen<br />

könne, <strong>von</strong> denen der <strong>ein</strong>e sich nur mit den alten Sachen zu beschäftigen<br />

habe. Man halte ferner den Plan, den Prozessgang nach<br />

3 Waitz Die Flersheimer Chronik, S. 70.<br />

4 Politische Koirespondeiiz Nr. 90.


- XLV -<br />

dem Muster der Rota Romana oder des französischen Parlaments zu<br />

verbessern. All<strong>ein</strong> es zeigte sich bald, wie wenig sich thun lassen<br />

werde. « Ich habe noch k<strong>ein</strong>en Doctor gesehen», schrieb der Frankfurter<br />

Gesandte nach Haus, cc der <strong>ein</strong>e gute Art der Verbesserung<br />

angegeben hätte. Man sagt nur: Personen <strong>und</strong> Audienzen sollen<br />

vermehrt, die Ferien verringert, Ca'illationen abgeschnitten sverden<br />

das hätte auch <strong>ein</strong> Bauer rathen können.» «Man sitzt täglich», sagt,<br />

er <strong>ein</strong> ander Mal, «über der Reformation des Kammergerichts ; aber<br />

das ist wie <strong>ein</strong> wildes Thier Jedermann kennt s<strong>ein</strong>e Stärke Niemand<br />

weiss, wie man es angreifen soll; der Eine räth dahin, der<br />

Andere dorthin.»<br />

Am Ende kamen die Stände, <strong>von</strong> denen auch hier die Vorschläge<br />

ausgingen, zu der Ueberzeugung, dass sich nichts Tauglicheres auffinden<br />

lasse als die alte Ordnung ([es Jahres 1405, mit den VerS<br />

hesserungen, die sie später erfahren, <strong>und</strong> <strong>ein</strong>igen neuen Zusätzen.<br />

Die Hauptveränderung war, dass man d<strong>ein</strong> Kaiser, wie bei dem Regiment,<br />

so auch hei dem Gericht., zwei neue Beisitzer vergönnte. Uehrigens<br />

fand die Besetzung auf die zuletzt in Costnitz beliebte Weise<br />

statt man hielt auch hier die sechs Kreise fest. Di. drei geistlichen<br />

Kurfürsten <strong>und</strong> die drei ersten Kreise sollten gelehrte, die drei<br />

weltlichen Kurfürsten <strong>und</strong> die drei letzten Kreise rittermässige Beisitzes<br />

senden. Karl V versprach als Kaiser zwei gelehrte, <strong>von</strong> Seiten<br />

s<strong>ein</strong>er Erblande zwei rittermässige Assessoren. Mit den Ständen zugleich<br />

hatte er dann die Ernennung des Kammerrichters <strong>und</strong> der zwei<br />

Beisitzer aus dcii Grafen <strong>und</strong> Herren zu vollziehen. Die Kosten des<br />

Gerichts, das an demselben Ort wie das ständische Regiment gehalten<br />

<strong>und</strong> der Aufsicht desselben unterworfen s<strong>ein</strong> sollte, wurden<br />

auf 1.3,410 Gulden angeschlagen .<br />

Als Statthalter war des Kaisers Bruder dem Regiment vorgesetzt.<br />

Der Landfriede Karls V ward nicht besser gehalten als die<br />

früheren. Ein paar kaiserliche Räthe, die <strong>von</strong> dem Reichstage zu<br />

Worms, wo sie ihn hatten beschliessen helfen, nach Augsburg<br />

reisten, Gregor Lam1arter <strong>und</strong> der Schatzmeister Johann Lucas,<br />

wurden überfallen <strong>und</strong> gefangen genommen. Der Sitz der Regierung<br />

<strong>und</strong> des Gerichts ‚ in gewissem Sinn in diesem Augenblick<br />

die Hauptstadt des Reichs, Nürnberg, war auf allen Seiten <strong>von</strong><br />

wilder <strong>Fehde</strong> umgeben«.<br />

im 1-leihst schritt man zur Errichtung der ständischen Regierungsform.<br />

Die alten Akten des Reichskamhiergericht,s, viele Zentner<br />

5 Ranke J, 318 f.<br />

6 fliinke II, 71.


- XLVI -<br />

schwer, <strong>gegen</strong> viei'thalbtausend ältere, noch nicht erledigte Prozesse<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong>e grosse Anzahl neuer Klagen, auf die noch k<strong>ein</strong>e Ladung<br />

erkannt war, wurden nach Nürnberg geschafft.. mi Laufe des November<br />

kam man so weit, dass zuerst (las Reichsregiment, dann<br />

auch (las Kammergericht eröffnet werden konnte 7,<br />

Aber noch konnte man hei k<strong>ein</strong>em Urtheil, k<strong>ein</strong>em Beschluss<br />

auf s<strong>ein</strong>e Ausführung zählen. So ward jetzt besonders auf <strong>ein</strong>e Executionsordnung<br />

gedacht zur Fürsehung <strong>und</strong> Erklärung des Landfr'iedens<br />

nach den, im Jahr 1512 gemachten 'Vorschlägen. Der Entwurf ging<br />

zur J3estäligung all Kaiser, der durch s<strong>ein</strong>e vorläufige Einwilligung<br />

schon geb<strong>und</strong>en war.<br />

Auch die Befestigung des Gerichts, das wegen der Art der Besoldung<br />

s<strong>ein</strong>er Mitglieder nur <strong>ein</strong> prekäres Das<strong>ein</strong> hatte, ward in's<br />

Auge gefasst <strong>und</strong> zwar durch <strong>ein</strong>e Reform des Steuerwesens. Die<br />

Städte erklärten, sich da<strong>gegen</strong> lieber bereit, zwei Beisitzer des Kammergerichts<br />

zu besolden. ‚in Dezember schrieb der Rath <strong>von</strong><br />

Strassburg an s<strong>ein</strong>en Gesandten, er habe abermals <strong>ein</strong> Mandat erhalten,<br />

worin er zur Bezahlung des St.rassbiirger Antheils an der<br />

Unterhaltung des Regiments <strong>und</strong> Kammergerichts aufgefordert. werde, -<br />

Aber das Geld dafür habe er schon in der }leihst- <strong>und</strong> Fastenmesse<br />

anno 21 <strong>und</strong> 22 zu Frankfurt, <strong>und</strong> Nürnberg erlegt, <strong>und</strong> die<br />

jetzt. geforderten Beilräge seien erst in der kommenden Herbst- <strong>und</strong><br />

Fastenmesse Ihlti,.<br />

Das Regiment s<strong>ein</strong>erseits hatte unter den Einwirkungen der<br />

kaiserlichen Hot'r'äthe zu leiden, die noch immer, k<strong>ein</strong>s ihre( lukrativen<br />

-Rechte falten lassen wollten <strong>und</strong> nach wie vor der Beslecitlielikeit<br />

angeklagt wurden. Es kamen sehr sonderbare Dinge vor. Unter<br />

anderem hatte der Bischof <strong>von</strong> Würzburg <strong>ein</strong>en mit kaiserlichem<br />

Geleit versehenen Mini niederwerfen lassen <strong>und</strong> hielt ihn gethngen<br />

Billiger Weise nahm sich das Regiment des Ueherwältigten an. 'Wie<br />

sehr erstaunte man aber, als <strong>ein</strong> Erlass des Kaisers <strong>ein</strong>lief, worin<br />

er erklärte, er habe jenes Geleit unbedachtsam gegeben mithin<br />

könne (]ei- Bischof <strong>ein</strong> wahres kaiserliches Geleit nicht gebrochen<br />

haben. In Gem<strong>ein</strong>schaft mit dem Regiment verwandten sich die<br />

Stände für den Bischof voll der sich über die Acht beklagte,<br />

die <strong>gegen</strong> ihn <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e Fre<strong>und</strong>e ergangen war, ohne dass<br />

sie 'eitirt <strong>und</strong> verhört worden. Aber der Kaiser wollte nicht leiden,<br />

dass man ihm «In s<strong>ein</strong>e Geschäfte» greife <strong>und</strong> wies die Verwendung<br />

kurz ab. Am 14. Mai gedenkt Planitz <strong>ein</strong>es Mannes, der nach langer<br />

Gefangenschaft <strong>ein</strong>e kaiserliche Absolution ausbringt. « Ist vermuthlielt,<br />

weil das Regiment die Sach zu sich fbrdert <strong>und</strong> die<br />

7 flanke II, 27.


- XLVII -<br />

Such den Hofrätlien nicht gestatten volIte hierin zu handeln, dass<br />

sie die Absolution gefördert, damit das Regiment auch nichts daran<br />

haben sollt.»<br />

%\Tir wissen, wie sehr grade die Ritterschaft über den damaligen<br />

öffentlichen Zustand missvergniigt war, vor Allem über das Kammergericht.,<br />

das nur den Schwachen zu finden wisse, aber den Mächtigen<br />

in Ruhe lasse.<br />

Im Frühling ver<strong>ein</strong>igte sich nun der oberrh<strong>ein</strong>ische Adel zu<br />

Landau darüber, s<strong>ein</strong>e Lelinssachen nur vor Lehnrichter <strong>und</strong><br />

Mannen, wie vor Alters hergebracht, s<strong>ein</strong>e Streitigkeiten mit andern<br />

Ständen nur vor unparteiischen, mit rittermüssigen Leuten besetzten<br />

Gerichten entscheiden zu lassen <strong>und</strong> <strong>ein</strong>em Jeden, d<strong>ein</strong> dies versagt<br />

werde, zu Hülfe zu kommen. Zu ihrem Hauptmann wählte die<br />

freie Reichsritterschaft, die dieses brüderliche Ver<strong>ein</strong>- <strong>und</strong> Verst.ändniss<br />

zu Beobachtung guter Polizei <strong>und</strong> Handhabung des Landfriedens<br />

unter sich aufrichtete, den edlen, ehrenfesten Franciscus <strong>von</strong> Sickingen,<br />

der neben andern vorn Regiment für die Stelle <strong>ein</strong>es obersten<br />

Hauptmannes <strong>gegen</strong> die Türken in Aussicht genommen worden.<br />

Eine Schrift Hnttens an die Reichsstädte, ungefähr vorn<br />

ist <strong>ein</strong> Manifest der Gesinnungen, die man in der Umgebung<br />

<strong>Sickingens</strong> hegte. Nie sind die Fürsten heftiger der Gewalithätigbeil,<br />

<strong>und</strong> Tjnrechtlichkeit angeklagt worden:<br />

Auf der Ebernburg war es, wo um dieselbe Zeit zuerst der<br />

evangelische Gottesdienst <strong>ein</strong>geführt ward. Von April bis November<br />

iebI.e hier Oecolan»padiu's 1 der den Burggottesdienst reformirte.<br />

Evangetiutn oder Epistel in der Messe wurden deutsch verlesen <strong>und</strong><br />

<strong>Sickingens</strong> Pfarrer verheiratheten sich.<br />

Im Sommer traf die Reihe, bei dem Regiment persönlich anwesend<br />

zu s<strong>ein</strong>, den Kurfürsten Friedrich. Die Stellung des Begi-<br />

)fleITtS zu der religiösen Bewegung änderte sich nun, wiy es zu voller<br />

Selbstständigkeit gelangte wesentlich! Die Behörde, welche die kaiserliche<br />

Gewalt repräsentirte, nahm den <strong>von</strong>» Kaiser geächteten Luther<br />

in Schutz <strong>und</strong> näherte sich s<strong>ein</strong>en Tendenzen.<br />

So lagen die Verhältnisse, als Sickingen im Herbst die neue<br />

<strong>Fehde</strong> ankündigte. Was ihn zuletzt zu diesem Vorgehen trieb, war<br />

s<strong>ein</strong> (Jnmut.h fiber die finaniiellen <strong>und</strong> militärischen Zustände des<br />

Reichs. «Ich fürchte den Kaiser nicht», so erklärte <strong>Franz</strong> 1 in» Parlernent<br />

zu Paris, «denn s<strong>ein</strong>e Kassen sind leer. Ich da<strong>gegen</strong> habe<br />

Geld im Ueberfluss, kann auch die Kirchengüter nach m<strong>ein</strong>en Absichten<br />

verwenden.»<br />

Wie es mit den kaiserlichen Finanzen <strong>und</strong> den kaiserlichen<br />

Truppen stand, wusste Niemand besser als Sickingen. Durch<br />

die Unternehmung <strong>gegen</strong> den erzhischöflicheti Kurfürsten gedachte


- XLVIII -<br />

er 'Geld <strong>und</strong> Truppen für den Kaiser zu gdw'innen. Mit gröster<br />

Offenheit erklärte er (las später dem Boten des Räiclisregimdnts<br />

«Wolle man ihm folgen, so wolle er helfen machen, wann die K. M.<br />

in diese-Lande komme, dass K. 14. mehr Le u t u nd Gelds<br />

finde »<br />

Voll patriotischen Zorns sah er die vorn, Klerus zusammengebrachten<br />

<strong>und</strong> in <strong>und</strong>eutschem Interesse verwandten Reichlhüitier.<br />

Nicht umsonst halte er die Enthüllungen Hutt.ens über das Treiben<br />

des römischen Hofs Vernommen.<br />

Es sch<strong>ein</strong>t kaum <strong>ein</strong>em Zweifel zu unterliegen, dass <strong>Franz</strong> dem<br />

Ruhme <strong>ein</strong>es Ziska nchstrebte, der die Güter der Waffen Iheils den<br />

Erben derer, die sie gestiftet, Iheils dem allgem<strong>ein</strong>en Besten zurückgestellt.<br />

Schon ging denn auch das Gerücht, Sickingen habe sich<br />

vorgenommen, die Pfaffen <strong>und</strong> Bischöfe zur Ordnung zu bringen.<br />

Ueber das Verhältniss zum Kaiser war Siekingen schon längst<br />

mit sich im Klaren. Deutschland brauche jetzt <strong>ein</strong>en schai-.fe.u, kriegej-isclien,<br />

nicht <strong>ein</strong>en trägen Pfaffenkaiser. Es gäbe Fälle, wo Ungehorsam<br />

<strong>gegen</strong> den Kaiser der beste Gehorsam sei.<br />

Am wenigsten konnte das päpstliche Recht im Wege stehen.<br />

Hatte doch schon Luther die päpstlichen Gestzhücher verbrannt. Und<br />

wenn Holten erklärte, dass das ganze päpstliche Recht als <strong>ein</strong>e<br />

Sammlung <strong>von</strong> herrsch- <strong>und</strong> habsüchtigen Menschensatzungen <strong>von</strong><br />

allen übrist]ichen Fürsten iiud Völkern verbrannt <strong>und</strong> abgeschafft<br />

werden sollte, so hatte <strong>Franz</strong> nichts da<strong>gegen</strong>, ja er war damit <strong>ein</strong>verstanden,<br />

dass alle lat<strong>ein</strong>ischen Reclitsbüchet- an <strong>ein</strong>em Tage verbrannt<br />

würden.<br />

Bald erschien es ih in als Pflicht, die Unterthanen des Reichs,<br />

so viel er vermöchte, <strong>von</strong> dem antichristlichen Gesetz dci- Pfaffen zu<br />

befreien. Es liege kdin G•I'IInd vor, auch wider Papst <strong>und</strong> Bischof<br />

zu kriegen, da sie ja selbst das Schwert gebrauchten. K<strong>ein</strong> deutscher<br />

Bischof seijetzt <strong>ein</strong> Prediger, da<strong>gegen</strong> viele treffliche Jäger <strong>und</strong><br />

Krieger, vor denen Niemandes Erbgüter sicher seien. Wenn die<br />

Priesterschaft auch ferner- auf Ermahnungen nichts gebenwerde, so<br />

müsse man Gewalt <strong>gegen</strong> sie gebrauchen.<br />

Es trafen mannigfache Gründe zusammen, um grade <strong>gegen</strong> den<br />

Bischof Ion <strong>Trier</strong> vorzugehen, dür noch immer den Titel<strong>ein</strong>es Erzkanzlers<br />

<strong>von</strong> Arelate führte. War dieser Kurfürst es doch vorzüglich<br />

gewesen, der im Interesse <strong>Franz</strong> 1 sich lange <strong>gegen</strong> die Wahl des<br />

Kaisers Karl erklärt hatte, der <strong>von</strong> d<strong>ein</strong> Könige «Kronen<br />

unbillig empfangen <strong>und</strong> wider die königl. Majestät <strong>ein</strong>genommen»,<br />

8 Notizenblatt, Beilage zrnn Archiv für K<strong>und</strong>e ösl.erroieluscher Geschichtsquellen.<br />

Zweiter Jahrgniig (1852) S. 41.


dessen Offizial die Verbrennung der Bücher Luthers in <strong>Trier</strong> so<br />

gründlich besorgt. hatte, dass nicht <strong>ein</strong>es übrig geblieben war, <strong>und</strong><br />

Luther selbst in Worms ganz nach den Befehlen des päpstlichen<br />

Nuntius inquirirt <strong>und</strong> behandelt hatte. Die Handhabe aber für<br />

s<strong>ein</strong>en Angriff gewährten gewisse pi'ivtrechtliche Ansprüche, die er<br />

<strong>gegen</strong> <strong>Trier</strong> erworben. -<br />

Nicht Zufall ist es, dass Sickingen den Kurfürsten vor allem auf<br />

d<strong>ein</strong> Gebiet s<strong>ein</strong>er französischen Beziehungen zu fassen suchte.<br />

Der Mainzer Peter Scheffer hatte gewisse Ansprüche <strong>gegen</strong><br />

französische Unterthanen erworben, für die er bei Ludwig XII k<strong>ein</strong>en<br />

Schutz hatte finden können. Scheffers Söhne wandten sich nach des<br />

Vaters Tod an den König <strong>Franz</strong>, aber wieder umsonst. Da erliess<br />

Kaiser Maximilian am 2. Februar I51.6 zu Gunslen der Scheffer<br />

<strong>ein</strong>en Repressalienbrief, worin er den Kurfürsten, Fürsten <strong>und</strong><br />

Unterthanen des Reichs hei <strong>ein</strong>er Strafe <strong>von</strong>'zwanzig Mark löthigen<br />

Goldes befahl, auf Anrufen der Schefferschen Anwälte alle Unter-<br />

[hauen <strong>Franz</strong> 1 <strong>und</strong> deren auf Reichsboden betroffene Habe in Besitz<br />

u nehmen <strong>und</strong>, falls innerhalb sechs Wochen <strong>ein</strong> Abkommen nichi.<br />

zu St<strong>und</strong>e komme, die Güter an die, Kläger auszuantworten.<br />

Sickingen <strong>und</strong> s<strong>ein</strong> Fre<strong>und</strong> Hilchen <strong>von</strong> Lorch, <strong>ein</strong>er der St<strong>ein</strong>-<br />

Kallenfels'schen Ganerben <strong>und</strong> späterer kaiserl. Hauptmann, ohne<br />

Zweifel um <strong>ein</strong>en Ritterdienst ersucht, liessen sich die Forderung<br />

der Scheffe" übertragen, <strong>und</strong> als nun Kaufleute aus Mailand, das<br />

Frankreich in Besitz genommen hatte, <strong>Trier</strong>'sches Gebiet durchzogen,<br />

wurden ihnen auf Gr<strong>und</strong> des kaiserl. Rpressalienhriefes<br />

Waren in bedeutendem Werthie abgenommen 9. Aber der Erzbischof<br />

<strong>von</strong> <strong>Trier</strong> verhinderte die Fortschaffung der Waren, indem er, wie es<br />

sch<strong>ein</strong>t, die entsprechenden Befehle an die Stadt <strong>Trier</strong> ergehen liess.<br />

Nach d<strong>ein</strong> kaiseri. Mandat hatte sowohl der Erzbischof als die Stadt<br />

die angedrohte Pön verwirkt, die nun Sickingen <strong>und</strong> Lorch für sich<br />

in Anspruch nahmen. Sickingen, durch anderes genügend beschäftigt,<br />

überliess die • Verfolgung dieser Angelegenheit zunächst s<strong>ein</strong>em<br />

Kameraden. Wie wir aus dem späteren <strong>Fehde</strong>brief entnehmen, verlangte<br />

dieser <strong>von</strong> dem Magistrat der Stadt <strong>Trier</strong> zunächst Kosten<strong>und</strong><br />

Schadensersatz «wegen Verzug <strong>und</strong> Weigerung mit Zustellung<br />

der französisch Güter in Kraft kaiserl. Majestät, hochhöbhichst Gediichtniss,<br />

Jepressalien Von wegen der Schöffer Gebrüder zu Mainz,<br />

desgleichen die verwirkte Pen in b<strong>ein</strong>elt Bepressalien bestimmt.<br />

Als s<strong>ein</strong> Gesuch hier abgeschlagen ward, wandte er sich an den<br />

Kurfürsten, natürlich gleichfalls vergeblich.<br />

Die beiden bei Ulmann 5. 90 <strong>und</strong> 5, 281 f. besprochenen Vorgänge<br />

sind ohne Zweifel so, wie oben dargestellt, zu combiniren.


- 1. -<br />

Es kam <strong>ein</strong>e zweite Sache hinzu. Ein Eitler, Gerhard )3örner,<br />

war mit <strong>ein</strong>em Amtmann des Kurfürsten f<strong>ein</strong>dlich zusammengestossen<br />

<strong>und</strong> verband sich null Johann Buchen <strong>von</strong> Lorch <strong>und</strong><br />

H<strong>ein</strong>rich <strong>von</strong> Than:n. Dieselben nahmen im März 1521 zwei wohlhabende<br />

<strong>Trier</strong>er Unterthanen gefangen, <strong>von</strong> denen der <strong>ein</strong>e Schuliheiss<br />

<strong>von</strong> Sennheim (hei Bernkastel), der andere Vater des 1\eihhischofs <strong>von</strong><br />

<strong>Trier</strong> war, <strong>und</strong> führten sie auf die Burg Thann ab, wo sie, wie unser<br />

Guiaeht.en erzählt 0, in Fesseln gelegt wurden. Als Schatzung ward<br />

<strong>ein</strong>e Summe voll Gulden verlangt, <strong>und</strong> da die Haft sich Monat.e<br />

lang hinzog, noch 150 Gulden für Atung. In ihrer NotEi wandten<br />

sich die Gefangenen all<br />

der jedoch nach d<strong>ein</strong><br />

k<strong>ein</strong>e Lust hatte, sich mit der Sache zu befassen. Ende Juli aber war<br />

Sickingen in Thanu <strong>und</strong> versprach den Gefangenen, sich für sie hei dem<br />

Weihbischof voll zu verwenden, <strong>ein</strong> Versprechen, all jene<br />

ihn am 3. August durch s<strong>ein</strong>en Sohn Schweickart erinnern liessen.<br />

In diesen) ihrem Schreiben erklärten sie zugleich, (lass, \venn <strong>Franz</strong><br />

selbst sich für sie verbürgen wolle, sie mit all ihrem Vermögen,<br />

das ihnen nicht für 12000 Gulden feil sei, <strong>und</strong> zugleich mit ihrer<br />

Person gerichtlich verhaftet s<strong>ein</strong> <strong>und</strong> ihm für allen Schaden aufkommen<br />

wollten. Ihren wiederholten dringenden Bitten, für sie<br />

<strong>ein</strong>zutreten, gab Sickingcn endlich nach. Diebisherigen Gefangenen<br />

wurden nach Hohenhuig geleitet, wo Sickingcns ältester Sohn lebte,<br />

<strong>und</strong> hie,' ward <strong>ein</strong> doppelter Vertrag geschlossen. Während Sickingen<br />

für die mit den - <strong>Trier</strong>ern ver<strong>ein</strong>barte Loskaufssumine als Selbstschuldner<br />

<strong>ein</strong>trat, verpflichteten die <strong>Trier</strong>er sich eidlich, diese<br />

Summe in Monatsfrist auf der Ebernlurg zu erlegen oder sich<br />

bei SickiI)en wieder zur Flaft zu stellen. In <strong>ein</strong>er darüber am<br />

8. August ausgestellten Urk<strong>und</strong>e entsagten sie jeder Einrede <strong>und</strong><br />

erklärten, sich selbst durch <strong>ein</strong>en <strong>von</strong> der Obrigkeit aus eigenem<br />

Antrieb gegebenen Befehl nicht ihrer Verbindlichkeiten enthoben zu<br />

betrachten. Aber nach 1-lause zurückgekehrt hatten sie iiiehts eiligeres<br />

zu thun, als sich voll Erzbischof ihres Eides etitbinden<br />

zu lassen <strong>und</strong> die Sache an das Beiclisregiment in Nürnberg<br />

zu bringen. Sickingen ward vorgeladen, um die Gründe zu vernehmen,<br />

wessl,aih die ii läger sich all Versprechen nicht geb<strong>und</strong>en<br />

erachteten. Wie Wir hören, stellten sie das Versprechen als <strong>ein</strong> erzwungenes<br />

dar:<br />

Dass die <strong>Trier</strong>er die Sache wenigstens zunächst vor das Reichsregiment<br />

<strong>und</strong> nicht vor das Kammergericht brachten, das kann <strong>ein</strong>em<br />

Zweifel nicht unterliegen. Diese Thatsache wird festgestellt sowohl<br />

10 p. 4: lii dao reiii miene et earecnis molestin. graviter<br />

1. c. F. Si<strong>ein</strong>ium din renitentem multis tandem preeihus exorarunt,.


- LI -<br />

durch Schlörs Bedenken 12, als durch <strong>ein</strong> Schreiben des Erzbischofs.<br />

<strong>von</strong> <strong>Trier</strong> an Sickingen vorn 11. Juni 152213, als endlich durch<br />

Cantiunculas <strong>Gutachten</strong> 14<br />

Die <strong>Trier</strong>er stützten sich ohne Zweifel auf die Ordnung des<br />

Regiments, wie sie auf dem Reichstag zu Worms im Jahre 1 52,1 aufgerichtet<br />

worden war. Nich derselben(1) sollte runser Regiment.. volle<br />

Gewalt, Nacht <strong>und</strong> Befehl haben ‚ des heil. Reichs Sachen, Recht,<br />

Fried, <strong>und</strong> ihrer beiden Vollziehung <strong>und</strong> Handhabung <strong>und</strong> was an<br />

(]<strong>ein</strong> Rechten, ihrer Handhabung... hanget oder dazu d ienslr<br />

liclt oder erschiesslich s<strong>ein</strong> mag, antreffend <strong>und</strong> die <strong>von</strong> des Reichs<br />

Untert.hanen an sie langen oder entstehen werden» 1.<br />

Aber sehr fraglich erschien, ob diese höchst unbestimmte Anweisung<br />

d<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>e richterliche Cornpetenz in Privatsachen<br />

verleihe. Als zu Anfang des Jahres . 1524 dasselbe Regiment befahl,<br />

die d<strong>ein</strong> Frowin <strong>von</strong> Flutten entrissenen Besitzungen zurückzugehen',<br />

da liessen die darob entrüsteten Fürsten, der Erzbischof <strong>von</strong> <strong>Trier</strong><br />

voran, durch den Doctor Venningeu erklären, das Regiment habe<br />

eigenmtichlig <strong>und</strong> mit Umgehung des Kammergerichts das Urtheil<br />

gefällt. Nirgends finde man in der Reichsordnung, «dass am<br />

Regiment sollten rechtlich Händel geübt <strong>und</strong> Unheil gesprochen<br />

werden, sondern dasselbe gehöre an das Kammergericht» 17<br />

Sickingen liess denn auch s<strong>ein</strong>en Rechtsbeistand, den • frühern<br />

bisehöll. Notar Schlör, sich gutachtlich äussern 1$, <strong>und</strong> dass dies <strong>Gutachten</strong><br />

gleichfalls dahin ging, das <strong>ein</strong>geschlagene Verfahren sei unstatthaft,<br />

dürfen wir annehnieii. Jedenfalls hielt sich Sickingen nicht für<br />

verpflichtet, der Ladung Folge zu leisten, sondern hielt es für<br />

genügend, dem flegiment den Sachverhalt, so wie er ihn aufFasste,<br />

12 «als Ihr durch s<strong>ein</strong>e (Berners) Gefangene an das kaiseri. Regiment<br />

zu Nürnberg citirt worden. Günther, Codex diplom. Rhteno-Mosell. V, 203.<br />

1 «lind gehen Dir . . zu vernehmen, dass wir h,ericht, worden s<strong>ein</strong>,<br />

wie g<strong>ein</strong>elte Schultheissen sohichen Sachen <strong>und</strong> Forderun g halb, da<strong>von</strong><br />

Da schreibst., <strong>von</strong> (9 vor) der 'röm. K. M., unsers dlergnädigsten Herrn,<br />

Regiment zu Nürnberg mit Dir in Rechtfertigung stehen. ' Münch Iii, S. 21.<br />

14 p. 4. so([ et ipsum Sicinium coram cöncilio Nurenbergensi in ins<br />

vocari curarunt.<br />

15 Neue Sammlung . 11, 173.<br />

16 Uhmauns Annahme S. 896, Regimnt <strong>und</strong> K am vi er g er i e Ii t<br />

hätten die Sache gem<strong>ein</strong>sam in der Hand gehabt, ist unnöthig. Das Reiohsregiment<br />

hatte <strong>ein</strong>e selbständige ; mit der Handhabung des Friedens zusanit<br />

menhängende Jurisdict,ion. Vgl. die Regimenl.sordnnng § 31,<br />

17 Janssen, Geschichte des deutschen Volkes, 110, S. 318 f,<br />

1$ Günther a. ii. 0. «Was ich Euch dc,' beiden halber <strong>und</strong> zu ihrer<br />

Ablehnung . . angezeigt lian. »


- LII -<br />

mitzutheilen 19• Seitdem vernalmi er, wie unser - <strong>Gutachten</strong> ausdrücklich<br />

feststellt., in dieser Sache <strong>von</strong> Seiten des Regiments überhaupt nichts<br />

mehr.<br />

Wahrsch<strong>ein</strong>lich wurden die <strong>Trier</strong>er später veranlasst, sich an (las<br />

Kanunergericht zu wenden; wenigstens erklärte <strong>ein</strong>erseits der Erzbischof<br />

<strong>von</strong> <strong>Trier</strong> noch am 2. November 1.522, s<strong>ein</strong>e beiden Schuttheissen<br />

würden zu Nürnberg voraussichtlich Recht behalten 20, so dass<br />

also die Sache noch anhängig s<strong>ein</strong> musste, <strong>und</strong> anderseits versicherten<br />

die Bevollmächtigten der drei Kriegsfürsten bei den Verhandlungen<br />

mit den Abgesandten des Erzherzogs Ferdinand in Heidelberg, dass<br />

sich die Geschatzten an's Kammergericht gewendet hätten 2]<br />

Donnerstags nach Exaudi (47. Mai) schrieb Sickingen ah den Kurfürsten<br />

<strong>von</strong> <strong>Trier</strong> wegen s<strong>ein</strong>er Ansprüche an die durch ihn frei gewordenen<br />

<strong>Trier</strong>er um Abschriften der betreffenden Schriftstücke <strong>ein</strong>zusenden<br />

<strong>und</strong> dell Sachverhalt darzulegen. Die beiden <strong>Trier</strong>er<br />

hätten, wie der Kurfürst wohl wisse, ihn, Sickingen, <strong>und</strong>ankbar<br />

<strong>und</strong> unwahrhaftig, wider ihren gegebenen Brief, Gelöhniss <strong>und</strong><br />

Eid bei vielen der Ehrbarkeit. verunglimpft. S<strong>ein</strong> Begehren gehe<br />

nun dahin, dass, dieweil die Schuldner des Kurfürsten Verwandte<br />

<strong>und</strong> I-lintersassen, der Kurfürst auch zu aller Billigkeit mächtig sei,<br />

mit ihnen zu verfügen, er sie dahin weise, unterrichte <strong>und</strong> anhalte,<br />

ihn, Sickingen, ohn <strong>ein</strong>iges länger Aufhalten zu bezahlen, zufrieden zu<br />

stellen <strong>und</strong> schadlos zu halten.<br />

Am Mittwoch nach Plingsten, den 1 '1. Juni, antwortete der<br />

Kurfürst <strong>von</strong> Pfalzel aus in folgendem Schreiben 22 : « Liebe!- hesonder.<br />

Wir hah'en <strong>ein</strong> Schrift <strong>von</strong> Dir an uns ausgangen, deren Datum<br />

steht Donnerstag nach Exaudi, empfangen.., ist uns samt etlichen<br />

zugeschickten Copien alles Inhalts verlesen, <strong>und</strong> geben Dir daruf zu<br />

vernehmen, dass wir bericht Worden s<strong>ein</strong>, wie gemelten Schultheissen<br />

solieher Sachen <strong>und</strong> Forderung halb, da<strong>von</strong> duschreibest, <strong>von</strong> der<br />

Römischen Kaiser]. Majestät, unsers allei'gnädigsten Herrn, Regiment<br />

zu N ürnhurg mit Dir in Rechtfertigung stehen, da dann uns noch<br />

Jemand Anders niL gebühren will, inhangend Rechten iclfis zu<br />

attemptii'en oder anzuhalten <strong>und</strong> zu weisen laut d<strong>ein</strong>ei' Begehre,<br />

darus Du selbst abzunehmen <strong>und</strong> zu ermessen hast, dass wir derselbigen<br />

d<strong>ein</strong>er Begehre in all solchem niL willfahren können. Wann<br />

aber derselben Recht ergangen ist, was uns alsdann darin zu thun<br />

‚° Vgl. das <strong>Gutachten</strong> p. 4 ratus ‚Ion est sese obuoxium, ut huic<br />

vocatioui andiens esset.. non venit quidem, sed eoncilioNurenbergensi rem<br />

gestarn, ist erat, per schedam sigtaificavit,<br />

20 Ulmaun S. 316.<br />

'' Ulmann S. 283 Aiim. 2.<br />

.22 Manch III. 21 f. im Text in der Schreibweise etwas moilernisirt.


- Liii -<br />

gebühren würde, wollen wir uns der Gebühr <strong>und</strong> dermassen halten,<br />

dass \vii' dess <strong>von</strong> niemands Erbars Verweise oder lingbmpf hören.<br />

Das wollten wir Dir uf d<strong>ein</strong> Schreiben nicht. verhallen.»<br />

Sickingen liess sich nicht abschrecken, d<strong>ein</strong> Kurfürsten wiederholte<br />

Vorstellungen zu machen, aber ohne Erfolg. Demnach sagte er d<strong>ein</strong>selben<br />

den 25. August (auf Mitwoch nach Bartliolomäiis 'lag) den<br />

Krieg an, während Buchen <strong>von</strong> Lorch den 29. August d<strong>ein</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Trier</strong> gleichfalls <strong>Fehde</strong> ankündigte, <strong>und</strong> zwar wegen Vorenthaltung<br />

s<strong>ein</strong>es Aniheils an den französischen Gütern, in Kraft<br />

dci vooi Kaiser, hochlöhlichst. Gedüchtniss, gestatteten Repressalien <strong>und</strong><br />

wegen Nichibezahlung der <strong>von</strong> der Stadt wegep Eingriffs in das<br />

Repressahienrecht. verwiristen Pün. «Deshalb <strong>und</strong>, us ander beweg-<br />

]ich Ursachen», so heisst es in d<strong>ein</strong> «will ich Euer,<br />

Bürgermeister, Rath, Euer ganzer Gem<strong>ein</strong>d, Hintersassen <strong>und</strong> Verwandten<br />

abgesagter F<strong>ein</strong>d s<strong>ein</strong> 23 '<br />

<strong>Sickingens</strong> <strong>Fehde</strong>l,rief aber thal, dem hochwürdigst Fürsten <strong>und</strong><br />

Herrn, Herrn ilicharden Erzbischof zu <strong>Trier</strong>, des heiligen römisch<br />

Reichs in Gallien <strong>und</strong> durch das Eönigreich Arelate Erzkanzler <strong>und</strong><br />

Kurfürst u. s. w. zu wissen, dass er mit Rücksicht auf die heid<br />

treulosen <strong>und</strong> m<strong>ein</strong>eidigen Hintcrsassen <strong>und</strong> Verwandten desselben<br />

sich <strong>gegen</strong> die Hochwürden, alle ihre Diener <strong>und</strong> Zugewandte s<strong>ein</strong>er<br />

Ehr halb sich verwahre in Kraft dieses Briefs für sich, s<strong>ein</strong>e Diener,<br />

Helfer, Helfershelfer <strong>und</strong> all diejenigen, so er auf dero kurfürstliche<br />

Hochwürden tjntert.hanen <strong>und</strong> Verwandten Schaden bringe, wie sich<br />

das fügen, schicken <strong>und</strong> begehen möcht.<br />

Derselbe <strong>Fehde</strong>brief constatirte <strong>Sickingens</strong> vielfälti ges untert.häniges<br />

Erfordern, auch genugsam Rechtserbieten, ohne dass wir den<br />

letzten Punkt näher darlegen können.<br />

Der Rath der Stadt Strassburg, der die Anwerbung <strong>von</strong> Truppen<br />

in s<strong>ein</strong>er Nähe nicht hatte ignoriren können <strong>und</strong> sich um Aufklärung<br />

an Sicldngen wandte, erhielt <strong>von</strong> demselben am 31. August<br />

folgende Antwort. « Das Schreiben, darin Ihr die Bewerbung zu<br />

Ross <strong>und</strong> zu Fuss umb Euch anzeigen, hab ich empfangen <strong>und</strong><br />

gelesen ; thu Euch darauf zu vern<strong>ein</strong>en, dass mir solche Bewerbung,<br />

welch weder Euch noch gem<strong>ein</strong>er Statt, oder den Euern zuwider,<br />

wohl bewisst; dann sie mir zugehn wurd ... ich schreib Euch auch<br />

bi Glauben zu, dass dies Gewcrb nicht wider kaiserl. M. noch dero<br />

Erbland gehraucht wurd, sondern denen dienstlich, <strong>und</strong> so der Allmächtig,<br />

als ich ihme gänzlich vertrau, mir in d<strong>ein</strong> <strong>und</strong> Sieg<br />

verleiht, soll es sonder Zweifel Euch <strong>und</strong> gem<strong>ein</strong>er Statt ztr gutem<br />

reichen, darin Ihr mich dann alles m<strong>ein</strong>es Vermögens zu euern Besten<br />

23 Münch 11, 196 <strong>und</strong> 197.


- LIV -<br />

willig <strong>und</strong> bereit haben solt, mit gar dienstlicher fre<strong>und</strong>licher Bitt,<br />

des - Krieg•svolks Versammlung <strong>und</strong> Ueberzug nil. zu hindern, sondern<br />

so viel möglich zu fördern uni! Euch dem ent<strong>gegen</strong> voll<br />

bewegen lassen, als ich mich gänzlich des zu Euch vertröst » 21<br />

An dieser Stelle ersch<strong>ein</strong>t es zweckmässig, <strong>ein</strong>en Blich auf die<br />

Reichsordnungen zu werfen, <strong>gegen</strong> welche Sickingen so keck vorging.<br />

Zwar bestimmte dieKammergerichtsortlnung in Art. XXVIII, «dass<br />

Niemand hinführo in die Acht erkannt, erklärt, noch für <strong>ein</strong> Aeclater<br />

gehalten werde, er sei denn zuvor dazu rechtlich citirt» 25, aber hezügbela<br />

der .Ii'riedhrecliei- bestimmte die Landfriedensordnun g vorn Mai<br />

4521 in Art. ii: «die sollen mit der That zusammt andern Pönen<br />

in unser <strong>und</strong> des heil. Reichs Acht gefallen s<strong>ein</strong>.» Bezüglich gewisse!<br />

vermögcnsrecfflhichr Folgen aber wurden weitere Bedingungen<br />

aufgestellt; nämlich <strong>ein</strong>e «vorgehende Citation oder Fürheischuug»,<br />

ferner <strong>ein</strong>e Deelaration <strong>und</strong> Erklärung hinsichtlich des null<br />

gestatteten Occupationsrecltl.s. Diese Citation <strong>und</strong> Erklärung aber<br />

stand sowohl dem Kammergericl]t als d<strong>ein</strong> Beichsreginient zu. Der<br />

schlecht. redigirle Artikel II des Landfriedens flihrt nämlich nach den<br />

oben angeführten Worten « Acht gefallen s<strong>ein</strong>» fort «auch allermänniglich<br />

<strong>und</strong> <strong>ein</strong>em jeden <strong>gegen</strong> denselben Thätern <strong>und</strong> Friedbrechern,<br />

sobald sie all kaiser]. Kammergerieht oder durch<br />

unsern Statthalter <strong>und</strong> Regiment mit vorgehender Citation oder Fürlieischung,<br />

also in die gemelfiele Acht gefallen zu s<strong>ein</strong>, declarirt <strong>und</strong><br />

erklärt werden, ihr Leib <strong>und</strong> Gut erlaubt s<strong>ein</strong> <strong>und</strong> niemands daran<br />

freveln oder verhandeln soll oder mag, darzu alle Verschreibung;<br />

Pflicht oder Büudniss, ihnen zustellend <strong>und</strong> darauf sie Forderung<br />

oder Zuspruch haben möchten, <strong>gegen</strong> denjenigen, die ihn verhaft<br />

waren, ab <strong>und</strong> todl, auch die flehen, so viel der Ueberfahrer der<br />

ebraucltt, d<strong>ein</strong> verfallen s<strong>ein</strong>...))<br />

Das unklare Verhältniss zwischen dem Regiment <strong>und</strong> Gericht bezüglich<br />

der Landfriedenssachen kehrt dann in» Artikel X nochmals wieder.<br />

Derselbe handelt in zwei Paragraphen «<strong>von</strong> des Regiments Macht wider<br />

die F.riedbrecher.» «. 1 . Item. Als wir auch in dem.geiachten unserm<br />

Landfrieden unserm Kammerrichter Macht gegeben lialjex, <strong>von</strong> unsertwegen,<br />

wo der Friedhrecher Sachen mit IJeberzug.oder sonst dermassn<br />

gestalt s<strong>ein</strong> würd, dass der jährlichen Versammlung, so dermals verordnet<br />

gewesen ist, aus Notlidurft nicht zu erwarten wäre, uns <strong>und</strong><br />

die Kurfürsten,. Fürsten <strong>und</strong> 51 ände des Reichs förderlich all<br />

24 Polit, Korrespondenz NI, 95.<br />

25 N. Sammlung II, 189.


- LV -<br />

gelegen Malstall zu beschreiben <strong>und</strong> aber durch (las verordnet Regiment,<br />

allhier aufgericht, die jährliche Versammlung abgestellt ist,<br />

setzen ordnen <strong>und</strong> wollen wir, dass solches hinfüro an unsern<br />

Statthalter <strong>und</strong> Regiment .bracht <strong>und</strong> gelangt werden soll, in aller.<br />

Massen, wie vor an die Versammlung geschehen s<strong>ein</strong> soll. Die werden<br />

alsdann sich nach Cestdlt der Sachen, wie sich nach Ausweisung <strong>und</strong><br />

Ordnung, allhie aufgericht, gebührt, darin nothdürftig wohl wissen<br />

zu halten.<br />

« 2. Doch mag <strong>und</strong> soll nicht desto minder unser Kammerrichter<br />

<strong>und</strong> Kammergericht allzeit. auf Anrufen der. Beschädigten oder Bekriegten<br />

oder auch <strong>von</strong> Amiswegen wider die Ueberfahrer <strong>und</strong> Friedbrecher,<br />

wie Recht, procediren.»<br />

Nachdem dann Art. XIX noch bestimmt «<strong>und</strong> sollen diese<br />

Gebot., den Landfrieden <strong>und</strong> desselben Pön betreffend, g<strong>ein</strong>eillen<br />

unsern <strong>und</strong> des Reichs Rechten... nicht . abbrechen,» redet der letzte<br />

Artikel <strong>von</strong> «Handhabung Friedens, Rechts <strong>und</strong> dieser Ordnung». In<br />

demselben wird festgestellt, dass der Kaiser sich mit Kurfürsten,<br />

Fürsten <strong>und</strong> Stünden des Reichs ver<strong>ein</strong>igt <strong>und</strong> verpiheht habe, den<br />

Landltieden mit Einst zu handhaben, <strong>und</strong> das Versprechen geleistel,<br />

<strong>gegen</strong> jeden Friedensbrecher, Niemand ausgenommen, <strong>ein</strong>ander getreuliche<br />

l-lülf, Rath <strong>und</strong> Beistand zu thun <strong>und</strong> <strong>ein</strong>ander nicht zu<br />

verlassen 2(<br />

Die tun 40. Februar 4522 zu Nürnberg acl mandatum domini<br />

Impesatoris in consilio Jmperiali aufgesl.elllte Erklärung des Landfriedens<br />

27, welche behufs Handhabung desselben die Kreis<strong>ein</strong>theilung<br />

benützte, <strong>und</strong> zwar so, dass die vier Kurfürsten tun Rh<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>en<br />

Kreis bildeten, traf überaus scharfe <strong>und</strong> dabei s<strong>ein</strong> dehnbare Bestimmungen,<br />

die später aufs rüeksichts]oseste <strong>gegen</strong> Sickingen ausgenützt<br />

wurden.<br />

Art. VIII bestimmt für den Fall, «so Jemand wider Recht, den<br />

Landfrieden <strong>und</strong> andere Beichsordnungen an Leib oder Gul,ern vergewaltiget<br />

oder beschädiget-würde», das Recht <strong>und</strong> die Pllichl. der<br />

Nacheile, uni d<strong>ein</strong> Beschädigten <strong>und</strong> Vergewaltiglen Leib, Hab<br />

<strong>und</strong> Güter retten zu helfen. Nach Art. Xiii soll <strong>ein</strong> jede Obrigkeit<br />

des I3eschädigers Leib <strong>und</strong> Gut <strong>ein</strong>nehmen <strong>und</strong> verwahren, <strong>und</strong> d<strong>ein</strong><br />

Regiment oder Kammergericht da<strong>von</strong> Anzeige machen. Ja nach<br />

Art.. ',KV können auch die Beschädigten selbst der Aechter Hab <strong>und</strong><br />

Güter <strong>ein</strong>nehmen <strong>und</strong> dieselben nutzen <strong>und</strong> gebrauchen, bis Absolution<br />

<strong>von</strong> der Acht erlangt ist. So die Sachen endlich so gross <strong>und</strong><br />

lästig wären, dass <strong>ein</strong>er oder mehr Kreise die Ixcrution zu thun<br />

20 N. Sammlung Il. 195 ff.<br />

27 Neue Sammlung II, S. 229-241.


- lvi -<br />

nicht vermöciflen, alsdann soll Art. XXIII, «solchs an die sechs<br />

Kurfürsten, dazu die zwölf geistliche <strong>und</strong> weltliche Fürsten oder, wo<br />

ferner Notli, an <strong>ein</strong> gem<strong>ein</strong>e' Reichsversammlung langen <strong>und</strong> beratschlagt<br />

werden, \VUS in dem allem ferner gehancllt <strong>und</strong> fürgenommen<br />

weiden soll.»<br />

Sickingen wusste genau, was er aufs Spiel setzte. Als er Schiör<br />

in s<strong>ein</strong>e Absichten <strong>ein</strong>weihte, eröffnete derselbe ihm «etlich beweglich<br />

Ursachen», derenhall) er den Zug «beschwerlich <strong>und</strong> sorglich»<br />

achtete, ohne damit Sicicingen wankend zu machen. So sah sieh<br />

Schlör veranlasst, s<strong>ein</strong>e Bedenken nochmals schriftlich zusammenzufassen.<br />

«Wiewohl ihr als der verständig selbst zu bewegen wisst,<br />

was in dem zu thun oder zu lassen sei, jedoch niag ich nit <strong>und</strong>erlassen,<br />

m<strong>ein</strong> Guetbedünken noch <strong>ein</strong>est <strong>und</strong> ferner anzuzeigen, dienstlichs<br />

Fleiss bittend, solichs <strong>von</strong> mir Fuerm Diener treuer M<strong>ein</strong>ung zu<br />

vernehmen, denn sollt Euch desfulls ichts unfallgs znst.ehn, wäre es<br />

mir getreulich leid.»<br />

Schlör hebt nun hervor, dass die Kais. Majestät, dero Rath,<br />

iCüminerer <strong>und</strong> Hauptmann Sickingen sei, jüngst zu Worms den Landfrieden<br />

erneuet, Kurfürsten, Fürsten <strong>und</strong> andern Ständen den zu<br />

handhaben befohlen, darum denselben zu verbrechen, beschwerlich<br />

<strong>und</strong> fahrlich, sonder dieser Zeit, «denn k. Majesl.it sich in wenig<br />

Tagen gen Spanien erhebt», dass ferner «auch der Stift <strong>Trier</strong> an<br />

ihm selbst inclil.ig <strong>und</strong> mit andern Fürsten als Köln, Pfalz <strong>und</strong><br />

Hessen, der Sickingen insonderheit ungewogen, in Ver<strong>ein</strong>igung s<strong>ein</strong><br />

soll.»<br />

Was uns besonders interessirt, ist der auf die drohende Acht.<br />

<strong>und</strong> Vern]ögensconrlseation hezügliche Passus. «Wo Ihr aber endlichs<br />

Willens, <strong>Trier</strong> zu überziehen, weit ichs doch dieser Zeit aus nachfolgenden<br />

Ursachen anstehen lassen. Röm. Kais. M. ist Euch in<br />

LX"' Gulden geliehenes Gelds <strong>und</strong> ausständiger Besoldung:.. schuldig.<br />

So habt. Ihr die Neuburg vor <strong>ein</strong> Pfandschilling <strong>und</strong> wird der Zug<br />

vollführt, der gerade doch wie er \vnlle, werdent ihr in die Acht<br />

erklärt <strong>und</strong> stehn alsdann oherzahlten Schulden <strong>und</strong> Pfandschillings<br />

Confiscatz <strong>und</strong> Innemung in Sorgen.»<br />

«Wollent lieber Junker», so schliesst das Schreiben, «bitt ich,<br />

dies m<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>fältig, doch Ireum<strong>ein</strong>end Schreiben aus gutem Gemüt.<br />

besclrehen <strong>von</strong>, mir Eurem Diener verstehen <strong>und</strong> ufnehmen <strong>und</strong> die<br />

Sache Eures Fürhahens nach ihrer . Sehwerigkeit <strong>und</strong> auch des Gegentheils<br />

Gestalt, wohl ermessen, denn ich achts <strong>von</strong> hohen Nöthen<br />

sei11 28 . D<br />

Sickingen hatte den Würfel schon geworfen.<br />

28<br />

Günther V. 8. 202-203.


- LYII -<br />

Die Erregung über den unerhörten Vorgang war ungeheuer.<br />

Nach allen Seiten flogen Mandate umher. Auf Richards Anrufen<br />

erliess das Reichsregixnent zu Nürnberg den 1. September drei Mandato:<br />

<strong>ein</strong>s an Sicldngen, <strong>ein</strong> zweites an die Stände, dem Erzbischof<br />

<strong>von</strong> <strong>Trier</strong> zuzuziehen, das dritte an den Kurfürsten <strong>von</strong> <strong>Trier</strong>. Das<br />

erste 29 lautet<br />

«'Wir Karl u. w. entbieten unserm <strong>und</strong> des Reichs lieben<br />

<strong>Franz</strong>en <strong>von</strong> Sickingen unser Gnad <strong>und</strong> alles Gut. Lieber Getreuer.<br />

Unser kaiserlich Regiment im heiligen Reich hat glaublich angelangt,<br />

wie Du <strong>ein</strong> merklich Gewerbe zu Ross <strong>und</strong> zu Fuss ufbracht <strong>und</strong> damit<br />

in Willen haben sollest, den ehrwürdigen Reichart, Erzbischof zu <strong>Trier</strong>,<br />

unsern lieben Neffen <strong>und</strong> Kurfürsten <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>er Lieb Stift zu überziehen<br />

<strong>und</strong> zu beschädigen, welches dann, wo dem also, gestracks wider<br />

unsern <strong>und</strong> heiligen Reichs Landfrieden wäre, <strong>und</strong> uns also in inserm<br />

Abwesen Empörung <strong>und</strong> Krieg zu erwecken, <strong>von</strong> der (?) billig (?) zu<br />

verdriesslichen <strong>und</strong> ungnädigen Missfallcn reichte. 'Wiewohl (? Dieweil)<br />

aber nach vermöge gem<strong>ein</strong>er Recht, guldencr Bulle, auch aller unser<br />

<strong>und</strong> des Reichs Ordnungen <strong>und</strong> Landfrieden Niemands <strong>gegen</strong> den<br />

Andern unerfolgts Rechten mit eigen gewaltiger Thut ichts vornehmen,<br />

handeln noch beschädigen, sondern <strong>ein</strong> jeder, der <strong>gegen</strong> den Andern<br />

Anspruch <strong>und</strong> Forderung zu haben gedächte, dieselben laut unser <strong>und</strong><br />

des Reichs Ordnung fürnehnien <strong>und</strong> sich gebbi'iichs <strong>und</strong> ordentlichs<br />

Rechten begnügen lassen, so gebieten wir Dir <strong>von</strong> R. K. Macht hei Pen<br />

obgemelter Recht, Pull <strong>und</strong> des Landfrieden, ünd besonder auch<br />

bei unser <strong>und</strong> des Reichs Acht <strong>und</strong> darzu bei <strong>ein</strong>er Pen zweitausend<br />

Mark. lotigs Golds unablässlich zu bezahlen, hiemit ernstlich<br />

<strong>und</strong> wollen, dass Du solch d<strong>ein</strong> Fürnehmen <strong>und</strong> Gewerh <strong>von</strong> St<strong>und</strong><br />

an abstellest, <strong>gegen</strong> berührten unsern Neffen <strong>von</strong> <strong>Trier</strong>, s<strong>ein</strong>er Lieb Stift,<br />

Uulerthanen <strong>und</strong> Zugehörigen, noch Jemands andern, unserm <strong>und</strong> des<br />

Reichs Verwandten in Ungülen <strong>und</strong> mii. der That nichts übest noch<br />

handelst, weder selbs noch durch Andere, in gar k<strong>ein</strong> Wege, als lieb<br />

dir sei obgemelt. 'Pen <strong>und</strong> Acht, auch ander Straf <strong>und</strong> unser grosse<br />

Ungnad zu vermeiden; dann wo Du zu ohgenannlen <strong>von</strong> <strong>Trier</strong>, s<strong>ein</strong>er<br />

Lieb Stift <strong>und</strong> Verwandten oder Jemands andern im heiligen Reich<br />

Spruch <strong>und</strong> Forderung zu haben <strong>und</strong> die Recht zu suchen gedächtest„<br />

so soll Dir durch berndt unser Regiment dasselbig <strong>und</strong> warzu Du<br />

Fug hast, der Gebühr unverzüglich verholfen werden. Darnach wisse<br />

dich zu richten.),<br />

Das gleichzeitige Mandat an den Kurfürsten <strong>von</strong> Mainz So theilt<br />

20 Müucli III, 22 zum Theil unverständlich.<br />

SO Mündh Ii, 203; Der Entwurf: Notizenblatt II, S. f. Danach der<br />

Münch'scho Text oben verbessert,


- LVIII -<br />

den Inhalt des an Sickingen erlassenen Mandates mit <strong>und</strong> führt<br />

dann fort:<br />

• - « Damit diesem freveln Eürnehmen dester gewisser begegnet<br />

werde, so begehren wir an E. L. sonders ernst, befehlend <strong>und</strong> wollen,<br />

dass 1111' E. L. Unterl.hanen <strong>und</strong> Verwandten, ob der zu Ross oder<br />

zu Fuss bei d<strong>ein</strong> Sickingen oder solielleln •Gcwer]j wären, alsbald<br />

hei - Pen Verlierung Leibs <strong>und</strong> Guts abfordert, auch <strong>von</strong> St<strong>und</strong> an<br />

Euch <strong>und</strong> den Euern zum Stär]dsten rüstet, <strong>und</strong> auf des genannten<br />

unsers Neffen <strong>von</strong> <strong>Trier</strong> Ersuchen <strong>und</strong> Erfordern mit der Zahl zu<br />

Ross <strong>und</strong> zu Fuss, so er benennen, <strong>und</strong> an das Ort er damit anzeigen<br />

wird, unverlengt- <strong>und</strong> stracks zuziehet, als Euers besten Vermögens<br />

helfet <strong>und</strong> rettet, damit der her'ilnl. <strong>von</strong> <strong>Trier</strong> <strong>und</strong> die S<strong>ein</strong>en vor<br />

Gewalt beschirmt, der Lanclfried ghandhaht <strong>und</strong> andere Weiterung,<br />

so daraus erstehn möcht, verhüt werde, wie Ihr dann das in solichen<br />

Füllen nach \erniög unser <strong>und</strong> des Reichs Ordnung <strong>und</strong> Landlrieden,<br />

Euern Zusagen <strong>und</strong> Bewilligen nach <strong>und</strong> sonst zum höchsten<br />

verpflicht <strong>und</strong> schuldig seid, <strong>und</strong> sonderlichin Betrachtung, dass<br />

E. L. <strong>und</strong> andern Sifinden dergleichen Hilf künfliglich auch not weiden<br />

möcht. Daran thuet E. L. unser ernstlich M<strong>ein</strong>ung.»<br />

Am 3. September ritt <strong>ein</strong> Bole des Regiments aus Nürnberg<br />

ab, um Sickingen das Mandat zu überbringen. Von dem Kurfürsten<br />

in Mainz eher insgeheim unterstützt als verhindert, langte der<br />

Ritter, nachdem er St. Wendel genommen, am 7. September vor<br />

<strong>Trier</strong> . an.<br />

Den folgenden Tag zog Sickingen unter Trommel- <strong>und</strong> 'Fi'oinpetenschall<br />

den Marsberg herunler, <strong>und</strong> forderte den Erzbischof<br />

durch zwei Reiter zur Uebergabe auf. Der abweisenden Antwort<br />

des muthigen Kirchenfürsten folgte die Beschiessung der<br />

Stadt. Als Peis des Abzugs forderte Sickingen 200 000 Goldgnlden.<br />

Abgesandte des Kurfürsten <strong>von</strong> Köln suchten vergeblich zuzu vermitleln.<br />

Am 9. September kam der Bote des Regiments im Lager hei Sickingen<br />

an <strong>und</strong> übergab ihm in Gegenwart <strong>ein</strong>er Reihe <strong>von</strong> J-lauptleuten,<br />

Grafen <strong>und</strong> Herren <strong>und</strong> anderen <strong>von</strong> der Ritterschaft <strong>und</strong> etlichen<br />

Kriegsleuten, auch <strong>Sickingens</strong> beiden tiltern Söhnen, das Mandat.<br />

Die Antwort, welche der Ritter d<strong>ein</strong> Boten ertlieilte, lautet, nach<br />

dessen amtlichem, an demselben 'rage aufgesetzten Bericht.31, folgender<br />

massen «Ich soll m<strong>ein</strong>em gnfldigen Herrn Herzog Friedrich Pfalzgrafen<br />

als Röm. Kais. Majestät Statthalter <strong>und</strong> andern m<strong>ein</strong>en gnädigen<br />

<strong>und</strong> günstigen Herrn des hochlöblichen Regamenz sagen, dass man<br />

gemach tinte, dann er sei auch Röm. Kais. Majestät Diener als wohl, als<br />

m<strong>ein</strong> gnädiger Herzog Friedrich <strong>und</strong> Ander des Regamenz, <strong>und</strong> ei-<br />

' Notizenblatt II, 40 f.


- Lix -<br />

wo]1 wider die KaiseiIiehe Majestät nkhs handeln ‚ s<strong>und</strong>er der<br />

Bischof <strong>von</strong> <strong>Trier</strong> hat) der Kronen viel empfangen wider die K. M<br />

<strong>und</strong> hat gesagt, er hab d<strong>ein</strong> <strong>von</strong> <strong>Trier</strong> die S<strong>ein</strong>en ausgebürgt.,<br />

<strong>und</strong> selbschuld darfür worden ‚ darfür niclis anders begehrt zu<br />

geben dann böse stolze Wort, darumb er mit samt s<strong>ein</strong>en Flelfern<br />

geursacht sei worden, gedachten Bischof <strong>von</strong> <strong>Trier</strong> iimb das <strong>und</strong> <strong>von</strong><br />

wegen der Kronen, die er empfangen hab, zu strafen, <strong>und</strong> gesagt<br />

er woll <strong>ein</strong> besser Recht machen, dann das kaiserliche Hegaineut<br />

bisher gethan hab -».<br />

((Da hab ich zu :Vranz <strong>von</strong> Sickingen gesagt, er soll mir schriftlich<br />

Antwort geben; das voll ich m<strong>ein</strong>en ... Herrn des Regamenz mit<br />

all<strong>ein</strong> überantworten ; hat er gesagt nei, ich solls mündlich<br />

also anzeigen, dann er rieht niehs mit Briefen da aus ; man findt<br />

wohl Kriegsleut., aber nit viel Schreiber, <strong>und</strong> ich soll sagen, woll<br />

man Fried haben, so soll man <strong>ein</strong> gut Hecht machen. . »<br />

Am 10 Seftemher erliess das Regimenl, <strong>ein</strong> ander Mandats?<br />

an etlieh Fürst <strong>und</strong> Stünd, sich <strong>gegen</strong> <strong>Franz</strong>ens Fürnehmen zu<br />

rüsien <strong>und</strong> die ihren, ob sie bei solchem Gewerb wären, abzufordern.<br />

«DwiL berndt unser Regiment sydher bericht, wie derselh<br />

<strong>von</strong> Sickingen mit Heeres Kraft in berührtem Stift <strong>Trier</strong> vor<br />

etlichen Flecken liege <strong>und</strong> zu Eroberun g <strong>und</strong> Beschädigung berührts<br />

Stifts heftlich arbeiten sollte, derhalben zu vermuten, er, <strong>Franz</strong>;<br />

unsern Mandaten k<strong>ein</strong> Gehorsam beweisen, sondern s<strong>ein</strong> fürgefasste<br />

- M<strong>ein</strong>ung zu vollbringen unterstehn werdd, <strong>und</strong> dann solch Fürnehmen<br />

<strong>und</strong> Handlung berührtem. unserm Landfrieden, gem<strong>ein</strong>en<br />

Rechten, guldener Bull <strong>und</strong> andern Reichsordnnngen stracks zuwider<br />

wut zu besorgen isi, wo solchem Vorhaben <strong>und</strong> l.hatlichen Handlungen<br />

nit zeitlich <strong>und</strong> stattlich begegnet, es werde zu merklicher<br />

Weiterung <strong>und</strong> zuvorderst den grossen Ständen <strong>und</strong> Gewalten, auch<br />

gem<strong>ein</strong>em Reich zu unwiederbringli c hen Schaden reichen, darum <strong>und</strong><br />

damit berührt Frevel <strong>und</strong> timal tick Fürnehmen desl,mer gewehrt<br />

weide, so begehren wir, dass Du d<strong>ein</strong>en Unterthan <strong>und</strong> Verwandten,<br />

01) der zu Ross oder zu Fuss bei d<strong>ein</strong> <strong>von</strong> Sickingen oder solchem<br />

Geweih wäre, alsbald hei Pen Veilierung Leibs <strong>und</strong> Guts abfordersl.,<br />

auch alsbald Dich mit den D<strong>ein</strong>en zum stärksten rüstest <strong>und</strong> bereitest,<br />

damit, ob sich die Sach witer <strong>ein</strong>reissen <strong>und</strong> ferner Hilf Noth<br />

würde, auf weiter Ermahnung mit Macht öder zum Theil, wie das<br />

die Gelegenheit <strong>und</strong> Nothdurft erfordert, zuzuziehen, alles besten Vermögens<br />

helfen <strong>und</strong> retten bereit <strong>und</strong> geschickt seiest <strong>und</strong> durch Dich<br />

in solchem nit gesäumt noch verhindert <strong>und</strong> ander Weiterung<br />

jeihüt <strong>und</strong> herürter Landfried gehandhabt werde... Wir begehren<br />

32 Notizenblatt II, 41 f.


- LX -<br />

auch, Du wollest Dich förderlich <strong>und</strong> unverzüglich her gen Norinberg<br />

fügen <strong>und</strong> k<strong>ein</strong>swegs aussenbleihen, damit ohlerürler <strong>und</strong> anderer,<br />

ehehaff er Sachen halber auf fürgenommcnem Reichstag berathschlagt,<br />

gehandelt <strong>und</strong> beschlossen weiden mag. »<br />

Am 14. September hob Sickingen die Belagerung auf. Noch -<br />

am 18. September erging <strong>ein</strong> Befehl des Reginients an etliche<br />

Reichsstände, dem Erzbischof <strong>von</strong> St<strong>und</strong> an zum stärksten zu Hilf<br />

zuziehen.<br />

In diesen Tagen ging <strong>ein</strong>e grosse Umwandlung der deutschen Geschicke<br />

vor sich. Der Kurfürst <strong>von</strong> der Pfalz, der alte Gönner <strong>Sickingens</strong><br />

so gut wie der Landgraf <strong>von</strong> Hessen, s<strong>ein</strong> erbitterter Gegner <strong>und</strong> der<br />

Kurfürst <strong>von</strong> <strong>Trier</strong>, Repräsentanten der gefährdeten fürstlichen Gewall,,<br />

erlangten die Oberhand ül.ier die empörte Ritterschaft <strong>und</strong><br />

ihren Anführer. Schon Ende September verbanden sie sich zu <strong>ein</strong>em<br />

gem<strong>ein</strong>samen energischen Angriff <strong>gegen</strong> Sickingen, um «die böse<br />

Wurzel auszurotten». Am 27. September sah der Rath der Stadt Strassburg<br />

sich veranlasst, dem Kurfürsten <strong>von</strong> <strong>Trier</strong> auf s<strong>ein</strong> Schreiben<br />

vom 7. Antwort zu er heilen. Ihm thäte der d<strong>ein</strong> <strong>und</strong> dessen<br />

Tjnlerthanen zugefügte Schaden leid, «<strong>und</strong> wären ganz willig gewesen,<br />

E. K. G. mit deren Boten Antwort zuzuschicken, das aber us Mangel<br />

des meier Theils unserer Ralsfründ, so dci' Zit zum Thei.l zu Frankfurt<br />

<strong>und</strong> sonst in andern iren nsländi gcn Geschäften abwesig gesin,<br />

nil. beschen inogen ; haben aber dieselbigen uf datum ernstlich heschriben,<br />

die auch erschienen; <strong>und</strong> geben E. K. C. <strong>und</strong>ertäniglich zu<br />

erkennen, wu gem<strong>ein</strong>e Ständ des heiligen II. Reichs E. K. G. zuziehen<br />

werden, dass wir uns dermoss halten wollen, als die sich bizhar<br />

<strong>gegen</strong> dem heiligen K. hich aller l3illicheit <strong>und</strong> unverwislich erzeigt<br />

<strong>und</strong> hewisen haben <strong>und</strong> sonderlich wohl liden mochten, dass dci'<br />

Landfrid bizhar gchandhabt worden <strong>und</strong> furter gehandhabt werd.»<br />

Bei: ]Curfürsl möge diese Antwort <strong>und</strong> deren Verzug nicht in lJngnaden<br />

vermerken 33.<br />

Erst am 29. September übergab der Bote des Beiclisregiments<br />

s<strong>ein</strong>en am 9. aufgesetzten 13ericht34. Am folgenden Tage übernahm<br />

der Erzherzog Ferdinand die kaiserliche Statthalterschaft. Ani 10. Oktober<br />

verkündete derselbe zu Nürnberg unter freien Himmel die<br />

Acht <strong>gegen</strong> Sidkingen <strong>und</strong> streute die Stücke der am Schluss dci'<br />

Verlesung zerrissenen Urk<strong>und</strong>e in die Winde. Das gedruckte Achtmandat<br />

war schon vom 8. Oktober da1irt3. Sickingen war geächtet,<br />

ohne vorher citirt oder gehört worden zu s<strong>ein</strong>.<br />

83 Mit. Correspondenz Nr. 101.<br />

Notizeirblatt U, S. 41.<br />

35 Ulinaiui, S. 306 Anm. 4


- LXI -<br />

Diese Unterlassung der Ladung war vielleicht gar nicht <strong>ein</strong><br />

Versehen, sondern absichtlich <strong>und</strong> mit Bedacht, geschehen. Wenigstens<br />

liess sich für dies Verfahren geltend machen, was hei der<br />

Heidelberger Konferenz die Rät.he der Fürsten wirklich geltend<br />

machten : «dass <strong>Franz</strong>en <strong>ein</strong>ich Citation zuzuschicken nit <strong>von</strong> Noten<br />

gewest, dieweil <strong>Franz</strong> durch s<strong>ein</strong> geübt mutwillig Handlung mit der<br />

That in die Acht gefallen ;» denn «wiewol der Landfriede verganges<br />

Reichstags mit <strong>ein</strong>em Zusatze gebessert, dass, obschon die<br />

That iffenhai' wär, so soll dennoch derselh erst cilirt,, gehört <strong>und</strong><br />

erklärt werden, so ist doch im selhigen der Friedbruch usgenommen.<br />

Soliclis hätten kaiserl. M. Stattlialtr <strong>und</strong> die vorn ohn<br />

Zwifel auch nit kl<strong>ein</strong> erwogen 35 .» Da<strong>gegen</strong> betrachtete Sickingen<br />

sich durch 'die Achterklürung für beschwert <strong>und</strong> war der Ansicht,<br />

es sei <strong>gegen</strong> ihn wider den Landfrieden gehandelt.<br />

Die drei Fürsten verfolgten nun aber nicht Sickingen selbst,<br />

sondern wandten sich zunächst wider s<strong>ein</strong>e \Tei.hündele Der Kurfürst<br />

<strong>von</strong> Mainz, dem sie vorwarfen, <strong>ein</strong>er Anzahl Sickingescher Beiter<br />

den Uebergang über den 1.ih<strong>ein</strong> nicht verwehrt zu haben, musste<br />

s<strong>ein</strong>en Frieden mit 25000 Gulden erkaufen. Die Burg I'Iartmulhs<br />

<strong>von</strong> Kronberg musste sich am 16. Oktober ergeben. Dann ging<br />

der Zug <strong>gegen</strong> Frosvin <strong>von</strong> •Hutten, «weil er sieb des Aufruhrs t.heillnflig<br />

gemacht <strong>und</strong> erklärte Aechter hei sich aufgenommen ». S<strong>ein</strong>e<br />

Burg Salmünster ward erobert. Die Güter Hilchens <strong>von</strong> Lorch<br />

wurden <strong>ein</strong>gezogen. Am 10. Oktober stellte <strong>Trier</strong> d<strong>ein</strong> Pfalzgrafen<br />

<strong>und</strong> vermuthlich auch Philipp <strong>von</strong> Hessen die förmliche Vollmacht aus,<br />

<strong>gegen</strong> Sickingen <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e Anhänger zu handeln, wie sich nach<br />

dem .Landfrieden gebühre. Ini November verliessen ]3ucer <strong>und</strong> Oecolampadius<br />

die Burgen <strong>Sickingens</strong>. 'Während l3ucer nach 'Winterthur<br />

ging, begaben sich Hutten <strong>und</strong> Oecolampadius, wie auch der vertriebene<br />

Hartmuth <strong>von</strong> lCronberg', nach Basel.<br />

Am 19. November ward in Nürnberg der Reichstag eröffnet, dci'<br />

zweite in diesem Jahr. Als am 25. November in Schw<strong>ein</strong>furt <strong>ein</strong>e<br />

Anzahl Edelleute in i3erathung getreten waren, sah sich das Reichsregiment<br />

veranlasst, mil,zul.heilen, dass Sickingen durch s<strong>ein</strong>en Friedensbrnch<br />

<strong>und</strong> dadurch, (lass er in Wort <strong>und</strong> Schrift habe vernehmen<br />

lassen, er handle mit kaiserlicher Majestät Wissen <strong>und</strong> 'Wollen, das<br />

crimen laesae maicstatis begangen <strong>und</strong> in die Beichsacht gefallen<br />

sei j <strong>und</strong> sie aufzufordern, Sickingen k<strong>ein</strong>e Hülf' , zu leisten, widrigenfalls<br />

sie sich der Acht tiieilhaftig machten. Aber an demselben Tage<br />

schrieb auch Hans <strong>von</strong> der Planil.z jetzt würde man Sickingen nicht<br />

30 Münch III, 53. Im Text sind der Kürze wegen die Sätze umgestellt.


- LXII -<br />

iii die A'chl. erklären, «man hätte ihn denn cil.irt ; aber geschehen<br />

ist gdschelien.»<br />

Sickingen selbst rüstete sich zur Gegenwehr. Um Knechte zu<br />

werben, sandte er s<strong>ein</strong>e Hauptleute nach Strassburg <strong>und</strong> Metz. im<br />

Elsass, S<strong>und</strong>gari <strong>und</strong> Breisgau warben für ihn die Grafen <strong>von</strong> Fürstenberg<br />

<strong>und</strong> Zollern, Am 20. September bat Pfalzgraf Friedrich im<br />

Namen s<strong>ein</strong>es kurfürstlichen Bruders die Reichslände Uni <strong>ein</strong> Mandat<br />

an alle Stände des fleichs, ihm zuzuziehen, wenn er voll<br />

angegriffen werde, nicht minder um <strong>ein</strong> anderes all Grafen <strong>von</strong><br />

Fürstenberg <strong>und</strong> Zollern, sich mit. Sickingen nicht weiter <strong>ein</strong>zulassen.<br />

Am 24. November wurden die Stände abermals angewiesen, Sickingen<br />

k<strong>ein</strong>e Unterstützung zu Theil werden zu lassen, die bei ihm befindlichen<br />

Unterthanen abzufordern, alle Pässe <strong>und</strong> Uebergänge zu<br />

besetzen. Aber zwölf Ganerben.chlösser, so erfuhr man in Nürnberg,<br />

hatten Sickingen ihre Thore geöffnet, um iesatzungen aufzunehmen.<br />

Im ])ecember, am Donnerstag nach Conceptionis<br />

Mariae, richtete der Erzbischof voll <strong>ein</strong>en Beschwerdebrief<br />

an die Baumeister <strong>und</strong> Gem<strong>ein</strong>en zu Kallenfels. «Wir werden<br />

J.ierichtel ‚ so wie uf Ansuchen unser widenflrtigen ]franzen <strong>von</strong><br />

Sickingen, der S<strong>ein</strong>en, auch Johann Hilchens <strong>von</strong> Loreif <strong>und</strong> anderer,<br />

die wider II. K. M. ufgeriehten Landfrieden <strong>und</strong> des heil. Reichs<br />

Ordnung..., auch wider alle Ehrbarkeit <strong>und</strong> Billigkeit, <strong>und</strong> dazu aber<br />

der 11. K. M. derohalb ausgangen Mandat diesen vergangen Sommer<br />

uns <strong>und</strong> die unsern mit Heereskraft überzogen, belagert <strong>und</strong> mit<br />

Nahm, Baub <strong>und</strong> Brand, Zerstörung <strong>und</strong> Verwüstung Kirchen <strong>und</strong><br />

1< löster grässlich beschädigt haben, iln uf nechst gehalten rÜwen (euern?)<br />

gem<strong>ein</strong>en Tag denselben das Haus 'zum St<strong>ein</strong>-Kallenfels geöffnet<br />

haben sollen!, uns <strong>und</strong> die unsern daraus <strong>und</strong> darin zu bekriegen<br />

<strong>und</strong> zu beschädigen,.... darzu in Anmerkung Euer Vorältern Brief<br />

<strong>und</strong> Siegel unserm Vorfahren Erzbischof B'aldewyn lohlicher Gedächtniss<br />

gegeben, zu Euch als fromMen Rittern <strong>und</strong> Knechten gar nit versehen<br />

hatten. Damit nun ihr eigentlich Wissens haben mögent, wess<br />

sich Euer \'orältern vor sich <strong>und</strong> alle ihre Erben, Gem<strong>ein</strong>er zum St<strong>ein</strong>kallenfels<br />

<strong>gegen</strong> unsern) Vorfahren ol.gemelt, alle s<strong>ein</strong>e Nachkoinen<br />

<strong>und</strong> unsern Stift <strong>Trier</strong> verschrieben, welches sie denn bei schweren<br />

Pünen stets <strong>und</strong> fest zu halten gelobt <strong>und</strong> geschnoren, haben wir<br />

us gnädiger <strong>und</strong> günstiger M<strong>ein</strong>ung nit irnderlassen wollen, Euch desselben<br />

diese auscultirte Kopie zuzuschicken, gritlich begehrend, als<br />

Wir- uns des gänzlich <strong>und</strong> der Eillichkeit nach auch ungeweigert zu<br />

Euch versehen, Ihr wollt Euch solicli Euerer Vorältern gegebenen<br />

Briefen <strong>und</strong> Siegel <strong>gegen</strong> uns <strong>und</strong> unserem Stift halten, <strong>und</strong> 01) Ihr,<br />

wie obgemelt, Euer I-Iarls <strong>gegen</strong> uns geömiet, wie sich doch nit<br />

gebührt.,... soliclrs als Kraft jetzt gedachter Euer Vorällern Verschrei-


- LXIII -<br />

]mng <strong>und</strong> des kais. Landfrierlens abstellen, damit, ob hierüber anders<br />

<strong>von</strong> Euch gehn adelt, wir mit unsern Verwandten nicht verursacht<br />

werden, uns mit. Euer \oriill.ern Briefe <strong>und</strong> Siegel <strong>und</strong> sunsten des<br />

kais. Landfridens zu halten. Horn[ Euer schriftlich Antwort hei diesem<br />

unserm Boten, uns darnach zu richten, begehrend». Dies Schreiben<br />

sollte, wie die Aufschrift sagt, Baumeister <strong>und</strong> Gem<strong>ein</strong>en zu Kauenfels<br />

oder «in ihrem Abwesen den, so ihre Behausung oder Wohnung<br />

da selbst haben», übergehen werden 7.<br />

Während sieb die F<strong>ein</strong>dseligkeiten den ganzen Winter hihdurch<br />

fortzogen, . ward es um Sickingen immer öder. Bald gerieth<br />

s<strong>ein</strong> zweiter Sohn 1-laus, als er mii. J-lilcben <strong>von</strong> Lorch <strong>und</strong> <strong>ein</strong>er<br />

reisigen Schar nach Landstuhl reiten wollte, nach tapferster Gegenwehr<br />

in die Hände der Pfalz.<br />

War früher die Autorität des Reichsregiments <strong>von</strong> Sickingen in<br />

Frage gestellt worden, so warfen sich null Gegner in <strong>ein</strong>e<br />

eben so trotzige, dem Regiment gefährliche Haltung. So kam es, dass<br />

das Regiment bald die in Schutz nahm, die es noch eben als s<strong>ein</strong>e<br />

F<strong>ein</strong>de betrachtet hatte. Die Auslegung der Executionsoidnung vom<br />

Jahr 1521 ‚ welche die Fürsten handhabten ‚ war unerträglich.<br />

Montags nach der unschuldigen Kindl<strong>ein</strong> Tag, den 29. Decemher,<br />

sandten etliche Grafen, Herren <strong>und</strong> Ritterschaft wegen alles dessen,<br />

was <strong>Sickingens</strong> Anhängern widerfahren, <strong>ein</strong>e Beschwerung nach<br />

Nürnberg. - -<br />

Auch Sickingen war k<strong>ein</strong>eswegs gesonnen, s<strong>ein</strong>e, wie er es auflassen<br />

durfte, <strong>gegen</strong> die Reichsordnung verstossende Aechtung anzuerkennen,<br />

vielmehr betrachtete er sie als wirkungslos <strong>und</strong> bat in<br />

<strong>ein</strong>em an das Reichsregiment gerichteten Schreiben um Gehör. Dann<br />

gedächte er darzut.hun, dass er die Acht nicht verwirkt habe, ja dass<br />

die f<strong>ein</strong>dlichen Fürsten eher die Acht verdienten <strong>und</strong> der Angriff<br />

auf sie jedem erlaubt sei. - -<br />

In dem iteichsregiment heriel.h <strong>ein</strong> Ausschuss die Frage, oh<br />

man nicht, allen Theilen Stillstand gebieten oder ob nichl. Erzherzog<br />

Ferdinand - zwar nicht als Statthalter, wohl aber als<br />

Erbherr <strong>von</strong> Oesterreich - durch Mit.telpersonen Sickingen zur<br />

Güle ermahnen lassen solle. Als Statthalter <strong>und</strong> Regiment am 1.. Dezember<br />

über diese Vorschläge sich äusserten, lag Siekingens Brief<br />

vor, worin er hei dem Statthalter über die ordnungswidrige Aechtung<br />

s<strong>ein</strong>er Person Beschwerde erhob. Man verständigte sich, <strong>ein</strong>e Kommission<br />

mit der Prüfung des Landfriedens <strong>und</strong> - der früher wider<br />

<strong>Franz</strong> ausgegangenen Mandate zu betrauen, um entscheiden zu<br />

können, ob Sickingen billiger oder unbilliger Weise geächtet worden,<br />

5 Münch JT. 248 f.


- Lxiv -<br />

<strong>und</strong> ob er zu Verhör verstattet werden solle oder. nicht. in diesem<br />

aus elf Männern gebildeten Ausschuss waren zwei. Personen vom<br />

Regiment, zwei vorn Kammergericht, die übrigen <strong>von</strong> den Ständen,<br />

unter den letztern der Mainzische Kanzler. Als die Kommission am<br />

3. Dezember ihr <strong>Gutachten</strong> erstattete, ward verlangt, dass <strong>Sickingens</strong><br />

Schreiben vorgelegt werde, um beurlheilen zu können, in wie fern<br />

der Ritter sich der Reichsordnung gemäss zu Güte <strong>und</strong> Recht<br />

erboten habe. Aber Statthalter <strong>und</strong> Regiment liessen durch Dr.<br />

Lamparter erwidern ‚ das Schreiben enthalte mehrere Punkte, die<br />

so gestellt seien, dass daraus mehr Widerwillen als Frieden hervorgehen<br />

würde. Schliesslich ward ver<strong>ein</strong>bart, dass- am 29. Dezember<br />

in Heidelberg <strong>ein</strong>e Besprechung- mit den Fürsten stattfinden <strong>und</strong>,<br />

falls man hier zum Ziele gelange ‚ <strong>ein</strong>er <strong>von</strong> der Botschaft zu<br />

Sickingen reiten solle, um sich auch mit ihm zu verständigen.<br />

in Aussicht genommen war <strong>ein</strong> \Vaflbnstillstand <strong>und</strong> Verhör vor<br />

Statthalter <strong>und</strong> Regiment. Ein Ausschuss zur Prüfung der Schriften<br />

<strong>und</strong> Instruktionen <strong>und</strong> zur Bestimmung der Botschafter ward <strong>ein</strong>gesetz(,<br />

aber <strong>von</strong> den in Betracht gezogenen wollte k&ner den Auftrag<br />

annehmen. Später liessen sich Graf Ulrich <strong>von</strong> Helfenst<strong>ein</strong> <strong>und</strong><br />

Freiherr Friedrich <strong>von</strong> He ydeck dazu bestimmen. An Sickingen<br />

sandte Erzherzog Ferdinand mit Wissen- der Stände besondere Boten,<br />

die mit ihm nach Heidelberg kommen sollten. Wem dieser Auftrag gegeben<br />

ward, erfahren wir nicht. Sickingen erklärte sich schriftlich<br />

zu gütlicher Handlung bereit unter dci- Bedingung, dass die Edelleute,<br />

denen um s<strong>ein</strong>etwillen ihr Gut genommen, restituirt würden.<br />

Auf <strong>ein</strong>en Waffenstillstand <strong>ein</strong>zugehen, lehnte er ab.<br />

Die Fürsten suchten inzwischen Sickingen alle I-Iülfsquellen<br />

zu nehmen. Am 40 Dezember sandte der Kurfürst <strong>von</strong> der Pfalz<br />

<strong>ein</strong>en eigenen Rechenmeister nach Frankfurt, um etliches Silber,<br />

das Sickingen b<strong>ein</strong>) ?dünzmeister stehen habe, als verfallenes<br />

Gut abzufordemuss, <strong>und</strong> den folgenden Tag verlangte der Kurfürst. <strong>von</strong><br />

<strong>Trier</strong> sogar die Herausgabe der 60000 Gulden, welche der Kaiser<br />

noch Sickingen schulde, oder wenigstens ihre Auszahlung an den<br />

Fiseal. So entnehmen wir aus den Antwortschreiben des Begimenis<br />

an den Kurfürsten vom 9. Oktober. Trotz <strong>ein</strong>iger <strong>gegen</strong> den<br />

Antrag des Kurfürsten erhobenen Bedenken heisst es zum Schluss<br />

«Doch wollen wir d<strong>ein</strong> F.iseal neben Euer Lieb <strong>und</strong> Kurfürstlichen<br />

-Gnaden Anwalt, was sicl1 in shlchen Sachen gebülu-t zu handeln,<br />

auch befehlen <strong>und</strong> gestatten 80 .» Am 40. Oktober erfolgte dann die<br />

längst beschlossene Achterklärung.<br />

5 Ulmann, S. 337 Anm. 2.<br />

39 Notizenblatt. II. S. 52.


- LXV -<br />

Am 11. December ertheilte der Erzbischof <strong>ein</strong>e Instruction zu<br />

<strong>ein</strong>er Verhandlung milder Erzherzogin Margaretha, Regentin in den<br />

niederburg<strong>und</strong>ischen Landen, in der es heisst.: «Zum dritten so habe<br />

• unserm gnädigen Herrn <strong>von</strong> <strong>Trier</strong> glaublich angelangt, dass die<br />

römische kaiserl. Majestät <strong>Franz</strong>en schuldig sin stille geluhen Geldes<br />

XXrn <strong>und</strong> ussteimdes Soldes XIm rh<strong>ein</strong>ische Gulden in Golde. Dwiele<br />

ne derselhig <strong>Franz</strong> uf Ansuchen unsers gnädigen Herrn <strong>von</strong> <strong>Trier</strong><br />

als Friedbrecher in kaiser!. Majestät <strong>und</strong> des heiligen Richs Acht<br />

öffimtlich erklärt <strong>und</strong> denunciiret, so ist derselbig <strong>Franz</strong> <strong>und</strong> das<br />

Syne Jederinnn <strong>und</strong> sonderlich sinen K. F. G. als <strong>von</strong><br />

i hrn beschädigten erlaubt, darzu so syen auch alle Verschribungc,<br />

Pflicht <strong>und</strong> B<strong>und</strong>nisse, <strong>Franz</strong>en zustehende <strong>und</strong> daruf<br />

er Forderung oder Anspruch haben rnoclit, <strong>gegen</strong> denjenen ihm verhaft<br />

wüten, abc <strong>und</strong> todt. Und ist all<strong>ein</strong> nach des Erzbischofs <strong>von</strong><br />

<strong>Trier</strong> dienstlich fiöndlich gütlich <strong>und</strong> flissig Bitt <strong>und</strong> Begeht,<br />

(lass <strong>Franz</strong>en <strong>von</strong> Sickingen alsil. K. lvi. Aechter <strong>und</strong> erklärten Friedbrecher<br />

soli eh g eluwen <strong>und</strong> u s tändi g Gell., wie dann<br />

zu Strafe <strong>Franz</strong>en sich billig gebühret, n lt g cli ebert, sondern<br />

<strong>ein</strong>e soli chs dem Erzbis c hofe als <strong>von</strong> <strong>Franz</strong>e n b e -<br />

schädigten •.. geh andre i cht ‚ oder aber <strong>von</strong> ihrer<br />

K. M. Fiscal wegcn confiscirt <strong>und</strong> behalten •.. werde0.D<br />

Die am 5. <strong>und</strong> 6. Januar 4525 zu Heidelberg gepflogenen Verhandlungen<br />

blieben erfolglos: Auf den 5. Februar verabredeten die<br />

Fürsten <strong>ein</strong>e persönliche Zusammenkunft in Frankfurt.<br />

Ehe wir die weitere Entwicklung der Dinge verfolgen, werfen<br />

wir <strong>ein</strong>en Blick auf die Beziehungen <strong>Sickingens</strong> zu Strassburg.<br />

Nachdem der Rath der Stadt, wie wir gesehen, am 27. September<br />

dem Kurfürsten <strong>von</strong> <strong>Trier</strong> endlich Antwort ertheilt hatte, dankte<br />

dieser am 7. Oktober «mit Pc» für das gutwillige Erbieten. Aber<br />

auch Sickinge.n s<strong>ein</strong>erseits schrieb am 27. Oktober an den Rath,<br />

uni ihm die Befehdung <strong>von</strong> Kronbergs durch die drei Fürsten mitzutlieilen.<br />

«Dieweil nun solchs, als sie selbst melden, <strong>ein</strong>ig dass<br />

er mii' anhängig gewesen s<strong>ein</strong> solle, heschehen. . <strong>und</strong> ihr mir nun<br />

dickermals Lieb <strong>und</strong> Dienst bewiesen, dess ich mich <strong>gegen</strong> Euch<br />

hedank <strong>und</strong> höchst Fleiss verdienen will, möchten Euer <strong>und</strong> m<strong>ein</strong>e<br />

Missgänder <strong>und</strong> Widerwärtigen durch geschwind Praktik auch dermassen<br />

<strong>gegen</strong> Euch oder den Euern nachtheiligs gedenken <strong>und</strong> unterstehen.<br />

Wiewohl ihr nun vor Euch selbst zu solchem vor andern<br />

fürträchtig, bedacht, geschickt <strong>und</strong> gerüst seit, hai) ich's (Loch Euch<br />

als m<strong>ein</strong> lieben Herren <strong>und</strong> Fründen unangezeigt nit wollen<br />

lassen, des Wissens <strong>und</strong> sich dest hass darnach zu richten haben.<br />

40 Jünthe,, Coder diplom V, 214 f.<br />

5


- LXVI -<br />

Dann sonder Zweifel, wo man icht zu der Gegenwehr etwas gerüst<br />

ist, hat es ihrenhalben fit gross Sorg oder Not. So erhiet ich<br />

mich, to etwas Gewalts <strong>gegen</strong> Euch oder den Euern vorgenommen<br />

werden wollt, mciii Vermügen treulich <strong>und</strong> nachbarlich zu Euch zu<br />

setzen. » Schon drei Tage darauf theilte der Doctor fiscalis Gaspar<br />

MarL aus Nürnberg (lern mit, dass die Stadt des Einversßnd<br />

nisses mit Sickingen verdächtigt sei <strong>und</strong> demnach vor das Begi'<br />

ment citirt werde solle, «laut des Landfriedens zu purgieren.» Zur<br />

Ergänzung der Laudt'riedensordnung war <strong>ein</strong> Verfahren .angeordnet,<br />

wonach Verdächtige behufs Ablehnung des Verdadhtes beim Kammergericht<br />

zur Leistung des R<strong>ein</strong>igungseides angehalten werden durften.<br />

Die meisten Fürsten, so berichtete der der Stadt wohlgesinnte Docior;<br />

«gehen wider <strong>Franz</strong>en <strong>und</strong> s<strong>ein</strong> Helfer solchen scharfen Bericht <strong>von</strong><br />

Euch, wo Herr Bernliart (nämlich Wurmser, der Strassburger Abgeordnete<br />

zum Reichstag) alt hie gewesen wäre, dass viel schrfer<br />

<strong>gegen</strong> Euer Slrengheit <strong>und</strong> W. fürgenommen Niordeti, dass dann <strong>von</strong><br />

E. G. zu vernehmenschmählich <strong>und</strong> veiachtlich gewesen wäre. wes<br />

ich auch in solchem Thun <strong>von</strong> Eurer wegen in geheim gehandelt,<br />

weidet Ihr mit der Zeit vernehmen. » Der Erzbischof <strong>von</strong> <strong>Trier</strong><br />

warf der Stadt vor, dass sie Sickingen zu s<strong>ein</strong>em Zuge Geld<br />

<strong>und</strong> Pulver, gegeben lahe, mithin «unverdient uid zuwider dem<br />

kaiserl. Landfrieden <strong>und</strong> des heiligen Richs Ordnungen», <strong>ein</strong>e Anklage,<br />

welche der Rath in <strong>ein</strong>em Schreiben vorn November<br />

zurückwies. «lind fügen E. K. G.», so lautete die Antwort, ((mit der<br />

Wohrheit unterläniglich zu vern<strong>ein</strong>en, dass wider K. G. wir Sickingen -<br />

zu sim Leberzug weder Geld noch Pulver nit fürgesetzt noch geluben,<br />

wollten ouch <strong>ein</strong> solchs gar ungern thun, wollen aber E. K G.<br />

ouch nit bergen, wir haben verschinen 21. Johrs bestimtem :[,ranzen<br />

<strong>von</strong> Sickingen, als er in K. M. unsers allergnädigsicn Herrn Heerzügen<br />

<strong>und</strong> Geschäften als ihrer M. .Honpt.mann gesin, UI' sill bitlichs<br />

Ansuchen <strong>ein</strong> Soinma, nämlich 10000 Gulden geluhen, die er uns<br />

dann wieder mit Dank gelufert <strong>und</strong> bezahlt hat. Folgends dies 22. Johrs<br />

uf Zinstag nach Vincula Petri (5. August.) hat <strong>Franz</strong> uns <strong>ein</strong> Geschrift.<br />

unter sinem Insiegel durch Schwickern, sinen Sohn, ('er persönlich<br />

in unserm Rat erschienen, überantworten <strong>und</strong> vermög -derselbigen Geschrift,<br />

oueh sins mondlichen Fürtrags hitlichen ansinnen lossen, dass<br />

wir ihm, <strong>Franz</strong>, zu Rettung siner Treu <strong>und</strong> sines Clouberis, domit<br />

er dem Kriegsvolk siner Zusag <strong>und</strong> ihrer Gelegenheit nach desto•<br />

fürderticlier ihr usstehnde Bezahlung verschaffen mocht., <strong>ein</strong> Soinma<br />

Gelds, nämlich achitusend Gulden, fürstrecken <strong>und</strong>- lilYen wollten.<br />

Auf solch gütlich Ansuchen, ouch in Bedacht, dass er, <strong>Franz</strong>, noch<br />

etlichem E.riegsvolk, daS er, wie olistat, in K. M. Geschäft, gehabt,<br />

ihr Besoldung schuldig gesin, haben wir ihm die begehrt Somma


LXVII -<br />

geluhen <strong>und</strong> der ZU <strong>von</strong> k<strong>ein</strong>er Bewerbung oder Rüstung gewusst.<br />

oder gehört sagen. Sodann des Pulvers halb, haben wir <strong>Franz</strong>en<br />

weder fürgesetzt ode' geluhen. Er hat uns ouch desshalb nit gebeten<br />

noch ersucht ist, aber wahr, dass uns der wolilgeboren Herr Wilhelm<br />

Grof zu Fürstenberg nachbarlicher <strong>und</strong> fr<strong>und</strong>lichdr Wise. anzeigen<br />

lossen, er hab 8111 Schlösser <strong>und</strong> Städt an Pulver entblösst,<br />

mit Dill, ihn 20 Zentner zu lCouf gehen. Da wir dann ihm als unseren<br />

liehen Herrn <strong>und</strong> guten . Nachbarn den halben Theil des begehrLen<br />

Pulvers, nämlich <strong>ein</strong> Zentner um)) 12 Gulden auf <strong>ein</strong> Ziel zu bezahlen,<br />

verkouft <strong>und</strong> des Orl.s <strong>Franz</strong>eff nie bedacht noch uf ihn ufgenommen<br />

oder verkouft worden.»<br />

Der <strong>Trier</strong>sche Kanzler haue inzwischen <strong>ein</strong> Mandat des Reichsregimenis<br />

<strong>gegen</strong> Strassburg ausgebracht, das aber auf Vermittelung<br />

des Pfalzgrafen nach <strong>ein</strong>er Unterredung W'urmsei's.'mit Kaspar Mart<br />

zurückgezogen ward.<br />

Der Kurfürst <strong>von</strong> der Pfalz heschwerte.sich s<strong>ein</strong>erseits; dass Sirassburg<br />

Sickingen gestattet habe, in ihrem Gebiet Werbungen vorzunehmen.<br />

Auch diesen Vorwurf wies der Rath am i:, :December in<br />

<strong>ein</strong>em an die Stünde zu Nürnberg gerichteten Schreiben zurück,<br />

indem er zugleich die Massregeln darlegte, welche er <strong>gegen</strong> derartige<br />

Werbungen getroffen. Am 10. December schrieb dann der Rath <strong>von</strong><br />

<strong>Trier</strong>, er werde benachrichtigt, dass- um Strassburg herum Werbungen<br />

<strong>von</strong> Kriegsvolk stattfänden, wisse aber nicht, auf wen der<br />

Anschlag gehen solle. Er bitte daher, wenn die ihm zugekommene<br />

Nachricht begründet sei, in Anbetracht der frühern Belagerung <strong>Trier</strong>s!<br />

durch Sickingen, um nühere Aufschlüsse.<br />

Unzweifelhaft bestand' die alte Verbindung der Stadt mit. Sickingen<br />

fort, Am 14. Decemher meldete der Stadtschreiber Peter Butz dem<br />

Abgeordneten in Nürnberg « Ich ha]) den überschickten Brief gon<br />

Eberburg nil 'mogen' bi ‚eiin vergebenen Boten abfertigen, sonder hab<br />

eirn zwei» dick Pfennig geben,- der ihn dohin tragen soll. Was für<br />

Antwort begegnet, will ich Euch fit verhalten.» Der Gedanke liegt<br />

sehr nahe, dass Wurniser, der au des Erzherzogs Ferdinand 'Wunsch<br />

länger in Nürnberg blieb, als d<strong>ein</strong> Rath s<strong>ein</strong>er Stadt liöb war,<br />

den Auftrag erhalten habe, ‚auf. Sickingen versöhnlich <strong>ein</strong>zuwirken.<br />

\nrmser hatte <strong>von</strong> - Strassburg aus den Ritter R<strong>ein</strong>hold Spender<br />

als Berather zugesandt erbalten, der auf nächste Weihnachten<br />

zum Assessor am Regiment bestimmt war. «Es ist»,. so Fährt Butz<br />

fort, «bi uns ganz still, wiewohl die Fürsten in Rüstung. Gott füg's<br />

zum besten.» Am 23. Deccm'ber ertheilte Sickimzen dem - Philipp<br />

Stumpf <strong>von</strong> Schw<strong>ein</strong>berg <strong>ein</strong>e Inst.ruct,ion für den Räth <strong>von</strong> Strassburg<br />

wegen des noch rückständieu Darlehens. Er, Sickingen, so lautet<br />

dieselbe, könne die 8000 Gulden, welche er dem Rath schulde,


iXYIII -<br />

augenblicklich heim besten Willen nicht bezahlen, du er <strong>von</strong> drei<br />

Fürsten überzogen zu werden fürchte, <strong>und</strong> der Kaiser s<strong>ein</strong> p Schuld<br />

<strong>von</strong> 90 000 Gulden an ihn noch nicht entrichtet habe. Incless habe<br />

er für jene 8000 Gulden gute Gefangene <strong>und</strong> Anderes <strong>und</strong> hoffe<br />

daher, die Schuld in Kurzem mit haarem Geld abzufragen. Der Rath<br />

möge daher Geduld tragen. Damit derselbe aber auf jeden Fall, « wie<br />

es jöch umb mich ergeh», <strong>ein</strong>e Sicherheit in Händen habe, Übersende<br />

er ihm zwei Schuldbriefe des ICaisers, deren jeder auf 20000 Gulden<br />

laute ; der Halb möge <strong>ein</strong>en, da<strong>von</strong> auswählen. Ausserdem aber erbiete<br />

er sich, die Rückzahlung des Geldes so sehr wie möglich zu<br />

beschleunigen. Wenn der Rath die Neuburg annehmen wolle, so<br />

hoffe er dafür die Einwilligung Erzherzog Ferdinands als des Kaisers<br />

Stntthalter zu erlangdn <strong>und</strong> sich über den Rest nach Abzug der 8000<br />

Gulden mit dem Rath zu verständigen 4r,<br />

Die Fürsten hauen gewünscht, <strong>gegen</strong> den geächteten Sickingen<br />

mit der Hülle des Reichs unterstülzt zu werden . aber weder hei<br />

dem Regiment noch hei den Ständen konnten sie das erreichen, vielmehr<br />

war noch zu Anfang Februar 1523 die Rede da<strong>von</strong>, Sickingen<br />

zu gütlichem Verhör kommen zu lassen. Am 7. Februar konnte<br />

Frowin <strong>von</strong> Hutten aus Nürnberg an Sickingen berichten, die mit<br />

grossem Fleiss hei den Ständen <strong>gegen</strong> ihn nachgesuchte Hilfe sei<br />

noch nicht bewilligt.<br />

Am . 2Januar meldete der Frankfurter Abgeordnete, der Bischof<br />

<strong>von</strong> 'Würzburg habe gebeten, <strong>von</strong> Nürnberg abreiten zu dürfen, da<br />

die meisten s<strong>ein</strong>er Aintleute ihm aufgeschrieben, um s<strong>ein</strong>es Erachtens<br />

<strong>Franz</strong>en zuzuziehen der Bischof befürchte <strong>ein</strong>en Ueberfall<br />

<strong>Sickingens</strong>. An demselben Tage ward die Werbung der Räthe der<br />

drei Fürsten am Reichsregiment. <strong>und</strong> Reichstag vorgetragen, aber<br />

ohne Erfolg, <strong>und</strong> Tags darauf (las ewig denkwürdige <strong>Gutachten</strong>,<br />

welches die Vollziehung des <strong>gegen</strong> Luilier ergangenen Edict.s ablehnte,<br />

den Ständen übergeben. Was man <strong>von</strong> Karl V erwartet hatte,<br />

dass er sich an die Spil.ze der nationalen Bewegung stellen werde,<br />

das tiiat das Regiment nun wirklich. Die am 8. Februar d<strong>ein</strong><br />

päpstlichen Nuntius ertheilte Antwort ging am 6. März als kaiser.I.<br />

Edict aus.<br />

Nun erschien es wichtig, dass Siekingen sich <strong>gegen</strong> die Angriffe<br />

behauptete, die sich <strong>gegen</strong> ihn vorbereiteten. An die Erhaltung des<br />

Ritters, der so oft den Land frieden gebrochen, knüpfte sich jetzt,<br />

nachdem er geächtet war, <strong>ein</strong> Interesse der ]ieichsordnuug. Sickingen<br />

selbst war unbesorgt. Er zweifelte nicht, sieh in der Feste Landstuhl<br />

• 41<br />

Die auf Strassburg hezüghclieu Aktenstücke: Polit. Correspondens<br />

Nr. 102-112.


- LXIX -<br />

wenigstens <strong>ein</strong> Vierteljahr haften zu können ; s<strong>ein</strong>en Verbündeten<br />

weide Zeit bleiben, ihn zu entsetzen.<br />

Der Kurfürst <strong>von</strong> der Pfalz hatte den 15. Januar den Rath<br />

der Stadt Strassburg aufgefordert, <strong>ein</strong>en s<strong>ein</strong>er Bürger, der, wie er<br />

höre, mit etlichen Kriegsknechten Sickingen zugezogen sei, oder<br />

andere etwa bei Sickingen anwesende Strassburger Tinterthanen sofort.<br />

zurückzurufen <strong>und</strong> <strong>gegen</strong> die Güter derselben so zu verfahren, dass<br />

man -daraus des Bathes Missfalten spüren könne auch andern Hauptleuten,<br />

deren etliche in Strassburg liegen sollten, mehl zu gestalten,<br />

Knechte anzuwerben. Am 15. März bat er nun, s<strong>ein</strong>en, Hauptmann<br />

Hans <strong>von</strong> Bruchsal Werbung im Gebiet der Stadt zu erlauben <strong>und</strong><br />

auch sonst. demselben zur Vollendung s<strong>ein</strong>es Befehls allen möglichen<br />

Vorschub zu thun. Den folgenden Tag theilte Sickingen dci Sladt,<br />

mit, er wolle den am 22. März in Speier versammelten Stiidtebolscha:ften<br />

s<strong>ein</strong>er «Handlung <strong>und</strong> Sachen Bericht <strong>und</strong> Anzeig thun» 42•<br />

Im April drohte der Erzbischof <strong>von</strong> <strong>Trier</strong>- den Strassburger <strong>und</strong><br />

Augsburger Gesellschaften für die Niederlande, <strong>gegen</strong> sie nach den<br />

Bestimmungen des Landfriedens verfahren zu wollen, wenn sie sich<br />

mit Sickingen als <strong>ein</strong>em Aechtcr in Geldgeschäfte <strong>ein</strong>lieSsen. Aber<br />

Strassburg besass das Privileg, den in der Reichsacht befindlichen<br />

Schutz zu gewähren, <strong>ein</strong> Privileg, das noch im Jahre 1.521 mit, den<br />

andern glücklich wieder bestätigt worden war".<br />

42 l'olit. Correspondenz Nr.113, 115 u. 116.<br />

43 Ulmanit, S. 339.<br />

44 Den 26, Januar tlteilten der Altstettmeister Hans Bock <strong>und</strong> der Altam,neister<br />

Conrad <strong>von</strong> D,rntzenheim <strong>von</strong> Worms aus dem Rathe mit, dass<br />

sie die Verehrungen nach Befehl des Raths vertheilt <strong>und</strong> <strong>von</strong> den 13eselrenLten<br />

die besten Zusagen hinsichtlich ihrer Geneigtheit, für das Wohl<br />

der Stadt zu wirken, erhalten. Mit Nieolaus Ziegler sind sie betreffs Cnnfirmation<br />

der Stadtfreiheiten dahin über<strong>ein</strong>gekommen, dass 'jede Friliit<br />

bes<strong>und</strong>er mit cmi s<strong>und</strong>ern Brief <strong>und</strong> Siegel »-ausgestellt werden soll. Zieglei<br />

bitte in Betreff s<strong>ein</strong>er Untert,l,nnen zu Barr um die Begünstigung, dass<br />

der Rath ihnen nicht gestatte, nach Strassburg zu ziehen <strong>und</strong> dort das<br />

Bürgerrecht zu erwerben, während sie ihre Güter nach wie vor zu Barr<br />

haueten. Am 29. Januar sind die Strassburger Abgeordneten zwar guter<br />

Hoffnung, die Confirmation der Freiheiten zu erlangen, bitten aber. bei<br />

Gelegenheit ei,' Fuder W<strong>ein</strong> per Schiff herabzusenden • dann als uns bedanken<br />

will, so werden wir sie bedürfen.» Am 14. Februar bestätigen sie<br />

den Empfang <strong>von</strong> drei Fass W<strong>ein</strong> umd theilen mit, dass etliche der Freiheiten<br />

schon in der Kanzlei Villingers ausgeschrieben seien. Die welche das<br />

Conservatorium (die Anweisung au (las 1-!ofgeri(;iit zu Bottwil, die Stadt<br />

Strassburg hei ihren Privilegien zu schützen) u n d auch die A echt er<br />

zu enthalten„ betreffen, sind ([<strong>ein</strong> Villingers übergeben.<br />

Ziegler zeigt guten Willen. Am 19. Februar heisst es « Die nächsten ge-


- LXX -<br />

Am 30. April begann die Beschiesung <strong>von</strong> Landstuhl. Sickiiigen<br />

hatte ' nur s<strong>ein</strong>enj üngsl.en Sohn Fi'anz Konrad hei sieh, -da<br />

Schwicker s<strong>ein</strong>en Posten in Sl<strong>ein</strong>kaflenfels behauptete <strong>und</strong> der miiileie<br />

in Gefangenschaft lag. Bald schickte er <strong>Franz</strong> Konrad in Begleitung<br />

Schlörs mit, den wichtigsten Papieren fort. Am 7. Mai<br />

inelten zwo Frihiten sind noch nit usgeschrieben dann wir sind beide bi<br />

d<strong>ein</strong> Sehriber gesia, der sagt, wall sie gar usgeschriebeu, so wel everheifen,<br />

(lass ganz bald <strong>und</strong>erzeichnet <strong>und</strong> gefertiget werdent....Der Gescliriften<br />

sind vii. wir hoffen, ob Gott will, je, wir «client.., die Frihiten in Kurzem<br />

usbringen <strong>und</strong> vertruwent dem Ziegler, alles Guten.. Rathen letzterm, die<br />

<strong>von</strong> ihm bestellten Fische im Werthe voll Gulden zu schenken, das<br />

Geld werde gut angewandt s<strong>ein</strong>. Am 1. März lautet die Meldung: Die Freiheiten<br />

sind alle ausgeschrieben <strong>und</strong> auf Dato <strong>von</strong> Erzbischof <strong>von</strong> Mainz unterzeichnet;<br />

hoffen; dass auch der Kaiser sie bald unterzeichnet <strong>und</strong>. daisach<br />

versiegelt. Am 0. März melden die Strassburger, der Grosshofmeister des<br />

Kaisers lasse den Rath angehen, die kaiserliche Tafel zu dem am 12. stattfindenden<br />

Blinket <strong>gegen</strong> Bezahlung mit Fischen zu versorgen <strong>und</strong> fügen<br />

hinzu: c Die Freiheiten sind <strong>von</strong> K. M. <strong>und</strong> sunst auch verzeicht; werde!].<br />

• ob Gott will, bald , versiegelt werden:» In <strong>ein</strong>em Zettel melden sie die<br />

Ankunft <strong>von</strong> Fischen: Raben wir geihon Herrn Niclaus 'Ziegler vorab<br />

inhalt euers Schrihens; <strong>und</strong> tianoch dem Villinger 200 Selmeling mid<br />

200 Nunögen <strong>und</strong> jedem 10 FofeileiL» Dem Rath, der aal 6. auf Beschleunigung<br />

in Ausfertigung der Freiheiten gedrängt hatte, konnte am 10. berichtet<br />

werden, dass an den Freiheiten mir noch das roth Wachs fehle.<br />

• Man habe in der Kanzlei die Vidimus der- Freiheiten oder beglaubigte Abschriften<br />

da<strong>von</strong> begehrt. Am 13. März endlich sind die, -Confirinationen der<br />

Stadtfreiheiten in den Bänden dci' Gesandten. Ziegler hat Wort gehalten.<br />

Fragen au, oh man ihm mehrer Vetohrung thun wolle, da man ihm<br />

zum Oeftern zugesagt habe, ihan wolle es um- ihn fre<strong>und</strong>lich verdienen.<br />

Villingors Schreiber hat die 14 Urk<strong>und</strong>en geschrieben, Etwasmüsse)] noch<br />

die « Knechte ' erholte'„welche die Gesandten bei d<strong>ein</strong> Ziegler <strong>und</strong><br />

• sonst stetig gefördert haben; denn € man het uns etwan furgelassen, - so<br />

gross Herren haben müssen warten, die vor uns do sint gesin.» Bitten.<br />

nachdem sie die Confirmation der Freiheiten ausgebracht, um Ablösung<br />

durch andere Gesandte. Am 16März theilen sie mit, dass sie die noch<br />

im Besitz des Fischers befindlichen 1200 Selmling an den Pfalzgrafen, den<br />

Bischof <strong>von</strong> Strassburg, an ..‚ Dootor, Caspar Marl, Nicolaus Ziegler <strong>und</strong><br />

Jacob Spiegel verschenkt, da es ihnen unpassend erschienen ist, dass der<br />

Fischer dieselben in Worms verkaufe. Am 21. März bitten sie um Antwort<br />

- ' auf ihre friihere Anfrage, ob sie Zieglern noch <strong>ein</strong>e Verehrung thun sollen,<br />

<strong>und</strong> am 24. erklären sie, d<strong>ein</strong> Befehl ‚des Baths gemäss mit der Schenk.<br />

<strong>gegen</strong> Refrn Niclaus Ziegler thun zu vollen, inzwischen war ihnen wieder<br />

W<strong>ein</strong> zugesandt worden.<br />

Diesen Einblick in das Treiben der' kaiserlichen Kanzlei <strong>und</strong> die nur<br />

auf die Bestätigung ihrer Freiheiten geri c htete Politik der Stadt Strassburg<br />

gewährt die Polit. Correspondenz Nr. 63-73.


-- LXXI -<br />

Mittags war der Bitter to llt, Deutschland, wie der römische Klerus<br />

jubelte, <strong>von</strong> dem Afterkaiser befreit. ])<strong>ein</strong> Kurfürsten <strong>von</strong> <strong>Trier</strong>,<br />

der n a s<strong>ein</strong>em Sterbelager gestanden, sandte Papst 1-Jadrian <strong>ein</strong>en<br />

Glückwunsch. Das deutsche Volk aber hielt treu an s<strong>ein</strong>em<br />

Sickingen fest.<br />

Der «Dialogus der Rede <strong>und</strong> Gespräch, so Franciscus <strong>von</strong><br />

Sickingen voi des Himmels Pforten mit Sant Peter <strong>und</strong> d<strong>ein</strong><br />

Sant Jürgen gehalten, zuvor <strong>und</strong> ehedann er <strong>ein</strong>gelassen ist worden»,<br />

lässt den Bitter sich bei Sant. Peter anmelden mit den Worten<br />

«ich bin <strong>Franz</strong>isbus <strong>von</strong> Sickingen, <strong>ein</strong> verordneter Vollzieher der<br />

Gerechtigkeit.>) Und als Sant Jörg dann später bemerkt: «<strong>Franz</strong>, mir<br />

ist angezeigt. d<strong>ein</strong>ör Begehr etliclis ausständigs Solds <strong>und</strong> anders, so<br />

du forderst, das will ich vernehmen <strong>und</strong> dir ferner darauf Bescheid<br />

geben», erklärt <strong>Franz</strong>: «Ich hab nu etlich Jahr mit Vollziehung der.<br />

Gerechtigkeit auf gut Vertrauen dient, wiewohl ohn bestimmten<br />

Sold, <strong>und</strong> wa ich darzu tauglich, auch Gottes Will gewesst, so wollt<br />

ich gern noch läner das Best gel.hon haben.»<br />

Jörg : «Wer hat dich darzu bestellt oder dir solichs auszurichten<br />

befohlen?»<br />

<strong>Franz</strong> :. « Mir ist <strong>ein</strong> geschriftlicher-Befehl zukommen, durch <strong>ein</strong><br />

armen Mann überantwort, unter, anderm inhaltend was ich ihm<br />

oder <strong>ein</strong>em andern gleich d<strong>ein</strong> allerwenigsten m<strong>ein</strong>em Nebenehristen<br />

brüderliche Lieb erzeig, das wöll Gott ihn selbst geschehen ihm<br />

zurechpcn <strong>und</strong> auch mit Belohnung vergleichen das hab ich zu<br />

Herzen genommen <strong>und</strong> ihm zu der Gerechtigkeit erholfen, fürter<br />

auch andern mehr, wa die an mich gelangt s<strong>ein</strong>d »<br />

Jörg: «Wie hasta ihm zu der Gerechtigkeit verholfen?»<br />

<strong>Franz</strong>: «Ich hab die, voll die Armen aus Pracht, Hoffart,<br />

Neid, Eigennutz <strong>und</strong> mit dem Bann gewaltigt s<strong>ein</strong>d, gütlich<br />

ersucht, die Armen nicht zu unterdrücken. So das geschehen, bin<br />

ich wol zufrieden gewesen. Hat es aber nit s<strong>ein</strong> wöllen, hab ich sie<br />

mit. Heereskraft überzogen, so viel gethon <strong>und</strong> gehandelt, dass dem<br />

Armen gleichs widerfahren ist. »<br />

Jörg : dcSoliehs ist nit d<strong>ein</strong>, sond. d' Fünig, Fürsten <strong>und</strong> andern<br />

weltlichen Oherkeit <strong>und</strong> Gewalt befohlen worden denselben steht zu<br />

• das Schwert zu brauchen der Gerechtigkeit..»<br />

<strong>Franz</strong>: «Sie habenand's zeschaffen. »<br />

Da nun die Rede auf die Fürsten <strong>und</strong> Prälaten kommt, sagt<br />

<strong>Franz</strong>: dc. So <strong>ein</strong> Armer mit eim Fürsten oder geistlichen gewaltigen<br />

Herrn zu handeln hat, der wird vo ll gewaltig veijagt oder<br />

das s<strong>ein</strong> genommen, er ruf <strong>und</strong> schrei uni Redit. viel Jahr, <strong>und</strong><br />

wann es ihm galiz wohl geht, dass er zu Verhör kommt., so erheut<br />

man ihih (las Recht. So soll er erst darnach nmb das S<strong>ein</strong> vor den- -


- l.xxtJ -<br />

selben Fürsten, s<strong>ein</strong>es Widersachers <strong>und</strong> Gegentheils Suppenfressern<br />

<strong>und</strong> Ja-Herren <strong>ein</strong> Austrag des Rechten annehmen ...<br />

Jörg: &Was t.!iut dann (las Regiment dazu, das vorn Kaiser <strong>und</strong><br />

allen Ständen geordnet <strong>und</strong> besetzt ist?»<br />

<strong>Franz</strong> - «Die s<strong>ein</strong>d jetzt zu Ess]ingen, so viel da s<strong>ein</strong>d ; die leben<br />

in Frieden, essen zu Morgen grünen Imber <strong>und</strong> trinken süssen W<strong>ein</strong>,<br />

Nachmittag macht man <strong>ein</strong> Ausschuss... Etlich Herren <strong>und</strong> sonderlich<br />

die ältesten <strong>und</strong> geschicktesten, <strong>und</strong> was mit der Feder umgeht, (Im<br />

werden verordnet mit Mandaten -.. Die ander Partei sitzt illier tue<br />

Supplication der Arisen <strong>und</strong> schicken dieselben an das Kammergericht,<br />

auf dass sie clest minder beschwert s<strong>ein</strong>d... » -<br />

Jörg :. < Wfts ist das Kammergericht?»<br />

<strong>Franz</strong> : «Es ist <strong>ein</strong> solch Ding wer <strong>von</strong> d<strong>ein</strong> Untergericht als<br />

d<strong>ein</strong> erlediget ist, der kommt erst in die Hell gar mit <strong>ein</strong>ander.<br />

Denn ich m<strong>ein</strong> wahrlich, dass k<strong>ein</strong> Seel in der Hell <strong>von</strong> den Teufeln<br />

harter geplagt.. inüg weiden, dann wann <strong>ein</strong> Armer d<strong>ein</strong> Proctu'ator,<br />

Advokaten <strong>und</strong> demselben rostigen Haufen zu Theil wird; dann da<br />

s<strong>ein</strong>d so viel Action, Except.ion, Replict, Duplict, Tripliet, Quadri -<br />

plict, Ditation, peremptoriales, feme- in novis, prefaxis <strong>und</strong> ordinariis,<br />

also dass k<strong>ein</strong> Entledigung ist.: es muss Blut <strong>und</strong> Fleisch alles verzehrt<br />

werden. Kommt unter H<strong>und</strong>erten Einer ,zum Enduriheil, so<br />

muss er die ExecuUon <strong>und</strong> Vollstreckungen bei der <strong>von</strong> Ochsenst<strong>ein</strong><br />

Küchenmeister suchen. Der was so gewaltig, so er Einem <strong>ein</strong> Supp<br />

schuf, so warf man ihn die • Stiegen ab. Aus solichem - Mangel der<br />

Gerechtigkeit folgt wa <strong>ein</strong>s armen Manns Vermögen mit ist, diesem<br />

langen <strong>und</strong> unausträglichen Pracht auszuwarten, dass er ihm fürnimmt<br />

<strong>ein</strong> <strong>Fehde</strong>. . . » 45<br />

Die <strong>Sickingens</strong>chen Burgen wurden ei-obei't <strong>und</strong> grossentheils<br />

niedergebrannt ; Nei.ienburg zuerst., . dann die Ganerbenschlökser<br />

Draehenfels, Hohenhurg <strong>und</strong>- Lülzelburg ; Thann geschont, weil der<br />

Bischof <strong>von</strong> Speier als Lehnsherr Einspruch erhob. Am 25. Mai<br />

trafen die Fürsten vor der Ehernburg zusammen.<br />

Am 2. Juni "ersuchte Ferdinand zu Gunsten der <strong>Sickingens</strong>chen<br />

Kinder zu interveniren. Er liess für s<strong>ein</strong>e Rätbe <strong>ein</strong>e instruction<br />

behufs Verhandlung mit d<strong>ein</strong> entwerfen, in der es heiss!:<br />

«Anihuglich s<strong>ein</strong>er Lieb unser Lieb <strong>und</strong> sondern Fre<strong>und</strong>schaft zu<br />

sagen <strong>und</strong> nachmals s<strong>ein</strong>er Lieb za erzählen : nachdem <strong>Franz</strong>iscns <strong>von</strong><br />

Siekingen durch Schickung odei' Verhänguiss des Allnmäclitigen die<br />

Schuld s<strong>ein</strong>er Natur bezahlt <strong>und</strong> Gott die Strafe, so ui an s<strong>ein</strong>em<br />

45 Manch JI, S. 321 ff,


- LXXI[l -<br />

Leib, Leben <strong>und</strong> Gut'jüt\gstlich erlitten, vielleicht <strong>von</strong> s<strong>ein</strong>er Verwirkung<br />

wegen über ihn ergehn lassen, nu werden wir witer berichi,<br />

(lass gemelter Pfalzgraf <strong>und</strong> siner Lieb tnilverwandten Kriegsfürsten<br />

an des <strong>Franz</strong>en Tod <strong>und</strong> dem zugefügten Schaden, der ihm <strong>und</strong><br />

s<strong>ein</strong>en Söhnen durch die dry Fürsten mit. Eroberung etlicher Schlösser<br />

begegnet, nit ersättigt, sonder Hans <strong>von</strong> Sickingen auch der dryer<br />

Fürsten CeCangäner ist <strong>und</strong> fanglichen gehalten würde, auch ihr<br />

Lieb in emsiger Uebung stehen sollen, das Schloss Ebeihurg <strong>und</strong><br />

die übrigen der Jungen <strong>von</strong> Sickingen Güler auch zu erobern <strong>und</strong><br />

<strong>ein</strong>zunehmen. Nu bedenken wir genannten <strong>Franz</strong>en <strong>von</strong> Sickingen<br />

getreu, nutzlich <strong>und</strong> aufrichlig Dienst, die er K. M. <strong>und</strong> d<strong>ein</strong><br />

Oesterreich offinalen gethan, die auch d<strong>ein</strong> Oesterreich wol<br />

erschossen sin, auch in Ansehung, dass <strong>Franz</strong> siue Sün <strong>und</strong> Kinder<br />

uns befohlen, deshalhen wir zu den Jungen <strong>von</strong> Sickingen mit<br />

Gnaden bewegt seien ... <strong>und</strong> dieweil dann der Alt <strong>von</strong> Sickingen<br />

für sich seibs <strong>und</strong> ohne Zwifcl wenig mit Rat, Willen <strong>und</strong> Wissen<br />

siner Süne gehandelt, also dass sie an ihres Vattern Handlung<br />

wenig Schuld tragen, ... <strong>und</strong> sie unschuldiglich verderbt <strong>und</strong> verfliehen<br />

worden, dess gedachter uns' Oheim in sineni fürstlichen<br />

erheben Gemüt bass der Notdur.fl. nach zu bedenken was, demnach soll<br />

unser Gesandter an sin Liebnil Fleiss begehren <strong>und</strong> fründlich bitten,<br />

dass s<strong>ein</strong> Lieb für sich selbs solch heflig Fürnehmen nu fürhaser<br />

abstehn, auch sich <strong>gegen</strong> den g enantcn Jungen <strong>von</strong> Sickingen fürstlich<br />

<strong>und</strong> mit Gnaden halte <strong>und</strong> bewise, <strong>und</strong> sich an ihres Vnl.tern begangen<br />

Strafe, die unsers Achtens genugsam, bewegen lasse, <strong>und</strong><br />

dib andern zvcn ihr Lieb mitvcrwandl Kriegsfürsten zu derglichen<br />

Cüligkeit bewegen <strong>und</strong> vermögen, also dass <strong>gegen</strong> die Jungen <strong>von</strong><br />

Sickingen nichts wyter thilliches geübt, sondern die Gietigkeit, Gnad.<br />

<strong>und</strong> Sanftmüthigkeit, die by so Irefihnlichen adeligen Fürsten alzeit<br />

statthaben sollen, hei ihren Liehen all di'yen hierin aus oberzäll.cn<br />

Ursachen <strong>und</strong> uns zu sonden» fründlichen Gefallen augenscltinlich<br />

gesehn werde. Des wollen wir üns zu s<strong>ein</strong>er Lieb <strong>und</strong> den andern<br />

zweien Fürsten fründlich <strong>und</strong> ungezwifelt versehen <strong>und</strong> in dergleichen<br />

Fall wiederumb dienstlich heschulden.» 4G Aber die humane Absieht<br />

Ferdinands ward in der widerwärtigsten 'Weise vereitelt.<br />

Mit <strong>Sickingens</strong> Tod war <strong>ein</strong> grosser Umschwung aller Verhältnisse<br />

<strong>ein</strong>geleitet. Schrieb der Freiburger Professor Zasiu.s mit äusserster<br />

Kühle an s<strong>ein</strong>en Fre<strong>und</strong> Amerbach nach Avignon: «dass <strong>Franz</strong> Von<br />

Sickingen, vor dem die Welt zitterte, durch <strong>ein</strong>en merkwürdigen<br />

Bombardenschuss getödlet worden ist, wirst Du erfahren haben», so<br />

liessen Luthers Anhänger den Muth sinken, während die Papisten<br />

46 Mitnch II, 5. 274 ff.


- LXXIV -<br />

aufjubelten. «Ich kann Dir nicht sagen», schrieb ]3uc& am 9. Juhi<br />

an Zwingli, «wie sehr durch den Fall dieses <strong>ein</strong>zigen Mannes die<br />

papistischen Ungettiüme wieder ihre Hörner erheben.))<br />

Zunächst musste das Regiment, dem <strong>ein</strong> Schwarzenberg angehörte;<br />

weichen. Es hatte den Frevel begangen, Frowin <strong>von</strong> Hutten in den<br />

Besitz s<strong>ein</strong>er Güter wieder <strong>ein</strong>setzen zu wollen. Dann ward (las<br />

Kammergericht <strong>ein</strong>er R<strong>ein</strong>igung unterzogen. Während Zasius, der<br />

den scheidenden Erasmus an <strong>ein</strong>em Fasitage mit <strong>ein</strong>em Huhn<br />

heirthet hatte, zwar zur Rechenschaft gezogen ) aber deshalb absolvii<br />

ward, weil Erasmus Seil lange durch den Papst <strong>von</strong> den Faslengeboten<br />

dispensirt sei 7, ward Dr. Kreul.ner, Assessor für den fränkischen<br />

Kreis, s<strong>ein</strong>es Amimtös entlassen, weil er an <strong>ein</strong>em Fasttage<br />

Fleisch gegessen, ohne Rücksicht darauf, dass er noch <strong>ein</strong>en Blickstand<br />

<strong>von</strong> mehr als 1000 Gulden zu fordern hatte48.<br />

Für <strong>Sickingens</strong> Kinder traten der Bischof <strong>von</strong> Speier <strong>und</strong> Herzog<br />

Hans <strong>von</strong> Simmern als Frirspreclier auf. Die Fürsten waren zu <strong>ein</strong>em<br />

Abkommen bereit, wenn die Ebernburg mit Waffen <strong>und</strong> Pulver übergehen<br />

werde; dann sollten die Kinder die fahrende Habe behalten.<br />

Als dieser Vorschlag ahgelehntwordeu, ward das Schloss beschossen<br />

<strong>und</strong> nach der Kapitulation die ganze kostbare Beute getheilt. Nur<br />

die Gewänder <strong>und</strong> Kl<strong>ein</strong>odien wurden den Frauen gelassen. Am<br />

5. Juni unterwarfen sich auch Baumeister <strong>und</strong> Gem<strong>ein</strong>en <strong>von</strong> St<strong>ein</strong>kalten<br />

fels.<br />

Noch im Lager vor. Ehernhnrg ward die Tlmeilung der Schlösser.<br />

vorgenommen der Landgraf erhielt alles auf der rechten, der Pfalzgraf<br />

<strong>und</strong> der, Erzhisöhof alles auf der linken Seite des Rh<strong>ein</strong>s. Zur<br />

Behauptung dieser Eroberungen schlossen sie <strong>ein</strong>en Schutz- <strong>und</strong><br />

Trutzb<strong>und</strong>. Unter der Aufsicht. des Pfalzgrafen ward die lhernbui'g<br />

geschleift. .-<br />

Selbst, <strong>gegen</strong> die Frauen der <strong>Sickingens</strong>chen Familie gingen die<br />

Fürsten mit unglaublicher Härte vor. Sickingen selbst halte in<br />

s<strong>ein</strong>em Schreiben an die deutschen Städte 1523 vor Sonntag haare<br />

vorgestellt, dass jene selbst zwei edlen Frauen, Barbara <strong>von</strong> Braunberg,<br />

s<strong>ein</strong>er verwittweteu Schwester <strong>und</strong> Adam <strong>von</strong> HonsIeis<br />

.Wjttwe,. ihr Schloss !s{erxheim <strong>ein</strong>genommen, geplündert <strong>und</strong> das<br />

daran liegende Dorf, welöhes ]leidenWitt.wen ' zustehe, verbrannt,<br />

die Armen daselbst aus der lVittwän Pflicht gedrunge, alles wider<br />

fräulich Freiheit., des heiligen Reichs Ordnng u <strong>und</strong> aufgerichteten<br />

Landfrieden ‚ auch unangesehen, dass die hemellen Wittwen mit<br />

s<strong>ein</strong>er Fehd gar nichts zu thun oder zu schaffen halten. Ehen so<br />

47 Stintzing Zasius 5, 245.<br />

48 flanke 11, S . 95.


- LXXV -<br />

grausam verfuhr man nach s<strong>ein</strong>em Teile mit zwei Schwestern<br />

Schweikarts <strong>und</strong> dessen Ehefrau. Sickingen hatte s<strong>ein</strong>en Töchtern<br />

Margat'et.ha <strong>und</strong> Ottilie' <strong>und</strong> der Schwiegertochter die Neuenburg<br />

angewiesen. Als die Burg genommen war, wurden die Frauen<br />

«spüttlich weggewiesen.» Und als Margaet.ha später ihren Gatten<br />

<strong>von</strong> C!ee durch .dei Tod verlor, entzog der Erzbischof der Wittwe<br />

die 200 Gulden Jährlicher Zinsen, die sie auf s<strong>ein</strong>em Stift. halle.<br />

Nicht glimpflicher wurden die weiblichen Angehödgen der<br />

<strong>Sickingens</strong>chen B<strong>und</strong>esgenossen behandelt. Auf d<strong>ein</strong> Tag zu Heidelberg<br />

war auch Simon <strong>von</strong> Kronberg, Domherr zu Mainz, <strong>von</strong> wegen<br />

s<strong>ein</strong>es Vaters <strong>und</strong> als Vorm<strong>und</strong> s<strong>ein</strong>er Bruderskinder erschienen <strong>und</strong><br />

machte geltend, dass Anna Hartmanns <strong>und</strong> Veronika Philipp <strong>von</strong><br />

Kronbergs Tochter etliche Güter, Zins <strong>und</strong> Gerät], die ihnen zu<br />

Kronberg <strong>und</strong> im Amt: Epsl<strong>ein</strong> <strong>von</strong> ihrer väterlichen Erbschaft<br />

zuständen, nicht minder Klara <strong>von</strong> Helinstudt, Johann <strong>von</strong> .Kronbergs<br />

Wittwe, ihr Widem samt etlich andern liegenden <strong>und</strong> fahrenden<br />

Güterb genommen worden 49 . -<br />

- Johann Hilchens Töchterl<strong>ein</strong> aber liess sich später zu Lorch vernehmen,<br />

(,s<strong>ein</strong> Vater hab ihr alle s<strong>ein</strong> Güter durch <strong>ein</strong> Donation<br />

ei-stlich vor Schnllheiss <strong>und</strong> Gericht zu Lorch <strong>und</strong> darnach vor der<br />

ganzen Landschaft des Ripgaues übergeben» <strong>und</strong> erbot sich demnach<br />

<strong>gegen</strong> alle, «so der Güter halb Forderung an sie zu haben<br />

verm<strong>ein</strong>ten, zu Recht für R. K. Majestät; ihrer Majestät StaLl.-<br />

haller <strong>und</strong> Regiment, auch Kammergericht im Reich <strong>und</strong> für ihren<br />

gnädigsten Herrn <strong>und</strong> Landesfürsten 50.» -<br />

Selbst der treue Schlör ward in's f<strong>ein</strong>dliche Lager hinübergezogen.<br />

Wie sich aus <strong>ein</strong>er Fürbitte der Grafen Fürstenberg für ihn<br />

ergiebt, war er durch die Ungnade des Pfalzgrafen <strong>von</strong> s<strong>ein</strong>en Kindern<br />

getrennt <strong>und</strong> ihm das S<strong>ein</strong>e enizogen. Schliesslich ward •er <strong>gegen</strong> das<br />

Versprechen, den Erben <strong>und</strong> Angehörigen <strong>Sickingens</strong> nicht ferner<br />

dienen zu wollen, in pfälzische Dienste genommen. • Er s<strong>ein</strong>erseits<br />

bedang sich aus, nicht '<strong>gegen</strong> <strong>Sickingens</strong>Kinder <strong>und</strong> Verwandte ersendet<br />

zu werden. -<br />

<strong>Sickingens</strong> •Naehkommenschaft war ökonomisch vernichtet. Die<br />

ganze Zukunft des Geschlechts ruhte auf Schweikait, der sich s<strong>ein</strong>er<br />

verantwortlichen Stellung wohl bewusst war.<br />

Schlör hatte in s<strong>ein</strong>em vor der <strong>Trier</strong>ische« Fehdd <strong>ein</strong>gereichten<br />

<strong>Gutachten</strong> vorgeschlagen; Hohenburg <strong>und</strong> Nanstuhl Sc-hwickern zu<br />

49 Müncl' III, .57.<br />

5 0 Müncl' JI, 265.


LXXVI<br />

übergeben, ((also dass derselb sich des Kriegs mit nichte kommerte,<br />

sondern der Pfalz Diener bleibe.» Aber nun hatte Schwicker an dem<br />

Kriege aufs lebhafteste theilgenommen, nachdem er das Dienstverhältniss<br />

zur Püdz aufgekündigt. Zunächst fand er in Hechingen <strong>ein</strong>e<br />

Zuflucht. S<strong>ein</strong>e Versuche, vorn Elsass aus den 'Widerstand fortzuselzen,<br />

wurden vereitelt. Strassburg, dessen Hülfe der sterbende <strong>Franz</strong> so<br />

bitter vermisst haue, blieb ihm geneigt <strong>und</strong> gestattete ihm freien<br />

Verkehr in der Stadt, während er die Unterl.hanen des Kurfürsten<br />

<strong>von</strong> »er Pfalz belästigte, worüber letzterer sich im Juni 1523 bei<br />

dem Rath beschwerte.<br />

Ausser Schweikart war auch Hans bei der Belagerung <strong>von</strong><br />

<strong>Trier</strong> gewesen, ja er hatte das eroberte St. Wendel vertheidigt <strong>und</strong><br />

später den Versuch gemacht, die pfälzische Veste Lützelst<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>zunehmen,<br />

um schliesslich der Pfalz Gefangener zu weiden.<br />

Der jüngste Sohn <strong>Franz</strong> Konrad endlich, der unter Schlörs Begleitung<br />

die wichtigsten Papiere aus Landstuhl gerettet hatte, fand<br />

hei dem Erzbischof <strong>von</strong> 13esanon Aufnahme. Die drei Sehwestern<br />

waren hei Angehörigen verthei]t. Alle diese Kinder hatten, wie die<br />

Flersheimer Chronik sagt, ((weder Heller noch Pfennig.» 51<br />

Schwicker <strong>und</strong> 1-lans wurden <strong>von</strong> den drei f<strong>ein</strong>dlichen Fürsten<br />

im scharfen Gegensatz zu Ferdinand nicht als im ganzen unschuldige<br />

Kinder, sondern selbst als Friedbrecher betrachtet. Auch der Erzbischof<br />

<strong>von</strong> Mainz musste, als er 4522 Sonntag nach Gai]i zu Frankfurt<br />

die abgenöl.higle Verschreibung ausstellte, sie als «des heiligen<br />

Reichs Friedhreeher» bezeichnen, denen er k<strong>ein</strong>e Hülfe zu ]'heil<br />

werden lassen wolle 52 Ja der Pfalzgraf trug k<strong>ein</strong> Bedenken, in<br />

<strong>ein</strong>em an den Erzherzog gerichteten Schreiben vom 20Juni 1524<br />

Schweikart neben andern des Reichs Aechler zu nennen 53.<br />

Aber auch der Erzbischof <strong>von</strong> <strong>Trier</strong> hliel, nicht zurück. Schon<br />

den 30. Juni ertheilte er <strong>ein</strong>em Bevollmächtigten <strong>ein</strong>e Instruktion,<br />

wegen der <strong>Sickingens</strong>chen <strong>Fehde</strong> beim Kaiser <strong>ein</strong>en Schadensanspruch<br />

<strong>von</strong> 300 000 Gulden anzumelden, desgleichen. mitzutheilen, dass er<br />

«durch die Gnad des gütigen allmächtigen Gottes <strong>Franz</strong>en selbs<br />

persönlich <strong>und</strong> s<strong>ein</strong> Häuser Neust.uhl, Homburg <strong>und</strong> Ebernburg mit.<br />

Gewalt erobert, die zu uns <strong>und</strong> dem .Kurfürstenthum <strong>Trier</strong> gebracht...<br />

alles zu Gehorsam kaiserl. Majestät....» Am 10. Juni richtete er<br />

selbst in lat<strong>ein</strong>ischer Sprache <strong>ein</strong>e Vorstellung an - den Kaiser, in<br />

welcher er den Anspruch erhob, vor all<strong>ein</strong> aus den 40000 Gulden<br />

cntschädigt zu werden, welche <strong>Franz</strong> <strong>von</strong> Sickingen zu fordern<br />

a. a. 0. S. 90.<br />

52 Mäncb II, 236.<br />

Notizenblatt II, 115.


- LXXVII -<br />

hatte. Ungefähr um dieselbe Zeit schrieb Schweikart <strong>von</strong> Sickingen<br />

an den Rath der Stadt Strassburg. Er wisse wohl, dass der Rath<br />

s<strong>ein</strong>em Vater <strong>Franz</strong> 8000 Gulden vorgestreckt habe, die noch nicht<br />

bezahlt seien. Der Rath möge in Anbetracht. der Lage, in die er<br />

<strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e Brüder durch deS Vaters Tod gekommen seien, noch mit<br />

der Bezahlung Geduld haben. Sie wollten allen möglichen Fleiss<br />

ankebren, ihren Verpflichtungen nachzukommen 55.<br />

War so der Erzbischof nicht gesonnen, <strong>von</strong> s<strong>ein</strong>er starren Haltung<br />

auch nur das Geringste aufzugeben, so schonte auch Sch\veikart<br />

s<strong>ein</strong>e Unterthanen nicht. <strong>Franz</strong> hatte <strong>ein</strong>ige <strong>Trier</strong>ische Unter-<br />

Uanen ZU St. Wendel <strong>und</strong> anderswo niedergeworfen; dann aber<br />

<strong>gegen</strong> das Versprechen, sich unter gewisscn Bedingungen wieder<br />

bei ihm oder s<strong>ein</strong>en Erben zu stellen, losgegehen. Natürlich<br />

hatten sie zugesagt, <strong>ein</strong>e bestimmte Schatzung zu zahlen. Als sie<br />

aber weder zahlten noch sich stellten, mahnte Schweikart sie,<br />

ihren Verbindlichkeiten nachzukommen, <strong>und</strong> da (las nicht half, liess<br />

er den Wortbruch nicht ungenimdet. Als später dem Erzbisdiof<br />

Vergleichsvorschläge gemacht wurden, wies er dieselben ab, weil<br />

Schweikart «s<strong>ein</strong>er Amtsleut <strong>ein</strong>en angegriffen <strong>und</strong> ihm s<strong>ein</strong> Haus,<br />

in dem er s<strong>ein</strong>e Wohnung gehabt, in Gr<strong>und</strong> abgebrannt» habe.<br />

Der Bischof <strong>von</strong> Speier arbeitete unausgesetzt an <strong>ein</strong>em Ausgleich.<br />

Die Flerflieimer Chronik erzählt: «Der Bischof liess nit nach,<br />

erlanget zuletzt, dass ihm <strong>gegen</strong>net ward, <strong>ein</strong> gütlichen Tag fürzunehmen<br />

; der ward gen Basel gesetzt, <strong>von</strong> allen Theilen besucht <strong>und</strong><br />

sonderlich treffentlich <strong>von</strong> wegen der Fre<strong>und</strong>schaft deren <strong>von</strong> Sickingen.<br />

Aber die Kriegs-Kwfürsten <strong>und</strong> Fürsten wollten nichts thun. Zuletzt<br />

ward fürgeschlagen, dass denen <strong>von</strong> Sickingen 4000<br />

Gulden vor alle -Forderung werden <strong>und</strong> dass <strong>Trier</strong><br />

<strong>und</strong> Speie r, Erzbischof <strong>und</strong> Bischof, <strong>Franz</strong> Konrad<br />

mit Pfründen versehen sollten, damit er auch <strong>ein</strong><br />

Auskommens hett. Dieser Fürschlag .betrübt die Fre<strong>und</strong>schaft<br />

dero <strong>von</strong> Sickingen hoch.»<br />

«Indem starb Schwickern s<strong>ein</strong> Hausfrau zu Basel <strong>und</strong> ward <strong>ein</strong><br />

ander Tag ... gen Speier angesetzt. Den liessen die Chur- <strong>und</strong><br />

Kriegsfürsten, desgleichen deren <strong>von</strong> Sickingen Fre<strong>und</strong>schaft ganz<br />

trelTentlich besuchen.» Aber obgleich man sieh bis an den 8. Tag.<br />

besprach, musste man schliesslich unver(ragen abscheiden.<br />

1525den 1.7. Februar erfahren wir, dass Hartmann <strong>von</strong> ICronberg<br />

<strong>und</strong> andere Fre<strong>und</strong>e Schweikarts mit Erzherzog Ferdinand der<br />

kaiserlichen Schuld halt) in Unterhandlung standen 5.<br />

4 Günther a, a. 0.. S. 217 f. Anmerkung zu Ni. 86,<br />

55 Polit. Correspondonz Nr. 119.<br />

M •\'g]. unten TU Cantiuur.uln,s <strong>Gutachten</strong>.


LzXVIII -'<br />

Als der Bauernkrieg ausbrach, zog Schweikart Ulrich <strong>von</strong><br />

Würtemberg zu ‚. während, wie unsere Chronik erzählt, Hans<br />

«gesucht ward <strong>von</strong> etlichen Haufen der Bauern, dass er ihr Hauptmann<br />

'volt werden. Sie wüssten, dass s<strong>ein</strong>em Vatter <strong>und</strong> ihih Unrecht<br />

geschehen wäre; sie wollten ihm zu allem dem S<strong>ein</strong>en helfen<br />

<strong>und</strong> grösser machen, denn er je gewesen wäre. Aber Hans entschlugsieh<br />

ihrer <strong>und</strong> ritt stracks dem B<strong>und</strong> zu.»<br />

Am 1.3. November mahnten Schweikart <strong>und</strong> Hans den Markgrafen<br />

Albrecht um Zahlung gewisser Rückstände: «Dann E. F. G.<br />

wol wissent ist, wie <strong>und</strong> welcher mass uns grosse beschwerliche<br />

Zufall zu H<strong>und</strong>en gestanden s<strong>ein</strong> mit Ver]ierung unsers lieben Vatt.ers<br />

seligen Leibs <strong>und</strong> Guts, auch m<strong>ein</strong>,. Hansen, Gefängriuss <strong>und</strong> grosse<br />

Schulden. Solichs alles unangesehen haben wir in Bedenknng der<br />

Beschwerung, so E: F. G auch zugestanden, auf obgerne]te Bezahhing<br />

fit trengen, sondern uns lieber damit leiden wollen, bis E. C. G.<br />

Sadlf zu Besserung gericht. So nun der allmächtig Gott E. F. G. zu<br />

glücklichem christlichen Stand. geholfen, clai-innen Gott der allmächtig<br />

E. F. G. mit Gnaddn erhalten wolle, so ist an E. F. G. miser untertlifinig<br />

bitten, E. F. G. wollen angesehenunser: hochobliegende<br />

Nothdurft uns solche tausend Gulden gnädiglicli <strong>und</strong> aufs füiderlic1ist<br />

entrichten <strong>und</strong> dieselben gen Nürnberg oder Augsburg erlegen».. •51<br />

In demselben Jahre ward durch Vermittlung des Königs Ferdinand<br />

<strong>ein</strong> Abkommen wegen Neuenburg dahin getroffen, dass die Sickingen<br />

dafür an Haupt-summa <strong>und</strong> Interesse 26000 Gulden erhielten.<br />

Nachdem im folgenden Jahre der Erzbischof die Stellung in der<br />

Opposition, die er bisher behauptet, aufgegeben <strong>und</strong> vom Kaiser <strong>und</strong><br />

s<strong>ein</strong>em Bruder <strong>ein</strong>e Pension <strong>von</strong> 6000 Gulden angenommen halte°, kam<br />

die <strong>Sickingens</strong>che Angelegenheit auf dem Reichstag zu Speier nochmals<br />

zur Sprache. «Königl. Majestät eigner Person • hielt, auf das<br />

gnädigst <strong>und</strong> mit höchstem Ernst um]) <strong>ein</strong> Vertrag mil. den Sickiugen<br />

hei den Chur- <strong>und</strong> Kriegsfürsten emsiglich an <strong>und</strong> begehrt, die<br />

Sach ihr zu ergeben,» aber obschon der König s<strong>ein</strong> Begehren mehrmais<br />

wiederholte, n die Fürsten, die schluge sich Anfangs <strong>ein</strong>e 'Bedenkzeit<br />

ausgebcten, zuletzt dasselbe ganz ab. Während dann der<br />

Kurfürst sich 1528 zu den hei der Eroberung <strong>von</strong> Ehernburg gewonnenen<br />

Kanonen <strong>ein</strong>e gewaltige neue, den «Vogel Greiff» giessen liess<br />

<strong>und</strong> 4529 der König sich <strong>gegen</strong> die Türken rastete ' <strong>und</strong> neben<br />

Johann 1-lilchen <strong>von</strong> Lorch auch Hans <strong>von</strong> Sickingen zum 1-Iauptmann<br />

bestellte 9, wiederholten sich die Vergleichsverhandlungen auf<br />

d<strong>ein</strong> Reichstag, aber immer umsonst..<br />

57 Münch II, S. 128,<br />

bS Ranke 11, S. 247 f.<br />

59 Vgl. Polit.. Correspondenz Nr. )(iß.


LXXIX -<br />

Auch der Tod des Erzbischofs B<strong>ein</strong>hart verbesserte zunächst die<br />

Aussichten nicht. Der am 27. März 1531 zu s<strong>ein</strong>em Nachfolger<br />

gewäbhe frühere Domprobst, Johann <strong>von</strong> Wegenhausen, «erhol sich<br />

viel, aber das ward k<strong>ein</strong>e endliche Antwort.» Wie R<strong>ein</strong>hart erklärt<br />

halte, es stünde nil all<strong>ein</strong> an ihm, so schob auch Johann die ',-ach<br />

auf die andern Fürsten. 4539 trat insofern <strong>ein</strong>e. Wendung zum<br />

Bessern <strong>ein</strong>, «als des Landgrafen <strong>von</strong> Hessen Gemüt gemildert» ward.<br />

Derselbe zeigte sich zu <strong>ein</strong>em Vertrag mit Hartmann <strong>von</strong> Kronberg<br />

geneigt, «das daniT <strong>ein</strong> guter Anfang».<br />

Bei diesem Ausgleichsversuch war auch Bucer betheiligt, der<br />

sich den 28. Mai veranlasst sah, an den Landgrafen <strong>ein</strong> Dankschreiben<br />

zu richten, worauf er aber Mittwoch nach St.-Johannis folgende<br />

abweisende Antwort erhielt. «Die Siekinger <strong>und</strong> Euer uns derowegen<br />

get,hane Danksagungen -betreffend, ist solche Danksagung <strong>gegen</strong> uns<br />

oha Not, dann wir alwge des mitten Gemüts gewesen <strong>und</strong> noch,<br />

mehr Gnade denn Strengheit zu gebrauchen, wann wir sehen, dass<br />

es angewendt <strong>und</strong> nit weiter Besorgung vo nöten wär. Wir sind<br />

auch, <strong>gegen</strong> den Sickingern noch des Gemüts, wie wir Euch geschrieben,<br />

<strong>und</strong> dass dieseib Sach itzo zu Worms nil ist exequii-t,<br />

das ist unser Schult - nil ‚ sondern des eilenden Ufbruchs daselbst.<br />

Wir besorgen aber, dass die Sickingen noch nit geringen<br />

Muih <strong>und</strong> Stolz in ihnen haben..» Nach demselben Brief hatte<br />

Hans <strong>von</strong> Sickingen <strong>gegen</strong> Bucer die Rede gethan « es sei itzo<br />

die Zeit nicht, <strong>gegen</strong> die Fürsten züi handeln»; id est so argumentirte<br />

nun der Landgraf: « es fehlet am Willen nit, sondern an<br />

dem Vermögen <strong>und</strong> Gelegenheit cD.» Die Stimmung liess also auf<br />

beiden Seiten noch immer viel zu wünschen übrig. Als imJahr 1540<br />

König Ferdinand mit den beiden Kurfürsten <strong>von</strong> <strong>Trier</strong> <strong>und</strong> Pfalz in Hagenau<br />

zusammen traf, da ward abermals um Vertrag angehalten, «aber.<br />

dieweil dci- Landgraf rut da, ward dies uf ihn geschoben.» Nachdem aber<br />

in demselben Jahr <strong>ein</strong> neuer Erzbischof zu Triel- erwählt worden,<br />

ward unter diesem ((je längei je mehr Hoffnung des Vertrags<br />

gewonnen.» So konnte endlich auf d<strong>ein</strong> Reichsta ge zu Speier 154 1-2 -<br />

an <strong>ein</strong>e definitive Beilegung des Streites gedacht werden. Durch<br />

<strong>ein</strong>e Reihe <strong>von</strong> Verträgen vom 24. April, iif Jacobi aposioli erhielten<br />

die <strong>Sickingens</strong>chen Söhne «alle ihre aheroberten Häuser wieder zugestellt»4544<br />

den 30. März gex-ährten die Gebrüder <strong>von</strong><br />

Sickingen d<strong>ein</strong> Kurfürsten <strong>von</strong> <strong>Trier</strong> die Oeffnung auf ihren Schlössern<br />

Ebernburg, N'anstu'hl <strong>und</strong> Hohenburg im Wasgau <strong>und</strong> auf Sonntag<br />

Cantate, dem Pfalzgrafen die Eröffnung auf Landstuhl, wo<strong>gegen</strong> die<br />

Kurfürsten <strong>von</strong> <strong>Trier</strong> <strong>und</strong> Pfalz den Gebrüdern gestatteteii, ruhef,0<br />

Mönch ITT, 5. 100 f.


- LXNX -<br />

,schadet der Erböffnung Veränderungen auf ihren Schlössern vor-zubetonen<br />

61.<br />

<strong>Sickingens</strong> Genosse Fro\vin <strong>von</strong> - Butter . , der trierische Hofmeister,<br />

hatte <strong>gegen</strong> den Landgrafen bei:ni Reicbsregirnent <strong>ein</strong>e Klage<br />

auf Restitution s<strong>ein</strong>er Güter anhängig gemacht, die er den Winter<br />

1523 auf 24 in Nürnberg selbst mit all<strong>ein</strong> Nachdruck betrieb. Am<br />

9. Juni ward denn auch, nachdem die M<strong>ein</strong>ungen der angesehensten<br />

Mitglieder des Kammergerichts vernommen worden waren, der Entscheid<br />

gefühl., der Landgraf habe den Besitz zu restituiren, vorbehaltlich<br />

des Pelitoriurns t2. Aber dieses Unheil erregl.e die ganze<br />

Wnth der drei verbündeten Fürsten <strong>und</strong> ward nun als Sturmbock<br />

<strong>gegen</strong> das verliasste Regiment gebraucht. Da die Fürsleii dem Urtheil<br />

nachzukommen sich weigerten ‚ so trug Hallen auf Verhängung<br />

der Acht <strong>gegen</strong> sie an ; <strong>ein</strong> neuer ]3ürgerkrieg stand in Aussicht,<br />

da Vermittlungsversuche k<strong>ein</strong>en Erfolg hatten. Das Regiment, so erklärte.<br />

1424 den 1 Februar in ihrem Namen Dr. Venningen 63, sei<br />

<strong>gegen</strong> <strong>Sickingens</strong> revolutionäre tjmtriebe nicht ernstlich genug aufgetreten<br />

<strong>und</strong> habe dessen Anhänger in Schutz genommen. Auch Frowin<br />

<strong>von</strong> Hatten sei in der Acht. Und zu dessen Gunsten habe das Regiment<br />

eigenmächtig, mit Umgehung des Kaminörgerichts, <strong>ein</strong> Urtheil gefällt".<br />

61 Die Urk<strong>und</strong>en bei Manch II, S. 280 ff.<br />

02 So ist ohne Zweifel das <strong>von</strong> Ulmann, 5. 396 nicht, recht verstandenä<br />

Uitheil aufzufassen.<br />

Es ist doch der Kanzler des Kurfürsten <strong>von</strong> der Pfalz, Dr. Florenz<br />

<strong>von</strong> N<strong>ein</strong>ringen?<br />

In der Instruktion, welche der kaiserliche Gesandte J. Ilannart am<br />

26. April für M. Gilles all den Kaiser entwarf, heisst es Lesditei personhies<br />

du regiment ont acquiz grand odio et hayue de messieurs de Treves et<br />

palatin electeurs et du laut.grave Je Hessen a enusc dune sentence inx<br />

eulx rendue conti-e iceulx princes. et 011 faveur de F.revin van Hatten, leqnel<br />

lesdits trois princes prctendent avnir este des adherens de Francisque<br />

de Sekinghen, et a cesto occasion incourn le bau imperial. Et a cc moien<br />

iceulx princes liii ont prins ses hiens et- chasteaux. EL lesdits du regiment<br />

par leurdite sentence ont dec]aire leiht Hütten debuoir estre restitue a<br />

scsdits l,iens. EL pair cc quo iccidx punces ne veullent obeyr a ceste sentence,<br />

ledit ilutteu poursnyt, quils seient declairez au bau da lempire<br />

ensuynant lei ordounanccs et sI,atuz dicellny et lordre dudit regiment.<br />

EL si cc bau se declaroit cohhtre lesdits princes, grosses guerres Seil esrnouveroient.<br />

EL pour appaiser cc differend Ion a Lache de vouloir appoint.e!<br />

'es parlies mais on ny a Seen parvenir, et y a apparence que grosse<br />

discention et cunre de falL sen ensienra entre icelles parties. - Linz, Correspondenz<br />

des Kaisers Karl V. Erstei Band S. 122.


III. Cantfunculas Gutachtern<br />

Die Verhältnisse heim Tode <strong>Sickingens</strong> Sind dargelegt.: s<strong>ein</strong>e<br />

Kinder, Töchter wie Söhne waren thal.slichlich enterbt. Wie es<br />

mit ihrem Erb echte stand, diese Frage war müssig, so lange<br />

die Fürsten sich der Ordnung des Reichs nicht fügten <strong>und</strong> die<br />

Macht besassen, sich in ihrem Besitz zu behaupten. Aber sie<br />

nahmen wirklich für sich auch <strong>ein</strong> förmliches Recht an den eroberten<br />

Gütern in Anspruch. Dass dieser Standpunkt nicht <strong>von</strong> allen anerkannt<br />

ward, kam eben so wenig in Betracht. Allerdings hatte man<br />

auf dem Reichstage des Jahres 154 sogar an <strong>ein</strong>em Stiafuriheil<br />

<strong>gegen</strong> die- (frei Fürsten gearbeitet, aber mir zu bald musste der<br />

Gedanke all solchen Schritt au1egeben werden.<br />

Sickingen war zwar als Aechter deklarirt, aber k<strong>ein</strong>eswegs durch<br />

richterlichen Spruch wegen <strong>ein</strong>es Verbrechens yerurt.heilt, insbesondere<br />

nicht wegen <strong>ein</strong>es solchen, das selbst zum Nachtl ei! der Kinder<br />

die Vermögens<strong>ein</strong>ziehung hegründele. Null bestritten <strong>Sickingens</strong><br />

Kinder, wie dieser selbst auch, die Gültigkeit der <strong>gegen</strong> ihn verhängten<br />

Acht. Wiesen sie wirklich die Ungültigkeit des Achtsdekrets nach, so<br />

waren die auf Gr<strong>und</strong> der Acht <strong>gegen</strong> <strong>Sickingens</strong> Vermögen gethanen<br />

Schritte überhaupt rückgängig zu machen. Auch <strong>ein</strong>e törmliche<br />

Zurücknahme des Acht.sdeki'ets war nichts unerhörtes.<br />

Aufrecht erhalten liessen sich die <strong>gegen</strong> Siciciugns Vermögen<br />

getroffenen Massnahmen, wenn len erbrechtlichen Ansprüchen der<br />

Kinder <strong>gegen</strong>über Sickingen <strong>ein</strong>es Verbrechens bezichtigt, werden<br />

konnte, das auch über s<strong>ein</strong>en Tod hinaus noch rechtliche Folgen nach<br />

sich zog. Ein solches Verbrechen war das Majestätsverbrechen, das denn<br />

auch der Erzbischof voll als Kurfürst Sickingen zum Vorwurf


- 1.1 11, xx1i -<br />

machte. Nach den, römischen Recht konnte hier selbst noch nach dem<br />

Tode des 'flräters <strong>ein</strong> Urtheil erfolgen. Hier lag es den Erben ob, den<br />

dem Erblasser gemachten Vorwurf zu eni kräften ‚ piugare innocentiarn<br />

mortui, um die Conflscat.ion (1er Erhsciia(l abzuwenden.<br />

Noch bestand <strong>ein</strong> Unterschied in der Stellung der Kinder zu den<br />

.Fürsten <strong>und</strong> zum Kaiser. Da der Fiscal nach d<strong>ein</strong> des Kurfürsten<br />

<strong>von</strong> <strong>Trier</strong> mit der Forderung <strong>Sickingens</strong> <strong>gegen</strong> den Kaiser<br />

bereits befasst war, so eIwIl) sich der <strong>ein</strong>zuschlagende Weg <strong>von</strong> selbst<br />

<strong>gegen</strong> diesen Fiscat war vorzugehen, um das der Geltendmachung<br />

der ererbten Forderung ent<strong>gegen</strong>gestellte 1. inderniss zu beseitigen<br />

<strong>und</strong> damit die ganze Frage zur prinzipiellen Entscheidung zu bringen.<br />

in diesen Zusammenhang gehört unser <strong>Gutachten</strong>, das nicht nur<br />

die Forderung <strong>gegen</strong> den Kaiser überall in den Vordergru od stellt,<br />

sondern auch den Fiscal geradezu als Partei bezeichnet. ; denn<br />

dass unter dem Ausdruck prorurator Caesaris der Fiseal zu versLehen<br />

sei, kann doch wohl k<strong>ein</strong><strong>ein</strong> Zweifel ii nterliegen . Wir haben noch<br />

<strong>ein</strong>en Auszug aus <strong>ein</strong>er leider <strong>und</strong>atirten Den kschri Ci., worin Sicl< ingens<br />

Sühne ihre Ansprüche <strong>gegen</strong> den Kaiser darlegen. Nach der ganzen<br />

llaltmmg, welche König Ferdinand in der <strong>Sickingens</strong>chen Angelegenheii.<br />

<strong>ein</strong>nahm, steht zu vermuthen, dass an diesem Punkte auch die Anregung<br />

für die Ahlkssung des <strong>Gutachten</strong>s zu suchen ist., das dann gar<br />

nicht umhin konnte, auch die Aitsprüche <strong>gegen</strong> die Besitzer der<br />

Burgen mit ins Auge zu fassen.<br />

Mit dieser Verntutliung stimmen auch ii nsere sonstigen Nachrichten<br />

vollständig über<strong>ein</strong>.<br />

Wir hören, dass in den Jahren 1525 nuil 1528 Verhandlungen<br />

wegen der kaiserlichen Schuld siattthnden ..[n <strong>ein</strong>er Beilage ztr<br />

Schwo.ikarts Schreiben an die Stadt Strassburg vom 11 Februar 1525<br />

heisst en a011 auch Euch Anruf zu erkennen, dass m<strong>ein</strong> Vetter<br />

.11artnituxn <strong>von</strong> Xronlmörg 111111 anderen m<strong>ein</strong>e Herren <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong> in<br />

Handlung mit Erzherzog Ferdinand unser 1 isständigen Schr Id halb<br />

stehen, hin auch m<strong>ein</strong>es Vetters Hartmann Zukunft (? Ankunft)<br />

alte Tage wartend guter Hoffnung, er werd mir <strong>ein</strong>e gnädige billige<br />

Antwort bringen,.. bitte darum, Ihr wolle t. - Geduld tragen». Aber<br />

die Hoffnung war noch verfrüht: Da<strong>gegen</strong> sch<strong>ein</strong>t Ende 1528 <strong>ein</strong>e<br />

\Teu .sländiirunn erzielt worden zu s<strong>ein</strong>. Am 22. Ohlober dieses Jahres<br />

hat Schweikart hei dem Rath der Stadt Strassburg nochmal irin<br />

Geduld, mit (]<strong>ein</strong> Fügen «Ich hin der 1-lofinung, die Boten<br />

sollen sich bald zu wandern schicken ii nser Schuld halben hei kais<br />

Majestät » 1. Dies Mal war also <strong>ein</strong>e direkte i3olschafl an den Kaiser<br />

ins Auge gefasst., die Erfolg gehabt zu haben sch<strong>ein</strong>t. Wenigtens ist.<br />

l9eido l3riefe im Strassburger Stadtarclriv AA 373.


- LXflhII -<br />

das angeführte •Ausslandsgesncli das letzte, <strong>von</strong> dem wir Xenntniss<br />

haben.<br />

Die Schwierigkeiten, welche auf Seite des Kaisers zu überwinden<br />

ivarer beruhten gewiss weniger in <strong>ein</strong>er persönlichen Abneigung<br />

<strong>gegen</strong> <strong>ein</strong>en gülliehen Ausgleich, als viel mehr in der eigeuthümlichen<br />

Stellung des Fiseals. Freilich war der vorn Erzbischof gestellte Antrag,<br />

ihm die Summe zuzuweisen, rechtlich vollständig haltlos: nach den<br />

Reichsgesetzen konnte die Schuld des Kaisers nur als erloschen<br />

betrachtdt werden. Der Kurfürst. aber hatte auch <strong>ein</strong> Interesse daran,<br />

dass . der Kaiser hei dieser Konsequenz stehen blieb <strong>und</strong> nicht freiwillig<br />

zahle, weil das Geld in SchweikarLs Hand leicht direct <strong>gegen</strong><br />

ihn, den Kurfürsten verwandt werden konnte:<br />

War also schon hier <strong>ein</strong>e Schwierigkeit. zu besiegen, so hielten<br />

(hie Fürsten, welche im Besitz der <strong>Sickingens</strong>chen Burgen waren,<br />

erst recht an der Schärfe des Rechts fest waren sie doch schon<br />

mit Rücksicht auf ihre persönliche Ehre <strong>und</strong> ganze Slellu ng genöthigt,<br />

k<strong>ein</strong>en Finger breit nachzugehen. Der <strong>von</strong> ihnen <strong>ein</strong>genommene<br />

]lechtsstandpunkt ward noch in späteren Jahren, als die erregten<br />

Leidenschaften sich beruhigt hatten, in allen Documenlen principiell<br />

festgehalten. in den 1542 <strong>und</strong> 1544 mit. den Gebrüder Sickingen<br />

<strong>und</strong> den Herren <strong>von</strong> Tt\ann geschlossenen Vergleicbsverträgen heisst<br />

es fiher<strong>ein</strong>sl.immcnd, (lass die Fürsten <strong>und</strong> insbesondere der Erzbischof<br />

<strong>von</strong> <strong>Trier</strong> die Güter der andern Partei sich zu H<strong>und</strong>en<br />

gebracht, besessen <strong>und</strong> genossen haben «mit Recht, vermöge der<br />

röm. kaiserl . Majestät <strong>und</strong> des heiligen Reichs Landfrieden, in der<br />

Nacheile, iure helli <strong>und</strong> des geschriebenen Rechts.)) 2<br />

Sollte demnach überhaupt <strong>ein</strong> Schritt in] Interesse der <strong>Sickingens</strong>ehen<br />

Erben gethan weiden, so konnte die Aufgabe nur die s<strong>ein</strong>,<br />

die für die strenge Au (ra ssung sprechenden <strong>und</strong> vii'k 1 ich geltend<br />

gemachten Gründe vollständig darzulegen, ihnen dann a her ehe] 50<br />

sorgfältig die für <strong>ein</strong>e mildere Auffassung sprechenden Argumente<br />

<strong>gegen</strong>überzustellen <strong>und</strong> diese als <strong>ein</strong>e auch nach dem Recht wohl<br />

zu begründende zu erweisen. Und diese Aufgabe griff Cantiancula,<br />

dem sie anvertraut worden war, mit grossem Geschick an, ii in dann<br />

freilich mitten in der Arbeit abzubrechen. Die hier auftauchenden<br />

weitern. Fragen fassen wir zweckmässige- Weise erst ins Auge, nachdem<br />

wir den .Enh;dt des <strong>Gutachten</strong>s sell,st näher kenne!] gelernt haben<br />

«In Deutschland,>' so beginnt. die Species liicti, «gilt der Satz,<br />

dass Niemand den öffentlichen Frieden stören oder sich selbst Recht<br />

sprechen, Inen Ander]] Gewalt anthun darf. Diese Bestimmung<br />

gehört dem öffentlichen Recht an. 'Wer da<strong>gegen</strong> angeht, wird des<br />

2<br />

Müne,h TI, S. 281, 292.


- LXXXIV -<br />

Friedenshruchs schuldig erl


- LXXXV -<br />

dass sie seit vielen J aLiili <strong>und</strong>erten <strong>ein</strong> ähnliches Missutschick nicljt.<br />

erduldet haben.<br />

«Da dies Unternehmen bald allgem<strong>ein</strong> bekannt <strong>und</strong> so notorisch<br />

war, dass Niemand es in Abrede stellen kann 4, so erklärte das Nürnberger<br />

Regiment <strong>Franz</strong> <strong>von</strong> Siekingen des Friedensbruchs schuldig,<br />

ohne ihn vorgeladen oder vernommen Zu haben, vielmehr ohne<br />

Weiteres, mcl gewahrte <strong>ein</strong>em jeden Deutschen di l3efugniss, <strong>gegen</strong><br />

<strong>Sickingens</strong> Person <strong>und</strong> s<strong>ein</strong> Vermögen anzugehen. Nachdem das zu<br />

s<strong>ein</strong>er .Kenntniss gelangt war, zog Sirkingen sieh in s<strong>ein</strong>e Festeste<br />

Burg zurück ; <strong>von</strong> dem Kurfürsten <strong>von</strong> <strong>Trier</strong> <strong>und</strong> andern Verbündeten<br />

schwer belager, ward er durch <strong>ein</strong> Geschoss hingestreckt. Nach<br />

s<strong>ein</strong>em Tod machte der Kurfürst. die Burg dem Boden gleich <strong>ein</strong>e<br />

andere gleichfalls Sickingen gehörige gewann er durch Ueheu4gabe<br />

<strong>ein</strong>e dritte eroberten jene andern deutschen Fürsten.<br />

• Der Kaiser, der <strong>von</strong> Sickihgeii zehn Talente als Darlehen erhallen<br />

<strong>und</strong> hei s<strong>ein</strong>em fürstlichen Wort gelobt hatte, die Summe<br />

ohne Einrede <strong>und</strong> Widerspruch an <strong>Franz</strong> <strong>von</strong> Sickingen od er dessen<br />

Erben zurückzuzahlen. sieht die Existenz dieser Schuld in Abrede,<br />

nicht minder die <strong>ein</strong>er andern auf Gr<strong>und</strong> <strong>von</strong> Verwendungen in<br />

s<strong>ein</strong>en Geschäften <strong>und</strong> in Folge Auftrags. Nun aber machen die<br />

Söhne des <strong>Franz</strong> <strong>von</strong> Sickingen nach des Vaters Tod die Darlehns<strong>und</strong><br />

die andere Schuld beim Kaiser geltend. Der Kaiser stellt die<br />

Schuld in Abrede, weil der Vater für <strong>ein</strong>en Fjiedhuecher erklärt sei<br />

ci n cl damit s<strong>ein</strong>e Forderung gänzlich <strong>ein</strong>gebüsst habe.<br />

Die Söhne nehmen Ferner Burgen in Anspruch, die nach ihres<br />

-Vaters Tod <strong>und</strong> sonst. <strong>ein</strong>genommen <strong>und</strong> erobert worden. Die Besitzer<br />

der Burgen machen gleichfalls den Friedensbruch gellend. Die Söhne<br />

aber stellen vor, dass sie, den <strong>ein</strong>en oder andern ausgenommen,<br />

das Unternehmen des Vaters weder veranlasst noch unterstützt hätten.<br />

Ueberdies sei das Vergehen durch des Vaters Tod getilgt.» So die<br />

Species facti p. 3-5.<br />

Die Forderungen <strong>gegen</strong> den Kaiser, welche (las <strong>Gutachten</strong> voranstellt,<br />

gründeten sich zunächst. auf das Darlehen, welches Sickingen,<br />

wie wir früher gesehen, d<strong>ein</strong> eben gekrönten Kaiser gegeben hatte,<br />

<strong>und</strong> das hoch immer nicht abgetragen. war. Ein zweiter Posten bezog<br />

sich auf Pensionsansprüche nach Maassgalie der kaiserlichen Bestallung<br />

vom 25. Oktober 4519 Nach derselben war .I'ranz <strong>von</strong> Siekingen,<br />

vom 1 März desselben Jahres an gerechnet, zuniicltst auf fünf Jahre<br />

4 Auch das <strong>Gutachten</strong> gebraucht. bezeichnender Weise das Präsens.<br />

5 Die i]l französischer Sprache abgefasste Dn.r]ehhsurknnde 'donne a,<br />

Cologne le XV. jour de Novembre tau XV.C. vingt' <strong>und</strong> die sich anschliessenden<br />

weitern Urk<strong>und</strong>en (neue Obligation vom 24. April 1522. Ausstandsgesuch<br />

vom 13. September u, s. w.) hei Manch II, 108 ff.


— LXXNVI<br />

in den kaiserlichen Dienst genommen <strong>und</strong> zwar mit <strong>ein</strong>em Pensions-,<br />

Baths- <strong>und</strong> lJienslgeld <strong>von</strong> jfl lirlich dreitausend cuirenten Gulden, jeder<br />

gerechnet zu zwanzig Sl.übi'n nach derBinbanier Münze. Auch dieses<br />

Dienstgeld war grossentheris rückständig. Ein dritler Poslen bezog<br />

sich auf Verwendungen, die Sickingen im Dienst <strong>und</strong> Auftrag des<br />

Kaisers gemacht haLte. Nach jener J3estallungc nämlich sollte Sickingen<br />

zwanzig Küm'assei, jeden zu vier ieisien Pferden <strong>und</strong> vierzig Einspännige<br />

halten, der Kaiser aber ihm für jeden Kürasser monatlich<br />

15 Gulden, '0v jeden Einspännei' monatlich 7 Gulden <strong>und</strong> 40 Stüber<br />

zahlen. 'Wir hören endlich, <strong>von</strong> Ersatzansprüchen für im kaiserlichen<br />

Ijienst,vecbrauchte Geschülze. Zwar hatte Sickingen deshalb <strong>ein</strong>e<br />

Anweisung auf Kupfer aus den Magazinen zu Breisach erhalten, aber<br />

geliefert war es bis zu s<strong>ein</strong>em Tode nicht.<br />

Zu (lOt) Pz i pieren, welche Siekingen's ‚j üngsl er Sohn aus der<br />

Ehernbu rg geretlel hatte, gehöi'ten wohl auch die hetreflbnden Documeute<br />

Jener <strong>und</strong>atirten Denkschrift, welche die Söhne hei <strong>ein</strong>er<br />

gleichfalls nicht heeichneten Stelle <strong>ein</strong>gereicht hatten <strong>und</strong> die noch aus<br />

zug'sweise erhalten ist 7, waren Abschriften Jener Documente beigefügt.<br />

Die drei Burgen aber, welche <strong>Sickingens</strong> Sühne vindicirten,<br />

waren Land stuhl, Jfohenhu i'g <strong>und</strong>bern burg.<br />

Alle diese Ansprüche waren nach Ansicht dci' <strong>Sickingens</strong>chen<br />

Gegner, insbesondere des Ti'iem'er Kurfürsten, verwir'kt durch den<br />

Friedensbruch des Vaters. Uni nun :lie rechtliche Lage festzustellen,<br />

wirft Gantiuncula p. 6 fün 1' Fragen auf. Erstens trat. Sicki ngtn durch•<br />

s<strong>ein</strong>e Km'iegser'klnrung <strong>und</strong> ' Kriegsführung <strong>gegen</strong> den Kurfürsten<br />

<strong>von</strong> <strong>Trier</strong> <strong>ein</strong> Verbrechen begangen? Zweitens wie ist dies Vorbrechen,<br />

falls <strong>ein</strong> solches vorliegt, zu qualificiren <strong>und</strong> \velchte Strafe<br />

zieht es nach sich? Drittens ist <strong>gegen</strong> Sickingen die Strafe des<br />

kaiseihichen Bannes fum'ingei'echt verkündet worden.? Viertens: hat<br />

demnach Sickingen s<strong>ein</strong> Vermögen mit der Wirkung verloren, dass<br />

s<strong>ein</strong>en Söhnen g;n' k<strong>ein</strong> Recht mehr darauf zustehl. ? Fün l'tens kühnen<br />

die Kinder, wenn ihnen ciii Recht auf das väterliche Yeu'rnügen verblieben<br />

ist, dasselbe im Wege der Cession auf <strong>ein</strong>en Andern übertragen?<br />

Canhiurncula ist nicht dazu gelangt, alle diese Eragen nach ihrem<br />

Für <strong>und</strong> Wider zu erledigen vielmehr ist nur die erste <strong>und</strong> . <strong>ein</strong><br />

grosser Theil der zweiten behandel 15.<br />

0 Eine Kopie der Bestallung vom 23, ‚Oktober 1519 hei Münch 11,<br />

106-108.<br />

Müncli.TI, 105-108.<br />

8 Die Disposition des <strong>Gutachten</strong>s ist folgende<br />

Primurn dubium p. 6-9:<br />

rationes dubitftndi ]. (1-7.<br />

rajiones decidendi p. 7-9;


-<br />

Bei der Frage, ob Siekingeii dititAi s<strong>ein</strong>e Hefehdiing des Kur-<br />

Fürsten <strong>ein</strong> Verbrechen begangen habe, stellt er zunflciisl ti liii'<br />

Siekingen günstigen dann die für ihn ungünstigen Argumente zusarnmen<br />

Zunächst, sb führt er ans, bat es den Anscheii i als ob<br />

Sicki ngen Und ehrenhafte Gründe für s<strong>ein</strong>e Kriegserklärung<br />

<strong>und</strong> Kriegsführung gehabt habe. Für ihn sprechen drei<br />

Argurnenl, zunüchst, dass er dem Fiiisten die <strong>Fehde</strong> nicht eher angesagt<br />

habe, quarn rcpetit.is LII Co rehus, ice esI, peltia justitia<br />

nilversus cos qul ipsius Sicinii ilehilores erant. Deshalbsei hellutn<br />

hoc iuste et inilici uni ei. gestern. Auch dann sei <strong>ein</strong>e <strong>Fehde</strong> .<strong>ein</strong>e<br />

gerechte wenn <strong>ein</strong> Ceiiclttsheri es veiabsüuine, das voll s<strong>ein</strong>en<br />

Untergtbenen verüble Unrecht zu strafen oder das Von ihnen unrechil.-<br />

mässig Genommene zurückzugehen. Im vorliegeiiefl Falle aber liege<br />

klar zu 'lage, priucipeii lt. negligenlem Fuisse ih iusiitia ipsi adverstis<br />

illos duos iinperiienda, <strong>und</strong> die beiden <strong>Trier</strong>er selhsl hätten<br />

unehrenhaft gelrandel 1, ihr gegebenes Wort so schmfl blieb zu brechen.<br />

«So wenig' ‚ heisst es darin, « isi. es rieltig, (lass <strong>Franz</strong> <strong>von</strong> Sickingen<br />

die LoskauLsumme nicht hätte zurückverlangen dürfen oder die<br />

Anderen sie rocht hätten zurückzuzahlen brauchen, (lass vielmehr umgekehrt<br />

Sickiirgen <strong>von</strong> Recl:itswegen !Ifltte genölhigt werden können,<br />

die Sunmnre zurückzunehmen <strong>und</strong> die Losgekauften ihrerseits, volle<br />

fünf Jahre ihm als Knechte zu dienen, wenn sie die ].oskaiifsn mmc<br />

zu erstatten säumten - Denn wer <strong>ein</strong>en Andern loska ufl, übt eilt<br />

Werk dci- Menschen- <strong>und</strong> der Christen] ehe. Endlich darf Jedermann<br />

<strong>ein</strong>em Andern ilen Krieg ansagen, uni s<strong>ein</strong> Eigenthum wieder tu<br />

erlangen, falls k<strong>ein</strong> anderes Mittel übrig bleibt.»<br />

- «Aber trotzdem», so fährt das <strong>Gutachten</strong> fort, «liegt die Wahrheit<br />

uf der andern Seite, nämlich, dass iler Krieg weiler <strong>ein</strong> gerechter,<br />

noch überhaupt. <strong>ein</strong> Krieg, war, vielniiIrr öffentliche <strong>und</strong> offenbare<br />

Gewalt.; denn Krieg wild nicht iiii privaten, sondern im öffeni.Iiehen<br />

ilileiesse geffi tut, wenngle s ich mitunter Bepi-ess;i heu oder vielmehr<br />

Pfändungen aus schr<br />

triftigen Gründen gestaliet werden. Auch<br />

Bartohis, der dergleichen Ptbndungen bisweilen für erlaubt hält, hält<br />

doch daran tesi., dass k<strong>ein</strong> anderes Mittel, um Recht zu erangen, übrig<br />

s<strong>ein</strong> dürfe, <strong>und</strong> (lass die Pfändun g durch <strong>ein</strong>en höheren Richter in<br />

förmlicher Weise nach Beclilsvorschriti (ordine iusio) dekret.irt sei.<br />

Sonst sind dergleichen Pfii ndungen i <strong>ein</strong>e Gewaltacte <strong>und</strong> unreelilniässtge<br />

Flaniiluiigen ‚ welche die Gesetze durch mannichihehe Strafen erpönen.»<br />

-<br />

Sec<strong>und</strong>uni dul,iurn i. 90-26<br />

ra.tiones dubitandi p. 10-19,<br />

rationes decidendi p. 19-28.


- LXNX'VIII -<br />

- In unserm Falle aber habe der Kurfürst flfl (las Nürnberger Regiment<br />

vor Gericht cliii'!, hier habe die J3etgniss zu Repressalien oder<br />

zu Pfändungen erwirkt werden können. «Da <strong>Franz</strong> k<strong>ein</strong>s <strong>von</strong> beiden<br />

gethan hat, so ist klar, dass er nicht, all<strong>ein</strong> k<strong>ein</strong>en gerechten Krieg<br />

geführt, sondern auch nicht <strong>ein</strong>mal Repressalien, vielmehr blosse<br />

Gewalt geübt hat.»<br />

«Auch das zweite Argument ist hinfällig. Der Kurfürst voll<br />

kann in Uebung der Justiz <strong>und</strong> der Pflicht, die Schuldner zur<br />

Zahlung der Loskaufssuinme anzuhalten, nicht säumig genannt<br />

werden, da ja die Sache bereits beim Nürnberger Regiment anhängig<br />

war, <strong>und</strong> der Kurfürst sich hier gehorsam beweisen <strong>und</strong> das Dekret<br />

des Regiments abwarten musste.<br />

«Auch das dritte Argument ist leicht zu bseitigen, da es nicht<br />

wahr ist, dass k<strong>ein</strong> Rechtsmittel <strong>gegen</strong> den Kurfürsten mehr übrig<br />

geblieben sei. <strong>Franz</strong> <strong>von</strong> Sickingen hätte ihn ja hei dem Nürnberger<br />

Regiment wegen Vernachlässigung <strong>und</strong> Verweigerung der Justiz verklagen<br />

können.<br />

«Es ist also vollständig klar, lass dieser <strong>Franz</strong> <strong>von</strong> Sickingen<br />

<strong>ein</strong>en triftigen G <strong>und</strong> für s<strong>ein</strong>en Krieg nicht gehabt. hat, dass ihm vielmehr<br />

<strong>ein</strong> schweres Verbrechen zum Vorwurf gemacht werden muss.<br />

«Die zweite Frage», so fährt Cant.iuncuii fort, « ist, wie dieses<br />

Verbrechen <strong>Sickingens</strong> zu qualifleiren <strong>und</strong> welches s<strong>ein</strong>e Strafe sei.<br />

Zunächst wollen wir hier gar nicht teclen <strong>von</strong> den Pi-ivatrechten<br />

<strong>und</strong> den Ansprüchen, welche den verletzten Privatpersonen, jeder in<br />

ihrer Weise zustehen, z. Baus den Injurien, Verw<strong>und</strong>ungen,<br />

Töcltungen, Beraubungen, Ueherältigungen, Verwüstungen der<br />

Aecker, Brandstiftungen, Plünderung, Gefangennahme <strong>und</strong> der ganzen<br />

Iliade voll Unheil, welche die Folge <strong>von</strong> Kyiegen ist. Es stellen sich<br />

aber <strong>ein</strong>e Reihe <strong>von</strong> öffentlichen Verbrechen dar, deren aller <strong>Franz</strong> <strong>von</strong><br />

Sickiugen schuldig zu s<strong>ein</strong> sch<strong>ein</strong>t. Dahin gehört das Majestälsverbrechen,<br />

der l-lochverräth, die Rebellion, der Aufruhr, das Verbrechen<br />

der vis , publica nach der lexlulia das Verbrechen de,vis<br />

privata nach der lex Julia, das Verbrechen des ' Friedensbruchs <strong>und</strong><br />

zwar sowohl nach dem gem<strong>ein</strong>en als dem stalutai-ischen Recht,))<br />

Ehe wir die Darlegung Cantiunculas über die Anwendbarkeit des<br />

Begriffs des Majestätsvethrechens betrachten, ist an die Geschichte<br />

dieses Be.-1 iA zu erinnern. Die rechtliche Gr<strong>und</strong>lage für die Behandlung<br />

der Majeslätsverhreelier bildete das bekannte Gesetz der Kaiser Arcadius<br />

<strong>und</strong> Honorius, welches das klerikale Recht des Mittelalters auf die<br />

Hierarchie anwandle <strong>und</strong> masslos ausdehnte. Den Spuren des canonischen<br />

Rechts folgte das Reichsrecht, insbesondere in Anwendung<br />

auf die Kurfürsten, die ohne Zweifel durch ihre geistlichen Mitglieder<br />

geleitet wurden. Nachdem die Kurfürsten sich schon in 13. Jahr-


- LXXXIX -<br />

h<strong>und</strong>ert als die Nachfolger des römischen Senats bezeichnet, hatten 9,<br />

war die Anwendung der lex Quisquis zu ihrem Schulz <strong>ein</strong>e naheliegende<br />

Consequenz. Hatte doch Bonifazius Viii. dieses Gesetz auch<br />

auf Attentate <strong>gegen</strong> die Kardinäle angewandt 10, mtl denen die Kurfürsten<br />

sich selbst in Parallele stellten. Peter voit Andlau stellte<br />

dann die Kurfürsten nicht nur d<strong>ein</strong> Senat, sondern auch<br />

dem römischen Volke gleich 1'<br />

Die Reichsgese!ze des 15. Jahrh<strong>und</strong>erts behandelten bisweilen<br />

den gewöhnlichen Friedensbruch als crimen laesae majestatis. In<br />

dem <strong>Gutachten</strong> der Kur- <strong>und</strong> Fürsien in Betreff des Landfriedens<br />

vom Jahr 1467 heisst es in § 1 .: Welcher oder welche aber den<br />

oder die Andern darüber ohne Erfolg'tng ordentlichs Rechts ['ürnehmen<br />

wird mit Uebcrziigen, l3enötung, Brand, Fahung der .Leu t oder mit<br />

Ilauherei, der oder die sollen gefallen s<strong>ein</strong> in die Pöne der (Jeheltat,<br />

zu Lat<strong>ein</strong> genannt crimen laesae majeslatis <strong>und</strong> dazu in die kaiserl.<br />

Echt <strong>und</strong> Aherecht » Und in Kaiser Friedrichs Constilution <strong>ein</strong>es<br />

-5jährigen Landfriedens, der in demselben Jahr zu Neustadt aufgerichtet,<br />

war, heisst es enl.sprechend in 4 « Ob aber jemand darwider<br />

<strong>und</strong> darüber den oder die Andern ohne Recht überziehen,<br />

befehden oder bekriegen würde, der <strong>und</strong> dieselben, die solches<br />

thäten, sollen in die Vene der Verletzung unser Ma ,jestäl, die inan zu<br />

Lat<strong>ein</strong> nennet poenam criininis laesae inajesta is, <strong>und</strong> dazu in unser<br />

kaiserl . Acht <strong>und</strong> Aherachle gefallen s<strong>ein</strong> »12 Wenn diese Bestimmung<br />

nur vorü hergelieiid alle Friedeitsbrüche für Majeslätsvei'-<br />

brechen erk hirte, so konnte doch später noch in <strong>ein</strong>zelnen Fällen <strong>ein</strong>em<br />

Friedenshruche durch besondere kaiserl Verfügung dieser Charakter<br />

gegeben werden. Und so war es z. Ii. in <strong>Sickingens</strong> Wormser<br />

<strong>Fehde</strong> geschehen.<br />

Um so weniger konnte es also Bedenken erregen, den <strong>gegen</strong><br />

<strong>ein</strong>en Kurfürsten verübten Friedensbrucli ils Majeslätsverbreclien 7.11<br />

qunlificiren Und so Ihat denn auch schon die goldene Bulle. Aber<br />

<strong>gegen</strong> diese Anschauung war <strong>ein</strong>e Bencl.ion <strong>ein</strong>gel 'eten .Abgelehnt<br />

ward sie namentlich <strong>von</strong> Schwarzenberg ‚ wie die <strong>von</strong> ihm<br />

verfasste Banibergensis beweist. Wiibrend dieses Gesetzbuch in<br />

Art. 132 derjenige, « so i'öm. Kaiser oder König Majeslöt., unser<br />

allergnädigsle Herren läslert, Verhuindniss oder Einigung wider die-<br />

9 Bauke 1, 36.<br />

10 Im Anschluss an <strong>ein</strong>e Dekretale Honorias UI vom Jahr 1235 erging<br />

die Bestimmung Bonifaz VIII, das c. Felicis 5 de poonis in VI (5,9). Hiernach<br />

ist wer in .hoc sacrilegii genus irrepserit, sicut l'ouS critflinis laesae<br />

inaiesLtis zu behandeln. Vgl. Hinschius. Kirchenrecht 1. 350.<br />

11 Die Stelle bei flanke a-. a. 0.<br />

12 Neue Sammlung 4 217 u. 225 t.


- X -<br />

selben Majestät dermassen umAM, dass ei' Wut zu W<strong>ein</strong> genannl.<br />

erimen lese Inaies tat is geDi an hab, « nach Sage du 1< ai sen. geschi'ieben<br />

Recht», mit Strafeau Eine, Leben <strong>und</strong> (3-nt, bedroht, wii'd dieselbe,<br />

an <strong>ein</strong>em andern Herrn begangene - Hand 1 ung nach AM. 133 nicht.<br />

als crimen Iacsae maicstatis qualillcirt <strong>und</strong> auch nicht mit Vermögensconfiscaliou<br />

hesLraft..<br />

- . Da<strong>gegen</strong> vertrat., wie unser <strong>Gutachten</strong> beweist, der Kurfürst <strong>von</strong><br />

<strong>Trier</strong> in unserm Falle die I3eslinniung der goldenen Bulle. So hatte<br />

Canti u ncula alle, i An Ias, der gegei Sickingen erhobenen Vorwurf<br />

des Majestiitsverbitclieis als den Wichti g ste]) vicIit igstei hesondeis sorgfältig zu<br />

behandeln. Daruni stellte er denn auch noch ''oi der species Ihcti das<br />

Princip aul - das ei- hier als massgebend betrachtete. Dieses Pniacip<br />

formulirt er so «Das Vermögen <strong>ein</strong>es wegen Majestälsverin-echen<br />

Angeklagten kann ‚ wenngleich es ohne Weiteres confiseirt ist, (loch<br />

<strong>von</strong> dem kaiser], Procui-ator nicht eher mit Beschlug belegt werden<br />

capi et appi'etiend i), bis dci' Angeklagte &urcli Biclitei-spruc]i des<br />

(Verbrechens für scbnlctig W<strong>und</strong>en <strong>und</strong> erklärt woi-deii ist.»<br />

- Unterscheidet Cantiuicula also- zuniielist schon die c:ontistion<br />

<strong>und</strong> die Beschlagnahine, so unterscheidet er <strong>von</strong> beiden noch die<br />

pubticatio Der nicht gerade logisch construirte Satz, dessen letzten<br />

13estandlliei] wir hier naclil.iiiglicli besprechen, lautet nämlich<br />

bona ... licel ipso iure esseil confiseata ‚ ui pi'ius Capt ei<br />

appretiendi, etsi non publicai'i possu ni, nisi Unter ii eser puhlicatio<br />

kann nichts anders verstanden s<strong>ein</strong>, als (las männiglicli, insbesondere<br />

dem Beschädigten gewährte Occupal iousieclit., wie es in den<br />

Landfriedensordnun g en <strong>und</strong> huiacli in dcii Achtsniandaten gewährt<br />

ward.<br />

Die tintersclieidting- zwischen Conliscation uni Beschlagnahme<br />

aber tritt z. D. in dem Ach lmand0 <strong>von</strong> 1515 deutlich hervor, in dem<br />

es heisst: «Die Güter, . . . die dann alle . . wir als. . <strong>von</strong> Eis ci r<br />

<strong>und</strong> h<strong>ein</strong>igefallen Güter niis ewigliela 1 geeignet ‚ auch <strong>von</strong><br />

unser wegen z u unser Banden <strong>und</strong> Gewalt an zu nehme n U nd<br />

<strong>ein</strong> z uziehen befohlen.» Nicht minder war sie Scblör geläufig, der<br />

in s<strong>ein</strong>em <strong>Gutachten</strong> <strong>von</strong> « Confiscaz <strong>und</strong> lnnehrnung » rede!.<br />

Die Gonfiseation aber' erfolgte nach Massgabe des röm. Rechts<br />

ipso inne, mit der Vei-übing des Verbrechens, «mit der 'l'hnt »‚ wie<br />

das in Deutschland schon in dem <strong>gegen</strong> Johannes Parjeida erlassenen<br />

Url heil anerkannt wai'd<br />

Wie es nach kirch]ieheni Sijafreelit <strong>ein</strong>e exconinunieal.io l'atae<br />

sententiae . gab, so liess auch das weltliche Recht - des spätem<br />

itlel Malters in <strong>ein</strong>er Reihe -voll Fällen die Reichsacht mit , all ihnen<br />

Folgen sofort « mit der 'iha» <strong>ein</strong>treten, so itass es nicht erst <strong>ein</strong>er<br />

Verurtheiliing in die Strafe, sondern nur der Deklaralioll bedurfte,


- Xci<br />

dass die der strafbaren Falidlulig elltSpiNIclleiide Sfrale verwirkt <strong>und</strong><br />

zu vollstrecken sei. Insbesondere für die Strafe des k-Iochverraths<br />

stellt Canliuncula p. 12 im Anschluss an das röm. Recht fest, dass<br />

dieselbe den Tijäter treffe nori nodo post dainnationem, sed ex quo<br />

1cm o t cii tnei t contrax ii.<br />

Nichtsdestoweniger war hier nach Cantiuncula <strong>ein</strong> Unheil erforderlich,<br />

nümlich für die Beschlagnahme des Vermögens, nicht. etwa<br />

<strong>ein</strong>e dainnat.io, wohl oijci' <strong>ein</strong>e deelaral io oder pronuntiatio, also <strong>ein</strong><br />

unheil, das . die Thatsache der verhrechqiischen Handlung fest stelle..<br />

Aber war <strong>ein</strong> solches declarativcs UrU cii auch bei <strong>ein</strong>em notorischen<br />

Delict erfoideilich ? Dieser Punkt war streitig. Kaiser Friedrich<br />

erliess z. 13. im Jahre 11488 zwar im Fall <strong>ein</strong>er verm<strong>ein</strong>tlichen notorischen<br />

Majestätsbeleidigung <strong>ein</strong>e kaiserliche Declaration, aber mit<br />

dem ausdrücklichen Zusatz, dass (las «zu Ueherflüssigkeit » <strong>und</strong> «ohne<br />

Not» geschehe. Das interessante Unheil 18 lautet in dell] hergehönigen<br />

Passus «. . . damit sie unser Leib, Seel, Ehr <strong>und</strong> Gut angetast,<br />

unser kaiserliche Majeslii.t beleidigt<strong>und</strong> mit solcher That, so offenlieb<br />

an] Tage liegt <strong>und</strong> k<strong>ein</strong>er ferner Beweisung noch Rechtfertigung<br />

Not ist., die Pen, so man zu lat<strong>ein</strong> nennt enimen . lesfte maiestatis, m<br />

uns committid <strong>und</strong> begangen <strong>und</strong> uns deshalhen mit Leib <strong>und</strong> Gut.<br />

verfallen s<strong>ein</strong>, dar<strong>ein</strong> wir sie auch zu lJeLerfl üssigkeit, wiewol das<br />

Gestalt der Sach nach <strong>und</strong> ihrer Misshandlung nach nit Not wäre,<br />

aus römischer kaiserlicher Machtvollkommenheit. eigne! .13ewegniss<br />

<strong>und</strong> rechter Wissen,.declanirt, erkennt <strong>und</strong> erklärt haben. Gantiuiicula<br />

nun stellt diese Declarat ion ganz al lgen]ei 0 Is Erford eruiss auf,<br />

aber nicht für die Gonliscation, sondern lii r die Beschlagnahme des<br />

Vermögens, <strong>und</strong> zwar nicht nur in! Eingang des 0 ut:tchtens, sonder]]<br />

auch später p. 24 nochmals. Hier hebt -er mit Rücksicht auf die<br />

Analogie des kanonischen Rechts hervor, dass niull t <strong>ein</strong>e lala a<br />

‚jur e ipso senlentia genüge, sdhderil <strong>ein</strong>e 110111i 11 i 5 sentenlia<br />

erfordert werde.<br />

Traf die Strafe der Verinögensconliscation schon dcii MajestäLsverbrecher<br />

selbst, so schloss , sie nicht minder, das Erhmecht s<strong>ein</strong>er<br />

Kinder aus.. Das Jyzaniiniselle Gesetz sprach das unzweideutig ans<br />

honis <strong>ein</strong>s omijilnis fisco nost.ro ad(l ictis, (ilii vero <strong>ein</strong>s, quihus vitall]<br />

inuperatoria lenitale cnncedi inus (palerno enim deherent peire supplicio,<br />

in quihus palern i, hoc est hereditarii cni.n]ii]iS exenipla metuentun)...<br />

sint perpetuo egentes et pauperes. Und das canonisclie Recht<br />

wiederholte diese Beslirniüung, nicht minder die goldene Bulle in<br />

ihrem 24. Kapilel. Aber diese Bestimmungen hatten in Deutschland<br />

k<strong>ein</strong>eswegs <strong>ein</strong>e ungeli inderte Aufnahme gef<strong>und</strong>en. Zu König<br />

13 Franklin, Die freien Herren mid Grafea <strong>von</strong> Zimmern, S. 105 f.


- XCII -<br />

Rudolf's Zeilen erklärten (' je Kurfürsten e für <strong>ein</strong>e zu schwere<br />

Bürde, (lass das Kind um des Hochvei'ralhs des Vater's willen s<strong>ein</strong><br />

.Er'beigenthum verlieren sollte. So fiel denn im 13. Jahrti<strong>und</strong>ert (las<br />

Eigen des Friedlosen an die Erben, <strong>und</strong> nur die Ealii'tiahe ward<br />

confiseirt. Wenn nun später hei den Oliei'achts- <strong>und</strong> Fi'iedloserklärungen<br />

<strong>ein</strong> Unlerschied zviscliern dem beweglichen <strong>und</strong> unbeweglichen<br />

eigenengen nicht mehr gömacht ward, vielmehr das<br />

gesarnnile Eigengtrt ierfiel, so dass der König es für des Reichs<br />

Kammer' <strong>ein</strong>ziehen, aher auch zu Gunsten Dritter sofort darüber 'erfügen<br />

konnte 4, sö war die Aenderung der Rechtspraxis ohne Zweifel<br />

mit, durch die colderre Bulle venuAi ssI. Zu den erst nachträglich in<br />

M e t z verkündcl,en Kapiteln dieses Reielisgeselzes gehörl 'las hier in<br />

Betracht kommende Kapitel, <strong>und</strong> zwar an erster Stelle.<br />

Wie wir wissen ist die Bezeichnung <strong>und</strong> Nu rnerirung der'<br />

Kapitel des Gesetzes erst später erfolgt; <strong>und</strong> da ist es denn äusserst<br />

interessant, dass zwat' <strong>ein</strong>ige Handschriften unsern) KapiLel die Ijeherschrift<br />

geben Be crimine ]aesae rnaiestatis principum electorurn,<br />

andere da<strong>gegen</strong> k<strong>ein</strong>e oder die deutsche haben «Voll den Ufsälzigen<br />

wedde,' der Kurfürsten Lip <strong>und</strong> Lehen <strong>und</strong> der Ufsätzigen Busse <strong>und</strong><br />

irren ren Nachkommen... ».<br />

Die Vermuihung liegt nahe, dass es mit, der Verkündung der<br />

Melzer Zusätze zu den in Nüi'uiberg gehoffenen Bestimmungen ähnlich<br />

ergangen sei, wie mii tIer Verkündung der <strong>gegen</strong> Luther' in Worms<br />

erlassenen Bulle, nämlich nach dem Svsteni der' kühnen Uehei'-<br />

rumpelung.<br />

- Unter Friedrich II] wollten die geislhchreri kurl'üi'stejr <strong>ein</strong>e Art.<br />

<strong>von</strong> Gonsistorium uni den Kaiser bilden, wie die Kardinäle um den<br />

Papst, versteht sich auch mit den nämlichen Privilegien. IJrrd ihren<br />

Ansprüchen kam die hereils erwähnte Theorie des Pelei voll lau,<br />

dessen Lehrm<strong>ein</strong>ungen in der- ka ise,'liclien Kanzlei in unserer Zeit<br />

<strong>ein</strong>e besondere Bedeutung gewonnen zu haben sch<strong>ein</strong>en, rnüglichsi<br />

Weit ent<strong>gegen</strong>.<br />

Wenn wir nunmehr' zu Itrlsern) <strong>Gutachten</strong> zurückkehren, so ffiht't<br />

dasselbe- u 10 so torf.:<br />

« Erörtern wir die .Rechtsbeslinitnungen bezüglich jener Verbrechen,<br />

so scheiut <strong>Franz</strong> <strong>von</strong> Sickingen zunächst d<strong>ein</strong> Vorwurf des<br />

Majeslätsverhrechens nicht entgehen zu können. Nachdem Canl.iuncnl;r<br />

dann gewisse Aussprüche der Juristen Ulpian üiud Marcian, nicht<br />

minder das Gesetz der Kaiser Ai'carlius <strong>und</strong> Flonorius mitg'etheilt hai,<br />

heisst es weiter<br />

« Mit- diesen gesetzlichen Bestimmungen haben wir also die <strong>von</strong><br />

<strong>Franz</strong> <strong>von</strong> Sickingen verübten Thafen zu vergleichen. Müssen wir, da<br />

14 Franklin, Das Reichshofgei'icht Il. 5.370 «.


- xciii -<br />

nicht sagen, dass er <strong>gegen</strong> das röm. Volk <strong>und</strong> dessen Sicherheit sich<br />

vergangen hat, als er <strong>gegen</strong> die Sicherheit iii Deutschland sich verging?<br />

Wer anders ist denn in die Rechte <strong>und</strong> -Würde des röm.<br />

Volks <strong>ein</strong>getreten als Deutschland all<strong>ein</strong>? Obgleich (las so bekannt<br />

ist, dass es <strong>ein</strong>er Erörterung nicht bedarf, so ist es doch zweckmässig,<br />

es kurz zu berühren, weil damit die Hauptfrage, die un.s<br />

beschäftigt, erledigt werden kann. Zum Verständnis- ist daran zu<br />

erinnern, dass nach der Glosse, der auch Bartolus folgte, das Majestätsverbrechen<br />

nur in dci' civilas Itoniana begangen werden konnte, «Es<br />

steht fest, dass das Jörn. Volk s<strong>ein</strong> ganzes Deich <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e Macht.-<br />

'o]lkoiar menheit durch <strong>ein</strong>e )ex regia auf den römischen Princeps,<br />

nämlich auf A.iigustus üben lagen hat. Durch diese Gewährung, seitens<br />

des Volks erlangten Anordnungen, die (1er römische l?i'il)cel)s nach<br />

s<strong>ein</strong>em besten Ermessen trat Gesetzeskraft<br />

«Fernen ist bekannt, dass flag röm. Heiel i durch Verfügung des<br />

apostolischen Stulils <strong>von</strong> dcii Griechen auf die Deutschen Übertragen<br />

worden. Das durch diese Uebertragung erworbene Recht. haben<br />

die Deutschen, während vieler .Jaln']rrinderle, ungehindert <strong>und</strong> unausgesetzt<br />

geübt <strong>und</strong> k<strong>ein</strong>en andern zu in röm. Kaiser ge;vhhlt als<br />

<strong>ein</strong>en Deutschen.<br />

«'Wenn also (las i'ffl . 'Volk s<strong>ein</strong>e ganze Machtvollkommenheit <strong>und</strong><br />

das Reich auf Augustirs als Monarchien Übertragen hat <strong>und</strong> das Recht<br />

dieser Monarchie <strong>und</strong> dieses Reichs, wie gezeigt, auf die Deutschen<br />

übergegangen ist., 'so müssen wir sagen, dass, gleiclrwie mit Ueberlragnng<br />

des Priesterlhiuins, wie dci' Apostel sagt, nich die Uchiertraguirig'<br />

des Gesetzes erfolgt ist., so mit Uehei'tragrrng des Reichs<br />

auf die Deutschen aucli das Recht. dieses Reichs ülrct'trag'en worden<br />

sei. Denn da die Würde des röm. Volkes <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e Lehre Autorität<br />

<strong>und</strong> Bedeutung (ipsins(Iue augustahis auctorilas ralioque) verb<strong>und</strong>en<br />

ist mit der Natur des Reichs, so. 111155 nothwcndig mit dem Uehergang<br />

des Reichs auf Andere auch die Würde, die Autorität.<br />

(las Recht des römischen Volkes übergehen. Das ist, ji die<br />

Eigenthiömhichkeil. des Zusainniengelröu'igen <strong>und</strong> ihr innerer Vorhand,<br />

(lass, wenn das Eine beseitigt wird, auch das Andere fot'tfälll., Dararms<br />

geht, nun klar' hervor, dass <strong>Franz</strong> <strong>von</strong> Sickingen in d<strong>ein</strong> Momente,<br />

wo er :m nil s<strong>ein</strong>er <strong>Fehde</strong> die Sicherheit der Deutschen be<strong>ein</strong>trächtigte,<br />

- <strong>und</strong> (lass er sie be<strong>ein</strong>t m'ächmtigt hat, kann nicht in Abrede gestellt<br />

werden, - auch die Sicherheit des röm. Volks be<strong>ein</strong>trächtigt <strong>und</strong><br />

sich <strong>gegen</strong> dieselbe vergangen hat <strong>und</strong> damit nach dem <strong>Gutachten</strong><br />

Ulpians Ma ,jestätsverhi'echer gewordn ist.<br />

« Vi-wilgen wir die folgenden Worte dem' angeführten Gesetze<br />

Unus opern, sagt der Jurist, consihirJm initui'a erit. 11. s. w, Kann<br />

nun Jemand in Abrede stellen, dass durch <strong>Sickingens</strong> l3emühirngen


- xciv -<br />

ttud na(,ii s&inem Plane <strong>ein</strong>e Menge <strong>von</strong> Leuten zusammengebracht,<br />

noch Leute zum bewaffneten Aufruhr <strong>gegen</strong> den Staat zusammen -<br />

berufen worden sind ? dass Soldaten angeworben worden, um <strong>ein</strong>en<br />

Aufstand <strong>gegen</strong> den Staat, zu machen '?nass Truppen a ugesa ni neu<br />

<strong>ein</strong> Heer gebildet, <strong>und</strong> <strong>ein</strong> wilder Krieg geführt, worden ohne Geheiss<br />

des rmisclie,y Kaiser.„? Oder wenn behauptet ui id, er sei nicht,<br />

ohne Geheiss des Kaisers geführt worden, so möge man den Befehl<br />

erweisen, so möge man die kaiserlichen Diplome vorlegen 1<br />

«\;r,5 die Bestimmung der Kaiser 1-Ionen us <strong>und</strong> A rcadius a uhetrifft,<br />

wie kani-i <strong>Franz</strong> <strong>von</strong> Sickingen nicht an die Tödtung <strong>ein</strong>es er-.<br />

tauchten Fürsten, nämlich des <strong>von</strong> <strong>Trier</strong>, der gewissermassen als <strong>ein</strong><br />

Stück der kaiserlichen MajesUi t betrachtet werden muss, gedachl.<br />

haben, da er diesen Fürsten mit <strong>ein</strong>er so nificlitigen Schaar <strong>und</strong> in<br />

<strong>ein</strong>em so wilden Kriege i ngegrifl'en hat<br />

«Wenn jenes Gesetz die Absicht des 'Verin'eclier strafen will,<br />

was braucht man dieselbe noch Iestz,.istel ten, da der furchtbare 1Cr ieg<br />

ja; wie beabsichtigt. <strong>und</strong> geplant, geführt worden ist? Bass also <strong>Franz</strong><br />

<strong>von</strong> Sickingen des Majestiilsverbrechiens schuldig, ist so klar <strong>und</strong><br />

<strong>ein</strong>leuchtend, dass nur der es zu leugnen mi Stande ist, dci gleichzeitig<br />

die ganze Geltung des römischen Rechts beseitigen will.<br />

sA rich die rechtlichen Folgen des sind unbestreitbar.<br />

Nach der Best i mninng der Kaiser A.rcadi us <strong>und</strong> Honoriu.s<br />

fällt das ganze Vermögen des Majeslälsverbrechers all Eisens<br />

<strong>und</strong> sollten wegen des Vert-i'echens des Vaters, Wie der Text lautet,<br />

eigentlich auch die Söhne das Lehen verlieren, wovor sie nur die<br />

Gnade des Kaisers bewahrt, aber so bewahrt, dass sie voltständig<br />

erbunfliliig, ehrlos, kurz so gestellt, sind, dass sie in ewiger Ai'-<br />

rnuth darben <strong>und</strong> der Tod ihnen als Erlösung <strong>und</strong> das Lehen als<br />

Strafe ersch<strong>ein</strong>t. Diese Folge kann Niemand in Abrede stellen denn<br />

so lauten die \orlc des geschriebenen Rechts iii d<strong>ein</strong><br />

Gesetz. Aus demselhen Gesetz fol g t auch, dass nicht minder die<br />

Forderungen <strong>und</strong> Ansprüche, welche ehemals <strong>Franz</strong> voll<br />

zustanden, gleichzeitig mii. der Confiseatinn s<strong>ein</strong>es übrigen 'Vermögens<br />

untergegangen sind lind zwar ihm, Sickiugen selbst denn wie IJ]pia n<br />

schreibt, sind auch die Foi'derungsrechte zum Vermögen zu rechnen.<br />

«Man darf auch nicht <strong>ein</strong>wenden, dass die i3esli'afun <strong>von</strong> Söhnen<br />

wegen <strong>ein</strong>es Vergehens des Vater's, xii mal wen n sie voll demselben<br />

nichts wussten <strong>und</strong> nicht daran 1.heit nahmen, durchaus unbillig, . ja<br />

überaus hart <strong>und</strong> b<strong>ein</strong>ahe tyrannisch sei denn hier handelt, es sieh<br />

um <strong>ein</strong>e Sonderbest.inin'orng, die mit gui cnn Bedacht geholten ist.<br />

Zunächst ist es nicht, mclii' als billig <strong>und</strong> rectit, dass die Söhne<br />

<strong>Franz</strong> <strong>von</strong> <strong>Sickingens</strong> ‚ welche an s<strong>ein</strong>em Verbrechen mit Theit<br />

genommen haben, dafür auch ihre Strafe erleiden. Aber auch die


IM<br />

- XC, - -<br />

;tiidern Söhne, die daran nicht. bellieiligi <strong>und</strong> schuldlos sind, müssen<br />

in unserm Falle aus triftigen Gründen <strong>ein</strong>e Strafe erleiden. Denn,<br />

wenn Vater <strong>und</strong> Sohn <strong>von</strong> Rechtswegen so gut wie dieselbe Person<br />

sind <strong>und</strong> dasselbe Fleisch, <strong>und</strong> wenn umgekehrt die Söhne schon<br />

hei Lebzeiten des Vaters in gewissem Sinne die ITenen des väterlichen<br />

Vermögens, \Ven n endlich schon( j e)- Cieburisort (soltis siat.ivitatss<br />

locus) gewisse Leute verdächtig maclil, l, wie darf man sieh dann<br />

darüber w<strong>und</strong>ern, wenn die höchst lYrsorglirien Kaiser der M<strong>ein</strong>ung<br />

gewesen sind, dass iii diesem Falle die Sühne, wie Erben des väterlichen<br />

Vermögens, so auch der Vermessenheit. ihres Vaters seien<br />

<strong>und</strong> deshalh die Bestimmung gehoffen haben, dass das Majeslüt-sverbrechen<br />

sich ererhe <strong>und</strong> die Söhn',' mit dem Vater hingerichtet.<br />

werden niüsst.en,wnf<strong>ein</strong> nicht die kaiserliche Gnade ihnen das Lehen<br />

besonders schenkt.<br />

«Demnach finde!, also das Ma1estätsveiiiieehen sind<br />

die 5 in fe desselben a ii f Siv k i n gen <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e K i n der<br />

A. n \VC11 dung.<br />

Nur auf Eins sei hier nach aufmerksam gcniaclst. Wenn l?5 jI. 1.2<br />

heisst. : nec ei mlvi potesi ‚ so gehtdas sieht ha r auf die kaiserliche<br />

Schuld<br />

Gegen diese vorn Kurfürsten Volt <strong>Trier</strong> <strong>und</strong> velleichtaucli <strong>von</strong><br />

dens Fiseal vert.relene Tieciitsauffassnng weudet sich dann Ganl.iuncula<br />

später p. 19. Zuvörderst stellt. er zwei leitende Gr<strong>und</strong>sätze auf.<br />

Wie es nämlich nach Celsus incivile sei, nisi tota lege perspeeta<br />

una aliq in pate id <strong>ein</strong>s proposila ‚judicare rel respondere, so sei<br />

es nicht minder unhilhig ‚ <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>zelnes Gesetz herauszugreifen<br />

<strong>und</strong> nicht auch die andern, ebenfalls in Betracht kommenden<br />

zu erörtern <strong>und</strong> darauf Inn <strong>ein</strong>e deflintive Entscheidung zu flillen<br />

«Denn es ist, sicher, dass sowohl die frühemn Gesetze <strong>ein</strong> späteres, als<br />

die spät<strong>ein</strong> <strong>ein</strong> früheres Gesetz erläutern können.)) Ausserdem aber<br />

solle mau nach dem Sat,.e des 'Maicellus k<strong>ein</strong>e härtere oder mildere<br />

Snäfe verhängen, als der vorliegende Fall erlseische « denn man soll<br />

nicht nach d<strong>ein</strong> Buhm de- Strenge oder Milde streben, snfldefll<br />

wohl erwägen, was dem Verhältniss angemessen sei <strong>und</strong> danach das<br />

ljrtheil ifil cii. Dazu aber kommt, (lass nach der Ansicht. des Heims<br />

genianhls <strong>und</strong> Panlus in Strafsachen die wiMme Auslegung vorgezogen<br />

werden muss. Ueberhanpt muss jedes töciltige Mann als<br />

Bichter oder wer sonst im Beeht <strong>ein</strong>en Spruch zu fällen hat, nach<br />

Möglichkeit suchen, siels des Lobes würdig tu machen, das nach<br />

Bezug genommen wird auf 1. 31 §' 21 1). de aedil. vom! <strong>ein</strong>e Stelle,<br />

die <strong>von</strong> der N a t, i o n a 1 t Ei t tier Selaven spricht.<br />

Ir Wir lesen part.ieulo. vielleicht las so auch Cantiuncula. (pa.rtlt).


- ‚NC\'i -<br />

Cicero dem Gaius Aquilius zu, Theit gew ist, diesem hochangesehenen<br />

Manne, der die Recblsbesl.imrnung niemals <strong>von</strong> der Billigkeit<br />

losgelöst hat....<br />

« Wenn wir also», so fährt das <strong>Gutachten</strong> fort, « nach dieser<br />

tezat2 II, nach diese), Norm des Guten <strong>und</strong> Billigen unsere Streitfrage<br />

behandeln, , so inösseii wir m<strong>ein</strong>es Erachtens sagen, dass<br />

Fra nz <strong>von</strong> Sie k inge n nach Massgabe der vorliegenden '[hatsachen<br />

k<strong>ein</strong>eswegs des Majestätsverbrechens, ausser<br />

vielleicht nach d<strong>ein</strong> Kapitel der lex Julia, hätte für schuldig<br />

erklärtt werden können.»<br />

«Zunächst können die für die entge ge ngesetzte M<strong>ein</strong>ung ngeführten<br />

Stellen des Tilpian <strong>und</strong> Marcian - gem<strong>ein</strong>t sind die p. 10 <strong>und</strong><br />

a<br />

itß erörterten 1. 1 i. 1 .8 D. ad legeni Juliam maiestatis - cl e n<br />

JK i nd ern Sie k Inge 115 nicht, schaden, da sie nur <strong>von</strong> d<strong>ein</strong><br />

Kapitel dci ex Julia reden, nach welchem die Majestälsverbrecher<br />

hingerichtet werden sollen, aber ohne dass irgendwie die Rede da<strong>von</strong><br />

ist, dass die Söhne der väterlichen Erbschaft beraubt werden sollen.<br />

Ja, i-lermogenianus sagt ausdrücklich, das 'Vermögen der wegen Majestätsverbrechen<br />

Verurtheilten verbleibe ihren Kindern <strong>und</strong> falle erst<br />

dann d<strong>ein</strong> zu, wenn k<strong>ein</strong> Kind da sei.<br />

« Auch die Bestimmung der Kaiser i-lonorius <strong>und</strong> Arcadius kann<br />

<strong>Sickingens</strong> Söhnen nich 1. schaden, nflmlicli die Bestimmung, wonach<br />

Sick'ingens Vermögen d<strong>ein</strong> verfallen ZU Seil) schien, mit J']intansetzung<br />

s<strong>ein</strong>e!' Söhne, denen, wie es den Ansch<strong>ein</strong> hatte, durch kaiserliche<br />

Gnade nur <strong>ein</strong> jammervolles Das<strong>ein</strong> gewahrt wird. Denn<br />

hinsichtlich dieser Constitution gicht es mehrfache Lösungen, welche<br />

crgehen, dass Sickingen weder in die Strafe jenes Gesetzes geflillen<br />

ist, noch das Verbrechen, dessen man ihn hier beschuldigte, begangen<br />

hat, <strong>und</strong> dass demnach <strong>gegen</strong> <strong>Sickingens</strong> Söhne ans jenem Gesetz<br />

nichts hergeleitet werden könne-<br />

«Zunächst Zunächst. sIeh t fest, dass die c:oisl itutioii nicht nur <strong>ein</strong>e straf-<br />

1 'echt.li che, son dciii auchi (1 ber nu s harf md ge Nil ssig lind deshalb<br />

streng in ihren Schranken zu halten ist.Eiwilgen wir also sorgfliltig<br />

die Worte des Gesetzes <strong>und</strong> <strong>von</strong> welchen Personen es redet. Quisquis,<br />

so sagen die Kaiser, scelestam inierit factionem de riece virorum<br />

illustrium ‚ qui consiliis cl, eonsistorio nostro inlersunt, senatorum<br />

cham (quam ei ipsi pars corporis )insi ci suut) vel cuiusvis postremo,<br />

qui nobis mi litat, cogitaveiiI ‚ ipse eC nidem ul pote maiesLtis räus<br />

gladio feriatui, mi, s. w.<br />

Die art mizvta spielt auöli in eillefil <strong>Gutachten</strong> Mela.nchtlions vorn<br />

Jahr 15P <strong>ein</strong>e grosse Rolle. Försternann. Urknndenhucli zu der Geschichte<br />

des Reichstags zu Augsburg. 11.-


- XCVII -<br />

«Also der Wortlaut des Gesetzes begreift nur vier Fälle, in<br />

denen man vom Gesetze getroffen wird; nämlich, wenn Jemand in der<br />

That die .Tödliung des Kaisers oder <strong>ein</strong>es jener erlauchten Männer ins<br />

Auge fasst, die zu s<strong>ein</strong>em Rath oder Consisldriun gehören, oder<br />

<strong>ein</strong>es der Senatoren oder irgend <strong>ein</strong>es andern kaiserlichen Beamten.<br />

:i.n k<strong>ein</strong>em dieser Fälle aber hat sich <strong>Franz</strong> <strong>von</strong> Sickingen bef<strong>und</strong>en;<br />

denn er hat niemals an die Tödtung des Kaisers noch irgend <strong>ein</strong>es<br />

andern Mannes, der diesem zur Sc ite steht, gedacht, oder es !st doch<br />

nicht erwiesen, dass er daran gedacht hat. Und es kommt nicht in<br />

Betracht, dass er <strong>gegen</strong> <strong>Trier</strong> die Waffen ergriffen hat; denn auf<br />

<strong>ein</strong>en solchen Fall findet jene Constil.ution k<strong>ein</strong>e Anwendung; sie redet<br />

ja nur <strong>von</strong> der Verletzung der Person des Kaisers oder solcher, die<br />

s<strong>ein</strong>er Majestät tilatsächlich Dienste leisten, bei ihm <strong>und</strong> in der<br />

flegel ständig ihm zur Seile sind. Dass es sich so verhalte, sagen die<br />

Worte der Const.itul.ion klar, <strong>und</strong> entsprechend hat denn auch<br />

Bartholomaeus Socinus <strong>ein</strong> <strong>Gutachten</strong> abgegeben <strong>und</strong> zwar nach Cinus,<br />

der vor ihm so gelehrt hatte... 15<br />

- «Wer selbst. s<strong>ein</strong>e Vaterstadt belagert oder verräl.h, ist dennoch<br />

nicht Maestätsverbrecher, wenigstens nicht nach dem Kapitel, was<br />

<strong>von</strong> d<strong>ein</strong> handelt, der sich <strong>gegen</strong> das Reich oder zur Tödtung des<br />

Kaisers verschworen hat, <strong>und</strong> deshalb betrachtet der Text des Gesetzbuchs<br />

diese Verbrechen als verschieden. Dass es so sei, haben denn auch<br />

die beiden Söcinus, Vater <strong>und</strong> Sohn, in ihren <strong>Gutachten</strong> rtargethan.<br />

- j Auch das kann <strong>Sickingens</strong> Söhnen nicht ent<strong>gegen</strong>gehalten<br />

verden, wenn Jemand behaupten sollte, der Fürst. <strong>von</strong> <strong>Trier</strong> habe zu<br />

den ersten kaiserlichen Räthen gehört <strong>und</strong> gehöre noch dazu, <strong>und</strong><br />

demnach finde die oft erwähnte Constit,ution Anwendung, da Sickfrigei<br />

jenem nach dem Leben gelrachtel., ja ihn thalsächlich angegriffen<br />

habe. Ich antworte nämlich, es sei nicht bewiesen, dass <strong>Franz</strong> <strong>von</strong><br />

Sickingen ihm nach d<strong>ein</strong> Leben getrachtet, wenngleich er die Stadt<br />

<strong>Trier</strong> belagert habe; denn das ist <strong>ein</strong> thatsächlicher Umstand, der<br />

18 Die Lehre des Cinus findet sich hei s<strong>ein</strong>er Besprechung der lex<br />

Quisquis in s<strong>ein</strong>em Commentar zum Codex, worüber Saviguy a. a. 0.,<br />

S, 86 ff.<br />

lieber die consilia des BarthSl. So<strong>ein</strong>us s. Savigny, Geschichte VI,<br />

358. In der <strong>von</strong> mir benutzten. <strong>von</strong> Savigny nicht erwähnten Ausgabe<br />

Lngd. lööl habe ich das <strong>Gutachten</strong> nicht gef<strong>und</strong>en. Auf das ritajestätsverh<br />

i:echen beziehen sich in P 1 consil. XXII (fol. 41 f.), in F. II consil. CCLXXV<br />

(fol. 205), in P. IV consil. XXXV1I (fol. 47), LVII (fol. 79), u nd CXXI<br />

(fol. 161 fl.<br />

In <strong>ein</strong>em eonsilium wird hervorgehoben, quod crimen appugnatae.<br />

patriae generaliter distinguitur a crimine laesae maiestatis tanquam<br />

species separata (Ii, p. 205), was ich wegen des im Text folgenden Satzes<br />

bemerke.


- XCVIII -<br />

bewiesen werden muss <strong>und</strong> nicht vei'niuthet weiden - kann. Aber<br />

setzen wir den Fall, der Beweis wäre geliefert, so stelle ich dennoch<br />

in Abrede, dass Sickingen wegen dieser Absihht oder'auch wegen<br />

dieses Versuchs in die Strafe jenes Gesetzes verfallen sei, <strong>und</strong> zwar<br />

aus zwei Gründen, <strong>ein</strong> uni, weil die Conslitntion nicht <strong>von</strong> beliebigen<br />

Jläthen oder Senatoren des Kaisers, sondern <strong>von</strong> solchen handelt, die<br />

Iliatsächlich <strong>und</strong> in Wahrheit am kaiserlichen Hofe thälig sind. 1-1 ier<br />

kommt auch das <strong>Gutachten</strong> Ulpians im Tittei de mtniWs m in Betracht,<br />

das bisher Niemand zu diesem Zwecke verwert het hat., obgleich es<br />

klaren Beweis macht. Da heisst es nämlich, dass, wer durch kaiserliche<br />

Verleihung irgend ciii öffentliches <strong>und</strong> bedeutendes Amt .hekleidet,<br />

nichi dieselbei • Befugnisse <strong>und</strong> dieselbe Immunität habe wie<br />

die, welche uni die Person des Fürsten beschäftigt sind. Und dasselbe<br />

hestiiiunt gerade für unsern Fall Kaiser Friedrich in jenem bekannten<br />

Gesch <strong>gegen</strong> die Rebellen. •Et qui in nostri, so sagt er,.<br />

imperii prosperitatem aliqu Id inachinatur contra nos seil<br />

n pstros in bis, quae ad coihmissum eis negotium ieifl.inent, rebeltando.<br />

Darum stellt Bartolus daselbst - in Abrede, dass der ciii Rebell sei,<br />

der etwas dergleichen <strong>gegen</strong> <strong>ein</strong>en König oder Fih'sl.en oder s<strong>ein</strong>e<br />

eigene Stadt unternommen -habe, wie wir gleichfalls bei d<strong>ein</strong><br />

der Rebellion d ai'thuiu werden. -<br />

« Aber gehen wir auch das zu <strong>und</strong> setzen den Fall, der Fürst <strong>von</strong><br />

<strong>Trier</strong> habe .lamals 3 als e' helagert. ward, kaiserliche Geschüfl.e besorgt<br />

müssen wir dann deshalb sofort behaupteii, dass die Strafe jener<br />

Constitution <strong>gegen</strong> Sickingen <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e Kinder statt habe? Gewiss<br />

nicht denn es ist nicht ]Ios der Angriff, sondern auch der Gr<strong>und</strong><br />

des Angriffṣ.oder des Kriegs in Betracht zu ziehen. Und hier finden<br />

wir k<strong>ein</strong>eh andern, als den angegebenen, nämlich die Verweigerung<br />

der Justiz <strong>gegen</strong> jene beiden 'J'rierer Seitens des Fürsten <strong>von</strong> <strong>Trier</strong>,. wie<br />

es Sickingen auffasste. Diese Unhill empfand Sickingen schi tief, <strong>und</strong><br />

war demnach entschlossen, sie nicht so leiclitlicli hinzunehmen. Und<br />

das ist wahrlich nicht auffallend, da grade die grossen <strong>und</strong> hervorragenden<br />

Männer es unerti-äglicli finden, wenn . ihnen nicht Wort<br />

gehalten wird. Darnach ist es offenbar, (lass <strong>Franz</strong> <strong>von</strong> Sickingen<br />

den Krieg nicht d<strong>ein</strong> als solchen, nicht. dem Senator oder<br />

Rath des Kaisers, - . nichts dergleichen war für ihn massgebend -<br />

sondern dem Justizverweigerer erklärt hat Dar (Im sind (lernt auch<br />

sowohl Sickingen der Vater als die Söhiie <strong>von</strong> dcl' Strafe jener Constitution<br />

frei. Es ist ja doch wohl zu beachten, weshalb etwas geschieht,<br />

zu weichem Ende <strong>und</strong> in welcher Absicht ; daribei' gicht es so<br />

viele Geselzestexte,dass sie sich nicht aufzähleh lassen. In <strong>ein</strong>em<br />

19 Gem<strong>ein</strong>t ist 1:11 § 2.]). Ii. t..


- XCIX -<br />

ähnlichen Falle hat denn auch Calderinus das <strong>Gutachten</strong> erstattet,<br />

dass Jemand, der <strong>ein</strong>em Kardinal nachgestellt hatte, (tic <strong>von</strong><br />

Bonifaz VIII. <strong>gegen</strong> die F<strong>ein</strong>de der Kardinäle bestimmte Strafe nicht<br />

verwirkt habe, <strong>und</strong> zwar weil er dem Kardinal nicht nachgestellt<br />

habe in s<strong>ein</strong>er Eigenschaft als Kardinal, sondern als Verwalter der<br />

Kirche <strong>von</strong>'Ravenna 20<br />

«Der früher hervorgehobene Einwand, (lass durch <strong>Sickingens</strong><br />

Unternehmen die Sicherheit (los römischen Reichs <strong>und</strong> Volks, dessen<br />

ganze Hoheit <strong>und</strong> Würde auf die Deutschen übergegangen, be<strong>ein</strong>trächtigt<br />

worden, kann-, k<strong>ein</strong>eswegs beweisen, (lass Siekingen der<br />

Strafe jener so oft erwähnten Constitulion würdig zu erachten sei.<br />

Was die Uebertragung dei Würde des' römischen Volks auf die<br />

Germanen anbetrifft., so werden wir später das Nähere sehen Bezüglich<br />

der Sicherheit des Reichs erahbte ich, nicht Alles, was <strong>gegen</strong><br />

irgend <strong>ein</strong>e Stadt oder <strong>ein</strong> Land (palria) unternommen werde,<br />

verstosse <strong>gegen</strong> die. Sicherheit des Beichs; denn, wie Ulpian sagt, in<br />

<strong>und</strong><br />

dergleichen, durch die doch der Staat oft Schaden<br />

leidet,, geht man gleichwohl nicht auf den Untergang des Staites aus,<br />

<strong>und</strong> demnach lehrt Ulpiah, dass- auch das postlirninium nicht, statt<br />

habe, weil es sich nicht um hostes handle, Aus diesem <strong>Gutachten</strong><br />

Ulpians ergiebt sich, dass das k<strong>ein</strong>e F<strong>ein</strong>de de römischen Volks sind,<br />

die nicht auf den Untergang des römichen Staats ausgehen, wenngleich<br />

der Staat in Folge des \Vaffengebrauchs '<strong>ein</strong>igen Schaden<br />

nimmt. -<br />

«Da :nun Sickingen k<strong>ein</strong>eswegs auf den Untergang des römischen<br />

Reichs ausgegangen, vielmehr stets für s<strong>ein</strong>en Theil <strong>ein</strong> treuer<br />

Bisitzer desselben gewesen ist, so et-giebt sich, däs er auch k<strong>ein</strong><br />

F<strong>ein</strong>d des. Reichs ge*esen. Es fehlt. -also an <strong>ein</strong>em Gr<strong>und</strong>e, weshalb<br />

er in die härteren Strafen jenes Gesetzes verfallen s<strong>ein</strong> sollte.<br />

«Ich füge noch <strong>ein</strong>en - andern Gr<strong>und</strong> hinzu, dci- <strong>Franz</strong> <strong>von</strong><br />

Sickingen <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e Kinder aus den Klauen jenes Gesetzes befreit,<br />

nämlich, dass der Text nicht im Präsens redet <strong>und</strong> so, als ob dasUflheil<br />

sclidn <strong>von</strong> Bechtswegengifällt sei, vielmehr <strong>von</strong> der Zukunft. Es<br />

heisst daselbst nämlich so - Ipse quidem ul.pote maiestatis i-eus<br />

gladio feriatur. Nun steht es aber fest., dass <strong>ein</strong>e im. Fut.uruk'n redende<br />

Dass der hier citirte Calderinus nicht Johannes (Schulte, Geschichte<br />

II, S. 247 ff,), sondern Caspar <strong>und</strong> zwar der ältere (Schulte II,<br />

5. 204) ist, geht wohl daraus hervor, dass nicht jener, wohl aber dieser<br />

eigentliche consilin verfasst hat <strong>und</strong> auch s<strong>ein</strong>en Vater an Ruhm Übertraf.<br />

Möglicher Weise könnte aber auch der Sohn dieses Caspar, Caspar Junior,<br />

gem<strong>ein</strong>t s<strong>ein</strong>, der gleichfalls viele consihia schrieb. Steffenhaen in Zeitschr.<br />

f. Rechtsgeschichte ‚ X, 298-296. Da mir die Sammlungen nicht zur Hand<br />

sind, kann ich die ziemlich gleichgültige Frage <strong>ein</strong>stweilen nicht entscheiden


- c -<br />

Gonstitution noch <strong>ein</strong> iiclitei-liches TJrtheil verlange, <strong>und</strong> dass ohne<br />

<strong>ein</strong> solches . Niemand <strong>von</strong> der Strafe getroffen \virdSl, wie wir späte<br />

hei der Erörterung des vierten Bedenkens darlegen werden.<br />

«Wir sehen also, dass die für die ent<strong>gegen</strong>gesetzte Behauptung<br />

aufgestellten Argumente aus mannichfaciten Gründen nicht im Stande<br />

sind, <strong>gegen</strong> Sickingen <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e Söhne zu streiten, so weit nämlich<br />

die Kaiser Honorius <strong>und</strong> Arcadins <strong>und</strong> ihre strence. Constitution in<br />

Betracht kommen Denn wenn auch Sickingen vielleicht auf Gr<strong>und</strong><br />

des ersten Kapitels der ]ex Julia, (las nichts <strong>gegen</strong> die Kinder des<br />

Angeschuldigten bestimmt, vielleicht des Majestiitsverbrechens schuldig<br />

war, so war er es doch niemals auf Gr<strong>und</strong> des Kapitels, wo<strong>von</strong> die<br />

angezogene Gonstitution handelt; daber ist k<strong>ein</strong> Gr<strong>und</strong> vorhanden,<br />

weshalb den Söhnen <strong>Sickingens</strong> unter Hinweis auf dieses Verbrechen<br />

oder Gesetz <strong>ein</strong> Schade zugefügt werden könnte. » -<br />

- «Wir haben nun», so fährt das Gutachen in dem Sickingen<br />

belastenden Theile p. 14 fort; «das Verbrechen des llochverrathes<br />

(erinlen perdullionis) ins Auge zu fassen, hei d<strong>ein</strong> leicht<br />

<strong>gegen</strong> Sickingen ausfällt. Denn da er wegen s<strong>ein</strong>er d<strong>ein</strong><br />

<strong>und</strong> in wilder Weise durch die Tl1at. bewährten Gesinnung sich des<br />

Majestätsverbrechens schuldig gemacht hat, so ist klar, lass er sich<br />

mit der Schmach des - Hochverralhs beladen hat. Derselbe ist ja.<br />

mehr sprachlich als sachlich vorn Majestätsverbrechen verschieden,<br />

weshalb denn auch die Strafe des 1-1nhverraths dieselbeist., wie die<br />

des Majestätsverbrechens. Nichtsdestoweniger gellen für den Hocherralh<br />

noch <strong>ein</strong>ige besondere Bestimmungen. Wenn nämlich die<br />

Alten diejenigen, die wir .l"<strong>ein</strong>de nennen, nach Gaius' Zeugniss Hochverräthei<br />

(perduelles) jannten, indem sie, wie Gicero sagt, durch <strong>ein</strong><br />

mildes- Wort das trostlose Verhä]tniss in <strong>ein</strong>em bessern Licht ersch<strong>ein</strong>en<br />

liessen; so ergieht sich, (lass alles, was im liecht, <strong>gegen</strong> die<br />

F<strong>ein</strong>de bestimmt ist, auch auf den Hochverräther passt <strong>und</strong> Anwendung<br />

findet. Diese Vorschriften sind aber zahlreich. Zunächst darf<br />

man mit ihnen k<strong>ein</strong>e Geschäfte abschliessen. Zweitens weiden sie<br />

nicht zu den Bürgern gerechnet. Drittens braucht. man dem F<strong>ein</strong>de<br />

in Privatverhältnissen nicht Wort zu halten, ich sage, in Privatverhältnissen<br />

; denn öffentliche Verträge muss man auch dem F<strong>ein</strong>de<br />

<strong>gegen</strong>fiber halten. Kurz alle Bestimmungen, die sich im Beclit,<br />

<strong>gegen</strong> die F<strong>ein</strong>de finden, wenden sich ohne Zweifel aiiclt <strong>gegen</strong> den<br />

Hochverrther, <strong>und</strong> zwar um so mehr, - als der Hochverräther noch<br />

schwärzer <strong>und</strong> verworfener ist als der gewöhnliche F<strong>ein</strong>d.<br />

- 21 Auch bei- Bartholornaeus Socinus findet sich der Schluss quare<br />

cum praefatum statut-tun lo4uatur per verbum futuri temporis, tion induxit<br />

poenam ipso iure sed necessarin est sententin (J fol. 41 , der Ausgabe<br />

Lugd. iböl). . .


ci<br />

:Dieser Ausführung \vifll dann später p. 25 folgende ent<strong>gegen</strong><br />

gestellt: «Da also Sickingen des Majestfltsverbrechens n i c ht<br />

schuldig war <strong>und</strong> nicht schuldig s<strong>ein</strong> konnte, abgesehen, <strong>von</strong> dem<br />

ersten Kapitel. der tex Julia, so ergiehl sich als not.bwendige. Folge,<br />

dass ei auch nicht des Hochverraths schuldig war. Benn wie<br />

Ulpian 22 sagt: nun quisquis legis Juli„e maiestatis reus est, stalini<br />

perdullioiits reus erit, sed qui hostili animo adversus- rem publicam<br />

%rot fueril ammatus. Dieser Ausdruck ist. aber vom römischen<br />

Princeps ‚ d. h. vom Kaiser Augustus <strong>und</strong> dem römischen<br />

Staat zu verstehen. Das hat. Ulpian auch. an <strong>ein</strong>em andern Orte<br />

bezeugt, <strong>und</strong> so oft im Rechl. vom Staat im technischen Sinn die<br />

Rede ist, ist immer der römische Staat. zu verstehen; die andern<br />

Gem<strong>ein</strong>den gelten als Privatpersonen. So hat denn auch derselbe<br />

Ulpian, der das Verbrechen des Hochverratlis definiert, in <strong>ein</strong>em andern<br />

.<strong>Gutachten</strong> diese Erklärung ganz unzweideutig aufgestellt. Das Vermögen<br />

<strong>ein</strong>er Gem<strong>ein</strong>de, so sagt er, wird nur missbräuchlich öffentliches<br />

Vermögen genannt; denn nur d;ts..Vermögen ist öflhntliches, was dem<br />

röm. Volk gehört. Und anderswo sagt er : Öffentlich -ist, was sich<br />

auf den römischen Staat bezieht.. Da also Sickingen weder <strong>gegen</strong><br />

den röm. Staat noch <strong>gegen</strong> den röm. Kaiser f<strong>ein</strong>dlich vorgegangen<br />

ist, so wird er nicht mit Fuig <strong>und</strong> Recht des Hochverraths bezichtigt.<br />

»<br />

Nur <strong>ein</strong>zelne Bemerkungen sind hier am Ort. Wenn Cantiuncula<br />

p. 14 'feststellt: non licet cum eis negotiari, so ist daran zu erinnern,<br />

dass dieser Satz <strong>gegen</strong> Sickingen in Anwendung gebracht oder doch<br />

nzuwenden versucht worden war. Der Pfalzgraf hatte selbst das<br />

Verbot ausgehen lassen, Sickingen Waaren zu verabfolgen oder «feilen<br />

Kauf zu vergünstigen».<br />

Der Satz: hosti non est servanda ildes pactorum privatoruin<br />

zielt wieder, auf die kaiserliche Schuld. Bekanntlich war zwischen<br />

Eck <strong>und</strong> Zasius <strong>ein</strong> heftiger Streit über die Frage geführt worden, ob<br />

<strong>und</strong> wann man Finden <strong>ein</strong>en Vertrag halten müsse. Während nun -<br />

Zasius dcii Satz vertheidigle, dass <strong>ein</strong>em öffentlichen F<strong>ein</strong>d <strong>gegen</strong>über<br />

<strong>ein</strong> Vertrag nur Gültigkeit habe, wenn er mit Bewilligung des<br />

Feldherrn geschlossen sei <strong>und</strong> sich dafür auf die iura civilia berief 23,<br />

behauptet Cantiuncula hier schlechtweg : publica pacta cham hos! i<br />

servanda sunt. .l3aldus, auf den er sich beruft, forinulirt den Satz<br />

so hosti non est servanda lides privata, licet sit servanda lide<br />

puhlica.<br />

Die beabsichti g te Erörterung.iiber das Verbrechen derRebellion,<br />

22 L. 11 D. ad leg. .Juliam maiestatis.<br />

23 Stintzing Zasins, S. 192 f; .


- cii -<br />

der Sedition, der vis publica <strong>und</strong> privatS, endlich des Landfriedensbruchs<br />

ist nur zum Theil geschrieben, nämlich nur ‚nach der<br />

Sickingen belastenden Seile.<br />

«Das dritte Verbrechen», -so lautet die Darstellung p. 15-17,<br />

((ist (las der Rebellion, dessen Ft-trnz Sickingen mit vollstem Recht.<br />

bezichtigt werden konnte, <strong>und</strong> um das zu zeigen, ist Bezug zu<br />

nehmen auf die Bestimmung, die Kaiser H<strong>ein</strong>rich VII. Über die Rebellen<br />

getroffen hat 24• Pronunciamus, so sagt derselbe, quod illi omnes<br />

et singuli sunt rebelles et infideles nosiri et imperii, qui qüomodocunque<br />

publice vel occulte contra nostruin honorem ei fidelitatem<br />

rehellionis opera faciunt.<br />

«Ich frage: bat Sickingen hier nicht die Waffen <strong>gegen</strong> die Ehre<br />

des Reichs <strong>und</strong> <strong>gegen</strong> den verkündeten <strong>und</strong> auch wohl beschworenen<br />

Frieden in treuloser <strong>und</strong> verwegener Weise ei-griffen? Konnte<br />

er nun nicht der Rebellion bezichtigt werden? Der i-ehellirt doch,<br />

der die Machtvollkommenheit des Kaisers als des Rechtspfleger-s<br />

verachtet, der ihm die Ohedienz verweigert, der sich in die Reihen<br />

derer stellt., die man als Rebellen mit Fug den F<strong>ein</strong>den gleich zu<br />

achten hat..<br />

(Wie Srafe aber, welche die Rebellen trifft, bestimmt Bartolus<br />

dahin, dass sie erstens alles verlieren, was iuris civilis ist, (lass 5C<br />

ungestraft getödtet, dass sie wie Sclaven in Unfreiheit gehalten<br />

werden, dass sie endlich auf Lehen <strong>und</strong> Tod angeklagt <strong>und</strong> verurtheilt<br />

<strong>und</strong> dass ihr Vermögen niänniglich preisgegeben werden könne.<br />

«Auch wegen Sedit,ion hätte <strong>Franz</strong> <strong>von</strong> Sickingen verurtl eilt<br />

weiden können, da die Worte der darauf bezüglichen Bestimmung<br />

vollständig klar sind. Es heisst nämlich : Si quis conha endentissimam<br />

iussion<strong>ein</strong> suscipere pleheni et adversus puhlicam disciplinarn<br />

defendere tentaverit, mulctam gravissimam snstinehit.<br />

((Auch das ist zweifellos, dass er - nach der ]ex Julia de vi püblica<br />

schuldig war. Denn da er - nicht für die Jagd oder für <strong>ein</strong>e Reise<br />

zu Land oder Wasser - Waffen angehäuft, freie Menschen behufs<br />

<strong>ein</strong>es Aufruhrs in Waffen gehalten, mit eitlen) Trupp Menschen Gewalthandlungen<br />

geübt, Dörfer erobert., Besitzer aus ihren Häusern <strong>und</strong><br />

Aeckern verjagt, Brand gestiftet, Güter geraubt, Leute belagert,<br />

<strong>und</strong> zu diesem Behuf bewaffnete Truppen gehabt hat, da, sage<br />

ich, <strong>Franz</strong> <strong>von</strong> Sickingeh alles das verübt hat., so liegt offen zu<br />

Tage, dass er die Strafe der lex Julia de vi puhliea verwirkt hat.<br />

Denn alle diese Fälle zähler, Ulpian <strong>und</strong> Marcian, Juristen <strong>von</strong> hervorragender<br />

Bedeutun g , <strong>ein</strong>zeln auf.<br />

((Als Strafe aber hat die lex Julia de vi publica bestimmt, dass<br />

24 Pcrtz, Monum. Gerrna.n. Leges t II, p. 545.


den wegen vis publica Verurtheilten Wasser <strong>und</strong> ieuer untersagt<br />

werde, jene alte, <strong>von</strong> den Rechtsgelehrten aufgestellte Strafe....<br />

An Stelle dieser Strafe ist nach Jilpians Zeugniss die Deportation<br />

getreten, zufolge deren' der Verurtheilte nicht nur alle s<strong>ein</strong>e son:<br />

stigen Rechte, sondern auch s<strong>ein</strong> Vermögen verliert..<br />

«Aber auch aus <strong>ein</strong>em andern Kapitel der ICK Julia, nämlich<br />

11 a(ji d<strong>ein</strong> de vi privata, hätte Sickingen angeklagt weiden können.<br />

Nach diesem Creselz ist nämlich, wie der Recht.sgelelii'te Scaevola<br />

schreibt, haftbar, qui eonvoeatis hominibus viel' fecerit, quo quis<br />

verheretur, pulselurve, cham si nemo occisus eiit.<br />

«Marcian fügt hinzu sed et si null i u. s. w., ausserdem hestimmte<br />

Divus Mareus <strong>und</strong> der dessen Decret billigende Gallishatus,<br />

nicht dann all<strong>ein</strong> liege vis vor, wenn Menschen verw<strong>und</strong>et würden<br />

vis enim est et tunc, quotiens quis id quod deberi sibi putat, neu<br />

per judicem reposcit.<br />

«Sickingen kann es aber flieht zu Gute kommen, dass er <strong>gegen</strong><br />

den Kurfürsten <strong>von</strong> <strong>Trier</strong> wegen Justizverweigerung zur <strong>Fehde</strong><br />

geschritten ist; denn dieser Ausflucht ist schon zu Anfang dieses<br />

m<strong>ein</strong>es <strong>Gutachten</strong>s mehr als genügend ent<strong>gegen</strong>getreten, wo fiber die<br />

prändungen oder Repressalien gesprochen worden. Demnach können<br />

wir nicht in Abrede stellen, (lass Sickingen selbst . s<strong>ein</strong> Forderungsrecht<br />

<strong>gegen</strong> die Schuldner, (110 er angegriffeh, verloren hat, zweitens,<br />

dass er durch die tJeberfallung der andern Besitzer <strong>und</strong> ihre durch<br />

Sturm <strong>und</strong> Brand bewirkte Entetznng zur Bfckgabe der so erworbenen<br />

Sache <strong>und</strong> ausserdem zu ihrem Ersatz verpflichtet ist<br />

'drittens ist <strong>ein</strong> Drittel vom Vermögen des Verbrechers zu confisciren<br />

endlich wird der nach diesem Gesetz \'erurtheilte auf Grdnd <strong>ein</strong>es<br />

Senatsschlusses als inthm aller Ehren verlustig, ja nach dem .neucni<br />

Recht ist er inil den) Tod zu bestrafen, wegen der nicht <strong>ein</strong>sondern<br />

mehrfachen Todtschläge, die dabei statt gef<strong>und</strong>en haben. »<br />

Besonders <strong>ein</strong>gehend beabsichtigte Canliuncnla wieder den Friedensbruch<br />

<strong>und</strong> s<strong>ein</strong>e rechtlichen Folgenzu behandeln, wie wir aus dem<br />

wirklich niedergeschriebenen Stück der Erörterun g schliessen dürfen.<br />

Diese Darlegung lautet (p; 17—I):<br />

«Das letzte Verbrechen ist das des Landfriedensbruchs <strong>und</strong> zwar<br />

nicht nur nach dem gem<strong>ein</strong>en, sondern auch nach dem Stal.utarrecht,<br />

obgleich dieses öffentliche <strong>und</strong> generelle Statutarrecht <strong>ein</strong> für ganz<br />

Deutschland gem<strong>ein</strong>sames Edict. ist, Wenn wir gem<strong>ein</strong>es Recht sagen,<br />

so m<strong>ein</strong>en wir das alte geschriebene Recht.. -<br />

«Aber ehe wir den betreflhnden Artikel 'erörtern, ist vorauszuschicken,<br />

- ersl.lich, dass der' Richte]' <strong>und</strong> Magistrat <strong>und</strong> umsomehr<br />

der Fürst s<strong>ein</strong>e Unterlhanen zum Frieden <strong>und</strong> zur Eintracht nüthigen<br />

könne. Darüber g'iebl es 'fast unzählige Texte; <strong>und</strong> so lehren denn


- CIV -<br />

auch 13artolus, Baldus, Panormitanits <strong>und</strong> Andere. Und das ist, nichts<br />

besonderes, weil ja das die Summe der christlichen Gerechtigkeit. <strong>und</strong><br />

ihr sicherstes Symbol ist, was uns vor all<strong>ein</strong> hinterlassen<br />

hat, dass wir in <strong>gegen</strong>seitiger Liebe erklären, wir seien Christi<br />

Schüler. Denn nichts scheidet die Kinder Gottes mehr voll<br />

Kindern des Satans, als <strong>ein</strong> r<strong>ein</strong>es Leben <strong>und</strong> die Liebe, die sich in<br />

den Früchten <strong>und</strong> Pflichten der Liebe zeigt.<br />

«Aus diesen Gründen, <strong>und</strong> wie ich annehme, vorzugsweise<br />

aus dem letzlgenannten, hat Kaiser Friedrich II. 25 zwei Ordnungen<br />

des Landfriedens erlassen, die nach s<strong>ein</strong>em Befehl in das gem<strong>ein</strong>e<br />

Recht aufgenommen worden, wie sie denn auch längst schon in<br />

der Christenheit, angenommen <strong>und</strong> bestätigt sind. Nach d<strong>ein</strong> Vorbild<br />

dieser Ordnungen sind dann ohne Zweifel auch die neuesten Friedensedicte<br />

des Kaisers Maximilian seligen Andenkens ergangen. Nach<br />

dessen Beispiel hat wieder Kaiser Karl, der fünfte dieses Namens,<br />

<strong>ein</strong> Gesetz nur dem berühmten Reichstag zu Worms beschliessen<br />

assen, das in unserm Falle zu Zweifeln Anlass gegeben hat.<br />

«Zweitens ist vorauszuschicken dass, wenn auch nach gem<strong>ein</strong>em<br />

Recht der Gebannte nicht voll ungestraft getödtet werden<br />

kann, das sieh doch anders verhält nach d<strong>ein</strong> nach<br />

welchem der, dessen Haupt verfehmt, d. h. <strong>gegen</strong> den die Achtserklärung<br />

ergangen ist, nicht nur, wenn das Statut es gestattet, an<br />

s<strong>ein</strong>em Vermögen, sondern auch an Leib <strong>und</strong> Leben angegriffen<br />

werden kann.<br />

«Nachdem wir dies vorausgeschickt haben, ist zu untersuchen, ob<br />

<strong>Franz</strong> Von Sickingen sowohl nach gem<strong>ein</strong>em, als nach singulärem Recht<br />

hätte wegen Landfriedensbruch verurtheilt werden kühnen. Und dass<br />

es nach gem<strong>ein</strong>em Recht, hätte geschehen können ‚ ergieht sich aus<br />

dem ersten Gesetz des Kaisers Friedrich. Die Strafe aber des Friedensbruchs<br />

ist die Todesstrafe <strong>und</strong> Vermögens<strong>ein</strong>ziehung. Was dann das<br />

statutarische <strong>und</strong> neuerdings auf d<strong>ein</strong> Beichstage aufgestellte<br />

Recht anbetrifft, so ist offenbar, dass Sickingen selbst- den<br />

Frieden nicht nur verletzt, sondern Vollständig gebrochen hat. Und<br />

in dieser Beziehung bedarf es gar k<strong>ein</strong>er Erörterung, da die Worte<br />

des Edicts, <strong>gegen</strong> die Sickingen nach den Vorliegenden Thatsachen<br />

unzweiklhaft gehandelt, nichts dunkles haben. Man lese da nur<br />

die folgenden Worte ‚Richten uf, ordnen <strong>und</strong> machen denn auch in<br />

<strong>und</strong> mit [Kraft dieses Briefs, also dass voll dieser Verkündigung<br />

Niemands, <strong>von</strong> was Würden, Stands oder Wesens der sei, den Andern<br />

befehden, bekriegen, berauben, fahen, - überziehen, belagern, auch<br />

darzu durch sich selbst oder Jemand anders <strong>von</strong> s<strong>ein</strong>etwegen nicht<br />

- Gem<strong>ein</strong>t ist Friedrich 1. Die ' beiden Gesetze bei Portz ‚ ä. 0.,<br />

p. 101 <strong>und</strong> 112. - -


- cv -<br />

dienen,. noch auch <strong>ein</strong>i g Schloss, Siädt, Märkt, Befestigung, Dörfer,<br />

lIöf ödei Weiler absteigen, oder ohh.des Andern Willen mit gewaltige),<br />

flak... dermassen beschädigen soll, auch Niemand solchen<br />

Thät.ern Rath, FlüIf oder in k<strong>ein</strong>e ander Wels Beistand oder Fürschuh<br />

thun, auch sie wissentlich oder. ge tährlich nicht herbergen, Jichausen,<br />

ätzen oder tränken, enthalten oder gedulden, sondern, wer zum Andern<br />

zu sprechen verm<strong>ein</strong>t, der soll solches thun an den Endn <strong>und</strong> Gerichten,<br />

da die Sach hievor oder jetzt in der Ordnung des Kammergerichts<br />

zu Austrag verl.heidingt sind oder künftig würden oder ordentlich<br />

hingehören] bis zu der Ueberschrift die Poen [aller Friedbrecher]'.<br />

- -<br />

«Sprechen hier nicht fast alle 'Worte dieses Verbots <strong>gegen</strong> <strong>Franz</strong><br />

<strong>von</strong> Sickingen ? Hat er nicht b<strong>ein</strong>ahe <strong>gegen</strong> alle <strong>ein</strong>zelnen Wofte<br />

dieses Friedensgebots verstossen? in der That, das wird nie Jemand<br />

in Abrede stellen können.<br />

«Fügen wir nun die für dieses Verbrechen bestimmte. Stral:<br />

hinzu ‚Und 01) Jemand holten oder niedrigen [weltlichen Ständs.<br />

wer der oder die wären, wider der, <strong>ein</strong>s oder mehr, so- vor gemeldt<br />

im nächsten Artikul gesetzt ist,, handeln oder zu handeln Tnhl.erstehil<br />

würden, die sollen mit der That <strong>von</strong> Recht, zusammt andern Pönen,<br />

in unser <strong>und</strong> des heil. Reichs -Acht gefallen s<strong>ein</strong>, auch allermännig-<br />

]ich <strong>und</strong> <strong>ein</strong>em Jeden, <strong>gegen</strong> denselben Thätern <strong>und</strong> Friedbrechern,<br />

sobald sie an unserm kaiserl. Kainmergerictit. oder durch unsern<br />

Statthalter <strong>und</strong> Regiment mit vorgehender Citation oder Fürheiscliung,<br />

also in die gemeidte Acht. gefallen zu s<strong>ein</strong>, deciarirt <strong>und</strong> erklärl.<br />

werden, ihr Leib <strong>und</strong> Gut erlaubt s<strong>ein</strong> . . . ] l 26<br />

«Man sieht, wie zweckmässig das Haupt. des Friedbreclieis<br />

inänniglich preisgegeben wird ‚ gleichzeitig mit, d<strong>ein</strong> des Vermögens<br />

<strong>und</strong> alter flechte. All Strafe schliesst, sich in demselben<br />

Edict, noch <strong>ein</strong>e specielle an, nämlich indem Artikel, der beginnt<br />

‚Und dtruf empfehlen wir [allen <strong>und</strong> jeden Kurfürsten, Fürsten, geist.-<br />

liehen - <strong>und</strong> weltlichen, auch Prälaten, Grafen, Herren, Ritterschaft<br />

<strong>und</strong> Städten, <strong>und</strong> allen andern unsern <strong>und</strong> des Reichs Unterihanen<br />

<strong>und</strong> liehen Getreuen, ernstlich gebietend] bei den Pflichten, Eiden<br />

<strong>und</strong> Gehorsam, so sie uns wut d<strong>ein</strong> heil. Reich gethan haben <strong>und</strong><br />

zu thun schuldig sind, <strong>und</strong> darzu <strong>ein</strong>er Pön, nämlich . weitausend<br />

Mark f<strong>ein</strong>es .Golds, hat]) in unsere kaiserl. Kammer <strong>und</strong> den andern<br />

halben Theil dem Beschädigten nnablässlich zu bezahlen'.<br />

«Das aber ersch<strong>ein</strong>t, als die besondere Strafe, die neben der Preisgabe<br />

des Vermögens, - wo<strong>von</strong> der vorangehende Artikel: «Und ob<br />

Jemand», - vorbehalten ist, nämlich so, dass der Friedbrecher diese<br />

26 Die Fortsetzung der Stelle ist bereits eben LIV mifgetheilt.


CVI -<br />

speciell bezeichnete Strafe ohne weiteres (ipso iuIe) vorab bezahlen<br />

muss <strong>und</strong> dass erst, dann .männigiich- gestattet wird, Leib <strong>und</strong> Gut<br />

desselben ungestraft anzugreifen.<br />

«Aber auch andere Strafen weiden hier an verschiedenen<br />

Stellen <strong>gegen</strong> den Friedbrecher verhängt., nämlich das Verbot., ihn zu<br />

herberen <strong>und</strong> zu behausen (de nun i-ecipiendo), ihn -nicht zu ätzen -<br />

oder zu tränken (non alenclo), nicht zu enthalten oder zu gedulden<br />

(non defendende, Don tegendo) <strong>und</strong> viele andere derg leichen Strafen,<br />

die alle darauf abzielen, dass- diesem Friedhrecher Wa sser. <strong>und</strong> Feuer<br />

inlei'sagt sei <strong>und</strong> er, so der menschlichen Gesellschaft beraubt, nach<br />

beiden schmachte <strong>und</strong> ins Elend sterbe. »<br />

Was Cantiuncula in dem zweiten 'i'heil s<strong>ein</strong>es <strong>Gutachten</strong>s, dcidie<br />

andere Seite der Sache beleuchten sollte, noch hinzuzufügen gedacht,<br />

ist nicht zu sagen, zumal es-hier ganz an Andeutungen fehlt.<br />

• Nur <strong>ein</strong> Punkt 'steht ausser Zweifel, nämlich 'di Absicht, den Mangel<br />

der «Citation oder Füt-heischung» geltend zu machen. Die dritte Frage<br />

ging ja. dahin oh t-echtsföi-inlich verkündet worden, (lass SickingDn<br />

• in die kaiserliche Acht gefallen sei. Gleich in der species facti war<br />

festgestellt, dass die Preisgabe des Vermögens <strong>ein</strong>es Friedhrechers<br />

bedingt sei durch <strong>ein</strong>e -vorangegangene Deklaration <strong>und</strong> ‚diese, wieder<br />

durch <strong>ein</strong>e Citation. Nun war, wie an <strong>ein</strong>er spälern. Stelle (p. 5) hei--<br />

vorgehoben wird, <strong>Franz</strong> <strong>von</strong> Sickingen zwar <strong>von</strong> dem Nfirnbergör<br />

Reichsregiment für <strong>ein</strong>en Friedbrecher erklärt, auch allen. Deutschen<br />

gestattet worden, <strong>gegen</strong> s<strong>ein</strong>en Leib <strong>und</strong> s<strong>ein</strong> Vermögen anzugehen,<br />

aber ohne dass Sicl


- CYLL -<br />

ins -Auge gefasst war, die a •diese \Weise gedeckt werden sollte.<br />

Jedenfalls aber war die Stadt Strassburg an d<strong>ein</strong> der<br />

Sache wesentlich interessirt, weil ihr <strong>ein</strong>e Schuldverschreibun g des<br />

- Kaisers zu Gunsten <strong>Sickingens</strong> <strong>von</strong> diesem verpfändet wordeh.<br />

War aber diese Forderung «todt <strong>und</strong> ab», so war natürlich auch<br />

jene Sicherheit dahin, <strong>und</strong> so mochte man auf den Gedanken<br />

gekommen. s<strong>ein</strong>, d& Stadt die erbrechtlichen Ansprüche der Kinder<br />

zu überweisen 27<br />

• Die Frage, 01) nicht auch <strong>Sickingens</strong> beide Söhne als Theil-<br />

- nehmer s<strong>ein</strong>er <strong>Fehde</strong> in die Acht gefallen seien, diese Frage wird<br />

in d<strong>ein</strong> <strong>Gutachten</strong> gleichfalls berührt <strong>und</strong> ohne Unffichweif bejaht 29•<br />

Sonach 'war das <strong>Gutachten</strong>, wenn Wir <strong>von</strong> den Schwestern absehen,<br />

wesentlich im Interesse desjüngMen Sohnes <strong>Franz</strong> Conrad veranlasst.<br />

Wie das frtiher 29' mitgetheilte SchreibenVerdinarids ((die Söhn<br />

<strong>und</strong> Kinder» <strong>Sickingens</strong> unterscheidet, so auch (las <strong>Gutachten</strong>, das<br />

zwar meist <strong>von</strong> den lilii, aber auch allgem<strong>ein</strong> <strong>von</strong> den hberi -redet 89<br />

Als im Jahre 1542 der Vergleich geschlossen ward, erschienen als<br />

Parteien auf der <strong>ein</strong>en Seite zunächst die drei Brüder, «welche den<br />

Vertrag «hy .Edelmanns Treu <strong>und</strong> Glauben» zu halten verspraclxen<br />

während am Schluss des Vertrags Margaretha <strong>und</strong> Magdalena <strong>von</strong><br />

Sickingen, weiland Franciscus <strong>von</strong> Sickingen, ihres lieben Vaters<br />

selig «ehlichc liebe Töchter» bekannten, dass dieser Vertrag mit<br />

ihrem «guten Wissen <strong>und</strong>' Willen beschehen » sei <strong>und</strong> «bei wahren<br />

guten Treuen» versprachen, «das Alles genehm zu halten <strong>und</strong> dawidet<br />

nil zu s<strong>ein</strong> noch zu thun, k<strong>ein</strong>eswegs $1.» - -<br />

Was die Fortsetzung <strong>und</strong> Vollendung •des <strong>Gutachten</strong>s verhinderte,<br />

ist zwar nicht mit Sicherheit zu sagen, aber [loch auch nicht schwer<br />

• zu errathen die Arbeit musste schliesslich auf <strong>ein</strong>e Kritik des<br />

IIeichsreginient.s hinauslaufen, die zu nichts Gutem führei konnte.<br />

So ward denn wohl <strong>ein</strong> vertraulicher Bericht erstattet <strong>und</strong> die angefangene<br />

Arbeit blieb liegön, aber nicht unbeachtet. -<br />

In formeller Hinsicht zeigt unser <strong>Gutachten</strong> ganz den Charakter<br />

des Verfassers ‚ <strong>ein</strong>erseits s<strong>ein</strong>e gewählte ‚ mit <strong>ein</strong>er umfassen-<br />

(lern Kenntniss des Altertliums etwas prunkende Ausdrucksweise,<br />

insbesondere <strong>ein</strong>e Fülle griechischer Kunstausdrücke, anderseits s<strong>ein</strong>e<br />

27 Vgl. die Verhandlungen oben S. LXVII <strong>und</strong> LXXVII.<br />

28 Schon in der speeies fach heisst es p.5 fihi .. proponunt, se<br />

flicinoris paterni neque fuisse autores neque adiutores 8010 rel niteto fi2io<br />

excepto, ferner p. 13 F. Sicinii unus aut alter filius, giti socii fucri,tt<br />

f4cinw-is. patetni.<br />

Oben S. LXXII.<br />

° Die filii verden genannt p. 5. 41, 42, 47, die liberi p. 7 5 41 2 49.<br />

31 Münch II, S. 283, 284:


- cviii -<br />

beflissene Hinweisuine au!' den christlichen Glauben <strong>und</strong> die christliche<br />

Sitte, wobei jeder Hindeutung auf den innerhalb der Kirche<br />

entstandenen Riss sorgrältig aus d<strong>ein</strong> Wege gegangen, aber durch<br />

die Anrufung der Jungfrau Maria neben Chrislus vor Beginn der<br />

rechtlichen Deduction (p. 0) diß Anhänglichkeit an den allen Glauben<br />

zu erkennen gegeben wird<br />

Gehen wir auf die juristische Seite <strong>ein</strong>, so finden Svii <strong>von</strong> nittelaller<br />

ichen Juristen citirt Cinus (t 1336) p. 22, Job. Andnnie (j- 4348)<br />

p. 3, Bartolus (t 1357) p. 7,8,12 <strong>und</strong> 17, Caspar Calderinus (f '1399)<br />

p., 23, Baldus (-ft 1400) p. 13 <strong>und</strong> 15, Panormilanus (t 4445) p. 17,<br />

Marianus Socinus •(f '14437) p. 22 <strong>und</strong> Bart.holomaeus Socinus (j' 1507)<br />

. 2232.<br />

- Die neuere Zeit ist all<strong>ein</strong> durch Andreas Aleiatus vertreten, UlKt<br />

zwar durch dessen bereits 1518 erschienenen Paradoxa (p. 41).<br />

- Besonders benutzt ist der bekannte Ti'actat des:I3artolus über die<br />

Repressalien, dazu kommen <strong>Gutachten</strong> <strong>von</strong> Marianus <strong>und</strong> Bartlloloinaeus<br />

Socinus. Ob das ebenfalls (p. 23) citirfe <strong>Gutachten</strong> des Caspar<br />

Calderinus gedruckt isi, weiss ich, wie bemerkt., nicht zu sagen.<br />

Werfen wir <strong>ein</strong>en Blick auf die <strong>von</strong> Canliuncula benutzten<br />

l4echtsquellen, so finden wir <strong>von</strong> den Gollationes iia die V <strong>und</strong> die Xi<br />

citirt (p. 7 <strong>und</strong> 15). Die letztere umfasste die Gesetze H<strong>ein</strong>richs VII<br />

über das Majestät.sverbueclien, Art '-epriinendum <strong>und</strong> über die Rebellioir,<br />

Quoniain nuper, <strong>und</strong>, dazu seit Bart.olus die goldene Bulle.<br />

Die in d<strong>ein</strong> p. 18 lt. 23 angezogenen Gesetze Friedrichs 1<br />

bildeten <strong>ein</strong>en Theil der X. cotlatio, die Canliuncula als solche nicht.<br />

anführt. Dass Cantiuncula auch die goldene Bulle nicht citfrt, erklärt.<br />

sich so, dass dieselbe in d<strong>ein</strong> Kapitel das schier M<strong>ein</strong>ungnach<br />

ohnehin gültige rüntisehe Recht nur wiederholte.<br />

Ausserdem weiden drei Bücher des Justiniaiiischen Godex citirt,<br />

aber so, dass hier mehrmals Abweichungen <strong>von</strong> unserer Eintheilung<br />

vorkommen, nämlich lib. VI statt V (p. 3 u. 14) <strong>und</strong> lih. X statt XI<br />

(p. 7), Abweichungen, die vielleicht nur auf Schreibfehler zurückgehen.<br />

Auch kl<strong>ein</strong>e Varianten in den Rubriken der Digestenlitel finden<br />

sich, so insbesondere p. 44 de eapite di minut.is <strong>und</strong> de verborum<br />

et rel' u in signifleatione, während es all Stellen ( p. 7 <strong>und</strong><br />

13) de verh. sig-nif. heisst.<br />

Das kanonische Recht ist nur sehr spärlich citirt (p. 7 . <strong>und</strong> 14).<br />

32 Ucher alle diese Juristen s. Savigny, Geschichte des röm. Rechts im<br />

Mittelalter Vi <strong>und</strong> Schulte, Geschichte der Quellen. <strong>und</strong> Literatur des<br />

kanon. Rechts II;<br />

32& Ueber dieselben Savigny, 111, S. 501 ff. lt. 526 f.


- clx -<br />

Von allgemcinerej Bedeutung ist die Art, wie Cantiuncuia das<br />

Verhältniss dci- in Deutschland geltenden Rechtsnormen bestimmt.<br />

Der.wiclitigsle Gegensatz ist der ('es .iU5 commue <strong>und</strong> des ins singulare<br />

(p. 18) oder des ins stat.utarium ( p, 10). Während Cant.iuneula<br />

unter dem ins commune das itis vetus scriptum versteht <strong>und</strong> darunter<br />

auch die beiden Gesetze Friedrichs 1 begreift., versteht er unter<br />

dem ins stat.utarium die spätern Reichsgesetze, obgleich dieselben<br />

auch für ganz Deutschland Geltung haben <strong>und</strong> insofern in weiterni<br />

Sinne ebenfalls ins commune darstellen ( p. 47).<br />

Das gem<strong>ein</strong>e Becht im eigentlichen Sinn ist theils ganz alles,<br />

wie die XII Tafeln, thei Is Jüngeres, wie die Constitutiouen der römischen<br />

Kaiser (p. 42).<br />

Das ins commune ist aber s<strong>ein</strong>er räumlichen Geltung nach das<br />

Recht des orhis (p. 47), <strong>von</strong> dem das Land Germania nur <strong>ein</strong> Stück<br />

bildet (p. 3). Die Ideen des Mittelalters sind also hier noch in voller<br />

Kraft. -<br />

Der Zeitraum, welchem das <strong>Gutachten</strong> angehören muss, wird<br />

zunächst begränzt <strong>ein</strong>erseits durch <strong>Franz</strong> <strong>von</strong> <strong>Sickingens</strong> Tod -<strong>und</strong><br />

andererseits durch den Vergleich s<strong>ein</strong>er Söhne mit den Fürsten.<br />

Innerhalb dieses Zeitraums müssen wir weit mehr an die erste als an<br />

die zweite Hälfte denken. Dafür spricht vor allem der Umstand,<br />

dass der Anspruch <strong>gegen</strong> den Kaiser den Ausgangspunkt für das<br />

<strong>Gutachten</strong> bildete, <strong>ein</strong> Anspruch, der wahrsch<strong>ein</strong>lich schon zu Ende<br />

des Jahres 1528 s<strong>ein</strong>e Erledigung fand. Mit dieser Annahme<br />

stimmen alle weitern Andeutungen. Zunächst ist. die <strong>Sickingens</strong>che<br />

t'elide noch in frischer Erinnerung (eo facinore mox invulgato itaqne<br />

notorio, ut inficiari n<strong>ein</strong>o po test p. 5), dann ist. der Kurfürst<br />

Richard <strong>von</strong> <strong>Trier</strong>, der im Jahre 1531 starb, wie- es sch<strong>ein</strong>t, als<br />

lebend vorausgesetzt (si quis dicat, Jr. principem fuisse et esse intei'<br />

prinios a consiliis Gaesai-eis p. 22); denn wenn diesr Satz auch <strong>von</strong><br />

dem kurfürstlichen Amt verstanden werden kann, so liegt dnh die<br />

Beziehung auf das Individuum näher. Und endlich sch<strong>ein</strong>t der Unistand,<br />

'lass Cantiuncula diesen Erzbischof an zwei Stellen indireci.<br />

angreift - p. 41 quo t.ranslationis iure videnius tempore longissimo<br />

Germanos libere ei. eontinue usos, ut qui neu alium in impematorem<br />

ltomanum designaverint quam germanum, <strong>und</strong> p. 24, wo es heisst<br />

dass Sickingen pro virili fidelis assessor semper extiterit -‚ Stellen,<br />

welche doch auf die französischen Intrigen des Kurfürsten hinzuweisen<br />

sch<strong>ein</strong>en, ich m<strong>ein</strong>e, diese Anzüglichkeiten legen selbst,<br />

den Schluss nahe, dass das <strong>Gutachten</strong> vor das Jahr 1520 falle; in<br />

welchem der Kurfürst s<strong>ein</strong>e Stellung- in' dci' Opposition aufgab <strong>und</strong><br />

vom Kaiser <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>em Bruder <strong>ein</strong>e Pension annahm.<br />

Vergleichen wir mit, diesen ans dem <strong>Gutachten</strong> selbst entnom-


cx -<br />

inenen Folgerungen die Anhaltspunkte, welche sich etwa aus Cantiunculas<br />

Leben ergehen. Leider sind wir gerade für die Jahre<br />

1524-1526 nur sehr mangelhaft über ihn unterrichtet.. Cantiuncula<br />

war seit 1519 ordinarius -legum in Basel <strong>und</strong> seil 1521 auch adocat.us<br />

civitatis Basiliensis. Wie er-in unserm Gutnebten als das<br />

Wesen- den christlichen Gerechtigkeit die brüderliche Liebe bezeichnete,<br />

so halte er als Schüler des Erasmus schon ifnJahre 1522 in<br />

Basel, wo <strong>ein</strong>e freiere Luft wehte, dem Klerus Achtung vor dem<br />

ächten römischen Recht,, vor den leges, beizubringen versucht, nüm<br />

lieb durch s<strong>ein</strong>e oral io apologetica in patrocinitim iuris civilis contra<br />

cos, qui leges cum Evangelio parum eohcordare afflrniant. Im Deiember<br />

1523 verfolgte er den Plan, s<strong>ein</strong>e Professur an Boniliscius Amerbachi,<br />

der damals in Avignon studirte, zu iihertragen, während Amerhach<br />

selbst, da Zasins ihn nach Freiburg zu ziehen suchte, sieh hier im<br />

Sommer -1524 um die leclio Sexti liewar], Aber nachdem ihm diese<br />

im August übertragen worden, legte er sie, zum grossen Kummer<br />

des ?asius, bald iiieder, um im Noverihei- die erledigte .Ptofessur<br />

unsers Cantiuncula zu übernehmen. Unzweifelhaft hängen diese<br />

Schwankungei mit dem Kampfe um das kanonische Recht zusammen,<br />

wie er in diesen-Jahren geführt ward. Cantinneuta stand im Januar<br />

1524 im Begriff, nach s<strong>ein</strong>er Vaterstadt Metz zu gehen; uni daselbst<br />

zunächst hei s<strong>ein</strong>em Vater, <strong>ein</strong>em apostolischem Notar <strong>und</strong> bischöflichen<br />

Sekretär, zu wohnen. Im April ei-schien in Basel s<strong>ein</strong>e französische<br />

Uebersetzung <strong>von</strong> Erasmus Anweisung zu beichten, die er<br />

der Herzogin Margaretha, der Gönnerin der Hugenotten widmete.<br />

Was in Metz für Zukunftspläne geschmiedet wurden, erfahren wir<br />

nicht; der Dienst der Stadt, der er wegen <strong>ein</strong>es Stipendiums<br />

verpflichtet war, lockte ihn so wenig, wie er s<strong>ein</strong>en Fre<strong>und</strong>, den<br />

Syndikus der Stadt., Cornelius Agrippa <strong>von</strong>- Nettesheim, hatte fesseln<br />

können. Im- Mai -1525 finden wir ihn in Vic. Hier hatte er, wiees<br />

sch<strong>ein</strong>t, die Aufgabe übernommen, <strong>ein</strong>e Reihe <strong>von</strong> Klerikern in<br />

die Anfangsgründe des röm. Rechts -<strong>ein</strong>zuweihen. Et- las mit, ihnen<br />

den - Pandektentitel de Regulis Juris ‚ fand aber die Schüler so<br />

dumm <strong>und</strong> träge, dabei so sehr auf Essen <strong>und</strong> Trinken erpicht><br />

dass ei den Unterricht - ans Ver-zweifling aufgab 3.<br />

S 1-lorawitz hat a. a- 0. S. 8 aus dem Cod. Fal. \Tiiidoh., der unser<br />

<strong>Gutachten</strong> enthält., folgende, vielleicht <strong>von</strong> Brassicanus hirrührende Notiz<br />

initgetheitt: Hane interpretationem (nämlich die fol. 22-30 stehende interpretatio<br />

tituli de lt. 3.) legit ipse Cantiuucula in Vico Austrasiac quibusdam<br />

sacerdotibus, uti ab ipso audivi, idiotis et ignavis, sie tandem otiarn ipsis<br />

fere despei-antibus et plus vent.ni et potationibus invigilantihus, tandem<br />

deseruit -lectionem.. . -


- CX!<br />

Im Jahre 1.526 finden wir ihn dann in der Umgebung Ferdinands,<br />

also' zu <strong>ein</strong>er Zeit, wo dieser <strong>von</strong> den Fürsten verlangte, dass ihni<br />

die Erledigung der <strong>Sickingens</strong>chen Sache 'übergehen werde. 1527<br />

rühmte Erasmus ihri uI <strong>ein</strong>em dem, Kardinal Johann <strong>von</strong> Lothringen<br />

gewidmeten Werke als rariss'imum vest.rae Lotharinghie exemplum<br />

et ornamentum. 'Dass' :I Jahre 1528 in-der <strong>Sickingens</strong>chen Sache <strong>ein</strong>e<br />

Gesandtschaft an den 'Kaiser in's Auge gefasst war, haben wir früher<br />

gesehen. Nun. erfahre!) wir, (lass Cantiuncula sowohl 4528 als 1529<br />

in Spanien war. Aber wenigstens die er s te • Reise kann nicht mit der<br />

<strong>von</strong> - Schweikart in A:ussicht genommenen Botschaft in Zusammenhang<br />

stehen, da Canl.iuniula scluin im Juli <strong>von</strong> derselben zurückgekehrt<br />

war. Dagögen könnte die zweite Reise auf- unsere Sache'<br />

Bezug gehabt haben. .01) jedoch der 'Umstand,' dass die kaiserliche'<br />

Schuld :in der Tltat bald nach d<strong>ein</strong> 1528 abgetra gen ward,<br />

<strong>und</strong> der andere, dass Gantiuncula die zweite sanisciie Reise als <strong>von</strong><br />

Erfolg gekrönt, bezeichnet, auf dasselbe . Ereig'iiss hinweisen, muss<br />

dahingestellt bleiben. Dass Ferdinand das treibende Element war,<br />

stellt fest; auf dessen Vermittlung, verhaute ja. auch Schweikarl<br />

nach s<strong>ein</strong>em Brief vom 44. Februar 1525. -<br />

Vielleicht, führt noch <strong>ein</strong> anderer Faden di!'ect <strong>von</strong> der <strong>Sickingens</strong>ehen<br />

Familie zu Cantiuncnlä. Dass das <strong>Gutachten</strong> vorzugsweise in)<br />

Interesse des jüngste]) <strong>von</strong> <strong>Sickingens</strong> Söhnen veranlasst s<strong>ein</strong> muss,<br />

liegt klar 'vor Augen. Dieser Sohn aber befand sich hei d<strong>ein</strong> Erzbischof<br />

<strong>von</strong> .'Besai<strong>von</strong>; in . derselben. Stadt, in welcher Cantiunculas<br />

ml itrster' Fre<strong>und</strong> lebte. Dieser, Stephan Verdehet., war 'mit Cantiuncula<br />

in Basel Jlechtslehi'er göwesen 4 <strong>und</strong> dann in s<strong>ein</strong>e Vaterstadt<br />

zurückgekehrt. Da konnte ',sich leicht. :<strong>ein</strong>e Beziehung zudem<br />

jungen Sickingen <strong>und</strong> s<strong>ein</strong>em Pairon &gehen, die für die Abfassung<br />

<strong>ein</strong>es Gukri:htcns den Blick auf Cantiuncula lenken mochte. -<br />

Unser <strong>Gutachten</strong>, das civilrecht.liche Ansprüche prüfen will, aber<br />

üben desshalh in das Strafrecht, <strong>ein</strong>greifen muss, gehört der sehr<br />

geringen Zahl wissenschafl lieber Arbeiten diese!' Zeit an, welche',<br />

zunächst in unmil.t.elharen', Dienst der Praxis d<strong>ein</strong><br />

gewidmet smd. Der Behandlung des Majestätsverbrechens, das dci'<br />

]


- CXII --<br />

Ahör die Zeit für diese Bestrebungen war noch nicht gökommen,<br />

oder vielmehr, sie war schon wieder vorbei, seit <strong>ein</strong> Mann wie -<br />

Schwarzenberg nicht mehr dem Reichsregiment angehören durfte.<br />

£s ist <strong>ein</strong>e lehrreiche Eischeitiung, dass die Neiging; die Vorausetzüngen<br />

<strong>und</strong> :Folgen desMajestätsverhFechensesetlich zu fixieren,<br />

im umgekehrten Verhältniss stand zu der Nöigung, <strong>ein</strong>em Gegner<br />

den Vorwurf des Majestätsverbrechens ins Gesiöht zu schlendern.<br />

Als das <strong>Gutachten</strong> in Angriff genommen ward, gewann das Projecl<br />

<strong>ein</strong>er p<strong>ein</strong>lichen flalsgei1chtsördnuiig, welches über das crirnen laesae<br />

maiestatis absichtlich schwieg, für das deutsche Rdicli laflgsam <strong>ein</strong>e<br />

festere Gestalt. Zwischen den Vei'haiidhtngeh über dieses Gesetz<br />

<strong>und</strong> den Verhandlungen über die Sickinflnsche Angelegenheit gab<br />

es manche Berührungspunkte, zunächst. schon bezüglich der Gültigkeit<br />

der Acht.. War doch die Streitfrage in analoger Weise schon bei den<br />

Verhandlungen über die Venlanirnung Luthers hervorgetieten. tDie<br />

Juristen dei' Kifrie hilUen <strong>ein</strong>e Vorladung <strong>und</strong> neue Vernehmung des<br />

Angeklagten für nothwendig gehalten habe, doch Gott selbst Kam.<br />

noch <strong>ein</strong>mal vor sich gerufen aber die Theologen wollten in k<strong>ein</strong>e<br />

weitere Verzögerung willigen Dann spielte auch in der Lutherschen<br />

Angelegenheit wie hier, das Majestätsverbrechen <strong>ein</strong>e Rolle. Hatte<br />

doch der Papst die Anordnungen s<strong>ein</strong>er Bulle <strong>ein</strong>geschärft bei dem<br />

Makel des Verbrechens der beleidigte« Majestät, hei Verlust. der Erbrechte<br />

<strong>und</strong> Lehen, <strong>ein</strong> Verfahren, das <strong>ein</strong> kaiserlicher Rath, Hieronymus<br />

on Endorf, als <strong>ein</strong>en Eingriff der geistlichen in die weltliche<br />

Macht ansah, <strong>und</strong> das er (teil Kaiser aufforderte, nicht zu dulden 3.<br />

In Nürnberg war an <strong>ein</strong>e ruhige Behandlung gesetzgebeiischer<br />

Arbeiten nicht mehr zu (lenken. Als der Reichstag am iS. April<br />

1524 gäschlossen ward, geschah der Halsgerichtsordnung mit k<strong>ein</strong>er<br />

Silbe Erwähnung ; dafür aber erliess der Kaiser am 27. Juli <strong>ein</strong><br />

Ausschreiben, ganz im Sinne des Papstes, wobei er die in Aussicht<br />

geüominene Versammlung där Slünde verbot. bei Vermeidung eriminis<br />

laese maiestatis, <strong>und</strong> der kaiserlichen <strong>und</strong> des Reichs Acht 37.<br />

Bis zum Jahre 1529 kam die Halsgerichtsordnung nicht. nfehr<br />

zur Sprache. Als dann auf d<strong>ein</strong> nach Speier <strong>ein</strong>berufenen Reichstag›<br />

die legislativen Reformen wieder aufgenommen wurden, sass in dem<br />

behufs Prüfung der kaiserlichen Vorlage gebildeten Ausschuss tucli<br />

der Erzbischof <strong>von</strong> <strong>Trier</strong> 3S, der in <strong>Sickingens</strong> Vorgehen <strong>gegen</strong> ihn <strong>ein</strong><br />

Majestätsverhrechen erhlidkl hafte. Der Ai.issclniss beschloss, den<br />

Entwurf <strong>ein</strong>er 1115 rechtsgelehrten Rä Ihen der Stände gebildeten<br />

3aflauke 1, 298.<br />

flanke 1, 308.<br />

37 Ranke 11,. 5. 114. .<br />

38 0üte'bock, Entteluingsgescliicht.e der Carolins, S. 106 Anm. i.


- CXIII -<br />

Subkommission zu überweisen. Und als diese ihre Tliätigkeil. heginnen<br />

wohle, fand sie sich besonders durch den Mangel an literarischenHilfsmitteln<br />

an <strong>ein</strong>er gründlichen Prüfung gehitidert39. Ii»<br />

Gr<strong>und</strong>e war es der zu drohender Schroffheit gesteigerte Zwiespalt.<br />

des Glaubens, der <strong>ein</strong>e förderliche Verhandlung unmöglich machte.<br />

ErsI. in den letzten Entwurf der Halsgericht.sordnung gelangte<br />

<strong>ein</strong>e gewisse Bemerkung überdas Majestätsverbrechen, nämlich die<br />

verunglückte des Artikels 218 « h<strong>ein</strong> an ellichn Orten, so<br />

<strong>ein</strong> Uebelthäter ausserhalb des Lasters unser beleidigten Majestät ockr<br />

sonst in andern Fällen, so der Ueheltliäter Leib <strong>und</strong> Gut mit verwirkt,<br />

vom Leben zum Tod gestraft, werden Weib <strong>und</strong> Kinder an<br />

Bettelsiabe <strong>und</strong> das Gut dem Herrn zugewiesen».<br />

Per auf d<strong>ein</strong> zu Augsburg entstandene neue Entsurf,<br />

der vierl.e in der Reihe der Projecte, enthielt den Artikel noch nicht;<br />

erst hei der vierten <strong>und</strong> Schlusslesung fand er Aufnahme, <strong>und</strong> zwar<br />

offenbar so, dass die Bedaction desselben <strong>ein</strong>em Kommissionsmit.-<br />

gliede überlassen ward, der die Arbeit in grosser Eile <strong>und</strong> schinachlässig<br />

machte.<br />

Bei den in] Schosse dci' Kommission gewiss hier ganz besonders<br />

lebhaft geführten M<strong>ein</strong>ungskämpfen - dieselben können wir uns an<br />

dem in unserm <strong>Gutachten</strong> erörterten Für <strong>und</strong> Wider ver<strong>gegen</strong>wärtigen<br />

- muss man sich dahin ge<strong>ein</strong>igt haben, die nach dem gem<strong>ein</strong>en<br />

Recht auf das Majestätsverbrechen gesetzte Strafe beizubehalten,<br />

nämlich die i.'odesstrafe <strong>und</strong> die Verwirkung des Vermögens, Wenngleich<br />

Weib <strong>und</strong> Kinder des Uehelt.hätcrs dadurch an den Bettelstab<br />

gebracht würden 4O<br />

Hier ist nur noch darauf hinzuweisen, (lass in den 1542 zwischen<br />

den <strong>Sickingens</strong>chen Erben <strong>und</strong> den Kriegsfürsten aufgesetzten Vergleichsurk<strong>und</strong>en<br />

zwar das Recht der Fürsten an den occupirteu Gütern<br />

prinzipiell festgehalten, andererseits aber des Sickingen früher vorgeworfenen<br />

Majestätsverbrechens auch nicht <strong>ein</strong>mal andeutungsweise<br />

gedacht wird.<br />

Auch das Verbrechen des Laudfriedenshruchs, wie es in der<br />

Carolina behandelt, ist, empfängt durch unser <strong>Gutachten</strong> <strong>ein</strong>e neue<br />

Beleuchtung. Interessant, ist zunächst., dass schon hei den Verhandlungen<br />

über den Nürnberger Entwurf <strong>von</strong> 1523 die Bevisoren den<br />

Artikel 135 des Pro jects dahin änderten, dass gewisse <strong>Fehde</strong>n mit<br />

kaiserlicher Erlai.ibniss gestattet s<strong>ein</strong> sollten 4 . Dieser Aenderungsvorschla<br />

g ging dann auch in das schliesstiche Gesetz über.<br />

Güterbock, S. 109 f.<br />

O Güterbock, S. 248 ff.<br />

41 Güterbock, 8. 98


— Cxiv —<br />

Artikel 129 der Cajolina, «Stiaf derjenigen, so die Leul böswillig<br />

hefehden ‚ lautet «Wrelehei Jemand wider Recht. <strong>und</strong> Billigkeit irnat.liwillig.<br />

hefebdet, dcii richtet man mit dem Schwert vorn zum<br />

Tod. Doch ob Einer s<strong>ein</strong>er <strong>Fehde</strong> halber voll oder unsern Nachkommen<br />

am Reich, :i'öniischen Kaisern oder Königen, Ei'lauhniss uhu<br />

oder dci, den er also befelidel ‚ s<strong>ein</strong>, s<strong>ein</strong>er gesiplen i're<strong>und</strong>sehafl.<br />

oder Herrschafl oder der ihren F<strong>ein</strong>d wäre, oder sonst zu solcher<br />

<strong>Fehde</strong> rechtniä.sige gedrungene Ursncli htt, so soll er auf s<strong>ein</strong> Ausführung<br />

derselhep guten Ursachen nicht p<strong>ein</strong>licl i gestraft. verden<br />

in solchen Fällen <strong>und</strong> Zweifeln soll bei den I1.echlsv erstiindigen <strong>und</strong><br />

an Enden <strong>und</strong> Orten, wie zu Ende dieser Ordnung :i iigci.egt., flaths<br />

gehra uch 1 werden »<br />

Die genaue ijehejei nslimrnung mii den Ausführun gen unsers<br />

<strong>Gutachten</strong>s (p. 1.0, 12 ii. 20) liegt, klar zu Tage. Die zweite Aus.-<br />

na lunuehestiinnuuiug ist. aller \Vabrsclt<strong>ein</strong>lic]ikeii nach <strong>ein</strong>e Concession<br />

an die Anhänger Sich ingens, welche nicht zugehen durften, dass<br />

s<strong>ein</strong>e <strong>Fehde</strong> Gr<strong>und</strong> zu <strong>ein</strong>er p<strong>ein</strong>lichen Strafe häite abgeben können.<br />

Unser Culacl'iten zeigt uns an <strong>ein</strong>em Beispiel das Bestreben aqjgeklärter<br />

deuisclier Jurist cii. die volt dem Klerus mit Eifer geschfitzten,<br />

die ganze Härle des alten 'leslainejils sanclionirenden<br />

Bestimmungen der byzantinischen Kaiser zu Gunsten <strong>ein</strong>es christlichhumanen<br />

Becld.s möglichst ii nschäd ich xii machen, <strong>und</strong> zwar mil.<br />

ilfulfe des eigeni lich römischen. Herluls . Daltei tritt an <strong>ein</strong>em Punkte<br />

auch der Abscheu des ihulVir, Gewissens vor dci wälscheu Perfidie<br />

denilich hervor.<br />

Der für Deutschland wohl ejallussrejctiste aller mitlelalierliclien<br />

Juristen, der vielleicht, der Abfassung der goldenen Bulle nahe stand,<br />

.l3artolus, lehrte, <strong>ein</strong> i'iehell könne ungestraft getödiet. werden, <strong>und</strong><br />

zwar nicht nur i,iliit <strong>und</strong> ehrlich, sondern auch hinterrücks <strong>und</strong><br />

heimlich (oceulte) Auch diese Lg'.lni. waud in Deutschland in die<br />

Praxis Ohetiragen. Cantinuiaihi hallo s<strong>ein</strong>e eigene Vaiersladt diese<br />

Praxis handhaben selten.<br />

Als clii frülicier Metzei ]3üirei, der sich wegen <strong>ein</strong>er Mühle in<br />

sehen Heidilejj gekränkt lölille, deshalb <strong>gegen</strong>die Stadt <strong>ein</strong>e heftige<br />

<strong>Fehde</strong> unteiuian'in'ien hatte <strong>und</strong> null in die Acht erk111 merden stii,<br />

erliessen Ende des Jahres 151 7 tIer Meister Scliötfe, der .Ral.h der<br />

Dreizehn nnd die Sieben vorn iieg rine Pioela niatinn. wonach Jedem,<br />

der den Aechter lebend oder laut iulicfejt, <strong>ein</strong> hoher Preis geboten<br />

ward, <strong>ein</strong> iusondei's hoher dciii, du s<strong>ein</strong>e 'J'ödtu]nLr Mann Die Proclamation,.<br />

die v°r der Kathedrale in dei.utscluer <strong>und</strong> romanischer<br />

Sprache feierlich verlesen <strong>und</strong> dann »geschlagen ward ‚ halte die<br />

gewünschte Wirkt Ing. Ein früherer Spiessge_sel le des A.ec}tters X.01)-<br />

führte, durch den Preis <strong>und</strong> die zugesagte Amnesl.ie beshimnil, im


n<br />

-<br />

Juli des folgenden Jahres den Meuchelmord an dem schlafenden<br />

lCnieräden <strong>und</strong> erhielt die verh&sseiie Belolmung. Als in der Bürgerschaft<br />

sich (las Gefühl laut zu machen begann, (lass hier ciii Entsetzliches<br />

3 <strong>und</strong> dazu <strong>von</strong> iechiswgen geschehen sei, da ward die<br />

Aeusserung <strong>ein</strong>es jeden Tadels durch öffentlichen Ausruf verboten.<br />

Sickingen war es gewesen, der s<strong>ein</strong>er .Eiipöriing k<strong>ein</strong>en Zügel<br />

anlegen liess, sondern die Väter der Stadt <strong>und</strong> diese selbst zu züchtigen<br />

unternahm. Er hielt sich dafür um so mehr befugt, als der<br />

Meuchelmord auf d<strong>ein</strong> Sclslosse <strong>ein</strong>es Vetters geschehen, ja dieser<br />

\Telte i. das eigentliche Ziel für den Meuchelmörder gewesen war42.<br />

• Der in Metz geborene Ganliuncula konnte es nicht fiber sich<br />

gewinnen, jene Lehre da, wo sie berührt werden musste, in ihrer<br />

ganzen Hässlichkeit wiederzugeben in unserm <strong>Gutachten</strong> lautet, die<br />

Lehre nur, der Rebell könne ungestraft. getödlet werden (p. 15), das<br />

Wort occulle ist beseitigt<br />

Cantiunenla, der sich als <strong>ein</strong>en eben so fähigen als massvollen<br />

Kopf bewährt halte, trat später in die nächsten Beziehungen zu<br />

dem höchsten Gericht im Reiche. Als auf dem lleiehslage zu Augsburg<br />

bestimmt ward ‚ dass das Reichskammergericlil. in Speier,<br />

\\ohin es 1527 verlegt, worden, s<strong>ein</strong>en deflnitiven Sitz behalten sollte, -<br />

<strong>und</strong> nun Beliiifs Erledigung der immer mehr angewachsenen alten<br />

unerledigten Sachen die Anstellung- <strong>von</strong> acht ausserordentlichen Referenten<br />

beschlossen ward, da lhsste man für diesen .scbwiei-igeu<br />

Posten auch unsern Cantiuneula ins Auge, der denn auch im Laufe<br />

des Jahres 1532 s<strong>ein</strong>e Tiiätigkeit in Speier begann, in - demselben<br />

Jahre, in welchem die p<strong>ein</strong>liche Halsgerichtsordnung als Gesetz verkündet<br />

ward.<br />

Von Anfang an halle Canl.iuncula vor allem die Reform des Privatrechts<br />

mit Eifer verfolgt. Seit das <strong>von</strong> Maximilian ins Auge gefasste<br />

Gesetzbuch wieder aufgegeben worden, dachte man in Deutschland an<br />

allerlei andere Mittel für <strong>ein</strong>e Aufbesserung des Jiechiszustandes. So<br />

war selbst unser junger hoffnungsvoller Gelehrter im Jahre 1521 <strong>von</strong><br />

<strong>ein</strong>em Tübinger Fre<strong>und</strong>e aufgefordert worden, <strong>ein</strong> Conipendium der<br />

Jurisprudenz zu verfassen. Ein solches Unternehmen, eiklärte er<br />

in s<strong>ein</strong>er ablehnenden Antwort, könne nur . <strong>von</strong> Männern wie<br />

Zasisis oder Alcial ausgeführt werden, Männer, die er als die Papiniane<br />

s<strong>ein</strong>er Zeit bezeichn&. Gleich s<strong>ein</strong>em Lölirir erwartete er Heil<br />

zunächst nur <strong>von</strong> kritischen Arbeiten, de sie nun bald Fialoander<br />

42<br />

Ulmann, S. 94 ff. Die l'roclamation hei de. Vigneulles, Bibliothek<br />

des literar. Ver<strong>ein</strong>s in Stuttgart XXIV, S. 319-321. Dieselbe beruft sich<br />

auf droit, commun. reforniation imperiale et helle (Vor.


CXVI<br />

ernstlich - in Angriff iffihni <strong>und</strong> wie Erasmusini April 1527 Pirkheimer<br />

um Auskunft hat fiber das mii grösster Spannung verfolgle<br />

Unternehmen, so schrieb nnser Cantiuncula am 28Juli 1528, nach<br />

s<strong>ein</strong>er Rückkehr <strong>von</strong> der spanischen Reise, auf der er sie!, überall<br />

um Manuseripte der fleclmtsldicher bemüht <strong>und</strong> z. 13. in Orleans <strong>ein</strong><br />

Digestume \tetus erworben hatte, an Amerhach «Möchte das Gerüchi,<br />

dass unsere Pandekten zu Nürnberg sich in Druck befinden, nichi.<br />

gr<strong>und</strong>los s<strong>ein</strong> ». Zugleich aber verpflichtete er s<strong>ein</strong>en Fre<strong>und</strong>,<br />

ihm alles, was <strong>von</strong> Alciat ersch<strong>ein</strong>en weide, sei es der Coinmueiml.ar<br />

de verhorurn signifleatione, sei es etwas anderes, sofort zuziisendeii,<br />

um 1 ugeufal Is durch <strong>ein</strong>en eigenen Boten<br />

Audi für die lledhtswissensc,haft war <strong>ein</strong>e neue Zeit augehrochen


GLAUDII CANTIUNCULA.E<br />

GONSILI UM<br />

DE<br />

LIBEItORUM FRANCISGE SIGIN1I JURIBUS<br />

ADVERSIJS<br />

CAESAREM ET PRINGIPES.


i3ona <strong>ein</strong>s, qui de leesac rnaieslatis ciiuilne aceusatur, ]iciM<br />

ipso jure essent coiafiscata, 11011 prius a procuratore Cuesaris<br />

cuipi ei apprehendi, etsi non puhlican, possunt, nisi acensatus<br />

udicis alicuIns sen1ntia obnoxius eriiniuis repertus et decktrutus<br />

fuerit quod satis ihnuit 1. ex iudiciorurn 20] 1V. de,<br />

necusat. et inscript. [48, 21 ei leges II. Elli 11'. et [6] C. ad 1.<br />

in]. muiest. [48. 4 ct 9, 81 et ixpresse 1. res quae in coitrouersia<br />

[22] II. de, lisei [49, 141 ei c. oum seeuiidurn<br />

1191 de 1aereticis Itit. II] lib. VI ei. gb. in § Per contruriuin<br />

[5] Inst. de hered. qui ab intest. deferunt. [3, 11 et loh.<br />

Andreac in c. vergeatis 110 [ii. VII] de haerel. lib. V.<br />

deeretaL<br />

Speciesfttcti.<br />

Ocr nania id labet. ne quispialn publicain pacem laedere<br />

nil sibi ins dicere, ulicui virn infrrc andeat hoc edicunn esi,<br />

puhlicun. Contra quod si quis icrit, pack, laesae. preemissa<br />

1 amen in in nocatione, icits decbarctu' ; sec<strong>und</strong>uin quam decic-<br />

'ationem rei corpus, vita et lona uriniersa cninsvis arbitrio<br />

occupanda pennittuntur narn is ornni oinnino Fure dccci'-<br />

nil,ui sponitus ei udigriis.


mg<br />

—4-<br />

(3ermanus quidarn ob simm ipsius privatatn actionem<br />

Trevirensj principi, nullis fetialihus ut fit praemissis, sed Label.-<br />

lario vulgari usus, belluin indixit ac panlo post Trevirenses<br />

duos captos in carcerem coniecit. Hi duo ferri onere et carceris<br />

molestia grauiter pressi F. Sicinium diu renitentem znuliis<br />

tandem precibus exorarunt, t (ide sua redemptionis Pretiullb<br />

super quo capti cwn capienle connenerant, esse iuberet, fide<br />

hona promittentes, sese pretlum hoc constitutum, max quam<br />

emancipati in suos lares postliminio rediissent, Sicinio numeraturos.<br />

1-Juic captorum promissioni ficiens Sicinius eorumque<br />

Inisertus sponsor <strong>ein</strong>s pretii factus est, sed et illud Germano<br />

numeraujt. Duo illi iam iibertatj restituti 11011 modo suam<br />

lidern non liherarunt, sed et ipsuni Si<strong>ein</strong>ium corarn coneilic<br />

Nurenbergensi in. ius vocari, curarunt eo (mi, ut is eauas<br />

dici proponique audiret, dh quas ipsi duo, quam fecerant<br />

Sicinio pronlissionem, non tenereutur. F. Sicinius suuni hahens<br />

iudicem ordinariurn, ad qu<strong>ein</strong> uocani potuerat, ratus non esse<br />

sese obnoxium, ut huic alio factae uocotioni audiens esset, non<br />

venit ciuidern, sed coicilio Nurenhergensi r<strong>ein</strong> gestern, ut erat,<br />

er schedam significauit. Postquam . id nihul a Nurenbergensi<br />

eoncilio uel litterarum uel praeeepti aecepit.<br />

Atqui videns Si<strong>ein</strong>ius, ilias suos debitores neetere moras<br />

et lidern hauern non agnoscere, Trevirenseni principern s<strong>ein</strong>el<br />

atque iteruin per suppliees litteras orauit, curaret hie, ut sui<br />

ciues aes istud alienurn Sicinio debitum dissoluerent nequc<br />

committerent, . ut pro perca scorpium reposuisse uiderentur. Tr.<br />

princeps Land<strong>ein</strong> F. Sicinio id . responsi dedit, negotium huiusmodi<br />

esse sub Nurenbergensibus iudicibus controuersum; videitt,<br />

ut isihine candido g caleulos referret ;‚tum se curaturtmi,<br />

ut sui eities iudieaturn implerent. Sicinio uou arrisit ca responsio,<br />

quill potius ipsuin Tr. principern tanquanl iustitirn ngligeut<strong>ein</strong><br />

adoriendurn bcllo censuit, missisque suis inore Germanico<br />

nuntiis helli tesserain principi reddendam curauit. Ac post<br />

Paulo ingent.i militum hon aspernandorurn mann eoinparata Trevirenses<br />

ipsos sie inuasit, ut multis auto saeculis neu fuerint<br />

talern calamitat<strong>ein</strong> experti.


-:3 -<br />

Eo facinore mox inuulgato itaquc notoria ‚ ut infiliari<br />

nerno potest, concilium Nur. hune F. Siciniuxn flau vocatum<br />

nec1ue audiLum, sed iridieta causa laesae et violatae pdis reum<br />

pronunciauit ‚ facta Germanis omnibus potestate in Sicinii<br />

corpus et bona grossandi.<br />

Sicinius ca re cogilita se in arc<strong>ein</strong> suam quondarn munitissimam<br />

recepit, uhi a Tr, principe et allis sociis obsidione<br />

grani pressus ictu f<strong>und</strong>ae cecidit.<br />

• Eo inortuo 'Fr. princeps. cain arcem solo acquauit, ahorn<br />

etiam, quac Sicinii fuerat, per deditionem cepit. Quidam alii e<br />

Germanorum prirnoribus ahiarn item F. Sicinii arcem oceupauere.<br />

-<br />

Crnsar, qui- a Sicinio talenta dccciii inutua receperat ac<br />

bona adeoquc principali fide spoponderat, eam se F. Siciuio<br />

illiusue heredibus redditurum ornni exeeptione irnpedihientoque<br />

sernotis, debitam negat pecuniam. Negat et aliarn eidem Sicinio<br />

dehitam et in eius negotiis eiusque inssu expensam. J<strong>ein</strong><br />

-uero flhii ipsius F. Sicinii patre mortuo petunt ii Ceesare pecuniam<br />

ereditarn et alias debitarn sibi renuinerari lilo ngal.<br />

deberi et patr<strong>ein</strong> eorurn pacis laesae reurn deciaratum orune ins<br />

erediti amisisse.<br />

Vindicant item filii arces post patris fata vel alias capLas<br />

et occupatas. Qui eas tenent, causantur similiter paGis laesae<br />

crimen. Fiji contra proponunt, se facinoris paterni neque fuissä<br />

autores nequc adiutores, mm uel altero filio excepto; Ad haec -<br />

patris morte erimen quoque extinctum.


s<br />

—6—<br />

QLiaeritu:r quid iuris.<br />

'in 1. 1 c. de relat.<br />

[7 , 61 1 in!. quacrebatur<br />

19] lt de mil. testete.<br />

[29, 1]. Adduennt L. si<br />

dci ussor [] in ririn c.<br />

qui satisfac. cog. [2,8]<br />

1. Ei is qm quodraginta<br />

[80] IF. ad 1. Falcid.<br />

[33,2] et 1. si lbndu,u<br />

sub conditione [81]<br />

§. Stichuni [2] dc<br />

legat. 1<br />

2 li j, 1 . nEUe.<br />

in 1. Ful<strong>ein</strong>ins [7] lt<br />

CX 4uili. caus. in iioss.<br />

cutur [42, 4].<br />

in!. Cicero [39] li<br />

de poen. [48, '19].<br />

Christi au Viigiuis matris inuoeato auxilio.<br />

.Priiauui ouinium sciendum es!.. eius qui, qtud iuris si I<br />

inerrogatur, esse partes, iit ion soluui super priueipali pun eto.<br />

quaetionis controuersaersed ehem super aceessorlis sen quihusdam<br />

appendicihus respoudeat, caquc es( commi.mis iuris professerum<br />

dochrina . . . ... . .<br />

Gui doctrivae ut ego PF0 virili simlisfäciant, videntur inilii<br />

quinque dubia ex. proposita fach specic defluere.<br />

Primum an Fr. Sicinius Trev. . pruncipi helluin iiidicendo<br />

inferendoquc deliquerit.<br />

Sec<strong>und</strong>um si deliquit, quo nuinine oporteal huiusiuodi<br />

delictum ccnscri, ci. quae sit eius delieli poeiiu.<br />

.'l'ertiuinah rite pronutitiatuin fucrit, eurn in hanni imperialis<br />

oetiiii cecidisse. .. . .. -<br />

Quartum an ipse Fr. Sicinius ob huiusmodi Lacinus boiiorum<br />

suortun dorniniuul sie amiserit, ah nihul iuris noT actionis<br />

ad illa possit nut deheat ililus filiis coinpetere.<br />

• Quintum si quir.l . iuris uel cetionis salvuffi his liberis<br />

remanserit cd hona paterna, nimm id, quicquid ost, iuris ne]<br />

actionis possint in u]ium cessionis viii tmansferre.<br />

Quantum ,. titEl prinlum dubium atti not, vidntur iiitiiitu pFiiiiO<br />

clicendntn Fr. Sicinitun legitimas ei; )sonestas hahuisse mdieendi<br />

gorendiquc helli caitas.<br />

Principio. etim belli siimi sicut et pacis iurtt .iuste non<br />

minus qualn forhiter gcre!Ida, ipsaquc helli aequitas pro Cicemonis<br />

sententia 2 (otte non Ciceronis testmoniuin adducain.<br />

id faciam Ulpiuni ac Trvphornni 1 olassicomun) iureconsull,orum<br />

eNemplo ?)‚ ipsa cniin helli nequilas sanctissinie fetioli populi<br />

Romani iure perseripte sit, ut ]ioc iustiun bellum censeatur.<br />

quod aut rebus repetitis geratur. aut denuntiatum tinte sil ei.<br />

indietum, cumqne herum utmumque F. Sicinius obsemuarit, qui<br />

Tr, principi non anteu hellum indixit, quam repetitis ah eo<br />

rehus, hoc est peLita iustitia aduersus 00$. qiii Ipsins Sicmuii


-<br />

debitores erant., non dubiuin esse potest, qiiin hellum lioc<br />

iuste et iudic.tiiin et gesturn fuerit.<br />

Seeunclo hellurn esse iustuni dicitur, quotiens iudex neglexent,<br />

quod n suis inprobe factum fuerit, vindicare '..0 el nddere 2,<br />

-quod per iniunias ablatum ost. Atqui in proposito äasu apparet,<br />

prineipem 'Fr. .negligenteni fuisse in iustitia ipsi aduersus illos<br />

duos impertienda, casque duos ‚Fr. irnpiohe egMse, cum datam<br />

(W<strong>ein</strong> tarn -turpiter, ut. in casn proposilo continetur, fregerint.<br />

'I'antum enirn abest, ut F. Sicinius huiusrnodi red<strong>ein</strong>plienis<br />

pretium ne] non repetere aol, iIli non reddere debuerint, ut<br />

etiam ipse Sicinius de iure vei nolens id preLii reeipere cogi<br />

potuenit eL redempti 2 si redernptionis pretiurn Iucre.deferant, :c1uiilqtienniuln<br />

integnirn redernptori seruire teneantur 4. Nam eL ipso<br />

re&Iirnens 1[umanulu et Chrislianurn cham opiis fecisse dicitur<br />

'l'ertio quih bet potest i nclicere bllüin 01) suiirum reruni<br />

vindicationem ‚ uhi niliil ultcrius remcdii superest . Irno<br />

casu hornines libeni, in quibus debilor ins habuit, crediloribus<br />

fuerit obrwxii (2), quernadmodurn singulani iudicio aequum Gensuit<br />

Tilpianus iunisconsultus . - -<br />

His tarnen non obstantiljus veritas ost a ponte eont.ruria,.<br />

iiideliect nequc belluin hoc iustuni, imo ne bellurn quidern<br />

['uisse, seil - vim publicam et manifest-am bdllurn enirn pi'oprie<br />

11011 prinate, sed publico fit iibini ne 1 , l.ametsi uonnunquaiu<br />

repressaliae seil potius pignorationes ex- causis maximis et<br />

solemnihns decernantur '. Nam lilie - pignora-tiones et rpressauce<br />

suapte sunt natura odiosae, reieetae ‚0 ei prohibitac, idque<br />

]ias.ob causas potisirnuth, ne scilicet ah aliis, quod alius dehet,<br />

exigatur, ei ne quis in sua causa ins sibi client contra generalis<br />

legis t ' intereessionem. Vis enirn ost et Inne, quotiens a dehi-tor-i bus<br />

suis id quod debeni sibi putat, nols per indic<strong>ein</strong> reposcit, atque<br />

ita refert) 2 Callistratus iunisconsultus. Marcuin imp. decreuisse.<br />

lsque 001] atus lurn maxime vetitus est, si manu armata et<br />

exercitu comparato exei'ceotur.' ‚ ah interim dc Gliristianis<br />

praeceptis -iiihil dicarn non solurn veLantibns, ut ne quis iniunia.<br />

premalur, sei] ne quis, qu( 'd ei debetur, 1101 hure repose:,it 14<br />

1 auth. si vorn domious<br />

C de bootet.<br />

[1,5] ex illius ' rotione et<br />

ni,-nto gencraji nam<br />

et verbum ex ].-gibos,<br />

sie reeipiendurn ost. 1.<br />

nominis [6] verbum<br />

16] ff. da verb. signif.<br />

[50, 16]; sed apertlus<br />

probutur in c. [2] duininusnoster<br />

[e.) XXIII<br />

qu. 2:<br />

2 d. e. dorninus, ubi<br />

sunt, Augustisti verbs.<br />

1. £1111!i p05 II im.<br />

[6] C. de eupt. et pst-<br />

[im, revers. [8, 501.<br />

1. ob busti bus [2]<br />

ei 1. diuersarun, [20]<br />

iIIo cod. tu,<br />

as p i!,. si coptivi §.<br />

qui autoin de episc. et<br />

elericis [1, 3.48].<br />

6 ‚utarit deut. in 1.<br />

si aliusfl] . bcllissinie<br />

[3] 0'. quod ui aut dom<br />

143, 21] clii' 1. nullus<br />

[1 4]C. (le ludsois [1.9].<br />

1.pro berede [20]<br />

§. si quid L<strong>ein</strong>en [2] 0'.<br />

de acquir. her. [29. 2].<br />

81 hostes [24] et ibi<br />

nutata II'. sie c-a1,tiv.<br />

etpostliin. red. [49.15].<br />

- prout not at Bar tulus<br />

in troetat. repress.<br />

10 In sutb. itt Don li.<br />

pign. [Nov. 52] cullat.<br />

V. cl c. 1. da iipiur.<br />

[5, 81 lib. Vl.<br />

11 1. unic. C. noquis<br />

insua causa md, [3,5]<br />

et praeel lag. t. mi Ilsis<br />

[14] C. de lud. £1, 9].-<br />

52 in 1. exta [13] ffi<br />

quod malus cusa [4, 21<br />

et- 1. pa enult. et ultim -<br />

II od leg. lul .- da -vi<br />

priv. [48, 1].- -<br />

ut tit. [4]]] G.<br />

armer. usus iiisctu principe<br />

intordietus - sit. -<br />

lib. 11.<br />

14 tBtth. cap. 5;


-8-<br />

1<br />

Bart, ibidem in<br />

sec<strong>und</strong>a et quarta quacstione<br />

princip.<br />

2 Bart. in praedicto<br />

ropress. traot. in<br />

et 9. (juaestinno.<br />

1<br />

pront deciarat 'n t.<br />

Liv. ab urhe cnnd<br />

decados prirnac lib. 1.<br />

1. neu nidontur [1 671<br />

§ anet. ('1) gui just"<br />

[1] ff. de reg. iur. ot 1.<br />

gui cum maier. [14] §.<br />

si patris [1]ff. de. heu.<br />

libort. [38, 21 et 1. mater<br />

2]C.deca1umn. (9,463.<br />

arg. 1. quamquam<br />

[4] in princip. ff. de ag.<br />

pluv. arG. [39, 3] ei 1.<br />

quod aut. [6] §. apud<br />

Labeonom [6] II. quac<br />

in fraud, cred. [42, 103<br />

iunctii 1. si stipulatus<br />

[81] § ei lancem (1] ff..<br />

de t<strong>ein</strong>t. [46, 81.<br />

- Narn etsi l3ariolus probet. pignorationes huiusrnodi neunu<br />

.nquam esse pernussas, id: 5006 uerum asserit, ut nullüin<br />

a]iud superesi consequendae iiistitiae reme(lium, ei tutu. ut<br />

fuerint pigiorat.iones .so ]e]nuuler, online iusto, p' superiorem<br />

decreiae alioquin sunt, istae pignorationes rnerae iuölentiae ei<br />

iniui-iae, peenis eo nhi)]uriiius per leges coereitae.<br />

laill ucro itt proposita f-acU specic Poterol princeps iii ins<br />

uocari coratn coneilio Nur. isthic puguatiönunt seu repressa -<br />

liorum facultas unpetranda fuerat. Quorum cum icutruin<br />

obseruarit il i aliciseus , manifestuin est, eum nOn mode in si.um<br />

non gessisse bellüm, sed ne repressalias quidei 'n, irno ineram<br />

nirn exercuisse. Addo, quod etsi iustns habuisset belli gerendi<br />

uel pignorandi cusas, eliam ii coneilio Nur. curn causac eogniiione<br />

decrelas, ens tarnen pignorationes tutu sueue exercuit,<br />

ut Don possil non de]iquisse et grauit.er quidern deliquisse dici,<br />

euni personas eas ferro ei. igni itnpctierit, contra quas ne<br />

repressaliae quidern nilo uel iurc uel decreto concedi possuilt 2<br />

Neqne Si<strong>ein</strong>io prosunt rationes pro illo propositae, cmii si<br />

iitre potuil aduersus Tr. principern coram concilio Nur. experiri,<br />

nul]aan ]iabuit insta ut bel]andi cansam et si etiain habuisse<br />

falermur, non solcinniter belluin indixerit. Nam si antiquo<br />

fetiallum jure conationem haue lueri voluisset, alia friere<br />

ohseruaiula 1, quorurn oimiinin nihil hic obseruanit..<br />

Ad sec<strong>und</strong>um argumenturn facilis est responsio. Nequc<br />

enim princeps Tr. in decernenda iustitiu ei, reis ad luitionem<br />

rcdernptionis Sicinio faciendam cogendis negligens dici potest,<br />

quandoquidem, uLm ex proposita specic intelligere licet, iam<br />

coepla erat agi causa in concilio Nur., tüi merito princeps Tr.<br />

esse audientern illiusque decretum expectare conueniebal. Ista<br />

ergo necessihas ‚ ((119 inferior iudex superiori oheditur, tollit<br />

fraudis ac doli pruesumplionem ipso iure . imo suadet 5 pracsumptionen<br />

contrariam, vide]icet ut existianemus, hune non<br />

acimisisse quic4uatn uel dcli uel fi'audis ne] negligentiae, pracsertirn<br />

hoc ‚casu ubi hic Tr. princeps in suis ad Siciniarn<br />

litteris' recepit, se curaturuin, ut Hhi duo Tr. sui subditi otnne


9 -<br />

id implereul, quod F. Sicinius Nur. concilii:deereto consequeretur,<br />

usser.ens idem .priuceps, eosdern duos a coepto isthic<br />

iudicio niillo inre refrahere.<br />

Porro quarnuis ca eitatio Nur. decrta honestam princip!<br />

'i'r. e,cusationern dederiL aduersiis poshdaLa Sicinii. dieo tarnen.<br />

carn citationem Sicininm nun aretasse, quandoquidern peenliares<br />

et puhlietae Nur. concilii constitutiones icl habent, ne quis in<br />

priore iudicio seu (ut nocont) instanlia oho vocetur in ius.<br />

quani ad suum ii.idicern ordinarium irnniedia ttn .-: . . (?) quc<br />

citaLio acluersus Jinne articulnin deereta ipso iurc iuihla sit et<br />

inefficax. -<br />

Ad terliuin arguinentuin facilis est solutio, quoniazn hic<br />

11011 - P0SSI1IflMS dicere. nihil rerneclii contra principem 'Fr. süperfuisse.<br />

Polerat ehm, ul praediximus, ipse F. Sicinius illum<br />

coram Nut-. coneflio negligentiac et denegatae iuslit.iae reum<br />

postulare.<br />

VideLur igit.nr .1 ii confesso et - plane liquiduin ‚ hune<br />

F. Siciniuni helhi gei-eiidi causain hahuisse nullärn idoneam<br />

neque posse a graiii delicto excusari.<br />

See<strong>und</strong>uni dubinin csL. qio noinint censeatur Iioe Siciuii<br />

dehctuni, quac ehem <strong>ein</strong>s sit- delicti poena. Atquc Inc eLianisi<br />

de priiiatis delietis et actionibus singularibus cc privalis per<br />

sonis leesis ex causa cuiusque peciiliad competentibus tacuerilnus<br />

veluti de illatis ioiuriis; vulneribus, mortibus, de rapinis,<br />

violenliis, agroruin depupuhatione, incendiis, praeda, captiuitatihus<br />

deque Lota ilI& lalorum Thiede, quac ex hellis oriuntur,<br />

.varia tainen sese d(hrunt deliciorum, erirninum iudicioruinque<br />

puhlicorum genera ‚ quorum omniun F. Sicinius videtur<br />

fuisse reus.<br />

Eu vero sutit<br />

crinien laesue maiestat.is,<br />

erimen perduehlionis, -<br />

erirnen rebcilhionis,<br />

erimen seditiosi, -<br />

erimen legis Iuhiae dc vi pulilica


- 10<br />

Principio videl.ur F. Skinius laesac maiestatis ilotarn effaif.<br />

an legen,<br />

Itimm ina,est. [48, 4].<br />

- erimen legis Iüliae dc, vi privala, - - -<br />

- crirnen violatac pacis pubhcae, idque tam de iUFC cornmuni<br />

quam statutario. -<br />

Iline etiam iudicare licet, quilnis poenis hic F. Sicinins<br />

videatur fuise ohnoxins nam horurn criiniuuni qnodlihct<br />

iustam Ii abel- in sontes poenain constitutam . -<br />

Excutiamus igilur eorum crimiirnm iiira vidöamusqiie;<br />

omhinin an quonindani et q;ioruin FØUS extiterit iste Sicinius.<br />

gere non pq.sse. inque eatn r<strong>ein</strong> expendamus Ulpiani 1 inris-<br />

consulta verl)a. Maiestatis. monet, laesae erirnen est illud,<br />

q.iiod aduersus papa lum Romanum uel securitatern <strong>ein</strong>s committitur,<br />

Quc - tenotur is, cuiiis opera -dolo mal consilibm initum<br />

erit, quo coetus cohiientusiie •firit hominesuc ad sedilionem<br />

conuocentftr, quoue quis contra r<strong>ein</strong> puhHcam a rnia ferat<br />

qu inc mutes sollicit 'auerit concilaueritqiie, quo seditio tnmiillusne<br />

aduersus r<strong>ein</strong> publicam fiat. linec Ulpianus. - hrn qnid<br />

Marcianus iurisconsullus ? Fadem. inquil, lege tenetiir et qui<br />

iniussit principis bellum gesserit delectumue hahuerit, exereibim<br />

comporauerit. Quid porro imperatores Honorins etArcadius<br />

Augusti ? Quisquis, aiunt il]i ‚ emil militibus ne] prinatis<br />

ne! - haiharis scelestiim inierit faction<strong>ein</strong> nut factionis ipsins<br />

susceperit sacrarnent.um n(il dederit, de nece etiorn virortim<br />

illustriurn, qui consiliis öl consistorio nostro intersunt, senatöriirn<br />

cham (nam ei ipsi pars corporis nost.ri sunt) rel cuiusuis<br />

postremo, qui riohis militat, cogitauerit (eadem enim seueritate<br />

;roluntat<strong>ein</strong> sceeris, ciain cfl'ectum puniri iura voluerunt), ipse<br />

quidem itipote niciestatis ieus gladio feriatur, honis <strong>ein</strong>s Omnibus<br />

fisco nosiro addictis etc.<br />

Curn ils itaque legihus conferarnus nunc facinora per<br />

ipsum F. Sicinium iuxta propositain ftkoti speciern patrata.<br />

Nonne comperimus, illuin aducrsns popiiliiin Ilornanum eiusque<br />

securitatem, cum contra Gcrrnanicarn securitatem •deliquerit<br />

deliquisse ? Quis enim in popul i Romani inra digni tatemque<br />

successit procter unain Germaniajn ? atqu Ie Id hoch notius 'vi-


11 • —'<br />

deatur quam ut dernonstratione egent, piticis tarnen rem ipsam<br />

ceu neu tangendain non iuuti]e di,ximus, qioniam iioii minima<br />

pars hiiius eontrouersi negolii hine definiri posse yidetur;<br />

Cerium est popillurn Romanum omne simm imperium omnemqne<br />

potestotem lege regie lata transtulisse in prineipem Roniannin,<br />

videlicei in ipsum Angustum .. Qnia popifli concessione fact.a<br />

coepil legis vigorem hahere, qnicqnid prineipi Bomano ex<br />

aequo, hono pinenisset -<br />

D<strong>ein</strong>de constal Romanuni imperium aucioritate sedis epos-,<br />

tolicae transietilin a Ürnecis in Germanos 2 quo ianslationis<br />

iiire videmus tempore long-issime Germanos lihere ei continuc<br />

lisos, ut qui non alium in impern lor<strong>ein</strong> Bomanurn designanerin<br />

quamn Gerinanuiu<br />

Si igiiür pop1s .Romanus ei 811,9111<br />

potesatem oinnem ei<br />

imperium in Augustuin monarcham iransinlerit, hocqne ins<br />

monarehine ei, i 1wrh - id Germanos. nti ostendimus, trans-<br />

1 eri 1, quid a] in d cmi cludi potesi . cju al n mit, q n<strong>ein</strong> cd mod ii um<br />

apostohis cii . i.ranslato saeerdotio necesse est, iii legis quoque<br />

trnnsiatio fiOt in ei) hoc easn in.feiamus. translato in Ger- ,<br />

manos imperio necesse est, iliris imperii Lranslai;ioneyn esse<br />

thetam. Sam cum popimil Bomani dignitas ipsinsqiie adca<br />

seripta auguslalis anetoril-as ratioqun eoniuncta sit curn ratione<br />

imperii, necesse-esi ni,migrante in alios imperj o simiti etiarn<br />

ei dignitas ei anetoritas ei- hirn populi Bomaul in illos eosdem<br />

i.rnn.siisse dicentur. Etenun ca ast connexorum natura hisque<br />

sunt vineulis colligata, nE si minimal auferas, alimid qlloque<br />

sinum] lollatur. Ex bis an non satis liquel.. F• Siciniurn euni<br />

Uerm onorum secuii I.n [cm hoc helle tlll])alleri t (1111111 tu rhasse<br />

negari Don polest), populi Boinani sceuritatelil conturhasse ei)<br />

in eam deliquisse. atque oh id itixta lilpioni lesponsum Jaesae<br />

maiestatis reuiii exiitisse?<br />

Veruni exentiam.us legum propositaruni consequen (ja<br />

verha. Cuius opern. serihit iunsconsultiis, consilium initum<br />

erit etc.. 1-1k. negare quis potent. Si<strong>ein</strong>ii opera ei) consilio<br />

eoel.nm con iment-uniqiie fartum liomi nes ei.iam ad sedi tionem<br />

1 ista probantur; ir.<br />

1. 1. ff. de ronstit.<br />

prine. [1. 4] Jnstit. de<br />

itire nat., gent. et<br />

cmiii [1 2] . sed et<br />

rjnod principi [6].<br />

2 c. vendrahitem [34]<br />

iM eleetion.<br />

Bart. in 1 Fuleiums<br />

[1] §. rum hoc [2;<br />

ff. qiiih. ex reims. in<br />

poss. catur [42,4] text.<br />

1111. hahehat [13] prinmo<br />

cii so (?) lt. de instit. art.<br />

[14, 33. Idem probst<br />

dominiis Andr. Alelat,:<br />

paradox lib. 4 rep. 4.<br />

ii. 1, ff. cd 1ev.<br />

liii. mai.


12 -<br />

d. 1. [5] quisquis<br />

C adleg. tu], majest.<br />

[9, 8].<br />

1. lufamem [7] lT.<br />

public. indio. [48,1].<br />

L 1. tod. tit.<br />

ista probantur in<br />

1. ut. [13] §. sie et<br />

dinus [i C. ad leg. hai,<br />

tneiest. 19, 81- Bart. in<br />

1. post contreetum [15]<br />

LT. de donat. [39, 5]<br />

text. etiam apertt?S<br />

1. quaesitnm 1311 9'. qui<br />

et a quihus mal,. lib.<br />

roD Lt. [40, 91.<br />

I.2jr. ad leg. ml.<br />

uni. [48, 4], <strong>ein</strong>es per<br />

particulem implicativom<br />

'naan ei boot ad 1.<br />

proecedentem et duas<br />

sequentes refertit r, uti<br />

Posten.<br />

atque ad arma contra rempuhlicam ferenda connocatos? Non'<br />

friilites sollicituti concitatiquc, quo turnultus aduersus rempuhlicam<br />

fieret? Non delectus militis habitus ‚ exercitus comparatus<br />

bellumque aLrox, gestum est iniussu Rom. principis? vel<br />

si neu iniussu Caesaris gestum asseratur, prohetur is iussits,<br />

proferantur hac de re duplornata principalia.<br />

Jarn quod cd iinperatornrn Honorii ei Arcadii sanctionern'<br />

pertinet., numquid F. Sicinius de nece . viri illustris principis,<br />

scilicet Tr., qui et Caesareae maiest.alis sau corporis pars neu<br />

potesl non intelligi,. cogitauit, clum eum prillcipeln<br />

mami tamque feroci helio adortus est? Si ea sanctio voluntatem<br />

sceleris puniendam censet, quid pronuntiare conuenit, uM<br />

consilium et cogil.ationenl he]]um alrox consecutum est?<br />

In summa quod F. Si'ciuius multifariam sit maiestalis<br />

reis, tam videl.ur esse c]arum cc dilucidum, ut nemo nngare<br />

valeat, nisi qui una eademque opera iuris ciui]is omnem dcuare<br />

cl oblitterare ue]it auctoritatem.<br />

Poenam Iiuius criminis laesae maicstalis grauiorem<br />

adeoque rnul.liplicem esse testantur iuris scripti verba ciarissima.<br />

In primis dainnatuin 'ex erirnine, quod iudicii pub]ici<br />

causam habet ‚ Marcellus iurisconsultus ostendit 2 infamia<br />

notari aiqui maiestatis crimen publicum esse indiciuiu, Dlpianus<br />

asserit3.<br />

Jnfatniam 1100 085U conlitatur poena, quam imperatores<br />

Seuerus et Antoninus constituerunl, sec<strong>und</strong>um quam maiestatis<br />

reo bonoruni suorum adtninistratio interdicilur ion modo<br />

post damnat.iönem, sed ex quo ternpore Laie crimnen contraxil;<br />

itaque neque alienare neque manumittere nee ei solui potesl .<br />

An id salis poenae? Non satis.profecto; lex enim X.I1 tabularunl<br />

jubel euni qui inuiestatis reus fueril, capite puniri ‚ eaque est<br />

poena iure velustiori constitula, cittam quidem non tuinuit<br />

sed auget etiam recentioris iuris constitutio, quae vult<br />

rnaiestatis reum gladio feiri, honis <strong>ein</strong>s omnibus [isco imp.<br />

uddictis, fillis qui paterno supp1icio, ut textus habel., perire


— 13<br />

de.berent, irnperatoria lenitate seruitis, sie tarnen sernatis, nt<br />

penitus siifl inI.estabiles, infanes ac posirewo lales, ut bis perpetun<br />

egestale sordentibus sit et mors solal.inrn et vita suppliciurn.<br />

Ate ne quis neget: ea sunt iuris seripti verba in praedicta<br />

sanetione 1 Irnpp...lonorii ei A readii Atigustorum addo,<br />

qtiod Iiuiusöe sanctic$nis verbis liquet, cham obligationes et<br />

actiones ehm F. Siei nie competentes iina cum reliquoru in<br />

bouoriim adchietione ipsi Si<strong>ein</strong>io periisse; nam, ut Ulpianus<br />

script.um rehiqüit 2, aeque h<strong>ein</strong>s aniturnerabi tur eticin si quid<br />

est in actionibus, petitionibus, perseen Lionibus ; nain hiaee omnia<br />

in bonis esse viden hin'. Idern Ulpian us : actionis verbo eontinetur<br />

in r<strong>ein</strong>, in personam directa, utilis, praeiudieiurn<br />

Sed hic fortusse quispiam ohiici potest aduersus cern,<br />

quam ex recentiori iure addrxirnus, sanetioneul ‚ ins esse<br />

artem boni et aequ ‚‚ illud vero plane iniqilum et praeduruni<br />

ac propernoduin tyran riieuni idque quod vulgo diei<br />

solch suinmuin ins sunima ßst minna . itt flhii 01) potris<br />

admissum, praesertim qui akts admissi non fuere eonseii uel<br />

adiutorcs, pirnia ntur, tanlaquc seueritate puniantur, cmii i]]iid<br />

ei diui na 1 et humana 1 iura doceant, fihiu in patris iniquitatem<br />

firre non debere, sed peecata suos teuere alitores 8 , ei pleraque<br />

abs in eani senteatinin<br />

Verum cd haec Lacilis est responsio. Eteniin ca ornnia,<br />

qune pro fihiorurn liheratione bunt udclucta, fatemur ohtinere<br />

communiter et rgulariter, atqui diversum: esse in laesad inaiestatis<br />

erimine speia1i. Nam faöli quahitas poenai» reddit seueriörem<br />

°. Ei ne quis existimet lemere constitutuin ut filii oh<br />

palernuin facinus in Iaesae inaiestatis eri mine pleel wtur<br />

granihus rationihus permotos esse <strong>ein</strong>s sancttonis 10 autores<br />

comrnonst.rahimus. Initio videtin' aequissiinum, itt F. Sicinii<br />

uns u aut alter films, qui soeii fuerijil uI facinoris pa terni. 0 liarn<br />

poenae sentiant inconmiodum.<br />

Alii vero [ihii, quarnuis nulla societate eriminis reL sint<br />

et omni culpa careant., nett ahsqiie graui ei, urgenti<br />

causa poenaiu cos hoc casu sentine oportet. Main si pater et<br />

9<br />

1 in praealleg, i:<br />

qniSquiS [53 C. ad leg.<br />

Inh. malest. [9, 81 et<br />

in c. vergentis [103 de<br />

haeret.<br />

2 in 1. honorum [49]<br />

fl. de verbor. signii<br />

1. setionis [3'?]<br />

ff. de action. et oblig.<br />

[44, '1].<br />

4j, 1. If de just. et<br />

mm.<br />

Cicor. 1 ofliciortun.<br />

0 Ezech. cop. 18, et<br />

. q. 4. Jurlaei.<br />

C. ne fihius pro<br />

patre [4, 13]. 1.1. et 1.<br />

sancirnus [22] C. de<br />

poenis [9, 4?1 cunl<br />

gloasis. -<br />

$ d. 1. saIIei,nhis.<br />

9 1.Gut Cacta [16] §.<br />

qualitas [61 Ode poonis<br />

[48, 19].<br />

107] d. 1. qnisquis.<br />

1 per d. 1. suneimus,<br />

‚lili vst text. expmessus.


— 14 —<br />

1 1. Ei quis deohus<br />

[II] . ult. C. (1c im-<br />

Pub. et al. substit.<br />

[6. 26] iuncto §. 1jan<br />

aut<strong>ein</strong> 35 q. 1. •iiij. (?)<br />

2 Instit. (10 inutil.<br />

stiput. [3, 19] §. xi<br />

pils [4] et §. post<br />

mortem [13].<br />

I in stlis<br />

de lib. et Postuni.<br />

[28, 2].<br />

4 text. in 1. quod Ei<br />

no]it 1.1119. pn mancipic<br />

[21] EL (10 aedil.<br />

ediet. [21, 1].<br />

text. iii pracolteg. 1.<br />

quiisqiiis.<br />

6 pront notant in 1. um<br />

pronisuim [5] 4. da Fa.<br />

bricens..Iib.1 1. [11,10]<br />

et 1. mit Ion En [1 (i<br />

. ult. lt. de poeui.<br />

[48, 19] et c. felicis<br />

15J §. quod Ei qius end..<br />

tit. [5,9] lib. VI.<br />

in 1. poenui, et tut.<br />

C. odlag. liii. maiest.<br />

gloss. est ordinaria in<br />

§. interduin [4] in<br />

uerho damnota Instit.<br />

da hered. (ittOe 01) Intest.<br />

dererunt. [3, 1].<br />

per text. exprnssuuui<br />

in 1. ult. 0. cd lag.<br />

1.1. m<strong>ein</strong>st. [48. 4].<br />

d. 1. iuit.<br />

Ulm!. 4U05 1105 [224]<br />

0. de verh. et Ferme<br />

signif.<br />

ii oflic. lih. 1<br />

12<br />

12 1 amissione [5]<br />

defi cinnt [1] lt.<br />

dc capit. hoi inutis<br />

flhius Je lore eensentui eadem paene persona et cadem caro 1,<br />

.si vox patris tanquaii vox fihi 2 est, et e diuerso, si liii eHem<br />

111110 patre quodarnniodo existimanlur clornini bonorum paternorurn,<br />

seIn neta adiecto, per quam distinguitur gellitor ab eo<br />

pH genil,us est, .91 debiqne ne] solus natiuitatis locus quosdam<br />

reddit suspeetiores ‚ q'ild minim, -,Si prudcntissimi tores<br />

arhitrati stillt, hoc casn filios, ut honorum pa ternoruin, ita ei<br />

paternae andac.iae Lore. .suecessores, et ob Id pronlinciarunt,<br />

hoc meiestatis laesae erimen esse ]iereditariuni, flliosqne<br />

paterno debere perire supplicio ‚ nisi imperatorla specialiter<br />

lenitute vitam retirierent Nani et Co inagis timebutur poono<br />

qune neu autor<strong>ein</strong> moclo, sed ipsos quoque suceessores perstringi<br />

t qun in rationem in allis cham itiris art .iculis recepta m<br />

legimus •<br />

Est et a]ia poenae je maiestatis reos staiutae par-<br />

Heule. Potest ciii in inemoria <strong>ein</strong>s, qiii 104 erl mcii patrari 1.<br />

post illius qnoque mort<strong>ein</strong> dammarm, lionis eHem confiseatis,<br />

ei ita constitittuin esse iuris verha demonstrant .<br />

Iiace Je erimine et poena laesae maieslatis, quorum utrumic<br />

aduersiis F. Si<strong>ein</strong>ium eittsqiie liberos Jocum ]iabere videtur.<br />

Seqintuir virlendum Je erimine perduellionis, in quo cr11-<br />

ei.i]o facilis videtur sentenija contra Sicinium. Etenini Ciiin iS<br />

laesae 511 meiestatis reus oh, gestnln ei re ipsa ferocitei<br />

decreluni aduersus rempublieam 0 ninium, palam ost, ehm<br />

dueliönis sihi notam immi.sisse . Nam ei inagis nomine qimin<br />

re disiingui potest a laesae inaiestalis reatu, <strong>und</strong>e endem est<br />

perduellionis quae ei maiestatis poena '. -<br />

'l'amctsi peculiarihus quibtisdarn sallctionii)us perdiiellio<br />

arcealur. Si ehm, quos nos hosies appellamus, eos veteres<br />

teste Caio 10 iurisconsulto perduelles appellabant, leni tate verbi,<br />

iii Cicero ll alt, tristitiam rei miligantes, consequens erit. quaeeuinque<br />

aduersus hostes iure cauta reperiuntu r, in hune 1 1 01-<br />

ducilionis reum quadrare a t.que reftrri.<br />

Ea vero 50111, compluria . Primo rion lirei, 011111 015 nego-<br />

Lieri )2• Secuudo appe]latione eitlihhun 1100 eont .inentitr 'J'erlio


— 15 —.<br />

hosti non es[ seruanda lides paclori]m privatorum 1, privatorum<br />

dico, quia puhlica pacta etiain liosil seruanda suhL 2<br />

BreniLer omnia, quae in iüre contra hostes saneta leguntur,<br />

non dühinm, quin aduersus perduellionis feurn rofleciantur,<br />

iino tanto amplius, quanlo perduellis communihus hostihus<br />

tuetrior cc flagitiosior est, ergo et id, quod magis3.<br />

Terliurn ost rebe]Iionis crinien, cuins optirno iure F. Sicinius<br />

rcuinci potuit, idque ut ostendamus, referre libet quos 1-Tenricus<br />

imperator <strong>ein</strong>s nominis VII. esse rehelles deereuerit. Pronunciamus,<br />

inquit ‚ quod ilIi omnes et singuli su in rebelles cl i oHdeles<br />

nostri ci imperii, qni quomodoeunquc puhlice uel occiilte<br />

contrafiostrnm honorem et fidelitatern reheBionis 6pera faeiünt.<br />

Quaeso non hic Sicinins contra imperii honorem et publicaiae<br />

passimqne iuratae - fidelitatern arme temeraria<br />

suinpsit? Non igitur rehellionis postulari potuit? Bebellal enim,<br />

qui imperium . Caesaris ins dicentis eontemnit, qiii 0]) eius<br />

deseiseit ohedibutia, qui in corurn numc.rum so confert, qnos<br />

!anquam rehe]Ies jnerito quis hostiunr loco habuerit.<br />

larn qune poena sit in rebelles sancita, deciaratBartolus<br />

dicens, cos primurn perdere omnia, quae iuris cinilis .sunt,<br />

Posse impune occidi, Posse ut maneipia in seruitutern dehnen,<br />

Posse dcnique capitis accersiri et damnari et hone- eoruni<br />

occupanti coneedi. -<br />

De seditionis quoque erirnine pro]rnhile es!, F. Sieihium<br />

darnnari potuisse, quandoquidern sanetionis ea dc caiisa constitutae<br />

verha sunt luce ciariora; ita eniin legis a: si juis contra<br />

cuidentissim n in iussion<strong>ein</strong> suscipere plehem et aduei'sus publicam<br />

disciplinarn defendere tentauerit, rnulctam grauissimarn suslinehiL<br />

Logis entern Juliae de vi publica reum extitisse. non est<br />

quod dubitemus; quum eniiu praeter usurn venationis vel<br />

itineris uel nuuigationis arme ne hole eoegerit, turhae faciendae.<br />

causa liberos hornines in arniis bahnen!, et eonuocatis hominibus<br />

vim fcenit, villas expugnauerit,: possessones dornihus<br />

agrisque suis deiecei-it, concusserit, expugnuerit, iucendium<br />

-1 1 . floh fuit<br />

[3] fr de dolo [4, 8].<br />

2 flaid. in 1. pacisci<br />

[31] tT. du puetis<br />

[2, 14].<br />

anti). rntdto magie<br />

C. da sacrosanot.<br />

codes. [1, 2, 141.<br />

4 in extrallnganhi<br />

q' moni am no per, gui (ui<br />

rebellio oollat. X].<br />

in praeicta extra-<br />

Hag., gui amt rebolies,<br />

in verbo rebellando<br />

eirca medimirn.<br />

Gin ] f C. da Süd<br />

ditios. [9, 80]<br />

a


- 16 -<br />

1 i 1. qui dolo [10]<br />

§. niL ff. ad leg. Jul.<br />

de Ti pohl. [48, 6].<br />

2 d. 1. qni 4 dolo in 0.<br />

4<br />

11n 1. 2 ff. ad leg.<br />

lul. pecnlr. N, 131<br />

et Instit. de puhl. iudic.<br />

- [4, 18] §' item lex<br />

lulia de Ti [8].<br />

I. 2. (1. ad leg. hil.<br />

dc 'i pv. [48, i].<br />

01. 3 eod. tit.<br />

in 1. ereditores I]<br />

lilo eod. tit.<br />

1. extijt [121 8.<br />

quod inettis causa [4.2].<br />

fecerit, bonn rapueril. Lomines obsederit, utque ista flerent,<br />

hommes <strong>ein</strong>n teils et armis connocatos hahuent, curn, inqiiam,<br />

F. Sicinins nilJil liorurn non commiserit, rnanifestnrnesl, eumn<br />

in legis Inline de vi puhlica pocuam cecidisse. J-Jos eteninT<br />

casus ornns et singulos enurneritut Ijipianus et Marcianus<br />

in a ioru in genti un in recon sul [1<br />

Poena vero lege Julia de vi puhhica constitnta haec est,<br />

ut damna to de vi pililica aqna et ignis interdicatur, vetiis huec<br />

quidern et a iureconsnitis constitul.a poena. Namn, ut Lactonuns<br />

tradit, cuilihet ignis ei aqiio interdici solehat adhnc enirn<br />

videba tor nefas ‚ quninuis malos In men homines snpphcio<br />

capitis aflicere ; iuterdicl.o igitur nsu earuni rerurn, quibus vii.n<br />

constat, hniusmodi peritide habebatur ne si esse[, qui earn<br />

seotentiarn exeeperat., worte muletatus adeo ista duo elemenla<br />

prima sui 1 habita . iit nec orinin horninis nee sine iis vitarn<br />

erediderunt posse comisiare. l4actenus ille. In Ituins poenae<br />

locinn Ul<br />

piā1)03 teste recepta ost deportntio, in qiinin qni<br />

incidit, sicut ornnia pristi na iura ‚ i In cl bonn arnitti 1..<br />

Sed cl ex altero capite legis Inline, videlicel de vi priuata<br />

. dies linie Sicinio dici potuit. Hac lege teneri scrihit.<br />

Scaeuoln 1 inriseonsullus en in, qui oonuocalis hominihus virn<br />

fecerit, quo quis Verheret.ur pulseltirve, cham si uemo oeCiSnS<br />

erit.<br />

Addil Marcianus sed ei si rnilii conuocati nulliquc pnlsat.i<br />

stint, per inluria m tarnen ex h<strong>ein</strong>s allen is quid a blatum si 1, lmac<br />

lege leneri eum qui id feceril.<br />

Ad liace dinus Marciis et <strong>ein</strong>s decreto subserihens Cal-<br />

Jisiralus censuerunt, jion solum virn esse. .si homines vulnerentur<br />

vis enim es[ cl Inne. quolieus qilis id qnod deberi<br />

sibi. putal., non per iuclicern reposeii .<br />

Neque vero Sicinio potesi opitulari, quod adiiersns 'Fr.<br />

peipem tanquorn inris iieghgentern adrninistralor<strong>ein</strong> anna<br />

suseeperit.; narn linie sulif'ngio satis ne super responsuni<br />

est ad inil,iiim bnius mci responsi uhi *de pignora tionihns<br />

sen repressaliis trael.abatur. Ttaqiienfieiari 11011 possurnus,


- -<br />

ipsuni Sicinitim UI ins erediti adnersus debit.ores, qiios<br />

inuasit, arnisisse -dicatur 1 , sec<strong>und</strong>o utT aliis possessoribus<br />

inuasis ei rerurn snarum possessione manu uel ineendio piiuatis<br />

ad ipsaruni rerum 9estiiutioneni ei praeterea ad car<strong>und</strong>em<br />

aestirnationem teneatur 2 . Tertio honorum liac lege daninati<br />

pars tertia venit puhlicanda, posiremo : hac lege damnatus<br />

ornni honore quasi infamis ex S. C. carebit, irno iure nono<br />

ultimo supplicio puniendus est propter non unum duntaxut sed<br />

pInie lioniicidia, quae interuenerunt.<br />

Sequitur erimeu piihhcue pacis violalne, - idqne neU modo<br />

ex iuris comujunis. sed ehem statutarii dispositione, Lametsi<br />

hoc ipsum ins statutaritim pub]icum ei generale ed ictuin cernmuije<br />

sit Gerinaniae lmiversue. Sed nos cum ins corninune<br />

die-im u 5, ius vetn s qn id<strong>ein</strong> scniptu in in leib girnn s.<br />

Sed pniusquam istum arlieu]nin CXCU[iEIWU.S, praemitteiiduin<br />

est pninio, iudicern cc migistratuin et multo magis principeln<br />

posse cogere su]ulitos suos ad 1cem ei eoncorcliam.<br />

J)eque hoc sunt textus prop<strong>ein</strong>odum 1 tifiiuiti, utguc iLa etia in<br />

coneludunt l3arl.olus. Boldus, Fanonnitonus ei clii. Nec1ne id<br />

iniruin videri dehet, quc ndoquici<strong>ein</strong> Gliristin nae institise suinrna<br />

haec est liocque ccrtissiinuin symbolen, quod iliplimiS nohis<br />

tradidit Christus ‚ ut mut-na curitate deeluremus ‚ nos esse<br />

Christi diseipulos. Nihil est euiun qUod thies dci magis disceEna<br />

a liliis diaboli. a Iquc vitae punitas ei curitas expiicans sese<br />

caritatis fruelihus ei offieiis.<br />

Bis ilaquc ratioiiihus uc potissimnm, ut eqnidem auguror,<br />

ultiuni perniotus Fnidericus 11. Romunorurn impera tor duas<br />

sanetiones p0015 coiiseruaiidae gratis edidit, quas voluit in ins<br />

commune neferri, prout eItern iamduduin orhis conseiisu ei<br />

necepice ei prohatac sunt.<br />

Ad quarum sanetionunl exemplum ei jinitutionem neu<br />

clnbinm est, quin et aus iiouiissiin a edieta pacis gratis per<br />

felicis in<strong>ein</strong>orice Mtixiniliauuin Aiigiistnin iinpenuioreiu vita<br />

fu nctum promulgata fuerint. Cuius et-iain vestigio seen ius<br />

Carolus Cacsar <strong>ein</strong>s nominis V. eoiistiiutionern 111cm Guor-<br />

1. ulL tit. mm<br />

atleg. ei 1. si quis in<br />

ta titain [7] C. u trio vi<br />

[8, 4].<br />

2 eS. 1. si «pik in<br />

Lautem.


- 18 -<br />

inaLiac in principum celehri concjljo soncitam voluit, circa<br />

quam nostra j<strong>ein</strong> vorsatur dubitalia.<br />

• Sec<strong>und</strong>o praini[.tenduin, quamuis de iure comniuni baunitus<br />

Den a quouis impune possjt occidi, secus (<strong>ein</strong>en es[ ex<br />

staluto, secunclum .quod, c.uius caput sacrum fit, hoc esL in<br />

queni hanni fertur sententia, potest, si .statutuin sinat, non in<br />

honis mode, sed in corpore qtioque ei 'vita ofl'endi. -<br />

Bis praegusiatis videamus, an K Sicinius luesac publicae<br />

• pacis tarn iure communi quam siugnlari condeninari potuerit.<br />

• EL potuisse de iure coinrnuni, •liquet ex Freclerici impera-<br />

• tons- coüstitutione prima; poena . veroviolutae pacis es[ capitalis<br />

curn bonorum puhhcutione. - -<br />

De iure vero staiutario cc receniiori nuper in Guormatiensi<br />

concilio prom ulguto palaii ost, ipsum Siciniurn<br />

tion laesisse mode, sed et penitus infregisse. Nequc hic ulla<br />

d<strong>ein</strong>onstratione opus est, quando edioti verba nihil liaheanl<br />

ohscnritatis, aducrsus quai (sec<strong>und</strong>um ca quac proponuntur)<br />

Siciniiirn iisse cla pum est. isihic enhin s .equentia verba legas<br />

«Richten ufl ordnen <strong>und</strong> machen. den auch in <strong>und</strong> mit);<br />

etc. quaere d. usque adversic. :•- «Die pen». Non hic paene<br />

omnia huius juterdicii verba aduet-sus E. Sidiniuin militant?<br />

• neu propemoduin singula huius praescriptac pacis verba praeteriit?<br />

Profecio id n<strong>ein</strong>o unquain usquam negare potent..<br />

Addamus poenam huius facinoris gralia constitutam «Und<br />

• ob .jemand hohen oder niedern » etc.<br />

Ecce quam aple caput <strong>ein</strong>s, qui paccin violauerit, vulgo<br />

plectendnni altertum, una etiain cum bonorum et iurium oinniutll<br />

iactura. Hanc Ioenatn in eodem edicto alia subseqiitur<br />

verbis spec .ialibus, nempe in arLicu!o, qti incipit : e Und daruff -<br />

empfhien wir, etc. hy den pflichten, yden <strong>und</strong> gehorsum, so<br />

sy uns <strong>und</strong> dem heiligen reich gellian haben <strong>und</strong> zu thun<br />

schuldig sind, <strong>und</strong> darzu <strong>ein</strong>er pen, nernlich zwoy tüsent<br />

• merk ßns golds, halb in unser kevsenlichcn kammer <strong>und</strong> den<br />

andren halben thayl d<strong>ein</strong> unublässlich zu hezalen».<br />

llaee itutenm videtur esse ona parlieuluris e (?) honoruiti


- 19<br />

publicatione, de p10 iii arliculo praecendenle «Und oh jemand<br />

ieseruata, iii videlicel ipso ihre pacis violutör hane speelELltier<br />

• designatam poena tu ante omnia pendat, d<strong>ein</strong>de vulgo permilla tur<br />

in corpore ac bonis impune pleetendus. -<br />

Scd ei aliae poenae adversus pacis violator<strong>ein</strong> isthic in<br />

diuersis articulis adiiciuntnr, iii de non reeipiendo huins eriminis<br />

reo, non alendo, non dcfendendo, non tegendo et conplurcis<br />

id geius poenae, omnes eo speetantes, ei linie<br />

pacis violatori aqua -ei igni videatui interdieLu)n, utque is<br />

Jiominum sotia vitae, consueludine prinatus languens et moriens<br />

utrumque spiret infeliciter:<br />

En suni erilnina, ene poenae, ciuibus F. Sicinius vidcri<br />

potest fuisse obnoxius.<br />

EL ne qitis in hoc dispa [ei., quasi iniqunm siL, quempiii<br />

01) unuin adrnissuin tot poenarurn suhdi generibus, animaduertendum<br />

ost., plureis poenas in homineni e<strong>und</strong><strong>ein</strong> decerni posse<br />

non modo, uhi fueta suhi compluria ei eriinina diuersa ‚ secl<br />

etiatn ‚ qnotiens ex eodem facto plura erimina specie differen[ia<br />

oriuntur, atque ita se in casu praesentr hahere (sec<strong>und</strong>um ca<br />

quac ad thema proposituin dixituus) videri potest.<br />

Verum ex his omnibus ad boni et aequi norinain expensis<br />

quaedont mihi benignins recipienda ei interpretanda videntur,<br />

nil ex iis, quae hirn explicalurus suni, copiose dernonstrabitur.<br />

Ei quo mcii seripta futnraeque resolutiones f<strong>und</strong>amento<br />

certiori nitantur, paucula quuedarn axiornata censui pnaciniltenda.<br />

-<br />

lnitio : qucmodmoduin Celsus respondit, i noiuile esse, nisi<br />

tota löge perspeeta -una ahiqua parte <strong>ein</strong>s proposila iudicave vel<br />

•respondere, ita res est plena: iniquitatis, una aliqua lege proposita<br />

ei not) exeussis alLis ad carn r<strong>ein</strong>, de quc est quacstio,<br />

facietitihus legihus, sententiam ferre immutahilem. Note cl<br />

antiquiores leges ad poslerior<strong>ein</strong> et posteriotes ad prior<strong>ein</strong><br />

declara Lionin pertinerc certum est.<br />

Sce<strong>und</strong>o nunquain cominittenduin est, ut Mureelli • inreconsulli<br />

scntcntia negleeta videat!1iita serihentis respicienduin


- 20<br />

est, ne quid aut durins aut relnissius const.ituatur Tiain causa<br />

deposeit nec enim all( seueriiaii aut el<strong>ein</strong>entiae gloria afl'eclancia<br />

est, sed propeio iudicio, proui quaeque res expostulat,<br />

statiienduin est. Eo addito, quod et Flermogenianus ei Pauhis<br />

censuerunt, in poenahhus causis heniguior<strong>ein</strong> esse reciplendam<br />

interpretationern id etiazn omnino vir bonus sen index seu<br />

alius quiuis de iure pronunciaturus, qnoad potest, curare debet,<br />

ut id laudis referat, quod scilicet Cicero C'aio Aquilio passim tributurn<br />

scrihit, co uldelicet niore, quod is vir ornalissirnus inris<br />

rationem nunquam ab aequitate seiunxcrit 1 qui ita iustns ei<br />

bonus vir fuerit, ut natura, noii disciplina consultus videretur,<br />

ita peritts ac pridens, ui ex iure ciuili non scient.ia soluin<br />

verum eiiani honitas nata esse viderchir.<br />

.Ad harte igitur epiiciain ‚ i)Oni ei a eqi.i i norinarn ‚ nego Ii u in<br />

hoc controuersum exigentes Ha dicendurn pulamus, F. Sicin ium<br />

(sec<strong>und</strong>um ca quae proponiintur) nequc inuieslalis laesae, nisi<br />

fortasse ex legis Iuliae cap. 1., neque perduellionis nequc<br />

rebellionis ueque seditionis reurn pronuuciari potuisse, legis<br />

Iuliaedc vi publica deque privaia, it<strong>ein</strong> pacis violaiae sernato<br />

iuris ordine potuisse. Consequens est ‚ ul Siciuius poeuis<br />

aduersus maiestaiis perduellionisuc aut rehellionis seu cham<br />

seditionis damnatos constitutis (poenis legis Iuliae majestatis ex<br />

priino capi te exeeptis) minime fuerit ohnoxins.<br />

Aique Ha se habere, fucile commonstrabitur, videlicet per<br />

responsionern ad iura superins contra Siciniuin. adducta<br />

Nam quod prinmin omni iinn cilata freie iJipian 1 et M arciaiii<br />

testirnonia, nihil Sicinii liheris officere pol.esl, quandoquidem ca<br />

dulituxat de legis luliac capite primo loquaniur, quo capite, qni<br />

maiestutis postulantur, capite punlulittir autore Mareiano, ncque<br />

qllicqtfflin islimic de filiis bonorum suceessione priiiandis. Quin<br />

ilno expresse respoiidii Nerinogenianus, eorumn qui inaiestatis<br />

cri mne cl amnna ti sunt, 1)0113 liberis damnatoruni conseruari, ei<br />

inne demum Gseo vindicari, si nerno darnnati liheroruin existat.<br />

Ncque vero Sicinii filiis quiequarn nocere poiesi iiiiperatoruin<br />

Honorii ei Arcadii constitutio, sec<strong>und</strong>tirn quam 1)01111


- 21 -<br />

ipsius Sicini i vidcha n tur tisco add icta exclusis iiide filiis quibus<br />

ei j <strong>ein</strong> in Iclligeretur qi antuinuis iniserainlis vi ta ox. principis<br />

indulgentia coucessu etc. -<br />

Narn cd cern constitution<strong>ein</strong> coinplurcis solutiones dabuntur,<br />

per quas ostenderniis, Siciiiiuin nequc in poenarn iflius<br />

legis cecidisse, nequc crimei, de quo isthie quacrebatur,<br />

patrasse et oh id nihul praeiudicii ex ulla conslitulione contra<br />

Sicinii Ililos colligi Posse.<br />

Priinurn oinniurn certiiin est, cern cons titution<strong>ein</strong> esse non<br />

modo poeualew, seil praedurarn ei odiosain, quapropter intra<br />

suos terminos coartanda ac resiringenda est.<br />

Porro huiusrnodi constitu Lion<strong>ein</strong> esse perquam odiosani,<br />

apertissirne docehirnus inier cc, quac circa huins negotii quartu<br />

in pri nci pole dubi um explicaturi su mii 5.<br />

Perpendainus ilaquc diligenter, dpi sint eiusdern constitutonis<br />

Leim mi cl de quihus personis loquatur. Quisquis, aiunt<br />

imperatores, scelestarn inieril foctionem de nece virorurn<br />

illustrjun-i, qui consiliis ci consistorio nostro inlersunt, scnatoruni<br />

ctiain (narn et ipsi pars corporis nostri suni.) ccl<br />

cuinsuis postrerno, qui nobis militat, cogitaucrit, ipse equidcm<br />

utpote maiestotis rcus gladio feriaLur etc.<br />

Ecce UI constitutionis tenor quatuor tanturn casus cornpleclitur,<br />

quos qui a(Imittil, ca lege tencatur. videlicet 81 quis<br />

re ipsa de neec imperatonis aol virorum illustrium, qui illius<br />

consi]iis cl consistorio intcrsunl, aiit scnaLortim aiit cuiusuis<br />

alicnius imperatori rnililantis cogitauerit. Horurn autcrn dasuurn<br />

nu1urn commisit F. Sicinius, ncque euni de nece vel Gaesanis<br />

viel alicuins aI(erius, qui ad <strong>ein</strong>s ]atus sit eogitauit unquarn<br />

auf saltern cogitasse ostenditur. Nee obstat, quod aduersos Tr.-<br />

rem puhlica in (si tarnen alia practcr Boinani imperii publicatn<br />

r<strong>ein</strong> dici propric res puhlica possit) arnic surupsenit.. Nam in<br />

huiusrnodi casihos neu obtinct constilutio praedicta, quae tauturn<br />

loquitur in laesa Cuesanis persona aut eoruni, qui i1Iiu<br />

rnaiestati actn inseriiiuni eique sunt praesentes cl ad lotus<br />

pacne assidui. Id enirn sie se bahre, clarc docent verba consti-


- 22 -<br />

- -<br />

Lutionis ita etiam eonsulendo uperte respondit dorni IRIS 133 r-<br />

iholornacus Socinus post (linum, qur ante illum Ha script.um<br />

reliqueraL. -<br />

Quodque saepe dickt constituiio sie in suis Lerniinissiricte<br />

iutelligi debeat, pluribus rationibus comprobatur.<br />

Esi cuirn, ut diximus, odiosa, cum paternae iniquitatis<br />

poeiiain in fillum . cogal idque rcpugnante natura eL iuris tam<br />

diuini quain hurnani regulis, prout cd dubium quartum expsituri<br />

sumus.<br />

Ad haee si quis etia in pa triam oppugnarit Irel prodiderit,<br />

non L<strong>ein</strong>en .maiestatis reus. erit, sahen) ex Co capite. quo is,<br />

qui in imperii tiel iinperutoris neecin eonspiruurit, ei cain ob<br />

causarn Lextus iuris huiusmodi erirnina Lunquain diucrsa ponii.<br />

Hoc ehem in suis respousis Ha so hahere, proharunt ambo<br />

Socinipuier ei filius. -<br />

Nihil elitim detrimcnli Si<strong>ein</strong>ii REis parare potesi, si quis<br />

dient, prineip<strong>ein</strong> Tr. fuisse ei esse intcr pHnios Lt eonsiliis<br />

Caesareis, ne ita aduersus Si<strong>ein</strong>ium saepe dielam constitutionern<br />

habere loeum, quando Si<strong>ein</strong>ius Je illius nece cogitasse, imo<br />

ei xc ipsa aggressus fuisse videalur.<br />

Elenim respondeo, non quod F. Si<strong>ein</strong>ius de illius<br />

nece cogitauerit, etiamsi'l'r. urh<strong>ein</strong> oppugnauerit, illudque<br />

facti est, quod proba tione i udige(, quandoquLdem fuela non<br />

!)raesnh1uiLL1r, nisi prohentur.<br />

Sed demus, id esse probaium, adhuc nego, Sici uium liac<br />

eogiLatione uel hoc cham eonaiu in dictae constilutionis poenain<br />

collapsurn fuisse, cluubus rationibus, una quod ca conslitutio<br />

loquilur non de quihustus eonsiliariis sen senatorihus Cuesaris,<br />

sed Je his, qui aetu eh xc ipsa praesentes in aula iinp. consiliis<br />

• nauunt operam. 1-Inc pertinel etiam Ulpiani responsum SUI)<br />

titulo de thinoribus, a nemine udliiic iii cuin efteetum ‚ qui<br />

tu mcii hi ciore probu Lii r ‚ consideratum . Istli ic ciii in liquet<br />

euni ‚ qui benefieio prineipis ]nuutiS &iquod publicuin ei magflue<br />

funelionis adeptus esi, non id iuris ei iimnunitatis habere,<br />

quod iis, qui circa personam principis occupati suni, conceditur


- 23 -<br />

Sed et isind peculiariter 1uoad eaum nostrum eNpressit.<br />

Fredricus imperalor in sanelione illa nolissiina contra relyciles.<br />

Et qui in nostri, inquit, imperii prosperitateii aliquid mpclnnantur<br />

contra nos seu officiales nostros in bis, quac ad .commissum<br />

eis officium pertinent, rebellando.<br />

Quapropter l3artol.us ibidern flegel, ewn esse rehellem, qui<br />

aliquid huiusrnodi fuerit conatus- contra regem vel )rnip<strong>ein</strong>,<br />

seu aliquam propriam ciuitateni, prouL nos etiaui circa rebel-<br />

1 ionis criinen enod ahimu s.<br />

Verum deitins ei illucl quoquc ne fingainus, Tr. princip<strong>ein</strong><br />

lum quuin oppugnareltir, vefsa [um fuisse in negotiis - pi-iacipalitis<br />

: nuin statim poenani consliiutiois aduersus Si<strong>ein</strong>ium<br />

ciusque liberos loeuiu haJere dic<strong>ein</strong>us? Minime profeeto. N<strong>ein</strong><br />

speetanda est non aggressio tanluin, sed et ipsa aggressionis<br />

seil belii causa. Atqui nullam reperienus nimm, quam<br />

• de qua in proposito Lli<strong>ein</strong>ate diwivn&v,‚ videlicet 01) pctitae<br />

iuslitiac adiiersus duos illos Trev. per prineipem Trev.<br />

ul. Si<strong>ein</strong>io visum fuit, denegationeni. 1-Inne enini indigni-<br />

Lat<strong>ein</strong> agcrrinie tulit Sicinius et proinde ratus est ‚ eam<br />

sibi non esse praefractiori animo negligendani. Neque id<br />

sane adeo Inirum, quando maxiiui et excelsi anbei lidern<br />

sibi nun sernari grauius ferre soleant. E quo inanifestumn<br />

es[ ‚ F'. Si<strong>ein</strong>ium nun iululissc helluni tauquarn<br />

electori ‚ non Gaesaris senatoi-i uel consiliäri.o (niliil enim<br />

eiüsmocli causau eum perrnouit), sed tanquuni iustitiae adriiinistratori<br />

iicgligenti. Quare uel hoc nornine a pruedictae<br />

constitutionis poena Jiberi sullt et Si<strong>ein</strong>ius peter et <strong>ein</strong>s<br />

fi]ii. Etenimn iilqpieie!idui7ii est ‚ quo nomniue aliquod fiat,<br />

quo respectu ei qua contemplatione, deqiie hoc sunt lextus<br />

• inmis plureis quani enumerari possunt N<strong>ein</strong> t in sirnili<br />

casu consuhu ji Calderinus ‚ perecuto'em cu jusduin eardinalis<br />

nun incidisse in puenarn a 136nifaeio VIII. contra cardinalium<br />

hostes sancitam 01) id, quod ille cardmnafern persecutus<br />

fuerat Don ni eardiuol<strong>ein</strong> ‚ seil üt administratorem eccicsiue<br />

Rauennensis.


- 24<br />

Porro quod superins obiiciebatur, per Sicinii foctiim itum<br />

esse contra securitateiTl imperii ne popuh Romani, cuius ornnis<br />

ditio dignitasque sit in Gerinaiios transiata, mliii mc facit, ut<br />

F. Si<strong>ein</strong>ius poenain tolles repellae constitutionis meri tus<br />

videalur. De populi Romani dignitate in Germa nos trauslata<br />

post paulo videbimus.<br />

De imperii securitate sie existimo, noii quiequid aduersus<br />

aliquain uel eiuitatem uel palnaul admittitur, contra imperii<br />

securitalem fieri nam, ut Ulpianus nil; in c.iuilibus dissensionibus,<br />

quan)uis saepc per cas respuhlica luedatur, non tarnen<br />

in exitiuin reipubheae contenditur, ei 01) id cense ljlpioiws,<br />

non esse iM ins posllimin, quin ibi UQIt sint hostes. Ex hoc<br />

Ulpiaui responso liquet, .non esse hosies popuh lloinani, ph<br />

non ad reipuhliene llomauae exitinin conteudunt, etiam si ex<br />

armorum usu respubliea nonuihil detrimenti aecipiut. Curn<br />

itaque Sicinius in imperii Romani exitium nilill praesumflpserit,<br />

euius ifle pro virili Fidelis assessor semper extiterit,<br />

consequcus est, eum ne ]iostetn quidem imnpeni fuisse; tanturn<br />

ahest, ut in illius seuerioris conslltutionis poenas prokpsus<br />

fuerit. - -<br />

Addo ei aliam rationeni, quae F. Si<strong>ein</strong>iuin eiusque liberos<br />

a dictae eonstitutioiiis unguibus exirnat, quod videlicet textus<br />

non praeseniihus ei ccii J.aiae a iure ipso sententiae ‚ sed<br />

.Cuturi temporis verbis utitur. Isihic enirn sie legas ipse<br />

qiiidem utpote tnaiestatis reus gladio fdriatur. larn certi<br />

inris est, consiituiiouem per verha fiituri lemporis 1oiient<strong>ein</strong><br />

Iioimiis sententiam exposeere, alioquin n<strong>ein</strong>ifleln sua poena<br />

constringere dicetur, prout plenius corea (?) dubiuin quartum<br />

aperieiilus.<br />

Videmus igiiur, variis ex causis apparere, argurnenta in<br />

eontrarium addueta nilul contra Siciniem eiusque liberos miiitare<br />

posse, quantum videlicet ad limiperatores Jlonorium ei<br />

Areadium August05 ei seuerain illam eonst itutionem alt i net.<br />

Nam etsi F. Sicinius rnaiest.utis fortasse reus fuerit ex capite<br />

priino legis Iuliae nihul adixersus rel liberos statuente, nun-


- 25 -<br />

quarn tarnen fuit cci enpite, de quo praedicta eonsiitut,io loquitur,<br />

qiiare nihil es[, quo huins criniinis uel constilutionis praetextu<br />

Sicini fihiis noceatur.<br />

His consequeiis ost, nt cum Sicinius maiestatis reiLs nec<br />

fueri[ neque esse potuerit, praetcrqnarn ex legis Juliae capite<br />

prinio, necessurio dicamus, curn ne perduelliohis quidern iudicio<br />

fuisse obumdurn. Narn ut Tilpianus autor ost: non quisquis legis<br />

Inline maiestatis rens est, statim perduellionis raus erit, seil<br />

qui hostili anirno aduersns r<strong>ein</strong>pulilicam uel principern fuerit nahmaLus.<br />

Quo verbo neu dubin in es!, quin dc principe Rornuno, hoc<br />

est de imperatore Aiigusto ei Je repuhtica Rornana intelligatur.<br />

lioc eniin mpianus oho etiam loco testahis ost, et quoties dc<br />

repuhl Ca propric 111 serino in .i Ire, semper Romana respuhlica<br />

intefligitur, reliquac ciuitates loco prina torurn haben Lur. Irno et<br />

ipse Ulpi anus, qui perdiiellionis erl wen dcscripsi 1, enin interpretalionem<br />

oho responso deelaral apertissirne. Bonn, iiiquit,<br />

cinita lis abusiue piibhca dicto sunt soha enirn ca publica<br />

siint, quac populi Romani sunt. Idern alio loco puhlicurn est<br />

uo d ach stil tuin rei Romana e speeta t. Cum itaque Sici n ius<br />

neque contra rampe hlicarn Roiva anm neque contra principern<br />

Itornan um ]iostili fuerit aiiiiiio ccciii in ost ‚ euin IiOfl rede<br />

neque iure perduellionis insirnulari.<br />

Neque inih i quispinin repet itt i rgumenturn <strong>und</strong> Je popiiii<br />

horn a ni hure ei potesta te in imperatorern et ah hoc in 0eritianos<br />

Irausla Lis.<br />

lilnd enirn duahus rohionibus eletiatur ei conUutaluf. Tun<br />

est, qitam snpemius metulirnus. quod videlicet, 51 etiain flugerernus,<br />

oninern populi Bomani aiiatoriLtem I.ransiisse in 0ermanos,<br />

inala tarnen ost illatio, si -dixeris, curn qui in quarnpiam<br />

Oermciniue cmi Lat<strong>ein</strong> hoslili flieHt aninio, c<strong>und</strong>em sirnili<br />

anirno in Germania in ipsam exti tisse, non rnagis qiiain in<br />

cinilihus dissensionibus (nti panlo auto cx U]piani respoflso<br />

deciaraturn ost) in exiiiurn reipuhlicae itonianne contcndi ddehatur.<br />

Alioquin c1uis rccensere possit nurnerurn hostiurn et perduehlionurn<br />

in 1er (3erni anos a iqne adeo in ipsis Gerrnaniae


- 26 -<br />

visceribus? Nain iii. IMe Germania palet, sie eqmplurek<br />

liahet quos pa)am est etiarn iniussu prineipis Romani<br />

fuisse in quasdam Gerinaniac eitutates olfenso ne plane hostili<br />

anima -<br />

Sec<strong>und</strong>a ratio multis sane verbis non inutilibus expliean<br />

possel, nisi mihi de iure interroga(o vitandnm unserem. Paucis<br />

igilur agam et ad r<strong>ein</strong> -<br />

Ca ii ii na cul a iuriseousultus.


lieber die Gestaltung de g Textes.<br />

So sorgfältig die vol- mir liegende Abschrift des Codex ist, so schlecht;<br />

ist dieser .selbsl,. Trotz der Korrekturen <strong>ein</strong>er zweiten Band wimmelt, die<br />

Handschrift, <strong>von</strong> Fe]ilern, die ich zum grössten Tijeil glaube verbessert, zu 0<br />

haben. Um <strong>ein</strong>e Nachprüfung <strong>und</strong> Nacldiölfe zu eriiig1iclien gehe ich<br />

über (las Einzelne Rechenschaft.<br />

1. ZiinLtelist habe ich die soiiankeiide Ortiiographie gleichmässig<br />

gemacht (x. B.- laesae at. lese, Caesaris St.. Cesaris fetiales st. feciales,<br />

iudicium st. iuditium gesetzt. n. 5, w.), sie ver<strong>ein</strong>facht, (z. B. Arcadius st.<br />

Aro]iadius, consideratnni st. consyderatum) oder sonst die jetzt gehrihicilliche<br />

Schreibweise angenommen (z. 13, repressaiia st, represalia., villdicale<br />

st. vendienre, Fridericus st. Federicus). da<strong>gegen</strong> die Formen filitreis, eolnplureis<br />

iriirl (iuplomai.a eben so beilielialten, wie die Sicinios (Sickingen),<br />

Ouormatia Worms) n. dgl. Die ganz regellos stehenden grossen Anfangsbuchstaben<br />

sind meist durch kl<strong>ein</strong>e ersetzt. Bei den S. 18 fangefühirten<br />

Stellen deutscher tteiehsgeset.ze ist die Orthographie absichtlich geschont<br />

<strong>und</strong> mir das doppelte<br />

ii in IU In d, ha h e nn. b etzal 1 cii n, t. in in itt. ii in gen n.<br />

1 in betza.11eun ver<strong>ein</strong>facht,, • ferner statt ek <strong>und</strong> lx in Marek <strong>und</strong> bet.'zalienn<br />

<strong>ein</strong> k <strong>und</strong> z gesetzt.<br />

2. Die nur durch Anfaiigsbnhhist.aben angedeuteten Worte sind ausgeschrieben<br />

worden (z. 13. procuratore Co,esaris st proeii. rosa., Franciscus<br />

st F. Cinum st. Cy.. ]Jartolns. st Bar. Calderinus st. Ca 1 deric (sie). Dasselbe<br />

ist zu Anfang bei den Namen Trevironsis <strong>und</strong> Nitrenbergensis geseliehon,<br />

wo die Handschrift 'Jr. oder l're. oder Ti ,i - <strong>und</strong> Nn. oder Nur. hai..<br />

3. Die ab <strong>und</strong> zu vorkommenden Siglen sind aufgelösl., so S. 10<br />

Z. 21 n. S. 34 Z. 33 die Sigle züi, ferner S. 17 Z. 11 Cols, wo man an<br />

consultis denken könnte, natürlich dem Zusammenhang nach in coimnunis.<br />

Da<strong>gegen</strong> ist die Auflösung der S. 9 Z. 9 vorkommenden, schwer zu gebenden<br />

Sigle mir 'zweifelhaft,. Das S. 7 Z. 14 in den Text gesetzte etiam, wofür<br />

inder Handschrift <strong>ein</strong> nicht zu entzifferndes vei'sclilnngenes Zeichen sieht,<br />

ist die mir sehr <strong>ein</strong>leuchtende Vermutung des Herrn Dr. Oöldliri v. Tiefenau,<br />

Seriptor an der Wiener Hofhiblioii,ek.


-. 28 -<br />

4. Die <strong>von</strong> d<strong>ein</strong> Schreiber der Handschrift falstAi gelesenen Worte, die<br />

mit Sicherheit hergestellt werden konnten, habe ich ohne weiteres dem<br />

Text <strong>ein</strong>verleibt <strong>und</strong> demnach geschrieben: S. 4 Z. 17 esse st. ost, J. 2(3<br />

viderentur st, viderent, ...0 Z. 21 &erliti st. erediditi, 5. (1 Z. 4 prineipale<br />

st. princip<strong>ein</strong>, Z. 15 poenain st. p000a, 7,• 27 cnr st. quuln, Z. 29 fetiali sL<br />

foenali (verlesen für foetiali), Z. 30 perscript.a st. praeseripla, Z. 31 gera.l.ur<br />

st.. geritur. S. 7 Z. 14 fecisse st. fuisse, S. S 7. 8 coram st. eorui; Z. 14<br />

saeve st. faene, Z. 19 experiri st. aperiri, Z. 22 conationm liane st. edilationis<br />

irene, 7. 33 sq. praesertam st. praefeet.iun, S. 9 Z. 6 Si<strong>ein</strong>iuiu st.<br />

Si<strong>ein</strong>ii. Z. 19 videtur st, Nivet. 7. 26 malorum st. inareornm, S. 10 letzte<br />

irnd S. 11 erste Zeile videatur st.. redatur. S. 12 Z. 21 danmatuni st. ( 1 0 11iinatum,<br />

Z. 27 ren st. Po.. Z. 27 interdicitur st. intereiditmn', 7. 31 eure (jili<br />

at. cum quis. 5. 13 Z. 28 (ob) paternu'ni st. pravum. S. 14 7. 32 perduelhiones<br />

st. perdnellis (aber vgl. n.), S. 15 Z. 25 sa.nct.ionis st. sanct.ior, S. 16<br />

Z. 15 sine st. imo. Z. 20 teneri st.. tameu, S . 17 Z. 30 reeeptae st. repertae,<br />

S. 13 Z. 24 f. ob Jemand hOhem - oder niedere st. mich genannt höhen oder<br />

nidern, S. 19 Z. 2 Jemand st.. genant. S. 20 Z. 34 <strong>und</strong> 31 lierinogenianus<br />

st. liermogenes. Z. 9 scrihit st. stabit, Z. 5 causis st. ansis, S. 22 7 2<br />

Socinus st.. Zosinus, Z. 35 circa. st. cum, 5. 23 Z. 18 deuegalionem st. de,ie-<br />

• gat.is. 5. 24 7,3 ut st.. if., Z. 10 saepe st.. sese, Z. 17 pro st. per.<br />

Eine Anzahl schöner Emeuda.tionen verdanke ich <strong>ein</strong>er fre<strong>und</strong>lichen<br />

Revision des Drucks durch Kollegen Lenel. insbesondere 5. 8 das- saeve<br />

<strong>und</strong> praesert,inm, S. 9 videtur umd maloruin. desgleichen S. 7 die Herstellung<br />

der Titelrubrik Cod. 11,47 et arniorum usus i n 5 ci 0 Pr ilic ill e etc.;<br />

wo die I1rntdsehrift3 a so. n um . . . lib. 10 hat, <strong>und</strong> Anderes.<br />

s: offenbar übersehene oder ausgelassene Worte oder Silben sind aufgenommen<br />

<strong>und</strong> durch Cnrsivsehrift ausgezeichnet.<br />

0. Die vorn Autor gegebenen Cit,ate ans den Rechtsquellen sind d?ircli<br />

Hinzufügung der Zahlen in eckigen Klammern leichter zugänglich gemacht<br />

da<strong>gegen</strong> die im Text angedeuteten, aber am Hand nicht, naeligetragenen<br />

Citate nicht ergänzt ; vielmehr die Stellen ‚alF mit <strong>ein</strong>em Fragezeichen reisehell.<br />

7. Das in <strong>ein</strong>er Klammer gesetzte Fragezeichen deutet anf <strong>ein</strong>e nielltG<br />

geIl o heu e Corrupt.el hin,

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