Die Internationale I.A.A. V 0.2
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GUSTAV LANDAUER 27<br />
die Holz herzuschleppten, um Huß zu verbrennen. O sancta Simplicitas!<br />
Aber von der Mitschuld an dem grausigen Tode Landauers<br />
kann die Sozialdemokratische Partei nicht freigesprochen werden.<br />
Zu solchen heftigen Konflikten führte nun freilich das Verhältnis<br />
zwischen Landauer und den Kommunisten nicht. <strong>Die</strong>se letzteren<br />
waren vernünftigen Auseinandersetzungen gegenüber noch zugänglicher,<br />
und die Führer hatten damals auch noch nicht dieses Bonzenmäßige<br />
wie die der Sozialdemokratie. In der 5. Sitzung des provisorischen<br />
Nationalrates vom 18. Dezember 1918 sagte Landauer: „Ich<br />
gestehe es frei heraus und will es auch denen sagen, die es nicht gern<br />
hören wollen: <strong>Die</strong>se Revolution kann keine Parteiherrschaft bringen,<br />
und die Leute, die sich Bolschewisten und Spartakisten nennen, wenn<br />
die uns nicht bald sagen, was sie wollen, wie sie die menschliche<br />
Gesellschaft, das deutsche Volk organisieren wollen, wenn sie uns<br />
immer nur bedeuten, sie wollen die Herrschaft haben — denn nichts<br />
anderes steckt hinter der Diktatur des Proletariats —, dann gehören<br />
sie in denselben Kessel hinein, in dem die stehen, die nur um die Herrschaft<br />
von Parteien kämpfen, in anderer Form, in anderen Ausdrücken,<br />
aber es ist genau dasselbe. Wir brauchen keine Parteiherrschaft..."<br />
Ich meine, klarer konnte sich Landauer über seine Stellung zur Kommunistischen<br />
Partei wie überhaupt zu den Parteien gar nicht aussprechen.<br />
Seine Haltung stimmt hier vollständig mit dem Standpunkt<br />
der Syndikalisten und Anarchisten überein. Aber es hätte dieses Hinweises<br />
gar nicht bedurft. Aus dem „Aufruf zum Sozialismus", zu<br />
dessen Wiederherausgabe durch Cassirer er 1919 ein Vorwort schrieb,<br />
aus dem hervorgeht, daß er seine Grundanschauungen über freien unabhängigen<br />
Sozialismus nicht geändert, sondern nur vertieft hat, kann<br />
man schon seine ablehnende Haltung gegenüber jedem Partei-<br />
Sozialismus und skommunismus ersehen.<br />
Auch die anfängliche Beteiligung Gustav Landauers an der Münchener<br />
Räterepublik ist alles andere als ein Beweis für Landauers<br />
Neigung zur Kommunistischen Partei. Kurt Eisner, neben Landauer<br />
wohl der fähigste und geistvollste Kopf der sogenannten deutschen Novemberrevolution<br />
und darum auch der von der Reaktion am meisten<br />
gehaßte, berief unmittelbar nach der Umwälzung Landauer und andere<br />
fähige Menschen nach München, um an ihnen Hilfe und Stütze zu finden.<br />
Während dieser Epoche war Landauer unermüdlich, und es ist<br />
zweifellos, daß er einen großen Einfluß auf die Massen hatte. Er hatte<br />
die Gabe des Wortes und übte sie. ohne dabei ein Vielredner zu sein.<br />
Wenn die Diskussionen im Rätekongreß und im provisorischen Nationalrat<br />
auch noch so niedrig am Boden schleiften, sobald Landauer das<br />
Wort ergriff, veränderte sich die Situation. Seine Rede war immer<br />
fesselnd, sogar für seine Gegner, und immer wieder gelang es ihm, den<br />
Kongreß aus seiner Starrheit emporzureißen.<br />
Nach der Ermordung Eisners waren die tapferen Landtagsabgeordneten<br />
panikartig auseinandergestoben. Aber der Zentralrat der Arbeiter-<br />
und Soldatenräte Bayerns berief einen neuen Kongreß ein, und<br />
dieser ermächtigte nach ziemlich stürmischen Verhandlungen ein so-