Die Internationale I.A.A. V 0.2
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SPITZBERGEN 41<br />
Tschenstochau existierten anarchistische<br />
Gruppen, die eine größere Propaganda<br />
führten.<br />
Gleichzeitig waren anarchistische<br />
Gruppen im Auslande tätig. Im Jahre<br />
1907 erschienen in London 2 Broschüren<br />
in polnischer Sprache: „Was wollen die<br />
Anarchisten?", von Turner, und „<strong>Die</strong> Anarchie",<br />
von Malatesta. In demselben<br />
Jahre erschien in Paris die Broschüre „<strong>Die</strong><br />
Gerichtsrede", von Emil Enrico.<br />
Aus Anarchistenkreisen stammte auch<br />
der berühmte M a c h a j s h i, der bewußte<br />
Verfasser und Schöpfer des Systems der<br />
„Arbeiterselbstverschwörung", der starken<br />
Anteil an der russischen Bewegung<br />
nahm, aber keinen Einfluß auf die Polen<br />
hatte. <strong>Die</strong> Jahre 1903—1907 waren in<br />
Polen Jahre des Aufblühens des Anarchismus.<br />
<strong>Die</strong> junge Bewegung mit der kleinen<br />
Vergangenheit, aber reichen Erfahrung,<br />
hatte leider Fehler und Lücken. Um dieselben<br />
auszumerzen und sie zu beseitigen,<br />
wurde im Jahre 1907 eine geheime Konferenz<br />
der anarchokommunistischen Gruppen<br />
Polens und Litauens abgehalten. <strong>Die</strong><br />
angenommenen Resolutionen wurden in<br />
den eigenen Druckereien gedruckt und<br />
in der Arbeiterschaft verbreitet; sie<br />
waren unterzeichnet von den „Föderierten<br />
anarchokommunistischen Gruppen Polens<br />
und Litauens".<br />
(Schluß folgt.)<br />
SPITZBERGEN.<br />
Spitzbergen, eine kapitalistische Oase im<br />
nördlichen Eismeer.<br />
Von K. und S.<br />
Weit ab von den sonnenerwärmten,<br />
fruchtbaren Länderstrecken Mittel-, Westund<br />
Südeuropas, fern von den lärmenden<br />
Stätten moderner Industrie, entwickelte<br />
sich in den letzten Jahren in dem im<br />
nördlichen Polarkreis gelegenen Spitzbergen<br />
eine Kohlenindustrie. Der gierige<br />
Kapitalismus begnügt sich nicht mit den<br />
vorhandenen Schätzen, er sucht in noch<br />
wilden, unerforschten Gegenden nach<br />
neuen Rohstoffquellen, um seine Macht<br />
zu erweitern und seine Reichtümer zu<br />
vermehren. Es gibt keine Schwierigkeiten,<br />
die nicht überwunden, keine Hemmnisse,<br />
die nicht überstiegen werden.<br />
Spitzbergen ist ein Archipel im nördlichen<br />
Eismeer, das aus 5 größeren und<br />
einer größeren Anzahl kleinerer Inseln<br />
besteht, die fast das ganze Jahr hindurch<br />
mit Schnee und Eis bedeckt sind. Es liegt<br />
650 Kilometer vom nördlichsten Teil des<br />
europäischen Festlandes entfernt und ist<br />
mit Dampfschiff in drei Tagen von<br />
Tromsö, Nordnorwegen, zu erreichen. Der<br />
Schiffahrtsverkehr ist jedoch nur in der<br />
Zeit vom 17. April, manches Jahr noch<br />
später, bis etwa zum 20. Oktober offen.<br />
<strong>Die</strong> übrige Zeit sind diese Eisinseln von<br />
jeder Verbindung abgeschlossen. Auf den<br />
eisigen Schneefeldern und Bergen Spitzbergens<br />
gedeiht nicht die mindeste Vegetation.<br />
Polarwölfe und Eisbären sind die<br />
einzigen lebenden Wesen, die bis vor<br />
kurzer Zeit allein diese kalte Zone bewohnten.<br />
Da entdeckten Forschungsreisende, daß<br />
sich an der Oberfläche und unmittelbar<br />
unter der Oberfläche dieser eisigen Felder<br />
und Berge Kohlenvorkommen fanden. Der<br />
internationale Kapitalismus bemächtigte<br />
sich nun mit größter Eile der neuentdeckten<br />
Schätze. Unter dem arbeitslosen<br />
Proletarierheer des alten Europa fanden<br />
sich bald willige Sklaven, die bereit<br />
waren, mitten aus den Inseln des nördlichen<br />
Eismeeres die schwarzen Schätze<br />
zu heben, wobei sie freilich der grimmigsten<br />
Kälte und den härtesten Prüfungen<br />
an ihrer Gesundheit ausgesetzt sind.<br />
<strong>Die</strong> Temperatur Spitzbergens schwankt<br />
zwischen 30 und 50 Grad Reaumur unter<br />
Null, im Sommer kann es mitunter 6—8<br />
Grad warm werden. Doch hält dies nicht<br />
lange an, bald bricht die Kälte und lange<br />
Winternacht wieder an.<br />
<strong>Die</strong> Eigentümer der Kohlengruben<br />
Spitzbergens sind kapitalistische Gesell-<br />
Schäften Norwegens, Schwedens, Englands,<br />
Hollands, Rußlands, deren Mitglieder<br />
sich vielleicht an den Strahlen<br />
der Herbstsonne in dem blühenden Italien<br />
wärmen oder in den kühlen Fluten des<br />
Mittelmeeres an der Azurküste baden,<br />
während die Proletarier in den Eiswüsten<br />
des Polarkreises ihnen die Mittel für ihre<br />
Freuden durch Aufopferung ihrer Gesundheit<br />
und unter den schwersten<br />
Strapazen durch Schürfen der schwarzen<br />
Diamanten herbeischaffen.<br />
<strong>Die</strong> Kohlenschätze Spitzbergens waren<br />
schon aufgeteilt, ehe noch ein Mensch die<br />
Hacke angesetzt hat. <strong>Die</strong> geförderte Kohle<br />
gehört aber nicht denen, die sie schürfen.