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Friedrich Wilhelm Hackländer. Unter dem Stadtgraben.

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von acht und sieben Jahren, der männliche Sprößling<br />

dagegen ungefähr sechs, alle drei gesunde und wohlgebildete<br />

Kinder.<br />

Die beiden Fräulein Welscher saßen auf <strong>dem</strong> Sopha<br />

und buchstabirten in einem Bilderbuche; sie lasen einförmig<br />

und im strengsten Takte, wie es Kinder zu machen<br />

pflegen und was von Weitem klingt, wie der gedämpfte<br />

Ton einer melancholischen Straßenorgel. Der<br />

Sprößling aber stand hinter den Schwestern mit seinen<br />

beiden Füßen auf <strong>dem</strong> Sopha, hielt in der einen<br />

Hand einen gebratenen Apfel, in der andern ein ansehnliches<br />

Stück Butterbrod und sprach diesen beiden<br />

Leckerbissen sehr eifrig und mit der größten Unparteilichkeit<br />

zu. Das Bilderbuch der Schwestern handelte<br />

von der Naturgeschichte und erzählte von den einzelnen<br />

Eigenschaften, von den Fehlern und Tugenden der<br />

Hausthiere, und so oft die Schwestern sich bemühten,<br />

den Namen eines dieser nützlichen Geschöpfe auszusprechen,<br />

so bemühte sich der Herr Bruder mit vollen<br />

Backen und im schnarrenden Tone die Stimme dieses<br />

Thieres täuschend darzustellen und die eigenthümlichen<br />

Bewegungen desselben sehr geschickt zur Anschauung<br />

zu bringen. Bald krähte er wie ein Hahn und<br />

schlug dabei mit den Händen, daß Apfelblocken und<br />

Stücke Butterbrod in der Stube herumflogen, bald bellte<br />

er wie ein Hund und versuchte eine der Schwestern<br />

gelinde zu beißen, welche ihn statt aller Antwort vom

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