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Friedrich Wilhelm Hackländer. Unter dem Stadtgraben.

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— 65 —<br />

»Schön,« antwortete die Frau, »also wird das Kind<br />

im Bett der Mama schlafen.«<br />

Das war für die beiden Mädchen ein fürchterlicher<br />

Schlag, denn das Mama-Bett wurde von den Kindern<br />

wie ein Heiligthum betrachtet, und nur bei leichtem<br />

Unwohlsein oder bei einer außerordentlich guten Aufführung<br />

war einem hie und da erlaubt worden, in <strong>dem</strong>selben<br />

bei der Mutter zu schlafen.<br />

Das Mama-Bett hatte aber auch namentlich Winters<br />

außerordentlich schätzbare Eigenschaften: in <strong>dem</strong>selben<br />

befand sich eine gute, sehr breite Matratze und ein<br />

sehr dickes und weiches Federbett, und dann stand es<br />

auch in der Nähe des Ofens und war dadurch beständig<br />

von einer behaglichen Wärme durchströmt.<br />

Genug. Die beiden Töchter brachen bei dieser Erklärung<br />

der Mutter in ein lautes Weinen aus, <strong>dem</strong> sich<br />

der junge Herr Welscher, aus <strong>dem</strong> zweiten Schlaf erwachend,<br />

abermals und jetzt mit einem furchtbaren Gebrüll<br />

anschloß. Das fremde Kind drückte sich zitternd<br />

hinter den Ofen und wußte nicht, was mit ihm geschehen<br />

würde.<br />

Nach einigen Secunden aber erklärte sich Emilie bereit,<br />

das fremde Mädchen zu sich ins Bett zu nehmen,<br />

und wie schon hier auf Erden die Belohnung einer guten<br />

That oftmals rasch erfolgt, so auch jetzt: Emilie<br />

wurde in das Mama-Bett spedirt, Sophie und der Herr<br />

Welscher sollten zusammen schlafen und das Kind allein<br />

in <strong>dem</strong> andern Bett.

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