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Friedrich Wilhelm Hackländer. Unter dem Stadtgraben.

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gestehen, daß diese Wäsche, wenn auch klein an Zahl,<br />

doch bestens in Ordnung war. Hiefür sorgte aber auch<br />

die Kiliane, und jedes Hemd, das <strong>dem</strong> Herrn Dubel<br />

gehörte, jedes Vorhemdchen, jeder Vatermörder wurde<br />

von ihr mit besonderer Aufmerksamkeit durchgesehen,<br />

und wir sind überzeugt, sie hätte einen Fehler in<br />

der Wäsche eines gräflichen Hauses übersehen, aber eine<br />

schlecht gebügelt Weeste des Herrn Dubel hätte sie<br />

nicht durchgehen lassen. Dafür war der junge Mensch<br />

aber auch voll Artigkeit gegen die alte Person, las ihr<br />

Abends, ehe das Licht gebracht wurde, an den Tagen,<br />

wo er bei der Frau Welscher arbeitete, die Zeitung vor,<br />

begleitete sie, wie auch heute, nach ihrer Wohnung<br />

und führte sie dabei sorgsam, wie es nur ein Enkel thun<br />

kann, der überzeugt ist, daß ihm seine Großmutter ein<br />

bedeutendes Vermögen zu hinterlassen Willens ist.<br />

Heute Abend machte sich die Kiliane in ihren Taschen<br />

Einiges zu schaffen, ehe sie schied, dann pätschelte<br />

sie beim Weggehen das fremde Kind auf den<br />

Kopf und drückte ihm etwas in die Hand.<br />

Es wurde nun von allen Seiten gute Nacht gewünscht,<br />

– »wohl zu schlafen,« – »bis morgen also« –<br />

und bald war die Stube der Frau Welscher leer und<br />

man hörte nichts mehr, als das Picken der Uhr, das<br />

Sausen des Windes, welcher Regen und Schnee an die<br />

Fenster trieb, und dazu wie früher das Schnarchen des<br />

jungen Herrn Welscher, der nach genossenem Abendbrod<br />

auf <strong>dem</strong> Sopha wieder eingeschlafen war.

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