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Friedrich Wilhelm Hackländer. Unter dem Stadtgraben.

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— 62 —<br />

ihr Brod mit Thränen und konnte nur durch die ernsten<br />

Blicke der Mutter von einem förmlichen Attentat<br />

auf die arme Fremde abgehalten werden. Ueberhaupt<br />

zeigten sich sämmtliche drei Kinder nichts weniger als<br />

freundlich gegen dieselbe gesinnt, und der junge Herr<br />

Welscher, nach<strong>dem</strong> er zum Ergötzen der Dienstmägde<br />

unterschiedliche Grimassen gegen das Kind gemacht,<br />

warf ihm eine Hand voll zusammengeballter Kartoffelschalen<br />

zu, worauf er mit einer klatschenden Ohrfeige<br />

von der harten, knöchernen Hand der Kiliane belohnt<br />

wurde.<br />

Mittlerweile war die gewaltige Suppenfluth versiegt,<br />

die Kartoffeln verschwunden, und die letzten Reste des<br />

Gänsefettes vertilgte der junge Herr Welscher mit einem<br />

Stück Brod. Der Tisch wurde abgeräumt, die alte<br />

Kiliane sowie die Büglerinnen richteten sich zum<br />

Nachhausegehen, erstere band sich eine schwarze Kapuze<br />

um den Kopf, hängte ein kleines Tuchmäntelchen<br />

um und steckte ihre Laterne an; letztere richteten die<br />

großen Haufen Wäsche auf einen Seitentisch zusammen,<br />

stellten die Bügeleisen auf einen Haufen und<br />

schlugen ein großes Tischtuch über die fertige Wäsche.<br />

Der Herr Dubel zog seinen Rock an, suchte seinen Hut<br />

hervor und rechnete mit der Waschfrau ab; diese Abrechnung<br />

war eigentlich mehr ein Tauschgeschäft zu<br />

nennen, denn der Schneider besorgte einen Tag in der<br />

Woche die Flickereien für die Familie, und dafür wurde<br />

ihm seine Wäsche umsonst besorgt, und man muß

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