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Literacy: Lesen, Schreiben und neue Medien - Guides - Educa

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9.5.2. Wie Sachcomics in der Schule einsetzen?<br />

© Universität Freiburg 2006<br />

Die Beschäftigung mit Comics im Unterricht zielt darauf ab, SchülerInnen mit<br />

der Eigenart des Mediums vertraut zu machen. Die Erfahrungen der letzten<br />

Jahre zeigen, dass Comics das <strong>Lesen</strong> nicht verhindern, sondern zum <strong>Lesen</strong><br />

motivieren.<br />

Das Verstehen der Bild-Text-Arrangements erfordert spezifische<br />

Lesegewohnheiten. Es braucht<br />

• eine geübte bildliche Wahrnehmung<br />

• ein schnelles Erfassen der Leserichtung<br />

Die <strong>Lesen</strong>den werden mit Bild <strong>und</strong> Text von Situation zu Situation geführt. Die erzählten Ereignisse laufen vor dem<br />

inneren Auge der Rezipierenden ab, wobei jeder Bildausschnitt als Orientierungshilfe gebraucht wird. Zugleich<br />

konstruieren <strong>Lesen</strong>de Handlungselemente, die der Comic auslässt, in ihrer logischen Abfolge selber mit.<br />

Sachcomics öffnen dank der Unmittelbarkeit von Bildern Zugänge zu Themen im Sachunterricht, die für SchülerInnen<br />

sonst schwer zugänglich sind.<br />

Drei Beispiele, die auch in der Ausstellung ‚Mit Comics zur Sache' prominent vorkommen:<br />

• Vom Schweizer Comic-Macher Derib stammt ‚Jo', die Geschichte einer Teenagerin, die an Aids stirbt. Der<br />

aufklärerische Comic wird in der Schule als Einstieg ins Problemfeld Sexualität – HIV – Drogenkonsum seit<br />

Jahren verwendet.<br />

• Im Auftrag der Schweizer Direktion für Entwicklungszusammenarbeit <strong>und</strong> humanitäre Hilfe (DEH, heute<br />

Deza) hat Cosey den Comic ‚Aminata' geschaffen. Zélie, die bei Adoptiveltern in der Schweiz aufgewachsen<br />

ist, sucht in Burkina Faso nach Aminata, ihrer Fre<strong>und</strong>in aus der Kindheit.<br />

• Nakazawas autobiografischer Comic ‚Barfuss durch Hiroshima' vergegenwärtigt Geschehnisse des 2.<br />

Weltkrieges <strong>und</strong> die Folgen der atomaren Verstrahlung: Der Japaner Keiji Nakazawa überlebt den<br />

Atombombenabwurf 1945; sein Vater, sein Bruder <strong>und</strong> seine Schwester sterben.<br />

Fragen<br />

• Was sind Sachcomics?<br />

• Was bietet die Ausstellung «Mit Comics zur Sache»?<br />

9.6. Sachcomics <strong>und</strong> <strong>Literacy</strong><br />

9.6.1. Welche Ziele verfolgen wir in Sachen <strong>Literacy</strong>?<br />

Mit dem Projekt ‚Sachcomics' wollen wir Einsatzmöglichkeiten von Sachcomics in der Schule ausloten <strong>und</strong> die<br />

Relevanz dieser Beschäftigung für den Unterricht aufzeigen (siehe auch Welche Ziele verfolgen wir für die Schule?).<br />

Das Projekt ist primär auf Studierende der LehrerInnenbildung ausgerichtet, aber nicht ausschliesslich. Ein grösserer<br />

Kreis schliesst zusätzlich interessierte Lehrpersonen mit ein, welche via Weiterbildungskurse zu uns stossen. Unser<br />

Vorhaben ist als längerfristiges Projekt angelegt, das von immer mehr Interessierten laufend weiterentwickelt wird.<br />

Welche Gr<strong>und</strong>fragen stellen sich für den Bereich <strong>Literacy</strong>?<br />

Hinter allen aktuellen <strong>und</strong> zukünftigen Aktivitäten steht eine zentrale <strong>Literacy</strong>-Frage, nämlich:<br />

Was leistet ein Sachcomic verglichen mit einem Sachtext?<br />

Es kann hier nicht darum gehen, diese Frage allumfassend zu beantworten. So weit sind wir im Augenblick nicht.<br />

Zudem wäre hier eine umfassende Studie notwendig. Wir können aber immerhin von unseren Erfahrungen berichten<br />

<strong>und</strong> einige bekannte Tatsachen festhalten.<br />

9.6.2. Was haben Sachcomics mit <strong>Literacy</strong> zu tun?<br />

Ein kurzer geschichtlicher Überblick<br />

Der Comic ist die moderne Form der Bildgeschichte. Audiovisuelle <strong>und</strong> visuelle <strong>Medien</strong> – darunter Comics – haben<br />

sich im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert immer wieder gegenseitig beeinflusst. Durch den Film wurde die Erzählweise in Bildfolgen<br />

gefördert, R<strong>und</strong>funk <strong>und</strong> Hörspiele lieferten Anregungen für comictypische ‚so<strong>und</strong> words'. Auch wenn in den 1960er<br />

Jahren der Comic als Vorläufer für das Fernsehen gesehen wurde, ist <strong>und</strong> bleibt der Comic dennoch eine besondere<br />

Art von Literatur.<br />

In den 1950er <strong>und</strong> 1960er Jahren wurden Comics gesellschaftlich überwiegend abgelehnt. In den 1970ern vollzog<br />

sich eine kulturelle Wende. Der Markt für Comics konnte dank grosser Anstrengungen verschiedener Verlage<br />

geöffnet werden. Das Angebot für Kinder, Jugendliche <strong>und</strong> Erwachsene stieg stetig an. Aber noch heute besteht eine<br />

Diskrepanz zwischen den hohen Verkaufszahlen von Comics einerseits <strong>und</strong> deren geringer kultureller Akzeptanz<br />

andererseits, gerade im schulischen Umfeld.<br />

www.literacy.educaguides.ch 54

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