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Geruch und Geschmack

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<strong>Geruch</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschmack</strong><br />

I. <strong>Geruch</strong>ssinn<br />

• Einführung: Biologische Bedeutung des <strong>Geruch</strong>ssinnes<br />

• <strong>Geruch</strong>sstoffe <strong>und</strong> Aromen<br />

• Anatomie des <strong>Geruch</strong>ssystems:<br />

• <strong>Geruch</strong>srezeptoren<br />

• Der Riechkolben (olfactory bulb)<br />

• Zentrale Verarbeitungspfade im primären olfaktorischen Kortex<br />

• Neuronale Kodierung von Dufstoffen<br />

• Nasal-trigeminales System<br />

• Wahrnehmungs- <strong>und</strong> Erkennungsschwellen,<br />

Empfindungsstärke, Unterschiedsschwellen<br />

• Adaptation <strong>und</strong> Kreuzadaptation, Maskierung<br />

• Funktionsstörungen des <strong>Geruch</strong>ssystems


<strong>Geruch</strong>ssinn: Allgemeines<br />

• Leistungsfähigkeit des <strong>Geruch</strong>ssinnes ist beim Menschen im<br />

Vergleich zu anderen Lebewesen gering.<br />

• Der Mensch kann über 1000 Gerüche unterscheiden; Gerüche<br />

werden aber nicht benannt, sondern durch Assoziationen zu einer<br />

bekannten <strong>Geruch</strong>squelle bezeichnet (etwas riecht wie ...).<br />

• Gerüche bleiben sehr lange im Gedächtnis haften, sie werden<br />

noch nach vielen Jahren wieder erkannt.<br />

• Die Wahrnehmung von Gerüchen bringt oft eine Änderung der<br />

Affektlage mit sich, d.h. die meisten <strong>Geruch</strong>sempfindungen sind<br />

angenehm oder unangenehm.<br />

• Gefühlskomponente ist nicht angeboren, sondern erworben<br />

sowie vom aktuellen Zustand des Organismus (z.B. Hunger)<br />

abhängig.


Biologische Bedeutung des Riechens<br />

• <strong>Geruch</strong>ssinn spielt als Fern- <strong>und</strong> Nahsinn in mehreren<br />

Lebensbereichen eine Rolle, v.a. bei der Nahrungssuche <strong>und</strong><br />

-aufnahme sowie bei der Regelung sozialer Beziehungen.<br />

• Riechempfindungen lassen den Menschen beim Atmen, Essen<br />

<strong>und</strong> Trinken die Aufnahme schädlicher Stoffe meiden (z. B. Gasu.<br />

Brandgeruch) → Schutzreflexe („Luftanhalten“, Niesen,<br />

Würgen).<br />

• Bei Tieren hat der <strong>Geruch</strong>ssinn große Bedeutung im sozialen<br />

Bereich, z.B. über die Markierung von Jagdrevieren mit Hilfe<br />

von <strong>Geruch</strong>sstoffen, bei der Fortpflanzung sowie für das<br />

rechtzeitige Erkennen von Feinden.


Die<br />

„Duftwelt“<br />

des H<strong>und</strong>es<br />

Schnüffeln:<br />

Löst Duftmoleküle vom<br />

Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

transportiert sie in die Nase<br />

Zick-zack-Weg:<br />

Vermeidet Adaptation


Biologische Bedeutung beim Menschen<br />

• Beim Menschen tritt die biologische Bedeutung zurück, doch<br />

wird angenommen, dass auch Sympathien <strong>und</strong> Aversionen<br />

gegenüber anderen Menschen durch Eigengerüche mitbestimmt<br />

werden (man kann jm. „nicht riechen“, „die Chemie muss<br />

stimmen“).<br />

• Experimente:<br />

• Vpn können bei Unterhemden, die 24 St<strong>und</strong>en getragen wurden,<br />

überraschend gut erkennen, welches sie selbst getragen haben bzw.<br />

welches ein Mann oder eine Frau getragen hat.<br />

• Durch den <strong>Geruch</strong>ssinn kann der Monatszyklus von Frauen synchronisiert<br />

werden (sog. McClintock-Effekt nach Stern & McClintock, Nature, 1998).<br />

• Die Sensitivität für „fortpflanzungsrelevante” Gerüche hängt vom<br />

hormonalen Zustand ab (z.B. niedrigere Sensitivität bei Einnahme der<br />

Pille; L<strong>und</strong>strom, McClintock, Olsson, Biol. Psych., 2005).


• Duftstoffe sind chemische Moleküle, die<br />

• in der Luft löslich sind<br />

• Wasser abstoßen<br />

• klein sind<br />

Duftstoffe<br />

• Nicht alle Stoff, die diese drei Bedingungen erfüllen, sind aber<br />

auch „riechbar“, z.B. Methan, Kohlenmonoxid oder Sauerstoff<br />

• Wir riechen nur Stoffe, für die wir auch Rezeptoren haben!<br />

• Es gibt keinen (bisher) erkennbaren Zusammenhang zwischen<br />

der chemischen Struktur eines Moleküls <strong>und</strong> dem damit<br />

verb<strong>und</strong>enen Duft


<strong>Geruch</strong>srezeptoren


Riechschleimhaut <strong>und</strong> Riechkolben


Riechschleimhaut


Riechschleimhaut<br />

• Die Riechschleimhaut enthält (~ 5-6) Millionen<br />

Riechzellen, Stützzellen <strong>und</strong> Basalzellen, letztere<br />

entsprechen ungereiften Riechzellen. Das Riechepithel<br />

wird von Schleim bedeckt, der von den Bowman‘schen<br />

Drüsen, den Becherzellen <strong>und</strong> den Stützzellen<br />

abgesondert wird.<br />

• Es gibt ca. 1000 verschiedene <strong>Geruch</strong>srezeptoren (im<br />

visuellen System nur 4 verschiedene Rezeptoren).<br />

• Die Moleküle der Duftstoffe diff<strong>und</strong>ieren durch die<br />

Schleimschicht <strong>und</strong> gelangen zu den Cilien der<br />

Riechzellen. Auf den Cilien liegen die Rezeptoren,<br />

spezifische Moleküle, die die Duftstoffe binden.


Verschaltung


Kortikale Verarbeitung


Merkmale <strong>und</strong> Topographie<br />

Olfaktorische<br />

Rezeptorneurone (ORN)<br />

reagieren auf viele<br />

verschiedene Duftstoffe


Kodierung im <strong>Geruch</strong>ssinn<br />

• Verschiedene Duftstoffe führen zur<br />

Aktivierung unterschiedlicher Regionen im<br />

Riechkolben<br />

• Ein Bezug zu perzeptuellen oder chemischen<br />

Ähnlichkeiten konnte jedoch (noch) nicht<br />

hergestellt werden


Trigeminales System<br />

• Das trigeminale System ist verantwortlich dafür, dass ein<br />

<strong>Geruch</strong> als stechend, beißend, prickelnd oder brennend<br />

empf<strong>und</strong>en wird.<br />

• Der Nervus trigeminus (V. Hirnnerv) innerviert die gesamte<br />

Gesichtsregion, auch die Riechschleimhaut, steuert z.B.<br />

Kaubewegungen <strong>und</strong> sprechmotorische Abläufe.<br />

• Er ist für Temperatur-, Berührungs- <strong>und</strong> Schmerzreize<br />

empfindlich sowie für flüssige <strong>und</strong> gasförmige chemische Stoffe<br />

(keine eigenen Sinneszellen, sondern freie Nervenendigungen).<br />

• Das trigeminale System hat eine Schutzfunktion; andererseits<br />

empfinden wir teilweise gerade Stoffe als angenehm, auf die das<br />

trigeminale System anspricht (z.B. Meerrettich, Alkohol,<br />

Tabak).


Trigeminales System


<strong>Geruch</strong>squalitäten<br />

• Es ist bisher nicht gelungen, unter den vielen vom Menschen<br />

unterscheidbaren Duftstoffen <strong>Geruch</strong>squalitäten voneinander<br />

abzugrenzen.<br />

• Schon in der Antike ist vermutet worden, dass die Qualität der<br />

Duftempfindung durch die Form der Moleküle der Duftstoffe<br />

bestimmt wird. Es hat sich aber gezeigt, dass Duftstoffe mit<br />

ähnlich geformten Molekülen sehr verschieden, <strong>und</strong> chemisch<br />

unterschiedliche Duftstoffe ähnlich riechen können.<br />

• Außer der Molekülgestalt <strong>und</strong> -größe müssen auch chemische<br />

Eigenschaften <strong>und</strong> die elektrische Ladungsverteilung<br />

berücksichtigt werden.


Duftsysteme<br />

• In der Praxis werden dennoch Duftklassen oder Primärgerüche<br />

definiert.<br />

• Beispiel: Einteilung in die Duftklassen blumig (Rosen), ätherisch<br />

(Birnen), moschusartig (Moschus), kampherartig (Eukalyptus),<br />

schweißig (Schweiß), faulig (faule Eier) <strong>und</strong> stechend (Essig).<br />

• Solche Duftsysteme werden bspw. erstellt, indem Beurteilungen<br />

verschiedener Duftstoffe von mehreren Versuchspersonen<br />

faktoranalytisch untersucht werden.<br />

• Auch aus der Untersuchung partieller Anosmien, d.h. genetisch<br />

bedingter Ausfälle oder Beeinträchtigungen in der Riechfähigkeit<br />

für bestimmte Stoffe, hofft man, auf ein natürliches System der<br />

Düfte schließen zu können.


Wahrnehmungs- <strong>und</strong><br />

Erkennungsschwellen<br />

• Sehr niedrige Konzentrationen eines Duftstoffes können<br />

bewirken, dass eine <strong>Geruch</strong>sempfindung ausgelöst wird, ohne<br />

dass eine Aussage über die Art des Duftes möglich ist. Dabei<br />

ist die Wahrnehmungsschwelle erreicht, d.h. man nimmt nur<br />

wahr, dass etwas riecht.<br />

• Erst bei höherer Konzentration, beim Erreichen der<br />

Erkennungsschwelle, wird der typische <strong>Geruch</strong> der Substanz<br />

erkannt, der Duftstoff kann spezifisch angesprochen werden.<br />

Für viele Stoffe, insbesondere unangenehm riechende, ist die<br />

Nase des Menschen sehr empfindlich.


Empfindungsstärke u.<br />

Unterschiedsschwellen<br />

• Bei überschwelligen Reizen wächst die Empfindungsstärke mit<br />

der Konzentration des Duftstoffes in Form einer Stevens‘schen<br />

Potenzfunktion mit Exponenten zwischen 0.5 <strong>und</strong> 0.6. Im<br />

Vergleich zu anderen Sinnesmodalitäten steigt die<br />

Empfindungsstärke relativ langsam an.<br />

• Unterschiedsschwellen, die man früher für vergleichsweise hoch<br />

hielt, sind tatsächlich relativ niedrig; ein Reiz muss eine um ca.<br />

11% höhere Konzentration als der Ausgangsreiz haben, um als<br />

stärker wahrgenommen zu werden.<br />

• Gezieltes Training kann das „begriffliche Erkennen“ von<br />

Gerüchen um einiges verbessern, z.B. bei Parfumherstellern, die<br />

eine Unzahl von Düften in verschiedener Konzentration<br />

erkennen können.


Adaptation<br />

• Das Einwirken von Reizen über längere Dauer führt zu Adaptation, d.h.<br />

die Empfindungsstärke nimmt ab.<br />

• Das Ausmaß der Schwellenerhöhung ist v.a. von der Reizkonzentration<br />

abhängig. Die Schwelle steigt anfangs schnell, dann langsamer, <strong>und</strong><br />

bleibt bei einem Vielfachen der Ausgangsschwelle konstant.<br />

• Je höher die ursprüngliche Konzentration, umso länger dauert es, bis die<br />

Schwelle nicht mehr steigt. Sehr lang anhaltende Reize mit hoher<br />

Intensität können ein völliges Verschwinden der <strong>Geruch</strong>sempfindung zur<br />

Folge haben (vollständige Adaptation).<br />

• Die Erholung nach Adaptation hat einen ähnlichen Verlauf, die<br />

Empfindlichkeit nimmt zunächst schnell, dann langsamer zu <strong>und</strong> erreicht<br />

schließlich den ursprünglichen Wert.<br />

• Adaptation kann auch die Qualität der <strong>Geruch</strong>sempfindung beeinflussen,<br />

wenn durch Adaptation an eine Komponente die Wahrnehmung anderer<br />

Komponenten eines Gemischs gefördert wird.


Adaptationsverlauf<br />

(Schwefelwasserstoff)


Einseitige Adaptation<br />

• Experimente zur einseitigen Adaptation zeigten, dass die<br />

Empfindlichkeit zwar an beiden Seiten abnahm, im gereizten<br />

Nasenloch dauerte die Erholung bis zum Erreichen der<br />

ursprünglichen Empfindlichkeit aber länger als im anderen.<br />

• Daraus lässt sich schließen, dass der Adaptationsvorgang eine<br />

schnellere zentrale <strong>und</strong> eine langsamere periphere Komponente<br />

hat.


Kreuzadaptation<br />

• Von Kreuzadaptation spricht man, wenn die Adaptation an einen<br />

Duftreiz A auch die Empfindlichkeit für andere, aber nicht für<br />

alle Substanzen herabsetzt, die wiederum bei Adaptation die<br />

Schwelle für den Duftreiz A erhöhen oder nicht.<br />

• Es gibt Paare von Reizen ohne Kreuzadaptation <strong>und</strong> solche mit<br />

schwächerem <strong>und</strong> stärkerem Effekt, die Adaptationswirkung<br />

kann dabei wechselseitig gleich oder ungleich sein.<br />

• Die Ursache der Kreuzadaptation ist noch nicht geklärt.


Maskierung<br />

• Verschiedene Duftkomponenten können miteinander reagieren<br />

<strong>und</strong> über chemisch-physikalische Mischungseffekte einen<br />

neuen Duft erzeugen.<br />

• Die parallele Verarbeitung im Wahrnehmungssystem führt zu<br />

sensorischen Mischungseffekten.<br />

• Setzt sich ein Duftstoff in der Mischung durch <strong>und</strong> unterdrückt<br />

die Wahrnehmung anderer Komponenten, so spricht man von<br />

Maskierung.<br />

• Das Phänomen der Maskierung ist besonders in der<br />

angewandten Riechforschung von Bedeutung, wenn es darum<br />

geht „maskierende Duftstoffe“ (z.B. Raum- <strong>und</strong><br />

Toilettensprays) zu erzeugen.


Störungen des <strong>Geruch</strong>ssinnes<br />

• Die Erhöhung der Wahrnehmungs- <strong>und</strong>/oder<br />

Erkennungsschwelle heißt Hyposmie, das völlige Fehlen von<br />

<strong>Geruch</strong>sempfindungen Anosmie.<br />

• Von Dysosmien spricht man, wenn unangenehme<br />

<strong>Geruch</strong>sempfindungen durch beliebige Duftstoffe ausgelöst<br />

werden (Kakosmien) oder sogar ohne Vorhandensein eines<br />

Reizstoffes entstehen (Phantosmien).<br />

• Die Ursachen derartiger Störungen sind sehr verschieden, z.B.<br />

allergische Rhinitiden (Nasenschleimhautentzündungen) <strong>und</strong><br />

Kopftraumata, partielle Anosmien werden z.T. vererbt.


<strong>Geruch</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschmack</strong><br />

II. <strong>Geschmack</strong>ssinn<br />

• Einführung: Biologische Bedeutung des <strong>Geschmack</strong>ssinnes<br />

• <strong>Geschmack</strong>squalitäten<br />

• Anatomie des <strong>Geruch</strong>ssystems:<br />

• <strong>Geschmack</strong>srezeptoren<br />

• Zentrale Verarbeitungspfade im gustatorischen System<br />

• Neuronale Kodierung von <strong>Geschmack</strong>smerkmalen<br />

• Wahrnehmungsschwellen, Empfindungsstärke, Adaptation<br />

• Störungen des <strong>Geschmack</strong>ssinns


<strong>Geschmack</strong>ssinn: Allgemeines<br />

• Der <strong>Geschmack</strong>ssinn ist ein Nahsinn (zumindest bei höheren<br />

Wirbeltieren, während er bei Fischen auch zur Fernorientierung<br />

beitragen kann), d.h. <strong>Geschmack</strong>sempfindungen können nur<br />

dann ausgelöst werden, wenn die Reize innerhalb oder<br />

unmittelbar vor der M<strong>und</strong>höhle liegen, so dass sie Kontakt mit<br />

der Zunge haben.<br />

• In der Regel sind <strong>Geschmack</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Geruch</strong>swahrnehmungen<br />

subjektiv miteinander verknüpft, d.h. der subjektive <strong>Geschmack</strong><br />

einer Speise enthält beide Komponenten, da sie normalerweise<br />

auch gemeinsam auftreten.<br />

• Beide Sinne beruhen auf Chemorezeptoren. Außerdem wirken<br />

auch Wärme-, Kälte-, Druck- <strong>und</strong> Schmerzeindrücke an der<br />

naiven <strong>Geschmack</strong>swahrnehmung mit.


Biologische Bedeutung des<br />

<strong>Geschmack</strong>ssinnes<br />

• Biologisch gesehen dient der <strong>Geschmack</strong>ssinn der Bestimmung<br />

<strong>und</strong> Auswahl von Nahrungsmitteln.<br />

• Bitterer <strong>und</strong> saurer <strong>Geschmack</strong> zeichnet unter natürlichen<br />

Bedingungen Nahrungsmittel aus, die unbekömmlich oder evtl.<br />

schädlich sind. Beide Empfindungen sind subjektiv<br />

unangenehm.<br />

• Süße <strong>und</strong> salzige Stoffe haben einen hohen Nährwert bzw.<br />

müssen aus physiologischen Gründen aufgenommen werden,<br />

die von ihnen ausgelösten Empfindungen sind eher angenehm.


Regulierung von Mangelzuständen<br />

• Mangel an Glukose <strong>und</strong> Kochsalz im Blut führen zur<br />

Entwicklung eines spezifischen Hungers für süße Nahrung bzw.<br />

für Salz, der sich in einem größeren Appetit <strong>und</strong> einem<br />

besonders angenehmen <strong>Geschmack</strong> äußert.<br />

• Dieser spezifische Hunger hat seine Ursachen im Nervensystem,<br />

nicht in einer Änderung der Erregbarkeit der<br />

<strong>Geschmack</strong>ssinneszellen.<br />

• Die physiologische Bedeutung des <strong>Geschmack</strong>ssinnes für die<br />

Nahrungsaufnahme zeigt sich auch darin, dass Ratten sich<br />

richtig ernähren, wenn sie ein großes Angebot natürlicher<br />

Nahrung zur Verfügung haben, nicht aber, wenn künstliche<br />

Nahrung angeboten wird, die z.B. bei hohem Nährwert bitter<br />

schmecken.


Nahrungsmittelaversion<br />

• Im Kontext der Klassischen Konditionierung auch als „bate<br />

shyness“ (Köderscheue) oder (beim Menschen) als „Sauce<br />

Bernaise Syndrom“ (Seligmann) bekannt.<br />

• CS = Saccharoselösungm, UCS = Röntgenbestrahlung<br />

• UCR = Übelkeit, CR = Vermeidungsverhalten<br />

• Schützt dauerhaft vor dem Genuss von schädlichen<br />

Nahrungsmitteln.<br />

• Problem: Kann im Zusammenhang mit Chemo- oder<br />

Strahlentherapie (im Rahmen der Krebstherapie) zu<br />

Nahrungsmittelverweigerung führen.


Papillen<br />

• Die Oberfläche der menschlichen Zunge ist mit Schleimhaut<br />

bedeckt <strong>und</strong> bildet feine Erhebungen, sog. Papillen.<br />

• Nach ihrer äußeren Form werden vier Typen unterschieden,<br />

Wall-, Blätter-, Pilz- <strong>und</strong> Fadenpapillen.<br />

• Pilzpapillen liegen auf der gesamten Zungenoberfläche.<br />

• Wallpapillen sind ca. 1-3 mm groß, von oben gesehen r<strong>und</strong>, <strong>und</strong> liegen<br />

an der Grenze zum Zungenrand.<br />

• Blätterpapillen haben die Form dicht hintereinander liegender Falten <strong>und</strong><br />

befinden sich am hinteren Seitenrand der Zunge. Bei Kindern sind sie<br />

gut entwickelt, bei Erwachsenen aber meist zurückgebildet.<br />

• Fadenpapillen bedecken die übrige Zungenfläche, enthalten aber keine<br />

<strong>Geschmack</strong>sorgane.


<strong>Geschmack</strong>sknospen<br />

• Die eigentlichen <strong>Geschmack</strong>sorgane heißen wegen ihrer Form<br />

<strong>Geschmack</strong>sknospen, sie liegen in den Seitenwänden der<br />

Blätter- <strong>und</strong> Wallpapillen <strong>und</strong> auf der Oberfläche der<br />

Pilzpapillen.<br />

• Der Mensch hat ca. 2000 <strong>Geschmack</strong>sknospen (Höhe: 70 µm,<br />

Durchmesser: 40 µm).<br />

• Zwischen den Papillen enden die Ausführungsgänge der<br />

Spüldrüsen, die im Bindegewebe unterhalb der Papillen liegen.<br />

Sie sondern ein Sekret ab, das Speiseteilchen <strong>und</strong><br />

Mikroorganismen fortschwemmt <strong>und</strong> die Konzentration der<br />

Reizstoffe an den <strong>Geschmack</strong>sknospen reduziert.


<strong>Geschmack</strong>sknospen<br />

• Jede <strong>Geschmack</strong>sknospe besteht aus 40-60 Zellen<br />

(Sinneszellen, Stützzellen, Basalzellen). Wasserlösliche<br />

Reizstoffe gelangen von der Zungenoberfläche durch einen<br />

Porus in einen flüssigkeitsgefüllten Raum über der<br />

<strong>Geschmack</strong>sknospe <strong>und</strong> von dort zur Membran der Mikrovilli,<br />

die von den Sinneszellen ausgehen.<br />

• <strong>Geschmack</strong>ssinneszellen haben keine ableitenden Fortsätze<br />

(sek<strong>und</strong>äre Sinneszellen), stattdessen treten ~50 afferente<br />

Fasern in jede <strong>Geschmack</strong>sknospe, verzweigen sich dort <strong>und</strong><br />

bilden Synapsen an den Sinneszellen. Die einzelnen<br />

Sinneszellen leben ca. 10 Tage, danach sterben sie ab <strong>und</strong><br />

werden durch Abkömmlinge der Basalzellen ersetzt.


<strong>Geschmack</strong>ssinneszellen<br />

Bisherige „falsche“<br />

Annahme:


Zentrale<br />

Verarbeitungpfade


Kortikale Verarbeitung


Die vier <strong>Geschmack</strong>squalitäten<br />

• Für den <strong>Geschmack</strong>ssinn lassen sich vier Gr<strong>und</strong>empfindungen<br />

gegeneinander abgrenzen: süß, sauer, salzig, bitter. Daneben<br />

können die Nebenqualitäten alkalisch bzw. seifig bei Reizung mit<br />

Pottasche (Kaliumkarbonat) <strong>und</strong> metallisch bei Reizung mit<br />

manchen Metallen <strong>und</strong> Metallsalzen empf<strong>und</strong>en werden.<br />

• Die vier Gr<strong>und</strong>qualitäten werden z.B. durch folgende Substanzen<br />

hervorgerufen:<br />

süß:<br />

Glukose, Saccharose, Saccharin, D-Leucin, Berryliumchlorid<br />

sauer: Salzsäure, Essigsäure, Zitronensäure, Weinsäure<br />

salzig: Kochsalz, Ammoniumchlorid, Magnesiumchlorid,<br />

Natriumfluorid<br />

bitter: Chininsulfat, Nicotin, Coffein, L-Leucin, Magnesiumsulfat (=<br />

Bittersalz)


<strong>Geschmack</strong>stetraeder n. Henning


Adaptation (Kochsalz)


Hedonik (angeborene)<br />

A: neutral B: süß C: sauer D: bitter


Hedonik <strong>und</strong> Reizkonzentration


Störungen des <strong>Geschmack</strong>ssinnes<br />

• Bei Wahrnehmungsschwellen über dem Normalbereich, also<br />

verminderter Empfindlichkeit, spricht man von Hypogeusie,<br />

beim Fehlen von <strong>Geschmack</strong>sempfindungen von Ageusie.<br />

• Am häufigsten kommen sie bei bitter schmeckenden Substanzen<br />

vor. Als Dysgeusien werden inadäquate <strong>Geschmack</strong>sempfindungen<br />

bezeichnet, die dem Reiz nicht entsprechen oder<br />

ohne Reiz auftreten <strong>und</strong> meist unangenehm sind. Sie treten bei<br />

verschiedenen Krankheitsbildern, z. B. bei Karzinomen, auf.


Zusammenwirken<br />

von <strong>Geschmack</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Geruch</strong><br />

Identifikation von Stoffen<br />

Schwarz:<br />

Normale sensorische<br />

Bedingungen<br />

Schraffiert:<br />

Ausschaltung der<br />

retronasalen<br />

Wahrnehmung


<strong>Geschmack</strong> <strong>und</strong> <strong>Geruch</strong><br />

• <strong>Geschmack</strong> <strong>und</strong> <strong>Geruch</strong> sind chemische<br />

Sinne<br />

• <strong>Geruch</strong> ist speziell:<br />

– Keine Schaltstation im Thalamus<br />

– Keine erkennbare Topographie<br />

– Keine erkennbaren einfachen Merkmale<br />

• <strong>Geruch</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschmack</strong> arbeiten meist<br />

zusammen<br />

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