2013 M04 - Oktober/November/Dezember - BLS
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Performance Galanacht<br />
Kultur trifft Wirtschaft. Eigens komponierte Klangaktionen, dazu audiovisuelle<br />
Eindrücke vom Festival Transart: Bei den Südtirol Awards <strong>2013</strong> wurde außergewöhnlicher Kunstgenuss<br />
serviert. Transart-Leiter Peter Paul Kainrath und Komponist Eduard Demetz über die Performance.<br />
Wieso war das Festival Transart Partner<br />
der Südtirol Awards?<br />
Peter Paul Kainrath: Es gibt einen starken<br />
gemeinsamen Nenner für das Festival<br />
und die Awards, und das ist die Innovation.<br />
Für mich hat Innovation, egal in<br />
welchem Bereich, immer auch mit<br />
künstlerischem Denken zu tun. Deshalb<br />
haben wir als Festival immer die Nähe<br />
zu innovativen Unternehmen gesucht.<br />
Meine Erfahrung ist die, dass viele Unternehmen<br />
aus der näheren Betrachtung<br />
zeitgenössischer Kultur unheimliche<br />
Denkanstöße empfangen, die sie<br />
dann in ihren Betrieb hineintragen und<br />
übersetzen. Durch unsere Teilnahme<br />
wollten wir signalisieren: Künstlerische<br />
Innovation ist stark mit unternehmerischer<br />
Innovation verbunden und beide –<br />
Wirtschaft und Kultur – verbinden sich<br />
an diesem Abend miteinander.<br />
Was drückt Transart aus, und wie wurde<br />
das in die Nacht der Awards übersetzt?<br />
Peter Paul Kainrath: Wir haben uns der<br />
zeitgenössischen Kultur verschrieben<br />
und setzen dabei in erster Linie auf<br />
das Erleben. Genau diese Erlebnisräume<br />
spielten auch bei der<br />
Abend-Performance eine große<br />
Rolle. Innovation ist nicht nur<br />
theoretisch, sondern ein atmosphärischer<br />
Zustand:<br />
Wenn Innovation selbstverständlich<br />
wird, entsteht<br />
eine weltoffene<br />
Atmosphäre, und die<br />
unternehmerische Tätigkeit<br />
wird weit über<br />
den ökonomischen<br />
Zweck hinausgehievt.<br />
Für alle, die nicht dabei waren:<br />
Wie war die Transart-Performance?<br />
Peter Paul Kainrath: Die<br />
Transart-Einschübe funktionierten<br />
auf zwei Ebenen.<br />
Zum einen wurden Videos<br />
von wichtigen Momenten<br />
des Festivals <strong>2013</strong> gezeigt, die sehr präzise<br />
auf den Punkt brachten, wo die<br />
Stärke des Festivals eigentlich liegt:<br />
nämlich in der Verschränkung zwischen<br />
diesem einzigartigen Habitat<br />
und dezidiert zeitgenössischen Kulturaufführungen.<br />
Zum anderen gab es<br />
Live-Performances, die anders als übliche<br />
Aufführungen vom Zuschauerraum<br />
aus starteten und so für starke Überraschungsmomente<br />
sorgten. Dabei handelte<br />
es sich um Klangaktionen, die<br />
extra für den Event von Eduard Demetz<br />
komponiert worden waren.<br />
Die Frage an den Komponisten: Welche<br />
Klangaktionen waren das?<br />
Eduard Demetz: Die Herausforderung<br />
war, eine Klangsituation mit Sängern<br />
zu gestalten, die nicht auf der Bühne<br />
stehen, sondern irgendwo im Publikum<br />
sitzen. Für die Besucher des<br />
Abends war das, glaube ich, sehr spannend;<br />
es ist doch sehr überraschend,<br />
wenn dein Sitznachbar plötzlich zu singen<br />
anfängt, dann jemand zehn Reihen<br />
hinter dir und so fort, bis schließlich<br />
ein ganzer Chor singt. Ich habe dabei<br />
eigens für den Abend vier „Klangaktionen“<br />
komponiert, „akustische Fantasiegebilde“,<br />
wenn man so will. Das<br />
klang einmal wie viele kleine Wellen,<br />
dann gab es ein vielfaches Sich-Artikulieren<br />
wie Räuspern, Lispeln, beim dritten<br />
Einschub arbeitete ich mit Lichteffekten,<br />
und beim vierten standen die<br />
Sänger auf und gingen zur Bühne, wo<br />
eine traditionelle Chorsituation mit Dirigent<br />
den Abschluss bildete. Gesungen<br />
hat der Coro Filarmonico Trentino<br />
unter Sandro Filippi.<br />
Was war das Neue an der Performance?<br />
Eduard Demetz: Sicher die Verbindung<br />
von Elektronik und Stimme.<br />
Einzelne Sänger wurden nämlich<br />
elektronisch verstärkt, ihre Stimme<br />
während der Aufführung live bearbeitet.<br />
Durch die Bearbeitung ergeben<br />
sich tolle Möglichkeiten, es<br />
bilden sich ganze Berge aus<br />
Klang. Somit entsteht sozusagen<br />
mit zeitgenössischem<br />
Vokabular etwas<br />
Neues, Innovatives.<br />
Und hier sind<br />
wir auch wieder<br />
beim gemeinsamen<br />
Nenner des<br />
Abends – der Innovation.<br />
(BK)<br />
Komponist Eduard Demetz<br />
(li.) und der Leiter des<br />
Transart-Festivals Peter<br />
Paul Kainrath