Hypercalcämie
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<strong>Hypercalcämie</strong><br />
Marius Kränzlin & Jürg Schifferli
<strong>Hypercalcämie</strong><br />
• <strong>Hypercalcämie</strong> = Serum Ca++ > 2,7 mmol/l<br />
• Ionisiertes Ca++ > 1.3 mmol/l<br />
• Von einer hyperkalzämischen Krise spricht man ab<br />
einem Gesamtserumcalcium von >3,5 mmol/l. Hier<br />
treten Polyurie, Erbrechen, Exsikkose mit Fieber<br />
und Psychosen Koma.
<strong>Hypercalcämie</strong><br />
Maligne Tumoren (Brust, Bronchus, Multiples Myelom),<br />
etc.<br />
Metastasen + Entzündung (Zytokinen, TNFa, IL-1)<br />
Parathormonverwandter Peptide (PTHrP)<br />
PTH (selten!)<br />
Vit D, Thiaziddiuretika<br />
Sarkoidose (Makrophagen), Immobilisation
DD <strong>Hypercalcämie</strong><br />
• <strong>Hypercalcämie</strong> mit erhöhtem PTH:<br />
– primärer und tertiärer Hyperparathyreoidismus<br />
– Hyperkalzämie unter Lithium-Therapie<br />
(ca. 10 % der behandelten Patienten): herabgesetzte<br />
Empfindlichkeit des Calcium-sensing-Rezeptors an den<br />
Nebenschilddrüsenzellen, dadurch enthemmte PTH-Sekretion<br />
– familiäre hypokalziurische Hyperkalzämie:<br />
seltene genetische Störung mit partiellem Funktionsverlust des<br />
Calcium-sensing-Rezeptors an den Nebenschilddrüsen- und<br />
Nierentubuluszellen; in der Folge verminderte kalziumvermittelte<br />
Hemmung der PTH-Ausschüttung, Hyperkalzämie und<br />
Hypokalziurie durch vermehrte tubuläre Rückresorption von<br />
Kalzium
DD <strong>Hypercalcämie</strong><br />
• <strong>Hypercalcämie</strong> mit erniedrigtem PTH:<br />
– Malignome:<br />
osteolytische, durch lokale Zytokine vermittelte Metastasen oder<br />
paraneoplastische, ektope Bildung eines PTH-ähnlichen Peptids<br />
(PTHrP)<br />
– Vitamin D-Intoxikation: osteolytische Wirkung bei Überdosierung<br />
– Sarkoidose und Tuberkulose:<br />
Vitamin D-Bildung durch Makrophagen in Granulomen<br />
– Immobilisation: erhöhte Kalziumfreisetzung aus dem Skelett<br />
– Hyperthyreose: erhöhter Knochenturnover<br />
– Einnahme von Thiazid-Diuretika: renale Rückresorption Ca ↑<br />
– Milch Alkali syndrom<br />
– HIV/AIDS: viral vermittelte Osteolysen<br />
– Intoxikationen mit Theophyllin und Acetylsalicylsäure:<br />
Mechanismus unbekannt
Diagnostisches Vorgehen bei <strong>Hypercalcämie</strong><br />
S-Calcium (Albumin-korrigiert) > 2.65 mmol/L (2x), ev. ionisiertes Ca*<br />
Anamnese, klin. Untersuchung<br />
keine medikamentöse Ursache (Lithium, Thiazide)<br />
Normale Nierenfunktion<br />
Intact PTH n - ↑↑<br />
Intact PTH ↓<br />
uCalcium (FE Ca )<br />
nicht PTH vermittelte HyperCa ++<br />
Primärer HPT<br />
u-Ca Cl /Cr Cl >0.02<br />
FHH<br />
u-Ca Cl /Cr Cl
Primärer Hyperparathyroidismus<br />
• Aetiologie<br />
– Adenom 85%<br />
– Multiple Adenome 5%<br />
– Hyerplasie 10%<br />
– Karzinom < 1%<br />
• Inzidenz<br />
– 42/100’000<br />
• Prävalenz<br />
– 1/1’000<br />
• Frauen: Männer = 2-3:1<br />
• Inzidenz steigt mit dem Alter<br />
• Postmenopausale Frauen<br />
– Inzidenz 5x Allgemeinbevölkerung<br />
– Prävalenz 4/1’000
Primärer HPT: Laboruntersuchungen<br />
• Serum Gesamt-Calcium<br />
• Gesamteiweiss / Albumin<br />
• Intaktes PTH<br />
• Serum Phosphat<br />
• Kreatinin (Serum und Urin)<br />
• Urin Calcium (Spot nüchtern am morgen oder 24h)<br />
--> FE Ca = fraktionierte Calciumausscheidung<br />
• 25OH-D<br />
• Densitometrie<br />
• Knochenabbaumarker<br />
• Lokalisationsdiagnostik (Sestamibi-Szinti und Ultraschall)
Beziehung zwischen Calcium und Parathormon<br />
PTH-Sekretion (%-Maximum)<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
1.0 2.0 3.0<br />
Ionisiertes Calcium (mM)<br />
Calcium in Relation zu PTH berücksichtigen bei Interpretation:<br />
z.B. Calcium 2.00 mmol/l (N 2.15-2.62). und PTH 42 pg/ml (N 10-60) Hypoparathyroidismus<br />
Calcium 2.70 mmol/l und PTH 50 pg/ml Hyperparathyroidismus
<strong>Hypercalcämie</strong><br />
Therapie:<br />
Hypovolämie korrigieren<br />
(Furosemid)<br />
(Glucocorticoide)<br />
(Calcitonin)<br />
(Haemodialyse)<br />
Bisphosphonaten / Zoledronat , Ibandronat,<br />
Monoklonaler Ak anti-Rankl Ak (Denosumab)
„Practice Points“ <strong>Hypercalcämie</strong><br />
• 90% der HyperCa: prim. HPT oder maligner Tumor<br />
– Primärer HPT häufigste Ursache in Praxis<br />
– maligne <strong>Hypercalcämie</strong> häufigste Ursache bei hospitalisierten<br />
Patienten<br />
– Unterscheidung mit Bestimmung des intakten PTH<br />
– DD primärer HPT und familiäre hypocalciurische HyperCalcämie<br />
• HPT Behandlung:<br />
– Symptomtische Patienten --> Chirurgie<br />
– Asymptomatische Patienten --> Beobachtung, evt. BIS<br />
• Maligne HyperCa<br />
– HHM (PTHrp) und LOH (osteolytische Metastasen) am häufigsten<br />
– Behandlung:<br />
• Rehydration, Bisphosphonate (ZOL>PAM), Denosumab, Calcitonin<br />
• Zukünftige Therapieoptionen: Anti-PTHrp-Ab