Fabio Mussi <strong>Die</strong> <strong>Rückkehr</strong> <strong>italienischer</strong> <strong>Immigranten</strong> <strong>in</strong> <strong>ihre</strong> <strong>Heimat</strong> Entscheidende Faktoren Fotoroman für Migranten und Migrant<strong>in</strong>nen Abb. 1 10
Fabio Mussi <strong>Die</strong> <strong>Rückkehr</strong> <strong>italienischer</strong> <strong>Immigranten</strong> <strong>in</strong> <strong>ihre</strong> <strong>Heimat</strong> Entscheidende Faktoren 3.3.2.2. Zivilstand Der Zivilstand hat ke<strong>in</strong>en allzu grossen E<strong>in</strong>fluss auf die Entscheidung. Tendenziell kann man jedoch behaupten, dass vor allem verwitwete <strong>Immigranten</strong> eher <strong>in</strong> der Schweiz bleiben. Verstirbt der Ehepartner/die Ehepartner<strong>in</strong> nach der <strong>Rückkehr</strong>, beschliessen die Alle<strong>in</strong>gebliebenen oft <strong>in</strong> die Nähe <strong>ihre</strong>r K<strong>in</strong>der zu ziehen. <strong>Die</strong>s kann allenfalls auch bedeuten, erneut <strong>in</strong> die Schweiz auszuwandern. Hauptsächlich kommt es aber auf das Umfeld drauf an. Haben sie <strong>in</strong> Italien noch andere Verwandte und viele Freunde, können ihnen diese allenfalls mehr Zeit widmen als <strong>ihre</strong> K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Schweiz. 3.3.3. Gesundheitlicher Zustand 3.3.3.1. Arbeitsbed<strong>in</strong>gte Beschwerden Der Gesundheitszustand der älteren <strong>Immigranten</strong> ist besorgniserregend. Jeder 6. Mann und jede 10. Frau ist <strong>in</strong>folge Arbeitsunfähigkeit vor dem Pensionsalter frühzeitig aus dem Arbeitsmarkt ausgeschieden. Bed<strong>in</strong>gt ist diese Invalidität durch e<strong>in</strong>e über Jahrzehnte h<strong>in</strong>weg ohne Unterbruch ausgeführte aufreibende Tätigkeit unter den prekärsten Lebensbed<strong>in</strong>gungen. (Halter (Hrsg.), 2003, S. 244) 3.3.3.2. Gesundheits- und Alters<strong>in</strong>stitutionen Vor allem <strong>in</strong> Süditalien ist die Gesundheitliche Versorgung schlecht, doch auch im Norden zeigen sich schon gewisse Mängel. Gesundheitlich angeschlagene <strong>Immigranten</strong> bevorzugen deshalb <strong>in</strong> der Schweiz zu bleiben. Zudem s<strong>in</strong>d sie vor allem der Ansicht, Anrecht auf die Gesundheits<strong>in</strong>stitutionen des Landes zu haben, für welches sie <strong>ihre</strong> Gesundheit ru<strong>in</strong>iert haben. Für jene, welche f<strong>in</strong>anziell etwas knapp bei Kasse s<strong>in</strong>d, bietet jedoch das italienische Gesundheitssystem wesentliche Vorteile. In Italien erhalten die Hausärzte e<strong>in</strong>e pro Kopf Pauschale für <strong>ihre</strong> Patienten. Dadurch entfallen die hohen Krankenkassenprämien. <strong>Die</strong>s ist jedoch nur e<strong>in</strong> Vorteil, solange man nicht ernsthaft erkrankt und e<strong>in</strong>er sofortigen Behandlung bedarf. Denn das staatliche italienische Gesundheitssystem ist sehr <strong>in</strong>effizient und daher ist mit sehr langen Wartezeiten zu rechnen. Häufig lassen sich darum Italiener von privaten E<strong>in</strong>richtungen behandeln. <strong>Die</strong>se s<strong>in</strong>d zwar qualitativ hochstehend, jedoch enorm teuer. Für die Arbeiterschicht, <strong>in</strong> welcher sich auch der grösste Teil der zurückgekehrten <strong>Immigranten</strong> bef<strong>in</strong>det, also kaum bezahlbar. Altersheime s<strong>in</strong>d bei Italienern im Allgeme<strong>in</strong>en eher unbeliebt. Sie gehen darum nur, wenn es wirklich ke<strong>in</strong>e andere Lösung mehr gibt und auch dann nur widerwillig. Es steckt <strong>in</strong> <strong>ihre</strong>r Kultur, dass die älteren Familienmitglieder <strong>ihre</strong>n Lebensabend <strong>in</strong> der Familie der Tochter oder des Sohnes verbr<strong>in</strong>gen. Doch auch <strong>in</strong> Italien ist dies heute <strong>in</strong> der Regel nur noch e<strong>in</strong>e Wunschvorstellung, die vor allem für zurückgekehrte <strong>Immigranten</strong> sicherlich niemals realisierbar se<strong>in</strong> wird. Ausschlaggebend ist jedoch <strong>in</strong> allen Fällen, dass sich die Mentalität der Jungen verändert hat. Während für alte Leute <strong>in</strong> Italien der Umzug <strong>in</strong>s Altersheim die grosse Enttäuschung bedeutet, ist es für italienische <strong>Immigranten</strong>, die <strong>in</strong> der Schweiz <strong>in</strong>s Altersheim gehen, vielmehr e<strong>in</strong> Schock. Jugendträume, Traditionen sowie zum Beispiel auch Essensgewohnheiten gehen verloren. Zudem ist für jene, welche die Sprache nur schlecht beherrschen, die Kommunika- 11