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Die Rückkehr italienischer Immigranten in ihre Heimat - Gymnasium ...

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Fabio Mussi<br />

<strong>Die</strong> <strong>Rückkehr</strong> <strong>italienischer</strong> <strong>Immigranten</strong> <strong>in</strong> <strong>ihre</strong> <strong>Heimat</strong><br />

Entscheidende Faktoren<br />

3.3.1.3. Haus im heimatlichen Dorf<br />

Während <strong>ihre</strong>m Aufenthalt <strong>in</strong> der Schweiz haben viele italienische <strong>Immigranten</strong> e<strong>in</strong>e grosse<br />

Menge Geld <strong>in</strong> e<strong>in</strong> eigenes Haus im heimatlichen Dorf <strong>in</strong>vestiert.<br />

Wurde <strong>in</strong> den Nachrichten über e<strong>in</strong> Erdbeben <strong>in</strong> Italien berichtet, herrschte bei den italienischen<br />

<strong>Immigranten</strong> immer e<strong>in</strong>e riesige Angst und Ungewissheit. Wäre ihr Haus dabei zerstört<br />

worden, hätte dies bedeutet, dass sich der gesamte Aufwand hier <strong>in</strong> der Schweiz nicht gelohnt<br />

hat.<br />

Ist das Pensionsalter erreicht, s<strong>in</strong>d diese Häuser meist fertiggestellt, stehen aber vielmals<br />

leer oder haben die Funktion e<strong>in</strong>es Ferienhauses.<br />

Für f<strong>in</strong>anziell eher schlecht gestellte Familien kann dieses Haus aber entscheidend se<strong>in</strong>. <strong>Immigranten</strong><br />

haben häufig grosse Mühe, die im Vergleich zu anderen Ländern <strong>in</strong> der Schweiz<br />

sehr teure Miete zu bezahlen. So ist es naheliegend, dass man sich gut überlegt, ob man<br />

nicht <strong>in</strong> das oftmals bereits abbezahlte Haus im heimatlichen Dorf ziehen möchte. Nicht selten<br />

ist dieses nicht nur günstiger, sondern auch luxuriöser.<br />

Das Haus zu verkaufen fällt vielen <strong>Immigranten</strong> und auch deren K<strong>in</strong>dern sehr schwer.<br />

3.3.2. Familiensituation<br />

3.3.2.1. K<strong>in</strong>der<br />

Immer häufiger setzten die K<strong>in</strong>der die entscheidenden Ste<strong>in</strong>e für die Zukunft <strong>ihre</strong>r Eltern.<br />

Denn sie haben sich <strong>in</strong> der Schweiz e<strong>in</strong>e Existenz aufgebaut, allenfalls e<strong>in</strong>e Familie gegründet.<br />

Den Eltern bleibt dann die schwierige Entscheidung, ohne <strong>ihre</strong> K<strong>in</strong>der zurückzukehren<br />

oder zu bleiben. Oft werden sie unsicher und geben <strong>ihre</strong> <strong>Rückkehr</strong>wünsche auf.<br />

(Frigerio Mart<strong>in</strong>a/Merhar, 2004, S. 364)<br />

<strong>Die</strong>s ist auch e<strong>in</strong> wichtiger Grund, warum die Frauen lieber <strong>in</strong> der Schweiz bleiben als die<br />

Männer. Es fällt ihnen schwerer als den Männern, weit weg von den eigenen K<strong>in</strong>dern und<br />

Enkelk<strong>in</strong>dern zu leben. Oft muss der Mann diesem Bedürfnis nachgeben.<br />

<strong>Die</strong> Vorstellung, dass die eigenen K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>mal für sie sorgen werden, ist <strong>in</strong> der Mentalität<br />

der italienischen <strong>Immigranten</strong> der ersten Generation noch tief verankert.<br />

Auch wenn die K<strong>in</strong>der mit nach Italien zurückkehren oder die Eltern hier <strong>in</strong> der Schweiz bleiben,<br />

ist diese Wunschvorstellung heute doch nur <strong>in</strong> den wenigsten Fällen realisierbar. <strong>Die</strong><br />

Mentalität der Jungen hat sich verändert, sowohl <strong>in</strong> der Schweiz als auch <strong>in</strong> Italien. <strong>Die</strong> Eltern<br />

zeigen sich <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> der Regel verständnisvoll.<br />

<strong>Die</strong> zweite Generation ist heute kaum mehr rückkehrorientiert. Oft wurde früher diese Entscheidung<br />

von den Eltern als Verrat und als Wunsch gewertet, sich von den eigenen Wurzeln<br />

zu entfernen. Heute haben die K<strong>in</strong>der aber meistens auch <strong>in</strong> diesem Punkt die Unterstützung<br />

<strong>ihre</strong>r Eltern. Gerne betrachten die Eltern mit Stolz das Leben, das sich <strong>ihre</strong> K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der<br />

Schweiz verwirklicht haben.<br />

Natürlich tut es ihnen weh, wenn sie ohne <strong>ihre</strong> K<strong>in</strong>der nach Italien zurückkehren müssen,<br />

dennoch machen sie ihnen ke<strong>in</strong>e Vorwürfe. Den Gedanken, wie ihr Leben zu e<strong>in</strong>em späteren<br />

Zeitpunkt aussehen wird, wenn sie vielleicht e<strong>in</strong>mal nicht mehr selbständig und pflegebedürftig<br />

se<strong>in</strong> werden, verdrängen sie lieber.<br />

Beschäftigen tut dieser Gedanke jedoch <strong>ihre</strong> K<strong>in</strong>der. Ihren Eltern gegenüber verspüren sie<br />

e<strong>in</strong>e gewisse Verantwortung. Kehren diese nach Italien zurück, werden die Möglichkeiten, sie<br />

auf irgend e<strong>in</strong>e Art und Weise zu unterstützen, doch sehr stark e<strong>in</strong>geschränkt. Viele versuchen<br />

darum, <strong>ihre</strong> Eltern so oft wie möglich <strong>in</strong> Italien zu besuchen.<br />

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