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…Ruth-Gaby Vermot, Nationalrätin SPS<br />

Im Kanton Bern haben die Schweizer<br />

Hanf-Koordination SHK und<br />

IGHSB zusammen mit der Beratungsstelle<br />

Contact erste Schulungen<br />

in Prävention. Ihr bisheriges Fazit<br />

zu dieser Zusammenarbeit?<br />

Die Zusammenarbeit steht erst in den<br />

Anfängen und muss stetig angepasst<br />

werden. Die Entwicklung ist jedoch<br />

erfreulich. Die mitmachenden Hanfladenbesitzer<br />

nehmen ihr Engagement<br />

ernst. Sie wissen genau,<br />

dass ihre Existenz auf<br />

dem Spiel steht, wenn wir –<br />

die Fachleute, die PolitikerInnen,<br />

die Produzenten<br />

und die Händler – keine gemeinsame<br />

Regelung finden.<br />

Wir können Verbesserungen<br />

im Gesetz vergessen,<br />

wenn keine überzeugenden<br />

Präventionsangebote und<br />

Rahmenvorschriften vorhanden<br />

sind.<br />

In der Presse war zu entnehmen,<br />

die Unterstützung<br />

für die BetmG-Revision im Nationalrat<br />

schmelze stetig, da nun neue<br />

Erkenntnisse zur Gefährlichkeit von<br />

Hanf vorlägen. Haben Sie diese Tendenz<br />

ebenfalls festgestellt?<br />

Ich höre natürlich die Zweifler auch<br />

und die Diskussion um den hohen<br />

THC-Gehalt trägt dazu bei, dass sie<br />

sich von einer Entkriminalisierung<br />

und Regelung klammheimlich zu distanzieren<br />

beginnen. Dies ist die falsche<br />

Konsequenz! Ich betone nochmals,<br />

dass Verbote den Konsum von<br />

Cannabis nicht verhindern oder abbauen<br />

können. Alles passiert in der<br />

unkontrollierbaren Heimlichkeit –<br />

und hier liegt auch die Gefahr des<br />

Übermasses. Gerade weil die THC-<br />

Gehalte höher geworden sind,<br />

braucht es die Deklaration und die<br />

Kontrolle. Repression verhindert<br />

auch griffige Prävention, denn die Jugendlichen<br />

werden sich nicht outen,<br />

solange sie Strafe fürchten haben. Es<br />

ist unsere Aufgabe, mit den Zweiflern<br />

zu reden und sie mit Argumenten zu<br />

überzeugen.<br />

Die Hanfbranche lechzt nach<br />

Rechtssicherheit. Wäre es denkbar,<br />

dass – sobald die Revision durchgekommen<br />

ist und kein Referendum ergriffen<br />

– sich die Rechtsprechung<br />

nach dem neuen Gesetz ausrichtet?<br />

Die Umsetzung eines Gesetzes<br />

braucht seine Zeit, aber wenn wirklich<br />

kein Referendum ergriffen wird –<br />

was mich erstaunen würde – dann<br />

steht der Umsetzung des Gesetzes<br />

nichts im Weg. Ich sehe die Situation<br />

der Hanfladenbesitzer; sie sind verunsichert<br />

und in ihrer Existenz durch<br />

Razzien und Schliessungen bedroht.<br />

Die meisten sind bereit, mit klaren<br />

Rahmenbedingungen zu arbeiten<br />

und den Jugendschutz zu unterstützen.<br />

Organisationen wie die SHK haben<br />

auch bei der Erarbeitung des Gesetzes<br />

mit Anregungen und Vorschlägen<br />

mitgeholfen und gewisse Selbstbeschränkungen<br />

in Kauf genommen.<br />

Es ist nun an der Politik, ein gutes Gesetz<br />

zu machen, das nicht kriminalisiert,<br />

sondern regelt.<br />

Wie ist Ihre persönliche Meinung zu<br />

Cannabis?<br />

Cannabis ist ein altes traditionelles<br />

Heilmittel, das heute nicht mehr aus<br />

der Hausapotheke wegzudenken ist.<br />

Es ist jedoch im Übermass genossen<br />

auch ein Suchtmittel – wie Tabak, Alkohol<br />

oder das Internet.<br />

Genussmittel sollen nicht<br />

verboten werden; vielmehr<br />

sollen Jugendliche selbstverantwortlich<br />

damit umgehen<br />

können. Sie sollen<br />

wissen, wann sie damit Probleme<br />

haben und sich Hilfe<br />

holen sollen – ohne Angst<br />

vor Repression und Ausgrenzung.<br />

Haben sie schon einmal etwas<br />

in einem Hanfladen<br />

eingekauft?<br />

Ja sicher. Öle, einen Hanf-<br />

Pullover für meine Nichte<br />

und andere Dinge, die mir gefallen.<br />

Hanf ist ein gutes landwirtschaftliches<br />

Produkt, seine Verteufelung ist<br />

vollkommen unangepasst.<br />

Haben Sie schon einmal Hanf konsumiert?<br />

Ja, aber das ist schon lange her. Ich<br />

ziehe ein gutes Glas Wein einem Joint<br />

vor. ■<br />

Herzlichen Dank für das Gespräch.<br />

Zur Person<br />

Ruth-Gaby Vermot-Mangold ist SP-Nationalrätin,<br />

Dr. phil. Ethnologin und<br />

Präsidentin der Suchthilfeinstitution<br />

Contact Netz des Kantons Bern.<br />

legalize it<br />

winter 2002/03<br />

swiss hemp times<br />

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