Green Meetings - TW TagungsWirtschaft
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tHe gloBal magazine for meeting profeSSionalS | www.tw-media.com<br />
c<br />
Sonderpublikation | November 2013<br />
Österreich/<br />
Schweiz<br />
Zurück auf<br />
Start<br />
Skandinavien<br />
Nachhaltigkeit<br />
als einzige<br />
Wahl<br />
„Die Zeit<br />
ist reif“<br />
Bis zum Jahr 2030 soll nachhaltige<br />
entwicklung im mainstream<br />
angekommen sein. Bis dahin ist es<br />
noch ein weiter Weg!<br />
Grüne Zertifikate<br />
Ausgezeichnete<br />
Tagungshotels<br />
Soziale Dimension<br />
Seifenkisten mit<br />
Anspruch<br />
Technisierung<br />
Tools für<br />
grüne Events
More than “nice-to-have”<br />
As with everything else, opinions<br />
also differ on the subject<br />
of <strong>Green</strong> <strong>Meetings</strong>. Although<br />
everyone wants an intact environment,<br />
no one wants to pay for<br />
the privilege; as recently emerged<br />
with the planned U-turn in energy<br />
policy in Germany. So why should<br />
things be any different with meeting<br />
planning?<br />
Happily, though, a lot is already<br />
happening supply-side – even if<br />
customer demand is not yet exactly<br />
beating a path to the green<br />
door. Certificates make it easier<br />
to pinpoint green trailblazers,<br />
and ground-breaking projects in<br />
other countries act as inspiration.<br />
Future-watchers are also batting<br />
for green – that, at least, is what<br />
the German Convention Bureau’s<br />
Study of Megatrends Shaping our<br />
Industry published a few weeks<br />
ago says. According to this, by<br />
2030 <strong>Green</strong> <strong>Meetings</strong> will be par<br />
for the course.<br />
It is becoming increasingly clear<br />
that this is not all about marketing.<br />
Technology is spreading<br />
ever faster throughout the world<br />
we live in. Although economising<br />
is not the key rationale behind<br />
this development, modern mobile<br />
technology does help businesses<br />
save – on communication routes<br />
and, of course, on paper. Indeed,<br />
on actual distances travelled, for<br />
virtualisation is likewise on the<br />
advance.<br />
The social component is another<br />
important aspect, because<br />
sustainability also involves<br />
training and integrating staff,<br />
whatever their background. That<br />
businesses are taking this increasingly<br />
seriously is evident in<br />
the specialised job ads they are<br />
placing. Training staff as sustainability<br />
consultants is no longer the<br />
exception.<br />
So just how much greening will<br />
the customer embrace? Is regionality<br />
tomorrow’s ‘organic’? Just<br />
how expensive and complicated<br />
will all this be? In this Special you<br />
will find answers to many of these<br />
questions. And should you have<br />
further unresolved issues just let<br />
me know – we’ll be glad to revisit<br />
the subject!<br />
Dr. Anja Wagner<br />
Chefredaktion<br />
wagner@tw-media.com<br />
c<br />
editorial<br />
green meetings | 2013<br />
Mehr als<br />
„nice to have“<br />
Die Meinungen gehen in Sachen <strong>Green</strong> <strong>Meetings</strong><br />
genauso auseinander wie in allen anderen Dingen auch.<br />
Zwar will niemand auf eine intakte Umwelt verzichten, aber<br />
kosten darf es nichts. Das zeichnete sich zuletzt bei der in<br />
Deutschland geplanten Energiewende ab. Warum sollte es<br />
also bei der Planung von Veranstaltungen anders sein?<br />
Doch erfreulicherweise tut sich von Anbieterseite schon<br />
sehr viel, selbst wenn die Kunden noch gar nicht so stark<br />
danach fragen. Zertifikate erleichtern die Orientierung.<br />
Andere Länder geben Denkanstöße durch fortschrittliche<br />
Projekte. Und auch die Zukunft spricht sich für Grün<br />
aus. So will es zumindest die Zukunftsstudie des German<br />
Convention Bureau, die vor wenigen Wochen erschienen<br />
ist. Demnach sind <strong>Green</strong> <strong>Meetings</strong> bis 2030 eine Selbstverständlichkeit.<br />
Es wird zunehmend klar, dass es dabei nicht nur um Marketing<br />
geht. Die Zukunft wird immer technisierter. Auch<br />
wenn das nicht der Kerngedanke ist, aber moderne mobile<br />
Technik hilft zu sparen – an Kommunikationswegen und<br />
an Papier natürlich. Oft sogar an tatsächlicher Wegstrecke,<br />
denn die Virtualisierung wird ebenfalls zunehmen.<br />
Die soziale Komponente ist ein weiterer wichtiger Aspekt.<br />
Denn Nachhaltigkeit bedeutet auch, Mitarbeiter<br />
zu schulen und zu integrieren, egal welchen Hintergrund<br />
sie haben. Dass die Unternehmen das zunehmend ernst<br />
nehmen, zeigt sich daran, dass sie dafür eigens Stellen<br />
ausschreiben. Auch die Weiterbildung zum Nachhaltigkeitsberater<br />
ist keine Ausnahme mehr.<br />
Aber wie viel Grün verträgt der Kunde? Ist Regionalität<br />
das Bio von morgen? Wie teuer und wie kompliziert wird<br />
das alles? In diesem Sonderheft finden Sie Antworten auf<br />
viele dieser Fragen. Wenn es noch mehr gibt, schreiben Sie<br />
mir, wir greifen das Thema gerne weiter auf!<br />
Foto: ThoMAS Fedra<br />
November | 2013<br />
3
c<br />
agenda<br />
green meetings | 2013<br />
03 Editorial<br />
Mehr als<br />
„nice to have“<br />
05 Impressum<br />
Schulung ist das A und O, um<br />
das Potenzial von Einsparmöglichkeiten<br />
erfassen zu können.<br />
06 Ökologie, Ökonomie, Soziales<br />
In Zukunft<br />
selbstverständlich<br />
12 Nachhaltigkeit in Österreich<br />
und in der Schweiz<br />
Zurück auf Start<br />
16 Skandinavien<br />
Nachhaltigkeit<br />
als einzige Wahl<br />
Österreich und Schweiz<br />
zählen zu den Pionieren in<br />
Sachen ökologisches Handeln.<br />
20 Grüne zErtifikate<br />
Ausgezeichnete<br />
Tagungshotels<br />
22 Soziale Dimension<br />
Seifenkisten<br />
mit Anspruch<br />
<strong>Green</strong> Events mit karitativem<br />
oder sozialem Mehrwert bringen<br />
mitunter auch Kinderaugen zum<br />
Strahlen.<br />
Papierlose<br />
Veranstaltungsplanung:<br />
Die fortschreitende<br />
Technisierung<br />
bietet<br />
auch mobile<br />
Planungswerkzeuge.<br />
25 Kap Europa<br />
Neues Glanzlicht<br />
an der Messe<br />
28 Technisierung<br />
Wie Webcasts, Apps<br />
und Tools Tagungen<br />
grüner machen<br />
31 Interview<br />
„Die Zeit ist reif!“<br />
Eröffnung 2014:<br />
Das Kap Europa wird<br />
höchste ökologische<br />
Auflagen erfüllen.<br />
Nachhaltige Wirkung:<br />
Für Christian Staaden<br />
von Meta-Fusion ist die<br />
Zeit reif für Webcasts.<br />
4 2013 | November<br />
Fotos: LiederhALLe, CoNGreSS CeNTrUM ALPBACh, MoNTée, UNGerboeCK, MeSSe FrANKFUrt,<br />
MeTA-FUSIon, hArPA CoNGreSS CeNTer, STAUKe / FotoLIA.de; TITeLSeITe: Mirexon / FotoLIA.de
damit der Wald auch vor lauter<br />
Bäumen noch zu sehen ist:<br />
die wichtigsten grünen Zertifikate<br />
im Überblick.<br />
erdwärmenutzung und futuristische<br />
Architektur: In Skandinavien ist<br />
Nachhaltigkeit allgegenwärtig.<br />
tagungswirtschaft<br />
THe GLobAL mAGAZINe For meeTING ProFeSSIoNALS<br />
<strong>Green</strong><br />
<strong>Meetings</strong><br />
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nATiOnAL SALeS DirecTOr:<br />
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Gedruckt auf Recycling-Papier aus 100 % Altpapier<br />
(EnviroTop). EnviroTop wird CO2-neutral hergestellt.<br />
Ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen
Ökologie, Ökonomie, Soziales<br />
In Zukunft selbstverständlich<br />
Auch wenn es noch ein weiter Weg ist: Sowohl Kongresszentren und Hotels als auch Agenturen und<br />
Dienstleister arbeiten akribisch an einem nachhaltigen Angebot in allen Bereichen.<br />
„Nachhaltigkeit<br />
und CSR werden<br />
entscheidende<br />
Faktoren sein.“<br />
Johann W. Wagner,<br />
M:Con<br />
Bis zum Jahr 2030 soll nachhaltige Entwicklung<br />
im Mainstream angekommen sein. Zu<br />
diesem Ergebnis kommt die Studie „Tagung und<br />
Kongress der Zukunft“, die das German Convention<br />
Bureau (GCB) mit mehreren Partnern<br />
im Oktober vorgestellt hat. Auch in Ländern, die<br />
in diesem Bereich zunächst keine führende Rolle<br />
eingenommen haben, soll es bis dahin selbstverständlich<br />
geworden sein, „grün“ zu denken<br />
und handeln.<br />
Doch dazu sind nach Ansicht befragter Experten<br />
immense Anstrengungen nötig, gezielte<br />
Innovationen sowie ein kultureller Wandel. Das<br />
Thema zieht sich durch alle Bereiche: So wie<br />
in vielen Gesellschaften der Marktanteil von<br />
Bio-Lebensmitteln und Fair-Trade-Produkten<br />
immens gestiegen ist, seien auch „Sustainable<br />
<strong>Meetings</strong>“ bis 2030 ein wachsendes Marktsegment,<br />
so ein Fazit der Studie. Immer mehr Kunden<br />
erwarten demnach Veranstaltungen, die<br />
sich in der gesamten Angebotspalette deutlich<br />
an Nachhaltigkeitsprinzipien ausrichten und<br />
entsprechende Qualität bieten oder sogar garantieren.<br />
Weil die Kunden diese Prinzipien als<br />
wichtig bewerten, seien sie im Gegenzug bereit,<br />
auch moderat höhere Preise zu akzeptieren. Als<br />
Herausforderungen nennt die Studie verschärfte<br />
Umwelt- und Sozialstandards, Dezentralisierung,<br />
Verminderung von <strong>Green</strong>washing und die<br />
dauerhafte Positionierung von Nachhaltigkeit<br />
als gesellschaftlich relevantes Thema in allen<br />
Lebensbereichen.<br />
Als Maßnahmen müssen neue Geschäftsmodelle<br />
gemäß Nachhaltigkeitsprinzipien generiert,<br />
international beachtete Qualitätskriterien<br />
für Gebäude und Veranstaltungsmanagement<br />
festgelegt, Veranstaltungsorte stärker regional<br />
verankert, alle nachhaltigen Aktivitäten in den<br />
drei Bereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales<br />
transparent dargestellt und permanente<br />
Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten angeboten<br />
werden.<br />
Betriebswirtschaftlich werden im Jahr 2030<br />
weiterhin Investitionen im Bereich Energieeffizienz<br />
mit dem Ziel Plus-Energie-Gebäude bedeutsam<br />
sein. Durch Cloud Computing können<br />
Teilnehmer einschätzen lassen, welche Energieverbräuche<br />
einzelne Komponenten in unterschiedlichen<br />
Gebäuden haben würden und auf<br />
dieser Informationsbasis die Auswahl für ihre<br />
6 2013 | November<br />
Fotos: Doc rABe MedIA / FotoLIA.de, dArMSTAdTIUM / juergeNMAI.com,<br />
NH Hoteles (2), eLectrICeye / FotoLIA.de, SchloSS HoheNKAMMer, LiederhALLe
green meetings<br />
c<br />
Das Thema Nachhaltigkeit zieht<br />
sich durch alle Bereiche.<br />
Teilnahme an Veranstaltungen treffen, so das<br />
Zukunftsbild. Aufgrund scharfer ökonomischer<br />
Kalkulationen verstärke sich die regionale Verankerung<br />
von Veranstaltungsorten. Dezentrale<br />
Veranstaltungskonzepte können mit technischer<br />
Unterstützung immer mehr Teilnehmer<br />
an verschiedenen Orten auf der Welt gleichzeitig<br />
erreichen. Effizienzstrategien und punktuelle<br />
Maßnahmen werden Lösungsansätze für nachhaltig<br />
intelligente Mobilitätskonzepte hervorbringen.<br />
Die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeit<br />
zeigt sich nicht zuletzt in der Personalstruktur.<br />
Das GCB zum Beispiel hat im Juli<br />
eine Nachhaltigkeitsbeauftragte ernannt. Die<br />
langjährige Mitarbeiterin hat in den vergangenen<br />
Jahren bei den zentralen Nachhaltigkeitsinitiativen<br />
des GCB aktiv mitgewirkt, darunter die<br />
Beantragung und inhaltliche Entwicklung der<br />
Seminare zum Nachhaltigkeitsberater, die das<br />
Convention Bureau gemeinsam mit der Deutschen<br />
Bundesstiftung Umwelt (DBU) anbietet,<br />
die Entwicklung und Implementierung des<br />
Nachhaltigkeitskodex der deutschsprachigen<br />
Veranstaltungsbranche, die <strong>Green</strong>-Globe-Zertifizierung<br />
des GCB sowie die nachhaltige Ausrichtung<br />
des Deutschlandstandes auf der Imex<br />
2013. In ihrer Funktion soll Christine Koch vor allem<br />
das Engagement der Marketingorganisation<br />
in allen Bereichen der Nachhaltigkeit – Ökonomie,<br />
Ökologie und Soziales – weiter verstärken.<br />
Auch M:Con in Mannheim hat sich auf diesem<br />
Gebiet breiter aufgestellt: Seit Oktober zeichnet<br />
Dr. Cassandra Ellerbe-Dück als Referentin der<br />
Geschäftsleitung für die Nachhaltigkeits- und<br />
CSR-Strategie des Unternehmens verantwortlich.<br />
M:Con-Geschäftsführer Johann W. Wagner:<br />
„Frau Ellerbe-Dück hat nicht nur beim Thema<br />
CSR hervorragende Kenntnisse, sondern eben<br />
auch beim Thema Diversity. Wir haben im vergangenen<br />
Jahr die Charta der Vielfalt unterzeichnet<br />
und sind ein Unternehmen, das Vielfalt<br />
als Wettbewerbsplus sieht. Nachhaltigkeit und<br />
CSR werden in den nächsten Jahren entscheidende<br />
Faktoren sein.“<br />
„Nachhaltigkeit darf nicht als Marketingtool<br />
missbraucht werden“, mahnt Lars Wöhler,<br />
Geschäftsführer des Darmstadtium in Darmstadt.<br />
„Nachhaltigkeit darf den Kunden auch<br />
nicht mehr kosten, sondern muss sich als Mehrwert<br />
erweisen. Ich bin davon überzeugt, dass<br />
das funktioniert. Jedoch muss man sich die<br />
Maßstäbe selbst setzen und nicht setzen lassen,<br />
sonst droht der Verlust von Kreativität. Ich bin<br />
überzeugt, dass nachhaltiges Wirtschaften ein<br />
Dauerläufer sein wird.“<br />
In einer Vorreiterrolle ist eindeutig das Hannover<br />
Congress Centrum. „Wir haben uns schon<br />
2007 entschieden, Nachhaltigkeit mit langfristigem<br />
Ansatz zu verfolgen“, sagt Geschäftsführer<br />
Joachim König. „Dies geht von Einsparungen<br />
in der Technik mit dünneren Wasserleitungen,<br />
Optimierung der Gebäudeleittechnik, bis hin<br />
zur kürzlichen Eröffnung eines Bio-Restaurants<br />
im Rahmen der gastronomischen Konzeptentwicklung.<br />
Das ist ein glaubwürdiger Prozess.<br />
Auch was die soziale Komponente betrifft, sind<br />
wir seit Jahren aktiv und fahren Integrationsprogramme.“<br />
Auf gut 100 Festangestellte kommen<br />
im HCC rund 40 Auszubildende. Allen soll eine<br />
Weiterentwicklung möglich sein, gute Leistung<br />
wird wertgeschätzt, Problemfälle werden nicht<br />
links liegen gelassen, so König.<br />
Schulung ist zudem das A und O, um überhaupt<br />
das Potenzial von Einsparmöglichkeiten<br />
erfassen zu können. So haben die Mitarbeiter<br />
des Stuttgarter Kultur- und Kongresszentrums<br />
Liederhalle in diesem Sommer gemeinsam an<br />
einer Nachhaltigkeitsschulung teilgenommen.<br />
Diese wurde von der Akademie für Natur- und<br />
Umweltschutz Baden-Württemberg veranstaltet.<br />
Unter dem Motto „Handeln mit Verantwortung<br />
– Nachhaltigkeit<br />
in der Eventplanung“<br />
diskutierten die Mitarbeiter<br />
an zwei Terminen<br />
über Umweltfragen<br />
sowie soziale und<br />
wirtschaftliche Gesichtspunkte<br />
ihres Arbeitsalltags.<br />
Ziel war es,<br />
sich über bereits umgesetzte<br />
Maßnahmen<br />
auszutauschen und<br />
über weiterführende Verbesserungsmaßnahmen<br />
zu verständigen. Die Liederhalle hat sich<br />
als Ergebnis der Schulung auf die Einrichtung<br />
einer „Projektgruppe Nachhaltigkeit“ verständigt.<br />
Dass sich Denkmalschutz und Nachhaltigkeit<br />
kombinieren lassen, zeigt die 1956 erbaute<br />
und 1991 erweiterte Liederhalle schon lange<br />
mit eigenem Nachhaltigkeitskonzept, einem<br />
durchdachten <strong>Green</strong>-Events-Angebot, 100 %<br />
Ökostrom und zahlreichen gezielten Maßnahmen.<br />
„Aus unserer Sicht wird das Thema ‚grün<br />
tagen’ immer mehr zur Grundvoraussetzung bei<br />
der Wahl der Tagungsstätte“, beurteilt Martin<br />
Kirsch, Geschäftsführer von Schloss Hohenkammer<br />
im Landkreis Freising, die Kundensicht.<br />
„Dabei möchten unsere Kunden einen ehrlichen<br />
Bezug zum Thema bei ihrer Tagungsstätte und<br />
nicht nur ein weiteres Siegel auf der Eingangstür.<br />
Allerdings denke ich, dass zukünftig diese<br />
Siegel eine deutlich bessere Orientierung geben.<br />
Beim Angebot glaube ich, dass eine ‚Bio-<br />
Visionäre Architektur<br />
und energetische<br />
Nachhaltigkeit sind<br />
im Darmstadtium<br />
gleichermaßen<br />
Programm.<br />
November | 2013<br />
7
c green meetings<br />
An alles gedacht: NH Hoteles bietet mit „Ecomeeting“<br />
ein umfassendes grünes Tagungsprodukt.<br />
„Regionalität<br />
ist sicher<br />
das ‚Bio‘ der<br />
Zukunft.“<br />
Martin Kirsch,<br />
Schloss Hohenkammer<br />
Tagungspauschale’ nicht gut ankommt, wenn es<br />
daneben noch ‚konventionelle’ gibt. Bei unseren<br />
Buchern habe ich den Eindruck, dass es ums<br />
Gesamtkonzept geht und nicht um eine aktiv<br />
zubuchbare Verantwortung gegenüber der Umwelt<br />
für ein besseres Gewissen. Preislich ist der<br />
Kunde bei echtem ‚Bio’ nach meiner Erfahrung<br />
auch bereit etwas mehr auszugeben – allerdings<br />
meist nicht soviel, wie es mehr kostet. Für<br />
uns – die seit 1992 Biolandwirtschaft nach Naturlandrichtlinien<br />
betreiben – ist es heute auch<br />
teilweise in der Vermarktung schwierig. Zu ausgelutscht<br />
ist das Wort Nachhaltigkeit, das mittlerweile<br />
fast inflationär gebraucht wird. Dabei<br />
haben wir Glück, dass wir mit unserem Konzept<br />
überzeugen – der Eigenproduktion von vielen<br />
Lebensmitteln (Fleisch, Gemüse, etc.). Regionalität<br />
ist sicher das ‚Bio’ der Zukunft.“<br />
In der Schweiz stellt Klaus Eisele, General<br />
Manager des Sorell Hotel Ador in Bern, fest,<br />
dass die Nachfrage nach <strong>Green</strong> <strong>Meetings</strong> noch<br />
sehr gering, aber wachsend ist. „Unter 3 % der<br />
Kunden nutzen das. Die Nachfrage von Einzelgästen<br />
ist wesentlich stärker als die von Veranstaltungsplanern.<br />
Deshalb kompensieren wir<br />
für alle, die über unsere Homepage buchen, das<br />
entstehende CO2 über ein Klimaprojekt in der<br />
Schweiz. Für <strong>Meetings</strong> bieten<br />
wir einen Klimarechner<br />
auf unserer Homepage.<br />
Wer möchte, kann so selber<br />
eine Kompensierung<br />
angehen.“ Dass das Thema<br />
Nachhaltigkeit an Bedeutung<br />
zunehmen wird, ist für Eisele<br />
keine Frage. Bisher sei die<br />
Nachfrage aus Deutschland<br />
mit Abstand am größten.<br />
Vor allem große Firmen mit<br />
ihren internen Leitsätzen<br />
achten darauf. Um das Angebot<br />
international vermarkten zu<br />
können, habe er sich für eine<br />
<strong>Green</strong>-Globe-Zertifizierung entschieden, da diese<br />
weltweit anerkannt und bekannt ist. „Damit<br />
können die Kunden was anfangen“, so Eisele.<br />
Auch große Ketten legen Wert auf Nachhaltigkeit.<br />
NH Hoteles etwa wurde erneut von der<br />
Global Business Travel Association (GBTA) –<br />
dem weltweit führenden Verband für Geschäftsreisen<br />
und der Organisation von Veranstaltungen<br />
– mit einem Award für herausragende<br />
Leistungen im Hinblick auf die Implementierung<br />
von nachhaltigen Maßnahmen ausgezeichnet.<br />
Innerhalb von vier Jahren hat die internationale<br />
Hotelgruppe Energieeinsparung von 25,1 %,<br />
Wassereinsparung von 30,5 % sowie Reduzierung<br />
der Kohlendioxid-Emissionen um 44,2 %<br />
und des Abfallaufkommens um 34,1 % umgesetzt.<br />
Ziel des neuen Umweltplans der Kette ist es,<br />
Einsparungen in den Hotels zu erzielen, in denen<br />
es noch Potenzial gibt, sowie die bisher erreichten<br />
hohen Umweltstandards in den leistungsstärksten<br />
Häusern der Gruppe weiterhin zu<br />
halten. Darüber hinaus können Gäste ihre persönliche<br />
CO2-Bilanz über einen Online-Rechner<br />
auf der Unternehmens-Homepage berechnen<br />
und damit sehen, welchen Einfluss ihre Reise<br />
und ihr Hotelaufenthalt auf die Umwelt haben.<br />
Insbesondere die Einführung des innovativen<br />
Veranstaltungsprodukts Ecomeeting – das den<br />
respektvollen Umgang mit Energieressourcen,<br />
die Nutzung von Produkten mit einem geringen<br />
Umwelteinfluss sowie von Fair-Trade-Produkten<br />
umfasst – hat dazu beigetragen, dass NH Hoteles<br />
im Jahr 2012 mehr als 2.000 t CO2 ausgleichen<br />
konnte.<br />
Nicht nur die Locations rüsten sich zunehmend.<br />
Auch die Agenturen nehmen sich vermehrt<br />
des Themas an und bieten ihren Kunden<br />
entsprechende Programme an. So integriert die<br />
Schweizer Agentur Standing Ovation das Thema<br />
Klimaschutz seit kurzem in alle Phasen und<br />
Arbeitsgebiete ihrer Dienstleistungen. „Unsere<br />
Kunden erhalten auf Wunsch eine exakte CO2-<br />
8 2013 | November
c green meetings<br />
Eigenproduktion:<br />
Schloss Hohenkammer<br />
überzeugt<br />
hungrige<br />
Tagungsgäste mit<br />
Regionalität.<br />
Bilanz ihrer Veranstaltung und können bereits<br />
während der Planung die größten Emissionstreiber<br />
identifizieren und reduzieren“, erklärt François<br />
Pause, Partner und Mitglied der Geschäftsleitung.<br />
Unvermeidbare CO2-Emissionen können<br />
über zertifizierte Klimaschutzprojekte ausgeglichen<br />
werden. „Mit dem Emissionsausgleich<br />
geben wir unseren Kunden die Möglichkeit, klimaneutrale<br />
Events durchzuführen und damit die<br />
eigenen Umweltbotschaften zu stärken: sichtbar<br />
für die eigenen Mitarbeiter, Kunden und Geschäftspartner“,<br />
betont Pause.<br />
„Klimafreundliche Events ist eines der großen<br />
Wachstumsthemen bei Unternehmen,<br />
wenn es um Nachhaltigkeit geht“, erläutert<br />
Moritz Lehmkuhl, Geschäftsführer der Klimaschutzberatung<br />
Climate Partner, die seit dem<br />
Jahr 2012 mit einer eigenen Niederlassung in<br />
Zürich vertreten ist. „Standing Ovation bietet als<br />
erste Agentur in der Schweiz eine professionelle<br />
Eventlösung im Klimaschutz für Unternehmen<br />
aller Branchen“, so Lehmkuhl.<br />
Das erste Event, das von dem neuen Angebot<br />
profitierte, war der 17. Schweizerische Medienforschungstag<br />
der WEMF AG für Werbemedienforschung,<br />
der im September in Bern klimaneutral<br />
durchgeführt wurde. Standing Ovation berechnete<br />
im Vorfeld alle CO2-Emissionen webbasiert<br />
anhand von Eventkategorien, die etwa durch Veranstaltungsort,<br />
Catering, Eventdienstleister, Logistik<br />
sowie An- und Abreisen und Übernachtungen<br />
der Teilnehmer angefallen sind. „Durch die<br />
CO2-Analyse haben wir bereits die Reduktionspotenziale<br />
für die künftigen Medienforschungstage<br />
identifiziert“, erklärt Pause. „Die Emissionen<br />
für dieses Jahr wurden über die Unterstützung<br />
einer Kompostierungsanlage in Kapstadt ausgeglichen<br />
– mit voller Transparenz für unseren<br />
Kunden durch ein ID-Tracking, das den Emissionsausgleich<br />
online nachvollziehbar macht.“<br />
In München will die Agentur Zibert + Friends<br />
bis zum Jahr 2018 die nachhaltigste Live-Kommunikationsagentur<br />
Deutschlands werden. Die<br />
Meilensteine auf dem Weg dahin sind auf einer<br />
eigenen Website anschaulich dargestellt. In diesem<br />
Zug eröffnet das Unternehmen im nächsten<br />
Frühjahr zum Beispiel ein Better Friends Café,<br />
das ausschließlich regionale und saisonale Bioprodukte<br />
anbietet und auch in Sachen Müll und<br />
Energie Ökostandards einhält. Ein wichtiger Meilenstein<br />
in diesem Monat: Die Agentur kündigte<br />
für den 5. November ein Symposium für ihre<br />
wichtigsten Lieferanten an, um mit ihnen über<br />
Sinn und Unsinn von Nachhaltigkeit, Kompensation<br />
und Zertifizierungen zu diskutieren. In einem<br />
Workshop sollten Möglichkeiten für die Umsetzung<br />
einer komplett nachhaltigen Veranstaltung<br />
erarbeitet werden.<br />
10 2013 | November
„Handeln mit<br />
Verantwortung ‒<br />
Nachhaltigkeit in<br />
der Eventplanung“:<br />
Die Mitarbeiter der<br />
Liederhalle sind<br />
nach dieser Schulung<br />
fit in Sachen<br />
<strong>Green</strong> <strong>Meetings</strong>.<br />
In Hamburg haben die Agenturen CE+Co und<br />
Goodevents im August eine strategische Partnerschaft<br />
geschlossen mit dem Ziel, das Thema<br />
Nachhaltigkeit schon in den planerischen Prozess<br />
zu integrieren – ohne kreative Einschränkungen.<br />
„Unsere Branche ist ja grundsätzlich<br />
kaum nachhaltig und neigt oftmals aus der Sache<br />
begründet zum exzessiven Ressourcenverbrauch“,<br />
sagt CE+Co-Geschäftsführer Cedric<br />
Ebener. „Wir werden wie bisher natürlich weiter<br />
kreative und große Events durchführen, aber nun<br />
gleichzeitig versuchen, unter den gegebenen<br />
Vorgaben sämtliche Umweltaspekte zu berücksichtigen.<br />
Also eben keine kreativen Einschränkungen<br />
unserer Arbeit in Kauf nehmen, sondern<br />
– im Gegenteil – die sich bietenden Chancen und<br />
Möglichkeiten zu ressourcensparendem Vorgehen<br />
bestmöglich ausschöpfen.“<br />
Wie das funktionieren kann, haben die beiden<br />
Agenturen schon beim diesjährigen ADC<br />
Festival zeigen können. Von Anfang an wurde<br />
mit Blick auf den Ressourcenverbrauch geplant<br />
und gestaltet. So wurde durch ausschließlich<br />
lokale Dienstleister der Transport- und Logistikaufwand,<br />
einer der am wenigsten nachhaltigen<br />
Aspekte eines Events, so gering wie möglich<br />
gehalten. Auch der Energieverbrauch lag durch<br />
die Auswahl einer überwiegend mit Tageslicht<br />
versehenen Ausstellungshalle deutlich unter den<br />
Werten der Vorjahre. Die Ausstellungsarchitektur<br />
aus Paletten ist ebenfalls diesem Gedanken entsprungen:<br />
das Material wurde nicht etwa für die<br />
Veranstaltung produziert, sondern nur geliehen.<br />
Und dank der beschädigungsfreien Verarbeitung<br />
mit Spannbändern konnten die Paletten nach<br />
dem Festival uneingeschränkt ihrem ursprünglichen<br />
Logistik-Kreislauf wieder zugeführt werden.<br />
Der Qualität und Kreativität der Veranstaltung<br />
haben alle diese Aspekte nicht geschadet, sondern<br />
im Gegenteil: ADC-Mitglieder und Besucher<br />
zeigten sich begeistert über die kreative Gestaltung<br />
und den sinnvollen Ressourceneinsatz.<br />
Bestärkt durch dieses positive Feedback wollen<br />
die beiden Agenturen nun ihre strategische Partnerschaft<br />
auch auf andere Kunden und Projekte<br />
ausweiten.<br />
Wie sehr man in jedem einzelnen Planungspunkt<br />
nachhaltige Veränderungen vornehmen<br />
kann, zeigt das Beispiel der Anfahrt. Wenn diese<br />
gebündelt angeboten wird,<br />
ergibt sich ein enormes<br />
Einsparpotenzial. So gibt<br />
Some day: standard feature<br />
der Chauffeurdienstleister Even though there still is a long<br />
German Transfer an, mit stretch ahead: congress centers<br />
and hotels as well as agencies and<br />
der Bündelung von Firmenmobilität<br />
im Zeitraum von<br />
service providers are intensively<br />
working on providing a sustainable<br />
fünf Jahren rund 6,4 Mio. choice of products in all sectors. The<br />
Fahrtkilometer eingespart objective is to have established sustained<br />
zu haben, was einer Strecke<br />
von 160 Erdumrundungen<br />
entspricht. Insgesamt waren<br />
development as mainstream<br />
by 2030. That‘s the bottom line of a<br />
survey on conventions and congress<br />
33.367 weniger Fahr-<br />
in the future presented to the public<br />
in October by the German Convention<br />
Bureau (GCB) in cooperation<br />
zeuge im Straßenverkehr<br />
unterwegs. Mit der Mobilitätsbündelung<br />
konnten die be made to convert those countries<br />
with several partners. All effort will<br />
Firmenkunden von German<br />
Transfer von 2008 bis heute<br />
knapp 1,7 t CO2-Emissionen<br />
einsparen. Mit dem Mobilitywhich<br />
have not yet played a major<br />
role in this domain to follow and act<br />
in compliance with green policies.<br />
However, experts are convinced that<br />
this will require an enormous amount<br />
Sharing-System werden bei<br />
of work, a range of innovations as<br />
jeder Buchung bereits bestehende<br />
Einzelbuchungen<br />
well as cultural change.<br />
von Reisenden identifiziert,<br />
die zur selben Zeit auf derselben Fahrstrecke<br />
gebucht sind. Je nach Reiserichtlinie muss oder<br />
kann der Geschäftsreisende oder Veranstaltungsteilnehmer<br />
auf bestehende Einzelbuchungen<br />
hinzubuchen. Überzeugend für die Kunden:<br />
Die Reisekosten können durchs Teilen ebenfalls<br />
gesenkt werden.<br />
JA<br />
November | 2013<br />
11
c green meetings<br />
nacHHaltigkeit in ÖSterreicH und in der ScHWeiz<br />
Zurück auf Start<br />
Zurück zur Ursprünglichkeit, zur Tradition, zur regionalität – und<br />
damit hin zu einer neuen Nachhaltigkeit: Unsere südlichen Nachbarn<br />
Österreich und Schweiz gehören, neben Skandinavien, zu den<br />
Pionieren in Sachen ökologisches Handeln.<br />
„Das ganze<br />
hat eine<br />
eigendynamik<br />
entwickelt.“<br />
Birgit Sauter-paulitsch,<br />
Convention Partner vorarlberg<br />
eHrgeIZIge ZIeLe<br />
Mehr Holz geht nicht. Bauernhöfe aus uralten<br />
Schindeln stehen neben frisch gebauten<br />
holzkuben: hittisau, 1.849 einwohner, ist bildschön.<br />
Vor allem aber ist es Modell für gelebte<br />
Nachhaltigkeit. Unter dem Motto „holzkultur“<br />
hat sich der kleine ort im Bregenzerwald die<br />
Ökologie zur Leitschnur gemacht. „Wir verbiegen<br />
uns nicht“, sagt Wander- und Fremdenführerin<br />
helga rädler, die mit sichtbarem Stolz in<br />
der Stimme vom Konzept ihres heimatdorfes<br />
berichtet: „Wir zeigen einfach, was eh schon da<br />
ist.“<br />
Während es heute weltweit vor allem vereinzelt<br />
Projekte im Bereich Nachhaltigkeit gibt, haben<br />
sich in Österreich und der Schweiz gleich ganze<br />
Städte und regionen dem grünen denken verschrieben.<br />
Zürich geht diesen Weg ebenso wie<br />
Tirol – aber eben auch Vorarlberg, das österreichische<br />
Bundesland, in dem hittisau liegt.<br />
Natürlich sind die hölzer, aus denen fast alle<br />
Gebäude in dem kleinen ort bestehen, unbehandelt.<br />
Und selbstverständlich stammen die<br />
Lebensmittel, die in den hotels aufgedeckt werden,<br />
aus der region. hotels wie die „Krone“ setzen<br />
auf Nachhaltigkeit: „Wir wollen sie sinnlich<br />
erlebbar machen“, sagt dietmar Nussbaumer,<br />
der das haus gemeinsam mit seiner ehefrau<br />
helene Nussbaumer-Natter führt. Für ihn ist<br />
Nachhaltigkeit Philosophie: Lokale Produkte<br />
gehören ebenso dazu wie das Fortführen der<br />
Als Lizenznehmer für „<strong>Green</strong> <strong>Meetings</strong><br />
und <strong>Green</strong> Events“ ist Convention<br />
Partner Vorarlberg seit März<br />
2013 ein engagierter Partner bei der<br />
umweltschonenden Durchführung von<br />
Veranstaltungen. Das CPV kann somit<br />
Veranstaltungen nach den Richtlinien<br />
des Österreichischen Umweltzeichens<br />
begleiten und zertifizieren.<br />
Ziel des auf zwei Jahre angelegten<br />
Nachhaltigkeitsprozesses ist es, dass<br />
möglichst viele Kooperationspartner<br />
sowie branchenverwandte Betriebe<br />
wie Cateringunternehmen ihren Betrieb<br />
nach den Vorgaben des Umweltzeichens<br />
ausrichten. Sie verpflichten<br />
sich zur Verwendung energiesparender<br />
Geräte, Abfalltrennung, Nutzung<br />
öffentlicher Verkehrsmittel und zum<br />
Einsatz von regionalen und Fair-Trade-<br />
Produkten.<br />
Eine Vorreiterrolle hat Vorarlberg bei<br />
nachhaltigen Entwicklungen schon<br />
länger inne: Das Bundesland weist österreichweit<br />
die energieeffizientesten<br />
Gemeinden auf. Die Energieautonomie<br />
bis zum Jahr 2050 zu erreichen, ist<br />
erklärtes Ziel.<br />
12<br />
2013 | November<br />
FoToS/VISUALISIerUNGeN: CoNGreSS CeNTrUM ALPBACh,<br />
MoNTForThAUS, UMWeLT AreNA SPreITeNBACh
Pionierarbeit: Das<br />
Congress Centrum<br />
Alpbach erhielt als<br />
erstes Kongress-<br />
Haus in Österreich<br />
die <strong>Green</strong>-Globe-<br />
Zertifizierung.<br />
traditionellen Handwerkerkultur des Bregenzerwalds.<br />
Die Möbel der „Krone“ ließ Nussbaumer<br />
von örtlichen Handwerkern herstellen, aus<br />
massivem Holz und mit „Ewigkeitsgarantie“. Die<br />
Formen und Farben sind dennoch höchst verspielt.<br />
Und auch das Essen ist zwar lokalen Ursprungs<br />
– dennoch kreativ angerichtet. Innovative<br />
Architektur, Holzkultur, Hochwertigkeit und<br />
grünes Handeln: Für Nussbaumer, der ein Buch<br />
über seine „Krone“ geschrieben hat und sich sogar<br />
einen Hausphilosophen leistet, geht all dies<br />
Hand in Hand.<br />
Für Birgit Sauter-Paulitsch, Geschäftsführerin<br />
von Convention Partner Vorarlberg, bildet die<br />
Ökologie das Herz der Tourismus-Strategie<br />
2020 des Bundeslands. „Das Ganze hat eine<br />
Eigendynamik entwickelt“, sagt sie: „Locations<br />
lassen sich freiwillig zertifizieren und bieten<br />
regionale Produkte an.“ Um die Öko-Bilanzen<br />
kümmert sich das Ökologie-Institut Vorarlberg.<br />
Dabei betrachten die Initiatoren Ökologie als<br />
Langzeitökonomie: „Gerade bei Müll und Energie<br />
sparen wir auf lange Frist ein“, betont Birgit<br />
Sauter-Paulitsch.<br />
Zu den Projektbeteiligten der ersten Stunde<br />
gehört auch das Bodensee-Eventschiff Sonnenkönigin.<br />
Von weitem wirkt es wie ein schwimmendes<br />
Bügeleisen; für besondere Veranstaltungen<br />
nutzen Firmen das Schiff jedoch gern,<br />
auf dem 650 Teilnehmer Platz finden. „Bei ruhiger<br />
Fahrt benötigen wir nur 80 l Treibstoff pro<br />
Stunde“, sagt Betreiber Harald Otti: „Das ist extrem<br />
wenig.“<br />
Auf rein ökologische Baustoffe hingegen setzt<br />
das frisch eröffnete Vorarlberg-Museum in Bregenz.<br />
Das 23 m hohe Atrium verfügt über die<br />
größte Lehmwand Europas; geheizt wird mit<br />
Erdwärme. Und als Vorreiter in Sachen Nach-
Grüne Zukunft:<br />
Ende 2014 eröffnet<br />
das Montforthaus<br />
in Feldkirch.<br />
Zürich glänzt<br />
Q Parkplatzrückbau<br />
Q Fahrradfreundlichkeit<br />
Q Modernes<br />
Bioheizkraftwerk<br />
Q Strom aus erneuerbaren<br />
Energien<br />
Q Erhalt der Schönheit<br />
von Stadt und Natur<br />
haltigkeit schließlich gilt das Festspielhaus in<br />
Bregenz: Seit 2008 hat es seinen Strom- und<br />
Gasverbrauch sowie den Co2-Ausstoß stark reduziert<br />
und wurde schon mehrfach ausgezeichnet.<br />
Den österreichweiten Pionier in puncto Nachhaltigkeit<br />
findet man allerdings nicht in Vorarlberg,<br />
sondern im benachbarten Tirol: Als erstes<br />
Kongress-haus in Österreich erhielt das Congress<br />
Centrum Alpbach (CCA) die <strong>Green</strong>-Globe-<br />
Zertifizierung, und zehn events im CCA wurden<br />
bislang mit dem Österreichischen Umweltzeichen<br />
prämiert.<br />
dabei steht auch in Alpbach die regionalität<br />
ganz oben. „Landwirtschaftliche Anbieter aus<br />
der Umgebung beliefern uns mit ihren Produkten“,<br />
erklärt CCA-Geschäftsführer Georg hechenblaikner:<br />
„ein kostenloser Bus sorgt für<br />
die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr,<br />
und unser Strom kommt zu 100 % aus regionalen<br />
Kleinkraftwerken.“ Und genau wie in hittisau<br />
sind es letztlich die soften Faktoren, die<br />
grünes handeln erst möglich gemacht haben:<br />
„die Bewohner sind stolz auf ihr dorf“, sagt<br />
hechenblaikner, „der überlieferte Baustil wird<br />
konsequent fortgeführt, und um all das zu erhalten,<br />
folgt man keinem Trend, sondern einer<br />
Tradition.“<br />
Zumindest das Bestreben, die Schönheit ihrer<br />
Stadt und ihrer Landschaft zu erhalten, dürfte<br />
auch bei den Zürichern ausschlaggebend für ihr<br />
betont ökologisches Bewusstsein sein. Weniger<br />
Kfz, Parkplatzrückbau, mehr Flächen für Fahrradfahrer,<br />
ein modernes Bioheizkraftwerk und<br />
1.200 Gigawattstunden Strom aus erneuerbaren<br />
energien: Mit Schritten wie diesen will Zürich<br />
europaweit zur Modellstadt in Sachen Klimaschutz<br />
werden. dass sie heute bereits in der<br />
ersten Liga mitspielt, zeigt die Tatsache, dass die<br />
400.000-einwohner-Metropole den Titel „energiestadt<br />
Gold“ tragen darf.<br />
Natürlich gilt das auch für das MICE-Segment.<br />
die Umwelt Arena Spreitenbach beleuch-<br />
14<br />
2013 | November
green meetings<br />
c<br />
tet in ihren Dauerausstellungen nicht nur alle<br />
Aspekte rund ums Thema Solarenergie – mit<br />
einem ausgeklügelten Klimasystem sorgt die<br />
Sonne im Winter dafür, dass es geheizt ist und<br />
im Sommer, dass es die Tagungsteilnehmer kühl<br />
haben. Dabei haben die Erbauer sogar einen alten<br />
Photovoltaik-Grundsatz widerlegt: „Selbst<br />
unsere nach Norden ausgerichteten Module<br />
liefern noch 80 % der Energie der nach Süden<br />
orientierten Module“, sagt Geschäftsführer Michael<br />
Loris-Melikoff: „Das hätte vorher kein Solar-Wissenschaftler<br />
für möglich gehalten.“<br />
Ganz so weit ist man in Vorarlberg noch nicht.<br />
Aber es dauert nicht mehr lange: Ende kommenden<br />
Jahres soll das Tagungszentrum Mont-<br />
forthaus in Feldkirch eröffnen,<br />
und bei diesem steht „grün“<br />
in jeder Hinsicht im Fokus.<br />
„Die Baumaterialien stammen<br />
aus der Region“, erklärt<br />
Edgar Eller, Chef des Stadtmarketings<br />
Feldkirch. „Und<br />
Wärme- wie Kälteversorgung<br />
werden über ein Grundwasser-Photovoltaik-System<br />
bewerkstelligt.“ Die<br />
Lifte sind fahrradfreundlich, und wer mit dem<br />
Elektroauto anreist, der kann – dank eigener<br />
Aufladestation – während der Tagung gleich<br />
volltanken.<br />
OG<br />
Back to start<br />
Back to originality, to tradition, to regionality<br />
– and thus also to a new dimension of<br />
sustainability: Germany‘s southern neighbors<br />
Austria and Switzerland rank among pioneers<br />
in sustainability programs, next to Scandinavia.<br />
And that also applies to the MICE segment.<br />
Ausgeklügelt:<br />
Die Umwelt Arena<br />
Spreitenbach setzt<br />
auf Solarenergie.<br />
November | 2013<br />
15
c green meetings<br />
Skandinavien<br />
Nachhaltigkeit<br />
als einzige Wahl<br />
Wälder, Fjorde, Tundra, Berge: Die Länder Skandinaviens bieten nicht nur eine beeindruckende Natur,<br />
sondern gehören auch zu den am dünnsten besiedelten Ecken Europas. Diese Naturnähe ist einer der<br />
Gründe dafür, dass die Skandinavier auch bei Events und <strong>Meetings</strong> Rücksicht auf ihre Umwelt nehmen.<br />
In Kopenhagen<br />
ist Nachhaltigkeit<br />
nicht nur eine<br />
Modeerscheinung.<br />
Hanna Wrangö vom Stockholm Convention<br />
Bureau geht noch einen Schritt weiter: „Wer<br />
in Stockholm ein Meeting organisiert, kann gar<br />
nicht nicht über Nachhaltigkeit nachdenken“,<br />
stellt die Marketing-Managerin klar. „Nachhaltigkeit<br />
steckt in allem, was wir tun. Wir bewegen<br />
uns auf den Punkt zu, an dem Nachhaltigkeit<br />
nicht mehr ein zusätzlicher Wert mit zusätzlichen<br />
Kosten ist, sondern<br />
die einzige Wahl.“<br />
Die Rahmenpfeiler für<br />
<strong>Green</strong> <strong>Meetings</strong> hat die<br />
schwedische Hauptstadt<br />
breit gesteckt: Das Stockholmer<br />
Kongresszentrum<br />
Waterfront gilt als eines<br />
der energieeffizientesten<br />
Gebäude der Welt: Mehr<br />
als ein Quadratkilometer<br />
Solarpaneele produzieren<br />
ein Megawatt Energie<br />
– pro Tag. Beim Bau<br />
des Kongresszentrums<br />
wurden die Werkstoffe<br />
des Vorgängergebäudes<br />
wiederverwendet. Gekühlt<br />
wird mit Wasser aus<br />
dem nahe gelegenen See.<br />
Ähnlich umweltfreundlich<br />
hat Reykjavik gebaut: Mit<br />
dem Harpa Concert Hall<br />
and Conference Centre<br />
eröffnete 2011 ein Konzert-<br />
und Kongresszentrum,<br />
das vollständig mit Erdwärme beheizt wird<br />
und darüber hinaus einige Architekturpreise<br />
gewann.<br />
Doch zurück nach Schweden: Die Stockholmer<br />
Messe Stockholmsmässan hat sich nicht<br />
nur einer „Sustainability Police“ verschrieben,<br />
sondern lässt den Leitlinien auch konkrete Taten<br />
folgen: 60 % des Abfalls werden recycelt, 80<br />
% des Büromaterials stammt aus recyceltem<br />
Rohstoff. Als Weihnachtspräsent gab es im vergangenen<br />
Jahr keine Geschenke, sondern eine<br />
Spende an einen Verein, der sich gegen Mobbing<br />
einsetzt. „Wir sind überzeugt davon, dass<br />
aktives Engagement uns nicht nur gut fühlen<br />
lässt, sondern dass es auch neue Geschäftsfelder<br />
öffnet und den Langzeitwert unseres Unternehmens<br />
steigert“, so die Verantwortlichen<br />
von Stockholmsmässan. Die skandinavische<br />
Hotelkette Scandic mit Sitz in Stockholm stiftet<br />
indessen Bettlaken, Handtücher und Möbel, die<br />
ausgetauscht werden, an lokale Obdachlosenunterkünfte.<br />
Wo nachhaltiges Handeln und wirtschaftliches<br />
Wachstum am besten zusammenpassen,<br />
untersuchte kürzlich Robecosam, ein Schweizer<br />
Unternehmen für nachhaltige Investments: Unter<br />
den 59 bewerteten Staaten erreichte Schweden<br />
den ersten Platz – in erster Linie wegen der<br />
Nutzung erneuerbarer Energien und der geringen<br />
Kohlendioxid-Emissionen, aber auch wegen<br />
gesellschaftlicher Faktoren wie den guten Bildungschancen<br />
und Forschungsmöglichkeiten.<br />
Nach Australien und der Schweiz schnitten Dänemark<br />
und Norwegen auf den vorderen Plätzen<br />
ab, in denen sich nachhaltige Investments am<br />
meisten lohnen.<br />
Der Fokus auf <strong>Green</strong> <strong>Meetings</strong> in Skandinavien<br />
hat also mehr Ursachen als allein die Liebe<br />
zur nordischen Natur. „In Dänemark können wir<br />
nicht bei den Kosten gewinnen“, stellt Amanda<br />
Mary Søndergård Bibelheimer von Visit Denmark<br />
fest. „Also müssen wir aus unserer Nische<br />
Profit ziehen – und das sind die <strong>Green</strong> <strong>Meetings</strong>,<br />
die wir anbieten können.“ <strong>Green</strong> <strong>Meetings</strong> nicht<br />
als Modeerscheinung – sondern als Überlebensprinzip.<br />
Man kann also davon ausgehen, dass ein Plan<br />
dahinter steckte, als Dänemark im Januar 2012<br />
turnusgemäß für sechs Monate die EU-Ratspräsidentschaft<br />
übernahm: In diesem halben Jahr<br />
sollte das dänische Außenministerium mehr als<br />
100 internationale <strong>Meetings</strong> organisieren, mit<br />
mehr als 15.000 Teilnehmern, darunter 400 Minister<br />
und 2.000 Journalisten. Im Vorfeld hatten<br />
16 2013 | November<br />
Fotos: Morten BJArnhof, GotheNBUrg CoNVeNTIon BureAU, hArPA CoNGreSS CeNTer (2), JohNNy MAZZILLI
Emissionsfrei: In Göteborg sind<br />
Hybridbusse im Einsatz.<br />
sich private und öffentliche Akteure die Danish<br />
Sustainable Events Initiative ausgedacht, nach<br />
deren Richtlinien diese Veranstaltungen organisiert<br />
werden sollten – mit sehr konkreten Vorgaben.<br />
Das Projekt schlug Wellen: Während der dänischen<br />
Präsidentschaft wurden mindestens 40<br />
Mio. € weniger für <strong>Meetings</strong> ausgegeben als in<br />
jeder anderen zuvor. Alle Übernachtungen wurden<br />
in öko-zertifizierten Hotels gebucht. 60 %<br />
der Verpflegung kam von lokalen Anbietern, darunter<br />
alle Milchprodukte aus ökologischer Produktion.<br />
Schnittblumen und abgefülltes Wasser<br />
gab es nicht: nur wiederverwertbare Dekoration,<br />
Recycling-Papier, mehrfach nutzbare Akkreditierungskärtchen<br />
und Trinkwasser aus dem<br />
Hahn. Für die gesamte Aktion wurde die Danish<br />
Sustainable Events Initiative mit dem GMIC/<br />
IMEX <strong>Green</strong> <strong>Meetings</strong> Award 2013 bedacht.<br />
„Die EU-Präsidentschaft hat die Zusammenarbeit<br />
der Akteure befeuert“, urteilt Kristian<br />
Rødbro, Projektmanager im Convention Bureau<br />
von Visit Aarhus, abschließend. Und die Folgen?<br />
„Als Ergebnis sehen wir jetzt, wie das Bewusstsein,<br />
das Interesse an Zertifizierungen und das<br />
Handeln für nachhaltige Events in Aarhus ansteigt.“<br />
Markus Diefenbach von Visit Denmark<br />
ergänzt: „Die Meeting-Branche verlangt nach<br />
diesen praktischen Lösungen für grüne Veranstaltungen.<br />
Und wir haben mit dem Mythos<br />
aufgeräumt, dass nachhaltige <strong>Meetings</strong> mehr<br />
kosten.“<br />
Der Lerneffekt aus dem halben Jahr war<br />
enorm: Wer sich für <strong>Green</strong> <strong>Meetings</strong> in Kopenhagen<br />
interessiert, wird auf der Homepage des<br />
Convention Centers – ebenso wie unter anderem<br />
in Stockholm, Göteborg, Uppsala und<br />
in Oslo – mit einer Anleitung für nachhaltige<br />
Events begrüßt, Links zum öffentlichen Transport,<br />
nachhaltigen sozialen Aktivitäten und zu<br />
„Nachhaltigkeit<br />
steckt in allem,<br />
was wir tun.“<br />
Hanna Wrangö,<br />
Stockholm Convention Bureau
Mit Pferdewagen und<br />
Schlitten werden<br />
Meeting-Teilnehmer<br />
in RØros abgeholt.<br />
Leichtathletik-<br />
Halleneuropameisterschaften<br />
2013 in<br />
Göteborg:<br />
Q fair gehandelter<br />
Kaffee<br />
Q freiwillige Helfer<br />
Q regionale Kleidung<br />
Q Sprit sparendes<br />
Fahrtraining<br />
Mit Erdwärme<br />
beheizt: das<br />
Harpa Congress<br />
Center<br />
in Rejkjavik<br />
ökologisch bewussten restaurants inklusive.<br />
Checklisten und direkte Angaben von Kooperationspartnern<br />
machen Meeting-Planern die Arbeit<br />
leicht.<br />
Es bleibt auch fast keine Alternative: In Kopenhagen<br />
tragen rund zwei drittel aller Unterkünfte<br />
ein internationales Öko-Siegel – ebenso<br />
wie die beiden größten Veranstaltungsstätten<br />
Bella Center und Tivoli Congress Center. „die<br />
Liste an nachhaltigen Angeboten ist so groß,<br />
dass es einfacher ist, einen nachhaltigen event<br />
zu veranstalten als einen nicht-nachhaltigen“,<br />
wirbt das Copenhagen Convention Bureau. Bis<br />
2025 will Kopenhagen, europas Umwelthauptstadt<br />
im kommenden Jahr, komplett klimaneutral<br />
wirtschaften. Und auch Aarhus, die zweitgrößte<br />
Stadt dänemarks, hat „klimaneutral bis<br />
2030“ auf die Agenda gesetzt.<br />
In Aarhus traf sich im März dieses Jahres auch<br />
das Scandinavian Chapter der International<br />
Congress and Convention Association (ICCA).<br />
Vor drei Jahren hatten sich die Akteure der fünf<br />
beteiligten Länder zusammengeschlossen,<br />
um eine „Sustainable Scandinavian <strong>Meetings</strong><br />
region“ zu schaffen, so der Vorsitzende des<br />
Chapters, Peer Kristensen. die Beteiligten verpflichteten<br />
sich zum nachhaltigen handeln und<br />
unterschrieben im vergangenen Jahr in Tampere<br />
in Finnland einen Scandinavia Sustainable <strong>Meetings</strong><br />
Accord.<br />
Bei ihrem Treffen in Aarhus im Frühjahr stand<br />
neben Wissensaustausch und gegenseitiger Unterstützung<br />
auch zum zweiten Mal ein Vergleich<br />
von inzwischen 20 nordischen Metropolen an<br />
– der Scandinavian destination Sustainability<br />
Index, der die orte dazu anspornen soll, über ihr<br />
engagement rechenschaft abzulegen und Verbesserungsmöglichkeiten<br />
zu erkennen. Stockholm<br />
landet im aktuellen ranking auf Platz drei.<br />
„Wenn man bedenkt, dass Stockholm die größte<br />
der verglichenen Städte ist, ist dieses resultat<br />
ziemlich beeindruckend“, betont hanna Wrangö.<br />
die beiden ersten Plätze im aktuellen ICCAranking<br />
belegen die schwedischen Uni-Städte<br />
Uppsala und Göteborg. In Göteborg, der zweitgrößten<br />
Stadt Schwedens mit gut 500.000 einwohnern,<br />
sind nahezu alle hotel-Unterkünfte<br />
öko-zertifiziert – die meisten von ihnen mit dem<br />
skandinavischen Label Nordic Swan, nach ISo<br />
14001 oder mit dem Gütesiegel <strong>Green</strong> Key. „die<br />
Nachhaltigkeit ist etwas, das schon im Paket<br />
enthalten ist, wenn man hier ein Meeting plant“,<br />
erklärt Anthony Bright, Projektmanager des Gothenburg<br />
Convention Bureau. „Man muss dafür<br />
nicht mehr extra bezahlen“, so Bright. „die hotels<br />
haben das schon erledigt.“<br />
darüber hinaus liegen die hotels auch so<br />
günstig, dass sich Meeting-Planer den Transport<br />
sparen können: Von 90 % der hotels kann<br />
man bequem zu Fuß zum Messegelände gehen.<br />
die hybrid-Busse, die seit Frühjahr vor allem<br />
mit Strom durch die Stadt fahren, hebt auch<br />
die Untersuchung des Investment-Instituts robecosam<br />
als gutes Beispiel hervor: In einem Pilotprojekt<br />
kreuzen in Göteborg drei Volvo-Busse<br />
über die Straßen, die dank neu entwickelten und<br />
schnell aufladbaren Batterien einen großen Teil<br />
der Strecke ohne diesel und ohne emissionen<br />
fahren.<br />
Ganz ohne Sprit kommen die Pferdewagen<br />
und Schlitten aus, mit denen im norwegischen<br />
Bergbau-Städtchen røros die Meeting-Teilnehmer<br />
vom nahe gelegenen Flughafen und vom<br />
18 2013 | November
green meetings<br />
c<br />
Bahnhof abgeholt werden. Der historische Ort<br />
mit knapp 7.000 Einwohnern im norwegischen<br />
Hochland hat sich als Unesco-Welterbe ganz<br />
der Nachhaltigkeit verschrieben und bietet<br />
Möglichkeiten für Events mit bis zu 600 Personen.<br />
„Einer der besten Orte für nachhaltige<br />
Veranstaltungen“, schwärmt Sigmund Vika, Ansprechpartner<br />
für Planer von Destination Røros.<br />
„Nachhaltigkeit ist eine Selbstverständlichkeit<br />
in Norwegen“, hält er fest. Wer hier sein Meeting<br />
abhält, kann im Anschluss die Teilnehmer auf<br />
Schlittenhunden fahren, auf Pferden reiten oder<br />
im Outdoor-Kurs ein Feuer ohne Streichhölzer<br />
entzünden lassen.<br />
Man muss nicht hinaus ins norwegische Hochland,<br />
um nachhaltige soziale Aktivitäten zu finden,<br />
die ein Meeting in Skandinavien bereichern<br />
können. In Stockholm ist es erlaubt – selten<br />
über Stadtgebieten – mit dem Heißluftballon<br />
über die Stadt zu fahren. In Kopenhagen können<br />
Meeting-Teilnehmer auf geführten Touren<br />
per Fahrrad oder per Kajak die Stadt erkunden.<br />
Nachhaltige Teambuilding-Events bieten nahe<br />
gelegene Höfe, die Chili-Workshops oder Bierbrau-Aktionen<br />
veranstalten. Überhaupt gelten<br />
Vergnügen und Nachhaltigkeit in Skandinavien<br />
nicht als Widerspruch – davon zeugt schon das<br />
Jedermannsrecht, das jedem erlaubt, überall in<br />
der Natur nach seiner Fasson selig zu werden –<br />
so lange man niemanden stört und nichts dabei<br />
kaputt macht.<br />
Heike Schäfer<br />
No alternative to sustainability<br />
Forests, fiords, tundra, mountains: Scandinavia not only has an impressive<br />
nature and environment, it is also one of the most sparsely populated<br />
regions in Europe. This closeness to nature is one of the reasons<br />
Scandinavians attach such great importance to eco-friendliness also<br />
for events and meetings. „To preserve our beautiful untouched nature is<br />
essential to us if we want to continue attracting tourists“ – that‘s about<br />
how all tourism executives all over Scandinavia would put their strategy<br />
in a nutshell. Hanna Wrangö with the Stockholm Convention Bureau<br />
would go even a step further. „Anybody organizing a meeting in Stockholm<br />
will find that sustainability isn‘t just an option“, says the marketing<br />
manager. „Sustainability is an integral part of everything we do. We‘re<br />
coming to the point where sustainability is not just an additional factor<br />
costing money, it will soon be the only choice.“
Grüne Zertifikate<br />
Ausgezeichnete<br />
Tagungshotels<br />
Die Nachfrage nach umweltbewusst handelnden Tagungsstätten wächst.<br />
Wir stellen die wichtigsten Zertifikate und ihre Kriterien vor.<br />
Auf Unternehmerseite<br />
steckt das<br />
Thema noch<br />
in den Kinderschuhen.<br />
Grün kann manchmal Lila sein. Letzteres zumindest<br />
ist die Farbe, die in der Bar des Düsseldorfer<br />
Meliá-Hotels dominiert. Grün hingegen<br />
ist die Philosophie: Als erstes Hotel in Deutschland<br />
trägt das Haus das Siegel „Biosphere Responsible<br />
Tourism“. Und gilt damit als besonders<br />
ökologisches Biosphären-Hotel.<br />
Grün kann aber auch katholisch sein. So gehört<br />
das Schmerlenbacher Tagungszentrum des<br />
Bistums Würzburg zu jenen Unterkünften, die<br />
Emas-zertifiziert sind (Eco-Management and<br />
Audit Scheme). Und schließlich kommt Grün<br />
mitunter sehr königlich daher: Das „Certified<br />
<strong>Green</strong> Hotel“-Siegel des Verbands Deutsches<br />
Reisemanagement (VDR) ist das inzwischen<br />
vierte und zugleich neueste der Certified-Reihe.<br />
Genau 15 Hotels hatten an der Erprobungsphase<br />
vor knapp zwei Jahren teilgenommen. Inzwi-<br />
schen tragen fast 75 Häuser in Deutschland das<br />
Siegel.<br />
Noch scheint es zwar, dass in puncto „umweltbewusste<br />
<strong>Meetings</strong>“ mehr geredet als gehandelt<br />
wird. Und dass es vor allem Anbieter wie<br />
Hotels sind, die das Thema vorantreiben. Keine<br />
Frage: Auf Unternehmensseite steckt das Thema<br />
nachhaltige Tagungen noch in den Kinderschuhen.<br />
Doch die Nachfrage steigt. Grün steht<br />
– nach der Krise 2009 – wieder auf der Agenda<br />
der Tagungsplaner.<br />
Als größtes Manko allerdings gilt die mangelnde<br />
Messbarkeit ökologischer Faktoren, vor<br />
allem, wenn man sie auf Kongresshotels oder<br />
Seminarstätten anwenden will. „Wann ist ein<br />
Hotel wirklich grün? Welche Kriterien muss es<br />
erfüllen?“, fragt Markus Große-Ophoff von der<br />
Bundesstiftung Umwelt. Er kritisiert die „un-<br />
20 2013 | November<br />
Fotos: STAUKe /FotoLIA.de
green meetings<br />
c<br />
Unterschiedliche Kriterien:<br />
der Zertifikate-Dschungel im Überblick.<br />
durchsichtigen Bewertungskriterien“<br />
mancher Zertifikate.<br />
Zwar gibt es inzwischen eine reihe<br />
„grüner“ Gütesiegel. doch nicht jeder<br />
Anbieter legt offen, nach welchen Faktoren<br />
er bei der Beurteilung vorgeht<br />
und wie er diese gewichtet. Zu den<br />
wichtigsten Zertifikaten gehören:<br />
Q das von einem US-amerikanischen<br />
Privatanbieter verliehene <strong>Green</strong>-Globe-Siegel,<br />
Q der von der europäischen Union<br />
entwickelte emas-Standard,<br />
Q das <strong>Green</strong>-Key-Zertifikat, das über<br />
Gesetzesvorgaben hinausgeht.<br />
Vergleichsweise neu ist das Siegel<br />
des Vdr, das – für jeden einsehbar –<br />
70 Kriterien in den Bereichen energie,<br />
Wasser, Müll, essen, Verkehr, Soziales<br />
und Information überprüft. hotels, die<br />
385 von 765 möglichen Punkten erzielen,<br />
dürfen sich mit dem Titel „Certified<br />
<strong>Green</strong> hotel“ schmücken. Pate<br />
standen die Kriterien, die Beiersdorfeventchef<br />
holger Leisewitz bereits<br />
2010 für sein Unternehmen formuliert<br />
hatte. An richtlinien für grüne Tagungen arbeiten<br />
auch die Veranstaltungsplaner.de.<br />
Auch ein Kongress- oder Tagungshotel, das<br />
das emas-Siegel beantragen will, muss sich von<br />
einem Umweltgutachter als sogenannter externer<br />
Auditor überprüfen lassen. registriert wird<br />
er bei der IhK. Zwar orientiert sich emas an den<br />
Umwelt-Anforderungen,<br />
die in<br />
der staatlichen<br />
Norm ISo 14001<br />
verankert sind.<br />
doch während diese<br />
nur von „Zielen“<br />
spricht, geht es den Umweltgutachtern um die<br />
wirkliche erfüllung der Kriterien – zur Prüfung<br />
gehört auch die Behördenabfrage.<br />
Ähnlich streng verläuft der Test fürs Biosphären-Siegel.<br />
die hotelkette Meliá, die 16<br />
ihrer häuser hat auszeichnen lassen, ließ eine<br />
13-monatige Zertifizierung durch die UNo International<br />
Task Force über sich ergehen. einzelne<br />
events hingegen zertifiziert der Anbieter My<br />
<strong>Green</strong> <strong>Meetings</strong> mit seinem Siegel <strong>Green</strong> Note.<br />
Anbieter aus Bereichen wie Transport, Catering<br />
und Möbelvermietung, die ökologisches handeln<br />
garantieren, haben sich zu diesem Netzwerk<br />
zusammengeschlossen.<br />
OG<br />
Certified convention hotels<br />
The demand for conservation-minded convention<br />
venues is growing. Several „green“ certificates have<br />
been established on the market, but not all certifying<br />
agencies have disclosed the criteria they apply in<br />
these assessments and the processes of such certifications.<br />
We had a look at the most important certificates<br />
and their criteria.<br />
DIe WICHTIgSTen SIegeL UnD SYSTeMe<br />
Q Bio-Hotels<br />
Für hotels, die ihre Gäste<br />
mit Bio-Catering versorgen<br />
und Nachhaltigkeitskriterien<br />
erfüllen.<br />
5 www.biohotels.info<br />
Q Biosphären-Zertifikat<br />
Neben Umweltkriterien<br />
berücksichtigt das Siegel soziale<br />
und kulturelle Faktoren.<br />
5 www.biospheretourism.com<br />
Q Certified <strong>Green</strong> Hotel<br />
Vom Vdr vergeben. Geprüft<br />
werden 70 Kriterien; 385<br />
von 765 Punkten müssen<br />
erreicht werden.<br />
5 www.vdr-service.de<br />
Q Emas<br />
externer Umweltgutachter<br />
prüft die Nachhaltigkeits-<br />
Maßnahmen des hotels.<br />
Basis ist ISo 14001.<br />
5 www.emas.de<br />
Q fairpflichtet<br />
Kein Siegel, sondern der<br />
Nachhaltigkeitskodex der<br />
Verbände GCB und eVVC<br />
mit 35 Leitsätzen.<br />
5 www.gcb.de („<strong>Green</strong> GCB“)<br />
Q <strong>Green</strong> Globe<br />
Von US-Unternehmen<br />
verliehenes Umweltsiegel.<br />
378 Kriterien.<br />
5 www.greenglobe.com<br />
Q <strong>Green</strong> Key<br />
Öko-Siegel, dessen Kriterien<br />
über Gesetzesvorgaben<br />
hinausgehen.<br />
5 www.green-key.org<br />
Q ISO 14401<br />
eher eine Ziele-Verpflichtung:<br />
Unternehmen sagen zu,<br />
ein Umweltmanagement<br />
umzusetzen.<br />
5 www.tc207.org<br />
Q Ökoblume<br />
eU-Umweltzeichen, das für<br />
energie, Wasser und Abfall<br />
Vorgaben macht.<br />
5 www.ecolabel-tourism.eu<br />
November | 2013<br />
21
c green meetings<br />
In SOS-<br />
Kinderdörfern<br />
sind die bei<br />
Firmenevents<br />
entstandenen<br />
Rennwagen<br />
als Spende<br />
willkommen.<br />
Soziale Dimension<br />
Seifenkisten<br />
mit Anspruch<br />
Immer mehr <strong>Green</strong> Events wie Teambuildings werden heute mit sozialem oder karitativem<br />
Mehrwert veranstaltet. Wie bei Firmenevents konstruierte Seifenkisten am Ende<br />
Kinderaugen zum Strahlen bringen, zeigt sich in der Alpenregion.<br />
„Bei Nachhaltigkeit<br />
wird immer<br />
mehr Wert<br />
auf Reflexion<br />
gelegt.“<br />
Andreas Driza,<br />
Montée<br />
„Mit einem Pseudo-<strong>Green</strong>-Event erleiden<br />
sie Schiffbruch“, sagt Andreas Driza überzeugt.<br />
Während eines Events gepflanzte Bäumchen<br />
fallen dem Geschäftsführer der Event- und<br />
Incentiveagentur Montée dazu ein, die ein paar<br />
Wochen später vollkommen verdorrt sind. Ein<br />
aufrichtig umgesetzter sozialer Mehrwert von<br />
Veranstaltungen kann oft länger anhalten.<br />
Soziales wird neben Ökologie und Ökonomie<br />
als eine Dimension der Nachhaltigkeit verstanden.<br />
In der Natur des sozialen Engagements liegt<br />
die zwischenmenschliche Beziehung. So legen<br />
manche Veranstalter Wert auf den direkten Kontakt<br />
mit den Menschen, denen ein soziales Event<br />
zugute kommt. Daran hielt sich Deloitte Österreich.<br />
Seine Mitarbeiter bauten Holzhütten und<br />
Seifenkisten direkt auf dem Gelände des SOS-<br />
Kinderdorfs Hinterbrühl in der Nähe von Wien.<br />
Ein Wettrennen mit den in Teamarbeit konstruierten<br />
Boliden gehört zum Gemeinschaftserlebnis<br />
natürlich dazu. Die Beratungsfirma pflegte<br />
zuvor bereits eine langjährige Patenschaft zu<br />
der Einrichtung.<br />
„Bei Nachhaltigkeit wird immer mehr Wert<br />
auf Reflexion gelegt“, betont der 51-Jährige<br />
Driza. Der zertifizierte Kommunikationstrainer<br />
bietet den Kunden seiner Eventagentur zum Beispiel<br />
„gezielte Reflexionsmethoden“ als flankierende<br />
Maßnahme zum Teambuilding. „Wir wollen<br />
in Teambuildings den Arbeitsalltag simulieren.<br />
Ich höre mir dazu sehr genau an, wie der Arbeitsablauf<br />
funktioniert in einer Firma.“ Ins Teambuilding<br />
werden dann typische Gesprächssituationen<br />
und Konfliktfelder aus dem Alltag eingebaut.<br />
22 2013 | November<br />
Fotos: MoNTée
grÜne HOTeLS - SO FInDen SIe eIn ÖKOLOgISCHeS TAgUngSHOTeL<br />
Wie finden umweltbewusste Firmen<br />
einen Tagungsort, den sie mit<br />
gutem Gewissen buchen können?<br />
Die Studentin Sabrina Sölch hat in<br />
einer Studie ausführliche Kriterien<br />
für ein Veranstaltungs-Umweltzertifikat<br />
entwickelt, die wertvolle Orientierung<br />
bieten.<br />
Q Anreise: erleichtert das hotel die<br />
Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel?<br />
Bietet es in Zusammenarbeit mit der<br />
Bahn oder regionalen Verkehrsbetrieben<br />
spezielle Pakete an, die Gutscheine<br />
für Fahrkarten oder Veranstaltungstickets<br />
enthalten?<br />
Q Fuhrpark: Besteht der Fuhrpark<br />
des hotels selbst aus Kleinwagen,<br />
elektro- oder hybridfahrzeugen?<br />
Q Regionale Produkte: Arbeitet das<br />
hotel mit Lieferanten, die regionale<br />
Produkte bevorzugen?<br />
Q Sonnenlicht: Kommen Konferenzund<br />
Tagungsräume vollständig ohne<br />
künstliche Beleuchtung aus?<br />
Q Besser elektronisch: Vermeidet<br />
das hotel exzessives drucken? Unterstützt<br />
es stattdessen die Idee der<br />
„papierlosen Tagung“, etwa durch<br />
das Verleihen von Laptops oder die<br />
Nutzung von Tafeln (auch elektronisch)<br />
statt Flipcharts?<br />
Q Kühlen und Heizen: Werden heizung<br />
und Klimaanlage bewusst eingesetzt?<br />
Q Richtwerte: Temperatur in Konferenzräumen<br />
nicht über 20 Grad, keine<br />
Kühlung von mehr als 6 Grad unter<br />
Außentemperatur.<br />
Q Eigene Vorschläge:<br />
Macht das<br />
hotel auch den Gästen Vorschläge<br />
zum umweltgerechten Verhalten?<br />
Zum Beispiel: „drucke nur aus, was<br />
du unbedingt brauchst, bring eigene<br />
Schreibutensilien und Papier mit,<br />
gehe so viel wie möglich zu Fuß.“<br />
Q Umweltkonzept: Grundsätzlich<br />
sollte man immer fragen, ob das hotel<br />
über ein Umweltkonzept verfügt<br />
und wie dieses aussieht. Komplette<br />
Klimaneutralität wird sich jedoch<br />
schwerlich finden lassen.<br />
bOriS GrAue<br />
FoTo: FrANCK BoSToN /FoToLIA.de
Seifenkisten-<br />
Teambuilding<br />
vor einer Alpenkulisse<br />
fordert<br />
kopflastige<br />
Büroarbeiter<br />
sehr handfest.<br />
OUTDOOr-SPeZIALIST<br />
Sieben fest angestellte und rund 80 freie<br />
Mitarbeiter arbeiten für Montée Deutschland<br />
mit Sitz in Gräfeling bei München<br />
und Montée Austria in Hof bei Salzburg,<br />
Spezialisten für Kommunikationstrainings,<br />
Teambuildings und Outdoor-Events. Der<br />
Jahresumsatz der Firmen von Geschäftsführer<br />
Andreas Driza liegt bei 900.000 €.<br />
5 www.montee.com<br />
Der Stolz der Teams auf ihre selbstgebauten<br />
Wagen schweißt zusammen.<br />
da kann schon einmal der Projektleiter Knall auf<br />
Fall ausgetauscht werden. dann muss die Gruppe<br />
sehen, wie sie spontan damit zurechtkommt,<br />
während der Bau der Seifenkisten oder hütten<br />
weitergeht. die Teilnehmer nehmen im Idealfall<br />
vor ort gemachte positive erfahrungen später<br />
Soapbox derbies set sights high<br />
The <strong>Green</strong> Events of today, with team<br />
building as an illustration, are increasingly<br />
organised to add social or charitable value.<br />
how soapboxes built at corporate events can<br />
ultimately bring a sparkle to children’s eyes is<br />
demonstrated in the Alpine region.<br />
Some corporate organisers are nowadays<br />
also keen to establish direct contact with the<br />
people a social event is designed to benefit.<br />
This was a principle observed, for instance, by<br />
deloitte Österreich and the company Sachverständige<br />
renz & Partner when they staged<br />
team building events, organised by the agency<br />
Montée and its managing director Andreas<br />
driza, in SoS Children’s Villages together with<br />
the children in the homes.<br />
mit an ihren Schreibtisch. Bei seinen Kunden sei<br />
der karitative Aspekt zwar nicht das einzig Ausschlaggebende,<br />
meint Andreas driza. Doch zahlt<br />
sich der Mehrwert als sinnstiftende Ergänzung<br />
oder willkommene positive Verstärkung des<br />
Teamerfolgs aus. Im Caritas Kinderdorf Irschenberg,<br />
20 Autominuten vom Tegernsee entfernt,<br />
zimmerten 25 Teilnehmer bei einem anderen<br />
Montée-event „bayerische hütten“. die Architekten,<br />
Sachverständige und Ingenieure, waren<br />
zuvor am Flughafen München angekommen, besichtigten<br />
dann eine Käserei am Tegernsee und<br />
nutzten für die Weiterfahrt öffentliche Verkehrsmittel.<br />
Veranstalter war die Firma Sachverständige<br />
renz & Partner. die experten für die Taxierung<br />
von Schäden im Gebäudebereich müssen sich im<br />
Alltag „extrem gut abstimmen“, erzählt Andreas<br />
driza. entsprechende Strategien wurden deshalb<br />
eingeübt. Andere Teambuilding-Veranstalter<br />
gehen mit ihrem event nicht direkt auf das Gelände<br />
der einrichtungen, spenden die von ihren<br />
Mitarbeitern gezimmerten Stücke aber am ende.<br />
„Im Salzburger raum haben wir schon sehr viele<br />
Schulen und Kinderdörfer mit Seifenkisten versorgt“,<br />
sagt Andreas driza und lacht. WeW<br />
24 2013 | November
green meetings<br />
c<br />
Kap Europa<br />
Neues Glanzlicht an der Messe<br />
Das Frankfurter Europaviertel entwickelt sich zu einer Art Stadt in der Stadt. Das noch im Bau<br />
befindliche neue Kongresszentrum wird dazu die höchsten ökologischen Auflagen erfüllen.<br />
Das Kap Europa, das Kongresshaus der<br />
Messe Frankfurt im Frankfurter Europaviertel,<br />
eröffnet im Juni 2014. Bis jetzt läuft alles nach<br />
Plan. Der Innenausbau ist in vollem Gange und<br />
der Baustellenbesucher kann sich bereits plastisch<br />
vorstellen, wie die Räume einmal aussehen<br />
werden, wenn sie Veranstaltungen beherbergen<br />
werden. Das Haus wird auf vier Veranstaltungsebenen<br />
einen Saal für 1.000 Personen, einen<br />
teilbaren Saal für 600 Personen sowie zwölf<br />
weitere Tagungsräume bieten. Alles ist großzügig<br />
geplant mit reduzierten natürlichen Farben<br />
und Materialien – geweißte Eiche, Beton, Glas –<br />
sowie viel Tageslicht.<br />
Für die dunkle Jahreszeit wird es ebenfalls einen<br />
Lichtblick geben: Die Messe Frankfurt hat<br />
für einen sechsstelligen Betrag ein Lichtkunstwerk<br />
in Auftrag gegeben, als soziokulturellen<br />
Faktor, der dafür sorgen soll, dass sich die Besucher<br />
wohlfühlen. Das Werk „Crossover“ der<br />
Berliner Künstlerin Barbara Trautmann soll<br />
den im Atrium vorhandenen Luftraum in einer<br />
Höhe von 27 m füllen. Es handelt sich um eine<br />
Lichtinstallation, für die vornehmlich eigens angefertigte<br />
Glas-Leuchtstoffröhren mit einer speziellen<br />
Gasfüllung und sehr langer Lebensdauer<br />
verwendet werden.<br />
Für das raumgreifende und gleichzeitig filigrane<br />
Werk sprach neben der Wirkung auch die<br />
Idee der Nachhaltigkeit. Die Verwendung bildender<br />
Kunst bei der Raumgestaltung ist eine der<br />
zahlreichen komplexen Voraussetzungen für die<br />
Fotos: MeSSe FrANKFUrt
c green meetings<br />
Der Innenausbau<br />
ist<br />
momentan in<br />
vollem Gange.<br />
Bis zum Juni<br />
2014 soll alles<br />
fertig sein.<br />
„Deutschland<br />
bietet eine<br />
wachsende<br />
Zahl an<br />
Kongresshäusern,<br />
die<br />
in Sachen Nachhaltigkeit<br />
international<br />
Maßstäbe<br />
setzen.“<br />
Joachim König,<br />
EVVC<br />
New highlight at Messe Frankfurt<br />
Verleihung des Zertifikats in Gold der Deutschen<br />
Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DBNB),<br />
die das Kap Europa als erstes Kongresshaus<br />
weltweit anstrebt. Von der umweltschonenden<br />
und abfallarmen Baustelle über den energieeffizienten<br />
Betrieb bis zum Rückbaukonzept wurde<br />
bereits in der Planung an alles gedacht.<br />
Tageslichthelle Foyers sowie energetisch optimierte<br />
Fensterflächen und Fassaden schaffen<br />
nicht nur ein einladendes Ambiente, sondern<br />
tragen in hohem Maß zur deutlichen Energieeinsparung<br />
des Hauses bei. Für eine gute Raumatmosphäre<br />
sorgen nachhaltig zertifizierte Hölzer,<br />
die zum großen Teil aus einheimischen Beständen<br />
stammen. Ein etwa 1.000 m² großes Gründach<br />
krönt das Gebäude.<br />
Auch im Umfeld hat sich bereits eine Menge<br />
getan: Das Shoppingcenter Skyline Plaza in<br />
direkter Nachbarschaft zum Kongresszentrum<br />
hat im August eröffnet. Auf einer Verkaufsfläche<br />
von 38.000 m² kann in rund 170 Geschäften und<br />
Restaurants eingekauft bzw. gegessen werden.<br />
Ein Wellnesscenter folgt Anfang 2014 nach, laut<br />
Werbeaussagen das größte in der Rhein-Main-<br />
Region. Auf dem Dach locken auf 7.300 m² Gartenanlagen<br />
mit Weinanbau, Boule-Feld und andere<br />
Sport- und Freizeitflächen.<br />
Construction work for the Kap Europa is progressing as planned; the<br />
congress center of Messe Frankfurt in that German city‘s Europaviertel<br />
district is scheduled to open in June 2014. Completion of the interior<br />
is underway and visitors to the construction site can very well envision<br />
how the rooms will look once they are finished and open to stage events.<br />
The complex will have four function levels with a hall for 1,000 persons,<br />
a partitionable hall for 600 persons as well as twelve conference rooms.<br />
Several events have already been booked at the new Frankfurt venue,<br />
among these the <strong>Green</strong>meetings und Events Conference 2015 organized<br />
by GCB and EVVC.<br />
Bereits jetzt stehen einige Veranstaltungen<br />
in der neuen Frankfurter Location fest,<br />
darunter der 24. Deutsche Hautkrebskongress<br />
2014, der Ingenieurtag und 40. Bundeskongress<br />
des Verbands Deutscher Eisenbahn-Ingenieure<br />
und – im Februar 2015 dann – die <strong>Green</strong>meetings<br />
und Events Konferenz 2015, organisiert<br />
vom GCB German Convention Bureau und dem<br />
Europäischen Verband der Veranstaltungs-Centren<br />
(EVVC). GCB-Geschäftsführer Matthias<br />
Schultze zur Wahl der Location: „Uns ist es erneut<br />
gelungen, einen optimalen Austragungsort<br />
für die <strong>Green</strong>meetings und Events Konferenz zu<br />
finden. Das Kap Europa erfüllt herausragende<br />
Nachhaltigkeitsstandards und bietet sich damit<br />
als Gastgeber in idealer Weise an.“<br />
Der EVVC-Präsident Joachim König ergänzt:<br />
„Neben den Teilnehmern und dem Programm<br />
trägt auch der Austragungsort in hohem Maß<br />
zum Erfolg und zur Wirkung einer Veranstaltung<br />
bei – bei der <strong>Green</strong>meetings und Events<br />
Konferenz ganz besonders. Deutschland bietet<br />
eine wachsende Zahl an Kongresshäusern, die in<br />
Sachen Nachhaltigkeit international Maßstäbe<br />
setzen. Und wir sind froh, mit der Konferenz den<br />
Fokus auf diese Häuser richten zu können.“ ja<br />
26 2013 | November
c green meetings<br />
Technisierung<br />
Wie Webcasts, Apps und Tools<br />
Tagungen grüner machen<br />
Die fortschreitende Technisierung erleichtert nicht nur die Planung und Durchführung von<br />
Veranstaltungen, sondern ermöglicht auch viele Einsparungen – vor allem von Papier.<br />
Anschaulich und<br />
sensibilisierend<br />
zugleich: eine App,<br />
die den CO2-Abdruck<br />
individuell berechnet.<br />
Das waren noch Zeiten: Vor 20 Jahren<br />
schleppten die Kongress- und Tagungsbesucher<br />
am Ende ihrer Veranstaltung wahre Papierberge<br />
ins Büro – um sie dann später irgendwann auch<br />
wieder zu entsorgen. Während des <strong>Meetings</strong> kamen<br />
Dia- und Tageslichtprojektoren zum Einsatz<br />
– oder manchmal auch nicht, wenn sie plötzlich,<br />
infolge technischer Defekte, ihren Geist aufgaben.<br />
Und: Zum Telefonieren ging man in ein<br />
kleines (meistens sehr enges und sehr warmes)<br />
Telefonhäuschen; Handys<br />
existierten noch nicht.<br />
Die Zeiten haben sich<br />
gründlich gewandelt:<br />
Heute gibt es Webcasts,<br />
Apps und Tools, die Tagungen<br />
sogar grüner<br />
machen – Umweltbewusstsein<br />
und ökologische<br />
Nachhaltigkeit<br />
stehen hier immer öfter<br />
im Vordergrund und sind<br />
mittlerweile zu einem<br />
zentralen Thema der<br />
Tagungs- und Kongressbranche<br />
geworden.<br />
Wer nicht an „seiner“<br />
Tagung teilnehmen kann,<br />
der schaut sich über einen<br />
Kongress-Webcast<br />
die Veranstaltung an und<br />
bekommt eine App für<br />
sein Smartphone. Überhaupt<br />
ist der Kontakt über App sehr umweltschonend,<br />
es erspart viele Telefonate, man ist<br />
vernetzt und kann sich sofort austauschen. Der<br />
nicht persönlich anwesende Tagungsgast kann<br />
auch Tools benutzen, um direkt von seinem PC<br />
aus bei „seiner“ Veranstaltung live dabei zu sein.<br />
Die Anreise läuft mittlerweile ebenfalls umweltfreundlich<br />
mit Hilfe von Planungstools ab. Alles<br />
ist in der heutigen Zeit schnell und unkompliziert<br />
möglich.<br />
Insbesondere Webcasts und innovative Tools<br />
werden in naher Zukunft immer häufiger bei<br />
Kongressen, Tagungen und Marketing-Events<br />
eingesetzt: Überall schnell verfügbar sind sie<br />
für jeden von großem Nutzen. So zum Beispiel<br />
können die Infos gesammelt und später zu Hause<br />
heruntergeladen und nachbearbeitet werden.<br />
Das erspart das lästige Herumtragen der Papierberge.<br />
Mit dem Thema <strong>Green</strong> <strong>Meetings</strong> im Bereich Veranstaltungsmanagement<br />
und Business Events<br />
beschäftigt sich ausführlich in Forschung und<br />
Lehre auch die Hochschule Osnabrück. Der<br />
Lehrbeauftragte Dr. Markus Große Ophoff ist<br />
einer der führenden Experten auf diesem Gebiet<br />
in Deutschland: „Durch Veranstaltungen<br />
präsentieren sich die Firmen, Verbände und<br />
Institutionen nach außen und stehen daher in<br />
einer besonderen öffentlichen Wahrnehmung.<br />
Sie sind durch ihren einmaligen Charakter und<br />
durch den induzierten Verkehr mit besonderen<br />
Umweltbelastungen verbunden. Hier gilt es Ressourcen<br />
zu sparen. Es ist heutzutage durchaus<br />
möglich, ohne großen Mehraufwand Veranstaltungen<br />
deutlich nachhaltiger zu organisieren.“<br />
Das Spektrum der dabei zu berücksichtigenden<br />
Handlungsfelder reicht von der notwendigen<br />
Reisetätigkeit mit ihrem Einfluss auf das Klima<br />
über den Verbrauch von Energie, Wasser, Papier<br />
bis hin zu Überlegungen für eine Minimierung<br />
des Abfallaufkommens.<br />
Auch die umweltfreundliche Beschaffung<br />
von Produkten und Dienstleistungen ist ein wesentlicher<br />
Aspekt von Nachhaltigkeit. Da gibt es<br />
zum Beispiel das Planungstool der Bahn und die<br />
App „Fahrplaner“. Sie ermöglichen die Planung<br />
einer Reise mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
zum Veranstaltungsort – und zwar mit Bussen,<br />
U-Bahnen oder Straßenbahnen bis direkt vor<br />
die Haustür. Unter www.dbu.de/bahn kann der<br />
Tagungsteilnehmer seine gewünschte Route<br />
eintragen und erhält sofort den Fahrplan. Diese<br />
Regelung gilt bundesweit für sämtliche Veranstaltungen<br />
der Deutschen Bundesstiftung Umwelt<br />
(dbu) und des Zentrums für Umweltkommunikation<br />
(ZUK).<br />
Bereits die Anreise ist ein wichtiger Punkt,<br />
um gleich schon zu Beginn eine Tagung auch<br />
„grüner“ werden zu lassen. Das kann auch Dirk<br />
Walterspacher, Geschäftsführer Carbon Business<br />
bei CO2OL/ForestFinance bestätigen.<br />
28 2013 | November<br />
Fotos: ForeST FINANCe, UNGerboeCK (2)
Sein Unternehmen hat sich neben dem Thema<br />
Klimaschutz auch auf ökologische Investments<br />
in nachhaltiger Forstwirtschaft spezialisiert. Bei<br />
der Wahl der Location sind entsprechende Zertifizierungen,<br />
die Verwendung von Ökostrom<br />
oder Wassersparmaßnahmen nur einige wichtige<br />
Auswahlkriterien. Auch eine „papierlose“<br />
Teilnehmerkommunikation ist inzwischen sehr<br />
weit verbreitet; da spielen zudem Kosteneinsparungen<br />
eine wichtige Rolle. Digitale Tagungsunterlagen<br />
und Apps werden bei Veranstaltungen,<br />
Tagungen und Kongressen immer interessanter<br />
und beliebter, weil sie eine neue Form der Interaktion<br />
zwischen den Teilnehmern ermöglichen.<br />
„Darüber hinaus ist es auch sinnvoll, die Tagungsgäste<br />
direkt mit einzubeziehen“, empfiehlt<br />
Walterspacher. „Hierzu stellt CO2OL die<br />
Smartphone-Anwendung footprint|LIVE zur<br />
Verfügung, die bereits auf verschiedenen Tagungen<br />
und Fachmessen zum Einsatz kam.“ Jeder<br />
Kongressteilnehmer erhält einen QR-Code, den<br />
er mit seinem Smartphone einscannen kann.<br />
Anschließend wird er Schritt für Schritt durch<br />
die Berechnung seines persönlichen CO2-Abdrucks<br />
geführt und kann sich das Ergebnis anschaulich<br />
darstellen lassen. Die so gesammelten<br />
Daten dienen nicht nur der Information und<br />
Sensibilisierung der Gäste, sondern erleichtern<br />
in anonymisierter Form gleichzeitig die CO2-Bilanzierung<br />
der Veranstaltung.<br />
Dirk Walterspacher weiter: „Zugeschaltete<br />
Speaker und Online-<strong>Meetings</strong> bis hin zu komplett<br />
in virtuellen Räumen umgesetzte Konferenzen<br />
sind noch nicht so weit verbreitet, wie es<br />
eigentlich technisch machbar wäre. Diese Möglichkeit<br />
zu direktem persönlichen Networking<br />
steht da zu Recht im Vordergrund.“<br />
Auch das Softwareunternehmen Ungerboeck<br />
Systems beobachtet diesen Trend.<br />
Thorsten Kolbinger, Managing Director EMEA<br />
von Ungerboeck Systems International sagt<br />
zum Thema <strong>Green</strong> <strong>Meetings</strong>: „Die Nachhaltigkeit<br />
von Veranstaltungen wird für die Teilnehmer<br />
zu einem immer wichtigeren Thema. Der Einsatz<br />
von Mobile Apps und professionellen Tools, die<br />
‚grüne‘ Events unterstützen, stellt deshalb einen<br />
klaren Wettbewerbsvorteil für Veranstalter dar.“<br />
Es wird geschätzt, dass 70 % aller gedruckten<br />
Interaktiv<br />
und sparsam:<br />
Digitale Tagungsunterlagen<br />
und<br />
Apps werden bei<br />
Veranstaltungen<br />
immer beliebter.
Papierlose<br />
Planung: Mit<br />
Ungerboecks<br />
Touch for<br />
Tablet sind alle<br />
wichtigen Infos<br />
geräteunabhängig<br />
immer mit<br />
dabei.<br />
Materialien nach einer Veranstaltung einfach<br />
im Müll landen. Eine geeignete Software – und<br />
dadurch der Zugriff auf eine zentrale Datenbank<br />
– kann diesen Papierverbrauch schon bei der<br />
Planung und Koordination reduzieren, so dass<br />
das Drucken von Informationen gänzlich entfällt.<br />
Auch externe Dienstleister können in ein<br />
System mit eingebunden<br />
werden. Das spart Zeit und<br />
Geld.<br />
Kolbinger nennt Beispiele:<br />
„Bei einer Begleitausstellung<br />
kann zum Beispiel<br />
alles über die Software<br />
laufen; der Hallenplan ist<br />
virtuell und dadurch immer<br />
auf dem aktuellsten Stand,<br />
Angebote an verschiedene<br />
Aussteller werden direkt<br />
aus dem Plan per E-Mail<br />
verschickt. Umgekehrt reichen<br />
Aussteller dann ihre<br />
Bestellungen und Standpläne<br />
auch wieder online ein.“<br />
Registrierungen für Veranstaltungen<br />
jeglicher Art, von<br />
Seminaren über Tagungen<br />
zu internationalen Messen<br />
finden ebenfalls papierlos statt. Mit einer durchgängigen<br />
Lösung, die unabhängig vom jeweiligen<br />
Endgerät genutzt werden kann, unterstützen<br />
Veranstalter schon während der Planung<br />
und Vorbereitung ein grünes Event. „Zum Beispiel<br />
ermöglicht das Ungerboeck Touch for Tablet<br />
das Arbeiten mit ein und derselben Software<br />
sowohl am Desktop PC als auch am Tablet“, erläutert<br />
Kolbinger. „Dies hat den großen Vorteil,<br />
dass man relevante Veranstaltungsinformationen<br />
immer in der Tasche bei sich hat und diese<br />
in Echtzeit abrufen und damit arbeiten kann.“<br />
Tools für ein klimaneutrales Event bietet auch<br />
amiando mit seiner Eventmanagement-Software<br />
an – erfolgreich bei den <strong>Green</strong>tec Awards<br />
im August in München eingesetzt: So wurden<br />
automatisch bei jeder Teilnahmebuchung die<br />
CO2-Emissionen individuell berechnet. Die entstandenen<br />
Emissionen konnte jeder Teilnehmer<br />
durch die Unterstützung eines Klimaschutzprojektes<br />
kompensieren. So können Tagungen ganz<br />
schön grün werden.<br />
Sabine Neumann<br />
Webcasts, apps and tools<br />
for greener meetings<br />
Those were the days: 20 years ago, congress<br />
and convention visitors carried piles of paperwork<br />
back to their offices when they returned<br />
home after an event, and they later threw<br />
those same piles into wastepaper baskets. At<br />
these meetings, lecturers used slide projectors<br />
and overhead projectors – unless they<br />
blew a fuse or failed due to a technical defect.<br />
And to make a phone call, you looked for a<br />
phone booth, which was usually cramped and<br />
stuffy warm and more often than not was out<br />
of order anyway. Cell phones had not yet been<br />
invented. Times have changed dramatically:<br />
today we have webcasts, apps and tools<br />
which actually enhance the eco-friendliness of<br />
meetings – environmental awareness and ecological<br />
sustainability are consistently gaining<br />
in significance and have become a major issue<br />
in the convention and congress industry.<br />
30 2013 | November
green meetings<br />
c<br />
Das heißt, durch eine Online-Übertragung<br />
kommen nicht weniger Teilnehmer, sondern<br />
man gewinnt weitere hinzu, die sonst nicht<br />
dabei gewesen wären?<br />
Absolut! Natürlich respektiere ich die Bedenken<br />
von Kongressveranstaltern, sich mit der Liveund<br />
on-demand-Aufbereitung von Kongressinhalten<br />
eine eigene Konkurrenz im Internet aufzubauen.<br />
Jedoch zerstreuen sich diese Sorgen<br />
in der regel nach der ersten Aufbereitung eines<br />
Kongresses durch uns rückstandslos. einige<br />
Fachverbände und PCos entdecken mit Webcasts<br />
– wenn diese denn auch intelligent verwertbar<br />
aufbereitet sind – sogar ein ganz neues,<br />
eigenständiges Geschäftsmodell, das mit dem<br />
ursprünglichen Kongress nur noch so viel zu tun<br />
hat, als dass der Kongress als Quelle für die vieinterview<br />
„Die Zeit ist reif!“<br />
tw: Wie verändert die Technik die Tagung von<br />
heute und morgen?<br />
Staaden: heute führt doch wirklich fast jeder,<br />
anders als noch vor – sagen wir mal – fünf<br />
Jahren, einen kleinen Computer in Form eines<br />
Smartphones oder sogar einen Tablet-Computer<br />
mit sich. dort ist man gewohnt, zu jeder Zeit,<br />
von jedem ort seine e-Mails abzurufen und Zugriff<br />
auf jeden beliebigen Internet-dienst zu haben.<br />
Menschen, die im universitären Umfeld mit<br />
digitalen Medien und der „freien“ Allzeitverfügbarkeit<br />
von Informationen sozialisiert wurden,<br />
haben heute wichtige rollen im Beruf und sind<br />
die Zielgruppen von Konferenzveranstaltern<br />
und Fachverbänden. Bedeutende Trends aus<br />
den hochschulen, wie zum Beispiel die „open-<br />
Access-Bewegung“ und die „MooC – massively<br />
open online courses“ gelten unter Fachleuten<br />
zu recht als wahre revolutionen nachhaltigen<br />
Lernens und der allgemeinen Wissensverbreitung.<br />
Speerspitzen dieser Bewegungen sind die<br />
anglo-amerikanischen elite-Universitäten, aber<br />
auch auf nationaler ebene tut sich sehr viel.<br />
Anders als noch vor ein paar Jahren spielen<br />
auch die datenverbindungen keine große rolle<br />
mehr. Umfangreiche datenmengen, wie Videoinhalte<br />
über das Internet, sind heute nahezu<br />
überall in guter bis hervorragender Qualität zu<br />
empfangen.<br />
Zusammengefasst heißt das, dass sowohl die<br />
technischen Voraussetzungen als auch die Akzeptanz<br />
und sogar die erwartungshaltung bei<br />
Kongressteilnehmern mehr als gegeben ist. die<br />
Zeit ist reif für Webcasts, also die online-Aufbereitung<br />
von Kongressen!<br />
len Inhalte dient, die anschließend über das Internet<br />
für beliebige Zwecke angeboten werden.<br />
Um dafür nur ein Beispiel zu nennen: die innerbetriebliche<br />
Aus- und Fortbildung von „daheimgebliebenen“.<br />
Worauf müssen Veranstaltungsplaner achten,<br />
wenn sie ihre Konferenz live streamen wollen?<br />
Gibt es zum Beispiel rechtliche Fallstricke?<br />
die rechtlichen Fallstricke sind eigentlich keine<br />
anderen als die vor der Zeit des Internets. Nur<br />
werden mangelhafte Kontrollen der Kongressinhalte<br />
durch die Verantwortlichen viel schneller<br />
und einem viel größeren Publikum bekannt<br />
als früher. das Urheberrecht gibt es schon seit<br />
vielen Jahrzehnten. Also mussten Vortragende<br />
schon immer darauf achten, nur die Inhalte zu<br />
verwenden, an denen sie auch das Urheberbzw.<br />
Nutzungsrecht besitzen – seien es nun<br />
Musikstücke, Bilder oder anderes geistiges eigentum.<br />
Im wissenschaftlichen Umfeld besteht<br />
traditionell ein hoher Anspruch an die Urheberschaft<br />
des Vortragenden an seinem Vortrag. Bei<br />
anderen geistigen Gütern besteht aber selbst<br />
dort noch Nachholbedarf.<br />
Und: Man muss sich als Veranstaltungsplaner<br />
natürlich bei den Vortragenden die erlaubnis<br />
einholen, den Vortrag aufzuzeichnen und live<br />
oder später on-demand zu „senden“ – fachlich<br />
gesprochen, zu verwerten.<br />
Ihrer Meinung nach trägt Live-Streaming also<br />
zum grünen Veranstaltungsgedanken bei?<br />
Gibt es dazu noch Argumente, die wir noch<br />
nicht angesprochen haben?<br />
Wenn „grün“ nicht nur „öko“, sondern auch<br />
„konservativ“ bedeuten darf, sehe ich es wirklich<br />
so, dass die online-Aufbereitung von Kongressinhalten<br />
dem grünen Veranstaltungsgedanken<br />
entspricht. Immerhin werden dadurch Kongressinhalte<br />
quasi konserviert und wirken für einen<br />
beliebig langen Zeitraum nach. Wir erzeugen damit<br />
„die Veranstaltung nach der Veranstaltung“<br />
– nur auf anderem, nachhaltigerem Wege.<br />
einmal erzeugtes Wissen ist auf diese Weise<br />
immer weiter zu verwenden. Man setzt also mit<br />
der Veranstaltung ein Samenkorn in die erde<br />
und macht sie so einem viel größeren Kreis von<br />
Menschen zugänglich. es ist alles auf den erhalt,<br />
aber auch die Weiterentwicklung von Werten angelegt<br />
– also streng genommen sehr konservativ<br />
und „grün“ zugleich.<br />
inTerVieW: Dr. AnJA WAGner<br />
CHrISTIAn STAADen<br />
Sales Manager von<br />
Meta-Fusion, ein<br />
Dienstleister für<br />
Multimedia- und<br />
Internet-Anwendungen,<br />
gibt Auskunft<br />
über neue technische<br />
Möglichkeiten<br />
für grüne <strong>Meetings</strong>.<br />
„Die Zeit ist<br />
reif für Webcasts,<br />
also<br />
die Online-<br />
Aufbereitung<br />
von Kongressen!“<br />
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