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Green Meetings - TW TagungsWirtschaft

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tHe gloBal magazine for meeting profeSSionalS | www.tw-media.com<br />

c<br />

Sonderpublikation | November 2013<br />

Österreich/<br />

Schweiz<br />

Zurück auf<br />

Start<br />

Skandinavien<br />

Nachhaltigkeit<br />

als einzige<br />

Wahl<br />

„Die Zeit<br />

ist reif“<br />

Bis zum Jahr 2030 soll nachhaltige<br />

entwicklung im mainstream<br />

angekommen sein. Bis dahin ist es<br />

noch ein weiter Weg!<br />

Grüne Zertifikate<br />

Ausgezeichnete<br />

Tagungshotels<br />

Soziale Dimension<br />

Seifenkisten mit<br />

Anspruch<br />

Technisierung<br />

Tools für<br />

grüne Events


More than “nice-to-have”<br />

As with everything else, opinions<br />

also differ on the subject<br />

of <strong>Green</strong> <strong>Meetings</strong>. Although<br />

everyone wants an intact environment,<br />

no one wants to pay for<br />

the privilege; as recently emerged<br />

with the planned U-turn in energy<br />

policy in Germany. So why should<br />

things be any different with meeting<br />

planning?<br />

Happily, though, a lot is already<br />

happening supply-side – even if<br />

customer demand is not yet exactly<br />

beating a path to the green<br />

door. Certificates make it easier<br />

to pinpoint green trailblazers,<br />

and ground-breaking projects in<br />

other countries act as inspiration.<br />

Future-watchers are also batting<br />

for green – that, at least, is what<br />

the German Convention Bureau’s<br />

Study of Megatrends Shaping our<br />

Industry published a few weeks<br />

ago says. According to this, by<br />

2030 <strong>Green</strong> <strong>Meetings</strong> will be par<br />

for the course.<br />

It is becoming increasingly clear<br />

that this is not all about marketing.<br />

Technology is spreading<br />

ever faster throughout the world<br />

we live in. Although economising<br />

is not the key rationale behind<br />

this development, modern mobile<br />

technology does help businesses<br />

save – on communication routes<br />

and, of course, on paper. Indeed,<br />

on actual distances travelled, for<br />

virtualisation is likewise on the<br />

advance.<br />

The social component is another<br />

important aspect, because<br />

sustainability also involves<br />

training and integrating staff,<br />

whatever their background. That<br />

businesses are taking this increasingly<br />

seriously is evident in<br />

the specialised job ads they are<br />

placing. Training staff as sustainability<br />

consultants is no longer the<br />

exception.<br />

So just how much greening will<br />

the customer embrace? Is regionality<br />

tomorrow’s ‘organic’? Just<br />

how expensive and complicated<br />

will all this be? In this Special you<br />

will find answers to many of these<br />

questions. And should you have<br />

further unresolved issues just let<br />

me know – we’ll be glad to revisit<br />

the subject!<br />

Dr. Anja Wagner<br />

Chefredaktion<br />

wagner@tw-media.com<br />

c<br />

editorial<br />

green meetings | 2013<br />

Mehr als<br />

„nice to have“<br />

Die Meinungen gehen in Sachen <strong>Green</strong> <strong>Meetings</strong><br />

genauso auseinander wie in allen anderen Dingen auch.<br />

Zwar will niemand auf eine intakte Umwelt verzichten, aber<br />

kosten darf es nichts. Das zeichnete sich zuletzt bei der in<br />

Deutschland geplanten Energiewende ab. Warum sollte es<br />

also bei der Planung von Veranstaltungen anders sein?<br />

Doch erfreulicherweise tut sich von Anbieterseite schon<br />

sehr viel, selbst wenn die Kunden noch gar nicht so stark<br />

danach fragen. Zertifikate erleichtern die Orientierung.<br />

Andere Länder geben Denkanstöße durch fortschrittliche<br />

Projekte. Und auch die Zukunft spricht sich für Grün<br />

aus. So will es zumindest die Zukunftsstudie des German<br />

Convention Bureau, die vor wenigen Wochen erschienen<br />

ist. Demnach sind <strong>Green</strong> <strong>Meetings</strong> bis 2030 eine Selbstverständlichkeit.<br />

Es wird zunehmend klar, dass es dabei nicht nur um Marketing<br />

geht. Die Zukunft wird immer technisierter. Auch<br />

wenn das nicht der Kerngedanke ist, aber moderne mobile<br />

Technik hilft zu sparen – an Kommunikationswegen und<br />

an Papier natürlich. Oft sogar an tatsächlicher Wegstrecke,<br />

denn die Virtualisierung wird ebenfalls zunehmen.<br />

Die soziale Komponente ist ein weiterer wichtiger Aspekt.<br />

Denn Nachhaltigkeit bedeutet auch, Mitarbeiter<br />

zu schulen und zu integrieren, egal welchen Hintergrund<br />

sie haben. Dass die Unternehmen das zunehmend ernst<br />

nehmen, zeigt sich daran, dass sie dafür eigens Stellen<br />

ausschreiben. Auch die Weiterbildung zum Nachhaltigkeitsberater<br />

ist keine Ausnahme mehr.<br />

Aber wie viel Grün verträgt der Kunde? Ist Regionalität<br />

das Bio von morgen? Wie teuer und wie kompliziert wird<br />

das alles? In diesem Sonderheft finden Sie Antworten auf<br />

viele dieser Fragen. Wenn es noch mehr gibt, schreiben Sie<br />

mir, wir greifen das Thema gerne weiter auf!<br />

Foto: ThoMAS Fedra<br />

November | 2013<br />

3


c<br />

agenda<br />

green meetings | 2013<br />

03 Editorial<br />

Mehr als<br />

„nice to have“<br />

05 Impressum<br />

Schulung ist das A und O, um<br />

das Potenzial von Einsparmöglichkeiten<br />

erfassen zu können.<br />

06 Ökologie, Ökonomie, Soziales<br />

In Zukunft<br />

selbstverständlich<br />

12 Nachhaltigkeit in Österreich<br />

und in der Schweiz<br />

Zurück auf Start<br />

16 Skandinavien<br />

Nachhaltigkeit<br />

als einzige Wahl<br />

Österreich und Schweiz<br />

zählen zu den Pionieren in<br />

Sachen ökologisches Handeln.<br />

20 Grüne zErtifikate<br />

Ausgezeichnete<br />

Tagungshotels<br />

22 Soziale Dimension<br />

Seifenkisten<br />

mit Anspruch<br />

<strong>Green</strong> Events mit karitativem<br />

oder sozialem Mehrwert bringen<br />

mitunter auch Kinderaugen zum<br />

Strahlen.<br />

Papierlose<br />

Veranstaltungsplanung:<br />

Die fortschreitende<br />

Technisierung<br />

bietet<br />

auch mobile<br />

Planungswerkzeuge.<br />

25 Kap Europa<br />

Neues Glanzlicht<br />

an der Messe<br />

28 Technisierung<br />

Wie Webcasts, Apps<br />

und Tools Tagungen<br />

grüner machen<br />

31 Interview<br />

„Die Zeit ist reif!“<br />

Eröffnung 2014:<br />

Das Kap Europa wird<br />

höchste ökologische<br />

Auflagen erfüllen.<br />

Nachhaltige Wirkung:<br />

Für Christian Staaden<br />

von Meta-Fusion ist die<br />

Zeit reif für Webcasts.<br />

4 2013 | November<br />

Fotos: LiederhALLe, CoNGreSS CeNTrUM ALPBACh, MoNTée, UNGerboeCK, MeSSe FrANKFUrt,<br />

MeTA-FUSIon, hArPA CoNGreSS CeNTer, STAUKe / FotoLIA.de; TITeLSeITe: Mirexon / FotoLIA.de


damit der Wald auch vor lauter<br />

Bäumen noch zu sehen ist:<br />

die wichtigsten grünen Zertifikate<br />

im Überblick.<br />

erdwärmenutzung und futuristische<br />

Architektur: In Skandinavien ist<br />

Nachhaltigkeit allgegenwärtig.<br />

tagungswirtschaft<br />

THe GLobAL mAGAZINe For meeTING ProFeSSIoNALS<br />

<strong>Green</strong><br />

<strong>Meetings</strong><br />

SoNDerPUbLIKATIoN<br />

Deutscher Fachverlag GmbH<br />

Mainzer Landstraße 251<br />

60326 Frankfurt am Main<br />

Postfach 200128<br />

60605 Frankfurt am Main, Germany<br />

Telefon (0 69) 75 95 16 38<br />

Telefax (0 69) 75 95 19 00<br />

E-mail: redaktion@tw-media.com<br />

www.tw-media.com<br />

GeScHäfTSfÜHrunG /<br />

mAnAGemenT bOArD<br />

Angela Wisken (Sprecherin), Peter Esser,<br />

Markus Gotta, Peter Kley, Holger Knapp,<br />

Sönke Reimers<br />

AufSicHTSrAT/SuPerViSOrY bOArD<br />

Klaus Kottmeier, Andreas Lorch,<br />

Catrin Lorch, Peter Ruß<br />

VerLAGSLeiTer /<br />

PubLiSHinG DirecTOr<br />

Mark A. Cano, (069) 75 95 12 81<br />

HerAuSGeberin /PubLiSHer:<br />

Gabriele Schulze, (0 30) 23 13 73 64<br />

cHefreDAkTiOn /eDiTOriAL bOArD<br />

(verantwortlich/responsible),<br />

Dr. Anja Wagner (JA), (0 69) 75 95 19 12<br />

reDAkTeur / eDiTOr<br />

Frank Wewoda (WEW), (0 69) 75 95 19 04<br />

miTArbeiTer DieSer AuSGAbe/<br />

cOnTribuTinG eDiTOr:<br />

Boris Graue, Duisburg<br />

Oliver Graue (OG), Hamburg<br />

Sabine Neumann, Dortmund<br />

Heike Schäfer, Sonderborg/DK<br />

AnZeiGenLeiTunG nATiOnAL/<br />

nATiOnAL SALeS DirecTOr:<br />

Volker Schledt, (0 69) 75 95 18 83<br />

AnZeiGenLeiTunG inTernATiOnAL /<br />

inTernATiOnAL SALeS DirecTOr<br />

Penelope Nikolaidis, (0 69) 75 95 18 89<br />

AnZeiGen/ADVerTiSinG SALeS<br />

Simona Cunsolo, (0 69) 75 95 19 05<br />

Theresa Silberg, (0 69) 75 95 18 85<br />

AnZeiGenDiSPOSiTiOn /AD reSerVATiOn<br />

Jonas Maßing, (0 69) 75 95 29 61,<br />

E-Mail: anzeigen@tw-media.com<br />

VerTrieb/circuLATiOn<br />

Jörg Jähne, (0 69) 75 95 19 95,<br />

E-Mail: jaehne@tw-media.com<br />

GrAfiScHeS kOnZePT /LAYOuT cOncePT<br />

Jürgen Thies, Hamburg<br />

GeSTALTunG /LAYOuT<br />

Elke Pflugradt, (0 69) 75 95 24 77<br />

PrODukTiOn /PrODucTiOn<br />

Hans Dreier, Ltg, (0 69) 75 95 24 63<br />

LOGiSTik /LOGiSiTcS<br />

Ilja Sauer, Ltg, (0 69) 75 95 22 01<br />

ÜberSeTZunGen /TrAnSLATiOnS<br />

Rosemary Haake, Rödermark<br />

Christopher Ross, Gelnhausen<br />

GeSAmTLeiTunG PrinTmeDien-SerViceS /<br />

DirecTOr PrinT meDiA SerViceS:<br />

Kurt Herzig, (0 69) 75 95 24 61<br />

Druck /PrinTinG:<br />

WVD Societätsdruck, Kurhessenstr. 4–6,<br />

64546 Mörfelden-Walldorf<br />

Gedruckt auf Recycling-Papier aus 100 % Altpapier<br />

(EnviroTop). EnviroTop wird CO2-neutral hergestellt.<br />

Ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen


Ökologie, Ökonomie, Soziales<br />

In Zukunft selbstverständlich<br />

Auch wenn es noch ein weiter Weg ist: Sowohl Kongresszentren und Hotels als auch Agenturen und<br />

Dienstleister arbeiten akribisch an einem nachhaltigen Angebot in allen Bereichen.<br />

„Nachhaltigkeit<br />

und CSR werden<br />

entscheidende<br />

Faktoren sein.“<br />

Johann W. Wagner,<br />

M:Con<br />

Bis zum Jahr 2030 soll nachhaltige Entwicklung<br />

im Mainstream angekommen sein. Zu<br />

diesem Ergebnis kommt die Studie „Tagung und<br />

Kongress der Zukunft“, die das German Convention<br />

Bureau (GCB) mit mehreren Partnern<br />

im Oktober vorgestellt hat. Auch in Ländern, die<br />

in diesem Bereich zunächst keine führende Rolle<br />

eingenommen haben, soll es bis dahin selbstverständlich<br />

geworden sein, „grün“ zu denken<br />

und handeln.<br />

Doch dazu sind nach Ansicht befragter Experten<br />

immense Anstrengungen nötig, gezielte<br />

Innovationen sowie ein kultureller Wandel. Das<br />

Thema zieht sich durch alle Bereiche: So wie<br />

in vielen Gesellschaften der Marktanteil von<br />

Bio-Lebensmitteln und Fair-Trade-Produkten<br />

immens gestiegen ist, seien auch „Sustainable<br />

<strong>Meetings</strong>“ bis 2030 ein wachsendes Marktsegment,<br />

so ein Fazit der Studie. Immer mehr Kunden<br />

erwarten demnach Veranstaltungen, die<br />

sich in der gesamten Angebotspalette deutlich<br />

an Nachhaltigkeitsprinzipien ausrichten und<br />

entsprechende Qualität bieten oder sogar garantieren.<br />

Weil die Kunden diese Prinzipien als<br />

wichtig bewerten, seien sie im Gegenzug bereit,<br />

auch moderat höhere Preise zu akzeptieren. Als<br />

Herausforderungen nennt die Studie verschärfte<br />

Umwelt- und Sozialstandards, Dezentralisierung,<br />

Verminderung von <strong>Green</strong>washing und die<br />

dauerhafte Positionierung von Nachhaltigkeit<br />

als gesellschaftlich relevantes Thema in allen<br />

Lebensbereichen.<br />

Als Maßnahmen müssen neue Geschäftsmodelle<br />

gemäß Nachhaltigkeitsprinzipien generiert,<br />

international beachtete Qualitätskriterien<br />

für Gebäude und Veranstaltungsmanagement<br />

festgelegt, Veranstaltungsorte stärker regional<br />

verankert, alle nachhaltigen Aktivitäten in den<br />

drei Bereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales<br />

transparent dargestellt und permanente<br />

Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten angeboten<br />

werden.<br />

Betriebswirtschaftlich werden im Jahr 2030<br />

weiterhin Investitionen im Bereich Energieeffizienz<br />

mit dem Ziel Plus-Energie-Gebäude bedeutsam<br />

sein. Durch Cloud Computing können<br />

Teilnehmer einschätzen lassen, welche Energieverbräuche<br />

einzelne Komponenten in unterschiedlichen<br />

Gebäuden haben würden und auf<br />

dieser Informationsbasis die Auswahl für ihre<br />

6 2013 | November<br />

Fotos: Doc rABe MedIA / FotoLIA.de, dArMSTAdTIUM / juergeNMAI.com,<br />

NH Hoteles (2), eLectrICeye / FotoLIA.de, SchloSS HoheNKAMMer, LiederhALLe


green meetings<br />

c<br />

Das Thema Nachhaltigkeit zieht<br />

sich durch alle Bereiche.<br />

Teilnahme an Veranstaltungen treffen, so das<br />

Zukunftsbild. Aufgrund scharfer ökonomischer<br />

Kalkulationen verstärke sich die regionale Verankerung<br />

von Veranstaltungsorten. Dezentrale<br />

Veranstaltungskonzepte können mit technischer<br />

Unterstützung immer mehr Teilnehmer<br />

an verschiedenen Orten auf der Welt gleichzeitig<br />

erreichen. Effizienzstrategien und punktuelle<br />

Maßnahmen werden Lösungsansätze für nachhaltig<br />

intelligente Mobilitätskonzepte hervorbringen.<br />

Die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeit<br />

zeigt sich nicht zuletzt in der Personalstruktur.<br />

Das GCB zum Beispiel hat im Juli<br />

eine Nachhaltigkeitsbeauftragte ernannt. Die<br />

langjährige Mitarbeiterin hat in den vergangenen<br />

Jahren bei den zentralen Nachhaltigkeitsinitiativen<br />

des GCB aktiv mitgewirkt, darunter die<br />

Beantragung und inhaltliche Entwicklung der<br />

Seminare zum Nachhaltigkeitsberater, die das<br />

Convention Bureau gemeinsam mit der Deutschen<br />

Bundesstiftung Umwelt (DBU) anbietet,<br />

die Entwicklung und Implementierung des<br />

Nachhaltigkeitskodex der deutschsprachigen<br />

Veranstaltungsbranche, die <strong>Green</strong>-Globe-Zertifizierung<br />

des GCB sowie die nachhaltige Ausrichtung<br />

des Deutschlandstandes auf der Imex<br />

2013. In ihrer Funktion soll Christine Koch vor allem<br />

das Engagement der Marketingorganisation<br />

in allen Bereichen der Nachhaltigkeit – Ökonomie,<br />

Ökologie und Soziales – weiter verstärken.<br />

Auch M:Con in Mannheim hat sich auf diesem<br />

Gebiet breiter aufgestellt: Seit Oktober zeichnet<br />

Dr. Cassandra Ellerbe-Dück als Referentin der<br />

Geschäftsleitung für die Nachhaltigkeits- und<br />

CSR-Strategie des Unternehmens verantwortlich.<br />

M:Con-Geschäftsführer Johann W. Wagner:<br />

„Frau Ellerbe-Dück hat nicht nur beim Thema<br />

CSR hervorragende Kenntnisse, sondern eben<br />

auch beim Thema Diversity. Wir haben im vergangenen<br />

Jahr die Charta der Vielfalt unterzeichnet<br />

und sind ein Unternehmen, das Vielfalt<br />

als Wettbewerbsplus sieht. Nachhaltigkeit und<br />

CSR werden in den nächsten Jahren entscheidende<br />

Faktoren sein.“<br />

„Nachhaltigkeit darf nicht als Marketingtool<br />

missbraucht werden“, mahnt Lars Wöhler,<br />

Geschäftsführer des Darmstadtium in Darmstadt.<br />

„Nachhaltigkeit darf den Kunden auch<br />

nicht mehr kosten, sondern muss sich als Mehrwert<br />

erweisen. Ich bin davon überzeugt, dass<br />

das funktioniert. Jedoch muss man sich die<br />

Maßstäbe selbst setzen und nicht setzen lassen,<br />

sonst droht der Verlust von Kreativität. Ich bin<br />

überzeugt, dass nachhaltiges Wirtschaften ein<br />

Dauerläufer sein wird.“<br />

In einer Vorreiterrolle ist eindeutig das Hannover<br />

Congress Centrum. „Wir haben uns schon<br />

2007 entschieden, Nachhaltigkeit mit langfristigem<br />

Ansatz zu verfolgen“, sagt Geschäftsführer<br />

Joachim König. „Dies geht von Einsparungen<br />

in der Technik mit dünneren Wasserleitungen,<br />

Optimierung der Gebäudeleittechnik, bis hin<br />

zur kürzlichen Eröffnung eines Bio-Restaurants<br />

im Rahmen der gastronomischen Konzeptentwicklung.<br />

Das ist ein glaubwürdiger Prozess.<br />

Auch was die soziale Komponente betrifft, sind<br />

wir seit Jahren aktiv und fahren Integrationsprogramme.“<br />

Auf gut 100 Festangestellte kommen<br />

im HCC rund 40 Auszubildende. Allen soll eine<br />

Weiterentwicklung möglich sein, gute Leistung<br />

wird wertgeschätzt, Problemfälle werden nicht<br />

links liegen gelassen, so König.<br />

Schulung ist zudem das A und O, um überhaupt<br />

das Potenzial von Einsparmöglichkeiten<br />

erfassen zu können. So haben die Mitarbeiter<br />

des Stuttgarter Kultur- und Kongresszentrums<br />

Liederhalle in diesem Sommer gemeinsam an<br />

einer Nachhaltigkeitsschulung teilgenommen.<br />

Diese wurde von der Akademie für Natur- und<br />

Umweltschutz Baden-Württemberg veranstaltet.<br />

Unter dem Motto „Handeln mit Verantwortung<br />

– Nachhaltigkeit<br />

in der Eventplanung“<br />

diskutierten die Mitarbeiter<br />

an zwei Terminen<br />

über Umweltfragen<br />

sowie soziale und<br />

wirtschaftliche Gesichtspunkte<br />

ihres Arbeitsalltags.<br />

Ziel war es,<br />

sich über bereits umgesetzte<br />

Maßnahmen<br />

auszutauschen und<br />

über weiterführende Verbesserungsmaßnahmen<br />

zu verständigen. Die Liederhalle hat sich<br />

als Ergebnis der Schulung auf die Einrichtung<br />

einer „Projektgruppe Nachhaltigkeit“ verständigt.<br />

Dass sich Denkmalschutz und Nachhaltigkeit<br />

kombinieren lassen, zeigt die 1956 erbaute<br />

und 1991 erweiterte Liederhalle schon lange<br />

mit eigenem Nachhaltigkeitskonzept, einem<br />

durchdachten <strong>Green</strong>-Events-Angebot, 100 %<br />

Ökostrom und zahlreichen gezielten Maßnahmen.<br />

„Aus unserer Sicht wird das Thema ‚grün<br />

tagen’ immer mehr zur Grundvoraussetzung bei<br />

der Wahl der Tagungsstätte“, beurteilt Martin<br />

Kirsch, Geschäftsführer von Schloss Hohenkammer<br />

im Landkreis Freising, die Kundensicht.<br />

„Dabei möchten unsere Kunden einen ehrlichen<br />

Bezug zum Thema bei ihrer Tagungsstätte und<br />

nicht nur ein weiteres Siegel auf der Eingangstür.<br />

Allerdings denke ich, dass zukünftig diese<br />

Siegel eine deutlich bessere Orientierung geben.<br />

Beim Angebot glaube ich, dass eine ‚Bio-<br />

Visionäre Architektur<br />

und energetische<br />

Nachhaltigkeit sind<br />

im Darmstadtium<br />

gleichermaßen<br />

Programm.<br />

November | 2013<br />

7


c green meetings<br />

An alles gedacht: NH Hoteles bietet mit „Ecomeeting“<br />

ein umfassendes grünes Tagungsprodukt.<br />

„Regionalität<br />

ist sicher<br />

das ‚Bio‘ der<br />

Zukunft.“<br />

Martin Kirsch,<br />

Schloss Hohenkammer<br />

Tagungspauschale’ nicht gut ankommt, wenn es<br />

daneben noch ‚konventionelle’ gibt. Bei unseren<br />

Buchern habe ich den Eindruck, dass es ums<br />

Gesamtkonzept geht und nicht um eine aktiv<br />

zubuchbare Verantwortung gegenüber der Umwelt<br />

für ein besseres Gewissen. Preislich ist der<br />

Kunde bei echtem ‚Bio’ nach meiner Erfahrung<br />

auch bereit etwas mehr auszugeben – allerdings<br />

meist nicht soviel, wie es mehr kostet. Für<br />

uns – die seit 1992 Biolandwirtschaft nach Naturlandrichtlinien<br />

betreiben – ist es heute auch<br />

teilweise in der Vermarktung schwierig. Zu ausgelutscht<br />

ist das Wort Nachhaltigkeit, das mittlerweile<br />

fast inflationär gebraucht wird. Dabei<br />

haben wir Glück, dass wir mit unserem Konzept<br />

überzeugen – der Eigenproduktion von vielen<br />

Lebensmitteln (Fleisch, Gemüse, etc.). Regionalität<br />

ist sicher das ‚Bio’ der Zukunft.“<br />

In der Schweiz stellt Klaus Eisele, General<br />

Manager des Sorell Hotel Ador in Bern, fest,<br />

dass die Nachfrage nach <strong>Green</strong> <strong>Meetings</strong> noch<br />

sehr gering, aber wachsend ist. „Unter 3 % der<br />

Kunden nutzen das. Die Nachfrage von Einzelgästen<br />

ist wesentlich stärker als die von Veranstaltungsplanern.<br />

Deshalb kompensieren wir<br />

für alle, die über unsere Homepage buchen, das<br />

entstehende CO2 über ein Klimaprojekt in der<br />

Schweiz. Für <strong>Meetings</strong> bieten<br />

wir einen Klimarechner<br />

auf unserer Homepage.<br />

Wer möchte, kann so selber<br />

eine Kompensierung<br />

angehen.“ Dass das Thema<br />

Nachhaltigkeit an Bedeutung<br />

zunehmen wird, ist für Eisele<br />

keine Frage. Bisher sei die<br />

Nachfrage aus Deutschland<br />

mit Abstand am größten.<br />

Vor allem große Firmen mit<br />

ihren internen Leitsätzen<br />

achten darauf. Um das Angebot<br />

international vermarkten zu<br />

können, habe er sich für eine<br />

<strong>Green</strong>-Globe-Zertifizierung entschieden, da diese<br />

weltweit anerkannt und bekannt ist. „Damit<br />

können die Kunden was anfangen“, so Eisele.<br />

Auch große Ketten legen Wert auf Nachhaltigkeit.<br />

NH Hoteles etwa wurde erneut von der<br />

Global Business Travel Association (GBTA) –<br />

dem weltweit führenden Verband für Geschäftsreisen<br />

und der Organisation von Veranstaltungen<br />

– mit einem Award für herausragende<br />

Leistungen im Hinblick auf die Implementierung<br />

von nachhaltigen Maßnahmen ausgezeichnet.<br />

Innerhalb von vier Jahren hat die internationale<br />

Hotelgruppe Energieeinsparung von 25,1 %,<br />

Wassereinsparung von 30,5 % sowie Reduzierung<br />

der Kohlendioxid-Emissionen um 44,2 %<br />

und des Abfallaufkommens um 34,1 % umgesetzt.<br />

Ziel des neuen Umweltplans der Kette ist es,<br />

Einsparungen in den Hotels zu erzielen, in denen<br />

es noch Potenzial gibt, sowie die bisher erreichten<br />

hohen Umweltstandards in den leistungsstärksten<br />

Häusern der Gruppe weiterhin zu<br />

halten. Darüber hinaus können Gäste ihre persönliche<br />

CO2-Bilanz über einen Online-Rechner<br />

auf der Unternehmens-Homepage berechnen<br />

und damit sehen, welchen Einfluss ihre Reise<br />

und ihr Hotelaufenthalt auf die Umwelt haben.<br />

Insbesondere die Einführung des innovativen<br />

Veranstaltungsprodukts Ecomeeting – das den<br />

respektvollen Umgang mit Energieressourcen,<br />

die Nutzung von Produkten mit einem geringen<br />

Umwelteinfluss sowie von Fair-Trade-Produkten<br />

umfasst – hat dazu beigetragen, dass NH Hoteles<br />

im Jahr 2012 mehr als 2.000 t CO2 ausgleichen<br />

konnte.<br />

Nicht nur die Locations rüsten sich zunehmend.<br />

Auch die Agenturen nehmen sich vermehrt<br />

des Themas an und bieten ihren Kunden<br />

entsprechende Programme an. So integriert die<br />

Schweizer Agentur Standing Ovation das Thema<br />

Klimaschutz seit kurzem in alle Phasen und<br />

Arbeitsgebiete ihrer Dienstleistungen. „Unsere<br />

Kunden erhalten auf Wunsch eine exakte CO2-<br />

8 2013 | November


c green meetings<br />

Eigenproduktion:<br />

Schloss Hohenkammer<br />

überzeugt<br />

hungrige<br />

Tagungsgäste mit<br />

Regionalität.<br />

Bilanz ihrer Veranstaltung und können bereits<br />

während der Planung die größten Emissionstreiber<br />

identifizieren und reduzieren“, erklärt François<br />

Pause, Partner und Mitglied der Geschäftsleitung.<br />

Unvermeidbare CO2-Emissionen können<br />

über zertifizierte Klimaschutzprojekte ausgeglichen<br />

werden. „Mit dem Emissionsausgleich<br />

geben wir unseren Kunden die Möglichkeit, klimaneutrale<br />

Events durchzuführen und damit die<br />

eigenen Umweltbotschaften zu stärken: sichtbar<br />

für die eigenen Mitarbeiter, Kunden und Geschäftspartner“,<br />

betont Pause.<br />

„Klimafreundliche Events ist eines der großen<br />

Wachstumsthemen bei Unternehmen,<br />

wenn es um Nachhaltigkeit geht“, erläutert<br />

Moritz Lehmkuhl, Geschäftsführer der Klimaschutzberatung<br />

Climate Partner, die seit dem<br />

Jahr 2012 mit einer eigenen Niederlassung in<br />

Zürich vertreten ist. „Standing Ovation bietet als<br />

erste Agentur in der Schweiz eine professionelle<br />

Eventlösung im Klimaschutz für Unternehmen<br />

aller Branchen“, so Lehmkuhl.<br />

Das erste Event, das von dem neuen Angebot<br />

profitierte, war der 17. Schweizerische Medienforschungstag<br />

der WEMF AG für Werbemedienforschung,<br />

der im September in Bern klimaneutral<br />

durchgeführt wurde. Standing Ovation berechnete<br />

im Vorfeld alle CO2-Emissionen webbasiert<br />

anhand von Eventkategorien, die etwa durch Veranstaltungsort,<br />

Catering, Eventdienstleister, Logistik<br />

sowie An- und Abreisen und Übernachtungen<br />

der Teilnehmer angefallen sind. „Durch die<br />

CO2-Analyse haben wir bereits die Reduktionspotenziale<br />

für die künftigen Medienforschungstage<br />

identifiziert“, erklärt Pause. „Die Emissionen<br />

für dieses Jahr wurden über die Unterstützung<br />

einer Kompostierungsanlage in Kapstadt ausgeglichen<br />

– mit voller Transparenz für unseren<br />

Kunden durch ein ID-Tracking, das den Emissionsausgleich<br />

online nachvollziehbar macht.“<br />

In München will die Agentur Zibert + Friends<br />

bis zum Jahr 2018 die nachhaltigste Live-Kommunikationsagentur<br />

Deutschlands werden. Die<br />

Meilensteine auf dem Weg dahin sind auf einer<br />

eigenen Website anschaulich dargestellt. In diesem<br />

Zug eröffnet das Unternehmen im nächsten<br />

Frühjahr zum Beispiel ein Better Friends Café,<br />

das ausschließlich regionale und saisonale Bioprodukte<br />

anbietet und auch in Sachen Müll und<br />

Energie Ökostandards einhält. Ein wichtiger Meilenstein<br />

in diesem Monat: Die Agentur kündigte<br />

für den 5. November ein Symposium für ihre<br />

wichtigsten Lieferanten an, um mit ihnen über<br />

Sinn und Unsinn von Nachhaltigkeit, Kompensation<br />

und Zertifizierungen zu diskutieren. In einem<br />

Workshop sollten Möglichkeiten für die Umsetzung<br />

einer komplett nachhaltigen Veranstaltung<br />

erarbeitet werden.<br />

10 2013 | November


„Handeln mit<br />

Verantwortung ‒<br />

Nachhaltigkeit in<br />

der Eventplanung“:<br />

Die Mitarbeiter der<br />

Liederhalle sind<br />

nach dieser Schulung<br />

fit in Sachen<br />

<strong>Green</strong> <strong>Meetings</strong>.<br />

In Hamburg haben die Agenturen CE+Co und<br />

Goodevents im August eine strategische Partnerschaft<br />

geschlossen mit dem Ziel, das Thema<br />

Nachhaltigkeit schon in den planerischen Prozess<br />

zu integrieren – ohne kreative Einschränkungen.<br />

„Unsere Branche ist ja grundsätzlich<br />

kaum nachhaltig und neigt oftmals aus der Sache<br />

begründet zum exzessiven Ressourcenverbrauch“,<br />

sagt CE+Co-Geschäftsführer Cedric<br />

Ebener. „Wir werden wie bisher natürlich weiter<br />

kreative und große Events durchführen, aber nun<br />

gleichzeitig versuchen, unter den gegebenen<br />

Vorgaben sämtliche Umweltaspekte zu berücksichtigen.<br />

Also eben keine kreativen Einschränkungen<br />

unserer Arbeit in Kauf nehmen, sondern<br />

– im Gegenteil – die sich bietenden Chancen und<br />

Möglichkeiten zu ressourcensparendem Vorgehen<br />

bestmöglich ausschöpfen.“<br />

Wie das funktionieren kann, haben die beiden<br />

Agenturen schon beim diesjährigen ADC<br />

Festival zeigen können. Von Anfang an wurde<br />

mit Blick auf den Ressourcenverbrauch geplant<br />

und gestaltet. So wurde durch ausschließlich<br />

lokale Dienstleister der Transport- und Logistikaufwand,<br />

einer der am wenigsten nachhaltigen<br />

Aspekte eines Events, so gering wie möglich<br />

gehalten. Auch der Energieverbrauch lag durch<br />

die Auswahl einer überwiegend mit Tageslicht<br />

versehenen Ausstellungshalle deutlich unter den<br />

Werten der Vorjahre. Die Ausstellungsarchitektur<br />

aus Paletten ist ebenfalls diesem Gedanken entsprungen:<br />

das Material wurde nicht etwa für die<br />

Veranstaltung produziert, sondern nur geliehen.<br />

Und dank der beschädigungsfreien Verarbeitung<br />

mit Spannbändern konnten die Paletten nach<br />

dem Festival uneingeschränkt ihrem ursprünglichen<br />

Logistik-Kreislauf wieder zugeführt werden.<br />

Der Qualität und Kreativität der Veranstaltung<br />

haben alle diese Aspekte nicht geschadet, sondern<br />

im Gegenteil: ADC-Mitglieder und Besucher<br />

zeigten sich begeistert über die kreative Gestaltung<br />

und den sinnvollen Ressourceneinsatz.<br />

Bestärkt durch dieses positive Feedback wollen<br />

die beiden Agenturen nun ihre strategische Partnerschaft<br />

auch auf andere Kunden und Projekte<br />

ausweiten.<br />

Wie sehr man in jedem einzelnen Planungspunkt<br />

nachhaltige Veränderungen vornehmen<br />

kann, zeigt das Beispiel der Anfahrt. Wenn diese<br />

gebündelt angeboten wird,<br />

ergibt sich ein enormes<br />

Einsparpotenzial. So gibt<br />

Some day: standard feature<br />

der Chauffeurdienstleister Even though there still is a long<br />

German Transfer an, mit stretch ahead: congress centers<br />

and hotels as well as agencies and<br />

der Bündelung von Firmenmobilität<br />

im Zeitraum von<br />

service providers are intensively<br />

working on providing a sustainable<br />

fünf Jahren rund 6,4 Mio. choice of products in all sectors. The<br />

Fahrtkilometer eingespart objective is to have established sustained<br />

zu haben, was einer Strecke<br />

von 160 Erdumrundungen<br />

entspricht. Insgesamt waren<br />

development as mainstream<br />

by 2030. That‘s the bottom line of a<br />

survey on conventions and congress<br />

33.367 weniger Fahr-<br />

in the future presented to the public<br />

in October by the German Convention<br />

Bureau (GCB) in cooperation<br />

zeuge im Straßenverkehr<br />

unterwegs. Mit der Mobilitätsbündelung<br />

konnten die be made to convert those countries<br />

with several partners. All effort will<br />

Firmenkunden von German<br />

Transfer von 2008 bis heute<br />

knapp 1,7 t CO2-Emissionen<br />

einsparen. Mit dem Mobilitywhich<br />

have not yet played a major<br />

role in this domain to follow and act<br />

in compliance with green policies.<br />

However, experts are convinced that<br />

this will require an enormous amount<br />

Sharing-System werden bei<br />

of work, a range of innovations as<br />

jeder Buchung bereits bestehende<br />

Einzelbuchungen<br />

well as cultural change.<br />

von Reisenden identifiziert,<br />

die zur selben Zeit auf derselben Fahrstrecke<br />

gebucht sind. Je nach Reiserichtlinie muss oder<br />

kann der Geschäftsreisende oder Veranstaltungsteilnehmer<br />

auf bestehende Einzelbuchungen<br />

hinzubuchen. Überzeugend für die Kunden:<br />

Die Reisekosten können durchs Teilen ebenfalls<br />

gesenkt werden.<br />

JA<br />

November | 2013<br />

11


c green meetings<br />

nacHHaltigkeit in ÖSterreicH und in der ScHWeiz<br />

Zurück auf Start<br />

Zurück zur Ursprünglichkeit, zur Tradition, zur regionalität – und<br />

damit hin zu einer neuen Nachhaltigkeit: Unsere südlichen Nachbarn<br />

Österreich und Schweiz gehören, neben Skandinavien, zu den<br />

Pionieren in Sachen ökologisches Handeln.<br />

„Das ganze<br />

hat eine<br />

eigendynamik<br />

entwickelt.“<br />

Birgit Sauter-paulitsch,<br />

Convention Partner vorarlberg<br />

eHrgeIZIge ZIeLe<br />

Mehr Holz geht nicht. Bauernhöfe aus uralten<br />

Schindeln stehen neben frisch gebauten<br />

holzkuben: hittisau, 1.849 einwohner, ist bildschön.<br />

Vor allem aber ist es Modell für gelebte<br />

Nachhaltigkeit. Unter dem Motto „holzkultur“<br />

hat sich der kleine ort im Bregenzerwald die<br />

Ökologie zur Leitschnur gemacht. „Wir verbiegen<br />

uns nicht“, sagt Wander- und Fremdenführerin<br />

helga rädler, die mit sichtbarem Stolz in<br />

der Stimme vom Konzept ihres heimatdorfes<br />

berichtet: „Wir zeigen einfach, was eh schon da<br />

ist.“<br />

Während es heute weltweit vor allem vereinzelt<br />

Projekte im Bereich Nachhaltigkeit gibt, haben<br />

sich in Österreich und der Schweiz gleich ganze<br />

Städte und regionen dem grünen denken verschrieben.<br />

Zürich geht diesen Weg ebenso wie<br />

Tirol – aber eben auch Vorarlberg, das österreichische<br />

Bundesland, in dem hittisau liegt.<br />

Natürlich sind die hölzer, aus denen fast alle<br />

Gebäude in dem kleinen ort bestehen, unbehandelt.<br />

Und selbstverständlich stammen die<br />

Lebensmittel, die in den hotels aufgedeckt werden,<br />

aus der region. hotels wie die „Krone“ setzen<br />

auf Nachhaltigkeit: „Wir wollen sie sinnlich<br />

erlebbar machen“, sagt dietmar Nussbaumer,<br />

der das haus gemeinsam mit seiner ehefrau<br />

helene Nussbaumer-Natter führt. Für ihn ist<br />

Nachhaltigkeit Philosophie: Lokale Produkte<br />

gehören ebenso dazu wie das Fortführen der<br />

Als Lizenznehmer für „<strong>Green</strong> <strong>Meetings</strong><br />

und <strong>Green</strong> Events“ ist Convention<br />

Partner Vorarlberg seit März<br />

2013 ein engagierter Partner bei der<br />

umweltschonenden Durchführung von<br />

Veranstaltungen. Das CPV kann somit<br />

Veranstaltungen nach den Richtlinien<br />

des Österreichischen Umweltzeichens<br />

begleiten und zertifizieren.<br />

Ziel des auf zwei Jahre angelegten<br />

Nachhaltigkeitsprozesses ist es, dass<br />

möglichst viele Kooperationspartner<br />

sowie branchenverwandte Betriebe<br />

wie Cateringunternehmen ihren Betrieb<br />

nach den Vorgaben des Umweltzeichens<br />

ausrichten. Sie verpflichten<br />

sich zur Verwendung energiesparender<br />

Geräte, Abfalltrennung, Nutzung<br />

öffentlicher Verkehrsmittel und zum<br />

Einsatz von regionalen und Fair-Trade-<br />

Produkten.<br />

Eine Vorreiterrolle hat Vorarlberg bei<br />

nachhaltigen Entwicklungen schon<br />

länger inne: Das Bundesland weist österreichweit<br />

die energieeffizientesten<br />

Gemeinden auf. Die Energieautonomie<br />

bis zum Jahr 2050 zu erreichen, ist<br />

erklärtes Ziel.<br />

12<br />

2013 | November<br />

FoToS/VISUALISIerUNGeN: CoNGreSS CeNTrUM ALPBACh,<br />

MoNTForThAUS, UMWeLT AreNA SPreITeNBACh


Pionierarbeit: Das<br />

Congress Centrum<br />

Alpbach erhielt als<br />

erstes Kongress-<br />

Haus in Österreich<br />

die <strong>Green</strong>-Globe-<br />

Zertifizierung.<br />

traditionellen Handwerkerkultur des Bregenzerwalds.<br />

Die Möbel der „Krone“ ließ Nussbaumer<br />

von örtlichen Handwerkern herstellen, aus<br />

massivem Holz und mit „Ewigkeitsgarantie“. Die<br />

Formen und Farben sind dennoch höchst verspielt.<br />

Und auch das Essen ist zwar lokalen Ursprungs<br />

– dennoch kreativ angerichtet. Innovative<br />

Architektur, Holzkultur, Hochwertigkeit und<br />

grünes Handeln: Für Nussbaumer, der ein Buch<br />

über seine „Krone“ geschrieben hat und sich sogar<br />

einen Hausphilosophen leistet, geht all dies<br />

Hand in Hand.<br />

Für Birgit Sauter-Paulitsch, Geschäftsführerin<br />

von Convention Partner Vorarlberg, bildet die<br />

Ökologie das Herz der Tourismus-Strategie<br />

2020 des Bundeslands. „Das Ganze hat eine<br />

Eigendynamik entwickelt“, sagt sie: „Locations<br />

lassen sich freiwillig zertifizieren und bieten<br />

regionale Produkte an.“ Um die Öko-Bilanzen<br />

kümmert sich das Ökologie-Institut Vorarlberg.<br />

Dabei betrachten die Initiatoren Ökologie als<br />

Langzeitökonomie: „Gerade bei Müll und Energie<br />

sparen wir auf lange Frist ein“, betont Birgit<br />

Sauter-Paulitsch.<br />

Zu den Projektbeteiligten der ersten Stunde<br />

gehört auch das Bodensee-Eventschiff Sonnenkönigin.<br />

Von weitem wirkt es wie ein schwimmendes<br />

Bügeleisen; für besondere Veranstaltungen<br />

nutzen Firmen das Schiff jedoch gern,<br />

auf dem 650 Teilnehmer Platz finden. „Bei ruhiger<br />

Fahrt benötigen wir nur 80 l Treibstoff pro<br />

Stunde“, sagt Betreiber Harald Otti: „Das ist extrem<br />

wenig.“<br />

Auf rein ökologische Baustoffe hingegen setzt<br />

das frisch eröffnete Vorarlberg-Museum in Bregenz.<br />

Das 23 m hohe Atrium verfügt über die<br />

größte Lehmwand Europas; geheizt wird mit<br />

Erdwärme. Und als Vorreiter in Sachen Nach-


Grüne Zukunft:<br />

Ende 2014 eröffnet<br />

das Montforthaus<br />

in Feldkirch.<br />

Zürich glänzt<br />

Q Parkplatzrückbau<br />

Q Fahrradfreundlichkeit<br />

Q Modernes<br />

Bioheizkraftwerk<br />

Q Strom aus erneuerbaren<br />

Energien<br />

Q Erhalt der Schönheit<br />

von Stadt und Natur<br />

haltigkeit schließlich gilt das Festspielhaus in<br />

Bregenz: Seit 2008 hat es seinen Strom- und<br />

Gasverbrauch sowie den Co2-Ausstoß stark reduziert<br />

und wurde schon mehrfach ausgezeichnet.<br />

Den österreichweiten Pionier in puncto Nachhaltigkeit<br />

findet man allerdings nicht in Vorarlberg,<br />

sondern im benachbarten Tirol: Als erstes<br />

Kongress-haus in Österreich erhielt das Congress<br />

Centrum Alpbach (CCA) die <strong>Green</strong>-Globe-<br />

Zertifizierung, und zehn events im CCA wurden<br />

bislang mit dem Österreichischen Umweltzeichen<br />

prämiert.<br />

dabei steht auch in Alpbach die regionalität<br />

ganz oben. „Landwirtschaftliche Anbieter aus<br />

der Umgebung beliefern uns mit ihren Produkten“,<br />

erklärt CCA-Geschäftsführer Georg hechenblaikner:<br />

„ein kostenloser Bus sorgt für<br />

die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr,<br />

und unser Strom kommt zu 100 % aus regionalen<br />

Kleinkraftwerken.“ Und genau wie in hittisau<br />

sind es letztlich die soften Faktoren, die<br />

grünes handeln erst möglich gemacht haben:<br />

„die Bewohner sind stolz auf ihr dorf“, sagt<br />

hechenblaikner, „der überlieferte Baustil wird<br />

konsequent fortgeführt, und um all das zu erhalten,<br />

folgt man keinem Trend, sondern einer<br />

Tradition.“<br />

Zumindest das Bestreben, die Schönheit ihrer<br />

Stadt und ihrer Landschaft zu erhalten, dürfte<br />

auch bei den Zürichern ausschlaggebend für ihr<br />

betont ökologisches Bewusstsein sein. Weniger<br />

Kfz, Parkplatzrückbau, mehr Flächen für Fahrradfahrer,<br />

ein modernes Bioheizkraftwerk und<br />

1.200 Gigawattstunden Strom aus erneuerbaren<br />

energien: Mit Schritten wie diesen will Zürich<br />

europaweit zur Modellstadt in Sachen Klimaschutz<br />

werden. dass sie heute bereits in der<br />

ersten Liga mitspielt, zeigt die Tatsache, dass die<br />

400.000-einwohner-Metropole den Titel „energiestadt<br />

Gold“ tragen darf.<br />

Natürlich gilt das auch für das MICE-Segment.<br />

die Umwelt Arena Spreitenbach beleuch-<br />

14<br />

2013 | November


green meetings<br />

c<br />

tet in ihren Dauerausstellungen nicht nur alle<br />

Aspekte rund ums Thema Solarenergie – mit<br />

einem ausgeklügelten Klimasystem sorgt die<br />

Sonne im Winter dafür, dass es geheizt ist und<br />

im Sommer, dass es die Tagungsteilnehmer kühl<br />

haben. Dabei haben die Erbauer sogar einen alten<br />

Photovoltaik-Grundsatz widerlegt: „Selbst<br />

unsere nach Norden ausgerichteten Module<br />

liefern noch 80 % der Energie der nach Süden<br />

orientierten Module“, sagt Geschäftsführer Michael<br />

Loris-Melikoff: „Das hätte vorher kein Solar-Wissenschaftler<br />

für möglich gehalten.“<br />

Ganz so weit ist man in Vorarlberg noch nicht.<br />

Aber es dauert nicht mehr lange: Ende kommenden<br />

Jahres soll das Tagungszentrum Mont-<br />

forthaus in Feldkirch eröffnen,<br />

und bei diesem steht „grün“<br />

in jeder Hinsicht im Fokus.<br />

„Die Baumaterialien stammen<br />

aus der Region“, erklärt<br />

Edgar Eller, Chef des Stadtmarketings<br />

Feldkirch. „Und<br />

Wärme- wie Kälteversorgung<br />

werden über ein Grundwasser-Photovoltaik-System<br />

bewerkstelligt.“ Die<br />

Lifte sind fahrradfreundlich, und wer mit dem<br />

Elektroauto anreist, der kann – dank eigener<br />

Aufladestation – während der Tagung gleich<br />

volltanken.<br />

OG<br />

Back to start<br />

Back to originality, to tradition, to regionality<br />

– and thus also to a new dimension of<br />

sustainability: Germany‘s southern neighbors<br />

Austria and Switzerland rank among pioneers<br />

in sustainability programs, next to Scandinavia.<br />

And that also applies to the MICE segment.<br />

Ausgeklügelt:<br />

Die Umwelt Arena<br />

Spreitenbach setzt<br />

auf Solarenergie.<br />

November | 2013<br />

15


c green meetings<br />

Skandinavien<br />

Nachhaltigkeit<br />

als einzige Wahl<br />

Wälder, Fjorde, Tundra, Berge: Die Länder Skandinaviens bieten nicht nur eine beeindruckende Natur,<br />

sondern gehören auch zu den am dünnsten besiedelten Ecken Europas. Diese Naturnähe ist einer der<br />

Gründe dafür, dass die Skandinavier auch bei Events und <strong>Meetings</strong> Rücksicht auf ihre Umwelt nehmen.<br />

In Kopenhagen<br />

ist Nachhaltigkeit<br />

nicht nur eine<br />

Modeerscheinung.<br />

Hanna Wrangö vom Stockholm Convention<br />

Bureau geht noch einen Schritt weiter: „Wer<br />

in Stockholm ein Meeting organisiert, kann gar<br />

nicht nicht über Nachhaltigkeit nachdenken“,<br />

stellt die Marketing-Managerin klar. „Nachhaltigkeit<br />

steckt in allem, was wir tun. Wir bewegen<br />

uns auf den Punkt zu, an dem Nachhaltigkeit<br />

nicht mehr ein zusätzlicher Wert mit zusätzlichen<br />

Kosten ist, sondern<br />

die einzige Wahl.“<br />

Die Rahmenpfeiler für<br />

<strong>Green</strong> <strong>Meetings</strong> hat die<br />

schwedische Hauptstadt<br />

breit gesteckt: Das Stockholmer<br />

Kongresszentrum<br />

Waterfront gilt als eines<br />

der energieeffizientesten<br />

Gebäude der Welt: Mehr<br />

als ein Quadratkilometer<br />

Solarpaneele produzieren<br />

ein Megawatt Energie<br />

– pro Tag. Beim Bau<br />

des Kongresszentrums<br />

wurden die Werkstoffe<br />

des Vorgängergebäudes<br />

wiederverwendet. Gekühlt<br />

wird mit Wasser aus<br />

dem nahe gelegenen See.<br />

Ähnlich umweltfreundlich<br />

hat Reykjavik gebaut: Mit<br />

dem Harpa Concert Hall<br />

and Conference Centre<br />

eröffnete 2011 ein Konzert-<br />

und Kongresszentrum,<br />

das vollständig mit Erdwärme beheizt wird<br />

und darüber hinaus einige Architekturpreise<br />

gewann.<br />

Doch zurück nach Schweden: Die Stockholmer<br />

Messe Stockholmsmässan hat sich nicht<br />

nur einer „Sustainability Police“ verschrieben,<br />

sondern lässt den Leitlinien auch konkrete Taten<br />

folgen: 60 % des Abfalls werden recycelt, 80<br />

% des Büromaterials stammt aus recyceltem<br />

Rohstoff. Als Weihnachtspräsent gab es im vergangenen<br />

Jahr keine Geschenke, sondern eine<br />

Spende an einen Verein, der sich gegen Mobbing<br />

einsetzt. „Wir sind überzeugt davon, dass<br />

aktives Engagement uns nicht nur gut fühlen<br />

lässt, sondern dass es auch neue Geschäftsfelder<br />

öffnet und den Langzeitwert unseres Unternehmens<br />

steigert“, so die Verantwortlichen<br />

von Stockholmsmässan. Die skandinavische<br />

Hotelkette Scandic mit Sitz in Stockholm stiftet<br />

indessen Bettlaken, Handtücher und Möbel, die<br />

ausgetauscht werden, an lokale Obdachlosenunterkünfte.<br />

Wo nachhaltiges Handeln und wirtschaftliches<br />

Wachstum am besten zusammenpassen,<br />

untersuchte kürzlich Robecosam, ein Schweizer<br />

Unternehmen für nachhaltige Investments: Unter<br />

den 59 bewerteten Staaten erreichte Schweden<br />

den ersten Platz – in erster Linie wegen der<br />

Nutzung erneuerbarer Energien und der geringen<br />

Kohlendioxid-Emissionen, aber auch wegen<br />

gesellschaftlicher Faktoren wie den guten Bildungschancen<br />

und Forschungsmöglichkeiten.<br />

Nach Australien und der Schweiz schnitten Dänemark<br />

und Norwegen auf den vorderen Plätzen<br />

ab, in denen sich nachhaltige Investments am<br />

meisten lohnen.<br />

Der Fokus auf <strong>Green</strong> <strong>Meetings</strong> in Skandinavien<br />

hat also mehr Ursachen als allein die Liebe<br />

zur nordischen Natur. „In Dänemark können wir<br />

nicht bei den Kosten gewinnen“, stellt Amanda<br />

Mary Søndergård Bibelheimer von Visit Denmark<br />

fest. „Also müssen wir aus unserer Nische<br />

Profit ziehen – und das sind die <strong>Green</strong> <strong>Meetings</strong>,<br />

die wir anbieten können.“ <strong>Green</strong> <strong>Meetings</strong> nicht<br />

als Modeerscheinung – sondern als Überlebensprinzip.<br />

Man kann also davon ausgehen, dass ein Plan<br />

dahinter steckte, als Dänemark im Januar 2012<br />

turnusgemäß für sechs Monate die EU-Ratspräsidentschaft<br />

übernahm: In diesem halben Jahr<br />

sollte das dänische Außenministerium mehr als<br />

100 internationale <strong>Meetings</strong> organisieren, mit<br />

mehr als 15.000 Teilnehmern, darunter 400 Minister<br />

und 2.000 Journalisten. Im Vorfeld hatten<br />

16 2013 | November<br />

Fotos: Morten BJArnhof, GotheNBUrg CoNVeNTIon BureAU, hArPA CoNGreSS CeNTer (2), JohNNy MAZZILLI


Emissionsfrei: In Göteborg sind<br />

Hybridbusse im Einsatz.<br />

sich private und öffentliche Akteure die Danish<br />

Sustainable Events Initiative ausgedacht, nach<br />

deren Richtlinien diese Veranstaltungen organisiert<br />

werden sollten – mit sehr konkreten Vorgaben.<br />

Das Projekt schlug Wellen: Während der dänischen<br />

Präsidentschaft wurden mindestens 40<br />

Mio. € weniger für <strong>Meetings</strong> ausgegeben als in<br />

jeder anderen zuvor. Alle Übernachtungen wurden<br />

in öko-zertifizierten Hotels gebucht. 60 %<br />

der Verpflegung kam von lokalen Anbietern, darunter<br />

alle Milchprodukte aus ökologischer Produktion.<br />

Schnittblumen und abgefülltes Wasser<br />

gab es nicht: nur wiederverwertbare Dekoration,<br />

Recycling-Papier, mehrfach nutzbare Akkreditierungskärtchen<br />

und Trinkwasser aus dem<br />

Hahn. Für die gesamte Aktion wurde die Danish<br />

Sustainable Events Initiative mit dem GMIC/<br />

IMEX <strong>Green</strong> <strong>Meetings</strong> Award 2013 bedacht.<br />

„Die EU-Präsidentschaft hat die Zusammenarbeit<br />

der Akteure befeuert“, urteilt Kristian<br />

Rødbro, Projektmanager im Convention Bureau<br />

von Visit Aarhus, abschließend. Und die Folgen?<br />

„Als Ergebnis sehen wir jetzt, wie das Bewusstsein,<br />

das Interesse an Zertifizierungen und das<br />

Handeln für nachhaltige Events in Aarhus ansteigt.“<br />

Markus Diefenbach von Visit Denmark<br />

ergänzt: „Die Meeting-Branche verlangt nach<br />

diesen praktischen Lösungen für grüne Veranstaltungen.<br />

Und wir haben mit dem Mythos<br />

aufgeräumt, dass nachhaltige <strong>Meetings</strong> mehr<br />

kosten.“<br />

Der Lerneffekt aus dem halben Jahr war<br />

enorm: Wer sich für <strong>Green</strong> <strong>Meetings</strong> in Kopenhagen<br />

interessiert, wird auf der Homepage des<br />

Convention Centers – ebenso wie unter anderem<br />

in Stockholm, Göteborg, Uppsala und<br />

in Oslo – mit einer Anleitung für nachhaltige<br />

Events begrüßt, Links zum öffentlichen Transport,<br />

nachhaltigen sozialen Aktivitäten und zu<br />

„Nachhaltigkeit<br />

steckt in allem,<br />

was wir tun.“<br />

Hanna Wrangö,<br />

Stockholm Convention Bureau


Mit Pferdewagen und<br />

Schlitten werden<br />

Meeting-Teilnehmer<br />

in RØros abgeholt.<br />

Leichtathletik-<br />

Halleneuropameisterschaften<br />

2013 in<br />

Göteborg:<br />

Q fair gehandelter<br />

Kaffee<br />

Q freiwillige Helfer<br />

Q regionale Kleidung<br />

Q Sprit sparendes<br />

Fahrtraining<br />

Mit Erdwärme<br />

beheizt: das<br />

Harpa Congress<br />

Center<br />

in Rejkjavik<br />

ökologisch bewussten restaurants inklusive.<br />

Checklisten und direkte Angaben von Kooperationspartnern<br />

machen Meeting-Planern die Arbeit<br />

leicht.<br />

Es bleibt auch fast keine Alternative: In Kopenhagen<br />

tragen rund zwei drittel aller Unterkünfte<br />

ein internationales Öko-Siegel – ebenso<br />

wie die beiden größten Veranstaltungsstätten<br />

Bella Center und Tivoli Congress Center. „die<br />

Liste an nachhaltigen Angeboten ist so groß,<br />

dass es einfacher ist, einen nachhaltigen event<br />

zu veranstalten als einen nicht-nachhaltigen“,<br />

wirbt das Copenhagen Convention Bureau. Bis<br />

2025 will Kopenhagen, europas Umwelthauptstadt<br />

im kommenden Jahr, komplett klimaneutral<br />

wirtschaften. Und auch Aarhus, die zweitgrößte<br />

Stadt dänemarks, hat „klimaneutral bis<br />

2030“ auf die Agenda gesetzt.<br />

In Aarhus traf sich im März dieses Jahres auch<br />

das Scandinavian Chapter der International<br />

Congress and Convention Association (ICCA).<br />

Vor drei Jahren hatten sich die Akteure der fünf<br />

beteiligten Länder zusammengeschlossen,<br />

um eine „Sustainable Scandinavian <strong>Meetings</strong><br />

region“ zu schaffen, so der Vorsitzende des<br />

Chapters, Peer Kristensen. die Beteiligten verpflichteten<br />

sich zum nachhaltigen handeln und<br />

unterschrieben im vergangenen Jahr in Tampere<br />

in Finnland einen Scandinavia Sustainable <strong>Meetings</strong><br />

Accord.<br />

Bei ihrem Treffen in Aarhus im Frühjahr stand<br />

neben Wissensaustausch und gegenseitiger Unterstützung<br />

auch zum zweiten Mal ein Vergleich<br />

von inzwischen 20 nordischen Metropolen an<br />

– der Scandinavian destination Sustainability<br />

Index, der die orte dazu anspornen soll, über ihr<br />

engagement rechenschaft abzulegen und Verbesserungsmöglichkeiten<br />

zu erkennen. Stockholm<br />

landet im aktuellen ranking auf Platz drei.<br />

„Wenn man bedenkt, dass Stockholm die größte<br />

der verglichenen Städte ist, ist dieses resultat<br />

ziemlich beeindruckend“, betont hanna Wrangö.<br />

die beiden ersten Plätze im aktuellen ICCAranking<br />

belegen die schwedischen Uni-Städte<br />

Uppsala und Göteborg. In Göteborg, der zweitgrößten<br />

Stadt Schwedens mit gut 500.000 einwohnern,<br />

sind nahezu alle hotel-Unterkünfte<br />

öko-zertifiziert – die meisten von ihnen mit dem<br />

skandinavischen Label Nordic Swan, nach ISo<br />

14001 oder mit dem Gütesiegel <strong>Green</strong> Key. „die<br />

Nachhaltigkeit ist etwas, das schon im Paket<br />

enthalten ist, wenn man hier ein Meeting plant“,<br />

erklärt Anthony Bright, Projektmanager des Gothenburg<br />

Convention Bureau. „Man muss dafür<br />

nicht mehr extra bezahlen“, so Bright. „die hotels<br />

haben das schon erledigt.“<br />

darüber hinaus liegen die hotels auch so<br />

günstig, dass sich Meeting-Planer den Transport<br />

sparen können: Von 90 % der hotels kann<br />

man bequem zu Fuß zum Messegelände gehen.<br />

die hybrid-Busse, die seit Frühjahr vor allem<br />

mit Strom durch die Stadt fahren, hebt auch<br />

die Untersuchung des Investment-Instituts robecosam<br />

als gutes Beispiel hervor: In einem Pilotprojekt<br />

kreuzen in Göteborg drei Volvo-Busse<br />

über die Straßen, die dank neu entwickelten und<br />

schnell aufladbaren Batterien einen großen Teil<br />

der Strecke ohne diesel und ohne emissionen<br />

fahren.<br />

Ganz ohne Sprit kommen die Pferdewagen<br />

und Schlitten aus, mit denen im norwegischen<br />

Bergbau-Städtchen røros die Meeting-Teilnehmer<br />

vom nahe gelegenen Flughafen und vom<br />

18 2013 | November


green meetings<br />

c<br />

Bahnhof abgeholt werden. Der historische Ort<br />

mit knapp 7.000 Einwohnern im norwegischen<br />

Hochland hat sich als Unesco-Welterbe ganz<br />

der Nachhaltigkeit verschrieben und bietet<br />

Möglichkeiten für Events mit bis zu 600 Personen.<br />

„Einer der besten Orte für nachhaltige<br />

Veranstaltungen“, schwärmt Sigmund Vika, Ansprechpartner<br />

für Planer von Destination Røros.<br />

„Nachhaltigkeit ist eine Selbstverständlichkeit<br />

in Norwegen“, hält er fest. Wer hier sein Meeting<br />

abhält, kann im Anschluss die Teilnehmer auf<br />

Schlittenhunden fahren, auf Pferden reiten oder<br />

im Outdoor-Kurs ein Feuer ohne Streichhölzer<br />

entzünden lassen.<br />

Man muss nicht hinaus ins norwegische Hochland,<br />

um nachhaltige soziale Aktivitäten zu finden,<br />

die ein Meeting in Skandinavien bereichern<br />

können. In Stockholm ist es erlaubt – selten<br />

über Stadtgebieten – mit dem Heißluftballon<br />

über die Stadt zu fahren. In Kopenhagen können<br />

Meeting-Teilnehmer auf geführten Touren<br />

per Fahrrad oder per Kajak die Stadt erkunden.<br />

Nachhaltige Teambuilding-Events bieten nahe<br />

gelegene Höfe, die Chili-Workshops oder Bierbrau-Aktionen<br />

veranstalten. Überhaupt gelten<br />

Vergnügen und Nachhaltigkeit in Skandinavien<br />

nicht als Widerspruch – davon zeugt schon das<br />

Jedermannsrecht, das jedem erlaubt, überall in<br />

der Natur nach seiner Fasson selig zu werden –<br />

so lange man niemanden stört und nichts dabei<br />

kaputt macht.<br />

Heike Schäfer<br />

No alternative to sustainability<br />

Forests, fiords, tundra, mountains: Scandinavia not only has an impressive<br />

nature and environment, it is also one of the most sparsely populated<br />

regions in Europe. This closeness to nature is one of the reasons<br />

Scandinavians attach such great importance to eco-friendliness also<br />

for events and meetings. „To preserve our beautiful untouched nature is<br />

essential to us if we want to continue attracting tourists“ – that‘s about<br />

how all tourism executives all over Scandinavia would put their strategy<br />

in a nutshell. Hanna Wrangö with the Stockholm Convention Bureau<br />

would go even a step further. „Anybody organizing a meeting in Stockholm<br />

will find that sustainability isn‘t just an option“, says the marketing<br />

manager. „Sustainability is an integral part of everything we do. We‘re<br />

coming to the point where sustainability is not just an additional factor<br />

costing money, it will soon be the only choice.“


Grüne Zertifikate<br />

Ausgezeichnete<br />

Tagungshotels<br />

Die Nachfrage nach umweltbewusst handelnden Tagungsstätten wächst.<br />

Wir stellen die wichtigsten Zertifikate und ihre Kriterien vor.<br />

Auf Unternehmerseite<br />

steckt das<br />

Thema noch<br />

in den Kinderschuhen.<br />

Grün kann manchmal Lila sein. Letzteres zumindest<br />

ist die Farbe, die in der Bar des Düsseldorfer<br />

Meliá-Hotels dominiert. Grün hingegen<br />

ist die Philosophie: Als erstes Hotel in Deutschland<br />

trägt das Haus das Siegel „Biosphere Responsible<br />

Tourism“. Und gilt damit als besonders<br />

ökologisches Biosphären-Hotel.<br />

Grün kann aber auch katholisch sein. So gehört<br />

das Schmerlenbacher Tagungszentrum des<br />

Bistums Würzburg zu jenen Unterkünften, die<br />

Emas-zertifiziert sind (Eco-Management and<br />

Audit Scheme). Und schließlich kommt Grün<br />

mitunter sehr königlich daher: Das „Certified<br />

<strong>Green</strong> Hotel“-Siegel des Verbands Deutsches<br />

Reisemanagement (VDR) ist das inzwischen<br />

vierte und zugleich neueste der Certified-Reihe.<br />

Genau 15 Hotels hatten an der Erprobungsphase<br />

vor knapp zwei Jahren teilgenommen. Inzwi-<br />

schen tragen fast 75 Häuser in Deutschland das<br />

Siegel.<br />

Noch scheint es zwar, dass in puncto „umweltbewusste<br />

<strong>Meetings</strong>“ mehr geredet als gehandelt<br />

wird. Und dass es vor allem Anbieter wie<br />

Hotels sind, die das Thema vorantreiben. Keine<br />

Frage: Auf Unternehmensseite steckt das Thema<br />

nachhaltige Tagungen noch in den Kinderschuhen.<br />

Doch die Nachfrage steigt. Grün steht<br />

– nach der Krise 2009 – wieder auf der Agenda<br />

der Tagungsplaner.<br />

Als größtes Manko allerdings gilt die mangelnde<br />

Messbarkeit ökologischer Faktoren, vor<br />

allem, wenn man sie auf Kongresshotels oder<br />

Seminarstätten anwenden will. „Wann ist ein<br />

Hotel wirklich grün? Welche Kriterien muss es<br />

erfüllen?“, fragt Markus Große-Ophoff von der<br />

Bundesstiftung Umwelt. Er kritisiert die „un-<br />

20 2013 | November<br />

Fotos: STAUKe /FotoLIA.de


green meetings<br />

c<br />

Unterschiedliche Kriterien:<br />

der Zertifikate-Dschungel im Überblick.<br />

durchsichtigen Bewertungskriterien“<br />

mancher Zertifikate.<br />

Zwar gibt es inzwischen eine reihe<br />

„grüner“ Gütesiegel. doch nicht jeder<br />

Anbieter legt offen, nach welchen Faktoren<br />

er bei der Beurteilung vorgeht<br />

und wie er diese gewichtet. Zu den<br />

wichtigsten Zertifikaten gehören:<br />

Q das von einem US-amerikanischen<br />

Privatanbieter verliehene <strong>Green</strong>-Globe-Siegel,<br />

Q der von der europäischen Union<br />

entwickelte emas-Standard,<br />

Q das <strong>Green</strong>-Key-Zertifikat, das über<br />

Gesetzesvorgaben hinausgeht.<br />

Vergleichsweise neu ist das Siegel<br />

des Vdr, das – für jeden einsehbar –<br />

70 Kriterien in den Bereichen energie,<br />

Wasser, Müll, essen, Verkehr, Soziales<br />

und Information überprüft. hotels, die<br />

385 von 765 möglichen Punkten erzielen,<br />

dürfen sich mit dem Titel „Certified<br />

<strong>Green</strong> hotel“ schmücken. Pate<br />

standen die Kriterien, die Beiersdorfeventchef<br />

holger Leisewitz bereits<br />

2010 für sein Unternehmen formuliert<br />

hatte. An richtlinien für grüne Tagungen arbeiten<br />

auch die Veranstaltungsplaner.de.<br />

Auch ein Kongress- oder Tagungshotel, das<br />

das emas-Siegel beantragen will, muss sich von<br />

einem Umweltgutachter als sogenannter externer<br />

Auditor überprüfen lassen. registriert wird<br />

er bei der IhK. Zwar orientiert sich emas an den<br />

Umwelt-Anforderungen,<br />

die in<br />

der staatlichen<br />

Norm ISo 14001<br />

verankert sind.<br />

doch während diese<br />

nur von „Zielen“<br />

spricht, geht es den Umweltgutachtern um die<br />

wirkliche erfüllung der Kriterien – zur Prüfung<br />

gehört auch die Behördenabfrage.<br />

Ähnlich streng verläuft der Test fürs Biosphären-Siegel.<br />

die hotelkette Meliá, die 16<br />

ihrer häuser hat auszeichnen lassen, ließ eine<br />

13-monatige Zertifizierung durch die UNo International<br />

Task Force über sich ergehen. einzelne<br />

events hingegen zertifiziert der Anbieter My<br />

<strong>Green</strong> <strong>Meetings</strong> mit seinem Siegel <strong>Green</strong> Note.<br />

Anbieter aus Bereichen wie Transport, Catering<br />

und Möbelvermietung, die ökologisches handeln<br />

garantieren, haben sich zu diesem Netzwerk<br />

zusammengeschlossen.<br />

OG<br />

Certified convention hotels<br />

The demand for conservation-minded convention<br />

venues is growing. Several „green“ certificates have<br />

been established on the market, but not all certifying<br />

agencies have disclosed the criteria they apply in<br />

these assessments and the processes of such certifications.<br />

We had a look at the most important certificates<br />

and their criteria.<br />

DIe WICHTIgSTen SIegeL UnD SYSTeMe<br />

Q Bio-Hotels<br />

Für hotels, die ihre Gäste<br />

mit Bio-Catering versorgen<br />

und Nachhaltigkeitskriterien<br />

erfüllen.<br />

5 www.biohotels.info<br />

Q Biosphären-Zertifikat<br />

Neben Umweltkriterien<br />

berücksichtigt das Siegel soziale<br />

und kulturelle Faktoren.<br />

5 www.biospheretourism.com<br />

Q Certified <strong>Green</strong> Hotel<br />

Vom Vdr vergeben. Geprüft<br />

werden 70 Kriterien; 385<br />

von 765 Punkten müssen<br />

erreicht werden.<br />

5 www.vdr-service.de<br />

Q Emas<br />

externer Umweltgutachter<br />

prüft die Nachhaltigkeits-<br />

Maßnahmen des hotels.<br />

Basis ist ISo 14001.<br />

5 www.emas.de<br />

Q fairpflichtet<br />

Kein Siegel, sondern der<br />

Nachhaltigkeitskodex der<br />

Verbände GCB und eVVC<br />

mit 35 Leitsätzen.<br />

5 www.gcb.de („<strong>Green</strong> GCB“)<br />

Q <strong>Green</strong> Globe<br />

Von US-Unternehmen<br />

verliehenes Umweltsiegel.<br />

378 Kriterien.<br />

5 www.greenglobe.com<br />

Q <strong>Green</strong> Key<br />

Öko-Siegel, dessen Kriterien<br />

über Gesetzesvorgaben<br />

hinausgehen.<br />

5 www.green-key.org<br />

Q ISO 14401<br />

eher eine Ziele-Verpflichtung:<br />

Unternehmen sagen zu,<br />

ein Umweltmanagement<br />

umzusetzen.<br />

5 www.tc207.org<br />

Q Ökoblume<br />

eU-Umweltzeichen, das für<br />

energie, Wasser und Abfall<br />

Vorgaben macht.<br />

5 www.ecolabel-tourism.eu<br />

November | 2013<br />

21


c green meetings<br />

In SOS-<br />

Kinderdörfern<br />

sind die bei<br />

Firmenevents<br />

entstandenen<br />

Rennwagen<br />

als Spende<br />

willkommen.<br />

Soziale Dimension<br />

Seifenkisten<br />

mit Anspruch<br />

Immer mehr <strong>Green</strong> Events wie Teambuildings werden heute mit sozialem oder karitativem<br />

Mehrwert veranstaltet. Wie bei Firmenevents konstruierte Seifenkisten am Ende<br />

Kinderaugen zum Strahlen bringen, zeigt sich in der Alpenregion.<br />

„Bei Nachhaltigkeit<br />

wird immer<br />

mehr Wert<br />

auf Reflexion<br />

gelegt.“<br />

Andreas Driza,<br />

Montée<br />

„Mit einem Pseudo-<strong>Green</strong>-Event erleiden<br />

sie Schiffbruch“, sagt Andreas Driza überzeugt.<br />

Während eines Events gepflanzte Bäumchen<br />

fallen dem Geschäftsführer der Event- und<br />

Incentiveagentur Montée dazu ein, die ein paar<br />

Wochen später vollkommen verdorrt sind. Ein<br />

aufrichtig umgesetzter sozialer Mehrwert von<br />

Veranstaltungen kann oft länger anhalten.<br />

Soziales wird neben Ökologie und Ökonomie<br />

als eine Dimension der Nachhaltigkeit verstanden.<br />

In der Natur des sozialen Engagements liegt<br />

die zwischenmenschliche Beziehung. So legen<br />

manche Veranstalter Wert auf den direkten Kontakt<br />

mit den Menschen, denen ein soziales Event<br />

zugute kommt. Daran hielt sich Deloitte Österreich.<br />

Seine Mitarbeiter bauten Holzhütten und<br />

Seifenkisten direkt auf dem Gelände des SOS-<br />

Kinderdorfs Hinterbrühl in der Nähe von Wien.<br />

Ein Wettrennen mit den in Teamarbeit konstruierten<br />

Boliden gehört zum Gemeinschaftserlebnis<br />

natürlich dazu. Die Beratungsfirma pflegte<br />

zuvor bereits eine langjährige Patenschaft zu<br />

der Einrichtung.<br />

„Bei Nachhaltigkeit wird immer mehr Wert<br />

auf Reflexion gelegt“, betont der 51-Jährige<br />

Driza. Der zertifizierte Kommunikationstrainer<br />

bietet den Kunden seiner Eventagentur zum Beispiel<br />

„gezielte Reflexionsmethoden“ als flankierende<br />

Maßnahme zum Teambuilding. „Wir wollen<br />

in Teambuildings den Arbeitsalltag simulieren.<br />

Ich höre mir dazu sehr genau an, wie der Arbeitsablauf<br />

funktioniert in einer Firma.“ Ins Teambuilding<br />

werden dann typische Gesprächssituationen<br />

und Konfliktfelder aus dem Alltag eingebaut.<br />

22 2013 | November<br />

Fotos: MoNTée


grÜne HOTeLS - SO FInDen SIe eIn ÖKOLOgISCHeS TAgUngSHOTeL<br />

Wie finden umweltbewusste Firmen<br />

einen Tagungsort, den sie mit<br />

gutem Gewissen buchen können?<br />

Die Studentin Sabrina Sölch hat in<br />

einer Studie ausführliche Kriterien<br />

für ein Veranstaltungs-Umweltzertifikat<br />

entwickelt, die wertvolle Orientierung<br />

bieten.<br />

Q Anreise: erleichtert das hotel die<br />

Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel?<br />

Bietet es in Zusammenarbeit mit der<br />

Bahn oder regionalen Verkehrsbetrieben<br />

spezielle Pakete an, die Gutscheine<br />

für Fahrkarten oder Veranstaltungstickets<br />

enthalten?<br />

Q Fuhrpark: Besteht der Fuhrpark<br />

des hotels selbst aus Kleinwagen,<br />

elektro- oder hybridfahrzeugen?<br />

Q Regionale Produkte: Arbeitet das<br />

hotel mit Lieferanten, die regionale<br />

Produkte bevorzugen?<br />

Q Sonnenlicht: Kommen Konferenzund<br />

Tagungsräume vollständig ohne<br />

künstliche Beleuchtung aus?<br />

Q Besser elektronisch: Vermeidet<br />

das hotel exzessives drucken? Unterstützt<br />

es stattdessen die Idee der<br />

„papierlosen Tagung“, etwa durch<br />

das Verleihen von Laptops oder die<br />

Nutzung von Tafeln (auch elektronisch)<br />

statt Flipcharts?<br />

Q Kühlen und Heizen: Werden heizung<br />

und Klimaanlage bewusst eingesetzt?<br />

Q Richtwerte: Temperatur in Konferenzräumen<br />

nicht über 20 Grad, keine<br />

Kühlung von mehr als 6 Grad unter<br />

Außentemperatur.<br />

Q Eigene Vorschläge:<br />

Macht das<br />

hotel auch den Gästen Vorschläge<br />

zum umweltgerechten Verhalten?<br />

Zum Beispiel: „drucke nur aus, was<br />

du unbedingt brauchst, bring eigene<br />

Schreibutensilien und Papier mit,<br />

gehe so viel wie möglich zu Fuß.“<br />

Q Umweltkonzept: Grundsätzlich<br />

sollte man immer fragen, ob das hotel<br />

über ein Umweltkonzept verfügt<br />

und wie dieses aussieht. Komplette<br />

Klimaneutralität wird sich jedoch<br />

schwerlich finden lassen.<br />

bOriS GrAue<br />

FoTo: FrANCK BoSToN /FoToLIA.de


Seifenkisten-<br />

Teambuilding<br />

vor einer Alpenkulisse<br />

fordert<br />

kopflastige<br />

Büroarbeiter<br />

sehr handfest.<br />

OUTDOOr-SPeZIALIST<br />

Sieben fest angestellte und rund 80 freie<br />

Mitarbeiter arbeiten für Montée Deutschland<br />

mit Sitz in Gräfeling bei München<br />

und Montée Austria in Hof bei Salzburg,<br />

Spezialisten für Kommunikationstrainings,<br />

Teambuildings und Outdoor-Events. Der<br />

Jahresumsatz der Firmen von Geschäftsführer<br />

Andreas Driza liegt bei 900.000 €.<br />

5 www.montee.com<br />

Der Stolz der Teams auf ihre selbstgebauten<br />

Wagen schweißt zusammen.<br />

da kann schon einmal der Projektleiter Knall auf<br />

Fall ausgetauscht werden. dann muss die Gruppe<br />

sehen, wie sie spontan damit zurechtkommt,<br />

während der Bau der Seifenkisten oder hütten<br />

weitergeht. die Teilnehmer nehmen im Idealfall<br />

vor ort gemachte positive erfahrungen später<br />

Soapbox derbies set sights high<br />

The <strong>Green</strong> Events of today, with team<br />

building as an illustration, are increasingly<br />

organised to add social or charitable value.<br />

how soapboxes built at corporate events can<br />

ultimately bring a sparkle to children’s eyes is<br />

demonstrated in the Alpine region.<br />

Some corporate organisers are nowadays<br />

also keen to establish direct contact with the<br />

people a social event is designed to benefit.<br />

This was a principle observed, for instance, by<br />

deloitte Österreich and the company Sachverständige<br />

renz & Partner when they staged<br />

team building events, organised by the agency<br />

Montée and its managing director Andreas<br />

driza, in SoS Children’s Villages together with<br />

the children in the homes.<br />

mit an ihren Schreibtisch. Bei seinen Kunden sei<br />

der karitative Aspekt zwar nicht das einzig Ausschlaggebende,<br />

meint Andreas driza. Doch zahlt<br />

sich der Mehrwert als sinnstiftende Ergänzung<br />

oder willkommene positive Verstärkung des<br />

Teamerfolgs aus. Im Caritas Kinderdorf Irschenberg,<br />

20 Autominuten vom Tegernsee entfernt,<br />

zimmerten 25 Teilnehmer bei einem anderen<br />

Montée-event „bayerische hütten“. die Architekten,<br />

Sachverständige und Ingenieure, waren<br />

zuvor am Flughafen München angekommen, besichtigten<br />

dann eine Käserei am Tegernsee und<br />

nutzten für die Weiterfahrt öffentliche Verkehrsmittel.<br />

Veranstalter war die Firma Sachverständige<br />

renz & Partner. die experten für die Taxierung<br />

von Schäden im Gebäudebereich müssen sich im<br />

Alltag „extrem gut abstimmen“, erzählt Andreas<br />

driza. entsprechende Strategien wurden deshalb<br />

eingeübt. Andere Teambuilding-Veranstalter<br />

gehen mit ihrem event nicht direkt auf das Gelände<br />

der einrichtungen, spenden die von ihren<br />

Mitarbeitern gezimmerten Stücke aber am ende.<br />

„Im Salzburger raum haben wir schon sehr viele<br />

Schulen und Kinderdörfer mit Seifenkisten versorgt“,<br />

sagt Andreas driza und lacht. WeW<br />

24 2013 | November


green meetings<br />

c<br />

Kap Europa<br />

Neues Glanzlicht an der Messe<br />

Das Frankfurter Europaviertel entwickelt sich zu einer Art Stadt in der Stadt. Das noch im Bau<br />

befindliche neue Kongresszentrum wird dazu die höchsten ökologischen Auflagen erfüllen.<br />

Das Kap Europa, das Kongresshaus der<br />

Messe Frankfurt im Frankfurter Europaviertel,<br />

eröffnet im Juni 2014. Bis jetzt läuft alles nach<br />

Plan. Der Innenausbau ist in vollem Gange und<br />

der Baustellenbesucher kann sich bereits plastisch<br />

vorstellen, wie die Räume einmal aussehen<br />

werden, wenn sie Veranstaltungen beherbergen<br />

werden. Das Haus wird auf vier Veranstaltungsebenen<br />

einen Saal für 1.000 Personen, einen<br />

teilbaren Saal für 600 Personen sowie zwölf<br />

weitere Tagungsräume bieten. Alles ist großzügig<br />

geplant mit reduzierten natürlichen Farben<br />

und Materialien – geweißte Eiche, Beton, Glas –<br />

sowie viel Tageslicht.<br />

Für die dunkle Jahreszeit wird es ebenfalls einen<br />

Lichtblick geben: Die Messe Frankfurt hat<br />

für einen sechsstelligen Betrag ein Lichtkunstwerk<br />

in Auftrag gegeben, als soziokulturellen<br />

Faktor, der dafür sorgen soll, dass sich die Besucher<br />

wohlfühlen. Das Werk „Crossover“ der<br />

Berliner Künstlerin Barbara Trautmann soll<br />

den im Atrium vorhandenen Luftraum in einer<br />

Höhe von 27 m füllen. Es handelt sich um eine<br />

Lichtinstallation, für die vornehmlich eigens angefertigte<br />

Glas-Leuchtstoffröhren mit einer speziellen<br />

Gasfüllung und sehr langer Lebensdauer<br />

verwendet werden.<br />

Für das raumgreifende und gleichzeitig filigrane<br />

Werk sprach neben der Wirkung auch die<br />

Idee der Nachhaltigkeit. Die Verwendung bildender<br />

Kunst bei der Raumgestaltung ist eine der<br />

zahlreichen komplexen Voraussetzungen für die<br />

Fotos: MeSSe FrANKFUrt


c green meetings<br />

Der Innenausbau<br />

ist<br />

momentan in<br />

vollem Gange.<br />

Bis zum Juni<br />

2014 soll alles<br />

fertig sein.<br />

„Deutschland<br />

bietet eine<br />

wachsende<br />

Zahl an<br />

Kongresshäusern,<br />

die<br />

in Sachen Nachhaltigkeit<br />

international<br />

Maßstäbe<br />

setzen.“<br />

Joachim König,<br />

EVVC<br />

New highlight at Messe Frankfurt<br />

Verleihung des Zertifikats in Gold der Deutschen<br />

Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DBNB),<br />

die das Kap Europa als erstes Kongresshaus<br />

weltweit anstrebt. Von der umweltschonenden<br />

und abfallarmen Baustelle über den energieeffizienten<br />

Betrieb bis zum Rückbaukonzept wurde<br />

bereits in der Planung an alles gedacht.<br />

Tageslichthelle Foyers sowie energetisch optimierte<br />

Fensterflächen und Fassaden schaffen<br />

nicht nur ein einladendes Ambiente, sondern<br />

tragen in hohem Maß zur deutlichen Energieeinsparung<br />

des Hauses bei. Für eine gute Raumatmosphäre<br />

sorgen nachhaltig zertifizierte Hölzer,<br />

die zum großen Teil aus einheimischen Beständen<br />

stammen. Ein etwa 1.000 m² großes Gründach<br />

krönt das Gebäude.<br />

Auch im Umfeld hat sich bereits eine Menge<br />

getan: Das Shoppingcenter Skyline Plaza in<br />

direkter Nachbarschaft zum Kongresszentrum<br />

hat im August eröffnet. Auf einer Verkaufsfläche<br />

von 38.000 m² kann in rund 170 Geschäften und<br />

Restaurants eingekauft bzw. gegessen werden.<br />

Ein Wellnesscenter folgt Anfang 2014 nach, laut<br />

Werbeaussagen das größte in der Rhein-Main-<br />

Region. Auf dem Dach locken auf 7.300 m² Gartenanlagen<br />

mit Weinanbau, Boule-Feld und andere<br />

Sport- und Freizeitflächen.<br />

Construction work for the Kap Europa is progressing as planned; the<br />

congress center of Messe Frankfurt in that German city‘s Europaviertel<br />

district is scheduled to open in June 2014. Completion of the interior<br />

is underway and visitors to the construction site can very well envision<br />

how the rooms will look once they are finished and open to stage events.<br />

The complex will have four function levels with a hall for 1,000 persons,<br />

a partitionable hall for 600 persons as well as twelve conference rooms.<br />

Several events have already been booked at the new Frankfurt venue,<br />

among these the <strong>Green</strong>meetings und Events Conference 2015 organized<br />

by GCB and EVVC.<br />

Bereits jetzt stehen einige Veranstaltungen<br />

in der neuen Frankfurter Location fest,<br />

darunter der 24. Deutsche Hautkrebskongress<br />

2014, der Ingenieurtag und 40. Bundeskongress<br />

des Verbands Deutscher Eisenbahn-Ingenieure<br />

und – im Februar 2015 dann – die <strong>Green</strong>meetings<br />

und Events Konferenz 2015, organisiert<br />

vom GCB German Convention Bureau und dem<br />

Europäischen Verband der Veranstaltungs-Centren<br />

(EVVC). GCB-Geschäftsführer Matthias<br />

Schultze zur Wahl der Location: „Uns ist es erneut<br />

gelungen, einen optimalen Austragungsort<br />

für die <strong>Green</strong>meetings und Events Konferenz zu<br />

finden. Das Kap Europa erfüllt herausragende<br />

Nachhaltigkeitsstandards und bietet sich damit<br />

als Gastgeber in idealer Weise an.“<br />

Der EVVC-Präsident Joachim König ergänzt:<br />

„Neben den Teilnehmern und dem Programm<br />

trägt auch der Austragungsort in hohem Maß<br />

zum Erfolg und zur Wirkung einer Veranstaltung<br />

bei – bei der <strong>Green</strong>meetings und Events<br />

Konferenz ganz besonders. Deutschland bietet<br />

eine wachsende Zahl an Kongresshäusern, die in<br />

Sachen Nachhaltigkeit international Maßstäbe<br />

setzen. Und wir sind froh, mit der Konferenz den<br />

Fokus auf diese Häuser richten zu können.“ ja<br />

26 2013 | November


c green meetings<br />

Technisierung<br />

Wie Webcasts, Apps und Tools<br />

Tagungen grüner machen<br />

Die fortschreitende Technisierung erleichtert nicht nur die Planung und Durchführung von<br />

Veranstaltungen, sondern ermöglicht auch viele Einsparungen – vor allem von Papier.<br />

Anschaulich und<br />

sensibilisierend<br />

zugleich: eine App,<br />

die den CO2-Abdruck<br />

individuell berechnet.<br />

Das waren noch Zeiten: Vor 20 Jahren<br />

schleppten die Kongress- und Tagungsbesucher<br />

am Ende ihrer Veranstaltung wahre Papierberge<br />

ins Büro – um sie dann später irgendwann auch<br />

wieder zu entsorgen. Während des <strong>Meetings</strong> kamen<br />

Dia- und Tageslichtprojektoren zum Einsatz<br />

– oder manchmal auch nicht, wenn sie plötzlich,<br />

infolge technischer Defekte, ihren Geist aufgaben.<br />

Und: Zum Telefonieren ging man in ein<br />

kleines (meistens sehr enges und sehr warmes)<br />

Telefonhäuschen; Handys<br />

existierten noch nicht.<br />

Die Zeiten haben sich<br />

gründlich gewandelt:<br />

Heute gibt es Webcasts,<br />

Apps und Tools, die Tagungen<br />

sogar grüner<br />

machen – Umweltbewusstsein<br />

und ökologische<br />

Nachhaltigkeit<br />

stehen hier immer öfter<br />

im Vordergrund und sind<br />

mittlerweile zu einem<br />

zentralen Thema der<br />

Tagungs- und Kongressbranche<br />

geworden.<br />

Wer nicht an „seiner“<br />

Tagung teilnehmen kann,<br />

der schaut sich über einen<br />

Kongress-Webcast<br />

die Veranstaltung an und<br />

bekommt eine App für<br />

sein Smartphone. Überhaupt<br />

ist der Kontakt über App sehr umweltschonend,<br />

es erspart viele Telefonate, man ist<br />

vernetzt und kann sich sofort austauschen. Der<br />

nicht persönlich anwesende Tagungsgast kann<br />

auch Tools benutzen, um direkt von seinem PC<br />

aus bei „seiner“ Veranstaltung live dabei zu sein.<br />

Die Anreise läuft mittlerweile ebenfalls umweltfreundlich<br />

mit Hilfe von Planungstools ab. Alles<br />

ist in der heutigen Zeit schnell und unkompliziert<br />

möglich.<br />

Insbesondere Webcasts und innovative Tools<br />

werden in naher Zukunft immer häufiger bei<br />

Kongressen, Tagungen und Marketing-Events<br />

eingesetzt: Überall schnell verfügbar sind sie<br />

für jeden von großem Nutzen. So zum Beispiel<br />

können die Infos gesammelt und später zu Hause<br />

heruntergeladen und nachbearbeitet werden.<br />

Das erspart das lästige Herumtragen der Papierberge.<br />

Mit dem Thema <strong>Green</strong> <strong>Meetings</strong> im Bereich Veranstaltungsmanagement<br />

und Business Events<br />

beschäftigt sich ausführlich in Forschung und<br />

Lehre auch die Hochschule Osnabrück. Der<br />

Lehrbeauftragte Dr. Markus Große Ophoff ist<br />

einer der führenden Experten auf diesem Gebiet<br />

in Deutschland: „Durch Veranstaltungen<br />

präsentieren sich die Firmen, Verbände und<br />

Institutionen nach außen und stehen daher in<br />

einer besonderen öffentlichen Wahrnehmung.<br />

Sie sind durch ihren einmaligen Charakter und<br />

durch den induzierten Verkehr mit besonderen<br />

Umweltbelastungen verbunden. Hier gilt es Ressourcen<br />

zu sparen. Es ist heutzutage durchaus<br />

möglich, ohne großen Mehraufwand Veranstaltungen<br />

deutlich nachhaltiger zu organisieren.“<br />

Das Spektrum der dabei zu berücksichtigenden<br />

Handlungsfelder reicht von der notwendigen<br />

Reisetätigkeit mit ihrem Einfluss auf das Klima<br />

über den Verbrauch von Energie, Wasser, Papier<br />

bis hin zu Überlegungen für eine Minimierung<br />

des Abfallaufkommens.<br />

Auch die umweltfreundliche Beschaffung<br />

von Produkten und Dienstleistungen ist ein wesentlicher<br />

Aspekt von Nachhaltigkeit. Da gibt es<br />

zum Beispiel das Planungstool der Bahn und die<br />

App „Fahrplaner“. Sie ermöglichen die Planung<br />

einer Reise mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

zum Veranstaltungsort – und zwar mit Bussen,<br />

U-Bahnen oder Straßenbahnen bis direkt vor<br />

die Haustür. Unter www.dbu.de/bahn kann der<br />

Tagungsteilnehmer seine gewünschte Route<br />

eintragen und erhält sofort den Fahrplan. Diese<br />

Regelung gilt bundesweit für sämtliche Veranstaltungen<br />

der Deutschen Bundesstiftung Umwelt<br />

(dbu) und des Zentrums für Umweltkommunikation<br />

(ZUK).<br />

Bereits die Anreise ist ein wichtiger Punkt,<br />

um gleich schon zu Beginn eine Tagung auch<br />

„grüner“ werden zu lassen. Das kann auch Dirk<br />

Walterspacher, Geschäftsführer Carbon Business<br />

bei CO2OL/ForestFinance bestätigen.<br />

28 2013 | November<br />

Fotos: ForeST FINANCe, UNGerboeCK (2)


Sein Unternehmen hat sich neben dem Thema<br />

Klimaschutz auch auf ökologische Investments<br />

in nachhaltiger Forstwirtschaft spezialisiert. Bei<br />

der Wahl der Location sind entsprechende Zertifizierungen,<br />

die Verwendung von Ökostrom<br />

oder Wassersparmaßnahmen nur einige wichtige<br />

Auswahlkriterien. Auch eine „papierlose“<br />

Teilnehmerkommunikation ist inzwischen sehr<br />

weit verbreitet; da spielen zudem Kosteneinsparungen<br />

eine wichtige Rolle. Digitale Tagungsunterlagen<br />

und Apps werden bei Veranstaltungen,<br />

Tagungen und Kongressen immer interessanter<br />

und beliebter, weil sie eine neue Form der Interaktion<br />

zwischen den Teilnehmern ermöglichen.<br />

„Darüber hinaus ist es auch sinnvoll, die Tagungsgäste<br />

direkt mit einzubeziehen“, empfiehlt<br />

Walterspacher. „Hierzu stellt CO2OL die<br />

Smartphone-Anwendung footprint|LIVE zur<br />

Verfügung, die bereits auf verschiedenen Tagungen<br />

und Fachmessen zum Einsatz kam.“ Jeder<br />

Kongressteilnehmer erhält einen QR-Code, den<br />

er mit seinem Smartphone einscannen kann.<br />

Anschließend wird er Schritt für Schritt durch<br />

die Berechnung seines persönlichen CO2-Abdrucks<br />

geführt und kann sich das Ergebnis anschaulich<br />

darstellen lassen. Die so gesammelten<br />

Daten dienen nicht nur der Information und<br />

Sensibilisierung der Gäste, sondern erleichtern<br />

in anonymisierter Form gleichzeitig die CO2-Bilanzierung<br />

der Veranstaltung.<br />

Dirk Walterspacher weiter: „Zugeschaltete<br />

Speaker und Online-<strong>Meetings</strong> bis hin zu komplett<br />

in virtuellen Räumen umgesetzte Konferenzen<br />

sind noch nicht so weit verbreitet, wie es<br />

eigentlich technisch machbar wäre. Diese Möglichkeit<br />

zu direktem persönlichen Networking<br />

steht da zu Recht im Vordergrund.“<br />

Auch das Softwareunternehmen Ungerboeck<br />

Systems beobachtet diesen Trend.<br />

Thorsten Kolbinger, Managing Director EMEA<br />

von Ungerboeck Systems International sagt<br />

zum Thema <strong>Green</strong> <strong>Meetings</strong>: „Die Nachhaltigkeit<br />

von Veranstaltungen wird für die Teilnehmer<br />

zu einem immer wichtigeren Thema. Der Einsatz<br />

von Mobile Apps und professionellen Tools, die<br />

‚grüne‘ Events unterstützen, stellt deshalb einen<br />

klaren Wettbewerbsvorteil für Veranstalter dar.“<br />

Es wird geschätzt, dass 70 % aller gedruckten<br />

Interaktiv<br />

und sparsam:<br />

Digitale Tagungsunterlagen<br />

und<br />

Apps werden bei<br />

Veranstaltungen<br />

immer beliebter.


Papierlose<br />

Planung: Mit<br />

Ungerboecks<br />

Touch for<br />

Tablet sind alle<br />

wichtigen Infos<br />

geräteunabhängig<br />

immer mit<br />

dabei.<br />

Materialien nach einer Veranstaltung einfach<br />

im Müll landen. Eine geeignete Software – und<br />

dadurch der Zugriff auf eine zentrale Datenbank<br />

– kann diesen Papierverbrauch schon bei der<br />

Planung und Koordination reduzieren, so dass<br />

das Drucken von Informationen gänzlich entfällt.<br />

Auch externe Dienstleister können in ein<br />

System mit eingebunden<br />

werden. Das spart Zeit und<br />

Geld.<br />

Kolbinger nennt Beispiele:<br />

„Bei einer Begleitausstellung<br />

kann zum Beispiel<br />

alles über die Software<br />

laufen; der Hallenplan ist<br />

virtuell und dadurch immer<br />

auf dem aktuellsten Stand,<br />

Angebote an verschiedene<br />

Aussteller werden direkt<br />

aus dem Plan per E-Mail<br />

verschickt. Umgekehrt reichen<br />

Aussteller dann ihre<br />

Bestellungen und Standpläne<br />

auch wieder online ein.“<br />

Registrierungen für Veranstaltungen<br />

jeglicher Art, von<br />

Seminaren über Tagungen<br />

zu internationalen Messen<br />

finden ebenfalls papierlos statt. Mit einer durchgängigen<br />

Lösung, die unabhängig vom jeweiligen<br />

Endgerät genutzt werden kann, unterstützen<br />

Veranstalter schon während der Planung<br />

und Vorbereitung ein grünes Event. „Zum Beispiel<br />

ermöglicht das Ungerboeck Touch for Tablet<br />

das Arbeiten mit ein und derselben Software<br />

sowohl am Desktop PC als auch am Tablet“, erläutert<br />

Kolbinger. „Dies hat den großen Vorteil,<br />

dass man relevante Veranstaltungsinformationen<br />

immer in der Tasche bei sich hat und diese<br />

in Echtzeit abrufen und damit arbeiten kann.“<br />

Tools für ein klimaneutrales Event bietet auch<br />

amiando mit seiner Eventmanagement-Software<br />

an – erfolgreich bei den <strong>Green</strong>tec Awards<br />

im August in München eingesetzt: So wurden<br />

automatisch bei jeder Teilnahmebuchung die<br />

CO2-Emissionen individuell berechnet. Die entstandenen<br />

Emissionen konnte jeder Teilnehmer<br />

durch die Unterstützung eines Klimaschutzprojektes<br />

kompensieren. So können Tagungen ganz<br />

schön grün werden.<br />

Sabine Neumann<br />

Webcasts, apps and tools<br />

for greener meetings<br />

Those were the days: 20 years ago, congress<br />

and convention visitors carried piles of paperwork<br />

back to their offices when they returned<br />

home after an event, and they later threw<br />

those same piles into wastepaper baskets. At<br />

these meetings, lecturers used slide projectors<br />

and overhead projectors – unless they<br />

blew a fuse or failed due to a technical defect.<br />

And to make a phone call, you looked for a<br />

phone booth, which was usually cramped and<br />

stuffy warm and more often than not was out<br />

of order anyway. Cell phones had not yet been<br />

invented. Times have changed dramatically:<br />

today we have webcasts, apps and tools<br />

which actually enhance the eco-friendliness of<br />

meetings – environmental awareness and ecological<br />

sustainability are consistently gaining<br />

in significance and have become a major issue<br />

in the convention and congress industry.<br />

30 2013 | November


green meetings<br />

c<br />

Das heißt, durch eine Online-Übertragung<br />

kommen nicht weniger Teilnehmer, sondern<br />

man gewinnt weitere hinzu, die sonst nicht<br />

dabei gewesen wären?<br />

Absolut! Natürlich respektiere ich die Bedenken<br />

von Kongressveranstaltern, sich mit der Liveund<br />

on-demand-Aufbereitung von Kongressinhalten<br />

eine eigene Konkurrenz im Internet aufzubauen.<br />

Jedoch zerstreuen sich diese Sorgen<br />

in der regel nach der ersten Aufbereitung eines<br />

Kongresses durch uns rückstandslos. einige<br />

Fachverbände und PCos entdecken mit Webcasts<br />

– wenn diese denn auch intelligent verwertbar<br />

aufbereitet sind – sogar ein ganz neues,<br />

eigenständiges Geschäftsmodell, das mit dem<br />

ursprünglichen Kongress nur noch so viel zu tun<br />

hat, als dass der Kongress als Quelle für die vieinterview<br />

„Die Zeit ist reif!“<br />

tw: Wie verändert die Technik die Tagung von<br />

heute und morgen?<br />

Staaden: heute führt doch wirklich fast jeder,<br />

anders als noch vor – sagen wir mal – fünf<br />

Jahren, einen kleinen Computer in Form eines<br />

Smartphones oder sogar einen Tablet-Computer<br />

mit sich. dort ist man gewohnt, zu jeder Zeit,<br />

von jedem ort seine e-Mails abzurufen und Zugriff<br />

auf jeden beliebigen Internet-dienst zu haben.<br />

Menschen, die im universitären Umfeld mit<br />

digitalen Medien und der „freien“ Allzeitverfügbarkeit<br />

von Informationen sozialisiert wurden,<br />

haben heute wichtige rollen im Beruf und sind<br />

die Zielgruppen von Konferenzveranstaltern<br />

und Fachverbänden. Bedeutende Trends aus<br />

den hochschulen, wie zum Beispiel die „open-<br />

Access-Bewegung“ und die „MooC – massively<br />

open online courses“ gelten unter Fachleuten<br />

zu recht als wahre revolutionen nachhaltigen<br />

Lernens und der allgemeinen Wissensverbreitung.<br />

Speerspitzen dieser Bewegungen sind die<br />

anglo-amerikanischen elite-Universitäten, aber<br />

auch auf nationaler ebene tut sich sehr viel.<br />

Anders als noch vor ein paar Jahren spielen<br />

auch die datenverbindungen keine große rolle<br />

mehr. Umfangreiche datenmengen, wie Videoinhalte<br />

über das Internet, sind heute nahezu<br />

überall in guter bis hervorragender Qualität zu<br />

empfangen.<br />

Zusammengefasst heißt das, dass sowohl die<br />

technischen Voraussetzungen als auch die Akzeptanz<br />

und sogar die erwartungshaltung bei<br />

Kongressteilnehmern mehr als gegeben ist. die<br />

Zeit ist reif für Webcasts, also die online-Aufbereitung<br />

von Kongressen!<br />

len Inhalte dient, die anschließend über das Internet<br />

für beliebige Zwecke angeboten werden.<br />

Um dafür nur ein Beispiel zu nennen: die innerbetriebliche<br />

Aus- und Fortbildung von „daheimgebliebenen“.<br />

Worauf müssen Veranstaltungsplaner achten,<br />

wenn sie ihre Konferenz live streamen wollen?<br />

Gibt es zum Beispiel rechtliche Fallstricke?<br />

die rechtlichen Fallstricke sind eigentlich keine<br />

anderen als die vor der Zeit des Internets. Nur<br />

werden mangelhafte Kontrollen der Kongressinhalte<br />

durch die Verantwortlichen viel schneller<br />

und einem viel größeren Publikum bekannt<br />

als früher. das Urheberrecht gibt es schon seit<br />

vielen Jahrzehnten. Also mussten Vortragende<br />

schon immer darauf achten, nur die Inhalte zu<br />

verwenden, an denen sie auch das Urheberbzw.<br />

Nutzungsrecht besitzen – seien es nun<br />

Musikstücke, Bilder oder anderes geistiges eigentum.<br />

Im wissenschaftlichen Umfeld besteht<br />

traditionell ein hoher Anspruch an die Urheberschaft<br />

des Vortragenden an seinem Vortrag. Bei<br />

anderen geistigen Gütern besteht aber selbst<br />

dort noch Nachholbedarf.<br />

Und: Man muss sich als Veranstaltungsplaner<br />

natürlich bei den Vortragenden die erlaubnis<br />

einholen, den Vortrag aufzuzeichnen und live<br />

oder später on-demand zu „senden“ – fachlich<br />

gesprochen, zu verwerten.<br />

Ihrer Meinung nach trägt Live-Streaming also<br />

zum grünen Veranstaltungsgedanken bei?<br />

Gibt es dazu noch Argumente, die wir noch<br />

nicht angesprochen haben?<br />

Wenn „grün“ nicht nur „öko“, sondern auch<br />

„konservativ“ bedeuten darf, sehe ich es wirklich<br />

so, dass die online-Aufbereitung von Kongressinhalten<br />

dem grünen Veranstaltungsgedanken<br />

entspricht. Immerhin werden dadurch Kongressinhalte<br />

quasi konserviert und wirken für einen<br />

beliebig langen Zeitraum nach. Wir erzeugen damit<br />

„die Veranstaltung nach der Veranstaltung“<br />

– nur auf anderem, nachhaltigerem Wege.<br />

einmal erzeugtes Wissen ist auf diese Weise<br />

immer weiter zu verwenden. Man setzt also mit<br />

der Veranstaltung ein Samenkorn in die erde<br />

und macht sie so einem viel größeren Kreis von<br />

Menschen zugänglich. es ist alles auf den erhalt,<br />

aber auch die Weiterentwicklung von Werten angelegt<br />

– also streng genommen sehr konservativ<br />

und „grün“ zugleich.<br />

inTerVieW: Dr. AnJA WAGner<br />

CHrISTIAn STAADen<br />

Sales Manager von<br />

Meta-Fusion, ein<br />

Dienstleister für<br />

Multimedia- und<br />

Internet-Anwendungen,<br />

gibt Auskunft<br />

über neue technische<br />

Möglichkeiten<br />

für grüne <strong>Meetings</strong>.<br />

„Die Zeit ist<br />

reif für Webcasts,<br />

also<br />

die Online-<br />

Aufbereitung<br />

von Kongressen!“<br />

November | 2013<br />

31

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