Sicherheit finden - AHG Allgemeine Hospitalgesellschaft
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<strong>Sicherheit</strong> <strong>finden</strong> oder<br />
<strong>Sicherheit</strong> zurück gewinnen<br />
Viele Betroffene berichten bei<br />
ihrer Ankunft in unserer Klinik<br />
oder im weiteren Therapieverlauf,<br />
dass sie über die Entwicklung<br />
ihrer Suchterkrankung<br />
viele <strong>Sicherheit</strong>en verloren<br />
haben. Darunter fallen der<br />
Verlust von Selbstsicherheit<br />
oder Selbstachtung, der Verlust<br />
von Freunden, der Verlust der<br />
Familie oder der Arbeitsstelle,<br />
der Verlust eines guten Körpergefühls<br />
bzw. die Gewissheit,<br />
dass der Körper zuverlässig<br />
funktionieren kann, der Verlust<br />
an Vertrauen, Würde, Lebenszuversicht<br />
und vieles mehr.<br />
Für viele ist es deshalb oberstes<br />
Ziel, sich diese <strong>Sicherheit</strong>en<br />
wieder zurück zu erobern<br />
oder sie neu zu entwickeln.<br />
Dazu ist es erforderlich, negative<br />
und selbstschädigende<br />
Verhaltensweisen zu erkennen<br />
und sich von ihnen zu distanzieren.<br />
Es gibt von der amerikanischen<br />
Psychologin und Professorin<br />
für Psychiatrie – Lisa<br />
M. Najavits – seit 2009 im<br />
deutschen Sprachraum ein<br />
Therapieprogramm mit dem<br />
Namen „<strong>Sicherheit</strong> <strong>finden</strong>“,<br />
das der Behandlung von traumatisierten<br />
und suchtkranken<br />
Menschen gewidmet ist. In<br />
diesem Behandlungsansatz<br />
hat die Autorin zunächst einmal<br />
Gemeinsamkeiten zwischen<br />
traumatisierten und<br />
suchtkranken Menschen herausgestellt<br />
und dafür plädiert,<br />
beide Störungsbilder parallel<br />
zu behandeln. Dies geschieht<br />
in ihrem Ansatz durch<br />
die übergeordnete Philosophie,<br />
dass sowohl traumatisierte<br />
als auch suchtkranke<br />
Menschen, bzw. Menschen die<br />
von beiden Beschwerdebildern<br />
gleichermaßen betroffen<br />
sind, wieder <strong>Sicherheit</strong><br />
für sich und ihr Leben erlangen<br />
müssen. Der vorliegende Artikel<br />
bezieht sich auf diesen<br />
Behandlungsansatz von Lisa<br />
Najavits mit der Fragestellung:<br />
„Was brauchen suchtkranke<br />
Menschen?“.<br />
Warum haben suchtkranke Menschen ihr grundlegendes<br />
Gefühl von <strong>Sicherheit</strong> verloren?<br />
Der Konsum von Alkohol, Medikamenten<br />
oder Drogen wird<br />
vielfach als Versuch der Selbsthilfe<br />
oder Selbstmedikation<br />
verstanden. Man fühlt sich<br />
außerstande, mit negativen<br />
Gefühlen, Erlebnissen, schwierigen<br />
Lebensanforderungen<br />
zurecht zu kommen, hat kein<br />
Vertrauen in die eigenen Problemlösefähigkeiten<br />
und<br />
glaubt, mit dem Griff zu den<br />
Suchtmitteln ein Gefühl von<br />
Beruhigung, Entlastung, Distanz<br />
zu erzielen. Je häufiger<br />
man nun auf diese äußeren<br />
„Lösungs“- oder Beruhigungsmittel<br />
zurück greift,<br />
umso geringer wird das Gefühl<br />
der eigenen Selbstwirksamkeit<br />
oder Fähigkeit. Je häufiger<br />
Dinge misslingen, Anforderungen<br />
nicht bewältigt werden,<br />
umso stärker werden Gefühle<br />
von Verzweiflung, Mutlosigkeit<br />
bis hin zu Suizidalität.<br />
Tragfähige Beziehungen<br />
gehen über diesen Prozess<br />
häufig verloren (partnerschaftlicher<br />
oder familiärer<br />
Halt, Halt durch eine Arbeitsstelle).<br />
Die Erfahrungen von<br />
Kontrollverlust häufen sich –<br />
man verliert die Kontrolle über<br />
die Menge des Suchtmittels,<br />
über die Lebensrealität, es<br />
verstärkt sich ein Erleben von<br />
Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein.<br />
Was kann helfen?<br />
„Sich in <strong>Sicherheit</strong> bringen!“<br />
Es kommt der Punkt, an dem<br />
der Betroffene erkennt, dass es<br />
so nicht mehr weitergehen<br />
kann oder er sich bereits in einer<br />
starken Abwärtsspirale<br />
befindet. Oder es kommt der<br />
Punkt, an dem wichtige Angehörige<br />
oder Sozialpartner<br />
signalisieren, dass sie diesen<br />
Prozess der Beschädigung oder<br />
Zerstörung nicht mehr mittragen<br />
können. Dies kann ein<br />
Ausstiegsszenario einleiten.<br />
Ausstieg aus dem<br />
exzessiven Konsum durch<br />
Aufnahme einer Entgiftungsbehandlung<br />
Wahrnehmung von<br />
professionellen Unterstützungsangeboten<br />
durch Kontaktierung<br />
einer Beratungsstelle<br />
oder Selbsthilfegruppe<br />
oder eines betrieblichen<br />
Sozialdienstes<br />
Einstieg in ein suchtmittelfreies<br />
Setting<br />
durch Aufnahme einer<br />
stationären Entwöhnungsbehandlung.<br />
Die letztgenannte Möglichkeit<br />
soll hier in ihrer Bedeutung<br />
noch einmal verdeutlicht<br />
werden. Ein suchtmittelfreies<br />
Setting (die berühmte<br />
Käseglocke) gibt die <strong>Sicherheit</strong>,<br />
zunächst einmal Abstand von<br />
den Erfordernissen des Alltags<br />
zu haben und auch Abstand<br />
vom Suchtmittel zu haben.<br />
Des Weiteren stellt die<br />
Klinik zusätzliche <strong>Sicherheit</strong><br />
gebende Maßnahmen bereit:<br />
Der Abschluss einer<br />
Behandlungsvereinbarung<br />
oder Selbstverpflichtung,<br />
in der der Suchtkranke<br />
zusichert, im Behandlungszeitraum<br />
keine<br />
Suchtmittel zu besitzen,<br />
zu konsumieren oder in<br />
die Klinik einzuschleusen<br />
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