HR News September 2013 - hr roundtable
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TRENDS<br />
Megatrends, die keine sind –<br />
ein Plädoyer für evidenzbasiertes<br />
Personalmanagement<br />
Keine<br />
andere Manager-<br />
Spezies ist so empfänglich für<br />
Magie, Mummenschanz und Mega trends<br />
wie Personalmanager: Humankapital, Neuro-Linguistisches<br />
Programmieren, Wertschöpfungsbeitrag,<br />
Fü<strong>hr</strong>ungskräfteentwicklung mit Geiern, Walen und Lamas.<br />
Trends und Megatrends. Ein Großteil der vermeintlich<br />
innovativen Ideen und Konzepte, die in das Personalressort<br />
gelangen, wird völlig ungeprüft übernommen. Viel zu selten<br />
werden reichlich windschiefe Hypothesen kritisch analysiert<br />
oder vermeintliche Effekte empirisch überprüft.<br />
schung hält inzwischen eine große Zahl an Resultaten<br />
und Techniken bereit, derer sich das Personalmanagement<br />
bedienen kann – und muss.<br />
Demographie oder Demagogie?<br />
Es liegt auf der Hand, dass auch die immer wieder<br />
beschworenen „Megatrends“ von der notwendigen<br />
Versachlichung der Personalwirtschaft nicht<br />
unberü<strong>hr</strong>t bleiben können. Ein Beispiel: Unter Personalern<br />
raunt man sich seit geraumer Zeit die Beschwörungsformel<br />
„Demographischer Wandel“ zu<br />
und zieht wissend die Augenbrauen hoch. Hinter<br />
solch tieferem Wissen verbirgt sich ein veritables<br />
Sc<strong>hr</strong>eckensszenario: Immer weniger Arbeitnehmer<br />
und damit immer me<strong>hr</strong> Kostgänger der sozialen Sicherungssysteme,<br />
desaströse Fluktuationsquoten,<br />
leerstehende Fabrikhallen, verarmte Pensionäre,<br />
schwindende Leistungsbilanzen et cetera.<br />
Foto: © K.-U. Häßler - Fotolia.com<br />
Mit der beschäftigungs- und personalwirtschaftlichen<br />
Realität in der näheren Zukunft<br />
werden diese Projektionen wenig bis gar<br />
nichts zu tun haben. Nüchtern betrachtet,<br />
verliert der demographische Wandel erheblich<br />
an Dramatik. Mal ganz abgesehen davon,<br />
dass die steigende Lebenserwartung per se<br />
ein höchst erfreuliches Phänomen ist, gehen<br />
alle Berechnungen des sogenannten Erwerbspersonenpotenzials<br />
erstens von einem rein<br />
theoretischen Idealzustand und zweitens von<br />
einem veralteten gesellschaft lichen Modell der<br />
Erwerbstätigkeit aus.<br />
Immerhin regt sich gegen derlei galoppierende<br />
Fa<strong>hr</strong>lässigkeit inzwischen Widerstand. Ein stetig<br />
wachsender Kreis an kritischen Personalern<br />
plädiert dafür, die insbesondere aus der Medizin<br />
bekannten Prinzipien der evidenzbasierten<br />
Forschungslogik auf die Personalwirtschaft zu<br />
übertragen. „Evidenzbasiert“ ist das Personal-<br />
management dann, wenn es Geltungsansprüche<br />
kritisch prüft, Thesen, Trends und Tendenzen<br />
logisch-empirisch analysiert und dabei auf wissenschaftlich<br />
valide, mindestens aber rationale<br />
Daten, Methoden und Ergebnisse zugreift. Die<br />
seriöse betriebswirtschaftliche, sozialwissenschaftliche<br />
und arbeitswissenschaftliche For-<br />
Das erste stammt aus den Zeiten des deutschen<br />
Wirtschaftswunders; das zweite ist auch schon<br />
deutlich älter als zehn Ja<strong>hr</strong>e. Diese Konzepte<br />
perpetuieren bestenfalls einen beschäftigungspolitischen<br />
Status quo. Dabei werden Veränderungen<br />
im Erwerbsverhalten unterschiedlicher<br />
Bevölkerungsgruppen (Frauen, ältere Arbeitnehmer,<br />
Migranten) ebenso wenig ins Kalkül<br />
gezogen wie neue Formen der Flexibilisierung<br />
von Arbeitszeit und Arbeitsort.<br />
34 | <strong>HR</strong> <strong>News</strong> <strong>September</strong> <strong>2013</strong> www.<strong>HR</strong>-RoundTable.de