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Toleranz nach evangelischem Verständnis

Synodale Texte, Vorträge und geistliche Worte von Bischof Markus Dröge.

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Vorträge<br />

»Wort des Bischofs«<br />

Bischof Dr. Dr. h. c. Markus Dröge<br />

1. Glaubensgewissheit und <strong>Toleranz</strong> gehören zusammen<br />

»Als evangelische Christinnen und Christen nehmen wir den Pluralismus in unserer<br />

Gesellschaft als Chance und Herausforderung an. Dabei wollen wir unseren Glauben<br />

offen bekennen, leben und für ihn werben. Glaubensgewissheit und <strong>Toleranz</strong> gehören<br />

für uns zusammen.«<br />

So lautet die erste der zehn Thesen, die die Synode der Evangelischen Kirche in<br />

Deutschland im Jahr 2005 in Berlin zum damaligen Schwerpunktthema »Tolerant<br />

aus Glauben« formuliert hat. Es ist eine steile These. Glaubensgewissheit und<br />

<strong>Toleranz</strong> gehören zusammen! Wer glaubt der Evangelischen Kirche diese These?<br />

Unterwegs zum Reformationsjubiläum 2017 können wir im diesjährigen Themenjahr<br />

»Reformation und <strong>Toleranz</strong>« zeigen, glaubwürdig machen und konkret bezeugen,<br />

wie wir Glaubensgewissheit und <strong>Toleranz</strong> zusammenbringen, mehr<br />

noch: Wie unser <strong>Verständnis</strong> von <strong>Toleranz</strong> in unserem evangelischen Glauben<br />

begründet ist. So nämlich lautete die zweite These der EKD:<br />

»Unsere <strong>Toleranz</strong> ist in der <strong>Toleranz</strong> des dreieinigen Gottes begründet.«<br />

Diese Aussage bedeutet: Wir müssen nicht, wenn wir fest im Glauben stehen,<br />

zusätzlich überlegen, wie wir denn trotzdem gegenüber anderen Glaubens- und<br />

Wahrheitsansprüchen tolerant sein können. Nein: <strong>Toleranz</strong> ist in unserem Glaubensverständnis<br />

angelegt. Die landläufige Meinung in unserer Gesellschaft ist<br />

inzwischen in weiten Teilen allerdings eine andere: Eine feste Glaubensüberzeugung<br />

und <strong>Toleranz</strong> seien prinzipiell nur schwer zu vereinen. Und auf den ersten<br />

Blick erscheint diese Auffassung ja auch logisch: Wer felsenfest von der Wahrheit<br />

seines Glaubens überzeugt ist, der muss doch Probleme mit der <strong>Toleranz</strong><br />

bekommen. Wie kann er, wie kann sie, glaubwürdig anderen eine andere Überzeugung<br />

zugestehen? Ist die <strong>Toleranz</strong> bei gläubigen Menschen nicht eher taktisch<br />

begründet, weil man heute, in einer pluralistischen Gesellschaft ja nicht<br />

mehr anders kann, als sich tolerant zu geben?<br />

Was wir als evangelische Kirche wollen, wenn wir uns intensiv mit dem Thema<br />

»<strong>Toleranz</strong>« auseinandersetzen, das hat Bischof Frank Otfried July im November<br />

vergangenen Jahres in seinem Bischofsbericht vor der Württembergischen Landessynode<br />

so beschrieben:<br />

34 FRÜHJAHRSSYNODE 2013<br />

VORTRÄGE<br />

35

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