Der jüdisch-arabische Konflikt um die Staatsbildung und - Goethe ...
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Juden in der Balfour-Deklaration kurz vor der Eroberung Jerusalems durch britische Truppen,<br />
<strong>die</strong> aus Ägypten mit <strong>arabische</strong>r Unterstützung vorrückten, eine nationale Heimstätte in Palästina,<br />
wozu damals <strong>die</strong> heutigen Gebiete Israels, der Palästinenser <strong>und</strong> Jordaniens gerechnet<br />
wurden. Dabei sollten <strong>die</strong> „bürgerlichen <strong>und</strong> religiösen Rechte der bestehenden nichtjüdischen<br />
Gemeinschaften (gemeint waren <strong>die</strong> muslimischen <strong>und</strong> christlichen Araber) in Palästina“<br />
nicht in Frage gestellt werden. Die Widersprüche in der britischen Palästinapolitik waren damals<br />
<strong>und</strong> in den folgenden Jahrzehnten teils unterschiedlichen Bestrebungen innerhalb des<br />
britischen Regierungssystems, teils bewußten Uneindeutigkeiten gegenüber den jüdischen <strong>und</strong><br />
<strong>arabische</strong>n Verhandlungspartnern geschuldet.<br />
Während viele Zionisten an keiner Staatsgründung Interesse hatten, bevor in Palästina durch<br />
Einwanderungen eine jüdische Mehrheit entstanden war, stellten sich viele Araber eine sofortige<br />
<strong>arabische</strong> <strong>Staatsbildung</strong> nach dem Ersten Weltkrieg vor. Die noch 1916 gehegten Hoffnungen<br />
auf ein „Königreich der <strong>arabische</strong>n Länder“ unter der haschemitischen Dynastie Husseins,<br />
des sich auf <strong>die</strong> Abstammung von Mohammed berufenden Scherifen von Mekka <strong>und</strong><br />
späteren Königs des Hedschas, zerschlugen sich rasch. Er wollte <strong>die</strong> <strong>arabische</strong>n Gebiete im<br />
Osten Ägyptens vereinigen <strong>und</strong> auch das <strong>arabische</strong> Kalifat wiederbeleben. Gleichfalls scheiterte<br />
das spätere bescheidenere Programm eines „Vereinigten Königreichs von Syrien“, zu<br />
dem auch der Libanon <strong>und</strong> Palästina gehören sollten, das im März 1920 unter König Feisal,<br />
einem Sohn Husseins, proklamiert wurde. Französisches militärisches Eingreifen <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />
spätkolonialen Gebietsteilungen in ein französisches (Syrien <strong>und</strong> Libanon) <strong>und</strong> ein britisches<br />
Mandatsgebiet (Mesopotamien, aus dem 1932 der Staat Irak hervorging) sowie einem Völkerb<strong>und</strong>smandatsgebiet,<br />
das 1922 ebenfalls an Großbritannien übertragen wurde, bereiteten<br />
den Trä<strong>um</strong>en von einem großen <strong>arabische</strong>n Nationalstaat ein Ende.<br />
Das Palästina-Mandat trat nach dem Friedensvertrag von Lausanne zwischen den Siegermächten<br />
<strong>und</strong> der Türkei im September 1923 in Kraft <strong>und</strong> beinhaltete explizit auch <strong>die</strong> Balfour-Deklaration.<br />
Zuvor hatte sich Großbritannien im März 1921 bei einer Konferenz in Kairo<br />
auf <strong>arabische</strong>n Druck hin bereit erklärt, <strong>die</strong> Gültigkeit der Balfour-Deklaration auf Palästina<br />
westlich des Jordans zu begrenzen. Dies wurde 1923 noch dadurch unterstrichen, daß das östliche<br />
Mandatsgebiet zu einem autonomen Emirat Transjordanien unter einem zweiten Sohn<br />
Husseins ausgestaltet wurde. Den von den Franzosen vertriebenen Feisal machten <strong>die</strong> Briten<br />
z<strong>um</strong> König des Iraks, während der Hedschas 1926 in den Staat der Saudis einverleibt <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />
Kalifatsidee Husseins begraben wurde. Die Briten <strong>und</strong> später auch andere externe Mächte<br />
sorgten dafür, daß <strong>die</strong> Küstengebiete der <strong>arabische</strong>n Halbinsel unter autonome <strong>arabische</strong><br />
© 2013 Egbert Jahn – Zitieren bitte nur unter Angabe der Quelle