alumni halenses 1/2013 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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20 <strong>alumni</strong> <strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
Ein Journalist<br />
wechselt die Seiten<br />
Drago Bock von den Vorzügen <strong>Halle</strong>s zu überzeugen, hieße Eulen nach Athen tragen. Denn auch so weiß der<br />
Alumnus der MLU die Stadt sehr zu schätzen: ihre reichhaltige Lebendigkeit, gepaart mit einer angenehmen<br />
Überschaubarkeit, wie sie eben nur eine kleinere Großstadt zu bieten hat. „Wo gibt es das sonst in dieser gelungenen<br />
Mischung“, fragt der gebürtige Saalestädter. Seine Begeisterung für <strong>Halle</strong> hat Bock vor einem halben<br />
Jahr gewissermaßen zum Beruf gemacht. Als Pressesprecher der Stadtverwaltung will er die überregionale<br />
Wahrnehmung <strong>Halle</strong>s verbessern helfen. Eine anspruchsvolle Aufgabe, die Kraft kostet, aber auch Spaß macht.<br />
Es sind Artikel wie jener, der vor ein paar Monaten<br />
im „Spiegel“ erschien, die Drago Bock in Bewegung<br />
bringen. Damals hatte das Hamburger Nachrichtenmagazin<br />
über den aus dem Sudan stammenden<br />
Stadtrat Karamba Diaby berichtet und in diesem<br />
Zusammenhang <strong>Halle</strong> als „Hochburg der Rechtsradikalen“<br />
bezeichnet. Ein Sturm der Entrüstung wehte<br />
als Reaktion durch die Stadt, die sozialen Medien<br />
und den lokalen Blätterwald. Jedoch der Spiegel<br />
blieb weitestgehend stumm, als er mit den verärgerten<br />
Kommentaren der <strong>Halle</strong>nser konfrontiert<br />
wurde. „Überregional bleibt oft etwas von solchen<br />
Artikeln hängen“, sagt Drago Bock und ergänzt:<br />
„Emotionen sind da allerdings wenig hilfreich. Vielmehr<br />
gilt es, professionell, sachlich und ruhig auf so<br />
etwas zu reagieren.“<br />
Als Stadtsprecher agiert er quasi als Stimme des<br />
Oberbürgermeisters und der Verwaltung. Grundsätzlich<br />
geht es ihm in seinem Amt vor allem um<br />
den Ruf der Saalestadt. „<strong>Halle</strong> braucht mehr Lobbyarbeit<br />
in eigener Sache. Da sind nicht zuletzt die<br />
<strong>Halle</strong>nserinnen und <strong>Halle</strong>nser selbst gefragt – aber<br />
auch die Stadtverwaltung als Serviceeinrichtung<br />
für den Bürger“, sagt Bock. Schließlich gebe es vor<br />
Ort so viel historisch Bedeutsames, meint er auch<br />
mit Blick auf die <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong>, an der<br />
er von 1990 bis 1996 selbst studiert hat. Geografie,<br />
Geologie und Politik waren seine Fächer, und so<br />
meint er, „ich habe eine gute Erinnerung an diese<br />
Zeit. Vieles war damals im Umbruch möglich. Allein<br />
der Standort der Geowissenschaften in der Alten<br />
Residenz war beneidenswert schön. Studieren in<br />
historischen Gemäuern und noch dazu mitten in der<br />
Stadt. Das hat mir gefallen.“<br />
Auch aufgrund seiner eigenen Erfahrungen beim<br />
Studium in <strong>Halle</strong> liegt ihm eine enge Verbindung zwischen<br />
Uni und Stadt sehr am Herzen. „Die Uni ist für<br />
die Stadt von enormer Bedeutung“, sagt Bock. Ein<br />
„entscheidender Mosaikstein“ für das Wohlergehen<br />
der Region sei sie daher, denn aus ihr kommen viele<br />
intellektuelle Impulse. Mit Blick auf die aktuell geführte<br />
Strukturdiskussion im Land meint er: „Eine<br />
Spardebatte ist unumgänglich. Die Zahlen müssen<br />
ungeschönt auf den Tisch. Aber am Ende muss <strong>Halle</strong><br />
als Volluniversität erhalten bleiben.“<br />
Seit nunmehr einem halben Jahr ist Drago Bock<br />
als Stadtsprecher im Amt. Sein Einstieg bedeutete<br />
für ihn zugleich einen Seitenwechsel. Denn zuvor<br />
war er zwei Jahre als Redakteur für das städtische<br />
Amtsblatt und außerdem mehr als zehn Jahre als<br />
Redakteur für die Leipziger Volkszeitung tätig. Weil<br />
er nun beide Seiten kennt, weiß er sehr gut, was die<br />
Journalistenkollegen von ihm erwarten. „Das ist ein<br />
Vorteil“, sagt er. Zum Wesen seiner neuen Aufgabe<br />
gehöre natürlich nicht nur, das Bild <strong>Halle</strong>s nach außen<br />
zu verbessern. Auch die bessere Information<br />
und die Beteiligung der Bürger seien für ihn wichtige<br />
Punkte. „Es passieren so viele Dinge, gute und we-