alumni halenses 1/2013 - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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<strong>alumni</strong> <strong>halenses</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>alumni</strong><br />
23<br />
Sara Binay findet die Perspektive, die den Wissenschaftlerinnen<br />
in Deutschland geboten wird, nicht<br />
sehr freundlich. „Entweder frau schafft es auf eine<br />
Professur, oder sie lebt und arbeitet bis zur Rente<br />
auf befristeten Stellen.“ Dass dieser Weg nicht ihrer<br />
sein würde, war Sara Binay bald klar.<br />
Als sie ihr Studium begann, wusste sie nicht, wie<br />
lebensprägend es sein würde. „Eigentlich sollte es<br />
Judaistik werden, aber dann bin ich in die Arabistik<br />
abgewandert. Ich wollte eine außereuropäische<br />
Kultur studieren. Es hätte auch Indologie oder Japanologie<br />
sein können, die Arabistik war eher Zufall.“<br />
Am traditionsreichen Orientalischen Institut der<br />
halleschen <strong>Universität</strong>, das viele berühmte Gelehrte<br />
hervorgebracht hat, bekam sie ausgiebig Arabisch-<br />
Unterricht und fühlte sich nach ihrem Grundstudium<br />
gerüstet für den Gang nach Damaskus, wo sie für<br />
ein Jahr an einem französischen Forschungsinstitut<br />
arbeitete.<br />
Nach ihrer Rückkehr beendete sie ihr Studium in<br />
<strong>Halle</strong> und promovierte über „Das Bild des Beduinen<br />
in der klassischen arabischen Literatur“ und ging<br />
dann für drei Jahre in den Libanon an das Orientinstitut<br />
Beirut, einer Art Außenstelle der deutschen<br />
Orientalistik. Begann dort noch ein Fernstudium zur<br />
Interkulturellen Trainerin. Betrieb Humorforschung.<br />
Und dann, zurück in Deutschland, stellte sich die<br />
Frage: Was nun?<br />
Nach einer kurzen Zeit als Trainerin gründete Sara<br />
Binay dann ihr Unternehmen. „Der Schwerpunkt ist<br />
das Heranführen an interkulturelle Kommunikation<br />
auf zwei Wegen. Entweder man stärkt die interkulturelle<br />
über die allgemeine Kompetenz, oder man<br />
geht speziell auf die Zielkultur ein.“ Wobei Kultur<br />
hier eine Frage der Definition sei. Die meisten Menschen<br />
dächten dabei an fremde Länder. Gemeint<br />
sein könne aber auch ein Team, das sich aus unterschiedlichen<br />
Menschen zusammensetze. Oder einfach<br />
eine Familie. „Und wie gut die Kommunikation<br />
läuft, hat mit der kulturellen Verständigung zu tun.“<br />
Nicht nur sich selbst als „normal“ zu betrachten,<br />
gehöre dazu, so Sara Binay. Und natürlich, fremde<br />
Gepflogenheiten zu kennen.<br />
Beispiel Sprache: Häufig verunsichert uns eine andere<br />
als die gewohnte Sprechgeschwindigkeit oder<br />
Lautstärke. Im Deutschen lässt man einander ausreden,<br />
in anderen Sprachen aber überlappen sich die<br />
Reden, oder aber es gäbe große Pausen dazwischen<br />
wie im Finnischen. Das Wissen darüber helfe, Unhöflichkeiten<br />
zu vermeiden. Oder zu verstehen: So<br />
wirken Araber häufig in unseren Augen aufgebracht,<br />
weil sie laut und scheinbar erregt sprechen. Dabei<br />
handelt es sich nicht um emotionale Labilität, sondern<br />
schlicht um ein sprachliches Phänomen.<br />
Wahrnehmen, Wissen, Handeln; nur zusammen ergibt<br />
sich daraus interkulturelle Kompetenz, hat Sara<br />
Binay erkannt. Dieses vermittelt sie nun vielfältig.<br />
Im Auftrag der Industrie- und Handelskammer zum<br />
Beispiel in einem Kurs für Mitarbeitende des KSB<br />
<strong>Halle</strong> und viel beschäftigt in arabischen Ländern. In<br />
einer Schulung im Dorint-Hotel hat Sara Binay über<br />
den Umgang mit arabischen Gästen gesprochen.<br />
Sie bietet interkulturelle Mediation an, Stichwort<br />
binationale Ehen; moderiert Podiumsveranstaltungen<br />
und Konferenzen, begleitet Geschäftsleute<br />
zu Terminen, berät hinsichtlich der Zielkultur beim<br />
Entwurf von Produkten.<br />
In Heilbronn hat sie zudem einen Lehrauftrag an<br />
der dortigen Hochschule („Internationale Betriebswirtschaft<br />
Osteuropa“), in Magdeburg arbeitet sie<br />
für die Auslandsgesellschaft Sachsen-Anhalt e. V.<br />
als Trainerin und Beraterin. Verwiesen sei hier<br />
auf ihren Internetauftritt „www.binay-training.de“,<br />
denn alle Leistungen aufzuführen, würde an dieser<br />
Stelle zu weit führen. Besonders beim Start ihres<br />
Unternehmens hat Sara Binay von der <strong>Martin</strong>-<strong>Luther</strong>-<strong>Universität</strong><br />
viel Unterstützung erhalten. Kurse<br />
bei Univations, dem Gründernetzwerk der Uni,<br />
haben ihr geholfen, von An-Instituten bekam sie<br />
Aufträge. Sie würde, sagt Sara Binay, den Schritt in<br />
die Selbständigkeit wieder gehen, sie genießt die<br />
Unabhängigkeit.<br />
Und zu gern würde sie nochmal ins Ausland gehen.<br />
Wenn sie Zeit hat. Anja Falgowski<br />
Kontakt: Dr. Ulf-Marten Schmieder<br />
UNIVATIONS<br />
Telefon: 0345 13 142700<br />
E-Mail: schmieder@univations.de