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Merz im nördlichen und im südlichen Aargau<br />
von Peter Steiner<br />
Der Familienname Merz ist auf eher ungewohnte Art und Weise<br />
entstanden. Vermutlich leitet er sich vom Monatsnamen März<br />
ab. Dieser Deutung tragen verschiedene alte Merz-Wappen<br />
Rechnung, die mit Kleeblättern oder Pilzen an das im Frühjahr<br />
wieder einsetzende Pflanzenwachstum erinnern. Warum man<br />
einem Menschen einen Monatsnamen anhängte, lässt sich<br />
schwer nachvollziehen. Immerhin steht der Monat März in dieser<br />
Beziehung nicht allein da. Im Tessin ist der April als<br />
Familienname Aprile zu Ehren gekommen. Und der Mai<br />
begegnet uns beim ehemaligen Herrschaftsgeschlecht May im<br />
Ruedertal (ursprünglich ebenfalls italienisch: Maggi).<br />
Wappen der Merz von Menziken,<br />
Variante a<br />
Man würde annehmen, dass so auffallende Familiennamen<br />
Seltenheitswert haben. Der Name Merz ist aber wider Erwarten<br />
so verbreitet, und das seit frühesten Zeiten, dass eine<br />
gemeinsame Abstammung aller heutigen Namensträger<br />
unwahrscheinlich ist. Es dürfte daher zwecklos sein, den<br />
Ursprungsort aller Merz-Familien zu suchen. Wenn es ihn<br />
überhaupt gab, müsste man so tief zurück ins Mittelalter<br />
eindringen, wie es dem eifrigsten Familienforscher nicht möglich<br />
ist.<br />
Wappen der Merz von Menziken,<br />
Variante b<br />
In Zürich soll der Name Merz schon im 13. Jahrhundert<br />
vorgekommen sein. Die früheste uns bekannte Person mit dem<br />
frühlingshaften Namen war ein Peter Mertzo, anno 1339<br />
Chorherr zu Interlaken. Um die Wende vom 14. zum 15.<br />
Jahrhundert lässt sich das Geschlecht bereits in drei<br />
unterschiedlichen Landesteilen der Schweiz feststellen: im<br />
Kanton Freiburg, in der Innerschweiz und in der Ostschweiz.<br />
Wappen der Merz von Beinwil<br />
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Nicht ganz so früh, aber immerhin noch im 15. Jahrhundert<br />
taucht der Name im Aargau auf. Die älteste uns bekannte<br />
Nennung stammt aus Beinwil am See. Ein Mertz unbekannten<br />
Vornamens aus diesem Dorf erscheint 1462 in einem Zinsrodel<br />
des Stifts Beromünster. Er schuldete neben anderen jährlichen<br />
Abgaben auch 16 Fische, was ihn als Teilzeit-Fischer ausweist.<br />
Wappen der Merz von Reinach<br />
Nur drei Jahre später, 1465, begegnet uns in einem anderen,<br />
Reinach betreffenden Schriftstück des Chorherrenstifts «Uoli<br />
Mertz der fierer». Der Vierer oder Viertmann war ein<br />
Dorfbeamter, vergleichbar mit einem heutigen Gemeinderat.<br />
Unklar ist, ob Uoli in Reinach oder in Menziken wohnte, denn die<br />
beiden Dörfer bildeten bis 1572 eine Gemeinde. Endgültig in<br />
Menziken setzte sich das Geschlecht aber um 1530 fest.<br />
Wappen der Merz vom Bözberg<br />
Die Merz-Familien im See- und im Oberwynental waren<br />
zweifellos Zuwanderer. Woher sie stammten, ist aber kaum<br />
mehr nachzuweisen. Für die in Menziken früher vertretene<br />
Behauptung, der Ursprung liege im Kanton Appenzell, fehlen<br />
Belege.<br />
Wappen der Merz von Zeinigen<br />
Seit dem frühen 16. Jahrhundert lässt sich im Aargau eine<br />
zweite Merz-Region ausmachen, der Raum Fricktal-Bözberg.<br />
Die dortigen Familien waren möglicherweise aus<br />
Süddeutschland zugezogen. Das Fricktal war damals noch<br />
österreichisch, der Bözberg gehörte bereits zur<br />
Eidgenossenschaft (Berner Aargau). Wohnorte der<br />
verschiedenen Merz-Familien im nördlichen Teil des heutigen<br />
Kantons waren Rheinfelden, Zeiningen und der Bözberg. Ob<br />
und wie all die Familien untereinander verwandt waren, ob<br />
insbesondere eine Beziehung zwischen den Merz im nördlichen<br />
und denen im südlichen Aargau bestand, ist bisher nicht<br />
bekannt.<br />
Wappen der Merz von Leimbach<br />
2
Ergänzt sei, dass sich die Merz von Menziken aus auch nach<br />
Reinach und vorübergehend auf die Burg ausbreiteten, von<br />
Beinwil nach Leimbach. Am stärksten vertreten ist das<br />
Geschlecht bis heute in Menziken.- Im nördlichen Kantonsteil<br />
haben sich Merz-Familien in Zeiningen erhalten. Auf dem<br />
Bözberg ist das Geschlecht nicht mehr ansässig; auswärtige<br />
Familienglieder - teils mit Ober-, teils mit Unterbözberger<br />
Bürgerrecht - gibt es aber noch immer.<br />
Wappen der Merz von<br />
Unterbözberg<br />
Literatur<br />
• P. Steiner, Merz, Zweig von Leimbach, Typoskript, Reinach 1992.<br />
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