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Neue Kunstbücher<br />

Die Vermessung einer Region<br />

vorgestellt von Thomas Hirsch<br />

Wie fassbar ist das Phänomen Kunst? Es<br />

gibt immer wieder publizistische Versuche,<br />

die Kunstlandschaft zu kartographieren,<br />

rein statistisch zu definieren oder<br />

Maßstäbe für Qualität zu entwickeln.<br />

Berühmt ist der Kunstkompass, der vor<br />

Jahrzehnten begründet wurde und auf<br />

der Grundlage von Ausstellungen und<br />

Auktionsergebnissen alljährlich eine<br />

Rangliste der weltweit „wichtigsten“<br />

lebenden Künstler veröffentlicht. Oder es<br />

gibt in jüngerer Zeit gewichtige Bücher<br />

etwa der Verlage Phaidon und Taschen,<br />

welche Newcomer und Shooting Stars<br />

der Kunstszene versammeln. Angesichts<br />

einer immer größeren globalen Nachrichtendichte<br />

und einer immer stärkeren Unübersichtlichkeit<br />

sind diese Sammlungen<br />

von Basisinformationen verständlich und<br />

wahrscheinlich auch sinnvoll. Natürlich<br />

spielen interne Verflechtungen wie bei<br />

allen Arten der Präferenz und Ausstellung<br />

im Kunstbereich, etwa die Positionierung<br />

von Galeristen und deren Lobby-Arbeit,<br />

eine wesentliche Rolle.<br />

Fernab von jedem wertenden Ranking<br />

ist nun ein dreibändiges Werk erschienen,<br />

das innerhalb seines Interessenradius<br />

absolut demokratisch vorgeht. Der<br />

Düsseldorfer Publizist und Künstler<br />

Wolfgang Funken hat in mehrjähriger<br />

Recherche den öffentlichen Raum der<br />

Landeshauptstadt durchkämmt. Sein<br />

Titel „Ars Publica Düsseldorf“ ersetzt<br />

ein ähnliches, aber konzentrierteres Buch,<br />

welches vor einem Jahrzehnt Clemens<br />

von Looz-Corswarem und Rolf Purpar<br />

veröffentlicht haben. Geblieben ist die<br />

Anordnung nach Stadtteilen; aber Wolfgang<br />

Funken greift weiter aus. Er erfasst<br />

nun auch viele unauffällige Skulpturen im<br />

öffentlichen Raum, an öffentlichen und<br />

auch privaten Bauten, auch Grabsteine<br />

auf Friedhöfen und widmet sich allem<br />

mit der gleichen Akribie und mit großen<br />

Elan. Seine Darstellung hilft, Düsseldorf<br />

und seine Geschichte etwas besser kennen<br />

zu lernen, dazu tragen die vielen Kurztexte<br />

im Plauderton bei, die eine Menge an<br />

Informationen und Erkenntnissen liefern,<br />

und man sollte das unruhige Lay-Out<br />

und so manchen Verschreiber verzeihen.<br />

Wolfgang<br />

Funken, Ars<br />

Publica<br />

Düsseldorf, drei<br />

Bände im Schuber, 1728 S. mit<br />

zahlreichen farbigen Abb., geb. mit Schutzumschlag,<br />

je 28,5 x 30 cm, Klartext, 159,- Euro<br />

Denn so nahe kommt man der Kunst im<br />

öffentlichen Raum sonst nicht. Es wäre<br />

zu wünschen, dass sie auch in anderen<br />

Städten mit dieser Leidenschaft und<br />

Beharrlichkeit aufgearbeitet wird.<br />

Ein Kompendium ganz anderer Art ist –<br />

ebenfalls in Bezug auf Düsseldorf, aber<br />

auch darüber – vor einigen Monaten neu<br />

aufgelegt werden. 1958 und 1961 haben<br />

Heinz Mack und Otto Piene drei Künstlerpublikationen<br />

unter dem Titel ZERO<br />

veröffentlicht. Als unverändertes Reprint,<br />

zusammengebunden und mit einem<br />

dafür entstandenen Anhang versehen,<br />

sind diese Publikationen nun bei richter<br />

| fey verlegt worden. Der vierte Teil<br />

beleuchtet rückblickend die Bedeutung<br />

der Gruppe ZERO und ihrer Publikationen,<br />

veröffentlicht aber auch erstmals<br />

einen Text von Daniel Spoerri, der für<br />

ZERO 3 bestimmt war. ZERO, die später<br />

berühmte Avantgarde-Bewegung um die<br />

D. Pörschmann, M. Visser (Hg.), ZERO 4<br />

3 2 1, 552 S., durchgehend bebildert,<br />

Hardcover, mit Silberschnitt, 20 x 20 cm,<br />

richter | fey, 49,- Euro<br />

Düsseldorfer Mack und Piene, zu denen<br />

später Günther Uecker stieß, versammelte<br />

im Rahmen von Ausstellungen und<br />

Aktionen herausragende Künstler aus<br />

Deutschland und aus dem benachbarten<br />

Ausland, die in ihrer Kunst einen Neuanfang<br />

formulierten: Diese Kunst wirft den<br />

Ballast des Gegenständlichen und alles<br />

Expressive von sich, akzeptiert Farbe nur<br />

als Monochromie, besonders als Weiß.<br />

Sie interessiert sich für neue Technologien<br />

und deren Materialien, handelt mit Licht,<br />

setzt dazu Raster, Spiegel und Kinetik ein<br />

und zielt – im Sinne einer gesellschaftlichen<br />

Utopie – auf eine Erweiterung der<br />

Lebensräume. Zum Symbol von ZERO<br />

wird eine senkrecht aufsteigende Rakete.<br />

Die drei Ausgaben, die in unterschiedlichem<br />

Maße die Anmutung von Büchern<br />

besaßen, waren nun eine reine Künstlersache<br />

und dürfen als vorbildlich für alle<br />

Formen von Künstlerpublikationen gewürdigt<br />

werden. Die Beiträge von ZERO<br />

1 bis 3 stammen neben Mack und Piene<br />

von Yves Klein, Lucio Fontana, Manzoni<br />

und vielen anderen Künstlern, welche das<br />

Spektrum von ZERO um die Dimensionen<br />

der Stille, der Leere und der Schwerelosigkeit<br />

erweitern. Die Originalausgaben<br />

sind natürlich längst Sammlerstücke, aber<br />

das könnte mit dem vorliegenden Buch<br />

irgendwann auch passieren: In seinem<br />

„Look“ ist es zugleich ein eigenes Statement<br />

zu ZERO – es ist unverzichtbar für<br />

jeden, der sich mit dieser Kunstrichtung,<br />

ihren Anfängen und ihrer Aktualität<br />

beschäftigt.<br />

So wie ZERO einmal Avantgarde war –<br />

und die Künstler die Publikation ihres<br />

Werkes hier selbst in die Hand genommen<br />

haben – so gibt es immer wieder Versuche,<br />

von außenstehender Perspektive die Avantgarde<br />

von Morgen aufzuspüren und in<br />

Ausstellungen und Katalogen zu bündeln.<br />

Das ist im Grunde der Job etwa von Kunstvereinen.<br />

Zunehmend entstehen davon<br />

unabhängig Bücher, die den Überblick im<br />

Bereich des noch nicht Verfestigten unternehmen.<br />

Im Kontext mit Düsseldorf ist vergangenes<br />

Jahr das dickleibige Buch „Rising<br />

– Young Artists to keep an Eye on!“ zu<br />

erwähnen. Es stellt 100 Künstler, die in den<br />

1970er und 1980er Jahren geboren wurden,<br />

auf jeweils vier Seiten vor: ganz klassisch,<br />

mit einem einführenden Text und meh-<br />

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