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Perspektive LiLi-wk.pdf - IDF

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unmarkierte Relation zwischen den einzelnen Ereignissen. Die Teile eines Texte, die die<br />

Ereigniskette darstellen, werden im folgenden als Hauptstruktur bezeichnet. Diese kann durch<br />

Nebenstrukturen unterschiedlicher Art angereichert werden (wie beschreibende Passagen,<br />

Kommentare), die jedoch grundsätzlich lokal an Komponenten der Hauptstruktur angebunden<br />

und durch sie motiviert sein müssen. Unsere Analysen konzentrieren sich im folgenden auf<br />

Merkmale der Hauptstruktur, da diese für die jeweilige Makrostruktur konstitutiv sind.<br />

Was als Ereignis und damit als Inhalte einer Hauptstrukturäußerung gelten kann, begründet<br />

sich aus der substantiellen und temporalen Qualität der jeweiligen Situation. Ereignisse<br />

nehmen begrenzte Zeitintervalle ein, wobei die Situation selbst aus zwei oder mehr qualitativ<br />

unterschiedlichen Zuständen konstituiert sein kann, z.B. die Figur steht auf, oder aus einem<br />

qualitativ homogenen, dynamischen Sachverhalt, der Geltung für ein zeitlich begrenztes<br />

Intervall beansprucht, z.B. das Männchen gräbt, bis ein Krater entsteht (vgl. Klein 1994). Die<br />

Identifikation von Ereignissen liefert zunächst das Material, auf dem dann makrostrukturelle<br />

Planung operiert. Für die Konzeptualisierung von Ereignissequenzen umfaßt dies u.a. die<br />

folgenden Aspekte.<br />

Perspektivierung<br />

Perspektivierung, d.h. eine blickpunktbezogene Verarbeitung kognitiven Materials, bezieht<br />

sich auf eine Reihe von inhaltlichen und strukturellen Eigenschaften eines Textes (vgl. von<br />

Stutterheim/Klein 2005 für eine ausführliche Diskussion). Hierzu zählt – was für eine<br />

Erzählung wesentlich ist – die perspektivische Einbindung in einen temporalen Referenzrahmen,<br />

die sowohl die temporale Verankerung des jeweiligen Einzelereignisses als auch das<br />

Muster der referentiellen Bewegung im Bereich der temporalen Beziehungen zwischen Zeitintervallen<br />

vorgibt. In Abhängigkeit davon ergibt sich eine Perspektivierung des Einzelereignisses<br />

im Hinblick darauf, welche Phasen des Ereignisses versprachlicht werden. Die<br />

Optionen, ein Ereignis holistisch, in Phasen gegliedert oder nur selektiv in einzelnen Phasen<br />

zu repräsentieren, fordern eine globale Entscheidung, wie für eine Ereignissequenz bei<br />

gegebener kommunikativer Aufgabe vorzugehen ist.<br />

Auch für die Selektion von Raumkonzepten, die Bestandteile von Ereignisrepräsentationen<br />

sein können, gilt, daß sie in einem kohärenten Text einer übergreifenden <strong>Perspektive</strong> folgt.<br />

Untersuchungen zu Bewegungsereignissen haben gezeigt (Carroll 2000, Slobin 1996), daß<br />

Sprecher hinsichtlich der raumreferentiellen Komponenten der Ereignisse in zweierlei Weise<br />

globalen <strong>Perspektive</strong>nsetzungen folgen: zum einen bei der Selektion der jeweiligen Rauminformation,<br />

z.B. die Spezifizierung von Ausgangspunkten, Endpunkten oder Wegen; zum<br />

anderen bei der Etablierung einer origo und einem damit verbundenen Referenzrahmen, die<br />

als Verankerung von relationalen Raumkonzepten herangezogen werden. So kann der<br />

Sprecher zum Beispiel bei der Darstellung von Bewegungsereignissen die origo bei der sich<br />

bewegenden Entität oder bei den jeweils erreichten Wegpunkten verankern. Wie<br />

sprachvergleichende Untersuchungen zeigen, hängt die Entscheidung für die eine oder andere<br />

<strong>Perspektive</strong> von der morphosyntaktischen Struktur von Lokalisationen in der einzelnen<br />

Sprache ab (vgl. Carroll & von Stutterheim 1993).<br />

Ein weiterer Bereich, der Perspektivierungsprozessen unterliegt, ist die Wahl der Entitäten,<br />

die als Agenten in Ereignissen auftreten, sowie deren informationsstrukturelle Einordnung.<br />

Analysen hierzu finden sich in der Literatur im Zusammenhang mit dem Begriff der<br />

thematischen Organisation (thematische Progression Daneš 1976, topic continuity Givón<br />

1984, thematic management Tomlin 1997). Bei der sprachlichen Repräsentation eines<br />

Ereignisses muß sich der Sprecher unter Berücksichtigung der syntaktischen Gegebenheiten<br />

entscheiden, wie er die an einem Ereignis beteiligten Entitäten auf die unterschiedlichen<br />

syntaktischen Positionen verteilt. Hat er sich für eine Gewichtung auf der konzeptuellen<br />

Ebene entschieden, so steht ihm in der Regel eine Reihe unterschiedlicher sprachlicher Mittel

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