botenstoff 02.13 - Human.technology Styria GmbH
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Titelstory<br />
2<br />
Fortsetzung von Seite 1<br />
auch in Österreich eine kleine Therapieeinheit<br />
mit zwei Therapeuten und den entsprechenden<br />
Geräten Sinn macht. In unserem Therapiezentrum<br />
können wir auch Geschäftsmodelle ausprobieren.<br />
Es ist also ein komplexes Geschäft,<br />
das Sie betreiben: Sie müssen<br />
Geschäftsmodelle entwickeln, Sie<br />
müssen technisch-wissenschaftlich<br />
und auch medizinisch firm sein. Wie<br />
wichtig war da die Unterstützung,<br />
die Sie von Beginn an von den<br />
verschiedensten Institutionen und<br />
Fördergebern erhalten haben?<br />
Ram: Am meisten geholfen haben uns natürlich<br />
jene Institutionen, von denen wir am meisten<br />
Geld bekommen haben …<br />
Von wem zum Beispiel?<br />
Kollreider: Die Unterstützung der Steirischen<br />
Wirtschaftsförderungsgesellschaft SFG war<br />
enorm wichtig. Wie Sie wissen, haben wir über<br />
die Steirische Beteiligungsfinanzierungs-Gesellschaft<br />
StBFG eine stille Beteiligung des Landes<br />
erhalten, die wir im April dieses Jahres zurückzahlen<br />
konnten. Ebenfalls wichtig waren die<br />
Förderungen der Forschungsförderungsgesellschaft<br />
FFG für Produktentwicklungen – sonst<br />
könnte sich ein 30-Mitarbeiter-Unternehmen<br />
keine so hochwertige Forschung und Entwicklung<br />
leisten. Es waren auch alle Kliniken äußerst<br />
hilfreich, die in unserer Anfangsphase unentgeltlich<br />
bereit waren, Geräte zu testen und Studien<br />
zu machen.<br />
Nun sind Sie international tätig und<br />
die Finanzierung der Gesundheitssysteme<br />
ist sehr unterschiedlich,<br />
wie Sie schon angedeutet haben. Wo<br />
liegen die gröSSten Herausforderungen<br />
und Unterschiede?<br />
Kollreider: Unsere Kunden sind derzeit fast<br />
ausschließlich Reha-Zentren und Kliniken, die<br />
„Unsere Geräte sind relativ ‚kulturneutral‘ – die verwendet<br />
der Amerikaner gleich wie der Japaner.“<br />
unsere Produkte kaufen, sowie kleinere Therapiepraxen.<br />
Der internationale Trend geht sicher<br />
von der Reduzierung stationärer Aufenthalte hin<br />
zu Tageskliniken und zur Heimtherapie. Gibt es<br />
bei uns im Schnitt sechs Wochen Klinikaufenthalt,<br />
sind das in den USA lediglich zwei Wochen.<br />
Ram: Schwellenländer wie Mexiko und Russland<br />
wiederum sind deswegen so interessant<br />
für uns, weil hier gerade entsprechende Zentren<br />
von null auf und mit den besten Technologien<br />
neu aufgebaut werden.<br />
Gibt es eigentlich auch wesentliche<br />
kulturelle und Mentalitätsunterschiede,<br />
die sich auf Ihr Geschäft<br />
auswirken?<br />
Kollreider: Unsere Geräte sind relativ „kulturneutral“,<br />
würde ich sagen, das verwendet der Amerikaner<br />
gleich wie der Japaner. Allerdings gibt es<br />
schon Entwicklungen, die unterschiedlich sind:<br />
In Japan sind „Social Robots“ im Einsatz, die in<br />
Europa nie auf Akzeptanz stoßen würden.<br />
„Als Unternehmensgründer sollte man sehr schnell<br />
zu einem Produkt kommen – also zu etwas, das<br />
einen realen Kundennutzen erfüllt, einen ausreichenden<br />
Reifegrad besitzt und wofür es einen<br />
Markt gibt.“<br />
Wo sehen Sie Ihr Unternehmen kurzfristig<br />
bis 2015 und was soll sich bis<br />
2020 entwickelt haben?<br />
Kollreider: 2015 ergibt ein klares Bild: Alle Geräte<br />
werden dann fertigentwickelt sein und es wird<br />
neben Facelifts und Funktionserweiterungen ein<br />
Jahr der Konsolidierung als Marktführer in der<br />
Rehabilitation der oberen Extremitäten sein. Obwohl<br />
wir erst vor zwei Monaten mit unserer Niederlassung<br />
in den USA an den Start gegangen<br />
sind, sind bei einem Kongress in San Diego viele<br />
Interessenten von selbst an uns herangetreten,<br />
die haben auf unsere Produkte gewartet. Diese<br />
Position müssen wir absichern und ausbauen.<br />
Ram: Bis 2020 werden wir unser Produktportfolio<br />
wohl noch weiter ausbauen und auch weitere<br />
Märkte erobern. Unser Ziel ist es, auch mit eigenen<br />
Niederlassungen weltweit vertreten zu sein.<br />
„Der internationale Trend geht sicher von der Reduzierung<br />
stationärer Aufenthalte hin zu Tageskliniken<br />
und zur Heimtherapie.“<br />
Gibt es schon konkrete Pläne für die<br />
nächste Niederlassung?<br />
Ram: Asien sollte die nächste Niederlassung<br />
werden, konkret Hongkong oder Singapur.<br />
Kollreider: Unser Ziel ist es auch, mittelfristig<br />
nicht nur Produkte, sondern auf Basis unserer<br />
Erfahrungen komplette „Therapie-Systeme“ anzubieten.<br />
Welche Erkenntnisse würden Sie<br />
denn Unternehmensgründern, die<br />
sich heute im Bereich der <strong>Human</strong>technologien<br />
selbständig machen,<br />
weitergeben?<br />
Kollreider: Am Anfang heißt es immer: „Das geht<br />
nicht!“ – und dann geht’s doch immer …<br />
Ram: Man sollte sehr schnell zu einem Produkt<br />
kommen – also zu etwas, das einen realen<br />
Kundennutzen erfüllt, einen ausreichenden Reifegrad<br />
besitzt und wofür es einen Markt gibt.<br />
Entscheidend ist auch, sich ein Netzwerk zu<br />
bauen, vor allem, wenn man weltweit tätig sein<br />
will.<br />
Vielen Dank für das Gespräch!<br />
Was Hände wieder in Form<br />
bringt …<br />
Das 2007 in Graz gegründete Medizintechnik-Unternehmen<br />
beschäftigt heute<br />
an seinen Standorten in Österreich,<br />
Deutschland und den USA bei einem<br />
Jahresumsatz von knapp zwei Millionen<br />
Euro rund 30 Mitarbeiter.<br />
Entwickelt werden Therapiegeräte zur<br />
Rehabilitation der oberen Extremitäten:<br />
„Amadeo“ trainiert Finger und Hand,<br />
„Diego“ die Arme, „Pablo“ ist ein Evaluierungstool<br />
der Hand- und Armfunktion<br />
und „Tymo“ das „All-in-one-Package“<br />
für Anwendungen im Stehen, Sitzen und<br />
Liegen.<br />
Mehr zum Unternehmen und den Geräten<br />
online unter www.tyromotion.com