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Widerstandsfähigkeit stärken Ernährung sichern - International Food ...

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Bestandteile von Resilienz<br />

Eine Programmanalyse aus Resilienz-Perspektive deutet auf viele wichtige<br />

Faktoren für die Stärkung der <strong>Widerstandsfähigkeit</strong> gegenüber<br />

Mangelernährung hin:<br />

> Durch die Bekämpfung mehrerer grundlegender, struktureller Ursachen<br />

von Vulnerabilität (wie ungenügende Infrastruktur, unzureichender<br />

Stand der Technik, schlechter Marktzugang) trug das Programm<br />

dazu bei, dass die Menschen eine größere Chance haben, sich auf<br />

längere Sicht dauerhaft aus Hunger und Armut zu befreien. Um Mangelernährung<br />

noch gezielter zu bekämpfen, ist allerdings eine eingehendere<br />

Analyse der spezifischen Ursachen und Risikofaktoren vor<br />

Ort erforderlich.<br />

> Die nachhaltige Verbesserung der <strong>Ernährung</strong>ssituation war Hauptziel<br />

der Programminterventionen. Gleichzeitig wurden die Maßnahmen<br />

jedoch so konzipiert, dass sie dazu beitrugen, die Gefährdung<br />

durch Katastrophenrisiken zu verringern und die Anpassungs-,<br />

Bewältigungs- und Transformationskapazitäten der lokalen Gemeinden<br />

im Falle von Krisensituationen, wie Erdrutschen, Überschwemmungen<br />

oder Erdbeben, aufrechtzuerhalten und dauerhaft zu stär-<br />

Toribio Hualla Quispee<br />

Bezirk Colquepata, Peru<br />

„Ich erinnere mich, dass wir 2010 sehr litten. Erst<br />

hatten wir starken Regen und Hagelstürme. Es regnete<br />

fast jeden Tag, was dazu führte, dass sich unsere<br />

Kartoffeln auf den Feldern mit verschiedenen<br />

Krankheiten infizierten. Im Juli und August hatten wir<br />

starken Frost, der den Weizen und die Gerste angriff und<br />

schließlich zum Verlust der Ernte führte. Wir hatten<br />

nichts zu essen und man konnte die Trauer in den<br />

Gesichtern der Menschen sehen.“<br />

„Es ist notwendig, dass die jungen Leute das Wissen und<br />

die Praktiken unserer Vorfahren wieder anwenden. Wir<br />

müssen unsere Einstellung ändern und aufhören, Wasser<br />

zu verschwenden und die Steppe zu roden. Stattdessen<br />

müssen wir unsere einheimischen Sorten erhalten und<br />

anbauen, weil sie Schädlingen und Krankheiten besser<br />

widerstehen. Unsere Behörden müssen vorbereitet sein<br />

und uns bei Katastrophen umgehend helfen.“<br />

ken. Die langfristige Ausrichtung und Kontinuität des Programms,<br />

vor allem in Bezug auf strategische Planung und Personal machte<br />

es möglich, auf akute Krisen entwicklungsorientierte Antworten zu<br />

finden. Ein Schlüssel für den Erfolg waren die eingehende Analyse<br />

der örtlichen Selbsthilfekapazitäten nach jeder Krise sowie die Unterstützung<br />

bei der Überbrückung der identifizierten Kapazitätsengpässe.<br />

Nothilfeleistungen kamen nur dann und nur so lange zum Einsatz,<br />

wie dies zur Überbrückung notwendig war, und sorgten somit<br />

dafür, dass die langfristigen Entwicklungsziele weiterverfolgt werden<br />

konnten. Da anzunehmen ist, dass die Anzahl der Naturkatastrophen<br />

in Haitis Nordwest-Departement noch weiter zunehmen wird, wird<br />

die Frage, wie Menschen sich gegen Risiken ab<strong>sichern</strong> können, noch<br />

drängender werden. Das bedeutet, dass Regierungsstellen, größere<br />

Geldgeber und die Zivilgesellschaft grundsätzliche Antworten finden<br />

müssen, wie soziale Sicherung zukünftig gestaltet werden kann.<br />

Geschieht das nicht, besteht die Gefahr, dass unüberlegte Nothilfemaßnahmen<br />

die noch schwach ausgeprägten Selbsthilfekapazitäten<br />

der Bevölkerung wieder untergraben und es somit nicht gelingt, die<br />

„Nothilfetradition“ zu durchbrechen, so dass Haiti weiter von humanitärer<br />

Hilfe abhängig bleibt.<br />

> Das Programm förderte den Aufbau lokaler Komitees, zum Beispiel<br />

von Wassermanagementkomitees, die mittel- bis langfristig zum Kern<br />

einer organisierten ländlichen Zivilgesellschaft werden können. Ein<br />

höherer Selbstorganisationsgrad ermöglicht es, gemeinsam Risiken<br />

besser vorzubeugen und mit Katastrophen umzugehen. Zum heutigen<br />

Zeitpunkt sind die Komitees allerdings noch schwach. Um ihre<br />

institutionelle Unterstützung nach Ende des Programms sicherzustellen,<br />

ist auch in Zukunft die kontinuierliche Zusammenarbeit mit<br />

Regierungsstellen von großer Bedeutung.<br />

> Die Maßnahmen und Ziele des Programms stimmen mit den Schwerpunktsetzungen<br />

der haitianischen Regierung in den Bereichen Landwirtschaft<br />

und ländliche Entwicklung, Trinkwasser und Hygiene,<br />

<strong>Ernährung</strong>ssicherheit, Umweltschutz und Katastrophenvorsorge<br />

überein. Durch die enge Zusammenarbeit mit staatlichen Strukturen<br />

und Gemeindeverwaltungen werden deren Kapazitäten für den<br />

Umgang mit Krisen und ihre Kompetenzen insgesamt gestärkt.<br />

Die Kombination der hier dargestellten Faktoren trug dazu bei, die<br />

<strong>Widerstandsfähigkeit</strong> ländlicher Gemeinden in Haitis Nordwest-Departement<br />

gegenüber <strong>Ernährung</strong>skrisen zu <strong>stärken</strong>. Die Welthungerhilfe<br />

sollte ihr intensives und langfristiges Engagement vor Ort dazu nutzen,<br />

auf resilienzfördernde politische Rahmenbedingungen hinzuwirken und<br />

die Umsetzung entsprechender politischer Maßnahmen zu überwachen.<br />

Durch ein gemeinsames Vorgehen mit anderen Nichtregierungsorganisationen<br />

und mittels Unterstützung der haitianischen Zivilgesellschaft<br />

kann die haitianische Regierung so weiter dabei gestärkt werden,<br />

Verantwortung für die zukünftige Entwicklung Haitis zu übernehmen<br />

42 <strong>Widerstandsfähigkeit</strong> auf Gemeindeebene <strong>stärken</strong> | Kapitel 04 | Welthunger-Index 2013

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