23.01.2014 Aufrufe

Mit aufrechtem Gang … - IG Metall-Bezirk Mitte

Mit aufrechtem Gang … - IG Metall-Bezirk Mitte

Mit aufrechtem Gang … - IG Metall-Bezirk Mitte

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Chronologie betrieblicher Konflikte – Harman/Becker<br />

Ungarn gehen, den Harman zum Teil mit EU-Subventionen<br />

aufgebaut hat. Die Verlagerung war<br />

Teil der Maßnahmen, um über 400 Millionen einzusparen.<br />

Rein zufällig übrigens die Summe, die<br />

KKR vor Gericht als Entschädigung für den geplatzten<br />

Einstieg rausholen konnte.<br />

Der Betriebsrat hat<br />

die Drohung des<br />

Finanzinvestors verstanden<br />

– nur „Wer<br />

den Stein gegen die<br />

KollegInnen hebt,<br />

muss aufpassen, dass<br />

ihm dieser nicht auf<br />

die Füße fällt.“<br />

Vor zwei Jahren sollte der Standort geschlossen<br />

und die Produktion nach Ungarn verlagert werden.<br />

Wie wurde das begründet?<br />

Meyer-Spreckic: Der geplante Verkauf beziehungsweise<br />

die Verlagerung und schnelle Schließung<br />

entsprach der Strategie, die Harman USA<br />

nach dem Ausscheiden des Firmengründers<br />

Sidney Harman gefahren hat. Dabei waren wir<br />

es, die 1995 mit einer symbolischen Bankbesetzung<br />

dafür gesorgt haben, dass Harman uns kaufen<br />

konnte. Dafür bekamen wir übrigens ein persönliches<br />

Dankschreiben von Sidney Harman.<br />

Nach seinem Ausscheiden und dem gescheiterten<br />

Einstieg der Heuschrecke KKR galt plötzlich:<br />

Deutschland sei als so genanntes Highcost-Land<br />

zu teuer. Deshalb wollte man zunächst in Lowcost-<br />

dann in Best- und zum Schluss in Bettercost-Länder<br />

ausweichen. Die Produkte, die wir<br />

hergestellt haben, sollten an den Standort in<br />

Schütz: Bereits als es noch um den von uns<br />

durchaus begrüßten Verkaufsversuch in 2010 an<br />

einen namhaften Investor ging, gab es Stimmen,<br />

die uns sagten: „Eine Entscheidung eines US-<br />

Konzerns, das ist nicht umkehrbar. Ihr verrennt<br />

euch wie Don Quijote und kämpft gegen Windmühlen.<br />

Ein so radikal am Finanzmarkt orientiertes<br />

Unternehmen wird sich nicht umstimmen lassen.“<br />

Diese Finanzmarktorientierung kann auch<br />

als die Entscheidungsgrundlage für die Schließung<br />

verstanden werden. Die Entwicklung des<br />

Börsenwerts durch die „Best-Cost-Strategie“ war<br />

für Harman erkennbar wichtiger als jegliche Begründungen<br />

aus dem eigentlichen Produkt oder<br />

der Produktion heraus.<br />

Wie habt ihr auf das Scheitern der Verkaufsbemühungen<br />

reagiert?<br />

Meyer-Spreckic: Das muss man sich mal vorstellen.<br />

Da unterzeichnet das Management einen<br />

Letter of Intent (Verkaufsabsichtserklärung) und<br />

lässt den Verkauf von heute auf morgen platzen.<br />

Da ist dann die Stimmung in der Belegschaft explodiert.<br />

Schütz: Das war dann der Punkt, wo wir mit der<br />

Forderung nach einem Sozialtarifvertrag in die<br />

22

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!