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SPORT<br />

ist unsere Kleidung: Feldbluse und<br />

Feldhose in einem schicken Grün, mit<br />

braunen und schwarzen Flecken. Dazu<br />

ein braunes oder olivgrünes T-Shirt und<br />

natürlich schwarze Kampfstiefel. Stets<br />

frisch poliert und geschwärzt. Auf dem<br />

Kopf tragen wir außerhalb der Gebäude<br />

entweder Feldmütze, Barett oder Helm.<br />

Je nachdem, was befohlen ist und was<br />

ansteht. Schmücken dürfen wir uns mit<br />

Blättern und Gräsern auf dem Helm,<br />

jedoch nicht mit Kette und Ohrringen.<br />

Verständlich, wer sich zum Tarnen das<br />

Gesicht grün-schwarz schminkt und<br />

selbst die Lippen und Ohren nicht<br />

damit verschont, wird sich nicht durch<br />

funkelnde Silberohrringe zu erkennen<br />

geben wollen. Im Tarnschminken bin ich<br />

jetzt Profi, ob Streifentarnung, Z-Tarnung<br />

oder Fleckentarnung: Ich beherrsche alle<br />

Varianten.<br />

AUS ANNA WIRD HAHNER<br />

Innerhalb der sechs Wochen ist mein<br />

Nachname immer mehr zum Vornamen<br />

geworden. So ist das bei der Bundeswehr,<br />

aus Anna wird Schütze Hahner. Und so<br />

kam es, dass man sich echt anstrengen<br />

musste, all die Vornamen der Kameraden<br />

zu behalten. Schließlich gab es selten<br />

die Gelegenheit, diesen zu benutzen.<br />

Die Biwaks waren schon sehr besondere<br />

Erlebnisse, zelten im November macht<br />

man nicht jedes Jahr. Lagerfeuer, aber<br />

ohne Lagerfeuerromantik und ohne Gitarrenmusik.<br />

Dafür mit Lager aufbauen<br />

und Nachtwache. Geschlafen wird in<br />

Zweierzelten, die aus zwei miteinander<br />

verbundenen Zeltbahnen bestehen.<br />

Befestigt werden sie mit Erdnägeln,<br />

was nichts anderes als Heringe sind,<br />

aber bei der Bundeswehr heißen sie<br />

eben Erdnägel. Bei der Bundeswehr<br />

heißt ein Kuli auch nicht Kugelschreiber,<br />

sondern Schreiber, Mine, blau und ein<br />

Ring, ist z.B. der silberne Ring an einem<br />

Schlüsselbund.<br />

Aber nun zurück zum Biwak, zurück zum<br />

Zeltaufbau. Auf den Boden des Zeltes<br />

kommt eine Plane und Stroh, das ein<br />

wenig gegen die von unten aufziehende<br />

Kälte schützt. Dann für jeden ein Isomatte<br />

und fertig ist die Schlafstätte. Mit dem<br />

Feldspaten wird um das Zelt noch eine<br />

Regenrinne gegraben, damit mögliches<br />

Regenwasser ablaufen kann. Feldspaten,<br />

Feldbahn, Plane, Isomatte, Schlafsack,<br />

und Wechselgarnitur sind nur einige<br />

Dinge, die zur Ausrüstung gehören. Und<br />

für die Ausrüstung ist jeder Soldat selbst<br />

verantwortlich, sie ist zum Gefechtsdienst<br />

im Rucksack mitzuführen.<br />

Der Boden als Magnet<br />

Der 6 km Marsch zum Truppenübungsplatz<br />

wäre an sich für mich als<br />

Langstreckenläuferin nicht wirklich<br />

anstrengend gewesen. 6 km mit zusätzlich<br />

50% meines Körpergewichts laufen<br />

sich schon nicht mehr ganz so leicht. Der<br />

Boden erscheint wie ein Magnet, der die<br />

Ausrüstung nach unten zieht. Und ich dazwischen,<br />

die versucht, die Senkrechtbewegung<br />

in eine Horizontalbewegung umzuformen.<br />

Nur einmal musste ich mich<br />

geschlagen geben und die Härte des Bodens<br />

testen. Alleine wäre ich wohl kaum<br />

wieder hochgekommen, aber ich hatte ja<br />

starke Kameraden im Zug, die mir ruckzuck<br />

wieder auf die Füße halfen. Mittlerweile<br />

habe ich das Gefühl, man könnte<br />

mich irgendwo in Deutschland aussetzen<br />

und nur mit Kompass und Karte würde<br />

ich wieder zurückfinden. Und das selbst<br />

im Dunkeln. Die sechs Wochen waren<br />

für mich eine völlig neue Erfahrung, auf<br />

die ich mich erst einmal einlassen muss-<br />

Anna gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Lisa in Berlin<br />

te. Durchhaltevermögen ist für mich als<br />

Leistungssportlerin etwas sehr Bekanntes,<br />

aber hier habe ich auch gelernt,<br />

aus- zuhalten. Denn nicht alles versteht<br />

man oder erkennt sofort den Sinn und<br />

Zweck. Manchmal muss man eben auch<br />

Dinge einfach nur deswegen tun, weil sie<br />

befohlen sind. Und der Sinn und Zweck<br />

zeigt sich dann hinterher, oder auch<br />

nicht. Die sechs Wochen Grundausbildung<br />

waren eine einmalige Gelegenheit,<br />

verschiedenste Sportler aus anderen<br />

Sportarten kennenzulernen, sich mit ihnen<br />

auszutauschen und voneinander zu<br />

lernen. Und sechs Wochen einen Tagesablauf<br />

zu haben, der nicht vom Training<br />

strukturiert ist. Aber als Sportsoldatin<br />

habe ich dafür nun umso mehr Zeit.<br />

STECKBRIEF<br />

Geburtstag: 20.11.1989<br />

Größe: 1,64 m<br />

Wohnort: Rimmels<br />

Hobbies: Tischtennis, Ju-jutsu,<br />

Rennrad, Posaune, Gitarre,<br />

Sauna, Lesen, Backen

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