47 / 2013 - DPolG Kreisverband Mannheim
47 / 2013 - DPolG Kreisverband Mannheim
47 / 2013 - DPolG Kreisverband Mannheim
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Fortsetzung von Seite 2<br />
Die Betonung liegt auf ″wenn in die<br />
Arbeitszeit regelmäßig und in erheblichem<br />
Umfang Arbeitsbereitschaft<br />
oder Bereitschaftsdienst<br />
fällt″.<br />
Das Arbeitszeitgesetz fordert also<br />
ausdrücklich, dass in die Arbeitszeit<br />
regelmäßig und in erheblichem Umfang<br />
Arbeitsbereitschaft und Bereitschaftsdienst<br />
fallen muss. Deshalb<br />
sind 12-Stunden-Schichten im Regeldienst<br />
ausgeschlossen, weil hier<br />
in die Arbeitszeit eben keine Arbeitsbereitschaft<br />
und keine Bereitschaftsdienste<br />
fallen, sie wären<br />
schließlich laut Dienstplan ausnahmslos<br />
ganz normale Arbeitszeit.<br />
Gewiss, mit viel Personal und noch<br />
viel mehr Kreativität ließen sich<br />
auch Dienstpläne schneidern, die<br />
diese Bedingung erfüllen könnten,<br />
aber Personal ist ja bei der Landespolizei<br />
bekanntlich ziemlich knapp.<br />
Wenn allerdings das Land bereit<br />
sein sollte, die Personalstärke der<br />
Dienstschichten kurzerhand zu verdoppeln,<br />
lässt sich jedoch über alles<br />
reden. Wie ich höre, bekommt der<br />
Standpunkt Nr. <strong>47</strong> / <strong>2013</strong> - Seite 3 -<br />
Finanzminister allein beim Gedanken<br />
daran Schnappatmung. 12-<br />
Stunden-Schichten sind demnach<br />
nicht nur für die Beschäftigten eine<br />
enorme Belastung.<br />
Doch selbst wenn das Arbeitszeitgesetz<br />
12-Stunden-Schichten zuließe,<br />
steht dem Ansinnen immer noch der<br />
Tarifvertrag entgegen: Im TV-L steht<br />
nämlich hierzu:<br />
″Protokollerklärung zu § 6 Absatz 4:<br />
In vollkontinuierlichen Schichtbetrieben<br />
kann an Sonn- und Feiertagen<br />
die tägliche Arbeitszeit auf bis zu<br />
zwölf Stunden verlängert werden,<br />
wenn dadurch zusätzliche freie<br />
Schichten an Sonn- und Feiertagen<br />
erreicht werden.″<br />
Man darf also nur an Sonn- und<br />
Feiertagen die tägliche Arbeitszeit<br />
auf bis zu zwölf Stunden verlängern,<br />
wenn dadurch an Sonn- und Feiertagen<br />
zusätzliche freie Schichten<br />
herausspringen. Werktage (Mo bis<br />
Sa) bleiben von dieser Ausnahmeregelung<br />
unberührt, die Klausel eignet<br />
sich folglich ebenfalls nicht für<br />
den Regeldienst.<br />
Ein oft übersehener Aspekt von 12-<br />
Stunden-Schichten ist die Haftung.<br />
Dienstpläne sind immer angeordnete<br />
Arbeitszeit. Doch was passiert eigentlich,<br />
wenn nach einer 12-Stunden-Schicht<br />
ein Wegeunfall passiert<br />
und dadurch sogar Dritte geschädigt<br />
werden? Der Beschäftigte braucht<br />
bloß einmal auf dem Weg von der<br />
Arbeit am Steuer seines PKWs einzuschlafen.<br />
Diagnose: Übermüdung<br />
aufgrund zu langer Arbeitszeit. Stellt<br />
man hinterher fest, dass die angeordnete<br />
Arbeitszeit rechtswidrig war,<br />
ist derjenige, der den Dienstplan erstellt<br />
hat, in der Mithaftung. Stichwort:<br />
Regresspflicht. Er steht womöglich<br />
mit seinem Privatvermögen<br />
für die verursachten Schäden<br />
gerade, je nach Schweregrad kann<br />
das beachtliche Summen erreichen,<br />
Geschädigte Dritte brauchen dazu<br />
bloß einen körperlichen Dauerschaden<br />
erleiden (Verlust eines Körperteils,<br />
Lähmungen etc.). Insofern sollte<br />
jeder Vorgesetzte wissen, auf<br />
was er sich mit 12-Stunden-Schichten<br />
einlässt. Mein Rat, schon allein<br />
wegen den gesundheitlichen Beeinträchtigungen<br />
für die Beschäftigten:<br />
Finger weg!<br />
Arbeit ist mehr als eine Kombination aus Gnade und Ausbeutung! Teil II<br />
Von Walter Krech, <strong>DPolG</strong> <strong>Mannheim</strong><br />
Mit obigem Zitat berichtete der<br />
Standpunkt in Ausgabe 44 / <strong>2013</strong><br />
von der 1. Lesung zum Personalvertretungsgesetz<br />
(LPVG). Natürlich<br />
schickte ich diese Ausgabe<br />
auch dem Ravensburger<br />
Landtagsabgeordneten<br />
Manfred Lucha<br />
(Grüne), der mit dieser<br />
Aussage zitiert wurde.<br />
Wie sehr ihn diese Berichterstattung<br />
überraschte<br />
und freute, kam<br />
in der zweiten und letzten<br />
Lesung des Gesetzes<br />
am 27.11.<strong>2013</strong> zum<br />
Ausdruck. Berichtete er<br />
doch lebhaft (Landtagspräsident<br />
Guido Wolf<br />
konnte sich die Anmerkung<br />
nicht verkneifen,<br />
dass dabei dem Dolmetscher<br />
einer finnischen<br />
Delegation eine „Maximalanforderung“<br />
zugemutet<br />
wurde) davon,<br />
dass er es erstmals in eine Publikation<br />
der Deutschen Polizeigewerkschaft<br />
geschafft habe, mit der er bisher<br />
noch keine unmittelbare Partnerschaft<br />
pflegte.<br />
Screenshot aus dem Video zur 83. Sitzung des Landtag Baden-Württemberg,<br />
Teil 1 von 2, Timer 2:01:30<br />
Eine Rückkoppelung, die uns als<br />
Standpunktredaktion natürlich genauso<br />
freut wie die Tatsache<br />
selbst, dass mit<br />
der Verabschiedung des<br />
novellierten LPVG zwar<br />
nicht alle Wünsche der<br />
Gewerkschaften erfüllt<br />
wurden, aber doch eine<br />
deutliche Stärkung der<br />
Personalvertretungen<br />
erfolgte.<br />
Um auch der breiten Leserschaft<br />
die einzelnen<br />
Mitbestimmungstatbestände<br />
aufzuzeigen<br />
oder auch nur in Erinnerung<br />
zu rufen, wollen wir<br />
diese nach der Veröffentlichung<br />
im Gesetzesblatt<br />
in loser Folge in<br />
den kommenden Standpunktausgaben<br />
einstreuen.