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Dr. Otto Widetschek<br />

Aktuelles Kommentiert<br />

Explosion und Brand im Stahlwerk Donawitz<br />

(Quelle:www.steiermark.orf.at).<br />

Am 26. Februar kam es im<br />

Stahlwerk Donawitz zu einer<br />

explosionsartigen Reaktion,<br />

welche von einem lauten<br />

Knall und einer intensiven<br />

Druckwelle begleitet war. Sie<br />

trat auf, als ein Kranführer<br />

Metallschrott zu dem in einer<br />

Schmelzpfanne vorhandenen<br />

etwa 1.500° C heißen und<br />

geschmolzenen Roheisen hinzufügte.<br />

Dabei trat eine in der<br />

Feuerwehrpraxis äußerst seltene<br />

chemisch-physikalische<br />

Reaktion, welche man als<br />

kombinierte Dampf- und<br />

Knallgasexplosion bezeichnen<br />

könnte, auf. Sieben Personen<br />

wurden dabei verletzt! Wie<br />

konnte es dazu kommen?<br />

Stahlschmelze mit etwa<br />

1.500 °C (Quelle: www.oe24.at)<br />

Knallgas – was ist das?<br />

DAMPFEXPLOSION<br />

Wasser kann schlagartig bei Überschreitung<br />

des Siedepunktes von 100° C verdampfen. Dabei<br />

vergrößert sich sein Volumen etwa auf das 1.700fache,<br />

was mit einer bestimmten Druckwirkung verbunden<br />

ist. Dieses Phänomen ist auch die Ursache<br />

der gefährlichen Fettexplosion und der Grund, warum<br />

gewisse Brände nicht mit Wasser gelöscht<br />

werden dürfen (Rauchfangfeuer, Fett- und Metallbrände<br />

sowie Brände bestimmter Chemikalien),<br />

und hat in Donawitz mit Sicherheit eine wichtige<br />

Rolle gespielt! Ein zweites Phänomen ist die relativ<br />

seltene Knallgasexplosion! Was ist das?<br />

WASSER: EIN VERBRENNUNGSPRODUKT!<br />

Bei der Knallgasexplosion entsteht Wasser! Wie<br />

das? Wasser wird chemisch als Wasserstoffhydroxid<br />

bezeichnet und besteht aus einem Sauerstoffatom<br />

(O) und zwei Wasserstoffatomen (H). Es besitzt<br />

die chemische Summenformel H 2<br />

O.<br />

Wasser ist das Verbrennungsprodukt des Wasserstoffs<br />

nach der chemischen Reaktionsgleichung<br />

2 H 2<br />

+ O 2<br />

2 H 2<br />

O.<br />

Zwei Moleküle Wasserstoff verbrennen also mit<br />

einem Molekül Sauerstoff und produzieren zwei<br />

Moleküle Wasser. Dabei wird Energie in Form von<br />

Knallgas frei, wobei die zerstörerische Wirkung am<br />

größten ist, wenn das Mischungsverhältnis 2 Teile<br />

Wasserstoff und 1 Teil Sauerstoff vorliegt.<br />

ZERLEGUNG DES WASSERMOLEKÜLS<br />

Wasserstoff und Sauerstoff werden im Bereich der<br />

Technik in erster Linie als permanente Gase verwendet.<br />

Sie können dabei in Gasflaschen unter<br />

Druck gelagert und eingesetzt werden. Bei der<br />

Knallgasexplosion tritt jedoch der besondere Fall<br />

auf, dass dieses gefürchtete Gasgemisch in einer<br />

bestimmten Menge an Ort und Stelle selbst „produziert“<br />

wird. Und dabei spielt die Temperatur eine<br />

ganz wesentliche Rolle.<br />

Vor allem bei hoch erhitzten flüssigen Metallen<br />

und natürlich bei Metallbränden sind hohe Temper<br />

raturen vorhanden. Wenn nun Wasser<br />

ins Spiel kommt, dann tritt die<br />

so genannte Dissoziation, eine „Zerlegung“<br />

des Wassermoleküls in seine<br />

atomaren Bestandteile, auf. Dabei<br />

wird auch in Abhängigkeit von der<br />

Temperatur Knallgas gebildet, welches<br />

explosionsartig verbrennt.<br />

AUF DIE TEMPERATUR KOMMT ES<br />

AN!<br />

Die Knallgasbildung wird jedoch<br />

vielfach überschätzt. Sie tritt erst ab<br />

höheren Temperaturen, also bei intensiven<br />

und länger andauernden<br />

Metallbränden, wie beispielsweise in<br />

Tschernobyl, wo man eine Kernschmelze<br />

mit etwa 2.500 °C feststellen<br />

konnte, oder bei hoch erhitzten<br />

Metallschmelzen merklich auf. Bei<br />

herkömmlichen Bränden (Temperaturen<br />

bis maximal 1.200 °C) ist die<br />

Dissoziation von Löschwassermolekülen<br />

und damit die Gefahr der<br />

Knallgasbildung de facto kaum vorhanden!<br />

Hier werden nur Zerlegungen<br />

im Promillebereich wirksam,<br />

wogegen bei 2.500 °C bereits 10<br />

Prozent der Wassermoleküle in<br />

Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt<br />

werden.<br />

ZWEI ÄHNLICHE FÄLLE<br />

Nun tritt eine echte Knallgasexplosion<br />

recht selten auf. Ich kenne eigentlich<br />

bis jetzt in Österreich<br />

neben dem Ereignis in Donawitz<br />

nur zwei dramatische Ereignisse<br />

dieser Art:<br />

Am 10. Mai 1998 gab es in der<br />

Treibacher AG in Villach eine gewaltige<br />

Dampf- und Knallgasexplosion,<br />

als sich eine flüssige<br />

Korundschmelze (rund 2.000 °C) in<br />

ein Abkühlbecken ergoss. Die Folge:<br />

Ein Toter und zwei Schwerverletzte<br />

sowie große Explosionsschäden am<br />

Bauwerk.<br />

Ein ähnlicher Fall lag am 8. April<br />

2005 im Werk der Böhler-Uddeholm<br />

in Kapfenberg vor, als eine<br />

über 1.700 °C heiße Stahlschmelze<br />

aus dem Elektro-Lichtbogenofen<br />

beim Abstich mit ungeheurer<br />

Wucht aus der Stahlpfanne geschleudert<br />

wurde und fünf Stahlarbeiter<br />

tötete.<br />

Und nun ist am 26. Februar 2013<br />

ein ähnliches, aber gottlob wesentlich<br />

harmloseres Unglück im obersteirischen<br />

Stahlwerk Donawitz<br />

aufgetreten. Vermutlich war es in<br />

diesem Fall durch eine „Verunreinigung“<br />

des Schrotts mit einem Eisklumpen<br />

ausgelöst worden.<br />

18 <strong>Blaulicht</strong> 03-2013

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