för üch gefragt Richard David Precht studierte in Köln Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte und promovierte 1994 zum Dr. phil. Bekannt wurde der gebürtige Solinger durch seinen Sachbuchbestseller „Wer bin ich und wenn ja, wie viele?“. Nach weiteren erfolgreichen Büchern und etlichen Auftritten in Talkshows liefert er den Zuschauern in seiner eigenen ZDF-Sendung „Precht“ reichlich Diskussionsstoff. Precht (47) ist mit der luxemburgischen TV-Moderatorin Caroline Mart verheiratet. 20 för üch 1.<strong>2013</strong>
för üch gefragt „Zucker ist mein Doping“ Vorzeigephilosoph Richard David Precht lebt abwechselnd in Köln und bei seiner Frau in Luxemburg. Seit Oktober 2012 diskutiert er in seiner ZDF-Sendung „Precht“ über Gott und die Welt, das Bildungssystem und über Vegetarier. för üch verriet er, wie er bei so viel Denken abschalten kann. Sie sind gefragter Talkshowgast, Autor, Essayist, Honorarprofessor – wie viel Freiheit bleibt da fürs Private? Erstens habe ich eine Assistentin, die mir den Rücken freihält. Zweitens gehen bei mir Freizeit und Beruf gleitend ineinander über. Es kommt durchaus vor, dass ich am Wochenende arbeite, dann aber unter der Woche mal freihabe. Und wenn ich irgendwo beruflich unterwegs bin, nehme ich auch gern die Gelegenheit wahr, mir die Stadt anzuschauen. Wie letztens in Nürnberg, wo ich den Tiergarten besucht habe. Wie verbringen Sie die gemeinsame Zeit mit Ihrem Sohn am liebsten? Wir toben viel, spielen Fußball, gucken DVDs und lesen Lucky-Luke-Hefte. Fällt es Ihnen schwer abzuschalten? Nein, ich kann hervorragend abschalten. Und ich liebe auch sehr einfache Vergnügungen, zum Beispiel jede Form von Spiel: Gesellschaftsspiele, Kartenspiele, Fußball spielen. Und ich kann mich mit guten Freunden auch auf nicht allzu hohem Niveau glücklich unterhalten. Gerade in intensiven Schreibphasen habe ich abends ein großes Bedürfnis danach, über nix Kluges nachzudenken und nix Kluges sagen zu müssen! Haben Sie mal Ihren IQ messen lassen? Nein, habe ich noch nicht, aber ich habe die Chance dazu, denn ich habe einen Preis der Hochbegabtenorganisation Mensa gewonnen und darf den Test kostenfrei machen. Das interessiert mich schon, aber ich würde das Ergebnis nicht sonderlich ernst nehmen, denn nur bestimmte Arten von Intelligenz sind messbar, andere werden hier nicht überprüft, insofern würde ich das Ganze eher als Gag betrachten. Wie kann man Ihre Intelligenz überlisten, passiert Ihnen so etwas schon mal? Mein Sohn kam neulich aus der Schule mit der Frage: Fritzchens Mutter hat drei Kinder. Trick, Tick und ...? Track? Fritzchen! Den gleichen Fehler hab ich auch gemacht. Sie haben zu vielen Dingen eine Meinung. Zu welchen Themen würden Sie sich nicht öffentlich äußern? Es gibt Themen, zu denen ich häufiger angefragt werde, die aber nicht meine Lieblingsthemen sind, dazu gehört zum Beispiel das Glück … da wollen die Leute immer gern Rezepte haben. Aber ich sehe meine Aufgabe nicht darin, den Leuten zu erklären, wie sie glücklich sein können. Konkret haben Sie vor Kurzem ein soziales Pflichtjahr für Schulabgänger und eines, wenn auch eingeschränktes, für Menschen im Renteneintrittsalter gefordert. Meinen Sie, das wird sich durchsetzen? Das ist einfach eine Frage der Zeit … Ich antworte mal mit den Worten von Arthur Schopenhauer, der einmal gesagt hat, dass jedes Problem bis zu seiner Anerkennung drei Stufen durchläuft: Erst wird es verlacht, dann wird es bekämpft und am Ende gilt es allen als selbstverständlich. Nehmen wir das Rauchverbot: Hätte vor zehn Jahren jemand gesagt, dass in Kneipen und Restaurants nicht mehr geraucht werden darf, hätten alle gesagt, das ist der lächerlichste Quatsch, den ich je gehört habe. Heute kommt es allen ganz normal vor, ist aber erst seit sehr kurzer Zeit durchgesetzt. Wir sind sehr geschmeidig darin, uns an veränderte Situationen anzupassen. ZU GEWINNEN Fünf Exemplare von „Die Richard David Precht Box – Rüstzeug der Philosophie“ mit 13 Audio-CDs von Random House Audio. Stichwort: Precht Teilnahmeinfos auf Seite 2 Zu Vorträgen werden Sie oft als Querdenker eingeladen ... ... diese Rolle kommt mir vor allem in TV- Talkshows aus einem einfachen Grund zu: Die meisten anderen Diskutanten sind entweder Mitglieder von Verbänden oder Parteien. Das heißt, sie vertreten nicht nur ihre eigene Meinung, sondern sie müssen eine bestimmte Linie, der sie auch rechenschaftspflichtig sind, vertreten. Insofern habe ich eine Art Carte blanche und kann tatsächlich sagen, was ich denke. Das ist schon ein Vorteil. Seit Oktober haben Sie Ihr eigenes Talkformat, diskutieren intensiv mit einem Gast. Wie bereiten Sie sich auf das Gespräch vor? Espresso? Entspannung? Vitamine? Zucker (lacht). Kaffee und Schokoriegel sind mein einziges Doping … Das hilft mir auch schon mal bei meinen Vorlesungen. för üch 1.<strong>2013</strong> 21