Allgemeine Psychologie I
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Weder die Autorin noch der Fachschaftsrat <strong>Psychologie</strong> übernimmt<br />
Irgendwelche Verantwortung für dieses Skript.<br />
Das Skript soll nicht die Lektüre der Prüfungsliteratur ersetzen.<br />
Verbesserungen und Korrekturen bitte an fs-psycho@uni-koeln.de mailen.<br />
Die Fachschaft dankt der Autorin im Namen aller Studierenden!<br />
Version 1.0 (2012)<br />
Skript zur Vorlesung „<strong>Allgemeine</strong> <strong>Psychologie</strong> I“<br />
(Prof. Dr. Hilde Haider)<br />
Wintersemester 2010/11<br />
verfasst von<br />
Uta<br />
Dies ist eine Zusammenfassung aus Goldstein, Vorlesungs- und Tutoriumsfolien. Wenn man<br />
den Goldstein gelesen hat, kann man mit diesen Seiten gut auswendig lernen.<br />
Die 3. Vorlesung zur Neurophysiologie ist nicht vollständig, da diese als Zusammenfassung<br />
nicht sehr hilfreich ist. Am besten das Retina-Übersichtsblatt ausdrucken sowie die<br />
Gehirnareal-Übersichtsgrafiken aus der Vorlesung und selbst beschriften.
<strong>Psychologie</strong><br />
a) Ziel: Beschreibung, Erklärung und Vorhersage des Verhaltens von Menschen<br />
b) Gegenstand: Verhalten, Erleben & Bewusstsein des Menschen, deren Entwicklung über die<br />
Lebensspanne sowie deren innere (im Individuum angesiedelte) und äußere (in der Umwelt lokalisierte)<br />
Bedingungen und Ursachen<br />
Ziele<br />
Disziplinen<br />
d. <strong>Psychologie</strong><br />
Grundlagenforschung<br />
- Erkenntnis<br />
- allgemeingültige Prinzipien + Theorien<br />
aufstellen<br />
- Kausalanalysen<br />
- hohe Präszision<br />
Differenzielle, <strong>Allgemeine</strong>, Sozial-,<br />
Entwicklungs-<br />
Angewandte Forschung<br />
- Lösung von Probl.<br />
- Praxisbezug: Prinzipien zur Lösung spez.<br />
Probl. aufstellen<br />
- Vorhersagen<br />
- geringe Präzision<br />
Diagnostik, Klinische, Sonstige angewandte,<br />
Pädagogische<br />
<strong>Allgemeine</strong> <strong>Psychologie</strong><br />
a) Ziel: Suche nach allgemeinen Gesetzmäßigkeiten menschlichen Verhaltens; Erklärung der Mechanismen,<br />
die menschlichen Leistungen (siehe Themen) zugrunde liegen<br />
b) Zentrale Frage: Was sind die elementaren Prozesse, auf denen (intelligentes) menschliches Verhalten<br />
beruht?<br />
--> Themen: Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Lernen, Denken, Sprache, Bewusstsein,<br />
Funktionen wie Motivation und Emotion, Handlungssteuerung, Motorik, Wille<br />
c) Prämissen:<br />
! 1. Informationsverarbeitungsprozesse & Verhalten beruhen auf universalen Prinzipien, gleich für alle<br />
! (und: alle Menschen können denken, sprechen, lernen, behalten Information etc.)<br />
! 2. Beschreibung d. Prinzipien durch Theorien*<br />
! 3. Prüfung d. Gültigkeit der Theorien in Experimenten**<br />
Forschungsmethoden & Wissenschaftlichkeit<br />
Anforderungen --> Vorraussetzung für Annahmen:<br />
! logische Herleitung - intersubjektive Nachvollziehbarkeit - Standhalten einer empirischen Prüfung<br />
Notwendigkeit d. Methoden:<br />
M.=allgemeingültige Arbeitsweise für empirische Wissenschaften --> Psy.: systematische Datenerhebung,<br />
nach Ursachen suchen, durch Vorhersagen hypostasierte Ursachen überprüfen --> Zufall eliminieren,<br />
Verzerrungen zu kontrollieren, Objektivitätswahrung<br />
Methoden:<br />
wissenschaftliche<br />
1. Beobachtung theoriegeleitet, Orientierung an Fragestellung, systematische + kontrollierte Beding.,<br />
2. Beschreibung erwartungsfreie + wertfreie Haltung, Messvorgänge können Klassifizierungen einbeziehen<br />
3. Interpretation hypothesengel. Erfassungen d. bedeutsamen Merkmale e. Ereignisses, Frage nach Ursachen d. Ereignisses<br />
4. Bewertung Beobachtet Phänomene + Interpretation auf komplexen, theoretischen Bedeutungszusammenhang ziehen.<br />
> Falsifikationsprinzip (Popper, 1984) wesentl. Methode für Allg. Psych.<br />
allgemeingültige Theorien lassen sich nicht beweisen, da: Theorien ungleich Wirklichkeit, nur Annahmen<br />
- strengste Prüfung einer Theorie: Überprüfung an der Realität --> potentielles Scheitern!!<br />
‐ Beibehaltung einer Theorie, die dieser Prüfung standhält:<br />
--> führt zu einer widerspruchsfreien Vorhersage auf die Realität --> aber nicht bewiesen!!
Theorie*<br />
> System von Definitionen, Annahmen & Schlussfolgerungen zu besti. Themenbereich<br />
> wissenschaftlicher Wert einer Theorie an folg. Voraussetzung gebunden:<br />
! ‐ notwendige Voraussetzung: logische Konsistenz und begriffliche Präzision<br />
! ‐ zusätzliche Voraussetzung: Theorie nicht im Widerspruch zur beobachtbaren Realität<br />
Modelle<br />
> bestehen aus Symbolen, die mittels Verknüpfungsregeln miteinander verbunden sind; können Bestandteile<br />
von Theorien sein<br />
! ‐ physikalische Modelle: natürliche Objekte haben Symbolwert<br />
! ‐ mathematische Modelle: mathematisches Kalkül bildet Modell<br />
! ‐ Computermodelle & informationstheoretische Modelle (Flussdiagramm oder Computerprogramm) --> wichtigste in <strong>Psychologie</strong><br />
> Induktion: Beobachtungsdaten Hypothesen allgemeines! Prinzip ‐<br />
> Deduktion: allg.Prinzip Ableitungen (Vorhersage) theoretisch relevante Daten<br />
- Explanans: Gesetz + Problem + Antezedenz<br />
(allg. Gesetz, in der die vermutete Ursache für Problem formuliert wird,<br />
zusammen mit der Antezedenz)<br />
wobei!Gesetz = „wenn A, dann B“<br />
! Problem = das zu Erklärende, Explikandum<br />
! Antezedenz = notwendige Voraussetzung: im Experiment<br />
hergestellte UV<br />
‐ Explanandum: zu erklärende (vorhergesagte) Sachverhalt,<br />
deduktive Schluss, Konklusion;<br />
„A ist gegeben, also auch B“<br />
Vorgehen beim Erklären<br />
<strong>Allgemeine</strong>s Gesetz<br />
Antezedenz-<br />
Bedingung<br />
Zu erklärender Sachverhalt<br />
Vorgehen bei der Vorhersage (Experiment)<br />
Vorherzusagender Sachverhalt<br />
<strong>Allgemeine</strong>s Gesetz<br />
Antezedenz-Bedingung<br />
Explanans<br />
Explanandum<br />
Explanandum<br />
Explanans<br />
12.10.2011 <strong>Allgemeine</strong> <strong>Psychologie</strong> I 66<br />
Experimente** (=wichtigste Method. in Psych)<br />
> Ziel: Kausalitätsaussagen (Ursache‐Wirkung - UV verursacht AV? Effekt)<br />
> Systematische Variation mindestens einer Variablen, Messung der Effekte bei einer anderen Variable<br />
(Herstellbarkeit? - UV: wird aktiv manipuliert, AV: Ereignis, wird vorhergesagt + gemessen)<br />
> Ausschaltem der Wirkung/Kontrolle von Störvariablen:<br />
Eliminieren, Konstanthalten, Kontrollgruppe, Parallelisieren, Randomisieren<br />
> kreativer Prozess der Forschung --> Methoden, um unbewusste Vorgänge zu dokumentieren<br />
Bsp.: Experiment zum Lernerfolg (Semantische vs. syntaktische Beurteilung von Wörtern, intentional Info über<br />
Reproduktionstest vs. inzidentell keine Info über Test) von Hyde & Jenkins, 1974<br />
Fazit: Behalten wird durch Tiefe der Verarbeitung stärker beeinflusst als durch Intention.<br />
> Isolation einzelner Leistungen (da Prozesse normalerweise in Verhaltensstrom integriert)<br />
Konsequenzen: ! (a) Herauslösung von Leistungen aus natürlichen Kontext<br />
! ! ! (b) natürl. Anlässe, die spezifisches Verhalten auslösen, entfallen/durch künstl. Auslöser ersetzt<br />
-> trotzdem Rückschlüsse auf Struktur & Funktion der Mechanismen, auf denen diese Leistungen beruhen<br />
denn: nur so kann zu Ursache‐Wirkungs‐Prinzipien gelangt werden --> Elimination des Zufalls<br />
> Korrelation: Stärke d. Zusammenhangs zw. 2 Merkmalen (-1 bis + 1), keine Aussage über Ursache-<br />
Wirkungs-Zusammenhang<br />
- Experiment/Quasi-Experiment
Zusatzinfos:<br />
Konzepte des...<br />
Alltagswissen vs. wissenschaftl. Denkens<br />
erfahrungsbasiert<br />
Alltagserfahrungen, Einzelfälle,<br />
plausibel, aber unhinterfragt erschlossen<br />
kritische Erfahrung, system. Beobachtung,<br />
Experimente<br />
Objektivität<br />
subjektiv Intersubjektiv (--> **)<br />
Arbeitsweise<br />
Prinzip der...<br />
induktiv<br />
Verifikation (confirmation bias)<br />
*deduktiv,auf unendl. Anzahl von Einzelfällen anwendbar<br />
*Falsifikation<br />
Wahrheit<br />
= das was uns umgibt = widerspruchsfreie Vorhersage d. Wirklichkeit<br />
Verteilungen<br />
> Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion<br />
> Normalverteilung:<br />
- glockenförmig<br />
- symmetrisch<br />
- Modalwert, Median + Mittelwert fallen zusammen<br />
- asymptotische Annährung d. x-Achse<br />
- zwischen Wendepunkten 2/3 der Gesamtfläche<br />
!"#$%%&'($##"')*<br />
+$,-'&,%"')#.-/0&##1*<br />
--> oft, wenn Variable durch Zusammenwirken vieler unabh. Faktoren bestimmt<br />
--> viele unterschiedliche, abhängig von MW und Standardabweichung<br />
Standardnormalverteilung (Mittelwert=0, Standardabweichung = 1) mit z-Werten<br />
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2&-(3)4$-&*567%"871*988&*:&70&;*$,-'&,%4$-*#7'
Wahrnehmungsforschung<br />
„Ziel: Jeden Schritt im Wahrnehmungsprozess verstehen (inkl. kognitiven, emotionalen & motivationalen<br />
Einflüssen, die sich top-down auswirken)<br />
Bedeutung d. Wahrnehmung & Erklärungsbedarf durch <strong>Psychologie</strong>:<br />
Wahrnehmung ist bewusste, sensorische Erfahrung<br />
Müsseler: „Wahrnehmungsforschung versucht<br />
zu ergründen, wie Infos in unserer distalen<br />
Umwelt aufgenommen + verarbeitet werden,<br />
wie daraus Wahrnehmungen entstehen, die<br />
unser Erleben und Verhalten maßgeblich<br />
begründen.“<br />
Leitfragen:<br />
> Welche Beziehung besteht zwischen den<br />
Gegenständen in der Umwelt & der<br />
Wahrnehmung dieser Gegenstände?<br />
! Nicht haltbar: Naive Identitätslehre:<br />
Wahrnehmung = Realität (--> Pisa-Turm-Bsp.)<br />
Wahrnehmen heißt, die von den sensorischen<br />
Systemen aufgenommene Information zu<br />
verarbeiten:<br />
Unterschied zw. obj. (phys.) Gegenständen & subj.<br />
(psy.) Gegebenheiten: -> Wahrnehmungssystem interpretiert<br />
Reiz in Umwelt<br />
Abbild am<br />
Sinnesorgan<br />
Weiterverarbeitung im<br />
Nervensystem<br />
Wahrnehmung<br />
Perzept<br />
Wissen, Gedächtnis,<br />
Erwartungen, ...<br />
Was ist Wahrnehmung?<br />
Sinnesphysiologie<br />
Neurowissenschaften<br />
Neurowissenschaften<br />
Neuropsychologie<br />
Kognitive<br />
Wahrnehmungsforschung<br />
Wahrnehmung ist Endergebnis komplexer Vorgänge --> dem bewussten Erleben nicht zugänglich<br />
> Welche Prozesse sind an der Wahrnehmung beteiligt & was leisten sie?<br />
Untersuchungsgegenstand:<br />
‐! Art d. Aufnahme von Reizen in unserer physikalischen Umwelt<br />
- ! Umkodierung/Enkondierung physikalischer Infos in andere Informationsqualitäten<br />
Bottom‐Up --> reizgesteuert<br />
‐! Weiterverarbeitung bzw. Beeinflussung von bisher gelernten Infos<br />
Kognitive Top‐Down‐Prozesse --> wissensbasierte Verarbeitung<br />
Psychophysik<br />
25.10.2011 Wahrnehmung 25<br />
Bottom-Up<br />
Top-Down<br />
Untersuchung<br />
sebene<br />
psychophysische<br />
Ebene<br />
Art der Information Beziehungen Untersuchungsweise<br />
Stimuli in der Umwelt Stimulus --> Wahrnehmung Darbietung e. Stimulus - Antwort d.<br />
Versuchsperson<br />
physiologische<br />
Ebene<br />
physiologische Prozesse<br />
im Körper<br />
Stimulus --> Physiologie Darbietung e. Stimulus - Messung d.<br />
elektr. Antwort im NS<br />
Physiologie --><br />
Wahrnehmung<br />
Messung von physiologischen &<br />
perzept. Reaktionen auf selben<br />
Stimuli<br />
Jede Untersuchungsebene liefert versch. Informationen über verschiedene Aspekte des<br />
Wahrnehmungsprozesses --> Um die Wahrnehmung zu verstehen: Forschung auf allen 3 Ebenen<br />
! ! > Wir können etwas über eine Ebene erfahren, indem wir die andere untersuchen<br />
Informationen darüber, was eine Person wahrnimmt: durch phänomenologische Methode (Beschreibung d.<br />
Wahrnehmung) + Fähigkeit zur Objekterkennung:<br />
Überblick: Messung von Wahrnehmung<br />
> Beschreiben (phänomolog. Methode) > Wiedererkennen ( Agnosien) > Entdecken (Signalentdeckungstheorie)
Klassische Psychophysik untersucht Zshg. zwischen....:<br />
Physikalische Ebene Stimulus:<br />
distaler Reiz (in physikal. Umwelt) + proximaler Reiz (physikalisches Reizmuster an Sinnesorgan)<br />
Messung: Physikalische Messinstrumente zur Messung von Lichtenergie o. Wellenlänge<br />
Perzeptuelle Ebene Wahrnehmung:<br />
unmittelbar wahrgenommenes Perzept (Bild in Kopf) & dessen äußerbare Identifikation (Erzähle Bild in Kopf)<br />
Messung: psychol. Skalen zur Einschätzung von Helligkeit/Farbe<br />
Ziele & Fragen:<br />
> Aufdecken von Wahrnehmungsphänomenen<br />
- Wann nehme ich etwas wahr, was physikalisch gar nicht existent ist?<br />
- --> z.B: Fehlen der Grundfrequenz<br />
Tonhöhe abhängig v. Grundfrequenz; wenn 400‐Hz‐Grundfrequenz wegfällt, verändert sich Klangfarbe,<br />
nicht Tonhöhe --> Periodizitätstonhöhe: Ergebnis eines zentralen Tonhöhenprozessors, der vermutlich das Muster der harmonischen<br />
Oberschwingungen analysiert und die Frequenz auswählt, die mit der größten WS die Grundfrequenz darstellt;<br />
Anwendung: Telefon, Radio, Orgelbau<br />
- Wann nehme ich etwas nicht wahr, was sich physikalisch ändert?<br />
--> z.B.. Change Blindness<br />
> Aufdecken d. Zusammenhänge zw. physikalischer Reizintensität & der Wahrnehmung dieser<br />
Fechner: Kriterium der „Ebenmerklichkeit“<br />
a) Absolutschwelle: geringster Betrag an Reizenergie, der nötig ist, um Stimulus zu entdecken<br />
Nullpunkt e. perzeptuellen Skala soll demjenigen Reizwert auf physikali. Skala entsprechen, der mind. vorh. sein muss<br />
für „ebenmerkliche Empfindung“; = Absolutschwelle<br />
b) Unterschiedsschwelle (JND): kleinster Unterschied zw. 2 Stimuli, der von VP entdeckt wird<br />
kleinste Maßeinheit e. perzeptuellen Skala soll derjenigen Reizwert‐Differenz auf einer physikal. Skala entsprechen, die<br />
zu „ebenmerklichen Empfindungsunterschied“ führt; = Unterschiedsschwelle (JND)<br />
Methoden zur Bestimmung der kritischen Schwellenwerte --> kein Stimulus, keine Antwort<br />
1. Grenzmethode = wiederholte Darbietung e. Reizes mit auf‐/absteigender Reizstärke, binäre Befragung: wahrg.?<br />
Übergangspkt.: Wechsel d. Antwort; Schwelle: MW d. Reizintensität bei Wechsel<br />
2. Herstellungsmethode = Veränderung d. Reizintensität durch VP/VL --> ungenauste + schnellste Methode<br />
3. Konstanzmethode = wiederholter Reiz in zufällig variier. Reizintensität, binäre Befragung: wahrgenommen?<br />
Schwellenbestimmung: Punkt, an dem VP mit 50% WS Existenz e. Stimulus/Veränderung d. Intensität bejaht<br />
Gesetze d. Psychophysik --> bahnbrechend: mentale Aktivität quantitativ messbar<br />
Beziehung zwischen physikalischer Reizgröße und psychischer Empfindung<br />
Einbindung in Neurowissenschaft --> Zusammenhangs-Mechanismen bestimmen<br />
‐! Unterschiedschwelle ! ! ΔS = S2 Vergleichsreiz ‐ S1 Standardreiz<br />
‐! Webersche Konstante !! K = ΔS / S1<br />
Webersches Gesetz (1846): Verhältnis Unterschiedsschwelle/Standardreiz S1 ist konstant:<br />
Je größer ΔS, desto größer S1. >> für div. Wahrnehmungsqualitäten<br />
>> breites Spektrum, solange nicht zu nah an Schwelle (z.B. Weber-Bruch Lautstärke 4%, Lichtintensität 8%)<br />
-! Fechnersches Gesetz ! ! ! E = k * log (S)<br />
Erweiterung Fechner: bei linearem Anstieg d. Reizstärke (S) wächst Empfindung (E) im Sinnesorgan logarithmisch an<br />
(Annahme, dass k konstant + unabh. von S)<br />
*Problem: konstantes Schrumpfen d. Unterschiedsschwellen bei bestimmten Wahrnehmungsqualitäten<br />
Bsp: Schmerzwahrnehmung --> Weber-Bruch ungültig.<br />
Suche: genaues Verhältnis für alle Wahrnehmungsqualitäten zwischen ‚physikalischer Intensität eines<br />
Reizesʻ / ‚Wahrnehmung der physikalischen Intensität eines Reizesʻ
--> Methode d. direkten Größeneinschätzung: VP weist jeder Lichtintensität einen Helligkeitswert zu,<br />
jede Beziehung zw. Intensität & Wahrnehmung folgt einer Potenzfunktion<br />
- ! Stevensʻsches Potenzgesetz ! ! W = k * S n<br />
W: wahrgenommene Intensität, k: Konstante, S: physikalische Reizintensität, n: Steigung<br />
Kognitive Einflüsse bei der Schwellenerfassung<br />
Menschen unterscheiden sich in ihren Schwellen --> mgl. Ursachen<br />
(a) Sie sind unterschiedlich sensitiv (Sensitivität)<br />
(b) Sie unterscheiden sich in Bereitschaft, ein „Signal‐vorhanden“‐Urteil abzugeben (Entscheidungskriterium)<br />
--> Signalentdeckungstheorie SDT<br />
Sensitivität + Entscheidungskriterien statistisch unabhängig<br />
‐! Sensitivität = Signaldeutlichk.; Beobachterempfindlk.<br />
Die Signalentdeckungstheorie<br />
‐! Entscheidungskriterium = Entscheidungsfolgen (pay‐ off Matrix); Häufigkeit des Signals<br />
Trennung zw. Sensitivität und Entscheidungskriterium<br />
(Ton vorhanden) (Ton nicht vorhanden)<br />
Signal + Rauschen Nur Rauschen<br />
Signal: dargebotener Stimulus<br />
Rauschen: Gesamtheit aller anderen Stimuli<br />
gleiche Intensität, unterschiedliche Wahrnehmung der Lautheit<br />
(Schwankungen aufgr. Aufmerksamkeitsveränderungen)<br />
Entscheidungskriterium c; ! ! Maß für Sensitivität dʻ;<br />
c= ‐0,5(z(T) + z(F))! ! dʻ = z(T) – z(F)<br />
Antwort<br />
Positiv<br />
„ja“<br />
Negativ<br />
„nein“<br />
Treffer<br />
Ton korrekt<br />
erkannt<br />
Verpasser<br />
Ton überhört<br />
Falscher Alarm<br />
Ton fälschlicherweise<br />
erkannt<br />
Korrekte<br />
Zurückweisung<br />
Keinen Ton gehört<br />
25.10.2011 Wahrnehmung 55<br />
Die Signalentdeckungstheorie<br />
Die Signalentdeckungstheorie<br />
Steigerung des Abstandes zwischen der (R)- und der (S+R)-Verteilung verändert ROC-Kurven-Form.<br />
Niedrige Sensitivität oder<br />
schwaches Signal<br />
Hohe Sensitivität oder<br />
starkes Signal<br />
Strenges Entscheidungskriterium<br />
Liberales Entscheidungskriterium<br />
Die Receiver-Operating-Characteristics<br />
(ROC) Kurve<br />
‣ Die Signalstärke oder die Sensitivität erhöht d‘<br />
‣ Liberales Entscheidungskriterium erhöht die Rate der Hits und der<br />
falschen Alarme<br />
25.10.2011 Wahrnehmung 58<br />
25.10.2011 Wahrnehmung 57<br />
Receiver-Operating-Characteristics (ROC), Isosensitivitätskurve<br />
> Verhältnis von Treffern und falschen Alarmen<br />
für verschiedene Antwortkriterien --> Sensitivität<br />
Punkt: Entscheidungskriterium<br />
(desto weiter rechts, desto liberaler)<br />
Kurve: Sensitivität, Stärke des Signals<br />
(desto gekrümmter, desto höher)<br />
x-Achse: falsche Alarme, y-Achse: Treffer<br />
25.10.2011 Wahrnehmung<br />
Welche Bedeutung hat die SDT auf die spektrale Hellempfindlichkeitskurve und die Hörschwellenkurve?<br />
--> Antwortkriterium bleibt konstant --> klassische Methoden sind also mit kontrollierten Bedingungen haltbar
Neurophysiologie des Sehens<br />
„Wir nehmen das, was dort draußen ist, durch die Eigenschaften unseres visuellen Systems gefiltert wahr“ (gilt auch für<br />
andere Sinne)<br />
Trägerprozess des Sehens: Licht (Sichtbare Wellenlängen: 400‐700nm)<br />
Photon: kleinstmögliche Einheit von Lichtenergie<br />
a) Wahrnehmungsprozess<br />
1. Anblicken eines Stimulus --> 2D-Abbild auf Retina --> Stimulus an Rezeptoren<br />
2. Transformation No. 1: physikalische Lichtsignal in elektrisches Signal<br />
3. Transformation No. 2: Trasnduktion<br />
" > Neuronen reagieren auf spezifische Umweltmerkmale --> Reaktionsselektivität<br />
" > Visueller Cortex ist hoch spezialisiert:<br />
" - 2 wesentliche Bahnen (ventraler & dorsaler Pfad), Verarbeitung unterschiedliche Reizmerkmale<br />
Rezeptive Felder:<br />
... dort, wo Infos mehrere Zellen auf einzelne nachgeschaltete Zelle trifft, zusammenfassend<br />
---> Konvergenz:<br />
> Neuron erhält Signale von vielen anderen Neuronen" ‐ Signale können hemmend und erregend wirken<br />
an sämtlichen Umschaltstationen: " Stäbchen/Zapfen -> Ganglienzellen<br />
" " " " " " Ganglienzellen -> CGL<br />
" " " " " " CGL -> V1<br />
Dunkeladaption:<br />
> Lichtempfindlichkeit nimmt zu, wenn Auge in Dunkelheit<br />
1. Phase: Zapfen steigern Empfindlichkeit zu Maximum<br />
2. Phase: Stäbchenempfindlichkeit steigt weiter an<br />
Kohlrauschknick: Punkt, ab dem die Stäbchen beginnen, den Verlauf der Dunkeladaption zu übernehmen.<br />
Laterale Inhibition:<br />
Hemmung einer Zelle durch aktivierte Nachbarzelle gleichen Zelltyps Kontrastverstärkung<br />
" > proportionale zur Stärke des Signals<br />
" > Zelle, die gehemmt wird, vermindert ihr Output-Signal
) physiologische Ebene<br />
Visuelle Halbfelder:<br />
von jedem Auge wird jeweils... "temporale Seite " ipsilateral<br />
" " " " " nasale Seite " kontralateral " ...verarbeitet<br />
also: rechtes visuelles Halbfeld wird in linker, linkes visuelles Halbfeld in rechter Hemisphäre verarbeitet<br />
Colliculus superior: Steuerung von Blick‐ & Kopfbewegungen, ca. 10% der Neuronen<br />
Corpus geniculatum lateralis (CGL):<br />
> retinotop (jeder Ort im CGL entspricht einem Ort auf Retina; benachbarte Orte entsprechen benachbarten Orten auf Retina);<br />
> bilateral; mit jeweils sechs Schichten:<br />
" " Schichten 2, 3, 5 - ipsilateral vs. Schichten 1, 4, 6 - kontralateral (fett: M-Zelle)<br />
Primärer Visueller Cortex (Area Striata; V1):<br />
> 250 Mio. Nervenzellen<br />
> retinotope Organisation<br />
> 9 Schichten (1, 2, 3, 4A, 4B, 4Cα, 4Cβ, 5, 6)<br />
> Neurone sind selektiv empfindlich für Merkmale wie Richtung, Größe & Bewegung<br />
- Magnozellulär CGL --> 4Cα, 4B<br />
‐ Parvozellulär CGL --> 4Cβ, 2,3 (Blob‐Bahn und Interblob‐Bahn)<br />
Extrastriatärer visueller Kortex:<br />
> weitere Verarbeitung visueller Information;<br />
> Areale V2, V3, V4 (Farbe und Orientierung von Kanten), V5 (MT; Bewegung); ca. 30 weitere visuelle<br />
Areale<br />
> mediotemproales Areal:<br />
Funktionelle Spezialisierung<br />
Blobs: Cytochromoxidase‐Flecken; Farbverarbeitung<br />
Interblob‐Bahn: Schichten dazwischen; Formverarbeitung<br />
‐" Magnozelluläre Bahn > Bewegung und Tiefe<br />
‐" Parvo‐Interblob Bahn > Form und Tiefe<br />
‐" Parvo‐Blob Bahn > Farbe<br />
Ungerleider & Mishkin (Affenexperimente): ventraler Was‐Pfad, dorsaler Wo-Pfad (bzw. Wie-Pfad (Milner &<br />
Goodale), dient eher der Steuerung von visuell geleiteten Körperbewegungen als der Objektlkoalisation)<br />
Bereiche des Parietalkortex: zuständig für Lokalisation im Raum<br />
- Schädigungen führen zu Orientierungsstörungen (z.B. Neglect)<br />
Bereiche im Inferotemporalen Kortex: zuständig Objekterkennung<br />
- Schädigungen führen häufig zu Erkennungsstörungen (Agnosien)
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Farbwahrnehmung<br />
Farbe: existiert nicht in physikal. Umwelt, ist Empfindung<br />
Kurzfassung:<br />
--> Umwandlung von Licht in Nervenimpulse (3 Zapfenarten) --> Transformation in Gegenfarben<br />
(Ganglienzellen, Retina, CGL) --> Interpretation dieser Erregungsmuster als Farben (Gehirn)<br />
Farbkonstanz > Objektfarben konstant trotz veränderter Beleuchtung - bemerkenswert!<br />
Beschreibung d. Farbempfindens<br />
Kreis mit Grundfarben: rot, gelb, grün, blau --> Nachbarfarben ähneln sich der Wahrnehmung nach:<br />
Reihenfolge entspricht d. Reihenfolge d. Farben im Spektrum d. sichtbaren Lichts<br />
> Farbton (Wellenlänge) über 200 Farbtöne (hue) --> Farben in der Umwelt: selektive spektrale Reflektanz<br />
> Sättigung (Reinheit) über 20 Sättigungsstufen (saturation) --> weiß hinzufügen<br />
> Intensität (Helligkeit) über 500 Helligkeitswerte (brightness) --> versch. Oberflächen, versch. Helligkeit<br />
--> durch Variieren dieser Faktoren: 1 Million Farben<br />
Weiß: Alle WL zu gl. Teilen reflektiert, Hinzufügen w: weniger gesättigt.<br />
Schwarz: Alle WL zu gl. Teilen absorbiert.<br />
Funktion der Farbwahrnehmung:<br />
> Signalfunktion (Ampel, reifes Obst)<br />
> erleichtertes Erkennen (passend gefärbt)<br />
> Wahrnehmungsorganisation! - schnelle Unterscheidung 2 strukturloser Oberflächen gl. Helligkeit,<br />
! ! ! ! ! Segmentierung, „Trennung von Wahrnehmungsfeldern“<br />
! ! ! ! ! - räumliche Wahrnehmung<br />
Beziehung zw. Wellenlänge und Aktivität im NS<br />
Dreifarbentheorie:<br />
Trichromatizität: jede beliebige Farbe --> hergestellt durch Mischung von 3 anderen Farben<br />
(Farbabgleichexperiment - k, m, l Lichter)<br />
Young‐Helmholtz-Dreifarbentheorie:<br />
Farbwahrnehmung durch 3 Rezeptorsysteme mit unterschiedl spektraler Empfindlichkeit;<br />
Aktivitätsmuster in Systemen führt zur Wahrnehmung der spezifischen Farbe, oder auch: Kodierung jeder<br />
Wellenlänge im NS durch eig. Aktivitäsmuster >> Muster der Aktivierung ist von Reizintensität unabhängig<br />
> erklärt nicht: Warum kein rötliches Grün & kein bläuliches Gelb? Aber: bläuliches Rot & gelbliches Grün?<br />
Nachweis der 3 Zapfensystemen (80er Jahre)<br />
3 Arten von Zapfen: k‐419, m‐ 531, l 558-wellenlängenempfindliche Zapfen;<br />
„Zapfen-Mosaik“: jede Stelle = einen Zapfen; ca. 60% Rot, ca. 30 % Grün, ca. 10% Blau<br />
Mischungen<br />
additive Farbmischung: WL: blau + gelbes Licht --> Aktivierung aller 3 Zapfensysteme --> weiß<br />
subtraktive Farbmischung: Mischen von Pigmenten unterschiedl. Farben (Strukturen)<br />
also: Pigmentfarbe X: X = volle Reflexion; Y=teilweise Reflexion; Z1+Z2 = vollständige Absorption<br />
Gegenfarbentheorie Hering<br />
Farbsimultankontrast: ! blau --> gelbes Nachbild, rotes --> grünes Nachbild<br />
Phyisiologie d. GFT:<br />
Theorie: +Auf‐ (weiß, rot, gelb) und -Abbau (schwarz, grün, blau) chemischer Substanzen<br />
Trotzdem: Gegenfarbenzellen (im CGL): unterschiedl. Reaktion (Aktivierung/Hemmung) auf Licht der<br />
Spektren-Enden (Messung der Neuronen-Aktivität)
Farbwahrnehmung wird durch neuronale Verarbeitung geformt:<br />
Retina (Zapfen)! CGL (Gegenfarben)! V1 (höhere Farbmechanismen)!! V2/V4 (Farbkategorien)<br />
Welche Theorie stimmt?<br />
Gegenfarbentheorie (Anfang d. Wahrnehmungsprozess: Rezeptorebene)<br />
Dreifarbentheorie (perzept. Erfahrungen: Ganglienzellen-Ebene & CGL)<br />
--> beide korrekt, beschreiben unterschiedl. physiol. Zshg.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Farbfehlsichtigkeit<br />
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Trichromat: gesunder Mensch<br />
Dichromat: sieht auch schon Farben, aber nicht so viele --> unilateraler Dichromat: 1 Auge Trichromasie, 1 Auge Dichromasie<br />
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Tiefenwahrnehmung<br />
durch monokulare & binokulare Information, ergänzend: Wahrnehmung der Konvergenz und Akkommodation<br />
Tiefenreize<br />
Okulomotorische Faktoren<br />
Konvergenz<br />
Stellung der Augen zueinander ist bei nahen Objekten anders als bei weit entfernten Objekten;<br />
Winkel am Fixationspunkt ist bei nahen Objekten größer als bei fernen Objekten; Spannung der<br />
Augenmuskeln wird bei Entfernungsschätzung berücksichtigt<br />
Akkomodation<br />
Anpassung der Linse an Entfernung der Objekte; entfernte Objekten: flach<br />
nahe Objekte: bauchig<br />
Akkommodationsgrad der Linse (Spannungsgrad der Muskeln, die die Form der Linse<br />
verändern) wird bei Entfernungsberechnung berücksichtigt<br />
Monokulare Informationen<br />
bildbezogen (Hilfen, damit 2D-Abbild auch 3D kann)<br />
‐ Linearperspektive/perspektivische Konvergenz:<br />
Parallele Linien laufen in der Tiefe in einen<br />
Fluchtpunkt<br />
‐ Texturgradient: Linien sind in der Tiefe enger<br />
beieinander als in der Nähe, Farben verblassen,<br />
Konturen verschwimmen<br />
- (Teil‐)Verdeckung: Ein Objekt, das ein anderes<br />
verdeckt, wird als näher empfunden (relativ,<br />
nicht absolut)<br />
- Relative Größe: größere Objekte erscheinen<br />
näher (Inanspruchnahme d. Gesichtfelds)<br />
- relative Höhe<br />
- atmosphärische Perspektive: weit entfernte<br />
Objekte: unscharf, Blaustich --> Partikel<br />
- Schatten<br />
-<br />
bewegungsinduziert<br />
> Bewegungsparallaxe<br />
(Gibson, 1950)<br />
nahe Obj. „fliegen“ schneller vorbei (weite<br />
Strecke auf Retina, „schnell“) als ferne Obj.<br />
(kurze Strecke auf Retina, „langsam“)<br />
Binokular<br />
stereoskoptisches Sehen = Tiefeneindruck<br />
erzeugt durch querdisparitätsbasierter Info<br />
Querdisparation: Information über die<br />
Entfernung eines Objekts<br />
> Unterschied zw. Abbildern d. Augen<br />
(Augenwinkelunterschied)<br />
-->Finger-Objekt-Fovea-Versuch<br />
Horopter:<br />
gedachter Kreis, geht durch Fixationspunkt<br />
+ durch opt. Mittelpunkt beider Augen<br />
> zeigt Position von Objekten an, deren<br />
Abbilder auf korrespondierende<br />
Netzhautpunkte fallen (noch Nulldisparität)<br />
> Information außerhalb des Horopters fällt<br />
auf unterschiedliche Stellen auf Netzhaut<br />
ungekreuzt<br />
Objekt hinter H.<br />
linkes Auge:<br />
Obj. links v. Fix.pkt.<br />
rechtes Auge:<br />
Obj. rechts v.<br />
Fix.pkt.<br />
--> Abbild auf Retina<br />
weiter innen<br />
gekreuzt<br />
Objekt vor Horopter<br />
linkes Auge:<br />
Obj. rechts v. Fix.pkt.<br />
rechtes Auge:<br />
Obj. links v. Fix.pkt.<br />
--> .... weiter außen<br />
> Ver- und Aufdeckung
Größenwahrnehmung<br />
= Wahrnehmung d. Entfernung e. Objekts + relative Größe auf der Netzhaut<br />
> gelingt die Einschätzung d. Entfernung nicht --> Täuschung d. Größenwahrnehmung!<br />
Informationen bei der GW:<br />
>> Relative Größe<br />
Schätzung d. Größe eines neuen Objekts beeinflusst durch vertraute Objekte<br />
>> Verhältnis zum Texturgradienten<br />
Größenkonstanz: gl. große Objekte werden in unterschiedlicher Entfernung als gleich groß<br />
wahrgenommen, obwohl Netzhautbilder unterschiedl. groß sind<br />
> Annahme: Mensch „rechnet“ mit...Formel: S = D * tan(w)<br />
Optische Täuschungen<br />
- Müller-Lyer-Täuschung: Größe-Distanz-Skalierung-Fehler<br />
- Ponzo-Täuschung: höhere Distanz für hinteren Balken wg. Tiefeninformation<br />
Mondtäuschung:<br />
Täuschung: Mond wird am Horizont als größer wahrgenommen als im Zenith<br />
Wahrgenommene Entfernung - Erklärung 1:<br />
Schätzung der Entfernung zum Horizont Gelände einbezogen weiter als zum Zenit leerer Raum („Himmelsgewölbe<br />
sei abgeflacht“/nicht rund) --> Mond wirkt größer, obwohl gleich groß<br />
> Abdeckung d. Geländes durch Lochblende --> Täuschung verschwindet --> Fehler Größe-Distanz-Skalierung<br />
Sehwinkelgrößenvergleich - Erklärung 2: abhängig von Größe der umgebenden Objekten (umso mehr<br />
Himmel drumherum, um so kleiner wirkt M.)<br />
Amesʻscher Raum:<br />
Täuschung: gleich große Personen sehen in gegenüberliegenden Seiten des<br />
Raumes unterschiedlich groß aus<br />
> Größe-Distanz-Skalierung - Erklärung 1: linke Ecke doppelt so weit entfernt wie rechte Ecke (fällt nicht<br />
auf: schiefe Winkle, geometrische Form) --> linke Person mit kleinerem Sehwinkel als rechte Person,<br />
„Distanz aber gleich“ --> Person kleiner.<br />
> relative Größe - Erklärung 2: Ausfüllen Abstand Boden zur Decke
09.12.2011 Wahrnehmungspsychologie<br />
Objektwahrnehmung<br />
Probleme der Objektwahrnehmung<br />
> Unterscheidung ähnlicher Objekte<br />
> Blickwinkelvarianz: Objektkonstanz trotz veränderlichem Betrachtungswinkel<br />
> Unterscheidung von Objekt und Umgebung<br />
> Zusammenführung: Repräsentation von Objektmerkmalen an verschiedenen Orten im Gehirn<br />
> inverse Projektion: unendliche viele versch. Objekte können selbes Abbild auf Retina hervorrufen<br />
> abgedeckte Objekte (Prinzip der guten Fortsetzung)<br />
> unklare Ursachen für Helligkeitsunterschiede<br />
Strukturalismus:<br />
Wahrnehmung kommt durch Kombination sog. elementarer Empfindungen zustande (vgl. Pixel)<br />
--> Kritik: „Das Ganze ist mehr als die Summer seiner Teile, siehe Scheinbewegung, Kippbilder und<br />
Scheinkonturen“ (=Gestaltpsychologie)<br />
Fragestellung: Nach welchen Prinzipen wird Wahrnehmung organisiert?<br />
>> Gestaltgesetze: Organisationsprinzipien der Wahrnehmung keine Gesetze,<br />
Heuristiken! --> keine eindeutigen Vorhersagen möglich<br />
✦ Prinzip der Prägnanz/guten Gestalt/Einfachheit - Reizmuster so gesehen, dass result. Struktur so einfach wie mgl.<br />
✦ Prinzip der Ähnlichkeit : Zusammenfassung ähnlicher Objekte<br />
✦ Prinzip der Nähe - Dinge, die sich nahe beieinander befinden, erscheinen zusammengehörig<br />
✦ Prinzip der guten Fortsetzung/Verlauf - Linien werden so gesehen, als folgten sie dem einfachsten Weg<br />
✦ Prinzip des gemeinsamen Schicksals - Dinge, die in gl. Richtung bewegen, erscheinen zusammengehörig<br />
✦ Prinzip der Bedeutsamkeit/Vertrautheit - Dinge bilden mit größerer WS Gruppen, wenn vertraut erscheinen/bedeuten<br />
----- neu: Prinzip d. gemeinsamen Region, der Verbundenheit v. Elementen und der zeitl. Synchronizität<br />
✦ Figur‐Grund Trennung - Objekte in Umgebung scheinen hervorgehoben, während andere im Hintergrund bleiben<br />
✦ Prinzip der Geschlossenheit - Neigung, nicht‐geschlossene Figuren als geschlossen wahrzunehmen<br />
✦ Prinzip der Symmetrie - Wir neigen dazu, Objekte als eine Figur wahrzunehmen, wenn die Teile spiegelbildlich sind<br />
Algorithmus: Prozedur, die mit Sicherheit zu einer Lösung führt - Heuristik: Faustregel, führt schneller, aber nicht mit Sicherheit zur Lösung<br />
Thorpe, Fize & Marlot:<br />
Versuchsaufbau: 50 ms Exposition zu Bildern (1:1 Tier/Nicht-Tier); durch Loslassen Taste sehr schnelle Reaktion.--><br />
schon nach 150 ms: Unterschied im ERP zw. Tier‐/Nicht‐Tier<br />
--> Wahrnehmungsprozesse mit sehr hoher Geschwindigkeit<br />
Ergebnisse:<br />
‐" nach ca. 50‐80 ms Lichtexposition: Extraktion von Kanten im V1<br />
‐" nach ca. 80 ms: Gehirn entschieden, ob Tier auf Bild sichtbar<br />
--> entspricht ca. 5‐8 Synapsen (Verarbeitungsschritten)<br />
Perzeptuelle Gliederung - Figur und Grund...<br />
- Im Wahrnehmungsprozess produzierte Eigenschaft von Teilflächen 2D-Reizkonfigurationen<br />
- ist globale Reizstruktur, nach der sich Zuweisung von Figur/Grund richtet<br />
Figur > dinghafter > wird als "vor" dem Hintergrund wahrgenommen > Konturen, die umgeben, scheinen zur Figur zu gehören<br />
Hintergrund > wird als ungeformtes Material wahrgenommen<br />
Welche Faktoren beeinflussen, was wir als Figur wahrnehmen?<br />
> untere Teile eines Bildes werden häufiger als Figur gesehen<br />
> Symmetrie, Größe, Ausrichtung und Bedeutung beeinflussen Wahrnehmung einer Figur<br />
Vecera et al. (2002):<br />
Darbietung 1 150ms; AV: Häufigkeit Schwarz/Weiß als Figur zu sehen, links 75%<br />
schwarz als Figur; rechts 50% schwarz als Figur<br />
Darbietung 2 30s; AV: Häufigkeit des Wechsels zwischen Figur – Grund, Links: 84%<br />
schwarz als Figur; Rechts: beliebiger Wechsel<br />
Figur und Grund<br />
Was sind Faktoren, die beeinflussen, was wir als Figur<br />
wahrnehmen?<br />
Vecera et al. (2002)<br />
Darbietung 30 Sekun<br />
Figur und Grund<br />
AV:<br />
Was sind Faktoren, die beeinflussen, was Häufigkeit wir als Figur des Wechs<br />
wahrnehmen?<br />
zwischen Figur - Grun<br />
Vecera et al. (2002)<br />
Ergebnis:<br />
Darbietung 150ms<br />
Links: 84% schwarz als Figur; Rechts: AV: beliebiger Wechsel<br />
Häufigkeit Schwarz/Weiß<br />
als Figur zu sehen<br />
Ergebnis:<br />
Links 75% schwarz als Figur; Rechts 50% schwarz als Figur<br />
09.12.2011 Wahrnehmungspsychologie 31
Moderne Wahrnehmungsforschung - Fragen<br />
Warum antwortet das visuelle System am stärksten auf bestimmte Stimuli?<br />
--> Spezifische Reize werden stärker verarbeitet<br />
> Suche nach Regelmäßigkeiten in der Umwelt:<br />
Copella et al:<br />
Auftrag: Fotografieren alle 2 Minuten (Unigebäude, Campus, Wald)<br />
Ergebnis: vorherrschend horizontale/vertikale Ausrichtung (Obliquieneffekt)<br />
--> Neuronen für horizontale/vertikalen Linien sind lt. Affenexperiment häufig in V1<br />
> viele gerade Konturen verlaufen horizontal/vertikal<br />
> gekrümmte Konturen verlaufen glatt<br />
Figur-Grund Trennung notwendig?<br />
> bei Verdeckung: „das verdeckte Objekt kommt auf anderen Seite heraus“<br />
Muss eine Figur von Grund getrennt werden, bevor wir Objekte erkennen?<br />
Zwar Annahme der Gestaltpsychologen, aber:<br />
Präsentation der Figur für 200ms<br />
Frage an die Vpn:<br />
Gibson & Peterson:<br />
Welches Areal (schwarz / weiß)<br />
Trennung Figur/Grund kann von Bedeutungshaltigkeit e. haben Stimulus sie als beeinflusst Figur gesehen? werden<br />
Versuch: Darbietung für 200 ms - was ist Figur, weiß oder schwarz?<br />
Ergebnis: Falls Frau erkennbar: „schwarz“, falls Frau umgedreht: verzögert „weiß“<br />
Schlussfolgerung: Erkennungsprozess findet entweder vor oder bei der Grund-Trennung statt, nicht<br />
danach!<br />
Wie erkennen wir Objekte aus versch. Blickwinklen?<br />
2 ergänzende Modelle<br />
09.12.2011 Wahrnehmungspsychologie 41<br />
1) >> Zerlegung der Modelle in elementare Teilkörper<br />
Fähigkeit zur Erkennung 3D-Objekte basiert auf 3D-Körpern, die zu groben Skizze zusammengefasst<br />
werden -> Volumetrische Merkmale<br />
- Marr (Stufen der Objekterkennung, von Kanten bis 3D)<br />
- Biederman - Recognition-by-Components-(RBC)-Theorie<br />
Extraktion<br />
36 Geons (Elementarkörper) mit blickwinkelinvarianten &<br />
von Kanten<br />
zufälligen Merkmalen + bwiv. Unterscheidbarkeit.<br />
Überzufällige Zerlegung<br />
--> Repräsentation jedes beliebigen Objekts --> Identifikation<br />
Merkmale nach Konkavität<br />
(genannt: Prinzip der Rekonstruktion elementarer Teilkörper)<br />
> Evidenz:<br />
Bestimmung<br />
der „Geone“<br />
Kantenbild für Objekterkennung reicht (fast) aus<br />
(Farb‐ und Oberflächeninformationen sind relativ unwichtig)<br />
Vergleich mit<br />
Beseitigung von Konkavitäten verhindert Geonsegmentierung,<br />
Repräsentationen<br />
erschwerte Objekterkennung<br />
Zuordnung nach<br />
> Kritik<br />
Ähnlichkeit<br />
Unterscheidung zw. Obj. schwer, falls überlappende Geone (Pferd/<br />
Zebra) -> Farbe, Textur, Bewegung + räuml. Tiefe ebenfalls wichtig<br />
09.12.2011 Wahrnehmungspsychologie<br />
2) >> Modelle der kanonischen Ansichten<br />
3D-Objekte werden erkannt aufgrund d. Repräsentation v. 2D-Ansichten (unterschiedl. Blickwinkeln)<br />
- Logothetis & Pauls<br />
Training von Affen Erkennen e. neuen Objekts --> Ergebnis: Keine Blickwinkelinvarianz gegeben<br />
Geone als Elementarmerkmal<br />
Parallelität<br />
zweier Linien<br />
Wie verarbeitet das Gehirn Infos über Objekte?<br />
3 Experimente
Verarbeitung von Information über Objekte<br />
Rivalisierende Bilder<br />
09.12.2011 Wahrnehmungspsychologie 54<br />
1)Sheinberg & Logothetis: binokulare<br />
Rivalität - gl. Retina-Abbild, unterschiedl.<br />
Feuern d. Neuronen<br />
2)Blake & Logothetis: Rivalisierende<br />
Bilder - Präsentation 2 übereinandergel.<br />
Bilder (Haus=parahippocampaler Gyrus,<br />
Gesicht = Fusiform Gyrus)<br />
Angabe, welches Bild wahrgenommen wird,<br />
Messung d. Hirnaktivität (fMRI)<br />
Ergebnis: Trennung geschieht in höheren<br />
Arealen (nach V1), Neuronen-Feuerrate<br />
gleich hoch bei (a) rivalisierender und (b)<br />
sukzessiver Darbietung<br />
3) Grill-Spector et al.<br />
Präsentation bekannter Person vs. unbekannt vs. nichts: nur 50ms, --> Maskierungsreiz, um Persistenz d.<br />
Sehens zu verhindern<br />
Frage nach dem Unterschied der Aktivierung wenn Erkennung, aber keine Identifikation<br />
Ergebnis: Identifkation (stark), Erkennen (mittel), Kein Entdecken Überlegenheit (nichts) des Menschen bei der<br />
Schlussfolgerung: Neuronale Antwort mit dargebotenem Stimulus assoziiert Objektwahrnehmung<br />
sowie mit Reaktion<br />
Überlegenheit d. Menschen bei der Objektwahrnehmung<br />
Perzeptuelle Intelligenz:<br />
> Menschen haben Wissen über Welt<br />
Warum ist Objektwahrnehmung für Computer ein Problem?<br />
Menschen haben Wissen über die Welt, Computer nicht<br />
Perzeptuelle Intelligenz<br />
Wir nutzen die Erfahrung und entscheiden, dass es sich<br />
um zwei Rechtecke handelt.<br />
-> Likelihood-Prinzip der Wahrnehmung<br />
bzgl. Objekte<br />
Helmoltz: Perzeptuelle Theorie der unbewussten Verarbeitung: Schlüsse<br />
Wahrnehmungen Auswirkung = Ergebnis der Beleuchtung<br />
unbewusster Annahmen über Welt<br />
Likelihood Prinzip der Wahrnehmung<br />
Implizite Wahrnehmung Annahme: Licht v. Obj. kommt so, wie von aufgr. obenvergangener Erfahrungen am wahrscheinlichsten. (Bsp. Abbildung<br />
Rechtecke/ „Wo ist der Hydrant?)<br />
-> die 8 Kreise wölben sich nach aussen, die anderen nach<br />
Palmer Kontextwissen<br />
innen<br />
kontexthaltige Szenerie, kurze Darbietung e. Objekts --> hohe Identifikationsrate, wenn Obj. zu Kontext<br />
Diese Licht-von-oben passt Heuristik hilft uns bei der raschen<br />
Interpretation von Objekten.<br />
bzgl. Licht<br />
Licht-kommt-von-oben-Heuristik<br />
implizit, theoretisch --> vereinfachte Interpretation<br />
(Punkt je nach Helligkeit hervortretend bzw. „vertieft“)<br />
09.12.2011 Wahrnehmungspsychologie 60<br />
09.12.2011 Wahrnehmungspsychologie 63
Aufmerksamkeit Definitionen<br />
James: „Besitzergreifen durch Verstand“, „herausgreifen“, „Bündelung, Bewusstseinskonzentration vs.<br />
Zurückziehen“<br />
Neisser: „Zuwesiung von Analysemechanismen zu einem begrenzten Feldbereich“<br />
Müssler: „Zustand fokussierten Bewusstseins auf Teilmenge der wahrnehmbaren Infos“<br />
Aufgaben der Aufmerksamkeit<br />
> Beachtung von Information, die für unser momentanes Ziel relevant<br />
- Hemmung von irrelevanter Info (?)<br />
> Verarbeitung versch. Merkmale in unterschiedl. Hirnregionen - Wie erfolgt Zuordnung?<br />
Perzeptive Selektion (Klassische Perspektive)<br />
> Wozu wird Aufmerksamkeit benötigt?<br />
- Wir verfügen über begrenzte Ressourcen zur Verarbeitung von Reizen und müssen daher wichtige von unwichtigen<br />
Reizen trennen. aber: Selektion nur eine notwendige Folge der begrenzten Kapazität?<br />
> Eigenschaften der Aufmerksamkeit:<br />
– Selektion bzw. Deselektion<br />
– Bewusste Verarbeitung beachteter Reize<br />
> Aufmerksamkeit ist intentional steuerbar, wird aber z.T. auch automatisch durch Umgebungsreize<br />
abgelenkt.<br />
Handlungssteuernde Selektion (neuerer Ansatz: Einbeziehung d. Handlungskontexts)<br />
„Beachtung v. Info mit Relevanz für aktuelles Ziel“<br />
Handlung bestimmt Wahnehmung.<br />
Koordination d. Verarbeitungssystems (von der Wahrnehmung bis zur motorischen Reaktion),<br />
um Handlungsziele möglichst effizient zu erreichen<br />
Handlungssteuerung >> mehr als nur Auswahl von Info, z.B. auch Reaktionenauswahl.<br />
Styles (1997): „how to allow behaviour to be controlled by the right information at the right time to the right object in the<br />
right order.“<br />
Beispiel von Allport (1987): Äpfelpflücken --> Information z.B. über die Richtung der Bewegung.<br />
Abkopplung bereits mitverarbeitete Objekte (andere Äpfel) von der Greifbewegung, trotzdem Einbeziehen (z.B. als<br />
Repräsentation eines Hindernisses)<br />
Aufgabe der Aufmerksamkeit > Lösen dieser Probleme.<br />
Zwei Arten von Steuerungsproblemen (Neumann, 1987):<br />
a) Effektorrekrutierung<br />
Dieselben Effektoren können nicht gleichzeitig für unterschiedliche Handlungen genutzt werden.<br />
b) Parameterspezifikation<br />
Eine intendierte Handlung kann auf unterschiedliche Art realisiert werden, die Ausführung ist aber an<br />
eine spezifische (vorab festgelegte) Art gebunden.<br />
!"#$%"&"'()*"$'+&$,(#-+..+/$0-12+$<br />
Kontrolle geplanter Handlungen --> aktuelle Handlung inhibiert alle anderen mgl. Handlungen<br />
> Aufmerksamkeit homog. Mechanismus --> Reihe von Mechanismen, liegen kohärenten Handlungssteuerung zugrunde<br />
> begrenz. Kapazität Defizit dient Sicherung des Handlungserfolgs.<br />
8&+(#*"/$F$C+."'+$K6H>5L?$<br />
$<br />
M()+/#12"@9+/$,:/$NBO+A9+/$KP:&*E$<br />
<br />
Visuelle Suche<br />
Q+&'+/$(/$-/9+(+'.(12+/$R(&/S<br />
Treisman & Gelade Merkmalsintegrationstheorie:<br />
&+)(:/+/$,+&"&B+(9+9I$<br />
menschl. Objekterkennung wird erklärt mit visueller Aufmerksamkeit: $<br />
unterschiedliche Orte d. Verarbeitung versch. Obj. --> wie<br />
7&#"+(),$B$C#*)D#$E5F>4G?$<br />
erfolgt 3(+$Q(&'$'(+#+$=/@:&*"9(:/$+(/+*$<br />
Zuordnung? Bindungsproblem!<br />
!"#$!"#$%&'()*+",#&+)-*(+."-#)"$EH#)-8&#I=,-#.&)-"/,I70#/&;G$#&'*J&-$D"#$<br />
NBO+A9$D-)+:&'/+9$KT(/'-/)#U&:B.+*LV$<br />
Versuch: (siehe Bild rechts) --> „Finde das rote O!“ (#,+
Selektive Aufmerksamkeit<br />
Zentrale Fragen der selektiven Aufmerksamkeit:<br />
Auf der Basis welcher Mechanismen wählt das System spezifische Informationen aus und beachtet diese?<br />
> Wie weit wird Information verarbeitet, bevor sie mit Aufmerksamkeit versehen wird (frühe oder späte<br />
Selektion?)<br />
> Folgt die Selektion der Information dem Alles-Oder-Nichts-Prinzip oder einer differenziellen Bewertung des<br />
jeweiligen Informationsangebots?<br />
> Wird die irrelevante Information gehemmt oder die relevante Information verstärkt?<br />
Merkmale<br />
>> selektiv ! >> begrenzt (pro Zeiteinheit: Auswahl e. kl. Infoteils)! >> willkürlich und unwillkürlich<br />
Frühe Selektion 1 + 2<br />
Paradigma des dichotisches Hören<br />
Cocktail‐Party‐Phänomen Cherry<br />
Versuch: Verschiedene Nachrichten auf<br />
beiden Ohen, shadowing einer Nachricht<br />
--> VP: volle Konzentration, VL: gute<br />
Kontrollmgl.<br />
Ergebnisse:<br />
- Primär-Text: relativ fehlerfrei<br />
- Sekundär‐Text: Inhalt, Sprache und<br />
Sinnhaftigkeit nicht rekonstruierbar,<br />
Bemerken v. Stimmwechsel/Signal<br />
Filtertheorie der Aufmerksamkeit Broadbent<br />
2 Reize simultan in sensorischen Speicher,<br />
Auswahl basierend auf physikalischen<br />
Reizmerkmalen --> Alles‐Oder‐Nichts‐Prinzip<br />
(Einkanalhypothese)<br />
Split‐Span Paradigma Broadbent<br />
Zahlendarbietung auf beiden Ohren:<br />
bevorzugt nach Ohr gemerkt als nach<br />
Gleichzeitigkeit<br />
Broadbent<br />
&5/=92'-5,>-<br />
?7(9,+/9:+3,->)7-<br />
@)98:+3,),<br />
&,9'0/)->)/-<br />
A)7B9'),-<br />
C,29':/<br />
D<br />
Treisman (1960): Weitere Shadowing-<br />
Experimente<br />
> Seiten-Wechsel: ca. 6% der VP<br />
wechseln mit Info<br />
> VP-Name auf nicht-beschatteter Seite:<br />
wird bemerkt<br />
> je ähnlicher Texte, desto mehr Fehler<br />
->> nicht‐ beachtete Information wird teilweise<br />
semantisch (inhaltl.) verarbeitet, nicht „abschaltbar“<br />
Attenuation‐Theorie der Aufmerksamkeit<br />
Treisman & Geffen<br />
irrelevante Info: nur Dämpfung<br />
verfügbare Kapazität entscheidet flexibel<br />
über den Ausmaß der Verarbeitung (z.B. nur<br />
bis Reizmuster, Silben, Wörter)<br />
Broadbent<br />
Aktivierungsschwelle: abh. v. Bedeutung<br />
Name<br />
--> Mehr-Oder-Weniger-Prinzip<br />
Späte Selektion<br />
Theorie der späten Selektion Deutsch & Deutsch (theoretisch)<br />
Analyse aller Infos bis zu bestimmten Grad, erst dann Selektion ein<br />
Kriterium: momentanes Handlungsziel; parallel --> setzt effizienten Prozess d.<br />
Gewichtung aller Eingangsreize nach Relevanz voraus<br />
&5/=92'-5,>-<br />
?7(9,+/9:+3,->)7-<br />
@)98:+3,),<br />
&,9'0/)->)/-<br />
A)7B9'),-<br />
C,29':/<br />
D927,)2*5,(/E<br />
6+':)7<br />
C,637*9:+3,/+,F5:<br />
!"#$%#!$%!<br />
Deutsch & Deutsch<br />
D927,)2*5,(/E<br />
6+':)7<br />
&5/=92'-5,>-<br />
?7(9,+/9:+3,-<br />
>)7-@)98:+3,),<br />
G+':)7<br />
&,9'0/)->)/-<br />
A)7B9'),-<br />
C,29':/<br />
&''()*)+,)-./012<br />
&56*)78/9*8<br />
Kontextabhängige Selektion / früh vs. spät<br />
C,637*9:+3,/+,F5:<br />
!"#$%#!$%!<br />
Perceptual Load Hypothesis Lavie (1995)<br />
„notwendige Kapazität determiniert Fähigkeit, die irrelevanten Distraktoren semantisch zu<br />
verarbeiten“ ‐ high load: Distraktoren stören nicht; low load: Distraktoren stören<br />
--> Perzeptueller Load verhindert Verarbeitung irrelevanter Information, Verarbeitungskapazität zu belastet<br />
Memory Load - dreht Effekt um: mehr Störung--> Gedächtnis-Load bedingt, dass Priorität für<br />
Verarbeitung relevanter Infos nicht aufrechterhalten werden kann, deshalb auch irrelevante<br />
&''()*)+,)-./0123'3(+)4-<br />
&56*)78/9*8)+:<br />
C,637*9:+3,/+,F5:<br />
;<<br />
Verschiebung des Filterorts entsprechend der aktuellen Anforderung<br />
keine definitive Entscheidung zw. früher/später Selektion (z.B. Allport et al. 1993)
Ortsbasierte visuelle Aufmerksamkeit<br />
>> Aufmerksamkeit ≠ foveale Verarbeitung (offen und verdeckt)<br />
Helmholtz Augen auf ein Fixationskreuz gerichtet; Blitzlicht (Ausschnitt des Bildschirms)<br />
--> Ergebnis: Verdeckte Aufmerksamkeit<br />
Yarbus Blickbewegungsuntersuchung: Bild mit Aufgabenstellung betrachten<br />
--> Ergebnis: Blickbewegung zielgerichtet, A. an Bewegung gekoppelt<br />
Nach welchen Kriterien wird relevante Information in der Umwelt ausgewählt?<br />
(a) Flankierreizparadigma Eriksen & Eriksen<br />
Versuch: Konzentration + Reaktion auf zentralen Buchstaben R, Aufgabe: links: R,r rechts: M,m<br />
Reaktionszeit: ! schnell, wenn Distraktorreize kompatibel (RRR) --> Erleichterungseffekt<br />
! ! verlangsamt, wenn neutral (rRr)<br />
! ! stark verlangsamt, wenn inkompatibler Distraktorreiz (mRm) --> Interferenzeffekt<br />
Ergebnis: Effekt umso stärker, wenn Distraktoren nah am zentr. Buchstaben<br />
--> Schlussfolgerung: >> ortsbasiertes „Spotlight of attention“, größenveränderlichen Aufmerksamkeitsspots;<br />
Neuere Untersuchung: Ortscue (Markierstimulus, Lichtreiz) verringert Interferenz inkompatibler<br />
Flankierreize, je mehr Zeit zur Verfügung steht; Fokussierung des Targets durch Einengung d. „Gummilinse“<br />
(b) Räumliches Cueing‐Paradigma/spacial cueing Posner, 1980<br />
Versuch: Darbietung eines ortsbezogenen Hinweisreizes, gibt Position des nachfolgenden Zielreizes mit<br />
best. WS (Validität) an (z.B. Pfeil→zentraler Cue; oder kurzzeitige Luminanzänderung→peripherer Cue)<br />
Ergebnis: valid - verkürzt; neutral - mittel; invalid - verlängerte Reaktionszeit<br />
--> Schlussfolgerung: Aufmerksamkeit = beweglicher Lichtkegel (Lichtkegelmetapher). Ø nicht verstellbar<br />
Beachtung e. zusammenhängenden Bereichs des Raumes >> ortsbasierte Aufmerksamkeit<br />
! 3 Mechanismen: ! disengage → Ablösen<br />
! ! ! ! move-Mechanismus → Verlagerung<br />
! ! ! ! engage-Mechanismus → Anbindung<br />
Wie wird Aufmerksamkeit gelenkt?<br />
Exogenes vs. endogenes Cueing Posner et al.<br />
Versuch: Fokussierung auf Bildschirmmitte; dann peripherer Hinweisreiz (Luminanzveränderung),Variation<br />
d. Zeit zw. Erscheinen d. Cues (valide / invalide; CSI 100 – 500ms)<br />
Ergebnis: bereits vor Augenbewegung zeigt sich ein RT‐Gewinn für den peripheren Cue,<br />
> bei zentrl. Cues: endogen: kontrollierte Funktionsweise intenional, willentlich<br />
! - lange Latenz (>500ms), falls mit Info, willentlich lange Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit<br />
! - kann durch exogene unterbrochen werden (→ abhängig von Cue-Validität)<br />
> bei peripheren Cues: exogen: automatische Funktionsweise reizgetrittert, reflexiv<br />
!- kurze Latenz (~ 50‐200ms), auch ohne Info, reizgetriggert, kurze Aufrechterhaltung<br />
! - top-down modellierbar --> nur partiell automatisch, unabhängig von Zweitaufgaben<br />
--> nach ca. 300ms gegenteiliger Effekt<br />
Inhibition of Return: Warum wir einen vorher beachteten Ort nicht wieder beachten<br />
>>Erleichterungseffekt wird zu Inhibitionseffekt:<br />
! Beachtung eines Ortes durch peripheren Hinweisreiz, Erscheinung d. Zielreizes verzörgert<br />
! --> verlangsamte Reaktion: Inhibition<br />
Ergebnis: eben Beachtetes wird gehemmt<br />
--> Schlussfolgerung: Bias der Aufmerksamkeitssteuerung: Absuchen von neuen Orten (Auto)<br />
Sensitivitäts- und Kriteriumseffekte<br />
Warum wird die Reaktion beschleunigt, wenn ein ortsbezogener Hinweisreiz für die Aufmerksamkeitslenkung<br />
gegeben wird?<br />
- erhöhte Sensitivität<br />
- heruntergesetztes Entscheidungskriterium --> Reaktionsschwelle (- SET)
-Neisser & Beckelen (1975): gl. Ort, unterschiedl. Objekte<br />
---> Ballspieler vs. Hände verfolgen<br />
;%<br />
- Duncan (1984)<br />
Versuch: Präsentation ca. 80ms; Manipulation von 4<br />
Merkmalen: Linie: Neigung, Struktur; Box: Größe, Öffnung<br />
VP: entweder Reaktion auf 1 Obj. (Box) oder auf 2 versch.<br />
Obj. (Box+Linie) sowie entweder Reaktion auf 1 o. 2<br />
Merkmale in Folge<br />
Ergebnis: - Antwort bzgl. gl. Obj.: Kein Unterschied d.<br />
Korrekt‐Urteils-WS zw. 1 o. 2 abzugebenden Urteilen<br />
! - Antwort bzgl. 2 versch. Obj. --> signifikant<br />
weniger Korrekt‐Urteile bei Zweiturteilen<br />
--> Schlussfolgerung: Aufmerksamkeit scheint<br />
objektbezogen, da Ort gleich<br />
)8:=)?3(),)-@+/5)'')-&56*)78/9*8)+:<br />
A)*3,/:79:+3,-@3,-A5,19,-B%CD"E<br />
!"#$%#!$%!<br />
P<br />
$#C<br />
$#D<br />
$#H<br />
$#;<br />
)+,6912<br />
&''()*)+,)-./0123'3(+)4-<br />
&56*)78/9*8)+:<br />
,)-@+/5)'')-&56*)78/9*8)+:<br />
Objektbasierte visuelle Aufmerksamkeit<br />
-
Retina = Netzhaut<br />
> Beginn d. visuellen Informationsaufnahme! > Peripherie: Stäbchen & Zapfen (mehr als in Fovea) > Fovea: nur Zapfen, Punkt des schärfsten Sehens<br />
> Abgang Sehnerv: blinder Fleck<br />
Photorezeptoren Zwischenneuronen Ganglienzellen<br />
Stäbchen (rods)<br />
skotopisches Sehen<br />
hohe Lichtsensitivität<br />
Zapfen (cones)<br />
phototopisches Sehen<br />
höhere, scharfe<br />
Auflösung<br />
Amakrin-<br />
Bipolar-<br />
Horizontal-<br />
P- pavozellulär<br />
rezeptive Felder, primär<br />
Zapfen<br />
--> für Details (Struktur,<br />
Farbe, Tiefe)<br />
M-<br />
magnozellulär,rezeptive Felder<br />
--> Bewegung & Objektlokalis.<br />
Transduktion: Umsetzung von Lichtenergie in elektrische<br />
(neuronale) Signale --> Hauptaufgabe von Photorezeptoren<br />
durch:<br />
Sehpigmentmoleküle (Rhodopsin)<br />
1. Opsin (großes Protein)<br />
2. Retinal (lichtempfindliches Molekül)<br />
Transduktionsprozess:<br />
Absorption eines Photons Isomerisation (Formänderung)<br />
Enzymkaskade (Abfolge d. Reaktion durch aktiviertes<br />
Sehpigment) Hyperpolarisation an der Membran<br />
120 Mio., extrafoveal 6 Mio., foveal &<br />
extrafoveal<br />
Unterschied bzgl.<br />
Reaktions-Wellenlänge<br />
419nm (kurzwellig,<br />
blau), 531nm<br />
(mittelwellig, grün) &<br />
558nm (langwellig, rot)<br />
horizontale<br />
Reizweiterleitung**<br />
Konvergenz:<br />
ca. 126 Mio. Photorezeptoren konvergieren auf 1 Mio.<br />
Ganglienzellen<br />
1 Ganglienzelle reagiert auf ein Areal d. Retina<br />
(=Rezeptives Feld)<br />
--> bilden Sehnerv<br />
vertikale Reizweiterleitung*<br />
zusätzliche Kantenverstärkung durch laterale Inhibition<br />
Gedächtnishilfe für Unterscheidung der Aufgaben von Zapfen und Stäbchen:<br />
Monochromaten sind sehr lichtempfindlich, müssen Sonnenbrille tragen --> besitzen keine Zapfen, d.h. nehmen Licht nur durch Stäbchen wahr ---> überfordert