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ZAHNÄRZ TEBLATT

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Die Fluoridierungsschiene –<br />

Prävention der Strahlenkaries<br />

Im Rahmen des interdisziplinären Therapiekonzepts<br />

maligner Kopf-Hals-Tumore, kommt neben Mund-,<br />

Kiefer-, Gesichtschirurgie, Hals-, Nasen-Ohrenheilkunde,<br />

Onkologie und Strahlentherapie auch der Zahnmedizin<br />

eine bedeutende Rolle in der Patientenbetreuung zu.<br />

Nach primärer Operation gilt es vor allem die im Rahmen<br />

einer Bestrahlung zu erwartenden akuten Nebenwirkungen,<br />

wie Strahlenkaries, Mucositis und radiogene Xerostomie,<br />

zu kennen und diese nach Möglichkeit durch<br />

präventive Maßnahmen zu verhindern, oder aber bei<br />

Auftreten entsprechend zu therapieren (Supportivtherapie).<br />

Der folgende Artikel befasst sich vornehmlich mit der<br />

Prävention der Strahlenkaries durch den Zahnarzt. Durch<br />

Anfertigung und Anleitung zur Verwendung einer Fluoridierungsschiene<br />

ist dem Zahnarzt eine effektive Maßnahme<br />

zur Vermeidung des Auftretens einer Strahlenkaries<br />

bei Patienten unter Radiatio gegeben, welche sich<br />

im klinischen Alltag ohne größeren Aufwand leicht<br />

durchführen lässt.<br />

Die Rolle der Strahlentherapie bei der<br />

Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren<br />

Innerhalb des multimodalen Therapiekonzepts von Kopf-<br />

Hals-Tumoren stellt, neben der Chirurgie und Chemotherapie,<br />

die Bestrahlung eine etablierte Therapieform dar. Nahezu<br />

die Hälfte der Patienten mit Kopf-Hals-Tumor erfahren im<br />

Rahmen der Therapie eine Bestrahlung [1]. In vielen Fällen<br />

wird nach primärer Operation mit dem Ziel der vollständigen<br />

Resektion des Tumors, abhängig von der TNM-Klassifikation<br />

(Tumorgröße >T2, Lymphknotenstatus >N1, R1, Lymphangiosis/<br />

Hämangiosis carcinomatosa), eine sequentiell fraktionierte<br />

Bestrahlung (i.d.R. 60Gy) angeschlossen (adjuvantes Konzept).<br />

Abhängig vom Primärbefund werden Tumoren sogar<br />

mittels primärer Radiochemotherapie kuriert, an die sich<br />

dann ggfs. eine Operation anschließt (neoadjuvantes Konzept).<br />

Ebenso ist die alleinige, ggf. auch palliative Strahlentherapie<br />

bekannt. Verbliebene Tumorzellen sollen durch<br />

die Bestrahlung in den programmierten Zelltod überführt<br />

werden, da sich die biologischen Effekte der ioniserenden<br />

Strahlung vornehmlich auf Zellen mit erhöhter Teilungsrate<br />

(Tumorzellen) auswirken. Gleichzeitig erklärt dies auch bei<br />

einer Bestrahlung im Kopf- Hals-Bereich das Nebenwirkungsspektrum<br />

von Radioderm, radiogener Mukositis, Radioxerostomie<br />

sowie Strahlenkaries und infizierte Osteoradionekrose<br />

(IORN) durch Schäden an Haut, (Mund-)Schleimhaut,<br />

Speicheldrüsen sowie Zähnen und Kieferknochen.<br />

Strahlenkaries – Zentrale Nebenwirkung<br />

einer Bestrahlungstherapie<br />

Die im Rahmen der Radiatio auftretende schmerzhafte<br />

Mucositis [2] macht eine suffiziente Mundhygiene oftmals<br />

unmöglich. Eine eingeschränkte orale Hygiene und die<br />

durch die Bestrahlung bedingte Xerostomie können zur<br />

Entwicklung einer Strahlenkaries und konsekutivem Zahnverlust<br />

führen. Typischerweise manifestiert sich die radiogene<br />

Karies vor allem im Zahnhalsbereich (Abbildung 1) [3].<br />

Bei der Ätiologie wird die direkte von der indirekten<br />

Strahlenwirkung unterschieden: Zur Entwicklung einer indi-<br />

Fotos: © Dr. M. Krüger, Univ.-Prof. Dr. Dr. B. Al-Nawas<br />

Abb. 1: Strahlenkaries-Patientin mit<br />

Osteosarkom des Oberkiefers nach<br />

70Gray Bestrahlung.<br />

Abb. 2: Fluoridierungsschienen auf Oberkiefer- und Unterkiefermodell,<br />

nach Anfertigung durch Zahntechniker.<br />

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