ZAHNÄRZ TEBLATT

Abb. 3: Schienen nach Feinanpassung
am Patient.
Abb. 4: Fluoridierungsschienen in situ.
Abb. 5: Wangenretraktoren für
Ober- und Unterkiefer.
Kunststoff (z.B. Firma ERCODENT ® ) hergestellt werden und
in der Regel eine Stärke von 1,5 mm aufweisen. Weiterhin
soll die Schiene dem Modell direkt anliegen und Zähne
wie fixierte Gingiva abdecken. Die Schienen werden mit
Modell vom zahntechnischen Labor an die Praxis zurückgesandt
(Abbildung 1).
Anpassung der Schiene durch den Zahnarzt
und weitere Betreuung
In der zahnärztlichen Praxis erfolgt dann die Anpassung
der Schienen im Mund des Patienten. Hierbei ist auf einen
festen Sitz zu achten. Störende Kanten oder Bereiche,
welche zur Entwicklung von Druckstellen führen könnten,
sind mittels Kunststofffräse abzutragen (Abbildung 2).
Die Handhabung der Schienen sollte dem Patienten vor
Beginn der Bestrahlung demonstriert werden. Außerdem
sollte, zusätzlich zu der durch die Strahlentherapeuten
erfolgten Aufklärung, eine Aufklärung über die zu erwartenden
Nebenwirkungen der Bestrahlung aus zahnärztlicher
Sicht erfolgen.
Weiterhin sollte der Patient angewiesen werden, die Schienen
zweimal täglich mit einer fluoridhaltigen Zahncreme zu
befüllen und die Schienen für 10 bis 15 Minuten zu tragen
(Abbildung 3). Hierzu eignen sich gängige Zahncremes mit
gesteigertem Fluoridgehalt (z.B. elmex gelee ® ). Während
der Bestrahlung erfolgen klinische Kontrollen des Patienten
zur Hälfte und am Ende der Bestrahlung. Hier sollte erneut
ein sorgfältiger Befund erhoben werden und im Falle einer
Mucositis eine symptomatische Therapie eingeleitet werden,
um die Beschwerden zu lindern. Schmerzstillende
Pantothensäure-Lösungen (Bepanthen ® ), ggf. versetzt mit
Lidocaingel, eignen sich, um die Symptome zu lindern. Im
Falle eines Pilzbefalls kommen topische Antimykotika zum
Einsatz (Amphomoronal ® / Nystatin ® ). Die Fluoridierung
sollte außerdem über die Zeit der Radiatio hinaus für vier
bis sechs Wochen fortgeführt werden.
Wangenretraktoren
Die Fluoridierungsschienen dürfen nicht mit den Wangenretraktoren
verwechselt werden. Letztere sind deutlich dicker
und aus weichem Kunststoff hergestellt (Abbildung 5). Sie
kommen zum Einsatz, wenn metallische Restaurationen
vorliegen. Ein direkter Kontakt der Schleimhaut mit diesen
Materialien führt unter der Bestrahlung zu Dosisspitzen
und damit gehäuft zu Strahlenulzerationen. Häufig ist es
also erforderlich für einen Patienten zwei Sätze, namentlich
Fluoridierungs- und Wangenretraktoren, anzufertigen. Die
Abrechnung sollte hier ggf. unter Hinweis auf die geltende
Stellungnahme der DGZMK erfolgen [15].
Fazit für die Praxis
Die Fluoridierungsschiene stellt für Patienten unter Bestrahlung
im Kopf-Hals-Bereich ein einfaches Mittel zur Prävention
der Strahlenkaries dar und lässt sich ohne großen Aufwand
von jedem Zahnarzt problemlos anfertigen. Um eine
optimale Betreuung zahnärztlicher Patienten mit Bestrahlung
im Kopf-Hals-Bereich zu gewährleisten, empfiehlt es sich
für den behandelnden Zahnarzt nach einer „Checkliste
Bestrahlungspatient“ vorzugehen:
„Checkliste“ Bestrahlungspatient:
Sorgfältige Befundung
(klinisch und röntgenologisch)
Durchführung von Zahnextraktionen
und konservierenden Maßnahmen,
sowie Optimierung der Mundhygiene
Herstellung von Fluoridierungsschienen
(Abformung – Zahnarzt/Herstellung –
Zahntechniker/Anpassung – Zahnarzt)
Instruktion des Patienten zur Handhabung der
Schiene und zu allgemeinen Verhaltensmaßregeln
(Prothesenkarenz)
Klinische Kontrollen zu Beginn, Mitte und
Ende der Bestrahlung
—
Dr. Maximilian Krüger
Univ.-Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas
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